Forum: Offtopic Solarer Strompreisverfall


von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Hallo,

die Solarbranche boomt. Könnte es da nicht sein, dass über das Ziel 
hinausgeschossen wird?

Ich stelle mir das so vor: Solarförderung ist noch garantiert und die 
Nachfrage an Solartechnik dadurch sehr hoch. Die Hersteller rüsten auf, 
immer mehr Fabriken, immer niedrigere Preise, immer mehr Absatz. Es 
werden viele Anlagen gleichzeitig aufgebaut. Die Anlagen gehen verzögert 
ans Netz, erst dann merkt man, dass es schon zu viele sind. Es befinden 
sich aber immer noch Anlagen im Bau. Die Kunden kaufen trotzdem weiter 
Solartechnik, denn es wird ja gefördert und die Abnahme ist garantiert.

Nun scheint der Markt bald gesättigt, auf jedem Dach ist Solar. Die 
Hersteller haben gerade neue Fabriken fertig gestellt, aber die 
Nachfrage sinkt. Jetzt ist das Geld für die Fabrik ausgegeben. Nun geht 
es nur noch um Verlustminimierung. Es müssen noch Solarzellen produziert 
und halb verschenkt werden, damit wenigstens ein Teil der 
Fehlkalkulation ausgeglichen wird.

Jetzt haben alle installierten Solaranlagen zusammen die 5-fach 
Produktionskapazität im Vergleich zum gesamten Stromverbrauch. Die 
Anlagen werden ferngesteuert abgeschaltet und die Solarförderung 
weitergezahlt, was an Energie erzeugt worden wären, wenn die Anlage in 
Betrieb gewesen wäre.

Ob so etwas realistisch sein könnte?

von Purzel H. (hacky)


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Mit der Kernkraft war das so. In den 60ern hat man davon getraeumt : nie 
mehr schneeschaufeln, wir bauen in die Strassen und Wege eine Heizung 
ein und schmelzen den Schnee einfach weg. Durch grenzenlose und 
grenzenlos guenstige Energie. Mittlerweile ist dieser Traum 
ausgetraeumt, die Abrisskosten, die haetten hinterlegt werden sollen, 
wurden nicht hinterlegt...

von Michael K. (charles_b)


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Nun, auf JEDEM Dach ist nun wahrhaftig noch keine Anlage. Höchsten in 
verschworenen Gebirgsbauerndörfern, wo man ohne PV-Anlage keinen 
Sitzplatz in der Kirche bekommt.

Aber:

1. Die Vergütung ist inzwischen schon ordentlich gesunken, nach den 
nächsten paar Strompreiserhöhungen wird der eigene Solarstrom BILLIGER 
sein als der, der aus dem Netz kommt.

D.h. spätestens dann werden die Leute anfangen, sich auch ohne Förderung 
die Dinger aufzustellen => Boom für die Branche!

2. Was fehlt sind praktische Lösungen zum Eigenverbrauch bzw. lokalem 
Verbrauch. Da könnte IT&Co ne Menge helfen, doch die Leute diskutieren 
ja noch über den Datenschutz beim intelligenten Stromzähler.

Hier fehlen die geeigneten Netzkonzepte. Ein Witz auch die Sache mit den 
Windrädern in Norddeutschland: Dann sollen sie halt dort auch die 
Fabriken hinbauen, die den Strom tatsächlich brauchen, anstatt ihn per 
Fernleitung nach Oberammergau zu schippern.

Früher nannte man das  Standortvorteil: billige Energie. Bremen z. B. 
könnte ein paar vernünftige Industrieansiedlungen durchaus gebrauchen.

3. Konkurrenzfähig werden die deutschen Firmen nur sein, wenn sie 
deutlich besser Ware als China anbieten können. Nur dann ist auch ein 
Mehrpreis gerechtfertigt.

Mit der Solarförderung bzw. den von den Verbrauchern einkassierten 
Strompfennigen hätte man besser Forschung betrieben bzw. die Solarfirmen 
verpflichten sollen, dass sie technologische vorne dran bleiben. Statt 
dessen hat man gehofft, mit Massenware im Markt bleiben zu können. 
Pustekuchen.

von Jörg S. (joerg-s)


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Stefan Helmert schrieb:
> die Solarbranche boomt.
Wo? In Deutschland geht es gerade massiv bergab.

> Nun scheint der Markt bald gesättigt,..
Nicht wirklich. Neben D. gibt es noch zich andere Länder wohin 
exportiert wird.

von Jörg S. (joerg-s)


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Zwei von Drei schrieb:
> ...die Abrisskosten, die haetten hinterlegt werden sollen,
> wurden nicht hinterlegt...
Wer behauptet das?

von Jörg S. (joerg-s)


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Michael K-punkt schrieb:
> Ein Witz auch die Sache mit den Windrädern in Norddeutschland: Dann
> sollen sie halt dort auch die Fabriken hinbauen, ...
Ja genau, is ja auch viel einfacher. lol

> 3. Konkurrenzfähig werden die deutschen Firmen nur sein, wenn sie
> deutlich besser Ware als China anbieten können. Nur dann ist auch ein
> Mehrpreis gerechtfertigt.
Das wären dann aber nur noch die Nieschenmärke (wenig Jobs) und keine 
Massenware mehr.

> Mit der Solarförderung bzw. den von den Verbrauchern einkassierten
> Strompfennigen hätte man besser Forschung betrieben bzw. die Solarfirmen
> verpflichten sollen, dass sie technologische vorne dran bleiben.
Geforscht wird und wurde eine Menge. Das Geld dazu mag zwar aus einem 
anderen Topf kommen, aber an Geld hat es da eh nie gemangelt.

von Michael K. (charles_b)


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Jörg S. schrieb:
> Michael K-punkt schrieb:
>> Ein Witz auch die Sache mit den Windrädern in Norddeutschland: Dann
>> sollen sie halt dort auch die Fabriken hinbauen, ...
> Ja genau, is ja auch viel einfacher. lol

Nun, Alumiumfabriken mit hohem Stromverbrauch stehen gerne mal in 
Norwegen. Warum wohl?

>> 3. Konkurrenzfähig werden die deutschen Firmen nur sein, wenn sie
>> deutlich besser Ware als China anbieten können. Nur dann ist auch ein
>> Mehrpreis gerechtfertigt.
> Das wären dann aber nur noch die Nieschenmärke (wenig Jobs) und keine
> Massenware mehr.

Oder halt Erste-Klasse-Ware. Sagen wir mal 3 Prozentpunkte höherer 
Wirkungsgrad. Dann werden die Module kleiner, die Alu-Konstruktion wird 
billiger und pro qm kann man mehr vom Staat abzocken - das wäre doch der 
Renner.

>> Mit der Solarförderung bzw. den von den Verbrauchern einkassierten
>> Strompfennigen hätte man besser Forschung betrieben bzw. die Solarfirmen
>> verpflichten sollen, dass sie technologische vorne dran bleiben.
> Geforscht wird und wurde eine Menge. Das Geld dazu mag zwar aus einem
> anderen Topf kommen, aber an Geld hat es da eh nie gemangelt.

Wenn man sich überlegt, dass für die Kernkraft das KfK (heute anders 
genannt) gebaut wurde, dann ist die Solarforschung eher eine 
Bastelstube.
Auch die Chip-Industrie gehen ganz anders und konzertierter an 
technologischen Neu-Entwicklungen heran.

von Jörg S. (joerg-s)


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Michael K-punkt schrieb:
> Nun, Alumiumfabriken mit hohem Stromverbrauch stehen gerne mal in
> Norwegen. Warum wohl?
Mag sein, aber eine Fabrik verschiebt man eben nicht mal schnell von 
einer Seite Deutschlands auf die andere.

> Oder halt Erste-Klasse-Ware. Sagen wir mal 3 Prozentpunkte höherer
> Wirkungsgrad. Dann werden die Module kleiner, die Alu-Konstruktion wird
> billiger und pro qm kann man mehr vom Staat abzocken - das wäre doch der
> Renner.
Ich kann mir nicht vorstellen das das mehr Geld einbringt als China 
Module.



> Wenn man sich überlegt, dass für die Kernkraft das KfK (heute anders
> genannt) gebaut wurde, dann ist die Solarforschung eher eine
> Bastelstube.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/solarenergie-deutsche-forscher-streben-an-die-weltspitze-a-648234.html

von Peter L. (Gast)


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durch  das Solarstrom (oder Windstrom)  Überangebot wird der 
Energiepreis fallen und wieder mehr fossile Energieträger genutzt 
(verschwendet) werden.
Also eigentlich kontraproduktiv.

von H.Joachim S. (crazyhorse)


Angehängte Dateien:

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Wo siehst du denn Potential für eine Preissenkung? Bei den mickrigen 23% 
Erzeugungskosten?
Es wurde schon ausreichend dafür gesorgt, dass Strom nie wieder billiger 
wird. Die einzige Frage ist, wann kommt die nächste Abgabe obendrauf 
oder welche wird weiter erhöht. Abgabeneintreiberlieben am meisten die 
Sachen, die jeder braucht und sich im Prinzip nicht wehren kann.

von Michael K. (charles_b)


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Jörg S. schrieb:

> 
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/solarenergie-deutsche-forscher-streben-an-die-weltspitze-a-648234.html

Man kann (oder konnte) den Zuwendungskatalog des BMBF mal online 
auswerten. Da kamen bei Kernkraftprojekten einfach noch ein paar Nullen 
hintendran.

Bei Jessi ging es um Milliarden, bei Medea auch.

http://www.computerwoche.de/heftarchiv/1995/49/1118750/

von Christian K. (Firma: Atelier Klippel) (mamalala)


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H.joachim Seifert schrieb:
> Wo siehst du denn Potential für eine Preissenkung? Bei den mickrigen 23%
> Erzeugungskosten?
> Es wurde schon ausreichend dafür gesorgt, dass Strom nie wieder billiger
> wird. Die einzige Frage ist, wann kommt die nächste Abgabe obendrauf
> oder welche wird weiter erhöht. Abgabeneintreiberlieben am meisten die
> Sachen, die jeder braucht und sich im Prinzip nicht wehren kann.

Oh, da würde es einiges an Potentialen geben. Man könnte z.B. dafür 
sorgen das die Industrie ebenfalls EEG und Netznutzungsgebühren zahlen 
muss, und nicht nur der private Verbraucher.

Als nächste könnte man den Anbietern mal die ekelige Praxis verbieten, 
oder zumindest grob vermiesen, das sie horrende Grundbeträge fordern für 
"Bereitstellung", "Messung", etc. Wenn die z.B. Bereitstellungskosten 
wollen, dann muss man sie auch zu 100% für die Schäden/Kosten vpn 
Stromausfällen haftbar machen können. Die Messpreise sind ebenfalls ein 
schlechter Witz. Zum einen hat man Zähler die Jahrzehnte alt sind. Zum 
anderen kriegt man meist eh nur noch eine Karte, muss selber ablesen und 
und dann in die Karte eintragen, die man am Ende dann zurückschickt.

Beispiel: Ich habe auch Nachtstrom, also zwei Zähler. Für HT hätte die 
RWE seit 2011 gerne 78,85 für Verrechnungs-/Leistungs-/Grundpreis. Für 
NT hätte sie gerne 66,72 Mess-/Schaltpreis pro Jahr. Da ich deren 
Preiserhöhungen für den kWh-Preis ja nicht zahle, komme ich ich in 2011 
auf ca. 98 Euro für den Verbrauch HT und ca. 56 Euro Verbrauch für NT.

Da stehen diese Grundpreise ja in keiner Relation mehr zum Verbrauch.

Bei den Netznutzungsgebühren könnte man auch mal einen Kahlschlag 
machen. Das Kartellamt hat schon mehrmals angemerkt das die 
Netznutzngsgebühren wohl viel zu hoch sind. Dazu kommt das die Netze ja 
oftmal eigentlich von den gleichen betrieben werden die auch erzeugen. 
Nur das man halt eine Tochtergesellschaft draus macht, um so dann 
offiziell lügen zu können "Aber da können wir ja nichts dafür das die 
Netznutzungsgebühren teurer geworden sind!".

Achja: Wer Strompreiserhöhungen zahlt ist übrigens selber schuld. 
Einfach für unbillig erklären, Berechnungsgrundlagen anfordern (was sie 
einem ja nie senden wollen), und weiterhin den alten Preis zahlen, 
fertig.

Grüße,

Chris

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Es mag zwar sein, dass der Strom viel kostet, mir ist es aber lieber 
etwas mehr Geld zu bezahlen, als im Dunkeln zu stehen. Wenn man zu sehr 
mit Kartellzerschlagung, Preisgarantie usw. droht, dann schalten DIE 
vielleicht mal den großen Lichtschalter aus...

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