Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schutzklasse 2 und Metallgehäuse


von Phil R. (philipp-)


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Hallo,
im Tabellenbuch Elektrotechnik steht, man würde für Schutzklasse 2 ein 
Kunststoffgehäuse brauchen. Stimmt das so? Reicht es nicht auch, wenn 
alle spannungsführenden Teile gegen das (Metall-) Gehäuse doppelt 
isoliert sind?

Danke!

von Kai K. (klaas)


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>Stimmt das so?

Nein. Die meisten Consumer-Geräte von Kenwood, Onkyo und wie sie alle 
heißen, haben Metallgehäuse und sind gleichwohl Schutzklasse II.

>Reicht es nicht auch, wenn alle spannungsführenden Teile gegen das
>(Metall-) Gehäuse doppelt isoliert sind?

Natürlich. Dazu brauchst du nur doppelte oder verstärkte 
Schutzisolierung. Konkret heißt das insbesondere, daß du einen 
Netzspannungsdraht, der sich an einer Lötstelle löst, zuverlässig daran 
hindern können mußt, mit berührbaren Metallteilen oder Teilen der 
Schaltung in Kontakt zu kommen.

von Phil R. (philipp-)


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Wird das Metall-Gehäuse in solchen Fällen überhaupt nicht kontaktiert?

Ist irgendwo definiert, wie die doppelte Isolation ausehen muss? Mich 
würde vor allem interessieren, welche Stecker man für Ein- und Ausgänge 
verwenden darf.

Vielen Dank!

von Kai K. (klaas)


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>Wird das Metall-Gehäuse in solchen Fällen überhaupt nicht kontaktiert?

Doch, ist in der Regel direkt mit der Signalmasse verbunden. Jedenfalls 
war es früher oft so.

>Ist irgendwo definiert, wie die doppelte Isolation ausehen muss? Mich
>würde vor allem interessieren, welche Stecker man für Ein- und Ausgänge
>verwenden darf.

Es geht ja nur um die Netzspannung, die besonders sicher gehandhabt 
werden muß. An den Cinch-Buchsen ändert sich nichts.

Schraub doch mal ein Gerät auf, dann siehst du, wie das gemacht wird.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Die Isolation der verbauten Komponenten auf der Netzseite sollte so gut 
sein, das 250uA Leckstrom zum Gehäuse und zum PE nicht überschritten 
werden:

http://de.wikipedia.org/wiki/Schutzklasse_%28Elektrotechnik%29

von Phil R. (philipp-)


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Kai Klaas schrieb:
>>Wird das Metall-Gehäuse in solchen Fällen überhaupt nicht kontaktiert?
>
> Doch, ist in der Regel direkt mit der Signalmasse verbunden. Jedenfalls
> war es früher oft so.

Ich hätte noch eine dumme Frage:
Angenommen ich habe einen DVD-Player und einen Fernseher. Beide haben 
Euro-Stecker und der Fernseher hat DVB-T, also keinen Antennenanschluss. 
Auf welchem Potential sind dann Signalmasse bzw. 
DVD-Player-Gehäusemasse? Die Geräte haben ja keine Verbindung zur 
Erdung!

von Tilo (Gast)


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Doch, die Geräte haben eine Verbindung zur Erde, nämlich über kapazitive 
Kopplungen.

Viele Metallgehäuse von Klasse II Geräten sind überhaupt nicht 
verbunden, also auch mit keiner Signalmasse.

Das floatet dann alles mehr oder weniger.

von Mathias (Gast)


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von Kai K. (klaas)


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>Auf welchem Potential sind dann Signalmasse bzw. DVD-Player-
>Gehäusemasse? Die Geräte haben ja keine Verbindung zur Erdung!

Die Signalmasse kann zu einem beliebigen Potential floaten. In der Regel 
gibt es aber Kriechströme zur Erde, weil ja Häuser üblicherweise baulich 
immer irgendwo geerdet sind.

Unangenehmer ist da schon die kapazitive Kopplung zur Netzspannung durch 
die Wicklungskapazität des Netztrafos oder durch den Y-Cap im 
Schaltnetzteil. Da kann man mit einem DVM im AC-Bereich zwischen 
Signalmasse/Gehäuse und Erde teilweise beachtliche Wechselspannungen 
messen. Es ist dann auch oft unangenehm, wenn man solche Gehäuse 
berührt. Man zwingt durch den niedrigen Körperwiderstand, der das 
Gehäuse jetzt zwangserdet, zwar die Wechselspannung in die Knie, aber 
bis es soweit ist, hat man eine unangenehm hohe Wechselspannung am 
Finger. Dieses kribbelnde Gefühl am Fingerrücken kennt ja wohl jeder.

>Viele Metallgehäuse von Klasse II Geräten sind überhaupt nicht
>verbunden, also auch mit keiner Signalmasse.

Die Gehäuse die ich bisher gesehen habe, waren alle aus Abschirmgründen 
irgendwie mit der Signalmasse verbunden, entweder über einen 1...100nF 
Cap (sehr selten) oder aber direkt (fast immer).

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