Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kompensation von Leitungskapazität


von rlc (Gast)


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Hallo,

ich habe eine Anwendung bei der die Leitungskapazität etwa 200pf 
beträgt.
Diese möchte ich möglichst kompensieren.

Im Falle einer Spannungsquelle mit resistiver Last und Leitungskapazität 
am Ausgang ist dies relativ einfach über den komplexen Spannungsteiler 
möglich.
http://www.physik-schule.de/download/pdf/Physik/ELEK_1_Grundschaltungen.pdf

Wie sieht es nun jedoch aus wenn ich statt einer Spannungs- eine 
Stromquelle habe?
Benötige ich dann zur Kompensation zwingend eine negative Impedanz?
Oder gibt es eine einfachere Lösung.

von Kai K. (klaas)


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Erzähle mal ganz konkret, was du machen willst. Diese rein theoretischen 
Fragen ergeben doch gar keinen Sinn.

von rlc (Gast)


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Es geht im Moment auch nur um prinzipielle Überlegungen, das ist das 
Problem...

Ich hab eine Schaltung die bestimmte Ströme in einer bestimmten Abfolge 
erwartet.
Dazu möchte ich eben verschiedene Ströme  in der erwarteten Abfolge 
schalten.

Die Leitungskapazität bewirkt nun jedoch, dass die Flanken nicht steil 
genug sind.
Diesen Effekt versuche ich möglichst zu kompensieren.

Das ganze ist Teil einer Projektarbeit an der FH.

von Bernd (Gast)


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> Wie sieht es nun jedoch aus wenn ich statt einer Spannungs-
> eine Stromquelle habe?

Dann werden aus e-Funktions-Flanken schön schräge Rampen.

von nixundnul (Gast)


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ich würde am Leitungsausgang sehr niederohmig abschließen, vielleicht 
den Eingang eines Stromspiegels. Vielleicht auch im Stichwort 
Strom-Spannungs-Wandler. Wenn auf der Leitung keine Spannungsänderungen 
sind, sondern nur Stromänderungen, spielt die Kapazität keine Rolle 
mehr.
Es gibt aber auch die Leitungsinduktivität. Wenn Du es genau nehmen 
willst, mußt Du die Leitung ausgangsseitig mit einem (ohmschen) 
Widerstandswert belasten, der dem "Wellenwiderstand" der Leitung 
entspricht. Das sind meist 50 Ohm (Koaxialkabel) bis 200 Ohm (Flachkabel 
mit viel Abstand).
Hast Du Klemmstellen oder Knicke in der Leitung, sollte die Leitung, 
wenn sie vom Eingang in Deinen Signalgenerator hineinschaut, ebenfalls 
einen Widerstand (Größe Wellenwid) sehen (nach Masse).
In der Literatur ist das meist gut beschrieben. Suche einmal in der 
Bibliothek nach "Wellenwiderstand".
"Werkstattantworten" nach Gefühl kann es nur geben, wenn Du ein paar 
Angaben zu Frequenz, Flankensteilheit, Spannung, Strom, Leitungstyp und 
Länge machst.

von Kai K. (klaas)


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>ich würde am Leitungsausgang sehr niederohmig abschließen,

Genau, am besten vielleicht mit einem Transimpedanzverstärker, die ja 
einen 0R Eingang haben. Wenn der TIA in der Gegenkopplung sauber 
kompensiert ist, kommt er mit 200pF-Kabelkapazität genauso gut klar, als 
ob da ein Detektordiode mit 200pF Sperrschichtkapazität wäre.

von Hagen R. (hagen)


Angehängte Dateien:

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Ähnliches Problem hatte ich mit ener Anbindung einer Photodiode an einen 
TIA. Gelösst wurde es indem der Eingang zum TIA über einen 
Spanunngsfolger-Opamp mit größerer GBW der "Schirm" des Kabels, sprich 
Anode der Photodiode, getrieben wurde. Der TIA sieht dann nur noch die 
seine eigene Eingangskapzität und die Eingangskapazität des 
Spannungsfolgers-OPamp, statt Kapazität des Koax-Kabels + Photodiode.

Im Attachment ist U1 der TIA, U3 der Spannungsfolger-Opamp und links die 
beiden Photodioden.

Gruß Hagen

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Interessante Schaltung. Und das hast du stabil ohne Schwingneigung 
hinbekommen?

von Hagen R. (hagen)


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Idee stammt von hier 
http://www.edn-europe.com/bakersbestremotephotosensing+article+4726+Europe.html#ref

Im Grunde ist es ein Bootstrapping und man findet auch einiges als 
diskreten Schaltungsaufbau. Ob das dem OT hilft weiß ich aber nicht so 
recht.

Gruß Hagen

von Maik F. (sabuty) Benutzerseite


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Hagen Re schrieb:
> Idee stammt von hier
> 
http://www.edn-europe.com/bakersbestremotephotosensing+article+4726+Europe.html#ref
>
> Im Grunde ist es ein Bootstrapping und man findet auch einiges als
> diskreten Schaltungsaufbau.

Diese Schaltungen funktionieren recht gut, haben aber die 
(prinzipbedingte) Einschränkung, dass man die Photodiode nicht 
vorspannen kann.

von Hagen R. (hagen)


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korrekt, aber man spannt Si-Photodioden ja nur vor um deren Kapazität zu 
reduzieren, was sich mit dem Bootstrap ja erledigt. Weiterer Vorteil ist 
der geringere Einfluß des Dunkelstromes, da ja ohne Vorspannung 
gearbeitet wird. Nachteil ist das Rauschen das schwieriger in den Griff 
zu bekommen ist. Da bei meiner Schaltung zwei Photodioden antiparellel 
geschaltet sind würde man unter normalen Umständen die beiden 
Photodioden nur vorspannen können wenn man die eine Photodiode gegen V+ 
und die andere gegen V-/GND legen wird, also in Reihe zwischen V+ und V- 
mit Mittelabgriff an den TIA. Bei mir ist es halt so das ich mit den 
antiparellen Photodioden arbeiten muß (diff. DC-Lichtunterdückung) und 
zudem noch zum Optikboard per 10cm Koax Kabel anbinden muß.

Leider habe ich meine Messreihen mit dem aktuellen Aufbau noch nicht 
ganz fertig gestellt, sonst könnte ich dazu noch mehr schreiben.

Gruß Hagen

von Kai K. (klaas)


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>Diese Schaltungen funktionieren recht gut, haben aber die
>(prinzipbedingte) Einschränkung, dass man die Photodiode nicht
>vorspannen kann.

Nachteilig ist das höhere Verstärkerrauschen und die Tatsache, daß die 
Abschirmung des Kabels keine Störungen mehr direkt nach Masse ableiten 
kann. Für Frequenzen jenseits der Bandbreite des OPamps ist die 
Abschirmung nicht länger existent, was natürlich katastrophale 
Auswirkungen haben kann (Handystrahlung, ESD, etc.).

Diese Bootstrapschaltungen sind eher ein Ding der Vergangenheit und 
bestehen kaum die heutigen CE-Tests.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Und wenn nun ein Übertrager dazwischen ist?

von Hagen R. (hagen)


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Kai Klaas schrieb:
>>Diese Schaltungen funktionieren recht gut, haben aber die
>>(prinzipbedingte) Einschränkung, dass man die Photodiode nicht
>>vorspannen kann.
>
> Nachteilig ist das höhere Verstärkerrauschen und die Tatsache, daß die
> Abschirmung des Kabels keine Störungen mehr direkt nach Masse ableiten
> kann. Für Frequenzen jenseits der Bandbreite des OPamps ist die
> Abschirmung nicht länger existent, was natürlich katastrophale
> Auswirkungen haben kann (Handystrahlung, ESD, etc.).
>
> Diese Bootstrapschaltungen sind eher ein Ding der Vergangenheit und
> bestehen kaum die heutigen CE-Tests.

Hm, und was wäre mit doppelter Schirmung ?

Bei mir geht es, auf Grund der Kürze des Koax Kabels, nicht so sehr um 
ESD, aber bischen verunsichert bin ich nun doch.

Gruß Hagen

von Kai K. (klaas)


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>Hm, und was wäre mit doppelter Schirmung ?

Wenn die in genügend weitem Abstand zur Schaltung erfolgt, ist das kein 
Problem. Aber mit einer doppelt abgeschirmten Koaxleitung steigt wieder 
die Schwingneigung.

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