Hallo, lese zwar schon länger hier mit habe mich aber soeben erst angemeldet. Ich studiere derzeit Elektrotechnik im zweiten Semester an der Hochschule. Eigentlich ist das zweite Semester schon fast zu Ende. Zwei Prüfungen werde ich die nächsten Tage noch schreiben. Das Studium und die Inhalte finde ich sehr interessant und ich bin mir sicher, das Richtige zu studieren. (Bevor jetzt wieder die Diskussion los geht, dass der E-ing heutzutage sowieso keinen Job mehr bekommt: Dem erlogenen Fachkräftemangel bin ich mir bewusst aber ich glaube trotzdem, dass es einem in dieser Branche vergleichsweise mit am Besten geht.) Noten im ersten Semester waren gut und auch diesmal scheint alles gut zu laufen. Aber rückblickend auf das nun fast vergangene Semester und vor allem die letzten Wochen stelle ich fest, dass der Lernaufwand einfach enorm war. Am Wochenende abends immer schön etwas unternehmen aber sonst eigentlich keine Freizeit. Vor allem im Vergleich zum ersten Semester fällt mir das auf. Daher stelle ich mir natürlich die Frage, ob sich diese Steigerung fortsetzen wird. Sollte dem nämlich so sein und dies höre ich immer öfter, werde ich mir für die Zukunft wohl eine etwas andere Strategie überlegen müssen. Ich bin gespannt auf Antworten von Leuten mit diesbezüglicher Erfahrung. Wie war es bei euch? Mit freundlichem Gruß Stefan
Hallo, ja ich studiere an der Hochschule München.
Bin im 10. Semester. Bachelor war Schwerpunkt Nachrichtentechnik, Master Energietechnik (alles an der FH). Wenn du dazu neigst auf Nummer sicher zu gehen und nicht den "Mut zur Lücke" hast was Prüfungen angeht, und auch nicht bei den Naturtalenten bist die eh den Dr. dran hängen, dann wird es auf jedenfall streßiger werden. Die schlimmsten Semester waren für mich das 4. und das 6. Im Master waren die Fächer zwar inhaltlich schwer, die Prüfungen aber leicht.
Es steigert sich die ersten paar Semester (so 60% des Studiums) immer weiter..das ist ganz normal
Bin auch an einer FH: Etech - Nachrichtentechnik. Das Lernen an sich für die Klausuren war nie das größte Problem. Habe keine Supernoten, Schnitt 2,0 aber der Lernaufwand dafür war schaffbar. Anstrengend war das vergangene (6.) Semester mit 5 Laboren + Vorlesungen. Labrorvorbereitung, Durchführung und anschließende Berichte kosten vieeel Zeit und lassen sich nicht aufschieben. Da muss man sich die Zeit gut organisieren. War aber trotzdem schaffbar und habe befriedigende bis sehr gute Noten erarbeiten können trotz Nebenjob. Vom Stoff her fordernd fand ich das dritte und vierte Semester, wo die Grundlagen ihren Höhepunkt erreichen. Danach gehts mit spezialisierten Themen weiter, welche zwar nicht einfacher, dafür aber umso interessanter wurden. Das geht dann viel besser in den Kopf, weil Spannend :D
Ich habe auch an der Hochschule München studiert, habe vor kurzem meine Masterarbeit abgegeben und warte noch auf das Zeugnis :). Nach meiner Erfahrung sind die ersten vier Semester am schwierigsten. In den ersten beiden Semester hängt viel von deinem Vorwissen (Schule etc.) ab. Der Lernaufwand ist sehr groß, vor allem wenn man gute Noten haben will. Leichter wird es sicher nicht. Zum Ende des Studiums lernt man aber mit den Dingen umzugen, weiß wie man sich effektiv auf Prüfungen vorbereiten muss und das erleichtert vielleicht einiges. Dazu kommt, dass die Profs auch nicht mehr "Aussortieren", daher die Studenten, die es bis dahin geschafft haben auch normalerweise das Studium erfolgreich beenden und denen will man keine schlechten Noten ins Berufsleben mitgeben. Was das Masterstudium angeht schließe ich mich meinem Vorredner an: Die Inhalte von manchen Fächern sind schwierig, aber die Prüfungen sind normalerweise leichter. Aber wie ich mitbekommen habe, gab es an der Hochschule München in den letzen Jahren auch Änderungen im Lehrplan. Also könnte sich auch einiges geändert haben. Das sind eben nur meine Erfahrungen.
Marx W. schrieb: >> ja ich studiere an der Hochschule München. > > Die Frage war FH/Uni! stefan gruber schrieb: > Hallo, > ja ich studiere an der Hochschule München. --> FH München?
> Daher stelle ich mir natürlich die Frage, ob sich diese > Steigerung fortsetzen wird. Das liegt an dir. Allgemein ist die Uni heute wohl mit höherem Lernaufwand verbunden als früher. Aber auch früher konnte man schon rein zeitlich nicht alles machen, was sich die Professoren gewünscht hätten. Mut zur Lücke. Manche Vorlesungen werden eben gar nicht mehr besucht (rote Linie vor 10 Uhr im Stundenplan), nur noch 1 Woche vor der Prüfung gelernt, das ist dann ein bischen blöd wenn man in der mündlichen Prüfung den Prof nicht erkennt, weil man ihn nie zu Gesicht bekommt hat, geht aber schon mal. Entscheidend ist, was hinten rauskommt, sagte mal jemand. Als Student lernt man durchaus die ganze Zeit, auch im Park, abends in der Kneipe, mittags in der Mensa, am Wochenende am See, aber das muß ja nicht heissen, daß man über Skripten brütet, sondern denkt, mitdenkt, mitredet, sich mitunterhält. Nach deinen Studium musst du die Klausuren alle bestanden habe, und ein bestimmtes (hochspezialisiertes) Fachwissen haben, deswegen dich die Unternehmen einstellen sollen. Dieses Fachwissen kann dir nur ansatzweise von der Uni beigebracht werden, vergiss nicht, Professoren sind nichts andere als Studenten die nach dem Diplom, ach nee, Master, an der Uni geblieben sind. Der normale Professor hat auch nicht mehr Ahnung, als daß er vor 10 Jahren dieselben Vorlesungen gehört hat, und sich danach nie mehr damit beschäftigt hat, ausser in seinem hochspezialisierten Fachbereich. Lernen ist also normal, der Unistoff nur ein Teil davon, aber lernen tut (im akademischen Bereich) nicht weh (bei anderen Jobs können Fehler schmerzhaft sein).
Studiert an einer FH und es war bzgl. Lernaufwand und Labore etc. eigentlich genau so wie schon beschrieben. Als Fachschaftsmitglieder hatten wir glücklicherweise zwei Räume im Gebäude zur Verfügung und da für einige von uns der Weg heim nicht weit war, hat uns der Nachtwächter auch schon mal öfter um 22 Uhr herausbitten müssen. Der Gesamtaufwand mag von Studi zu Studi unterschiedlich groß ausfallen und unterschiedlich viel bringen - sobald die Entscheidung getroffen ist zählt eigentlich nur eines - das Studium bewusst so weit es irgend möglich ist mitnehmen und eben die erforderlichen Resourcen einfach reinstecken - auch wenn es stofflich lange Strecken fad sein kann. Dann klappts auch mit dem Ergebnis. Wie du dir das regelst und was du investieren musst wirst du schon herausfinden. Zeit um Mensch zu sein findet sich schon auch noch. Keine Sorge. Der Jobeinstieg ist auch ohne größere Probleme gelungen. Wobei man sagen muss dass diesbezüglich Noten zwar relevant sind, über Erfolg und Qualität des Erfolges aber ganz andere Facetten entscheiden. Fachkräftemangel ist Unsinn. Ein Hirngespinst, welchem die Politik nun schon so lange idiotisch nachplappert, dass es mittlerweile der letzte kapiert haben müsste. Lass dich vom einfältigen öffentlichen Gewäsch nicht verunsichern. Es war doch genaugenommen nie anders. Oder besser.
stefan gruber schrieb: > Ich studiere derzeit Elektrotechnik im zweiten Semester an der > Hochschule. Der Abschluß ist bei mir inzwischen eine Weile her, etwas über 2 Jahre. Uni, Diplom, Elektrotechnik, Vertiefung Energietechnik (Starkstromtechnik). In den ersten zwei Semestern kam jede Menge Stoff. Die ersten Klausuren fanden aber erst nach dem 2. Semester statt. Die meisten Studenten nahmen es deswegen auf die leichte Schulter, mich eingeschlossen. Ich kam von technischen Schulen, wußte ungefähr, was ich hier eigentlich mache in der Etechnik (die meisten technisch ahnungslosen Gymnasiasten wußten es nicht), vertraute dem Minimalprinzip und dem Improviseren, Sachen, die mir ein sehr gutes Abitur einbrachten, tja, und dann die Resulate im Schaukasten: Von fünf Prüfungen am Ende des 1. Studienjahres, viermal ne 5, einmal ne 4. Schockwellen im Matrikel, fast alle wurden so erwischt. Jetzt war von seiten der Uni demonstriert worden: Bewegt euch, oder ihr fliegt. Für mich schlimm: Die 5 in Informatik und die 4 in Mathe, meinem besten Fach. ;-) Informatik ist so langweilig und sinnlos gewesen, ein C++ -Programmierkurs für geeks, vorbei am typischen Studenten. Später irgendwie trotzdem dieses unliebsame Fach bestanden. Das 2. Studienjahr wurde noch intensiver. Mathematik 2, Theoretische Elektrotechnik, Grundlagen der Etechnik 3, Physik 3, Technische Mechanik für Elektrotechniker et cetera, et cetera. Diesmal mehr oder weniger widerwillig ne halbwegs gute Prüfungsvorbereitung gemacht, und am Ende der Prüfungsperiode des 4. Semesters hatte ich die Pflichtprüfungen alle bestanden und die Außenstände des katastrophalen 1. Jahres abgesehen von einem Fach beseitigt. Die fehlende Leistung holte ich außer der Reihe in den Semesterferien nach. Jetzt glaubten wir dummerweise den Behauptungen, daß es im Hauptstudium angenehmer würde. Weit gefehlt. :-( Das 3. Studienjahr sollte sich als die arbeitsintensivste und schwierigste Phase erweisen. Die Mathematikausbildung sorgte in Mathe 3 (Tensoren, Funktionalanaysis und Variationsrechnung für Ingenieure, Grundlagen der Distributionen- und Operatorentheorie) und in Numerischer Mathematik (Numerik partieller Differentialgleichungen, klassische Verfahren, KRYLOW-Unterraumverfahren, Finite-Elemente-Methode, Finite-Differenzenmethode, Momentenmethode usw. usw.) für extremen Alkoholkonsum und wiederkehrende verzweifelte Saufabende. In den Fächern der Vertiefungsrichtung mußten mehr Laborpraktika pro Woche besucht und damit mehr Protokolle angefertigt werden, als im Grundstudium, so daß die Freizeit gegen ein Minimum strebte. Der Stoff veränderte sich. Nicht mehr generalistisch über das ganze Feld der Elektrotechnik, sondern substantieller Tiefgang auf dem Feld, das man als Vertiefungsrichtung hörte. Grundlagen wurden vorausgesetzt und nur noch schnell rekapituliert, wenn es klemmte. Die Mathematisierung war stark, vor allem elektrische Maschinen und die physikalischen Grundlagen der anderen Teilgebiete Leistungselektronik und Hochspannungstechnik (Entladungsphysik, Gewitterphysik- und Blitzschutz, Leistungshalbleiter usw. usw.). Im 4. Studienjahr entspannte sich die Situation. Wir fühlten uns vor allem im 8. Semester wie im Urlaub. Weniger "work load", Studium generale, und Zeit zur freien Gestaltung, z.B. um selbstgewählte Vorlesungen zu besuchen. Man konnte das Wissen super sacken lassen und in Ruhe ein Thema für die Studienarbeit suchen. Im Anschluß kam das Praxissemester, das ich im Ausland verbrachte, die Diplomarbeit, und mehrere Rumhängphasen am See und auf dem Campus. ;-) Während die meisten im Grundstudium schlechte Noten hatten, mich eingeschlossen, und ihr Vordiplom trotz großen Aufwandes mit ner 4 abschlossen, kriegte man im Hauptstudium endlich bessere Noten. Statt schriftlicher Prüfungen und antipädagogischer Benotungspraktiken, wurden die Fächer im Hauptstudium mündlich abgeschlossen. Mündliche Prüfungen sind bekannterweise schwerer als schriftliche, allerdings abgesehen von Einzelfällen fair. Die künstliche Verschärfung der Notenskala kam zu den Akten und eine 1 war eine 1, eine 2 war eine 2 usw. usw. (Im Grundstudium wurde der Brotkorb so aufgehangen, daß eine "sehr gute" Leistung eine 3 und eine "gute" Leistung eine 4 einbrachte.) Resümee Der Peak ist definitiv das 3. Studienjahr gewesen. Danach wurde es lockerer bzw. man konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf bestimmte Sachen. Das Praxissemester oder die Diplomarbeit sind schließlich kein Herumlungern gewesen, aber es geht dort anders zu. Tschö
Dipl.- Gott schrieb: > Mündliche Prüfungen sind bekannterweise schwerer als schriftliche, Seit wann denn das ? Bei uns an der Uni haben einige Studenten die Fächer im Hauptstudium explizit danach ausgesucht, daß die Prüfung bloß mündlich stattfindet. Einem Professor fällt das Erteilen schlechter Noten vis-a-vis viel schwerer als unter eine anonyme Klausur eine '4,0' zu krizeln !
Die Studienpläne und ECTS-Punkte sind so ausgearbeitet, daß ein durchschnittlicher Student eine Gesamtarbeitswoche von 40h hat. Das hat die KMK so vorgegeben. Also mal locker. Andere gehen 40h malochen, Du gehst 40 h studieren.
Beim Malocher sind die Fahrzeiten zur Arbeit nicht drin, beim Studenten die Zeiten die er zuhause lernt. Der eine hat's halt weiter zur Arbeit weil er im Grünen wohnt, und der andere lernt halt mehr zuhause weil er's nicht gleich begriffen hart.
Das negativste am ganzen E-Technik Studium ist der enorme Zeitaufwand, der in die Vorbereitung und Nachbereitung von Protokollen zu Laboren/Praktika fließt. Hatte ein Semester mal 41 CP erwirtschaftet und dabei 21 Praktika mit dazugehörigen Protokollen zu bearbeiten. Folglich hatte ich 0 Freizeit. Im Gegensatz zur Erwerbung der Prüfungszulassung waren die Prüfungen human gehalten. Was haltet ihr von Protokollen zu Laborpraktika?
James Bonddraht schrieb: > Was haltet ihr von Protokollen zu Laborpraktika? Nichts, weil an so ziemlich jeder FH/Uni irgendwo bereits fertige Protokolle durch die Gegend geistern :-). Außerdem empfand ich das viele Praktikas einfach nichts bringen für das Verständnis.
Geschenkt bekommt man das Studium nicht aber ich fands in den höheren Semestern etwas entspannter. Gründe dafür sind, dass in den ersten 3 Semester richtig durchgesiebt wurde und halt die trockenen Grundlagen erläutert wurden. Wenn es dann später in die Anwendung geht wirds m.M. auch etwas einfacher. Das beste Beispiel sind da für mich die Galois-Felder. In der höheren Mathematik hatte ich damit richtig Probleme aber in der Anwendung in der Codierungstheorie viel mir das relativ leicht, vor allem so Sachen wie die DFT in Galois-Feld 2^n
studi schrieb: > Außerdem empfand ich das viele Praktikas einfach nichts bringen für das > > Verständnis. Stimmt, ist schon blöd. Da hat man Versuche zu fahren, und muß wg. Zeitdruck GUTENBERGEN!
In meinem Bachelor FH damals musste ich lediglich 2 Wochen vor Klausurenphase pauken. Das Semester über konnte ich gechillt Parties machen, zum Sport gehen, Playstation spielen etc. Noten war dennoch okay, 2.3 im Schnitt. Und das kontinuierlich vom 1. bis 6. Semester. Im 7. Semester war dann die Bachelorarbeit dran. Gruß
E-Technikstudium war nie leicht und wird auch nicht leicht werden. Man testet auch die Stressresistenz der Leute aus, schließlich wirds im Job nicht wesentlich anders. Beiss die Zähne zusammen und tu dein Bestes. Außerdem ist Mut zur Lücke eine bewährte Strategie.
stefan gruber schrieb: > Ich bin gespannt auf Antworten von Leuten mit diesbezüglicher Erfahrung. > Wie war es bei euch? Der Kracher war bei mir das Grundstudium. Dort befinden sich auch die Aussiebfächer wie Mathe, Physik und TET. Manchmal gab es Extreme, daß man in den Semesterferien eine Woche Physiklabor hatte, jeden Tag bis früh nachmittags ein Versuch, danach in kleinen Gruppen bis abends um 22 Uhr die Ausarbeitung, die der Prof. auf jeden Fall am Folgetag haben wollte. Wohl eine Art künstlich gemachter Arbeitsstreß. Mancher Prof. ließ auch grundsätzlich nur Samstags Klausuren schreiben, und teils in den Semesterferien. Wer aber mal ins Hauptstudium gelangte, dem passiert nicht mehr all zu viel. OK, wer z.B. Automatisierung machte, der mußte sich noch mal tief mit Regelungstechnik befassen. Ich mochte Regelungstechnik überhaupt nicht, tat mir damit furchtbar schwer, erwähne es deshalb mal. Dafür hatte ich Schwerpunkte wie Mikroelektronik, Schaltungsdesign, Simulation, Digitaltechnik, µC, wo sich wiederum manch eingefleischter Regelungstechniker ins Knie schoß. Nicht jedem liegt jedes Fachgebiet. Hinterher ist nicht jeder durch jeden ersetzbar. Man ist irgendwo etwas spezialisiert, und hat anderswo Lücken. Anders geht es bei der enormen Wissensvielfalt und Wissensmengen auch gar nicht. Wenn man sich für 1-2 Fachgebiete richtig interessiert, und sie gut beherrscht, dann ist das auch schon die halbe Miete. Besser, als wenn man alles beherrschen will, aber nichts richtig kann. Ich werde also niemals ein guter Automatisierer werden, komme was wolle. Ist aber auch egal.
Matthias schrieb: > Dipl.- Gott schrieb: >> Mündliche Prüfungen sind bekannterweise schwerer als schriftliche, > > Seit wann denn das ? Bei uns an der Uni haben einige Studenten die > Fächer im Hauptstudium explizit danach ausgesucht, daß die Prüfung bloß > mündlich stattfindet. > Einem Professor fällt das Erteilen schlechter Noten vis-a-vis viel > schwerer als unter eine anonyme Klausur eine '4,0' zu krizeln ! Ganz einfach. Schriftliche Prüfungen lassen sich detailliert vorbereiten. Technik: Auswendiglernen. Vor allem aber: jemanden kennen, der alte Klausuren beschaffen kann. Ich bin im Studium einer der Exoten gewesen, die relativ weit umgezogen sind und in der Studienstadt absolut niemanden kannten und daher keinerlei Kontakte zu hilfreichen Leuten hatte. Das korrelierte direkt und ziemlich extrem mit den Noten, die ich im Grundstudium bekam. Mündliche Prüfungen hingegen lassen das Pendel zugunsten von Typen wie mich ausschlagen. Nicht Auswendiglernen, sondern Verstehen des Stoffes, Systemwissen, Denken und Erklären in Zusammenhängen, Eloquenz und präzise Kommunikation haben Erfolg. Auswendiglernen bewahrt einen höchstens vor der 5, doch in 90 Minuten, teilweise 120 Minuten wissenschaftlichen Gespräches überlebt kein Auswendiglerner, wenn der Prof nicht besoffen in der Ecke liegt. Zumindest war das bei uns so, daß die ganzen bienenfleißigen Kommilitonen solide Noten bekamen, jedoch nie herausragende. Die Vorbereitung auf solche Prüfungen erfordert echtes Studieren und muß über das Grundgerüst von Vorlesung, Übung und Praktika hinausgehen, denn der Prof wird Fragen stellen, die man im Selbststudium klären muß. Das diente häufig zum Festlegen der Grenze zwischen ner 1 und ner 2. Lernen wie in der Schule und stumpfe Wiederholung von dem, was einem vorgesetzt wurde, oder blindwütiges Rechnen hunderter Beispiele half nicht mehr. Mündliche Prüfungen sind diesbezüglich bei uns schwerer gewesen. Man konnte der Person des Professors nicht entkommen, mußte den Stoff besser beherrschen, konnte andererseits kein Opfer mehr werden von ungünstigen Aufgaben. Schriftliche Prüfungen sind Glücksspiel. Bestens vorbereitet kann man katastrophal untergehen, ohne daß der wahre Wissensstand abgebildet wird. Ich hatte selbstverständlich auch schlechte mündliche Prüfungen, weil der Professor sich wie die Axt im Walde benahm. Aus diesem Grund verlor ich ein ganzes Jahr, denn es hagelte Fünfen und dementsprechend Wiederholungsprüfungen. Der Normalfall war das aber nicht. Insgesamt gesehen gerieten die Auswendiglerner, die im Grundstudium bessere Noten hatten, im Hauptstudium in Schwierigkeiten, und die Leute, die im Grundstudium - wie ich - auf Kriegsfuß mit diesem oktroyierten Auswendiglernen standen, bekamen signifikant bessere Noten im Hauptstudium. Ebenfalls wurde die Streuung der Prüfungsleistungen geringer. Im Grundstudium schwankten die Noten häufig von einem Extrem ins andere, obschon man sich gleich gut vorbereitet hatte. Im Hauptstudium erhielten die inhaltlich guten Leute konstant gute Noten, während die ehemaligen Siegertypen des Auswendiglernens durch die Bank weg befriedigende bis solide Ergebnisse erzielten. Ergo: Mündliche Prüfungen sind schwerer, aber fairer, und daher aussagekräftiger. .
Dipl.- Gott schrieb:
...
Naja, dazu muss man aber schon sagen, dass du irgendwo im Osten
"studiert" hast - das Niveau ist dort ja zwangsläufig deutlich
niedriger. Eine Verallgemeinerung deiner Erfahrung ist daher nur
eingeschränkt möglich.
In deinen künftigen Posts solltest du daher ausdrücklich auf deine
Herkunft hinweisen, so dass man deine Aussagen entsprechend einordnen
kann.
Meine Erfahrung: Schriftliche Prüfungen waren bei uns berechenbarer. Bei uns gab es in der Studentenverbindung einen Klausurenpool mit Altklausuren. Und genau deswegen konnte ich das ganze Semester rumpimmeln und nichts machen, weil ich die Altklausuren 2 Wochen vor der Prüfung auswendig lernte und dann stets gute Noten bekam. Das lag daran, dass die Professoren bei uns faul sind und ihre Klausuren lediglich aus Altklausuren zusammenwürfeln. Entsprechend wenig Ahnung hatte ich nach meinem Abschluss. Nun im Master TU mit ausschließlich mündlichen Prüfungen und Hausarbeiten muss ich mich ganz anders mit der Materie auseinandersetzen. Die mündlichen Prüfungen fielen mir wesentlich leichter. Denn es war keine Frage-Antwort Stunde, sondern viel mehr ein Vortrag zu einer Problemstellung. Natürlich wurden uns die Themengebiete genannt, so dass wir unsere Präsentationen vorbereiten konnten. Nach unserer Präsentation wurden dann abschließend Fragen gestellt. Wenn ich etwas in meiner Präsentation ausgelassen habe, was die aber hören wollten, sprachen sie mich darauf an und ich musste denen das erklären. Oder sie fragten mich nach, was passieren würde, wenn man einen anderen Ansatz verfolgen würde und womit man rechnen könnte/müsste. Bei unseren mündlichen Noten ging es wirklich um Verständnis und wer die Problematik/Thematik verstanden hat, bekam eine gute Note. Ich war nie ein Freund von sturem Auswendig lernen bzw. auswendig gelernte Formeln in den Taschenrechner eintippen und die Note des Moduls hängt einzig und allein davon ab, wie gut man seinen Taschenrechner beherrscht. Das ist keine Ingenieurskunst in meinen Augen. Insofern kann ich mündliche Prüfungen nur jedem ans Herz legen und würde mir wünschen, dass das an jeder FH/Uni so gemacht werden würde.
al3ko schrieb: > Schriftliche Prüfungen waren bei uns berechenbarer. Bei uns gab es in > der Studentenverbindung einen Klausurenpool mit Altklausuren. Siehste, das gab es bei uns nicht, denn die Professoren und Assis achteten peinlich genau drauf, daß keine Prüfungsaufgaben den Prüfungsraum verließen. Dragonische Strafen erwarteten einen bei Verstoß. Aufgaben- und Klausurenpools konnten so effektiv unterdrückt werden. Des weiteren ist die Fachschaft ein lahmer Haufen gewesen und hätte so etwas ohnehin nicht in Gang gebracht. Die Jahrgänge kommunizierten untereinander wenig, weil jeder mit sich beschäftigt war. Den entscheidenden Vorteil brachte das Vitamin B zwischen den Einheimischen. Die kannten sich und redeten. Ich blieb außen vor als Zugezogener, so daß meine fachlich angemessene Vorbereitung immer höchstens per Zufall zu den Aufgaben paßte. :-(( Deswegen gab es diese extremen Schwankungen der Noten. > Die mündlichen Prüfungen fielen mir wesentlich > leichter. Denn es war keine Frage-Antwort Stunde, sondern viel mehr ein > Vortrag zu einer Problemstellung. > > wurden uns die Themengebiete genannt, so dass wir unsere Präsentationen > vorbereiten konnten. > Nach unserer Präsentation wurden dann abschließend Fragen gestellt. Wenn > ich etwas in meiner Präsentation ausgelassen habe, was die aber hören > wollten, sprachen sie mich darauf an und ich musste denen das erklären. > Oder sie fragten mich nach, was passieren würde, wenn man einen anderen > Ansatz verfolgen würde und womit man rechnen könnte/müsste. Das sind keine mündliche Prüfungen im eigentlichen Sinne wie das wissenschaftliche Gespräch oder das Rigorosum, sondern das ist mehr eine Verteidigung wie die Diplomverteidigung oder die Disputation. Trotzdem immer noch besser und näher am Können des Studenten dran als schriftliche Prüfungen. > wie gut man seinen Taschenrechner > beherrscht. Das ist keine Ingenieurskunst in meinen Augen. Insofern kann > ich mündliche Prüfungen nur jedem ans Herz legen und würde mir wünschen, > dass das an jeder FH/Uni so gemacht werden würde. full ack Tschö
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