Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik "Sicherung" für GPIO


von AndreasM (Gast)


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Hallo,

Für ein Projekt mit einem Eval-Board für einen Blackfin-µC 
http://www.analog.com/en/evaluation/bf518f-ezlite/eb.html
entwerfe ich gerade eine neue Zusatzplatine mit AD- und 
DA-Wandlerbausteinen, die über SPI angesteuert werden. Grundsätzlich hat 
das bei der ersten Version der Platine schon alles funktioniert. 
Allerdings funktionierten irgendwann einige der Anschlusspins auf dem 
Eval-Board nicht mehr richtig. Sie gaben statt der üblichen 3,3V bei 
logisch 1 nur 1,8 bis 2,4V aus. Auch der Nullpegel war verschoben (ca 
0,8 - 1V). Ob das jetzt ein Fehler meiner Schaltung oder ein 
schleichender Defekt des Evalboards war konnte ich bisher nicht klären.

Um aber jetzt absolut auf Nummer sicher zu gehen, wollte ich alles 
absichern, was abzusichern geht. Deshalb wollte ich den direkten Kontakt 
zwischen den teilweise mit Analogspannungen betriebenen Wandlern und dem 
EvalBoard sichern. Das ginge natürlich über jede Menge Feinsicherungen. 
Aber gibt es vielleicht einen IC der TTL an einer Seite aufnimmt und 
unverändert wieder ausgibt? Ich dachte da an sowas, wie den 74HC125, nur 
ohne die für mich unnötige enable-Leitung. Wenn das ganze bidirektional 
funktionieren würde wärs auch ganz toll :)

Danke schonmal für Vorschläge

von Manfred G. (magroma)


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Hallo Andreas,

alle Ein- und Ausgänge mit Sicherungen abzusichern ist Unsinn. Der 
Aufwand wäre zu groß, Feinsicherungen kleiner 35 mA habe ich noch nicht 
gesehen und sie sind auch zu träge für den Schutz der Pin's. Mit 
Treibern oder Optokopplern bzw. Eingangswiderstände + Schutzdiode ist 
ein Schutz gut möglich.

Gruß Manfred

von AndreasM (Gast)


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Danke, ich habe mich für den 74HC244 entschieden. Ich denke der sollte 
ausreichen. Für Optokoppler würde ich wahrscheinlich noch Verstärker 
brauchen, bei dem Strom den die ziehen.

von AndreasM (Gast)


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Wobei ich gerade sehe, dass ich auch 4049 und 4050 nehmen könnte. Die 
hätten dann den Vorteil, dass ich aus Eingängen Ausgänge machen kann, 
wenn ich sie einfach austausche, ohne das Layout zu ändern. Oder gibts 
beim 74HC244 auch einen mit invertiertem Layout?

von qtw25h34 (Gast)


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Der Aufwand mit zusätzlichen ICs ist doch ein wenig hoch.
Mit einer passiven Beschaltung und externen Clamping-Dioden
wirst Du ein besseres Ergebnis erreichen.

von AndreasM (Gast)


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Mit Clamping-Dioden meinst du die zwei parallelen Dioden gegen GND bzw 
Vcc, oder? Gibts dazu ne konkrete Bauteilempfehlung für mehrere Kanäle 
oder muss ich alle Dioden einzeln verdrahten?
Was du mit passiver Beschaltung meinst ist mir total unklar.

von spess53 (Gast)


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Hi

>Wobei ich gerade sehe, dass ich auch 4049 und 4050 nehmen könnte. Die
>hätten dann den Vorteil, dass ich aus Eingängen Ausgänge machen kann,
>wenn ich sie einfach austausche, ohne das Layout zu ändern.

Dann sieh dir nochmal das Datenblatt an. Der 4049 hat im Gegensatz zu 
4050 negierte Ausgänge. Das Pinout ist identisch.

MfG Spess

von Stefan K. (stkl)


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AndreasM schrieb:
> Mit Clamping-Dioden meinst du die zwei parallelen Dioden gegen GND bzw
> Vcc, oder? Gibts dazu ne konkrete Bauteilempfehlung für mehrere Kanäle
> oder muss ich alle Dioden einzeln verdrahten?
Ist gemeint. Eine asymmetrische Doppeldiode pro Eingang am besten was 
schnelles (Schottky), z.B. BAT64-04. reicht hier ja aus. Diodenarray 
geht auch.
Wenn keine negative Spannung zu erwarten ist, reicht auch nur die gegen 
Masse. Im Sinne des Verpolungsschutzes wären beide sinnvoll.
Eingangswiderstand (bis wenige kOhm) dran, damit die Spannung bei 
Schluss über die Dioden auch wirklich einbicht und nicht nur die Dioden 
grillt.

> Was du mit passiver Beschaltung meinst ist mir total unklar.
Bauteile ohne eigenständige Funktion, also Widerstände, Kondensatoren, 
Spulen. Dioden zählen schon zu den aktiven (wie auch Transistoren, OP, 
ICs, ...)


Ganz ohne Kontakt ginge nur über Optokoppler oder bei konstant höherer 
Freqenz noch induktive Übertrager. Gibt auch bidirektional isolierende 
ICs, z.B. von TI oder Murata (Stichwort "Bus Isolator").

von Michael H. (michael_h45)


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Du kannst fertige Integrierte Komponenten wie SN75240, SN65220 oder 
STF203 CDNBS16 (vielfach) benutzen.
Oder Vorwiderstand und BAT54-S.

von qtw25h34 (Gast)


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Einen Widerstand (z.B. 1k) zwischen der externen Clamping-Diode
(BAT64-04W eignet sich hier als Doppeldiode besonders gut) und dem 
µC-Pin nicht vergessen.

Vor der Diode natürlich noch einen Längswiderstand, sonst: 
"Eingangswiderstand (bis wenige kOhm) dran, damit die Spannung bei
Schluss über die Dioden auch wirklich einbicht und nicht nur die Dioden
grillt."

von Michael H. (michael_h45)


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qtw25h34 schrieb:
> Einen Widerstand (z.B. 1k) zwischen der externen Clamping-Diode
> (BAT64-04W eignet sich hier als Doppeldiode besonders gut) und dem
> µC-Pin nicht vergessen.
was soll der bewirken?

von AndreasM (Gast)


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Danke für die vielen weiteren Hinweise.

Was mir allerdings noch nicht so ganz klar ist, ist die Funktion des 
Vorwiderstands (dementsprechend auch die Dimensionierung) und dessen 
genaue Lage.
Bei den fertigen ICs scheint er sich in Reihe mit der Signalleitung zu 
befinden. Dann gibt es aber auf beiden Seiten je ein Diodenpaar. Wenn 
das so notwendig ist, hieße das ja, dass ich bei einzeln gekauften 
Diodenarrays jeweils 2 Kanäle pro Leitung brauche.
Wenn ich mich beim letzten Absatz geirrt habe, wäre der SN74S1053 im 
Moment meine erste Wahl. Bei den fertigen ICs muss ich erstmal schauen, 
ob SMD-montage drin ist.

von Michael H. (michael_h45)


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AndreasM schrieb:
> Was mir allerdings noch nicht so ganz klar ist, ist die Funktion des
> Vorwiderstands
(ESD-) Strom begrenzen und damit die Dioden schützen.

> (dementsprechend auch die Dimensionierung)
So klein wie nötig, so groß wie möglich =)
Wenn du keinen Strom auf den Leitungen brauchst, mach den ruhig 10k 
groß.
Wenn du Strom brauchst, leg ihn auf den maximalen Impuls-Strom der 
Dioden aus. Du kannst dabei mit einer Spannung von 2kV rechnen.

> und dessen
> genaue Lage.
Kommt auf deine Platine an. Je länger die Bahn zwischen ESD-Punkt und 
Widerstand ist, desto größer ist der Einfluss auf umgebende Elektronik 
durch Einkopplung.
Je länger die Strecke zwischen Widerstand und Controller ist, desto 
größer ist der Störeinfluss auf diese hochohmig geführte Leitung.
Wenn du also nur digitale Signale hast, leg ihn an den ESD-Punkt. Bei 
analogen Signalen an den Controller.

von AndreasM (Gast)


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Danke nochmals. Das mit dem Widerstand hatte ich dann schon 
rausbekommen. Insgesamt wird es also etwa so aussehen:
1
       Vcc            Vcc
2
        I              I
3
I/O - BAT54-04 - R - Bat54-04 - I/O
4
        I              I
5
       Gnd            Gnd
Alternativ zur BAT54 ein Diodenarray (Favorit ist zZ 74 1053, weils den 
als DIP gibt).

Dann bräuchte ich also für meine 32 Datenleitungen 32 Widerstände und 64 
BAT54 .... Puh.

Dann nochmal zur Widerstandsdimensionierung. Das ganze soll ja auch als 
Überstromschutz fungieren, also den Widerstand möglichst groß.
Leider sind die Datenblätter nicht so richtig aussagekräftig, wenn es 
darum geht, wieviel Strom mindestens an den Pins benötigt wird. Als 
Maximum liest man da von 1, 2, 10 und 20 µA. Kann ich da jetzt einfach 
den Strom mit 1,5MOhm auf rund 2µA begrenzen? Das hieße doch aber, dass 
der IC, der maximal 1µA verträgt, also einen Eingangswiderstand von 
mindestens 3,3MOhm hat dann nur noch maximal 3,3/4,8*10^6 A = 0,7µA 
ziehen kann.
Laufe ich da nicht gefahr, dass das zu wenig wird? Sollte ich mich 
vielleicht eher am größten Wert (20µA -> ~160kOhm) orientieren?
Ich möchte halt auch gleichzeitig sicherstellen, dass bei einem Defekt 
eines ICs, wenn dieser also zuviel Strom zieht, er nicht einen anderen 
gleich mitnimmt.

von R. M. (rmax)


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AndreasM schrieb:

> Als Maximum liest man da von 1, 2, 10 und 20 µA.

Damit ist aber nicht die maximale Belastbarkeit gemeint, sondern der 
maximale Strom, den der Eingang gegeben durch seinen Innenwiderstand aus 
der Signalquelle zieht.

> Kann ich da jetzt einfach den Strom mit 1,5MOhm auf rund 2µA begrenzen?

Das brauchst Du nicht (und es wäre auch falsch), denn solange die 
Spannung in den im Datenblatt vorgegebenen Grenzen liegt, zieht der 
Eingang schlicht nicht mehr als diese 2µA und die Clamping-Dioden 
verhindern, daß die Spannung den erlaubten Bereich verläßt.

Der Wert des externen Vorwiderstands ist nun nach unten durch die 
maximal abzusichernde Überspannung und die Strombelastbarkeit der 
Clamping-Diode, und nach oben durch den Innenwiderstand von Signalquelle 
und Eingang begrenzt.

von AndreasM (Gast)


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R. Max schrieb:
> Das brauchst Du nicht (und es wäre auch falsch), denn solange die
> Spannung in den im Datenblatt vorgegebenen Grenzen liegt, zieht der
> Eingang schlicht nicht mehr als diese 2µA und die Clamping-Dioden
> verhindern, daß die Spannung den erlaubten Bereich verläßt.

Was aber, wenn der IC, der als Eingang fungiert defekt ist (was nicht 
zum ersten Mal passieren würde) und dadurch der Eingangswiderstand 
geringer, schlimmstenfalls sogar kurzgeschlossen gegen Masse ist? Kann 
dadurch nicht die Ausgangsstufe der anderen Seite zerstört werden?

von AndreasM (Gast)


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R. Max schrieb:
> AndreasM schrieb:
>
>> Als Maximum liest man da von 1, 2, 10 und 20 µA.
>
> Damit ist aber nicht die maximale Belastbarkeit gemeint, sondern der
> maximale Strom, den der Eingang gegeben durch seinen Innenwiderstand aus
> der Signalquelle zieht.
Stimmt, jetzt wo du's sagst. Nur wie hoch sind die Ströme, die die 
Ausgänge rausgeben können, bevor sie kaputtgehen oder sind die begrenzt 
und die Spannung bricht eher ein? Dann wäre die Frage, ab wann sie 
einbrechen.

von R. M. (rmax)


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AndreasM schrieb:

> Stimmt, jetzt wo du's sagst. Nur wie hoch sind die Ströme, die die
> Ausgänge rausgeben können, bevor sie kaputtgehen oder sind die begrenzt
> und die Spannung bricht eher ein?

Das gibt es so und so. Wenn Du Dich dagegen absichern willst, legst Du 
die Widerstände so aus, daß der Strom weit genug unter dem 
spezifizierten Maximalstrom der Ausgänge bleibt, auch wenn der Eingang 
einen satten Schluß gegen Masse oder VCC hat.

von Uwe (Gast)


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74lvc16245

von AndreasM (Gast)


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Uwe schrieb:
> 74lvc16245

Leider unbrauchbar, da nicht dynamisch bidirektional. Außerdem hörts bei 
mir schon bei 0,65er Pitch auf mit Handlöten.

Ich hab mich mittlerweile für SN74S1053 in Verbindung mit 10kOhm 
entschieden. Damit verlier ich im worst case 0,2V Spannungspegel und 
begrenze den Strom auf maximal 33µ bei Kurzschluss und 18,8µ von maximal 
gezogenen 20µ bei funktionierender Eingangsstufe.

Falls da noch zwingend was dagegen spricht, wäre ich für letzte Hinweise 
dankbar. Ansonsten Danke an alle.

von AndreasM (Gast)


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Planänderung, da mir die ganze Sache sonst vom Layout her zu riesig 
wird:
1
                Vcc
2
                 I 
3
I/O - 4,7k - SN74S1053 - 4,7k - I/O
4
                 I 
5
                Gnd

Damit spar ich viele Dioden ein und teile im Gegenzug den Widerstand 
auf. Zwar muss die Diode dann mehr Saft abführen (420mA statt der 
erlaubten 200mA bei angenommenen 2kV).
Der Spannungspegel bleibt im Worst case bei 3,1V und der Strom bei über 
18mA bei maximal geforderten 20mA.
Ich denke das sollte sich so ausgehen.

Auf ein letztes "JA, das wird so klappen" hoffend, sage ich nochmals 
Danke für eure Hilfe.

von R. M. (rmax)


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Wenn Du schon den ganzen Aufwand mit Schutzschaltungen betreiben willst, 
kommt mir der SN74S1053 aber deutlich zu schwachbrüstig vor. Der hält 
die spezifizierten 200mA pro Kanal ja nur für Peaks von weniger als 
100µs aus, während eine Schutzdiode dem bei Überspannung fließenden 
Strom so lange standhalten sollte, bis der Längswiderstand durchgebrannt 
ist und so den Stromfluß unterbricht.

Der SN74S1053 ist ja laut Datenblatt nicht als Schutzdiode für große 
Fehlerspannungen, sondern zur Rauschreduzierung auf Busleitungen 
vorgesehen und hält auch nur 7V Sperrspannung aus.

von AndreasM (Gast)


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Ich weiß, dass das alles nicht optimal ist, aber ich hab nicht allzuviel 
Platz für einzelne Dioden. Von Hand soll das Ganze auch noch gelötet 
werden können. Wenn ich jetzt mit einzelnen Bat54-04 arbeite komm ich 
mit dem Gesamtboard weit über die geplanten 20x12cm^2. Aber wenn diese 
Lösung tatsächlich in der Praxis nicht den gewünschten Effekt hat, kann 
ich's auch ganz weglassen und einfach hoffen, dass es diesmal hält. Ach 
mann :(

von qtw25h34 (Gast)


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Michael H. schrieb:
> qtw25h34 schrieb:
>
>> Einen Widerstand (z.B. 1k) zwischen der externen Clamping-Diode
>
>> (BAT64-04W eignet sich hier als Doppeldiode besonders gut) und dem
>
>> µC-Pin nicht vergessen.
>
> was soll der bewirken?

Du möchtest, dass die externe Clamping-Struktur den Strom ableitet
und nicht die interne...

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