Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Bewegungserfassung + Positionsermittlung


von Bernd (Gast)


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Hallo liebes Forum!
Ich hänge schon den ganzen Vormittag an einem Problem und finde keinen 
Lösungsansatz da mir etwas das Wissen als Biologe fehlt.

Mein Problem:
Nehmen wir an ich habe eine Maus die eine kleine Weste trägt samt all 
der Elektronik (weniger als 3 g schwer) die ich versuche hier durch Euch 
zu ermitteln.
Ich würde gerne die Position, Geschwindigkeit und Beschleunigung des 
Tieres ermitteln. Das Tier soll lernen Schokopops (mmmmmhh lecker!) in 
einem 3D Labyrinth zu finden. Ich möchte zeigen, dass eien artgerechte 
Haltung (Spielzeug, Erde zum Graben, sozialer Kontakt etc.) nicht nur 
das Wohlbefinden des Tieres verbessert, sondern eben auch die cognitive 
Leistungen.
An der Weste können sehr dünne Kabel (bsp. Kabel aus 200 µm 
Kupfelackdraht konfektioniert) befestigt werden. Das Tier kann sich 
mühelos drehen da ein Schleifring mit 20 Kanälen etwaige Drehungen des 
Kabels ausgleicht - ein XY stage der den Schleifring über das Labyrint 
bewegt ist ebefalls vorhanden, sodass das Kabel auch nicht an Ecken 
hängenbleibt. Später wird das System evtl. wireless wenns denn klappt 
oder die Lösung des Problems diese sowieso mitsich bringt.


Nun die Frage: Wie macht man das?
Meine Überlegungen soweit:
(A) Video Tracking wäre natürlich einfach und man bräuchte gar keine 
Elektronik - aber wenn das Tier  in einem 3D labyrinth herumläuft ist es 
quasi NIE gleichzeitig von allen drei Seiten zu sehen und die zeitliche 
Auflösung ist schlecht im Vergleich zum rechnerischen Aufwand und den 
Datenmengen.
(B) Accelerometer + Gyroscope Kombination. Scheint sehr gut zu 
funktionieren soweit ich weiß. Alerderings sind 3D Gyroskope teuer, 
schwer und groß 2x2cm! 500€. Der Bezugspunkt wäre die 
Start-/Ausgangsposition des Tieres.
(C) Systeme a'la GPS, d.h. idealerweise drei Bezugspunkte/Empfänger und 
ein Signalgeber der sei es Infrarotlichtpulse, Schall (Mäuse hören 
locker 50kHz, und alle Ultraschallsender haben Interferenzfrequenzen in 
deren hörbarem Bereich - vielleicht die Topklasse mal abgesehen), oder 
Radiosignale. All diese Methoden haben einen großen Nachteil bei 
Distanzen kleiner 1 m sind die Differenzen in den Zeitintervallen beim 
Auftreffen des Signals im µs bis ps Bereich was Messen schwierig macht.

Vielleicht fällt Euch was ein.
Danke schon mal.
Grüße,
Bernd

P.S. Bitte verkneift Euch Diskussionen zu Tierversuchen - was ich hier 
mache hat GAR nichts mit einem Tierversuch per Gesetz zu tun und gehört 
sicherlich zu den Top10 der harmlosesten Sachen die gerade in diesem 
Moment in Dt. an Tieren zu Forschungszwecken gemacht werden.

von Stefan (Gast)


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Moin Bernd,

anstatt die Maus mit Elektronik vollzustopfen, würde ich das Labyrint an 
sich mit Sensoren bestücken. Eine Lichtschranken bei den Abzweigungen. 
Damit kannst du die Route der Maus verfolgen, analysieren wielange in 
welchem Gang sie war, und die Maus ist unbeeinflusst durch das 
Zusatzgewicht

Gruß Stefan

von Stefan (Gast)


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Und je nach Auflösung des Bewegungsprofiles, kannst du die Anzahl der 
Lichtschranken erhöhen.

von Electronics'nStuff (Gast)


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Hier in aller Ausführlichkeit schon mal ausdiskutiert:

Beitrag "Micro GPS Sender"

Allerdings ging es da um einen Falken -> grössere Distanz.
Bleibt auch noch zu sagen, dass daraus nichts wurde. Vllt. findest du 
trotzdem ein paar Anregungen, waren nämlich ein paar gute Ideen dabei!

Gruss

von roehre (Gast)


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Eine Waage unter jede Ecke des Labyrinths? Oder gibt es mehrere 
Stockwerke? ("3D") ?

Oder stell doch fest, wo sich der Schleifring befindet..

von Bernd (Gast)


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Vielen Dank für Eure Ideen,
scheint als würde hier jeder seine Mittagspause verbringen ;)

@Stefan
... vollstopfen. hm.
Es gibt tatsächlich solche Systeme mit Lichtschranken aber diese sind 
eher zur Messung der Aufenthaltswahrscheinlichkeit gedacht (bsp. mag die 
Maus lieber Schokopops oder Katzengeruch?) und da eine Maus locker mal 
3.5 m/s schafft (knapp 13 kmh) bräuchte man schon viele Lichtschranken 
um kurze Sprints auch aufzulösen - welche für mich wichtig sind.

@Electronics'nStuff
Mit GPS ähnlichen System dachte ich an das Prinzip nicht aber an das 
tatsächliche GPS, da die Maus ja nur so 2x2m Fläche durchsuchen soll ist 
GPS mit ner Auflösung von nem Meter viel zu grob.

@roehre
Die Idee mit der Waage ist witzig aber läuft wie bei Stefan darauf 
hinaus, dass die Anzahl der Sensoren die Auflösung bestimmt - und quasi 
alles "vermient" sein muss. Sowas ist teuer.

Ich liebäugle mit dem Acclerometer+Gyroscope Kombi.

Danke +Grüße,
Bernd

von Electronics'nStuff (Gast)


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Bernd schrieb:
> Mit GPS ähnlichen System dachte ich an das Prinzip nicht aber an das
> tatsächliche GPS, da die Maus ja nur so 2x2m Fläche durchsuchen soll ist
> GPS mit ner Auflösung von nem Meter viel zu grob.

Ist auch wieder wahr, ein ziemlich unbrauchbarer Vorschlag :)

von Bernd (Gast)


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Ich habe gerade was interessanten auf Invensense.com gefunden. Die 
stellen kombinierte Accelerometer+Gyroscope her. Habs im Wikipedia 
(engl.) Artikel MotionProcessing gefunden ... ich gucke dort mal 
genauer!

von Stefan (Gast)


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Damit wirst du aber nicht unter 3g bleiben können. Die Chips an sich 
wiegen etwas und brauchen, jedenfals die ich kenne, einen kleinen µC um 
ihre Daten loszuwerden.

Lichtschranken sind eine Idee. Daneben gibt es auch noch das Element 
eines Scanners. Im Grunde viele kleine Photodioden, die erkennen welches 
Licht einfällt.

Ein ähnliches System, wie GPS zu benutzen, wäre da schon ehr möglich. 
Mit vier Stationen, die die Laufzeit eines Signales Messen können auf 
die kurze Entfernung. Aber dies wird sicher ähnlich teuer und Aufwändig, 
wie das Labyrint mit Sensoren auszustatten.

Du könntest auch induktive, kapazitive oder optische Nährungssensoren 
verwenden, die am Anfang und Ende eines Ganges Angebracht sind.

Gruß
Stefan

von roehre (Gast)


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Das mit der Waage war nicht so gemeint, dass überall kleine Waagen sind, 
sondern nur unter den Ecken - wäer doch interessant, wie genau das wird 
- also anstrakt:

Stell Dir das Labyrint als quadratische Holzplatte vor, mit 4 unter den 
4 Ecken. Dann Lässt Du eine Kugel drüberrollen (=Maus drüberlaufen). Aus 
den Werten der Waage solltest Du errechnen können, wo die Kugel 
langgerollt ist. (prinzipiell genügten auch 3 Waagen).

Eine Frage der Empfindlichkeit halt.. aber Du wüsstest durch den 
Rückstoß ggf. sogar, ob die Maus losgeschnarcht oder losgesprintet ist.. 
:-)

von huch (Gast)


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> 3D Gyroskope teuer

Die gibt es doch für wenige Euro

http://nl.mouser.com/ProductDetail/STMicroelectronics/L3G4200D/?qs=sGAEpiMZZMtlZAfbtrLey%252by4mKX%2fvdEL

Ferner gibt es ACC mit Kompass drinn, ebenfalls für unter 10 euro.

von Purzel (Gast)


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Alternativ kann man der Maus ein Halsband bestehlend aus einem 
Kurzschluss verpassen und mit einem Satz von Spulen deren Lage und 
Orientierung messen. Ich denk mit 3 Helmholz Spulen koennte man dabei 
sein.

von huch (Gast)


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Alternativ eine modulierte Infrarotdiode die mittels Triangulation durch 
3 Empfänger geortet wird.

von huch (Gast)


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Denkbar wären auch eine Reihe von selbsklebenden Touchscreenfolien auf 
dem Boden des Labyrinths zu verlegen (oder eine ganz große) . Damit kann 
man exakt vermessen. Sogar die Schrittdynamik.

Vorteile: Sehr genau und die Maus muss nichts tragen. Auch preislich 
sollte es ok sein. Ansteuerung ist trivial.

von Uiuiui (Gast)


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huch schrieb:
> Alternativ eine modulierte Infrarotdiode die mittels Triangulation durch
> 3 Empfänger geortet wird.

Gleiches dürfte auch sehr gut mit Ultraschall funktionieren. Allerdings 
könnte man die Maus damit beeinflussen.
Es wird einfach ein bekanntes Signal ausgesendet (z.B. ein Burst oder 
ein pseudo weises Rauschen), dass dann von einem DSP in verschiedenen 
Ecken (möglichst von oben) gesampelt wird und dann miteinander 
kreuzkorreliert wird. So machen sie es im prinzip auch bei 
Ultraschallgeräten.

Eine IMU (Gyro+Beschleunigungssensor) ist auch nicht gerade trivialer.
Entweder man kauft eine fertig (teuer) oder man muss da sehr viel Zeit 
und mathematisches Wissen reinstecken um Temperatur und Langzeitdrifts 
zu kompensieren. Die Programmierung auf einem Embeddedsystem setzte ich 
einfach mal voraus, genauso die Fähigkeit Schaltungen zu entwickeln und 
in Betrieb zu nehmen.

Ich denke dass eine IR-Diode in Verbindung mit einer Industriekamera 
sehr gute Ergebnisse liefern könnte. Das Objekt könnte man dann relativ 
leicht finden. Dann müsste halt noch ein Tracking durchgeführt werden. 
Allerdings ist die Geschwindigkeit/Beschleunigungsermittlung alleine 
schon eine Diplomarbeit wenn man dementsprechend genau sein will. Ein 
Filter/Zustandsschätzer dass in diesem Zusammenhang oft verwendet wird 
ist das Kalmanfilter.

Viel Erfolg...

von Uiuiui (Gast)


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Ah, mir fällt da gerade die Spielekonsole von Microsoft ein.
Für die Kamera (Kinect oder so ähnlich) gibt es glaube ich fertige 
Treiber/Lib um solche Dinge auszuwerten. Sind glaube ich offen die 
Sourcen, oder?

von huch (Gast)


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Wenn ich es mir überlege gefällt mir die Touch-Screen Lösung am Besten.

Lass deine Maus einfach über sowas krabbeln:
http://www.infotronik.at/touchscreen_kit.php?category=touchscreen_kit&technology=all

von hp-freund (Gast)


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huch schrieb:
> Denkbar wären auch eine Reihe von selbsklebenden Touchscreenfolien auf
> dem Boden des Labyrinths zu verlegen

Die Idee hatte ich auch gerade so ähnlich, allerdings mit Piezoelementen 
und einem ATTiny. Die ganzen Trittflächen mit dünnem Buskabel verbinden 
(1-Wire o.ä.).
Wenn die Maus drüber trappelt wird ein Interrupt ausgelöst und der Tiny 
sendet die Position.
Pro Trittfläche etwa 1€ und die Maus merkt nichts davon und muss auch 
keinen Rucksack tragen.

von huch (Gast)


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> allerdings mit Piezoelementen

Auch eine gute Idee! Der Vorteil vom Touchscreen wäre, dass die Maus 
interaktiv eingebunden werden könnte. Eine bestimmte Geste (2 mal 
hoppeln oder so) bewirkt dann eine Belohnung. ^^

von Frank L. (hermastersvoice)


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wie wärs wenn man der Maus eine TI-EZ430 umschnallt? Da sind X,Y,Z 
Sensoren drin und funkt die Daten noch zum Rechner. Ohne das 
Uhrengehäuse ist es auch recht klein. Einfach mal ansehen

Frank

von hp-freund (Gast)


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huch schrieb:
> Eine bestimmte Geste (2 mal
> hoppeln oder so) bewirkt dann eine Belohnung. ^^

Dann darf sie aber nicht zu Schlau werden, sonst bestellt sie sich am 
nächsten Computer mit Touchscreen einen Zentner Weizen :-)

von Frag doch mal die Maus (Gast)


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Stefan schrieb:
> Damit wirst du aber nicht unter 3g bleiben können. Die Chips an sich
>
> wiegen etwas und brauchen, jedenfals die ich kenne, einen kleinen µC um
>
> ihre Daten loszuwerden.

Die Maus kann ja einen kleinen Bollerwagen hinter sich her ziehen mit 
der Elektronik und der Stromversorgung drauf.

von Frag doch mal die Maus (Gast)


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Bernd schrieb:
> Vielleicht fällt Euch was ein.
>
> Danke schon mal.
>
> Grüße,
>
> Bernd

Hier werden sie geholfen:
http://www.wdrmaus.de/enteseite/fragdochmal/

von Εrnst B. (ernst)


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Bernd schrieb:
> artgerechte
> Haltung

...

Bernd schrieb:
> ich habe eine Maus die eine kleine Weste trägt

:)


Warum keine rein Optische Lösung? Kamera drüber und (fast) fertig.

Wenn der Boden des Labyrinths nicht gerade Maus-Farbig ist, sollte das 
sehr zuverlässig gehen.

Notfalls die Maus einfärben, das ist dann aber wieder nicht Artgerecht 
;)


Hier gäbs Beispielcode, der eine Gelbe Maus voraussetzt:
http://www.aishack.in/2010/07/tracking-colored-objects-in-opencv/

von jojo (Gast)


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Hallo,

evtl. mittels Kamera von oben und Bildverarbeitung?
(der Maus nen farbigen Punkt aufkleben und los gehts).

Die Framerate bestimmt die zeitliche/räumliche Auflösung.

Durch Aufzeichnug des Videos kann die Auswertung sogar Offline
(nicht in Echtzeit) erfolgen.

Gruß
Jo

von Henrik V. (henrik_v)


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Zwei USB Cams und alle Zwischendecken des 3D Labyrinths aus Plexi
Zwischenwände nur aus dünnem Material.

Positionserkennung über Differenzbildung...

Zwei Cams damit das Stockwerk erkannt wird :)

Als Anregung:
http://www.youtube.com/watch?v=rKhbUjVyKIc

von Bernd (Gast)


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WOW ! ! !
Ich muss schon sagen Ihr habt Euch ins Zeug gelegt!

a) die Touchpad-Geschichte ist verdammt verführerisch - ich werde mich 
hiermit bestimmt noch etwas spielen - vorallem könnte man auch die Kraft 
"messen" bzw. zumindest kategorisieren, die die Maus auf die Pfoten 
bringt oder? das wäre extrem cool!

b) mit OpenCV hab ich schon etwas gespielt und das geht tatsächlich 
wahnsinnig einfach! Wenn ich meinen 5€ Framegrabber vielleicht mit etwas 
besserem auswechsle ;) dann könnte das sehr gut funktionieren.

c) allerdings bin ich auch nicht vom Accellerometer weg.

Ich denke ich werde mich erstmal für eine Kombi-Lösung entscheiden:
OpenCV Tracking einer IR-LED ander Weste der Maus + XYZ-Accelerometer in 
der Weste.

Dies ermöglicht mir zum einen die Darstellung der gesamten Bewegung und 
kann Geschwindigkeiten bestimmen. Zum anderen habe ich eine ms-genauen 
Readout über die Beschleunigung was für die Korrellation evtl anderer 
Parameter wichtig ist.
Danke Ihr habt mir sehr geholfen!
Beste Grüße,
Bernd

von huch (Gast)


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> OpenCV Tracking einer IR-LED ander Weste

dann würde ich aber die Maus mit einem Reflektor versehen (keine Bat. 
nötig und das Mäusken muss nicht soviel schleppen) und über dem Aufbau 
einen IR-Scheinwerfer plazieren, der die Maus anleuchtet.
Das Labyrinth müsstest du mit einer IR-absorbierenden Schicht versehen 
(oder einfach ein Material nehmen das nichts reflektiert).

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