Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik DVD Player VFD recyclen


von Martin S. (sirnails)


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Guten Morgen miteinander,

ich habe ein altes VFD aus einem Panasonic DVD-Player (Typ A350), dass 
ich gerne recyclen würde.

Allerdings stellt mich die Ansteuerung vor ein paar Schwierigkeiten. 
Verbaut war ein Costum µC, über den es keine Daten gibt, und der 
gegrillt ist.

Kennt jemand eine gute Seite, auf der die Ansteuerung eines VFD-Displays 
gut beschrieben ist? Bisher konnte ich nur allgemeines Bla bla oder 
tausende Seiten über Nixie-Röhren finden.

Speziell geht es mir um die Potentiale, die auf Anode und Kathode 
anliegen. Ideal wäre natürlich eine DC Ansteuerung. AC ließt man des 
öfteren, allerdings nirgends wirklich gut beschrieben.

Da fertige ICs ausscheiden (das Display hat Sondersymbole, die sich 
nicht durch einen 14-Segment-Dekoder betreiben lassen) müsste ich die 
Ansteuerung diskret aufbauen.

Hat hier jemand eine gute Informationsquelle für mich? Oder kann mir ein 
wenig unter die Arme greifen?

Meine bisherigen Versuche (Filament mit 100mA, 12V auf Kathode und 
Anode) waren wenig befriedigend, da bei dieser einfachen Ansteuerung 
Segmente mitleuchten. Unbenutze Segmente gegen Masse zu ziehen schaltet 
zwar die Mitleuchter aus, allerdings wird dann auch das anzusteuernde 
Segment dunkel. Ich habe irgendwo mal gelesen, dass man mit +14V die 
aktiven, mit -7V die inaktiven Segmente beschalten muss, allerdings 
nichts verlässliches oder gar schlüssig beschriebenes.

Vielen Dank,

grüße M. Schwaikert.

: Verschoben durch Moderator
von hp-freund (Gast)


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http://www.pollin.de/shop/downloads/D120138S.ZIP
In der 300k grossen pdf ist ein Schaltplan.

von Marek N. (Gast)


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von Martin S. (sirnails)


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Ahh sehr schön, gerade der Link von Noritake. Da hab ich erstmal zu 
lesen. Vielen Dank euch beiden :)

von Martin S. (sirnails)


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Also ich habe jetzt mal ein wenig gegrübelt. Um das Frontpanel richtig 
anzusteuern, bräuchte ich über 40 Leitungen. Das ist ein wenig utopisch.

Ich hab mir daher überlegt, für die 14 Spaltensignale, sowie die 15 
Zeilensignale des Displays einfach einen 74154 (je 1x) einzusetzen. 
Spricht etwas dagegen? Dann bräuchte ich nurnoch 8 Leitungen für das 
ganze Display und könnte das Teil auch noch recht komfortabel ansteuern.

Sehe ich richtig, dass die Pollinvariante (ist ja ein grauenhaftes 
Schaltbild) das Display statisch treibt? Und warum werden die Grids noch 
getrieben, die Anoden nicht? Anode und Grid nehmen laut Datenblatt 
ungefähr 5mA auf (das deckt sich mit meinen Versuchen).

Statischer Betrieb wäre mir persönlich auch am liebsten.

Was sagt ihr: Multiplexen oder statisch treiben?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Martin Schwaikert schrieb:
> Was sagt ihr: Multiplexen oder statisch treiben?

Ich habe ein Punkt-Matrix-Display mit 20 Stellen aus einem alten
Sat-Receiver recyclet.  Ich habe dazu ein paar VFD-Treiber von
Maxim genommen und einen ATmega48 davorgesetzt.  Statisch geht
sowieso nicht (zumindest bei meinem Display).  Ansteuerung des
ATmega48 erfolgt dann via UART (V.24 mit TTL-Pegel).

von Frank K. (fchk)


Angehängte Dateien:

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Ich habe das so gelöst:

als Treiber-IC habe ich Allegro A6810 verwendet. Das sind 
Hi-Side-Treiber mit eingebautem Schieberegister. Alternativ könntest Du 
auch Micrel MIC5891 oder 74HC595+UDN2981 nehmen, letzteres bekommst Du 
auch bei Reichelt.

Die Segmente und Gitter müssen bei meinem Display mit etwa +30V 
angesteuert werden. Die Spannung erzeuge ich mit einem LTC1073. Das ist 
ein 14-Stelliges (plus ein paar Symbole) 16-Segment Alphanumerisches 
Display, das gemultiplext betrieben werden muss.

Die Heizung braucht etwa 3-4V Wechselspannung. Wechselspannung deswegen, 
weil sonst die Seite, die auf Ground hängt, heller leuchtet als die 
andere. Die Welchselspannung erzeuge ich mit einem L293 
Motor-Brückentreiber. Den steuere ich so an, dass die Polarität jede 
zehntel bis zwanzigstel Sekunde wechselt. Durch Pausenzeiten zwischen 
den beide Phasen kann ich den Effektivwert der Rechteck-Wechselspannung 
steuern:

1
   +--------+                +--------+                  +------
2
   |        |                |        |                  |
3
----------------------------------------------------------------
4
                |        |                 |        |
5
                +--------+                 +--------+

fchk

von Martin S. (sirnails)


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Frank K. schrieb:
> Ich habe das so gelöst:
>
> als Treiber-IC habe ich Allegro A6810 verwendet. Das sind
> Hi-Side-Treiber mit eingebautem Schieberegister. Alternativ könntest Du
> auch Micrel MIC5891 oder 74HC595+UDN2981 nehmen, letzteres bekommst Du
> auch bei Reichelt.
>
> Die Segmente und Gitter müssen bei meinem Display mit etwa +30V
> angesteuert werden. Die Spannung erzeuge ich mit einem LTC1073. Das ist
> ein 14-Stelliges (plus ein paar Symbole) 16-Segment Alphanumerisches
> Display, das gemultiplext betrieben werden muss.

Also das Display ist ein Costum von Futuba (wie ich inzwischen 
herausfinden konnte). Heizung sind irgendwas zwischen 75 und 150mA. 
Strom pro Grid/Anode 5mA und Spannung maximal 28V. Dann kommt das mit 
den 14V recht gut hin.

> Die Heizung braucht etwa 3-4V Wechselspannung. Wechselspannung deswegen,
> weil sonst die Seite, die auf Ground hängt, heller leuchtet als die
> andere. Die Welchselspannung erzeuge ich mit einem L293
> Motor-Brückentreiber.

Ich hab das zwar auch schon überlegt, allerdings las ich dann, dass das 
ziemlich hässliche Interferenzen bilden kann. Soweit ich das hörte, 
sollte die PWM taktsynchron und vielfaches von der Heizfrequenz sein.
Pollin beugt dem vor, indem sie den Takt für die Vollbrücke auch durch 
das Register schieben.

Allerdings gefällt mir nicht ganz, dass mit einem seriellen Datenstrom 
32 Bit geschrieben werden müsen, das ganze mal 13 Segmente ergibt pro 
Anzeige 13*32 = 416 Bit. Noritake spricht von mindestens 100Hz 
Wiederholfrequenz. Dass sind dann immerhin schon 416000 Bit/s bzw. 
52kB/s exklusive der 65ms, die zwischen G, und G+1 eingehalten werden 
soll. Der Prozessor muss natürlich noch in der Lage sein, Befehle, die 
über die serielle Schnittsteolle kommen, zu empfangen, zu verarbeiten, 
und auszugeben. Darüber hinaus müssen noch 8 Taster, 3 LEDs, sowie ein 
Inkrementalgeber verarbeitet werden.

Das war so der Grund, warum ich persönlich eher zu der 4-zu-16-Dekoder 
Lösung tendiere.

Oder sehe ich das zu eng?

von Frank K. (fchk)


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Martin Schwaikert schrieb:

> Also das Display ist ein Costum von Futuba (wie ich inzwischen
> herausfinden konnte). Heizung sind irgendwas zwischen 75 und 150mA.
> Strom pro Grid/Anode 5mA und Spannung maximal 28V. Dann kommt das mit
> den 14V recht gut hin.

Du meint Custom.

>> Die Heizung braucht etwa 3-4V Wechselspannung. Wechselspannung deswegen,
>> weil sonst die Seite, die auf Ground hängt, heller leuchtet als die
>> andere. Die Welchselspannung erzeuge ich mit einem L293
>> Motor-Brückentreiber.
>
> Ich hab das zwar auch schon überlegt, allerdings las ich dann, dass das
> ziemlich hässliche Interferenzen bilden kann. Soweit ich das hörte,
> sollte die PWM taktsynchron und vielfaches von der Heizfrequenz sein.
> Pollin beugt dem vor, indem sie den Takt für die Vollbrücke auch durch
> das Register schieben.

Ich schalte den LM293 synchron zum Multiplexing-Takt um. Funktioniert 
ganz gut. Die Schaltfrequenz muss gar nicht mal zu hoch sein. PWM habe 
ich in dem Sinne gar nicht und brauche ich auch nicht. Der Draht ist 
träge.

> Allerdings gefällt mir nicht ganz, dass mit einem seriellen Datenstrom
> 32 Bit geschrieben werden müsen, das ganze mal 13 Segmente ergibt pro
> Anzeige 13*32 = 416 Bit. Noritake spricht von mindestens 100Hz
> Wiederholfrequenz.

Nö, ich brauche hier nicht so viel. 50 Hz tun es hier auch. Das hängt 
auch etwas von der Nachleuchtzeit des Phosphors ab.

> Dass sind dann immerhin schon 416000 Bit/s bzw.
> 52kB/s exklusive der 65ms, die zwischen G, und G+1 eingehalten werden
> soll.

Ja und? Bei Hardware SPI sind 2 MHz Takt kein Problem. Und wenn Du ein 
kleineres Display hast, hast Du auch weniger Bits.

> Das war so der Grund, warum ich persönlich eher zu der 4-zu-16-Dekoder
> Lösung tendiere.

Das kannst Du machen wie Du willst. Du kannst auch zwei 
Schieberegisterketten aufmachen. Dann musst Du beim Gate-SR am Anfang 
nur eine 1 reintakten, die Du bei den weiteren Gittern einfach nur 
durchzuschieben brauchst. Das hängt auch davon ab, wie viele Pins Du 
spendieren möchtest und was das Teil sonst noch machen soll.

Für die Verwendung mit UDN2981 gibt der 74HC154 leider die falsche 
Polarität raus. Hier müßtest Du noch zwei 74HC540 zum Invertieren 
spendieren. Die Version mit A6810 oder MIC5891 hat einen wesentlich 
geringeren Verdrahtungs- und Platzaufwand.

> Oder sehe ich das zu eng?

ja. Spiel mal damit rum. Das ist unkritischer als Du denkst - zumindest 
bei meinen Displays.

fchk

von DO2SHA (Gast)


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Öhm ich hab das so gelöst z.B:

http://www.do2sha.de/Basteln_VFD%20Textdisplay.html

Hab auf der Page noch mehr mit VFD-Asnteuerung gemacht.

von Martin S. (sirnails)


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Frank K. schrieb:
> Für die Verwendung mit UDN2981 gibt der 74HC154 leider die falsche
> Polarität raus. Hier müßtest Du noch zwei 74HC540 zum Invertieren
> spendieren. Die Version mit A6810 oder MIC5891 hat einen wesentlich
> geringeren Verdrahtungs- und Platzaufwand.

Spricht denn irgendwas dagegen, das Signal im Prozessor zu invertieren? 
Da ist es nur ein kleiner Befehl vor der Ausgabe.

von Martin S. (sirnails)


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Oh weh, ich merke, ich habe mir ein gedankliches Eigentor geschossen. 
Der 74154 funktioniert ja nur für die Spaltenansteuerung, da er maximal 
nur einen Ausgang schalten kann. Für die Segmentauswahl brauche ich dann 
wohl doch die Variante mit Schieberegister. Der MIC5891 ist dabei ein 
ganz guter Tipp. Somit fallen die ganzen Treibertransistoren am Ausgang 
weg. Leider ist er auch nicht ganz billig.

Dann hat es natürlich keinen Sinn, einen Teil seriell, den anderen 
parallel anzusteuern.

Dann nimmt die ganze Geschichte langsam Formen an :)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Martin Schwaikert schrieb:
> Ich hab das zwar auch schon überlegt, allerdings las ich dann, dass das
> ziemlich hässliche Interferenzen bilden kann.

Frequenzen manuell auf "flimmerfrei" einstellen geht auch, hab' ich
mal gemacht (VFD aus altem Sat-Empfänger recycelt).  Kommentar des
entsprechenden Sourcecodes:
1
/*
2
 * The filament frequency must be chosen:
3
 *
4
 * . high enough to not cause flicker
5
 * . low enough to not cause too much switch loss in the H bridge
6
 * . in a way so it has no visible interference (segment flicker)
7
 *   with the VFD multiplexing frequency
8
 */
9
#define FILAMENT_HZ 213

Besagte Multiplexfrequenz ist etwa 90 Hz (1800 Hz Timer über 20
Stellen gemultiplext).

von Martin S. (sirnails)


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Frank K. schrieb:
> Die Segmente und Gitter müssen bei meinem Display mit etwa +30V
> angesteuert werden. Die Spannung erzeuge ich mit einem LTC1073. Das ist
> ein 14-Stelliges (plus ein paar Symbole) 16-Segment Alphanumerisches
> Display, das gemultiplext betrieben werden muss.

Ich hab das nochmal nachgerechnet und komme auf gerade 17,87V. Ist das 
beabsichtigt?

von Andreas D. (rackandboneman)


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Für Versuchaufbauten sind ganz ordinäre MC1488/SN75188 (Serielltreiber) 
mitunter ganz gut geeignet wenn man mit 30V hinkommt und eine +-15V 
Versorgung zur Hand hat.

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