Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Interne oder externe Clamp Dioden ?


von Yannic W. (yannic)


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Hi,

ich bescäftige mich gerade mit dem Überspannungsschutz von AVRs.

Konkret geht es um einen Atmega128. Im Datenblatt steht, dass jeder I/O 
ein eigenes Paar Clam Dioden intern verbaut hat.
Leider finde ich im Datenblatt keine Angaben über die Flusspannung oder 
die maximale Strombelastbarkeit der Dioden.

Ich habe mal irgendwo ein Datenblatt gesehen in dem ich meine etwas von 
0,5V und maximal 1mA gelesen zu haben, kann es aber beim besten Willen 
nicht mehr finden.

Sollten die 0,5V der internen Dioden stimmen, so macht es ja beinahe 
keinen Sinn mehr externe Clamp Dioden zu verwenden. Es dürfte denke ich 
schwer sein passende Schottky Dioden zu finden, die merkbar unter den 
0,5V liegen und damit auch wirklich früher anfangen zu leiten als die 
internen Dioden. Sehe ich das richtig ?

Wenn ja dürfte ja bei einer maximalen Spannung am ADC von 5-30V ein 50k 
Ohm Widerstand in Reihe vor dem ADC völlig ausreichen ?

von spess53 (Gast)


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Hi

>Ich habe mal irgendwo ein Datenblatt gesehen in dem ich meine etwas von
>0,5V und maximal 1mA gelesen zu haben, kann es aber beim besten Willen
>nicht mehr finden.

Nach zu lesen in

http://www.atmel.com/Images/doc2508.pdf

MfG Spess

von Yannic W. (yannic)


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Genau das war das Datenblatt :)

Also sind meine obigen Einschätzungen richtig, dass externe Dioden 
keinen wirklichen Sinn machen, da man die Schwelle zwischen interne 
Dioden oder externe Dioden leiten einfach nicht vernünftig berechnen 
kann.

Mit einem Vorwiderstand von 50k müsste ich ja bei 0-30V auch auf der 
sicheren Seite sein oder ?

30V - 5,5V =  24,5V/50000 Ohm = ca. 0,5mA

von AVR-Freak (Gast)


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Si.... schon öfters so gemacht.

von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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Externe Dioden erfordern die Kombination
Widerstand -> ext. Clampdioden -> Widerstand -> interne Clampdioden.

von Yannic W. (yannic)


Angehängte Dateien:

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Habe mal 3 Möglichkeiten angehängt.

Ziel ist immer Rx zu messen bzw ungefähr zu bestimmen.

Rot ist die Stelle angedeutet (+12V) an der die 1-30V anliegen können.

Um den unteren Teil bitte nicht weiter stören. Rx wird für den Fall, 
dass 1-30V anliegen nicht gegrillt ;)

Variante 1:
- Spannungsteiler ist nicht "deaktivierbar", da +5V Vcc permanent 
anliegt.
- Die 1-30V werden sowohl direkt über den Widerstand R4 also auch über 
R6 und die internen Clampdioden abgeleitet was zu höheren Stromverbrauch 
führt.

Variante 2:
- Spannungsteiler deaktivierbar.
- Die 1-30V werden lediglich über R3 und die internen Clampdioden 
abgeleitet.
- Spannungsabfall durch Diode beim +5V AVR Pin was aber bei den recht 
niederigen und konstanten Strömen einfach raus zu rechnen ist.
- Es wird nicht der volle Wertebereich des ADC ausgenutzt.

Variante 3:
- Spannungsteiler deaktivierbar.
- Keine Einspeisung der 1-30V Spannung nach VCC.

Durch +12V sind die 1-30V lediglich angedeutet. Die +12V werden über 
eine Diode angelegt sprich rückspeisung von +5V in die 1-30V wird 
verhindert.

Sind alle Varianten so theoretisch möglich ? Wie würde sich bei Variante 
3 die Diode im Spannungsteiler verhalten ? Ich vermute mal Variante 3 
wird sich dank der Diodenkennlinie und Temperaturschwankungen nur schwer 
rechnerisch in den Griff bekommen lassen oder ?

von Anja (Gast)


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Yannic W. schrieb:
> Mit einem Vorwiderstand von 50k müsste ich ja bei 0-30V auch auf der
> sicheren Seite sein oder ?

Im Datenblatt steht aber: die maximale Quellimpedanz darf 10K nicht 
überschreiten. (für spezifizierte ADC-Genauigkeit).

Gruß Anja

von Yannic W. (yannic)


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Hm dann ist die Frage wie stark eine höhere Quellimpedanz den ADC 
wirklich beeinflusst.

Auf 10k bekomme ich den ADC Vorwiderstand definitiv nicht reduziert um 
unter dei 1mA für die nötige Belastungsgrenze der Diode zu kommen.

Dann würde ich doch um ein Diodenarray vor dem ADC nicht herum kommen. 
Fragt sich nur welchen Typ man verden kann und wie man die Schaltung 
anpassen kann um sicher zu gehen, dass auch wirklich die externen Dioden 
vor den internen Dioden leiten.

von Ben _. (burning_silicon)


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Ich hab mal eine Atmel Application Note gelesen, in der es um eine 
Nulldurchgangserkennung für einen Dimmer oder so ging. Da lagen über 
einen hochohmigen Widerstand 230V Wechselstrom direkt an einem Pin eines 
ATTiny. Scheinbar vertrauen die ihren internen Schutzdioden sehr.

von Yannic W. (yannic)


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Das ist dieses Datenblatt:
http://www.atmel.com/Images/doc2508.pdf

Allerdings hilft das nicht viel, wenn die Quellimpedanz durch den 
Vorwiederstand zu groß wird denke ich.

von DirkF (Gast)


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>>>Fragt sich nur welchen Typ man verden kann und wie man die Schaltung

Signal-----100R---BAV199---100R----MCU

LG Dirk

von Yannic W. (yannic)


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Ok,

wodurch ergeben sich gerade die 100 Ohm ?

von DirkF (Gast)


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Maximalstrom BAV und  Maximalstrom interne Dioden.

von Yannic W. (yannic)


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Die Frage war eher wieso jetzt die bei 100 Ohm die BAV199 vor den 
internen Dioden leitet.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Schau in IBIS-Modell.

von Yannic W. (yannic)


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Von IBIS Modellen habe ich bisher noch nichts gehört. Sind wenn ich es 
richtig sehe simulations Modelle.

Welches Programm benutzt man denn um mit solchen Modellen simulieren zu 
können ?

von DirkF (Gast)


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Hallo.
folgender Fall:
An dem Eingang der Schaltung liegen +12 V DC an. Z.B. durch einen voll 
übersteuerter OPV.

12 V über 100 R  an BAV an + 5 V.
I = (12V-5,7V)/100 R = 63 mA  Folge: BAV überlebt.

So 5,7 V über 100 Ohm an MCU  ===> Da fliesst kein Strom mehr , der die 
MCU tötet.....

LG Dirk

von Yannic W. (yannic)


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Ja schon aber 100 Ohm sind trotzdem noch ziemlich wenig und 63mA als 
Rückfluss in die +5V nicht gerade wenig.

Spricht was gegen eine 12V - 2k - BAV199 - 1k - ADC Kombination etwas ?

Damit liege ich dann unter den 10k Quellimpedanz.
I1 = 6,3V / 2000 Ohm = 3,15mA
I2 = 0,2V / 1000 Ohm = 2µA
IG = 3,17mA

oder für den Fall der maximalen 30V IG = 12,17 mA.

Oder spricht das etwas gegen ?

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Yannic W. schrieb:
> Von IBIS Modellen habe ich bisher noch nichts gehört. Sind wenn ich es
> richtig sehe simulations Modelle.
>

Da stehen die Kennlinien der Chip-Dioden drin.


> Welches Programm benutzt man denn um mit solchen Modellen simulieren zu
> können ?

LTspice z.B. Kann aber nicht direkt offiziell IBIS lesen. Ist aber auch 
unnötig, da du nur eine kleine Tabelle interpretieren mußt. Die könnte 
man sogar als PWL-Tabelle in LTspice bringen als Teilmodell sozusagen.


Die externe Diode sollte eine niedrigere Flußspannung haben. Wegen dem 
Klemmstrom und Latchup-Effekt.

BAV99 BAV70 BAT54 sind die bekanntesten.

von Yannic W. (yannic)


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Naja die Kennlinie der Chipdioden ist ja eigentlich bekannt. Laut 
Aussage von Atmel vertragen die internen Dioden 1mA und haben eine 
Durchflussspannung von typisch 0,5V. Bei nur 1mA Belastbarkeitsrahmen 
kann man davon ausgehen, dass die 0,5V auch nicht stark nach oben oder 
unten abweichen.

Unter diesen 0,5V liegen auch die BAV99 BAV70 und BAT54 nicht.

Gefährlich ist ja der Moment in dem die Überspannung oder eine 
Spannungsspitze auftritt und die internen Dioden schneller anfangen zu 
leiten als die externen. Nur wie soll sich das verhindern lassen ?

Ansonsten hätte ich jetzt an die Kombination gedacht:

Signal - 2k - Bav99 - 1k - Adc

Bin jetzt auch über recht viele Threads mit der selben Problematik 
gestolpert aber auch da gingen die Meinungen oft sehr weit auseinander.

von Yannic W. (yannic)


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Würde es helfen einen Operationsverstärker als Spannungsfolger zwischen 
ADC und Schutzdioden zu setzen ?

Hätte die Vorteile, dass ich zum ADC hin eine niedrige Impedanz habe und 
die externen Dioden direkt den OP Eingang schützen. (Ich nehme mal an 
das der nicht auch wieder interne Clampdioden verbaut hat)

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Vielleicht bastelt dir Helmut ja die Antwort mit LTspice. Ich kann es 
nicht, da einfach nur am Lachen. Köstlich ahnungslos.

von Yannic W. (yannic)


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Es tut mir leidt, wenn ich nicht auf anhieb alles verstehe man kann und 
muss ja nicht auf anhieb alles wissen :(

Ich bemühe mich ja es so gut wie möglich nachvollziehen zu können.

Ich weiß auch nicht was an meiner letzten Idee so extrem belustigend 
ist. Ich habe das ganze mit LTSpice simuliert und das Ergebnis sieht für 
mein Empfinden garnicht so übel aus ?

An "+" des OP liegen 5,3V an V(ADC) = 4,96V und I(D1) = 6,7mA

Sieht doch so aus als würde es machen was es soll ?

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Yannic W. schrieb:
> Es tut mir leidt, wenn ich nicht auf anhieb alles verstehe man kann und
> muss ja nicht auf anhieb alles wissen :(
>

Darum geht es nicht.


> Ich bemühe mich ja es so gut wie möglich nachvollziehen zu können.
>

Nein, denn:
"Naja die Kennlinie der Chipdioden ist ja eigentlich bekannt."

Ach. Wo hast du die denn gesehen?


und weiter:
"Gefährlich ist ja der Moment in dem die Überspannung oder eine
Spannungsspitze auftritt und die internen Dioden schneller anfangen zu
leiten als die externen. Nur wie soll sich das verhindern lassen ?"

Kondensator/-effekt vielleicht? Zumal die Einschaltzeit nur mit einem 
ESD-Puls unterschritten werden kann.


> Ich weiß auch nicht was an meiner letzten Idee so extrem belustigend
> ist. Ich habe das ganze mit LTSpice simuliert und das Ergebnis sieht für
> mein Empfinden garnicht so übel aus ?
>
> An "+" des OP liegen 5,3V an V(ADC) = 4,96V und I(D1) = 6,7mA
>
> Sieht doch so aus als würde es machen was es soll ?

ADI hat ne ganze Familie von solchen spezialisierten Treiber-OpAmps für 
ADCs. LTC genauso.
Schau dir allerdings die Eingangsschaltung und generell die Maximum 
Ratings ganz genau an.

von Yannic W. (yannic)


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Okay,

nur konnte ich bisher keine Simulationsfiles für einen AVR I/O finden.

Lediglich eine IBIS Datei für den Atmega8. Allerdings kann ich mit dem 
Inhalt der Datei nicht wirklich was anfangen.

Du kennst das Verhalten der internen Dioden nehme ich an.
Wenn ja könntest du eventuell verraten was sich dem IBIS Modell 
bezüglich der Dioden entnehmen lassen würde ?

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Yannic W. schrieb:
> Okay,
>
> nur konnte ich bisher keine Simulationsfiles für einen AVR I/O finden.
>
> Lediglich eine IBIS Datei für den Atmega8. Allerdings kann ich mit dem
> Inhalt der Datei nicht wirklich was anfangen.
>

Tja, die sind oft Mangelware. Die Chiphersteller nehmen die Anwender 
generell nicht sonderlich ernst.
Poste mal den Link.


> Du kennst das Verhalten der internen Dioden nehme ich an.
> Wenn ja könntest du eventuell verraten was sich dem IBIS Modell
> bezüglich der Dioden entnehmen lassen würde ?

Im Allgemeinen ist Uf der chipinternen Schutzdioden eher höher als 
externer Dioden. Sollte die externe Diode eine Schottkydiode sein, so 
kann man dessen generell ziemlich sicher sein.

Man kann es berechnen, simulieren oder abschätzen! (Das ist auch die 
Reihenfolge zunehmender Priorität unter Profis mit Erfahrung)

Gehen wir mal vom Worst-case aus: Sagen wir mal die externe Diode leitet 
bei 1V, die chipinterne bei 0,5V. Im Datenblatt des Controllers steht 
max. 10mA durch diese Diode bei den Maximum Ratings. Dann muß der 
serielle Widerstand zwischen externer Diode und Chip-Pin mindestens 
sein:
R=(1V-0,5V)/10mA

Die gleiche Rechnung wiederholt sich dann für den Serienwiderstand vor 
der externen Diode hin zum Peripherieanschluß. Man kommt also auf ca. 
2x100 Ohm wie oben gepostet.

Wenn die externe Diode generell eine niedrigere Durchflußspannung hat 
als die interne, so fällt logischerweise der Vorwiderstand zum Chip 
komplett weg. Das wäre dann der Fall höchster zulässiger 
Eingangsfrequenz bzw. Genauigkeit für einen ADC-Eingang.

von Yannic W. (yannic)


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Hi,

das Ibis Modell habe ich hier gefunden:
http://www.avrfreaks.net/index.php?module=Freaks%20Tools&func=viewItem&item_id=476

Die Rechnung kann ich nachvollziehen, nicht aber wieso man die 
Widerstände auf die Maximum Ratings auslegt.

Bei 12V am Peripherieanschluß wären das im Worst-case ja trotzdem noch 
(12V-6V) / 100 Ohm = 60mA was als Rückspeisung schon eine ganze Menge 
ist. Würde daher etwas dagegen sprechen den 1. Widerstand zu erhöhen, 
solange es im Rahmen der maximalen Eingangsimpedanz des AVR liegt ?

von Georg G. (df2au)


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Je nachdem, wie die maximale Frequenz am ADC ist, kannst du die 
geforderte niedrige Eingangsimpedanz erzwingen, indem du einen 
Kondensator zwischen ADC-Eingang und GND schaltest. Es geht doch nur 
darum, die Spannung stabil zu halten, während die internen Kondensatoren 
des AD Netzwerks klappern. 1nF ist in den meisten Fällen ein guter 
Kompromiss

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Yannic W. schrieb:
> Hi,
>
> das Ibis Modell habe ich hier gefunden:
> 
http://www.avrfreaks.net/index.php?module=Freaks%20Tools&func=viewItem&item_id=476
>
> Die Rechnung kann ich nachvollziehen, nicht aber wieso man die
> Widerstände auf die Maximum Ratings auslegt.
>

Um höchstmögliche Flankengeschwindigkeit zu haben.


> Bei 12V am Peripherieanschluß wären das im Worst-case ja trotzdem noch
> (12V-6V) / 100 Ohm = 60mA was als Rückspeisung schon eine ganze Menge
> ist. Würde daher etwas dagegen sprechen den 1. Widerstand zu erhöhen,
> solange es im Rahmen der maximalen Eingangsimpedanz des AVR liegt ?

Die Eingangsimpendanz ist bei CMOS immer jenseits 1MOhm. Daher kannst du 
die vernachlässigen. Schalte halt die 1nF noch parallel. Den ersten 
Widerstand machst du dann eben 1K oder so.

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