Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Welche Gründe für den Wechsel nennen?


von Wechselwilliger (Gast)


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Hallo,

Welche Gründe könnte man als Berufsanfänger nach kurzer Zeit für einen 
Wechsel angeben? Ich komme mit den Kollegen nicht zurecht und möchte 
daher was Neues ausprobieren. Anscheinend sollte man solche Gründe aber 
nicht angeben. Was könnte man denn sonst angeben? Vor allem wenn man im 
selben Bereich weiterarbeiten will? Würde mich über ein paar Vorschläge 
sehr freuen.

Danke sehr!

von Ulli N. (Gast)


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Welchem Gegenüber willst diese Gründe angeben? Deinem jetzigen oder 
deinem zuküftigen Arbeitgeber?

Falls es der Jetzige ist: Wozu willst du da einen Grund angeben? Du 
kannst jederzeit ohne Angabe von Gründen kündigen (es sei denn, du 
willst dir eine Hintertür offen halten, was keine gute Idee ist).

Falls es der Zukünftige ist: Der müsste erstmal nach einem Grund fragen 
und wenn er es tun sollte, gilt die Standardfloskel "Ich habe ich in 
meiner letzten Firma für mich kein Potential für eine berufliche 
Weiterentwicklung gesehen".

von nicht_audi (Gast)


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Ulli N. schrieb:
> "Ich habe ich in
> meiner letzten Firma für mich kein Potential für eine berufliche
> Weiterentwicklung gesehen".

Nach kurzer Zeit ist das unglaubwürdig. Nach 3 Jahren kann man von "kein 
Potential" reden.

Ich würde wenn dann nur Gutes über die alte Firma reden, und als Grund 
für den neuen Job "challenging Position" oder so ähnlich nennen. Die 
Mitmenschen sind ja nicht dumm, wenn man wechseln will ist man letztlich 
unzufrieden, warum auch immer - das wissen Personaler, alter Chef und 
auch neuer Chef. Die Frage ist nur, muss ich überall rumposaunen was 
mich am Leben/Exjob stört oder mich ruhig verhalten und nur das Positive 
erwähnen. Man sieht sich immer 2x.

Bei ähnlicher Branche in ähnlicher Örtlichkeit würde ich so 
argumentieren:
Geg. alten Chef: Danke für die Möglichkeit hier lernen zu dürfen. Bin 
dankbar, habe Möglichkeit woanders was für mich spezifisch 
interessanteres zu machen: Spezifika 1, 2, 3.

Geg. neuem Chef: Bin interessiert an den neuen Möglichkeiten des Jobs, 
Gründe Spezifika 1, 2, 3.

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Wechselwilliger,

> Welche Gründe könnte man als Berufsanfänger nach kurzer Zeit für einen
> Wechsel angeben?
Nur plausible, die keinen Verdacht erregen, nur vorgeschoben zu sein.

> Ich komme mit den Kollegen nicht zurecht und möchte daher was Neues
> ausprobieren.
Oh weiha, wird da fast jeder ehemalige Lehrling prusten in Erinnerung an 
sein erstes Lehrjahr.

Du fragst nach einem vorgeschobenen Grund - besser nicht, wessen Lüge 
darin erkannt wird, und Personaler sind sehr geschickt, das zu erkennen, 
der muss mit der nächsten Bewerbung auf ein Wunder hoffen.

Für den Teamgeist in Deinem Team, Euer Arbeitsklima, ist Euer 
gemeinsamer Vorgesetzter verantwortlich.
Da gibt es nicht viele Möglichkeiten:
1. Er ist anwesend, er bemerkt den Umgang mit Dir. Sein 
Nichteinschreiten ist das Indiz, er hält den Umgang für o.k. Wie gesagt, 
im ersten Lehrjahr, Neulinge werden immer etwas härter "heran genommen", 
um sie zu "prüfen", ob sie "zu uns gehören".
2. Er ist nicht anwesend, er merkt das nicht.

Allgemein 1: In Deinem Arbeitsvertrag hast Du Leistungen zugesagt. 
Solltest Du darin behindert sein, musst Du zuerst versuchen, die 
Behinderung aus eigenen Kräften abzustellen, beispielsweise mit "nun 
lass mich arbeiten!". Sollten Deine Kräfte dazu nicht ausreichen, bist 
Du verpflichtet, Deinen Vorgesetzten zu informieren und um Hilfe zu 
bitten, zumindest um Rat. Es könnte ja sein, dass er auch er von 
Lehrjahren spricht und von "hart heran nehmen" nun "das gibt sich 
schon".

Solltest Du nur still leiden, verstößt Du gegen Deinen Arbeitsvertrag 
und das sollte Dir zum Schaden werden.

Als Alternative - jedes intakte Team hat seine "graue Eminenz" den 
grauhaarigen Kollegen, der alles mitgemacht hat und mit allen Wassern 
gewaschen ist. Im Fall 2 wende Dich besser an ihn als vorschnell zu 
kündigen.

"In den primitivsten Gesellschaften übt derjenige Autorität aus, dessen 
Eignung für die jeweilige Aufgabe anerkannt ist." (Erich Fromm)

Allgemein 2: Offensichtlich hast Du Dir diese Anerkennung noch nicht 
verdient. Jedenfalls noch nicht aus Sicht Deiner Kollegen. Verdiene Dir 
diese, und die Situation wird schlagartig besser.
Aber nicht, in dem Du den Affen machst oder den Kasper für die Kollegen 
oder gar den, der die Toilette mit seiner Zahnbürste putzt. Sondern 
indem Du Dich für das ganze Team einsetzt. Vor allem da, wo die anderen 
scheuen.

Zum Fall 1.: Berichte Deinem Vorgesetzten, was so ist, was Du willst, 
was Du vorhast, ob das in seinem Sinne sei?
Wenn es Dir wirklich zu schwer wird, dann sag ihm das auch. 
Möglicherweise verbessert er die Situation mit einem guten Rat, 
vielleicht wirst Du innerbetrieblich versetzt, vielleicht kommt es zu 
einvernehmlichen Trennung.

Trick dazu: Bitte ihn doch um Verlängerung der Probezeit. Noch fühltest 
Du Dich nicht integriert, Deine Bestrebungen seien eher leer 
ausgegangen, wenn das auch mit seiner Hilfe nichts wird, dann wird es 
eben nichts, Kündigung innerhalb der Probezeit ist aber kein Makel. 
Dafür sind die da.

Zum Fall 2, der Vorgesetzte ist gar nicht da, bekommt gar nicht mit, was 
in seiner Organisationseinheit vor sich geht: Das ist ein 
Führungsfehler. Der muss nicht dessen Schuld sein, könnte auch ein 
Organisationsverschulden sein (schweres Geschütz, vor allem für 
Neulinge). Dessen Folgen dürfen Dir nicht angelastet werden. Berichte 
ihm wie vor von Deinen Schwierigkeiten wie zuvor, ob er vielleicht ein 
paar mal öfter vorbei gucken könne?

Insgesamt, "Wechselwilliger", den ich nun als "Verzagter" interpretiere: 
Arbeitnehmer müssen sich im Beruf durchsetzen, insbesondere ihren 
Arbeitsvertrag. "Lass mich arbeiten!" ist mutiger und stärker als "ich 
werde gemobbt, bäh...."
Das Durchsetzen des eigenen Arbeitsvertrages muss man erwarten dürfen, 
wer dazu nicht bereit ist, der wäre selbst mit Hartz zu gut bedient.

Ciao
Wolfgang Horn

von S. (Gast)


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Mein headhunter riet zu Folgendem:

"Ich hatte mich für eine bestimmte Aufage und Position beworben, musste 
aber dann aufgrund des Ausscheidens eines Mitarbeiters dessen Bereich 
übernehmen und mein Bereich ist nun dauerhaft mit einer anderen 
Neueinstellung besetzt worden".

(so ähnlich war es auch schon mal bei mir)

oder

"Ich hatte mich aufgrund privater Gründe für diese Firma entschieden. 
Ein Bekannter ist auch dort und hat mich unterstützt. Leider bin ich 
dadurch in die Kritik gekommen, nur genommen worden zu sein, weil ich 
jemanden kenne".

oder

"Ich habe mich etwas unbedacht für diese Firma entschieden, weil ich 
dort Verwandte hatte, bei denen ich wohnen konnte"

oder

"Ich habe eine neue Lebenspartnerin und möchte nun mit ihr 
zusammenziehen. Leider wohnt die aber hier bei Ihnen in der Nähe und zu 
weit weg von meinem jetzigen Arbeitsplatz".

von Muha (Gast)


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@S. die sind alle schlecht. Die Erste Anekdote geht ja noch, aber die 
anderen lassen einen unflexibel und anhänglich wirken.

von Spannungs Abfall (Gast)


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... ist Dein Headhunter erfolgreich mit dem was er tut?

Alle 4 ausreden wären für mich ein Grund Dich nicht einzustellen

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Hallo,

fällt sicher aus der Reihe, aber unter Umständen könnte die Wahrheit 
auch eine ganz interessante Option sein.

Nicht alle Menschen sind so gute Lügner, wie sie denken, und nicht alle 
Personalverantwortlichen sind Soziallegastheniker.

Nur meine 0,02€

Vlg

 Timm

von tron2000 (Gast)


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ist es hilfreich zu verraten, dass Chaos, Planlosigkeit und die 
ungewisse Zukunft des Unternehmens der Hauptgrund zum Wechseln wären? 
Dass man zwar sehr viele Freiheiten genießen konnte und das kollegiale 
Umfeld und Miteinander einwandfrei waren, aber Aufgrund ständiger 
Richtungs-, Schwerpunkt-, "Strategie-" und Aufgabenwechsel künstlich 
Reibungsverluste verursacht, die auf Dauer Stress auslösen. Unnötigen 
Stress.

von Edson (Gast)


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Ulli N. schrieb:
> die Standardfloskel "Ich habe ich in
> meiner letzten Firma für mich kein Potential für eine berufliche
> Weiterentwicklung gesehen".

Da ist ein ehrliches "ich möchte etwas neues ausprobieren" aber keinen 
Deut schlechter.

Ich finde es schon erschreckend, dass die meisten es ganz normal und 
opportun finden, Vorgesetzte anzulügen. Da ist ja das berufliche Glück 
quasi vorprogrammiert...

von Steel (Gast)


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Spannungs Abfall schrieb:
> ... ist Dein Headhunter erfolgreich mit dem was er tut?
>
>
>
> Alle 4 ausreden wären für mich ein Grund Dich nicht einzustellen


Was wäre für einen (Spannungs)Abfall wie dich denn ein Grund der genehm 
wäre?

von Max Murks (Gast)


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"Mein Job ist in das indische|chinesische|transilvanische| 
Entwicklungszentrum verlagert worden."

von Wechselwilliger (Gast)


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Vielen dank für die teils sehr interessanten Ansichten! Ja ich denke 
auch bei der Wahrheit bleiben ist gut. Mein Chef sieht die Probleme und 
will mich evtl. versetzen falls es nicht besser Im Gegenteil, manch 
einer fühlt sich  bedroht durch mich seine Daseinsberechtigung zu 
verlieren und erzählt deshalb gerne Unwahrheiten über mich... Und mit 
solchen Leuten habe ich einfach keine Lust einen Großteil meiner Zeit zu 
verbringen. Ganz einfach...

von Wechselwilliger (Gast)


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Sorry tippfehler:

Vielen dank für die teils sehr interessanten Ansichten! Ja ich denke
auch bei der Wahrheit bleiben ist gut. Mein Chef sieht die Probleme und
will mich evtl. versetzen falls es nicht besser wird. Im Gegenteil, 
manch
einer fühlt sich  bedroht durch mich seine Daseinsberechtigung zu
verlieren und erzählt deshalb gerne Unwahrheiten über mich. Und mit
solchen Leuten habe ich einfach keine Lust einen Großteil meiner Zeit zu
verbringen.

von Zing (Gast)


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Wirtschaftliche Gründe werden in der Regel akzeptiert.

Z.B.
"Kurz nach Aufnahme meiner Tätigkeit ist ein wichtiger Kunde 
abgesprungen. Mein Arbeitgeber ist dadurch in ernsthafte Schwierigkeiten 
gekommen und könnte gezwungen sein, Personal zu entlassen. Da ich noch 
in der Probezeit bin, wäre ich vermutlich einer der ersten, die gehen 
müssten. Notgedrungen muss ich mich daher nach eine Alternative 
umsehen."

Auch Eigentümerwechsel und Standortwechsel/-Schließungen sind solche, 
für den gewöhnlichen Angestellten unabwendbare Ereignisse, die 
problemlos als Wechselgründe akzeptiert werden."

von Spannungs Abfall (Gast)


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genehme Gründe:

wie schon einer der Vorredner sagte, die Wahrheit z.B. Notfalls nett 
umschrieben...

und nun die Begründung warum die anderen Ausreden schlecht sind

1) Die Antwort deutet auf einen unflexiblen Mirarbeiter hin, kein gutes 
Argument ihn einzustellen.

2) Wenn einer es damit begründet, dass er den Job nur über Bekannte 
bekommen hat und jetzt gemobbt wird, dann liegt es ja vielleicht daran 
das er gemobbt wird weil er die Leistung einfach nicht bringt -> 
Naheliegend

3) Ich mach was ohne mich vorher zu informieren nur weil ich billig 
wohnen kann, naja. Schlecht auch auf die Folgefrage zu antworten: Wo 
wohnen denn ihre Verwabdten... wenn die dann nicht in der Stadt des 
neuen Arbeitgebers wohnen

4) Lebenspartnerin: genau so ein quatsch - in einem halben Jahr wechselt 
er dann die Lebenspartnerin und dann auch den Job weil die Neue irgendwo 
anders wohnt. Wenn der Pesonaler einen Mitarbeiter für Dauer sucht kein 
gutes Argument

Wer meint, dass die 4 Gründe gut sind der kann sie ja gerne bringen,

von fight1 (Gast)


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Wechselwilliger schrieb:
> Im Gegenteil,
> manch
> einer fühlt sich  bedroht durch mich seine Daseinsberechtigung zu
> verlieren und erzählt deshalb gerne Unwahrheiten über mich. Und mit
> solchen Leuten habe ich einfach keine Lust einen Großteil meiner Zeit zu
> verbringen.

oh, wurde der kleine rookie hart rangenommen. :D

Willkommen in der Arbeitswelt. Was erzählen die denn über dich? Und wenn 
dass so schlimm ist, warum toleriert dein chef das in dem er dich 
versetzt?

von Artur F. (Gast)


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Ulli N. schrieb:
> Falls es der Zukünftige ist: Der müsste erstmal nach einem Grund fragen
Das ist bei mir jedes Mal der Fall gewesen!

Wechselwilliger schrieb:
> Ich komme mit den Kollegen nicht zurecht und möchte
> daher was Neues ausprobieren.
Inwiefern kommst du mit denen nicht klar? Woran liegt es?

von Ich (Gast)


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Lebenskünstler schrieb im Beitrag #2802156:
> Die Schnauze gestrichen voll.

Das sollte diplomatischer formuliert werden.

Wechselwilliger schrieb:
> Welche Gründe könnte man als Berufsanfänger nach kurzer Zeit für einen
> Wechsel angeben? Ich komme mit den Kollegen nicht zurecht und möchte
> daher was Neues ausprobieren.

Berufsanfänger und Probleme mit Kollegen nach kurzer Zeit, das ist 
gefährlich!

Es gibt immer (!) recht große Arxxxlöxxer unter den Kollegen, immer!
Die Gefahr ist, das die neuen Kollegen noch größere Axxxxxxxxxxx sind.

Als Berufsanfänger zu schnell die Firma zu wechseln kommt selten gut.

Was heißt, Du kommst mit den Kollegen nicht zurecht?

von fonsana (Gast)


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tron2000 schrieb:
> ist es hilfreich zu verraten, dass Chaos, Planlosigkeit und die
> ungewisse Zukunft des Unternehmens der Hauptgrund zum Wechseln wären?
> Dass man zwar sehr viele Freiheiten genießen konnte und das kollegiale
> Umfeld und Miteinander einwandfrei waren, aber Aufgrund ständiger
> Richtungs-, Schwerpunkt-, "Strategie-" und Aufgabenwechsel künstlich
> Reibungsverluste verursacht, die auf Dauer Stress auslösen. Unnötigen
> Stress.

Nein, diese Zustaende sind inzwischen sehr weit verbreitet.

fonsana

von BWLer (Gast)


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Es geht bei der Frage doch gar nicht um den wahren Grund, sondern wie du 
deinen vorherigen Arbeitgeber nach außen hin präsentierst. Wie du die 
Frage beantwortest sagt viel mehr über dich, als über deinen 
alten/aktuellen Arbeitgeber.

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