Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LogAmp vor einem ADC


von ADC (Gast)


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Hallo!

Ich spiele mit dem Gedanken einen true LogAmp (LOG101 von BurrBrown) 
einzusetzen. Dieser soll die Dynamik eines Sensorsignales verkleinern, 
damit ich es besser (Ausnützung der Full Scale Range) mit einem 24-Bit 
Sigma-Delta ADC für einen DSP digitalisieren kann. Die Log Funktion soll 
anschliessend im DSP wieder zurück gerechnet werden und das Signal 
"normal" verarbeitet werden.


Theoretisch sollte das ganze eigentlich sehr gut funktionieren. Jedoch 
habe ich keinerlei Erfahrung was den praktischen Einsatz solcher Amps 
angeht. Unglücklicherweise habe ich im Netz auch nicht viel zu diesem 
Thema gefunden. Man findet tonnenweise Material über optische 
Absortionsmessungen, wofür diese Amps wohl häufig eingesetzt werden.

Ich sehe das hauptproblem in der passenden Beschaltung und der 
Genauigkeit dieser Amps. Die meisten haben Stromeingänge von 1nA bis 1mA 
o.ä. D.h. ich müsste mein Messsignal (Spannungssignal) in einen 
entsprechenden kleinen Strom wandeln. Hier habe ich so meine Zweifel ob 
das klug ist. Verlagere ich mein Messsignal in so einen tiefen 
Strombereich bin ich doch dann extrem empfindlich auf eingekoppelte 
Störströme bzw. schon vorhandene Rauschsströme. Das erscheint mir als 
gewichtiger Nachteil. Der recht grosse Fehler dieser LogAmps kommt noch 
dazu.

Bin ich total auf dem Holzweg oder macht es tatsächlich Sinn solche 
LogAmps vor einem ADC einzusetzen? Bzw. wird das tatsächlich heute noch 
gemacht?

Villeicht noch zum Hauptproblem: Ich habe ein Sensorsignal, welches bei 
einer bestimmten Frequenz (tief, z.b. typish 33 Hz, max. 250 Hz)) einen 
Anteil aufweist, der interessiert. Nun hat das Signal aber auch noch 
Komponentne mit Amplituden die z.B. 10 fach so gross sind (Störungen 
eines FU bei 680 Hz). Das Nutzsignal soll nun mit einem digitalen 
Bandpasss vom Rest getrennt werden. Dieser Teil ist nicht das Problem. 
Das Problem ist jedoch, dass ich das Sensorsignal nicht ausreichend 
verstärken kann, um den Nutzanteil ausreichend genau aufzulösen, da dann 
der Störanteil den Verstärker in die begrenzung treibt. Möglichkeiten 
sind nun, entweder den Störanteil durch ein analoges Filter entfernen 
(eher unerwünscht) oder eben das Signal entsprechneden komprimieren, 
digitialisieren, expandieren, filtern et voilä.

Ich hoffe das war verständlich und es findet sich jemand, der einwenig 
Erfahrung mit diesen LogAmps hat.

Vielen Dank!

von Helmut S. (helmuts)


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Es gibt drei Gründe die gegen den LogAmp sprechen.
1. Du hast schon einen hoch auflösenden 24bit-ADC
2. Du hast kein Strom- sondern ein Spannungssignal.
3. Die Bandbreite des LogAmps ist indiskutabel lausig bei kleinen 
Strömen.

Zusammenfassung:
Ich finde keinen Grund der in deiner Anwendung für den Einsatz eines 
LogAmp spricht. Ehrlich gesagt sind die LogAmps so etwas wie die 
Dinosaurier der Elektronik. Sie sind hoch spezialisiert auf ganz wenige 
Anwendungen. In 99,999% der Anwendungen bringen sie mehr Nachteile als 
Vorteile. Da spendiert man heutzutage das Geld besser in einen sehr 
guten ADC.

von ADC (Gast)


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Vielen Dank für deine Antwort.


In diesem Falle würdest du die andere Lösungsvariante vorschlagen? 
Steiles analoges Filter, dass alles ausserhalb des Nutzfrequenzbereiches 
(5Hz - 250Hz) abtrennt?

Der hochauflösende ADC bringt mir ja insofern nichts, da die 
Störamplitude einiges grösser (5-10 fache amplitude) ist als das 
Nutzssignal und ich somit nur wenig verstärken kann, bis der Verstärker 
an die Rails kommt. Was dann wiederum dazu führt, dass ich die FSR des 
ADC fast gar nicht ausnützen kann.

Die Grundidee der DSP Lösung war es ja gerade, die Anforderung an 
analoge Filter zu minimieren bzw. diese ganz wegzulassen. Es scheint 
jedoch, dass dies anscheinend doch nicht möglich ist.

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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ADC schrieb:
> Villeicht noch zum Hauptproblem: Ich habe ein Sensorsignal, welches bei
> einer bestimmten Frequenz (tief, z.b. typish 33 Hz, max. 250 Hz)) einen
> Anteil aufweist, der interessiert. Nun hat das Signal aber auch noch
> Komponentne mit Amplituden die z.B. 10 fach so gross sind (Störungen
> eines FU bei 680 Hz). Das Nutzsignal soll nun mit einem digitalen
> Bandpasss vom Rest getrennt werden.

Ich würde ich analog filtern bzw. vorfiltern.

von MaWin (Gast)


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Der Log-Amp ruiniert deine Genauigkeit.
Er ist wesentlich schlechter als 24 bit.

von Ulrich (Gast)


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Der log Amp hat nur begrenzte Genauigkeit. Da sind die Fehler und das 
Rauschen größer als wenn das Signal direkt an den 24 Bit AD geht - auch 
wenn da die Amplitude des Nutzsignal nur sehr klein ist. Gerade wenn das 
Störsignal so groß ist, gibt der log.Amp Probleme, denn dann bestimmt 
das Störsignal die Skalierung. Dazu kommt noch das Problem mit negativen 
Werten. Ein Logamp wäre ggf. richtig wenn das Nutzsignal selber eine 
sehr große Dynamik hat, etwa bei Leckstömen, die irgendwo zwischen ein 
paar fA und µA liegen, je nach Temperatur. Dann aber auch eher mit einem 
12 Bit AD dahinter.

Ein analoger Filter kann helfen muss aber nicht besonders steil sein - 
kleine Veränderungen des Nutzsignal kann der DSP ggf. kompensieren. Wenn 
die Störfrequenz relativ fest liegt, hilft ggf. eine Bandsperre für die 
eine Frequenz mehr als ein Bandpass für das Nutzsignal.  So lange das 
Störsignal nur 10 mal größer ist, geht es auch noch ohne großen analogen 
Filter gehen - den braucht man ggf. wenn das Störsignal mehr als 1000 
mal größer ist.

von branadic (Gast)


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Wie wäre es denn das zu messende Signal mit einem Synchrondemodulator zu 
demodulieren und nur noch die eigentliche Messgröße zu verstärken und zu 
erfassen?
Es macht doch keinen Sinn die in der Amplitude wesentlich größere 
Störung, die ja eh keinen Beitrag zur Messgröße liefert, mit zu messen 
und dann einen ADC mit übertrieben großem Dynamikbereich zu verwenden?
Vielleicht kommst du so ja auch mit einem 8-12bit ADC aus?

branadic

von Ulrich (Gast)


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Ein höher auflösender AD und dann ein DSP zur digitalen Filterung ist 
schon keine so schlechte Lösung. Auch die moderneren Lockin-verstärker 
machen das so - zumindest in dem Frequenzbereich.

von branadic (Gast)


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Ulrich schrieb:
> Ein höher auflösender AD und dann ein DSP zur digitalen Filterung ist
> schon keine so schlechte Lösung.

Bevor ich ein 24bit-ADC-System realisieren würde, würde ich mir 
überlegen, ob es nicht sinnigere Altertiven gibt. Synchrondemodulation 
ist bspw. eine solche. Lockin-Verstärker wären auch eine, wenngleich ich 
die Anfrage so verstanden habe, dass das Signal noch deutlich auf dem 
Träger zu sehen ist.
Mit einem 24bit ADC allein ist es längst nicht getan und man reißt eine 
riesen Baustelle auf (Referenz, Spannungsversorgung, Schaltungskonzept, 
Layout/Leiterplattendesign, Schirmung/Gehäusedesign, 
Temperaturstabilität), die wahrscheinlich gar nicht nötig wäre. Ich 
persönlich würde einen weg beschreiten, mit dem ich mir diesen Aufwand 
nicht geben müsste.
Aber lass dich nicht aufhalten, die Gefahr auf die Nase zu fallen ist 
aber bitte nicht zu verschweigen.

branadic

von Ein Gast (Gast)


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ADC schrieb:
> Der hochauflösende ADC bringt mir ja insofern nichts, da die
> Störamplitude einiges grösser (5-10 fache amplitude) ist als das
> Nutzssignal und ich somit nur wenig verstärken kann

Bei einem 24-bit ADC bleiben dir noch 20,6 .. 21,6 Bit für dein 
Nutzsignal. Wie sauber ist denn dein Nutzsignal überhaupt?

von Bernd (Gast)


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So ein LogAmp dient der Dynamikkompression.
Es geht bei den dazu passenden Anwendungsfällen darum, über
einen weiten Amplitudenbereich, ohne Sprünge durch
Bereichsumschaltungen, QUALITATIVE (!) Aussagen zu bekommen.

Bei Spektrum-Analysatoren will man z.B. wissen, wie gut
mögliche Störprodukte etc. unterdrückt werden.

Man will sehen, ob ihr Pegel 1/100, 1/2000, oder 1/1000000
des Nutzsignals ist. Es ist wurscht, ob sie 491,75-fach,
oder 491,76-fach kleiner sind, wenn 1/500 gefordert ist.

Was aus einem LogAmp herauskommt, ist für einen 10 Bit-ADC
angemessen.

LOG101
LOG CONFORMITY ERROR: (5 decades) 0.01...0.2%

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