Forum: PC Hard- und Software Virtualisierungs-Software und PC-Konfiguration


von Harry (Gast)


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Hallo,

ich suche eine Virtualisierungs-Software, um diverse Betriebssysteme mit 
diversen Konfigurationen auf einem ausrangiertem Rechner zu installieren 
und gefahrlos alles mögliche ausprobieren zu können. Mal benötige ich 
Windows XP mit Access 2003, mal Windows 7 mit Access 2007, mal sind es 
diverse andere Anwendungen wie z.B. Microsoft Money, die ich von CD oder 
DVD installieren und kurzfristig benutzen möchte. Ich habe mich schon 
ein wenig informmiert und die bekanntesten Programme dürften wohl 
"VirtualBox" und "VMWare" sein.

Gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Programmen, oder 
laufen die alle mehr oder weniger gleich schnell und stabil und 
emulieren auch alle mehr oder weniger die gleichen Betriebssysteme?

Wieviel Schutz bietet ein virtuelles Betriebssystem nach heutigem Stand 
der technik gegen Trojaner und Viren? Ist es möglich, dass ein 
verseuchtes Gast-Betriebssystem das Host-System kompromittiert?

Sollte der Virenscanner sowohl auf dem Host- als auch auf dem 
Gast-System laufen, oder nur auf dem Host-System?

Wie sieht es aus, wenn alte Hardware im Gastsystem installiert werden 
muss? Also z.B. eine alte Telefonanlage, für die es nur noch Treiber für 
Win98 gibt und die per serieller Schnittstelle(entsprechende PCI-Karte 
ist im PC vorhanden!) angeschlossen wird?

Ich wollte einen Rechner mit Gigabyte MA78G-DS3H, OnBoard-GraKa AMD 
780G, Athlon X2 BE-2350 und 160 GB SATA HDD dafür verwenden.

Packt der das und wieviel RAM sollte der Rechner haben?

Ist Windows 7 oder Windows XP besser als Host-OS geeignet?

Wieviel RAM sollte idealerweise für die OnBoard-GraKa abgezwackt werden?

Fragen über Fragen...ich hoffe, hier hat jemand schon mal Erfahrungen 
mit der Virtualisierung sammeln können und ist so freundlich, meine 
Fragen zu beantworten.

Viele Grüße,
Harry

von Uhu U. (uhu)


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Harry schrieb:
> Gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Programmen, oder
> laufen die alle mehr oder weniger gleich schnell

Man munkelt, VMware sei schneller. Ursache ist wohl, daß VMware die 
Systemaufrufe nur einmal per Trap abfängt und dann den Code patcht. In 
der Praxis sehe ich allerdings keine großen Unterschide.

> und stabil und

VirtualBox hat gewisse Macken im Bereich Snapshots. Das scheint ein 
Dokumentationsproblem zu sein, das letztlich in einen Bug führt. Wenn 
man VB nicht durch Fehlbedienung in diese Falle lockt, dann läufts gut.

> emulieren auch alle mehr oder weniger die gleichen Betriebssysteme?

VMware kann mehr Museumsstücke, z.B. Windows 3.

von (Gast)


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Ich möchte hier noch Citrix XenServer in den raum werfen.
Ist zwar eher für die Server Virtualisierung gedacht, hat aber dadurch, 
dass das "Gast OS" in der Server Installation enthalten und 
verhältnismäßig minimalistisch ist den Vorteil, dass das Gast OS den 
Rechner nur wenig belastet....

von Icke ®. (49636b65)


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Harry schrieb:
> emulieren auch alle mehr oder weniger die gleichen Betriebssysteme?

Der VM-Host emuliert gar kein Betriebssystem, sondern nur die Hardware.

> Ist es möglich, dass ein
> verseuchtes Gast-Betriebssystem das Host-System kompromittiert?

Theoretisch ja, praktisch extrem unwahrscheinlich. Der Schädling müßte 
explizit darauf programmiert sein, aus der VM auszubrechen. Dies ist 
aber sehr aufwendig, weil sowohl die Gegebenheiten des Hostes als auch 
des Gastsystems berücksichtigt werden müßten. Macht also nur für ganz 
gezielte Angriffe Sinn (z.B. Werksspionage). Die üblichen Trojaner 
können nicht ausbrechen, außer über Netzwerkfreigaben bzw. Shared 
Folders etc.

> Sollte der Virenscanner sowohl auf dem Host- als auch auf dem
> Gast-System laufen, oder nur auf dem Host-System?

Wenn der Host nur die Hardware emuliert, braucht er keinen Scanner. 
Antivirenprogramme sind ohnehin nahezu nutzlos, siehe diverse Threads 
hier im Forum.

> Wie sieht es aus, wenn alte Hardware im Gastsystem installiert werden
> muss? Also z.B. eine alte Telefonanlage, für die es nur noch Treiber für
> Win98 gibt und die per serieller Schnittstelle(entsprechende PCI-Karte
> ist im PC vorhanden!) angeschlossen wird?

Du brauchst den Treiber für das Gastsystem und der Host muß in der Lage 
sein, die benötigten Schnittstellen an den Gast durchzureichen.

> Ich wollte einen Rechner mit Gigabyte MA78G-DS3H, OnBoard-GraKa AMD
> 780G, Athlon X2 BE-2350 und 160 GB SATA HDD dafür verwenden.

Nicht ideal, aber geht schon.

> wieviel RAM sollte der Rechner haben?

Soviel wie alle gleichzeitig laufenden VMs zusammen brauchen plus soviel 
wie der Host für sich benötigt plus kleine Reserve. Kurz gesagt, soviel 
wie möglich.

> Ist Windows 7 oder Windows XP besser als Host-OS geeignet?

Am besten eignet sich ein minimales Linux-System, z.B. Debian.

> Wieviel RAM sollte idealerweise für die OnBoard-GraKa abgezwackt werden?

Nur soviel, wie zur Administration des Hostes erforderlich ist. Der Gast 
merkt davon nämlich nichts. 32MB sollten in jedem Falle genug sein.

von Martin (Gast)


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Würde ESXi nehmen :)

von (prx) A. K. (prx)


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Harry schrieb:
> Ist Windows 7 oder Windows XP besser als Host-OS geeignet?

Wird an diesem Rechner auch direkt gearbeitet?

Denn wenn die Kiste nur als VM-Server in der Ecke steht und niemand an 
dessen Bildschirm arbeitet (so überhaupt einer dranhängt), sondern nur 
von anderen PCs aus mit den VMs gearbeitet werden soll, dann VMware 
ESXi. Kostet nix und ist die performanteste Lösung. Als Bootmedium tuts 
dann auch ein USB-Stick.

von (prx) A. K. (prx)


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Harry schrieb:
> Wie sieht es aus, wenn alte Hardware im Gastsystem installiert werden
> muss? Also z.B. eine alte Telefonanlage, für die es nur noch Treiber für
> Win98 gibt und die per serieller Schnittstelle(entsprechende PCI-Karte
> ist im PC vorhanden!) angeschlossen wird?

Kann in VMware ESXi per VMDirectPath I/O funktionieren, vorausgesetzt 
Prozessor, Chipsatz und BIOS unterstützen die entsprechende 
Hardware-Feature (AMD: IOMMU, Intel: VT-d).

von Frank K. (fchk)


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Harry schrieb:

> Gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Programmen, oder
> laufen die alle mehr oder weniger gleich schnell und stabil und
> emulieren auch alle mehr oder weniger die gleichen Betriebssysteme?

Ich habe damals zu VirtualBox gegriffen, weil VMWare Workstation Geld 
gekostet hat, und VirtualBox läuft eigentlich ganz gut. Ein 
Ausschlusskriterium für VirtualBox ist allerdings die Verwendung von 
16-Bit Betriebssystemen wie DOS Win 3.x oder Win 9x. Die bekommst Du 
zwar zum Laufen, aber es macht keinen Spaß, weil es keine Clientsoftware 
für diese alten Systeme gibt. Hier hat VMWare die Gnade der frühen 
Geburt.

> Wie sieht es aus, wenn alte Hardware im Gastsystem installiert werden
> muss? Also z.B. eine alte Telefonanlage, für die es nur noch Treiber für
> Win98 gibt und die per serieller Schnittstelle(entsprechende PCI-Karte
> ist im PC vorhanden!) angeschlossen wird?

wie gesagt: Win98 erfordert VMWare. Serielle Schnittstellen und USB 
werden emuliert und durchgereicht, sofern keine wilden Sachen gemacht 
werden. Irgendwelche Adapter, die per Bitwackelei auf den 
Handshakeleitungen einer seriellen Schnittstelle betrieben werden, 
funktionieren nicht. Sonstige Hardware wird NICHT durchgereicht. Die 
Hardwareausstattung des virtuellen PCs ist grundlegend anders als die 
des Hostrechners und völlig unabhängig von diesem. Es wird immer eine 
AMD Netzwerkkarte bereitgestellt, eine S3 Virge irgendwas VGA-Karte, ein 
Pentium II Chipsatz. Wenn Du spezielle Hardware in Form von Steckkarten 
oder Parallelport-Anhängseln betreiben musst, kannst Du VMWare, 
VirtualBox und VirtualPC nicht verwenden.

> Ich wollte einen Rechner mit Gigabyte MA78G-DS3H, OnBoard-GraKa AMD
> 780G, Athlon X2 BE-2350 und 160 GB SATA HDD dafür verwenden.
>
> Packt der das und wieviel RAM sollte der Rechner haben?

Ich sage Dir jetzt schon, dass die 160GB Festplatte eng werden könnte. 
RAM baust Du so viel ein, wie Dein Board es schafft, in diesem Fall wohl 
8GB. Das wiederum wird ein 64 Bit Windows nach sich ziehen, sonst kannst 
Du die 8GB nicht benutzen.

> Ist Windows 7 oder Windows XP besser als Host-OS geeignet?
Da der Support für XP64 lausig ist: eindeutig Win 7-x64

> Wieviel RAM sollte idealerweise für die OnBoard-GraKa abgezwackt werden?
So viel, dass Du den Desktop mit 16 oder 32 Bit Farbtiefe betreiben 
kannst. Zumindest die VirtualBox-Treiber sind auf diese Farbtiefen 
optimiert. 3D und DirectX bzw OpenGL sind innerhalb von VMs immer noch 
als experimentell anzusehen.

fchk

von Reinhard Kern (Gast)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> VMware kann mehr Museumsstücke, z.B. Windows 3.

Wie Radio Eriwan sagt, im Prinzip Ja. Allerdings nicht offiziell, und 
ziemlich unvollständig und hakelig - man muss sich einiges aus dem 
Internet dazu besorgen, wenn man z.B. nicht mit Standard-VGA zufrieden 
ist.

Gruss Reinhard

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