Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wirkungsgradunterschied zwischen großen und kleinen Trafo usw.


von Tadäus Taddel (Gast)


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Hallo,

große Transformatoren und Generatoren (Energienetz / Kraftwerk) haben ja 
meist einen Wirkungsgrad von fast 100%, während die kleineren 
Ausführungen mit sinkenden Leistungen einen immer schlechteren 
Wirkungsgrad haben.
Abgesehen davon das es sich bei den ganz großen Trafos und Generatoren 
auch  lohnt aufwendige Optimierungen durchzuführen um den Wirkungsgrad 
um nur einige 0,1% zu steigern muss es aber doch physikalische Gründe 
geben das der Wirkungsgrad mit steigenden Leistungen (Größen) zunimmt 
bzw. bei kleineren Leistungen abnimmt.
Was sind diese Gründe bzw. was wären die entsprechenden Suchbegriffe ?

mfg

   T. Taddel

von Michael B. (laberkopp)


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> Was sind diese Gründe

a) bessere Kopplung, weil mechanisch die Windungen prozentual beim 
grossen Trafo näher am kern liegen

b) Kleine Trafos haben eine grössere Oberfläche im Verhältnis zum 
Volumne, können sich also mehr Verluste erlauben als grosse Trafos weil 
die Oberfläche schon ausreicht, die Wärme abzustrahlen, und das nutzt 
der Trafohersteller natürlich um Material zu sparen und damit die Kosten 
zu senken.

c) Bei grossen Trafos ist im Vergleich die Drahtlänge kürzer, also der 
ohmsche Widerstand relativ gesehen kleiner als bei kleinen Trafos die 
viele Windungen brauchen die Spannungsbnelastung des kleinen Kerns nicht 
zu hoch werden zu lassen.


d) erhöht man die Frequenz, tut es auch der kleine Trafo recht effektiv, 
daher Schaltnetzteile.

von amateur (Gast)


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Auch große Transformatoren sind weit von 100% Wirkungsgrad entfernt.
Du hast aber recht, wenn Du andeutest: Je größer ja besser.
Ein simpler, physikalischer Grund für kleiner=Schlechter ist: Z.B. ein 
"Winzig"-Trafo hat auch winzig Drähte (Querschnitt) und die haben einen 
sehr hohen Widerstand. Ein "Winzig"-Trafo hat einen kleinen 
Kernquerschnitt und dieser behindert dadurch den magnetischen Fluss.
Darüber hinaus ist das Kundeninteresse sehr verschieden. Der 
Kraftwerksbauer ist glücklich über jedes mehr Promille an verkaufbarer 
Energie und zwingt somit der Trafobauer dazu sich "anzustrengen". Den 
Verbrauch seines Fernsehers interessiert nur den Ökofreak.
Diese Liste und Betrachtung kann man endlos fortführen. Sollte 
irgendwann mal der Strompreis bei 1€ pro Kilowattstunde anlangen, so 
könnten sich diese Anstrengungen allerdings nach unten verschieben.

von Peter II (Gast)


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amateur schrieb:
> Auch große Transformatoren sind weit von 100% Wirkungsgrad entfernt.

was ist bei dir weit?

http://de.wikipedia.org/wiki/Transformator#Wirkungsgrad
[...]
Transformatoren hoher Nennleistung haben Wirkungsgrade von mehr als 99 %
[...]

von Christian S. (christianstr)


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amateur schrieb:
> Auch große Transformatoren sind weit von 100% Wirkungsgrad entfernt.

Weit? <1% sind weit? Ich glaub, Transformatoren sind vom Wirkungsgrad 
her die fast perfekten Bauteile :P Ich wüsste zumindest kein anderes 
technische Gerät, was so hohe Wirkungsgrade erreicht.

von Peter II (Gast)


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Christian Str schrieb:
> Ich wüsste zumindest kein anderes
> technische Gerät, was so hohe Wirkungsgrade erreicht.

elektrische Heizung

von amateur (Gast)


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Für mich sind 100% etwas absolutes. Wenn Du meinen Ausführungen etwas 
weiter gefolgt währst, währst Du über Promille und so gestolpert.
Der 100 MW Trafo muss bei 99% Wirkungsgrad 1 MW Wärme loswerden. Was 
meinst Du warum die jede Menge Kühlrippen haben, mit Öl gefüllt und von 
einem ganzen Sack voll Ventiltoren umgeben sind. 1 MW ist auch jede 
Menge Geld.

von Christian S. (christianstr)


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amateur schrieb:
> Für mich sind 100% etwas absolutes. Wenn Du meinen Ausführungen etwas
> weiter gefolgt währst, währst Du über Promille und so gestolpert.
> Der 100 MW Trafo muss bei 99% Wirkungsgrad 1 MW Wärme loswerden. Was
> meinst Du warum die jede Menge Kühlrippen haben, mit Öl gefüllt und von
> einem ganzen Sack voll Ventiltoren umgeben sind. 1 MW ist auch jede
> Menge Geld.

Darum liegt bei den großen Trafos der Wirkungsgrad bei 99,8%

von amateur (Gast)


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Es ist doch immer wieder interessant, wie sich einzelne an einer Zahl 
die Zähne ausbeißen - schade dass ich nicht Zahnarzt geworden bin - zum 
eigentlichen Diskussionsthema aber nicht viel beitragen.

von Falk B. (falk)


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@amateur (Gast)

>weiter gefolgt währst, währst Du über Promille und so gestolpert.

Kann es sein, dass DU wegen Promille gestolpert bist? ;-)

>Der 100 MW Trafo muss bei 99% Wirkungsgrad 1 MW Wärme loswerden.

Jo, aber mit 100WM versorgst du eine Kleinstadt.

>einem ganzen Sack voll Ventiltoren umgeben sind. 1 MW ist auch jede
>Menge Geld.

Nö. Wenn 1MW für 1s verbraucht werden, sind das gerade mal 0,27 kWh, 
macht bei 25 Cent/kWh ~6,7 Cent. ;-)

Klar klingt 1MW Verlust viel, aber relativ betrachtet ist das wenig im 
gesamten Prozess der Energieumwandlung und Transport des Stroms.

von MaWin (Gast)


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1MW ist gerade mal so viel wie die Sonne auf deinen Garten, ein 1000 
Quadratmeter durchschnittlich grosses Privatgrundstück, scheinen lässt, 
tagsüber ohne Wolken hier in Deutschland, nur mal um die Zahl 
geradezurücken.

von Peter D. (peda)


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Konsumer-Trafos sind nur auf Materialpreis optimiert und nicht auf 
Wirkungsgrad.
Also wieviel Kupfer und Eisen kann ich einsparen, damit der Trafo bei 
der geforderten Ausgangsleistung gerade noch nicht durchbrennt.

Industrietrafos sind aber auf Gesamtkosten optimiert, d.h. inklusive 
Betriebskosten.


Peter

von Frank X. (flt)


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Falk Brunner schrieb:
> Klar klingt 1MW Verlust viel, aber relativ betrachtet ist das wenig im
> gesamten Prozess der Energieumwandlung und Transport des Stroms.

1MW Verlustleistung aus einem Trafo herauszubringen erfordert
schon einige technische Klimmzüge...

von schneller brüter (Gast)


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große trafos sind zwangsoptimiert.
10% verlust geht da niemals!!!!!!
bei kleinen trafos ist der preis nur verkäuferlust.
es gibt kleine mit 5watt die nur 0,2w leerlauf haben.
die leerlaufverluste lassen sich nicht abschätzen o. messen bei versand 
oder flohmarkt.
gute trafos sind entweder mehrfach geblättert also der u-kern hat als 
einzelblech mehrere kurze abschnitte.
auch müssen die bleche gegeneinander voll isoliert sein.
manchmal fehlt es an primärwindungen.
im lastfall sind dicke drähte gefragt.
kleinsttrafos bis ca. 5w können kurzgeschlossen werden ohne abzubrennen.
wer die abwärme für mehr als den strompreis verkaufen kann,dem kann der 
wirkungsgrad egal sein.
1MW erscheint bei der gartentheorie mit 1000m quadratmeter nicht viel.
die 1MW kommen aber nur mit extrem schwarzer fläche und nicht bei rasen.
gibt es zu wenig abstrahlung, würden die spulen auf über 100 grad 
aufheizen- der kern ebenso.
das eine MW macht nicht bei einer wunschtemperatur halt.
schlechte minitrafos werden im leerlauf 60-80 grad heiss.
die lackisolation zerstört die wärmeableitung.
würden drahtrohre als leiter eingesetzt,müssten hochdruckpumpen 
kühlflüssigkeit fördern.
eisen leitet sehr schlecht wärme.
die heißeste windung liegt wohl fast am kern.
vielleicht kennt einer einen, der einen kennt und kann hier mal ein 
IR-foto von einer heißen trafowicklung seitlich machen oder ein 
linkverweis angeben.

von Ulrich (Gast)


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Es ist nicht nur eine Frage der Optimierung wieso die großen Trafos 
besser sind. Da steckt bei fester Frequenz auch ein physikalischer 
Hintergrund dahinter:

Wenn man bei einem Trafo alle Abmessungen verdoppelt, steigt der 
Eisenquerschnitt, und damit die Spannung pro Windung um den Faktor 4. 
Der Querschnitt der Leiter steigt auch Quadratisch, also um den Faktor 
4, kann also bei gleicher Stromdichte 4 mal mehr Strom leiten. Die 
Länger der Drähte verdoppelt sich. Damit hat der doppelt so große Trafo 
eine 4 mal höhere Spannung und kann 4 mal mehr Strom liefern, hat also 
die 16 fache Leistung. Die Verluste im Kupfer (bei konstanter 
Stromdichte) erhöhen sich aber nur mit dem Volumen des Kupfers, also um 
den Faktor 8. Durch die Optimierung je nach Größe und den extra Aufwand 
für die Kühlung verschiebt sich das ganze noch etwas, aber der 
Prinzipielle Trend bleibt.

Bei ganz kleinen Trafos (unter 1 VA) kommt dann noch das Problem dazu, 
das schon relativ viel Leistung nötig ist, um den Kern zu magnetisieren. 
Das liegt zu einem Teil an der oft schlechten Qualität (wegen den 
Herstellungskosten), aber auch hier wird es physikalisch schwieriger. 
Als Folge davon haben ganz kleine Trafos für 50 Hz unter etwa 1 VA einen 
miesen Wirkungsgrad, auch ohne den Kostendruck - unter etwa 0,1 VA geht 
dann kaum noch, zumindest bei 50 Hz.

von Falk B. (falk)


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@  schneller brüter (Gast)

>große trafos sind zwangsoptimiert.

Was für ein Wort. Optimierung ist immer mehr oder weniger durch Zwang 
begründet.

>10% verlust geht da niemals!!!!!!

Nin der Tat, die würde ratz fatz abfackeln.

>es gibt kleine mit 5watt die nur 0,2w leerlauf haben.

Link?

>gute trafos sind entweder mehrfach geblättert also der u-kern hat als
>einzelblech mehrere kurze abschnitte.
>auch müssen die bleche gegeneinander voll isoliert sein.

Ist bei so ziemlich allen Trafos der Fall. Sei es per Lackisolation oder 
per galvanischer Oberflächenbehandlung.

>manchmal fehlt es an primärwindungen.

Sagen wir, sie sind sportlich dimensioniert.

>im lastfall sind dicke drähte gefragt.

Ach was?

>kleinsttrafos bis ca. 5w können kurzgeschlossen werden ohne abzubrennen.

Stimmt so allgemein nicht. Es gibt genügend 5VA Trafos, die NICHT 
kurzschlussfest sind.

http://www.block-trafo.de/de_DE/products/393257.htm

>schlechte minitrafos werden im leerlauf 60-80 grad heiss.

Leider.

http://www.mikrocontroller.net/articles/Controller_an_230V#Sparsames_Trafonetzteil_f.C3.BCr_Dauerbetrieb

>die lackisolation zerstört die wärmeableitung.

???
Sie wirkt vielleicht GERINGfügig als Isolator, aber das fällt kaum ins 
Gewicht. Das Problem ist die geringe Oberfläche im Verhältnis zum 
Volumen. Das ist ein Kernproblem bei der Kühlung großer Trafos bzw 
großer Generatoren. Da greift man schon mal zu Wasserstroffkühlung, und 
das in einer elektrischen Maschine 8-0

http://de.wikipedia.org/wiki/Turbogenerator#K.C3.BChlung

von Jens G. (jensig)


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@ Peter Dannegger (peda)

>Konsumer-Trafos sind nur auf Materialpreis optimiert und nicht auf
>Wirkungsgrad.

Wenn es nur am Materialpreis liegt ... schalte zwei gleiche Trafos ein- 
und ausgangsseitig in Reihe, schon ist die Fast-Sättigung des Kerns weg, 
und damit die rel. hohen Leerlaufverluste (auch wenn sich die ohmschen 
Verluste verdoppeln).

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Leerlauf macht aber auch keinen Sinn, denn dann hat man prinzipiell beim 
Trafo den schlechtesten Wirkungsgrad. Der Trafo muß für die Nennlast 
optimiert sein.

von MaWin (Gast)


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> es gibt kleine mit 5watt die nur 0,2w leerlauf haben.

Ja.

> kleinsttrafos bis ca. 5w können kurzgeschlossen werden ohne abzubrennen.

Aber nicht die.

>  Der Trafo muß für die Nennlast optimiert sein.

Für den Hereteller, weil das die KOsten senkt.

Für den Benutzer wäre es besser ihn über die reale prozentuale 
Verteilung der Lastfälle zu optimieren, und dann noch was draufzulegen 
damit er möglichst lange hält.

von amateur (Gast)


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>schalte zwei gleiche Trafos ein- und ausgangsseitig in Reihe

Vorsicht bissige Parallel- und Reihenschaltung.

Reihenschaltung: Beide Trafos 1/2 Spannung entspricht 1/4 Leistung. 
Ausgänge in Reihe geschaltet entspricht originaler Spannung???
Halber Leistung. Die Sättigungsproblematik dürfte damit allerdings 
erledigt sein :-)

Parallelschaltung: Eingangsseitig kein großes Problem. Ausgangsseitig: 
Sollten die Wicklungen Ein- und Ausgangsseitig, oder der Koppelfaktor 
nur minimal differieren, so speist der Bessere zurück.
Heinz der Heizer lässt grüßen.

von Peter D. (peda)


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schneller brüter schrieb:
> kleinsttrafos bis ca. 5w können kurzgeschlossen werden ohne abzubrennen.

Ja, weil die interne Temperatursicherung anspricht.
Sie brennen zwar nicht ab, sind dann aber Schrott.

Kurzgeschlossen werden dürfen nur Klingeltrafos, die haben ein sehr 
weiche Kopplung. Allerdings auch eine hohe Leerlaufspannung, die über 
200% liegen kann.


Peter

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Du meinst Streufeldtrafos? Die gibts wohl nur noch in Klingeltrafos. 
Früher waren die auch in Ladegeräten fürs Auto, hab aber schon lange 
kein solches Gerät mehr am Markt gesehen. Kann man die noch kaufen? Die 
jetzigen haben ne Thyristorsteuerung.

Kann man Streufeldtrafos mit hohem Wirkungsgrad herstellen? Könnte sein, 
das geht nicht.

von Tadäus Taddel (Gast)


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Hallo,

danke für die Antworten.

Die Info von  Michael Bertrandt und  Ulrich (Gast) haben genau das 
beantwortet wonach ich gefragt hatte:-)
Die anderen Fakten (Consumertrafos) sind mir bekannt und dürften ja 
jeden der sich auch nur etwas mit der Elektrotechnik in der Praxis 
auseinander setzt bekannt sein - darum auch der mittlerweile große 
Anteil von Schaltnetzteilen (neben Größe und Gewicht).

mfg

   T.T.

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