Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gelegentlich kommt es (auch ohne Defekt) zur leichten Elektrisierung am Metallgehäuse


von Matthias T. (pcrumdroesler)


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Bei manchen Geräten kommt es vor, daß wenn sie am 230 V-Netz betrieben 
werden, das man sich durch eine Berührung mit dem Metallgehäuse 
elektrisiert, aber dabei dennoch keinen unangenehmen elektrischen Schlag 
bekommt (eher ein pelziges Gefühl).
Das tritt des Öfteren auf und hat mit einer schadhaften Elektrik oder 
Gerätedefekten nichts zu tun. - Ein Resultat schlechter Erdung!?
Das Phänomen tritt vermehrt auf, insbesondere je leichter die 
entsprechenden Metallteile berührt werden, bzw. bei Bewegungen.
Beim Darüberstreichen ist auch ein 50 Hz - Brummen wahrzunehmen.

Gibt es dafür auch entsprechende Fachbegriffe?

von Anja (Gast)


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Matthias Thalmeier schrieb:
> Ein Resultat schlechter Erdung!?

Nur bei fehlender Erdung fließt ein Ableitstrom z.B. über die 
Y-Kondensatoren (Entstörung) aufs Gehäuse.

Gruß Anja

von alf (Gast)


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Ist am Gehäuse  meiner Stereoanlage (Pioneer) aus den 90er Jahren auch 
so.

von Philipp M. (pm_siggi)


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Das Phänomen kenne ich sehr gut, selbiges kann ich an meiner externen 
Festplatte beobachten. Bei der kommt es zweifellos davon, dann die 
Gehäuse Masse nicht über USB geerdet wird.

von Kribbel (Gast)


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Hi!

Ja, dass Gefühl kenne ich auch.

Zwei Beispiele:

1. Kochtopf auf dem Induktionsherd

2. Mein Smartphone, wenn es ans Ladegerät angeschlossen ist. 
Interessanterweise aber nur, wenn es an einem bestimmten Ladegerät 
angeschlossen wird. Ich habe zwei Ladegeräte (beide baugleich von HTC), 
bei einem kribbelt es, bei dem anderen nicht. Bei dem Ladegerät an dem 
es kribbelt, flippt auch der Touchscreen aus, wenn ich ihn bedienen 
will.

Kann mir das mal jemand mit den Ableitkondensatoren erklären? Wohin wird 
was abgeleitet?



Viele Grüße
Kribbel

von Philipp M. (pm_siggi)


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Ist warscheinlich am häufigsten der Fall, wenn Schaltnetzteile im Spiel 
sind, bei denen die Massen von Primär- und Sekundärseite kapazitiv 
gekoppelt sind.

von Wilhelm H. (willi-h)


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Das "Kribbeln" gibt es nur bei Geräten ohne Schuko-Stecker. Die 
Ableitkondensatoren sind meist Teil eines Eingangs-HF-Entstörfilters. 
z.B.
2 x 0,1µF von jedem 230V-Leiter zum GND-Anschluss des DC-Ausganges bzw. 
des Gehäuses. Das ergibt einen (für 50Hz hochohmigen) Spannungsteiler, 
so dass bei nicht geerdetem DC-Ausgang dieser an der halben Netzspannung 
(115V AC) liegt.
 Wenn mann auf einem mehr oder weniger leitenden Boden steht und den 
DC-Ausgang bzw. das Gehäuse berührt, fliesst ein kleiner (im µA-Bereich) 
Ausgleichsstrom über den Körper, der sich als "Kribbeln" unangenehm 
bemerkbar macht.
 Abhilfe: Erdung des Gehäuses oder GND-Anschlusses

LG, Willi-h

von Kribbel (Gast)


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Hallo,

wenn ich es richtig verstanden habe, sollten gut isolierte Schuhe das 
Kribbeln auch verhindern, oder?

Vielleicht liegt es bei mir gar nicht an den verschiedenen Ladegeräten, 
sondern an den verschiedenen Räumen. Möglicherweise spielt der 
Bodenbelag eine wesentliche Rolle.

Viele Grüße
Kribbel

von Anja (Gast)


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Wilhelm Hoschek schrieb:
> 2 x 0,1µF von jedem 230V-Leiter zum GND-Anschluss des DC-Ausganges bzw.
> des Gehäuses.

Die Y-Kondensatoren (parallelgeschaltet) dürfen bei Schutzklasse II 
maximal 0.75mA Ableitstrom bei 230V+10% haben. Da sind maximal 2,2 oder 
4,7nF als Kapazitätswert drin.

Gruß Anja

von Johannes O. (jojo_2)


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Wie ist das eigentlich beim Anstecken?

Beispiel:
Die USB Platte wird eingesteckt und über die Kondensatoren liegt das 
Potential an der Aussenseite irgendwo bei ca. 100V.
Nun steckt man den USB-Stecker an den (geerdeten!) PC an. + habe zuerst 
Kontakt. Dann würde für kurze Zeit (bis auch - Kontakt hat) 100VAC über 
den USB-Port anliegen. Wird das dann über die Schutzdioden abgeleitet?

(bei USB haben die beiden Spannungsversorgungspins die längeren Kontakt. 
Welcher zuerst Kontakt hat, ist eher zufällig davon abhängig, wie man 
den Stecker reinsteckt)

von Michael K. (charles_b)


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Da bin ich ja beruhigt, dass das Kribbeln wohl "normal" ist. Hatte schon 
Defekte bei den Geräten vermutet. Wenn man dann mal die Spannung misst, 
kommt man auf ganz respektable Werte - scheint aber kein Strom dahinter 
zu sein.

von Hui (Gast)


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Den zweipoligen Stecker einfach mal UMDREHEN, also Phase und Neutral 
tauschen, das hilft bei manchen Geräten gegen das kribbeln. War z.B. bei 
meinem alten Samsung Notebook so.

von hal9000 (Gast)


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Michael K-punkt schrieb:
> Da bin ich ja beruhigt, dass das Kribbeln wohl "normal" ist. Hatte schon
> Defekte bei den Geräten vermutet. Wenn man dann mal die Spannung misst,
> kommt man auf ganz respektable Werte - scheint aber kein Strom dahinter
> zu sein.

Damit kann man sich aber trotzdem Geräte die an den Laptop
angeschlossen werden kaputtschiessen. Bei den Strömen sind
im Heimbereich bis 3,5mA zulässig, das ist schon eine ganze
Menge. Was ist denn wenn ein ChinaDreck-Y-Kondensator die
Grätsche macht?

von Matthias T. (pcrumdroesler)


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-> Das "Kribbeln" gibt es nur bei Geräten ohne Schuko-Stecker.

Muß nicht ....! Da habe ich nämlich eine ganz andere Erfahrung:
Sobald die Heizdecke mit einem nur 2-poligen Stecker am Stromnetz hängt, 
ist das Heizungsrohr elektrisierend.
Anzumerken ist, daß die Heizdecke nur auf dem Matratzenrost liegt und 
keinen Kontakt zu einemelektrisch leitfähigen Material oder zu den 
Heizungsrohren besteht.

Das Selbe tritt auch bei der Benutzung des Laptops auf, wenn die 
Gehäuseschrauben berührt werden.

von amateur (Gast)


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Vorsicht mit "gut isolierten" Schuhen. Damit kannst Du das genaue 
Gegenteil erreichen. Du lädst Dich auf und wirst diese Ladung beim 
Berühren von elektrisch leitfähigen Oberflächen wieder los. In diesem 
Falle bist Du der "Übeltäter". Übrigens: Die Hersteller von 
elektronischen Bauteilen werden dich dann lieben:-)

von Kribbel (Gast)


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Hallo,

demzufolge wäre es das wohl das Beste, wenn ich mich Erde und nicht das 
Gerät... :-/ Aber dann kribbelt es ja wieder.

Ich frage mich, ob die Y-Kondensatoren unbedingt notwendig sind und 
nicht einfach weggelassen werden könnten. Dann muss man halt damit 
leben, dass das Ladegerät (<5€) irgendwann den Geist aufgibt. Gibt es 
evtl. eine bessere Alternative, die man nachrüsten kann?

Ein Problem gibt es da bei dem Induktionsherd. Der Kochtopf hat ja über 
die Glasscheibe überhaupt keine direkte elektrische Verbindnung zum 
restlichen System. Oder reicht hier ein kapazitiver Effekt zwischen der 
Induktionsschleife und dem Kochtopf? Ich müsste den Topf mal 
spaßeshalber mit dem PE verbinden und sehen ob das Kribbeln dann weg 
ist.


Viele Grüße
Kribbel

von Joe (Gast)


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Hallo,

mit isolierten Füßen kann man nicht unterscheiden ob eine "echte Phase" 
am Gehäuse liegt oder nicht.

1. Prüfung:
Gehäuse mit Spannungsprüfer testen (am besten im abgedunkelten Raum)

Falls die Prüfung positiv:

2. Prüfung:

Eine normale Glühlampe zwischen Gehäuse und Erde (Wasserhahn, Heizung, 
Schutzleiter) anschließen.
Manche haben dabei ihr helles Wunder erlebt.

Wenn ein leichtes Isolationsproblem im Netzteil vorliegt, dann Stecker 
einfach um 180° drehen.

Joe

von Peter D. (peda)


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Kribbel schrieb:
> Ich frage mich, ob die Y-Kondensatoren unbedingt notwendig sind und
> nicht einfach weggelassen werden könnten. Dann muss man halt damit
> leben, dass das Ladegerät (<5€) irgendwann den Geist aufgibt.

Kaputt gehen kann es nicht. Der Kondensator dient nur der Einhaltung der 
CE-Norm (Störaussendung).

Mit Beginn der CE-Pflicht stieg daher die Anzahl "kribbelnder" Geräte 
deutlich an.


Peter

von Analyzer (Gast)


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Den selben Effekt habe ich sogar bei einer nicht geerdeten Lampe 
(Schutzklasse II), bei der lediglich das Netzkabel durch ein dünnes 
Metallrohr geführt wird. Die Lampe hat garantiert keine Y-Kondensatoren, 
jedoch scheint hier alleine die kapazitive Kopplung ausreichend zu sein, 
um dieses Gefühl hervorzurufen.

Allerdings stimmt es, dass in aller Regel die Y-Kondensatoren die 
"Übeltäter" in dieser Sache sind. - Ganz fies wird die Sache bei 
Gemeinschaftsantennenanlagen (z.B. Sat-Anlage), bei der jede Menge 
Schutzklasse II Geräte angeschlossen sind. Trennt man hier den 
gemeinsamen Erdungspunkt auf, kann es teilweise schon Gefährlich werden, 
wenn man mit dem eigenen Körper "Erdungsbrücke" spielt.

von Peter D. (peda)


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Meine Kabeldose hat auch ordentlich Bums drauf. Zieht man das 
Antennenkabel ab und berührt Fernseher und Kabel, kriegt man ordentlich 
einen gewischt. Nicht gefährlich, aber schon sehr unangenehm.
Und beim Einstecken gibt es einen kleinen Funken.

Am Fernseher liegs nicht, der hat Schukostecker. Zwischen Heizkörper und 
Antenneneingang des Fernsehers sind 0V und 0 Ohm.
Der Bums kommt also aus der Anschlußdose (Kabel Deutschland).

Und im anderen Zimmer die HiFi-Anlage hat gebrummt, wenn man sie an den 
PC anschloß. Abhilfe 2 * 100pF in Seele und Schirm des Antennenkabels.


Peter

von Analyzer (Gast)


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Peter Dannegger schrieb:
> Meine Kabeldose hat auch ordentlich Bums drauf. Zieht man das
> Antennenkabel ab und berührt Fernseher und Kabel, kriegt man ordentlich
> einen gewischt. Nicht gefährlich, aber schon sehr unangenehm.
> Und beim Einstecken gibt es einen kleinen Funken.
>
> Am Fernseher liegs nicht, der hat Schukostecker. Zwischen Heizkörper und
> Antenneneingang des Fernsehers sind 0V und 0 Ohm.
> Der Bums kommt also aus der Anschlußdose (Kabel Deutschland).

Sollte so nicht sein!

Die Antennenanlage muss über 4mm² Kupfer mit dem Fundamenterder des 
Hauses verbunden werden.

Da hat wohl jemand gepennt...

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