Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Messung mit Oszilloskop


von Harald (Gast)


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Hallo,

kann man mit einem Osziloskop eigentlich Spannungen im Mikrovolt-Bereich 
(5-10µV) messen? Oder gibt es da schon Probleme mit Rauschen?

Grüße

Harald

von mr. mo (Gast)


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kommt auf das gerät an und auf das was du messen willst. aber probleme 
kann man da schon durchaus bekommen.

ich glaube in der größenordnung ist sogar widerstandsrauschen? kann mich 
irren.

von mhh (Gast)


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Ein Oszi ist ein Guckgerät und kein Messgerät, auch wenn das "digitale" 
was anderes suggeriert. Da es extra µV-Messgeräte gibt, wird das mit dem 
"normalen" Oszi eher nichts werden.

von Harald (Gast)


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Ich denk über ne Brücken-Schaltung nach, die ich gerne mal versuchen 
würde aufzubauen. Der Ausschlag der Brückenspannung wäre aber nur 
5-10µV.

Kann man da was mit nem rauscharmen OPV machen?

Die Schaltung soll bis max. 1kHz berieben werden.

von alesi (Gast)


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Harald schrieb:
> kann man mit einem Osziloskop eigentlich Spannungen im Mikrovolt-Bereich
> (5-10µV) messen? Oder gibt es da schon Probleme mit Rauschen?

Falls die Frequenz nicht zu hoch ist und noch Geld für ein
Zusatzgerät vorhanden ist, könnte evtl. so etwas

DC/LF Messverstärker DC-1000
http://www.ame-hft.de/mess/dc-1000.html

oder einer von denen

Niederfrequenz Spannungsverstärker Serie DLPVA
http://www.femto.de/german/products/dlpva.html

helfen.

von Harald (Gast)


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Aha, So was gibt es schon.

Könnte man das auch mit einer einfachen OPV-Schaltung schaffen? Ich bin 
nicht so der Schaltungsexperte.

von alesi (Gast)


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Harald schrieb:
> Könnte man das auch mit einer einfachen OPV-Schaltung schaffen? Ich bin
> nicht so der Schaltungsexperte.

Z.B.
Low Noise Measurement Preamplifier
http://tangentsoft.net/elec/lnmp/

oder
Vorverstärker mit diskretem OpAmp und komplementärer 
Differenz-Eingangsstufe
http://gaedtke.name/Key_Verstaerker.htm

von quiesel (Gast)


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alesi schrieb:
> Niederfrequenz Spannungsverstärker Serie DLPVA
> http://www.femto.de/german/products/dlpva.html

Für den DLPVA-100-BUN-S spezifiziert Femto ein
Eingangsspannungsrauschen von lediglich 0.4nV/sqrt(Hz).
Das schaffen die ja sicher nur mit einer diskreten
Vorstufe. Kann jemand geeignete Doppeltransistoren
(ist das das deutsche Wort für matched pair?) dafür
empfehlen?
Gruß
 quiesel

von Jochen F. (jamesy)


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Hallo,

das gibt es auch fertig. Tek hat den Einschub 7A22 für die 7000-er Serie 
gebaut, der geht ab 10 uV/Div mit einstellbarer Bandbreite nach oben und 
unten.

von Ralph B. (rberres)


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Harald schrieb:
> kann man mit einem Osziloskop eigentlich Spannungen im Mikrovolt-Bereich
>
> (5-10µV) messen? Oder gibt es da schon Probleme mit Rauschen?

Bei 1Mohm Eingangswiderstand und 100MHz Bandbreite mit Sicherheit.

So geringe Spannungen kann man nur mit massiver Einsschränkung der 
Bandbreite und des Eingangswiderstandes messen, bzw anzeigen.

( Widerstandsrauschen Bolzmannsche Konstante ).

Ralph Berres

von Andrew T. (marsufant)


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Harald schrieb:
> Hallo,
>
> kann man mit einem Osziloskop eigentlich Spannungen im Mikrovolt-Bereich
> (5-10µV) messen? Oder gibt es da schon Probleme mit Rauschen?
>


guckst Du hier:

http://www.amplifier.cd/Technische_Berichte/Rauscharme_Gleichspannungsquelle/Gleichspannungsquelle.html

Bilder und Text ziemlich am Ende des Artikels beachten.

von Harald (Gast)


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Bei der Berechnung des Rauschens tauchen schon Fragen bei mir auf.

Angenommen ich mache aus der Brückenschaltung eine Ersatzsspaunngsquelle 
Uq und dem Innenwiderstand:

Ri = R1||R2 + R3||R4 + Rvor

Der Widerstand Rvor setzt sich aus dem innenwiderstand der 
Spannungsquelle und einem Vorwiderstand zusammen.

Wenn ich das thermische Rauschen dieser Ersatzschaltung berechnen 
möchte, ist es dann richtig, das thermische Rauschen an dem 
Innenwiderstand dieser Ersatzschaltung zu berechnen?

von MJF (Gast)


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Hallo Harald,

es ist leider nicht möglich, mit den mir bekannten Oszilloskopen solche 
kleinen Spannungen zu messen. Hierbei ist das Grundproblem nicht das 
Rauschen, da dies durch Mittelung (z. B. HiRes oder Average) reduziert 
werden kann. Rauschen ist sogar gut, da durch das Rauschen die 
Nichtlinearität des ADC (bei 1mV/div ist ein LSB ca. 40µV) gedithert 
wird.
Die beschränkende Größe ist die Offset-Genauigkeit von Oszilloskopen, 
die selbst bei empfindlichen Einstellungen in dem Bereich von 1-2 mV 
liegt.

Möchtest Du aber die Differenz von zwei Spannungen messen, habe ich dies 
schon im Bereich von 10µV getan. Verglichen wurde die Differenzspannung 
mit einem Voltmeter in Vierdraht-Technik (4-T-sensing).
Gruss

Markus

von Ein Gast (Gast)


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MJF schrieb:
> Rauschen ist sogar gut, da durch das Rauschen die Nichtlinearität
> des ADC (bei 1mV/div ist ein LSB ca. 40µV)

Du meinst wohl eher das Wegmitteln des Quantisierungsrauschens ...
Mit Nichtlinearität wird die Abweichung der Gesamtübertragungskennlinie 
von einer Gerade bezeichnet.

von MJF (Gast)


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Ein Gast schrieb:
> MJF schrieb:
>> Rauschen ist sogar gut, da durch das Rauschen die Nichtlinearität
>> des ADC (bei 1mV/div ist ein LSB ca. 40µV)
>
> Du meinst wohl eher das Wegmitteln des Quantisierungsrauschens ...
> Mit Nichtlinearität wird die Abweichung der Gesamtübertragungskennlinie
> von einer Gerade bezeichnet.
Hallo,

ich möchte nicht spießig sein, aber primär ist der ADC zunächst eine 
Nichlinearität (Kennlinie der Quantisierung). Der Begriff 
"Quantisierungsrauschen" ist etwas verwirrend, da der 
Quantisierungsfehler nicht unbedingt ein Verhalten eines Rauschens 
(irgendwie zufällig) hat. Erst wenn das Eingangssignal eines ADCs 
zufällig ist, wird auch der Quantisierungsfehler zufällig. Wenn's ans 
"Eingemachte" bei der Betrachtung der Genauigkeit von ADCs geht, ist 
dieser Unterschied hilfreich.

Gruß

Markus

von Harald (Gast)


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In Ordnung, ohne Verstärker ist es also nicht möglich, die Spannung mit 
einem Oszilloskop zu messen.

Mich würde es aber trotzdem interessieren, ob meine Ansatz zur 
Berechnung des Rauschens richtig ist:

Ich berechne den Innenwiderstand der Ersatzspannungsquelle, die meine 
Brückenschaltung repräsentiert. Um das Rauschen der Schaltung zu 
berechnen berechne ich das Rauschen an dem Innwiderstand. (Ohne 
Berücksichtig des Lastwiderstands zunächst)
Ist das richtig?

von Ralph B. (rberres)


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Harald schrieb:
> Ich berechne den Innenwiderstand der Ersatzspannungsquelle, die meine
>
> Brückenschaltung repräsentiert. Um das Rauschen der Schaltung zu
>
> berechnen berechne ich das Rauschen an dem Innwiderstand. (Ohne
>
> Berücksichtig des Lastwiderstands zunächst)
>
> Ist das richtig?

Im Prinzip ja.

Bedenke aber das das Eingangsrauschen des Messverstärkers mit eingeht, 
und das vor allem die Bandbreite noch zu berücksichtigen sind.

Schau mal unter Bolzmannsche Konstante und Widerstandsrauschen.

Wenn man also einen Verstärker hat, der stark Bandbegrenzt ist und 
genügend Verstärkung aufweist, um das zu messende Signal genügend stark 
über das Eigenrauschen des Oszillografen zu heben, sollte das klappen.

Ralph Berres

von Harald (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> Bedenke aber das das Eingangsrauschen des Messverstärkers mit eingeht,
>
> und das vor allem die Bandbreite noch zu berücksichtigen sind.

Ja, das berücksichtige ich, sobald ich raus habe, wo die untere Grenze 
bez des SNRs hier liegt.

Hab mich mal schlau gemacht zur Berechnung des Rauschens einer 
Schaltung.
Jeder Widerstand besteht in dem Ersatzschaltbild aus 
Rausch-Spannungsquelle und idealem nichtrauschenden Widerstand.

Rauschanteile der einzelnen Widerstände lassen sich dann über das 
Superpositionsverfahren berechnen.

Zum Schluss werden die ganzen Rauschanteile über Ur,ges=(Ur,1^2 + Ur,2^2 
+ ... )^.5 zusammengerechnet.

Es ist also nicht richtig die Rauschspannung über den Innenwiderstand zu 
berechnen.

Kann das jemand bestätigen?

von Ralph B. (rberres)


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Harald schrieb:
> Ur,ges=(Ur,1^2 + Ur,2^2
>
> + ... )^.5 zusammengerechnet.

Die Wurzel dabei nicht vergessen.

Mehrere Rauschspannungen werden geometrisch addiert, bzw die 
Rauschleistungen werden arythmetisch addiert.

Du kannst aber auch vorher den gesamtwiderstand der Schaltung berechnen, 
und dann die Rauschspannung an dem Gesamtwiderstand berechnen.

Ralph Berres

von Harald (Gast)


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Ralph Berres schrieb:
> Du kannst aber auch vorher den gesamtwiderstand der Schaltung berechnen,
>
> und dann die Rauschspannung an dem Gesamtwiderstand berechnen.

Den Innenwiderstand der äquivalenten Spannungsquelle meinst du?

Und gerade das ist nicht ganz richtig dacht ich.

von Ralph B. (rberres)


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Am besten wäre du würdest mal das Schaltbild von der Brücke posten. Es 
ist mir nicht ganz klar was du unter dem Innewiderstand der äquivalente 
Spannungsquelle meinst.

Wenn du in der Brücke abgreifst, kannst du dir im abgeglichenen Zustand 
die 4 Brückenwiderstände parallel geschaltet vorstellen. Die 
Spannungsquelle geht dann so gut wie garnicht mit ein, da sie sich 
rauskürzt. Aber vielleicht reden wir aber auch konstant aneinander 
vorbei.

Ralph Berres

von Harald (Gast)


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Genau, ich meine die Wheatstone-Brücke:

R1||R2 + R3||R4 + Rvor

R1 ist mit R2 parallel und R3 mit R4. Zusätzlich berücksichtige ich den 
Innenwiderstand der Spannungsquelle, mit der ich die Brücke betreibe.

Wie für jede Schaltung, kann man auch hier ein Ersatzschaltbild 
bestehend aus Ersatzspannungsquelle und Innenwiderstand erstellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ersatzschaltbild (Unter weiteres Beispiel)

Und bevor ich mir Gedanken um das Rauschen der Verstärkerschaltung 
mache, möchte ich erstmal berechnen, welche Rauschspannung diese Brücke 
erzeugt.

Reicht es jetzt das thermische Rauschen an dem Innenwiederstand Rq 
(siehe Link) zu berechnen? Oder muss ich per Superpositionsprinzip das 
Rauschen der Brückenschaltung berechnen?

von U. B. (Gast)


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"Ein Oszi ist ein Guckgerät und kein Messgerät, auch wenn das "digitale"
was anderes suggeriert."

=> Unfug. Natürlich kann man mit einem Oszilloskop "messen", auch mit 
einem analogen.

Wenn es denn kalibriert ist, eben so "genau", wie es seine Spec. 
aussagt.

von Ein Gast (Gast)


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MJF schrieb:
> ich möchte nicht spießig sein, aber primär ist der ADC zunächst eine
> Nichlinearität (Kennlinie der Quantisierung).

Leider nicht. Bei der Angabe der Nichtlinearität eines ADC wird der 
Quantisierungsfehler aus der Abweichung von einer Geraden 
herausgerechnet.
http://www.vias.org/mikroelektronik/adda_specs.html

von Harald (Gast)


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Mir ist klar, dass ich das Signal ohne Verstärkung nicht messen kann.

Mich interessiert jetzt erstmal das Rauschen meiner Schaltung.

von Ralph B. (rberres)


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Bei einer abgeglichene Brücke geht das Rauschen der Spannungsquelle 
nicht mit ein, weil die Rauschanteile der Spannungsquelle an beide 
Brückenabgriffe gleich gross und in Phase sind. Anders sieht das bei 
einer verstimmten Brücke aus. Da hat die Spannungsquelle einen um so 
größeren Einfluss, je mehr die Brücke verstimmt ist. Die Brückenspannung 
steigt aber um das gleiche Maß, so das der Rauschabstand nicht 
schlechter wird.

Die Widerstände der Brücke rauschen um so weniger, je niederohmiger die 
Brücke ist.

Wenn man nur eine Frequenz für die Brücke verwenden will, empfielt sich 
ein schmalbandiger Verstärker, mit eventuell nur wenige Hz Bandbreite.
Die Bandbreite ist aber auch abhängig, wie schnell sich die Brücke 
verstimmen kann, zu gut Deutsch, wie schnell man ein Ergebnis haben 
will.

Ralph Berres

von MJF (Gast)


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Ein Gast schrieb:
> MJF schrieb:
>> ich möchte nicht spießig sein, aber primär ist der ADC zunächst eine
>> Nichlinearität (Kennlinie der Quantisierung).
>
> Leider nicht. Bei der Angabe der Nichtlinearität eines ADC wird der
> Quantisierungsfehler aus der Abweichung von einer Geraden
> herausgerechnet.
> http://www.vias.org/mikroelektronik/adda_specs.html

Hallo,

das man die ideale Kennlinie bei der Angabe von DNL und INL 
herausrechnet ändert nichts daran, dass diese da ist. Es ist nur ein 
Modell um die über den grundlegenden Fehler hinweggehende 
Nichtlinearität darzustellen.

Gruß

Markus

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