Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Problem mit Verstärkerverzerrungen


von Lucca P. (lucca)


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Hallo miteinander

Ich habe aus dem Buch "Radiotechnik und Elektronik" von Hagen Jakubaschk 
auf Seite 243 folgenden Schaltplan für einen Gegentaktverstärker 
gefunden. Als ich den Verstärker nachgebaut habe, wurde der Klang 
allerdings sehr verzerrt. Die Verzerrungen nahmen mit zuhnehmender 
Lautstärke zu. Deshalb habe ich mit dem Oszilloskop mal an der Basis von 
T4 das Signal gemessen. Dabei habe ich herausgefunden, dass das 
Tonsignal mit zunehmender Lautstärke oben und unten abgeschnitten wird. 
Weiter ist mir aufgefallen, dass die Amplitude, die das Signal maximal 
annehmen kann, bevor es verzerrt wird genau gleich hoch, wie die 
Speisespannung, nämlich 9V ist. Wenn man die Lautstärke allerdings genau 
bis zu dem Beginn der Verzerrungen einstellt, klingt es sehr leise. Nun 
habe ich mir gedacht, könnte man die Speisespannung auf 12 Volt erhöhen, 
damit das Signal nicht so schnell verzerrt wird und gleichzeitig mehr 
Strom durch den Lautsprecher fliesst. Geht das, ohne, dass die 
Endstufentransistoren BC 337 und BC 327 Schaden nehmen? Muss man dann 
noch ein paar Widerstandswerte ändern? Eine andere Möglichkeit wäre ein 
niederohmiger Lautsprecher zu nehmen, aber im Buch steht, dass die 
Transistoren dann Schaden nehmen. Würde es vielleicht auch etwas 
bringen, wenn ich das Komplementärtransistorpaar durch ein Solches mit 
einem grösseren Verstärkungsfaktor ersetzen würde?

Danke mal schon im Voraus und Gruss Lucca

von ingo (Gast)


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Lucca Projer schrieb:
> Dabei habe ich herausgefunden, dass das
> Tonsignal mit zunehmender Lautstärke oben und unten abgeschnitten wird.
> Weiter ist mir aufgefallen, dass die Amplitude, die das Signal maximal
> annehmen kann, bevor es verzerrt wird genau gleich hoch, wie die
> Speisespannung, nämlich 9V ist.

Dann (wenn das Signal an den Emittern gleich ist) funktioniert der 
Vertärker eigentlich perfekt und sollte eigentlich auch ordentlich Krach 
machen (etwa 1 Watt). Evtl hat (wenn nicht) auch der Lautsprecher eine 
Macke.
mfG ingo

von amateur (Gast)


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Das "sieht" stark nach Begrenzung aus. Für eine bestimmte 
Ausgangsleistung ist auch eine passende Betriebsspannung nötig.
Keine Ahnung wie das Oszilloskop skaliert und wie die minimale 
Durchlassspannung deiner Endstufentransistoren aussieht.

von Ingolf O. (headshotzombie)


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An T4 oszilloskopieren reicht nicht, schon am Kollektor von T1 rangehen. 
Denn was dort schon übersteuert rauskommt, wird eher mehr als weniger!
Das Eingangssignal wäre auch interessant...

von oszi40 (Gast)


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Die Schaltung mit AC187/188 aus dem letzen Jahrtausend war höchstens für 
ein Taschenradio gedacht. Da wird man bei höherer Lautstärke garantiert 
Verzerrungen erleben. Es bleibt allerdings die Frage ob der Arbeitspunkt 
einigermaßen stimmt. 
http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0205141.htm

Auch Deine niedlichen BCs sind lt. 
http://www.datasheetcatalog.net/de/datasheets_pdf/B/C/2/3/BC237.shtml
KEINE Leistungstranstoren!

von Ingolf O. (headshotzombie)


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Taschenradio ist definitiv Quatsch, Kofferradio ja, und das solltest Du 
eigentlich wissen als gelernter DDR-Hobbybastler! Bei 13,5V sind ca. 3W 
und das ist viel Krach, schon erzielbar.

von oszi40 (Gast)


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@ IngolfAD161/162 war auch nicht schlecht.

Ob Herr J. im Buch auch geschrieben hat, daß es sich um ausgesuchte 
Pärchen mit möglicht gleichem h21e handelte?

von Harald W. (wilhelms)


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Lucca Projer schrieb:

> Weiter ist mir aufgefallen, dass die Amplitude, die das Signal maximal
> annehmen kann, bevor es verzerrt wird genau gleich hoch, wie die
> Speisespannung, nämlich 9V ist.

Das ist ja wohl logisch. Wo sollte denn wohl auch eine höhere
Spannung herkommen?

> Nun habe ich mir gedacht, könnte man die Speisespannung auf 12 Volt erhöhen,
> damit das Signal nicht so schnell verzerrt wird und gleichzeitig mehr
> Strom durch den Lautsprecher fliesst. Geht das, ohne, dass die
> Endstufentransistoren BC 337 und BC 327 Schaden nehmen?

Die BC 327/37 als Endstufentransistoren zu bezeichnen, ist ja wohl
etwas übertrieben. Da sollte man schon Leistungstransistoren samt
Kühlblech nehmen. Wenn Du einen einfachen Verstärker bauen willst,
nimm ein IC z.B. TDA 2030. Wenn Du Dich mit der Schaltungstechnik
von einfachen diskreten NF-Verstärkern beschäftigen willst, schau
Dir mal die Artikel vom Thomas Schaerer auf dieser Seite an:
http://www.elektronik-kompendium.de
Gruss
Harald

von Frank D. (Gast)


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Hallo Lucca,

auf 12V kannst Du die Spanung erhöhen, das sollte kein Problem sein. 
wird aber nicht helfen.

Ich nehme an, wenn du an der Basis von T2 mit dem Oszi misst, ist das 
Ergebnis ähnlich? Ich geh davon aus das alle T's ok sind.

Überprüfe:

-Emitterstrom von T2

-Ruhestrom der ges Schaltung (also ohne Eingangssignal)

und (denke daran wirds liegen):

R12 und P2. Die sind für die Gegenkopplung zuständig, d.h. das 
Ausgangssignal wird Rückgespeisst zur Basis T2.



Gruß

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Lucca Projer schrieb:

> Ich habe aus dem Buch "Radiotechnik und Elektronik" von Hagen Jakubaschk

Aha. Ein Klassiker. Dürfte jetzt so ~30 Jahre alt sein.

> Als ich den Verstärker nachgebaut habe, wurde der Klang
> allerdings sehr verzerrt. Die Verzerrungen nahmen mit zuhnehmender
> Lautstärke zu.

Herzlichen Glückwunsch! Du hast entdeckt, daß Verstärker das Signal 
verzerren, wenn man sie übersteuert. OK, du bist nicht der Erste 
damit...

> Dabei habe ich herausgefunden, dass das
> Tonsignal mit zunehmender Lautstärke oben und unten abgeschnitten wird.
> Weiter ist mir aufgefallen, dass die Amplitude, die das Signal maximal
> annehmen kann, bevor es verzerrt wird genau gleich hoch, wie die
> Speisespannung, nämlich 9V ist.

Tja. Schon merkwürdig, oder? ;)

> Wenn man die Lautstärke allerdings genau
> bis zu dem Beginn der Verzerrungen einstellt, klingt es sehr leise.

Definiere "sehr leise"! Mit einem 8 Ohm Lautsprecher und 9V 
Spitze-Spitze kriegt man schon satte 1.2W da raus. Mal zum Vergleich: 
Zimmerlautstärke sind 50mW!

Was für einen Lautsprecher hast du denn? Wahrscheinlich ist der einfach 
nur kaputt. Oder vielleicht ist auch der Auskoppel-Elko (C6) taub.


XL

von Ingolf O. (headshotzombie)


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Axel Schwenke schrieb:
> Was für einen Lautsprecher hast du denn? Wahrscheinlich ist der einfach
> nur kaputt. Oder vielleicht ist auch der Auskoppel-Elko (C6) taub.

Ah ja, und genau deswegen erhält der TO die obige Kurzvenform auf dem 
Oszi!
Na, Du hast den Bogen aber ganz toll raus! Beginnt schon bei der Kritik 
an einem 30 Jahre alten Buch, als ob die Transistortechnik da noch in 
den Kinderschuhe gesteckt hätte bzw. die zu Grunde gelegte Schaltung 
fehlerhaft wäre.
Du solltest lieber umschwenken, Axel! :D

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Ingolf O. schrieb:
> Axel Schwenke schrieb:

>> Was für einen Lautsprecher hast du denn? Wahrscheinlich ist der einfach
>> nur kaputt. Oder vielleicht ist auch der Auskoppel-Elko (C6) taub.
>
> Ah ja, und genau deswegen erhält der TO die obige Kurzvenform auf dem
> Oszi!

An der Basis von T4.

Was am Ausgang, sprich am Lautsprecher ankommt, hat er leider nicht 
oszillografiert. Wie gesagt: wenn C6 taub ist...

> Na, Du hast den Bogen aber ganz toll raus!

Wer im Glashaus sitzt...

> Beginnt schon bei der Kritik
> an einem 30 Jahre alten Buch, als ob die Transistortechnik da noch in
> den Kinderschuhe gesteckt hätte bzw. die zu Grunde gelegte Schaltung
> fehlerhaft wäre.

Jakubaschk ist berüchtigt für die Qualität seiner Bücher. Geschätzt 25% 
aller Schaltungen sind Unsinn (können nicht funktionieren). Weitere 25% 
sind fehlerhaft. Wie vergessene Verbindungen, Bauteil-Bezeichner nicht 
passend zum Text oder falsche Werte etc.

Und ob man eine "Endstufe" mit AC187/188 und für 9V heute noch bauen 
muß? Schon zu tiefsten DDR-Zeiten wurde diese Schaltung mit der 
Einführung des A211 obsolet. Pollin vertickt den übrigens heute noch.


XL

von Rainer Ernst (Gast)


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Was für einen LS hast du dran?

von Lucca P. (lucca)


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Danke für eure Hilfe

Ich habe jetzt einen 8Ohm Lautsprecher angeschlossen. Wenn ich vom 
Urlaub zurückkomme, werde ich mal am Lautsprecher oszilloskopieren und 
gegebenenfalls den Lautsprecher oder Kondensator austauschen. Wenn es 
bei höhrerer Lautstärke Verzerrungen gibt ist das nicht all zu tragisch, 
mir würde Zimmerlautstärke schon genügen.

Gruss Lucca

von mhh (Gast)


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Lucca Projer schrieb:
> Ich habe jetzt einen 8Ohm Lautsprecher angeschlossen.

(Kleiner?) Lautsprecher vs. Lautsprecherbox - das gibt klanglich und 
lautstärkemäßig gewisse Unterschiede...

Nicht das Du einen Fehler suchst, den es nicht gibt.

von Rainer Ernst (Gast)


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Der LS sollte an die 2 Watt Musikleistung haben. Ansonsten teste mal den 
Koppelelko, wie Axel es schon vermutet hatte.

von Harald W. (wilhelms)


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Lucca Projer schrieb:

> Ich habe jetzt einen 8Ohm Lautsprecher angeschlossen.

Ein Lautsprecher braucht immer eine Box oder wenigstens eine
Schallwand mit Loch, z.B ein Stück Karton in DIN A4-Größe.
Sonst ist er viel zu leise.
Gruss
Harald

von Frank D. (Gast)


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Der Lautsprecher ist es nicht und C6 auch nicht.

Ingolf O. schrieb:
> An T4 oszilloskopieren reicht nicht, schon am Kollektor von T1 rangehen.
> Denn was dort schon übersteuert rauskommt, wird eher mehr als weniger!
> Das Eingangssignal wäre auch interessant...

so habe ich's auch mal gelernt. :-)

Und auch wenn es `nur' BC337/327 sind; es ist eine Leistungsendstufe. 
Das passt zwar nict mehr in die Zeit der Hybritverstärker mit nur drei 
externen Bauteilen, aber es ist gut genug um die Grundlagen zu lernen.

@ Lucca, was hast Du denn bisher heraus gefunden?

von versorger (Gast)


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ähhmmm - ohne die Schaltung jetzt gerechnet/simuliert zu haben. Kann es 
vielleicht daran liegen, das die Versorgungsspannung mit 18 V angegeben 
ist?

von Ingolf O. (headshotzombie)


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versorger schrieb:
> Kann es vielleicht daran liegen, das die Versorgungsspannung mit 18 V
> angegeben ist?

Die Ub ist mit 9V angegeben! Schau mal im Bild ganz oben rechts, nachdem 
Du max. Größe angeklickt hast.

von versorger (Gast)


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Für mich liegt das GND-Symbol auf -9 V , ergo Vb = 18 V.
Beim Oszi-Bild gehe ich eher von 2 V / Skt aus - clipping bei ca. 9 V

Ist zugegebenermaßen etwas ungewöhnlich - aber vielleicht mag der TO 
dazu noch was schreiben.

von mhh (Gast)


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versorger schrieb:
> Für mich liegt das GND-Symbol auf -9 V , ergo Vb = 18 V.

Es sind gesamt 9 V. Der Plan ist halt vom Hagen.  :)

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