Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Gussteil aus 2k-Silikon außen klebrig - wie nachträglich vernetzen


von Max (Gast)


Lesenswert?

Hallo Zusammen,

da ich mich schon länger etwas mit Abformung und Gießen beschäftigen 
wollte, habe ich die letzten Tage mal versucht einen verschlissenen 
Gummidämpfer versucht zu kopieren - das ist ja fast so spannend wie die 
Platinenherstellung ;-).

Dazu habe ich das Modell mit Alginat abgeformt und diese Form mit Gips 
ausgegossen. An der entstandenen Positivform aus Gips habe ich noch 
kleinere "Schönheitsreparaturen" vorgenommen und die Oberfläche 
ordentlich glatt geschliffen. Anschließend habe ich das Gipsmodell mit 
vielleicht 8 Schichten aus flüssigem Naturlatex bepinselt (diese immer 
zwischendurch getrocknet), so dass ich eine wiederverwendbare Latexhülle 
als Negativ erhalte. Diese ließ sich auch gut vom Gips lösen. Im letzten 
Schritt habe ich das eigentliche Gussteil hergestellt, dazu die 
Latex-Form mit additionsvernetzendem 2k-Silikon ausgegossen. Nach ca 
einer Stunde war dieses auch problemlos durchgehärtet und hatte an der 
Oberfläche eine trockene, griffige Oberfläche. Allerdings waren alle 
Flächen, welche Kontakt mit der Latex-Form hatten noch schmierig-klebrig 
und sind das auch nach einem Tag / einer Stunde im Backofen bei 150 Grad 
noch.

Das Silikon scheint also im Bereich der Latex-Form nicht ordentlich 
vernetzt zu sein. Jetzt würde mich interessieren, warum? Können das 
Gipsreste sein, oder Spuren von Puder den ich auf die Form aufgetragen 
habe? Anscheinend reagiert das Silikon recht empfindlich auf Schwefel, 
aber dessen Quelle wäre mir unklar. Kann ich das noch irgendwie 
"nachvernetzen"?

Und die nächste Frage: Wie kriege ich diesen "schmierigen" Randbereich 
wieder vom (innerlich ordentlich vernetzten) Gußteil sowie aus der 
Latex-Form raus? Wasser und Alkohol lösen das Zeug schonmal nicht ab, 
Silikonöl und Seife helfen auch nicht. Silikonentferner würde ja 
vermutlich auch die gut vernetzten Schichten angreifen... Ist da noch 
was zu retten?

Grüße und Danke, Max

von Georg A. (georga)


Lesenswert?

> Kann ich das noch irgendwie "nachvernetzen"?

Ich hatte auch mal sowas, da hat es geholfen, mit einer Heissluftpistole 
nachzuheizen, aber richtig! 150Grad war nicht ausreichend...

Beim Formenbau bin ich auch eher Diletant. Mit flüssigem Wachs 
imprägnierter Gips hat aber ganz gut funktioniert. Die Oberfläche ist 
etwas rauh, das Silikon löst sich aber.

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

Hallo Max

Additionsvernetzender Silikonkautschuk härtet bei schwefelhältigen 
Stoffen nicht aus, das hast du ja selber schon herausgefunden.

Latex IST schwefelhältig, auf Latex kann man deshalb 
additionsvernetzenden Silikonkautschuk nicht verwenden. Die klebrige 
Schicht wirst du auch nicht mehr wegbringen, dein Silikonteil ist leider 
vermurkst.

Die einzige Abhilfe, statt additionsvernetzenden musst du 
kondensationsvernetzenden Silikonkautschuk verwenden, oder statt der 
Latex-Masse etwas anderes nicht schwefelhältiges verwenden.

Bei Kaupo www.kaupo.de gibts Informationen und Videos zum Thema.

von Max (Gast)


Lesenswert?

Danke für eure Antworten!

> Ich hatte auch mal sowas, da hat es geholfen, mit einer
> Heissluftpistole nachzuheizen, aber richtig! 150Grad war
> nicht ausreichend...

Klingt einen Versuch wert, viel kaputt kann nicht mehr gehen :-)

> Latex IST schwefelhältig, auf Latex kann man deshalb
> additionsvernetzenden Silikonkautschuk nicht verwenden.

OK, also liegts definitiv an der Form und nicht an Gipsresten oder so. 
Kriegt man das Schwefel irgendwie raus (Latexform backen o. ä.) oder 
kann man die Form mit einem geeigneten Trennmittel behandeln? Hätte 
nämlich den Charme, dass man im Gegensatz zu Gipsformen auch nahezu 
beliebige Hinterschneidungen hinbekommt...

Und versteh ich das richtig, die "klebrige Masse", also das nicht 
richtig vernetzte Sikikon bekomme ich nicht fest, da der Schwefel dies 
dauerhaft verhindert. Und löslich ist das Zeug auch in nix?!

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Max schrieb:

>> Latex IST schwefelhältig, auf Latex kann man deshalb
>> additionsvernetzenden Silikonkautschuk nicht verwenden.
>
> OK, also liegts definitiv an der Form und nicht an Gipsresten oder so.

Auch Gips enthält Schwefel...
Gruss
Harald

von dolf (Gast)


Lesenswert?

Max schrieb:
> Und löslich ist das Zeug auch in nix?!

die üblichen verdächtigen ....
aceton..
toluol..
isopropanol..
mfg

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

dolf schrieb:

>> Und löslich ist das Zeug auch in nix?!
>
> die üblichen verdächtigen ....
> aceton..
> toluol..
> isopropanol..

Versuchs mal mit Flußsäure. :-)
Gruss
Harald

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

>Kriegt man das Schwefel irgendwie raus (Latexform backen o. ä.)

Nein. Geht nicht.

>kann man die Form mit einem geeigneten Trennmittel behandeln?

Als geeignete Versiegelung wird normalerweise Acryllack empfohlen, das 
hält aber auf Latex oder anderen elastischen Materialien nicht und 
blättert ab.

Eventuell kann man statt Latex einen Polyurethankautschuk verwenden, 
wenn es denn unbedingt eine elastische Form sein soll. Frag halt mal bei 
Kaupo nach, was die dazu sagen.

http://www.kaupo.de/

>Und versteh ich das richtig, die "klebrige Masse", also das nicht
>richtig vernetzte Sikikon bekomme ich nicht fest,

So ist es, das Teil ist nicht zu retten.

von Florian R. (Firma: TU Wien) (frist)


Lesenswert?

Hallo,
am besten Du machst das nochmal und verwendest für die Form statt Latex 
einfach auch das A-Silikon. Als Trennmittel dann einfach mit Silikonöl 
einsprühen oder bepinseln oder ausschwenken oder so. Und dann mit 
A-Silikon ausgießen.

Jede Menge Inofs zur Verarbeitung von Silikon und ähnlichen Sachen gibts 
bei Kaupo oder Smooth-On.

Grüße
Flo

von Jens (Gast)


Lesenswert?

Ist ja schon ne weile her aber.....
wenn die klebrige Schicht nicht allzu dick ist.
Sollte man mal Talkum versuchen!
Ist natürlich bei feinsten Details nicht zu empfehlen ;)

www.jeputo.de

von Amateur (Gast)


Lesenswert?

Die Form z.B. aus Gips, vorher Lackieren. Dann gibt es auch keine 
Probleme mit eventuellen Trennmitteln.

Dadurch bekommst Du einen (an der Oberfläche) nicht schwefelhaltigen 
Formkörper.

von Heinz Wurr (Gast)


Lesenswert?

Guten Tag an alle, die bei Ihren Recherchen hier gelandet sind,
auch wenn das Tread nicht ganz aktuell ist, möchte ich trotzdem meinen 
Beitrag zu dem Thema leisten.

1. Also zum einem hilft das nachträgliche Tempern von der klebrigen 
Oberfläche oft in der Tat weiter, dies muss aber bei Temperaturen von 
200 und höher erfolgen(die Temperaturbeständigkeit des gegebenen 
Silikons muss natürlich beachtet werden).

2. Das Gießen direkt auf Gips ist kein Problem, Schwefel tritt in diesem 
Fall nicht als Vernetzungstörer auf weil er nicht in der Reinform 
vorliegt.

3. Eine Möglichkeit, die gar nicht angesprochen wurde ist das Gießen von 
Silikon in eine Silikonform. Eine Silikonform bringt viele Vorteile mit 
sich (elastisch, etc...) und die Silikone verbinden sich beim Gießen 
nicht, eine Trennmittel wie Vaseline oder Wachs müssen natürlich 
verwendet werden. Ich arbeite auf diese Weise schon sehr lange mit den 
SF-Silikonen von http://www.silikonfabrik.de


  Gruß Heinz

von Georg (Gast)


Lesenswert?

>Das Gießen direkt auf Gips ist kein Problem, Schwefel tritt in diesem
>Fall nicht als Vernetzungstörer auf

Das stimmt so nicht. Je nach Gipsqualität können da sehr wohl 
Schwefelverbindungen enthalten sein, die das Aushärten von 
Additionsvernetzendenm Silikon stören.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.