Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Fachkräftemangel = Händemangel?


von Volker (Gast)


Lesenswert?

Hallo Community,

kurz zu meiner Person.
- 19 Jahre alt
- Vor 3 Monaten vorzeitig(halbes Jahr früher) meine Prüfung zum 
Elektroniker für Geräte und Systeme mit 1 abgelegt (Hatte das Glück in 
einer Ausbildungswerkstatt lernen zu dürfen)
- Vor 2 Monaten Fernstudium zum staatlich geprüftem Elektrotechniker 
begonnen und gleichzeitig bei einer Firma als Elektroniker für Geräte 
und Systeme angefangen.

Nun zur Story. :)
Während meiner Ausbildung in einer Ausbildungswerkstatt haben wir 
ausschließlich Schaltungen entworfen, µC programmiert, Platinen geätzt 
und bestückt und in Betrieb genommen.

Für mich auf jeden Fall ein Traumjob!

Die Schattenseite an der Lehre in der Ausbildungswerkstatt war leider, 
dass keiner außer die JAV übernommen wurde. (jedoch mehr oder weniger 
auch Deutschlandweit)
Also begang ich natürlich vor meinen Prüfungen noch mich um einen 
Arbeitsplatz zu bemühen. Nach einiger Zeit wurde ich auch zu wirklich 
vielen Vorstellungsgesprächen eingeladen. (10 Bewerbungen - 7 
Vorstellungsgespräche)
Ich als unerfahrener, habe mich natürlich erstmal auf alles beworben mit 
der Berufsbezeichnung Elektroniker für Geräte und Systeme bzw. 
Elektroniker. Bei der Bezeichnung bin ich fest davon ausgegangen, dass 
nicht der klassische "Elektriker" gemeint ist. Irgendwo war er es auch 
nicht. :)
Denn sämtliche Firmen suchten eigentlich nicht nach Wissen oder Können, 
sondern einfach nach Händen. Von diesen 7 Vorstellungsgesprächen konnte 
ich 5 Firmen schon ausschließen, weil sie entweder Zeitarbeitsfirmen 
waren oder weil ich auf nem Bau strippen ziehen sollte.
Also blieben nur noch 2 Firmen über, die wie sie mir im 
Vorstellungsgespräch versicherten wirklich Leute mit Knowhow brauchten. 
Es wurden Leute gesucht, die Schaltanlagen bauten, programmieren und in 
Betrieb nehmen. Hörte sich für mich eigentlich gar nicht so verkehrt an.

Ich habe mich also für die Firma entschieden, die besser bezahlte.

Jetzt arbeite ich seit 3 Monaten bei dieser Firma. Ich bin absolut 
überqualifiziert für diese Arbeit. Aber, ich bin nicht der Einzige. Alle 
Mitarbeiter haben vorher eine gute Ausbildung genossen und auch 
Fachwissen, aber dieses wird einfach nicht mehr gebraucht.
Denn wir verdrahten Schaltschränke. Nichts anderes. Von Klemme X5 an 
Relais K3 und wieder zurück im Kreis oder sonst was...
Wenn mal etwas programmiert wird dann auch nur von den Leuten, die die 
Projekte betreuen. Planer werden sie wohl auch genannt. :(

Jetzt kommen wir eigentlich zu dem eigentlichem Problem.
Hier oben in Norddeutschland scheint das wohl generell so zu sein. 
Arbeitsplätze werden an absolut überqualifizierte Leute vergeben. Und 
die, die wirklich in dieser Arbeit aufgehen würden, bleiben Arbeitslos.
Es heißt doch immer Fachkräftemangel?! Wo denn?

Kommt man generell mit einer Ausbildung nicht an einen Arbeitsplatz, wo 
man in der Hardwareentwicklung zu tun hat?

Mach ich irgendetwas falsch? - Nach einem neuem Arbeitsplatz schaue ich 
mich schon seit meinem erstem Arbeitstag um. Aber Arbeitsplätze bei 
denen ich glücklich werden könnte, kann man hier oben an der Nordsee 
wohl vergessen...

Bitte berichtet mir doch von euren Erfahrungen.

Liebe Grüße Volker

von Ulrich S. (voodoofrei)


Lesenswert?

Volker schrieb:
> Kommt man generell mit einer Ausbildung nicht an einen Arbeitsplatz, wo
> man in der Hardwareentwicklung zu tun hat?

Richtige Hardwareentwicklung kannst du mit deiner Ausbildung ohnehin 
nicht leisten, was du beschrieben hast ist vollkommen normal. Du hast 
etwas zu hohe Erwartungen.

von Volker (Gast)


Lesenswert?

Ulrich S. schrieb:
> Volker schrieb:
>> Kommt man generell mit einer Ausbildung nicht an einen Arbeitsplatz, wo
>> man in der Hardwareentwicklung zu tun hat?
>
> Richtige Hardwareentwicklung kannst du mit deiner Ausbildung ohnehin
> nicht leisten, was du beschrieben hast ist vollkommen normal. Du hast
> etwas zu hohe Erwartungen.

Ja, ich möchte ja auch keine Grafikkarten entwicklen. Aber kleine 
Steuerungen für Omas Gartenteich oder sonst irgendwas wäre doch schonmal 
etwas.

von Ulrich S. (voodoofrei)


Lesenswert?

Volker schrieb:
> Ulrich S. schrieb:
>> Volker schrieb:
>>> Kommt man generell mit einer Ausbildung nicht an einen Arbeitsplatz, wo
>>> man in der Hardwareentwicklung zu tun hat?
>>
>> Richtige Hardwareentwicklung kannst du mit deiner Ausbildung ohnehin
>> nicht leisten, was du beschrieben hast ist vollkommen normal. Du hast
>> etwas zu hohe Erwartungen.
>
> Ja, ich möchte ja auch keine Grafikkarten entwicklen. Aber kleine
> Steuerungen für Omas Gartenteich oder sonst irgendwas wäre doch schonmal
> etwas.

Nimm es nicht persönlich - aber das was du zustande bringst (Ich zweifel 
nicht an der Funktion) ist was ganz anderes, als das was als Produkt 
wirtschaftlich fertigbar und verkaufsfähig ist.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

@  Volker (Gast)

>Während meiner Ausbildung in einer Ausbildungswerkstatt haben wir
>ausschließlich Schaltungen entworfen, µC programmiert, Platinen geätzt
>und bestückt und in Betrieb genommen.

Klingt nach gehobenen Facharbeitertätigkeiten, ggf. Techniker.

>Denn wir verdrahten Schaltschränke. Nichts anderes. Von Klemme X5 an
>Relais K3 und wieder zurück im Kreis oder sonst was...

Naja.

>Hier oben in Norddeutschland scheint das wohl generell so zu sein.
>Arbeitsplätze werden an absolut überqualifizierte Leute vergeben. Und
>die, die wirklich in dieser Arbeit aufgehen würden, bleiben Arbeitslos.
>Es heißt doch immer Fachkräftemangel?! Wo denn?

Du lernst gerade den Unterschied zwischen Propaganda, ähhh, Nachrichten, 
und Realität.

>Kommt man generell mit einer Ausbildung nicht an einen Arbeitsplatz, wo
>man in der Hardwareentwicklung zu tun hat?

Doch, kommt man. Muss man aber ein wenig Glück haben und auch wissen, wo 
es das gibt.

>Mach ich irgendetwas falsch?

Nein.

> - Nach einem neuem Arbeitsplatz schaue ich
>mich schon seit meinem erstem Arbeitstag um. Aber Arbeitsplätze bei
>denen ich glücklich werden könnte, kann man hier oben an der Nordsee
>wohl vergessen...

Keep on trying. Mit 19  bist du noch 30 Jahre zu jung, um faule 
Kompromisse einzugehen.

>Bitte berichtet mir doch von euren rfahrungen.

Ich hatte in meinem Job viel Glück, bin nur selten an miese Stellen 
geraten. Die hab ich dann aber schnellstmöglich verlassen, einmal nach 
der Probezeit (1/2 Jahr), einmal nach 14 Monaten (Zeitarbeit). In der 
Bewegung liegt die Kraft.

MFG
Falk

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

@  Volker (Gast)

Noch was. Lass dich nicht von dem negativen Geblubber in diesem Forum 
runterziehen.

Dass du als gelernter Elektroniker nicht zum Chefentwickler wirst, ist 
wohl jedem klar, nur den Laberköppen nicht.

von Ich (Gast)


Lesenswert?

Falk Brunner schrieb:
> Dass du als gelernter Elektroniker nicht zum Chefentwickler wirst, ist
> wohl jedem klar, nur den Laberköppen nicht.

Was braucht ein Elektroniker, mit oder ohne Diplom, um Chefentwickler zu 
werden?

Nur weil eine(r) eine Elektronik-Ausbildung halbwegs anständig 
abgeschlossen hat, läuft ihm/ihr keine Arbeitgeeber die Bude ein, bei 
ihm anzufangen.

Ein Arbeitgeber bekommt auch nicht seine 100% Fachkraft, mit oder ohne 
Diplom, nur weil er 100 Sklavenbuden (Perschau & Co.) anruft.

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

> Arbeitsplätze werden an absolut überqualifizierte Leute vergeben.

Niemand verbietet dir, dir einen besser passenden Job zu suchen.

Mit Meister(Altgeselle) kannst du auch selber eine Firma aufmachen und 
genau das tun was du willst - wenn es dafür Kunden gibt.

von Michael S. (technicans)


Lesenswert?

Falk Brunner schrieb:
> Noch was. Lass dich nicht von dem negativen Geblubber in diesem Forum
> runterziehen.
Na, trag mal nicht so dick auf.
Auch Negativmeinungen haben ihre Daseinsberechtigung.
Angst oder Vorsicht ist ja auch der bessere Teil der Tapferkeit.

> Dass du als gelernter Elektroniker nicht zum Chefentwickler wirst, ist
> wohl jedem klar, nur den Laberköppen nicht.
Weil das ja auch nur der Anfang der Karriere ist. Wenn die Anlagen,
das Talent und eine gewisse berufliche Affinität stimmen, ist doch der
Weg in die Zukunft offen. Manche machen eine Berufsausbildung und
manche studieren, oder beides nacheinander. Jede dieser Wege hat
seine Vor-und Nachteile. Und eine Stelle als Chefentwickler kann
jeder, muss aber nicht jeder erreichen nicht mal jeder Ingenieur.

Mit 19 ist man allerdings noch zu lebensunerfahren um nicht
Bauernfängern auf den Leim zu gehen. Ist mir auch passiert in dem
Alter. Große Versprechungen, nix gehalten, nicht mal bei dem
damals stellvertretenden HWK-Vorsitzenden wo ich mal ein paar Monate
tätig war. Außer ne nette heruntergekommene Bastelbutze war im Job
von Elektronik keine Rede, nur Strippen ziehen. Später hab ich dann
bei einer anderen Firma im Kundendienst gearbeitet, wo dann auch mal
an Platinen gelötet werden durfte, was dann der richtige Weg zu sein
schien. Danach konnte ich dann einen richtigen Elektronikerjob
ergattern, wo dann auch Platinen geätzt, Baugruppen bestückt und
in Betrieb genommen wurden, also das was immer meine berufliche
Zielsetzung war. Ich hab dann meinen Techniker in Teilzeit gemacht
und in der Firma entwickeln dürfen. Herz was willst du mehr?
Nach dieser Firma bin ich dann in der Entwicklung eines Konzerns
gelandet und da war alles erste Sahne und währte auch am längsten
weil die Tätigikeit höchst befriedigend war. Irgendwann bin ich
dann da weg gegangen um mich weiter zu entwickeln. Leider rutschte
ich dann von einer Krise in die nächste. Dazu haben sich auch
durch schlechte Erfahrungen meine Sinne dahingehend geschärft
was eine Firma im Schilde führt und die führen fast alle was
im Schilde, da spielt die Region nur eine untergeordnete Rolle.

Volker schrieb:

> - Vor 2 Monaten Fernstudium zum staatlich geprüftem Elektrotechniker
> begonnen und gleichzeitig bei einer Firma als Elektroniker für Geräte
> und Systeme angefangen.
Mit 19? Verlangen die nicht mehr 5 Jahre Berufserfahrung? Zu meiner
Zeit war das noch so.
> Nun zur Story. :)
> Während meiner Ausbildung in einer Ausbildungswerkstatt haben wir
> ausschließlich Schaltungen entworfen, µC programmiert, Platinen geätzt
> und bestückt und in Betrieb genommen.
Also Elektroniker - Geräte und Systeme, wenn ich mich nicht täusche.
Leider sind die Berufsbilder nicht verbindlich und das wird von
vielen Firmen auch kräftig missbraucht. Teilweise wissen die Firmen
nicht mal selbst, welches die richtige Bezeichnung ist. Das das
dann in der Informationskette, insbesondere bei Dienstleistern zu
einem ernsten Problem führt, kann man sich wohl denken.

> Für mich auf jeden Fall ein Traumjob!
Träumen darf man und das ist ja auch das einzig schöne daran.
Der Rest aber ...
> Die Schattenseite an der Lehre in der Ausbildungswerkstatt war leider,
> dass keiner außer die JAV übernommen wurde. (jedoch mehr oder weniger
> auch Deutschlandweit)
Die Garantie gibts eher selten, meist nur in Großbetrieben.
> Also begang ich natürlich vor meinen Prüfungen noch mich um einen
> Arbeitsplatz zu bemühen. Nach einiger Zeit wurde ich auch zu wirklich
> vielen Vorstellungsgesprächen eingeladen. (10 Bewerbungen - 7
> Vorstellungsgespräche)
> Ich als unerfahrener, habe mich natürlich erstmal auf alles beworben mit
> der Berufsbezeichnung Elektroniker für Geräte und Systeme bzw.
> Elektroniker.
In dem Alter ist das verzeihlich, allerdings sind unerfahrene Bewerber
die attraktivste Zielgruppe für die Bauernfängerei der Wirtschaft.
Das hat dann einfach Methode.
> Bei der Bezeichnung bin ich fest davon ausgegangen, dass
> nicht der klassische "Elektriker" gemeint ist. Irgendwo war er es auch
> nicht. :)
Ich fand das eigentlich nicht sehr spaßig, eher kriminell, aber man muss
sich ja nicht alles gefallen lassen.
> Denn sämtliche Firmen suchten eigentlich nicht nach Wissen oder Können,
> sondern einfach nach Händen.
Das hat sich auch nach 30 Jahren nicht geändert und das ist auch
nicht zu erwarten, wenn man nicht höllisch auf passt oder diese
Ganoven mit ihren eigenen Methoden schlägt.
> Von diesen 7 Vorstellungsgesprächen konnte
> ich 5 Firmen schon ausschließen, weil sie entweder Zeitarbeitsfirmen
> waren oder weil ich auf nem Bau strippen ziehen sollte.
Wenn das man alles so einfach zu erkennen wäre, vor allem bei DL.
> Also blieben nur noch 2 Firmen über, die wie sie mir im
> Vorstellungsgespräch versicherten wirklich Leute mit Knowhow brauchten.
Lass dir eine schriftliche Tätigkeitsbeschreibung geben oder es im
Vertrag dokumentieren, am besten in Verbindung mit der verbindlichen
Angabe des Arbeitsorts und einer Arbeitsplatzbeschreibung. Weigert
sich der Arbeitgeber, kannste davon ausgehen das was faul sein könnte
und deine Entsorgung bei Vertragsabschluss schon beschlossene Sache ist,
du es aber nur noch nicht weißt, wann. Auch das hab ich schon erlebt.
> Es wurden Leute gesucht, die Schaltanlagen bauten, programmieren und in
> Betrieb nehmen. Hörte sich für mich eigentlich gar nicht so verkehrt an.
Ja, Schall und Rauch um nichts. Die Firma vertraut da auf ihr
weitreichendes WEISUNGSRECHT und riskiert lieber das die Leute innerlich 
kündigen. Schuld ist eh immer der Arbeitnehmer.
> Ich habe mich also für die Firma entschieden, die besser bezahlte.
Wer würde das nicht? Die oben schon erwähnten Verbindlichkeiten verlangt
man mit zunehmender Lebenserfahrung. Ob man damit Erfolg hat steht auf 
einem anderen Blatt. Als Individuum hat mans das leider sehr schwer.
> Jetzt arbeite ich seit 3 Monaten bei dieser Firma. Ich bin absolut
> überqualifiziert für diese Arbeit. Aber, ich bin nicht der Einzige. Alle
> Mitarbeiter haben vorher eine gute Ausbildung genossen und auch
> Fachwissen, aber dieses wird einfach nicht mehr gebraucht.
Im Moment nicht, aber das kann sich ändern.
> Denn wir verdrahten Schaltschränke. Nichts anderes. Von Klemme X5 an
> Relais K3 und wieder zurück im Kreis oder sonst was...
> Wenn mal etwas programmiert wird dann auch nur von den Leuten, die die
> Projekte betreuen. Planer werden sie wohl auch genannt. :(
Zumindest haben die dann die Verantwortung. Karrieremäßig wird sich
im Moment bei dir nicht viel tun, aber nutze den Job doch einfach
um deinen Techniker fertig zu machen. Wenn der Job nicht so stressig
ist, kann man sich doch ganz gut auf die Ausbildung konzentrieren was
eine gute Benotung begünstigen dürfte. Das andere Extrem wäre da nämlich
ungünstiger.
> Jetzt kommen wir eigentlich zu dem eigentlichem Problem.
> Hier oben in Norddeutschland scheint das wohl generell so zu sein.
Da wirste auch mal von Hamburg abgesehen lange südwärts reisen müssen,
bevor sich das wesentlich bessert. Schon in Hannover kann man die
bedeutenden Firmen an einer Hand abzählen, z.B. Sennheiser, Keymile,
Lpkf, Höft&Wessel, Viscom und das wars dann auch schon.
Bayern, Baden-Würtenberg, Süd-Hessen, Saarland etc. sollen ja für 
Elektroniker wahre Schlaraffenländer sein. Top-Jobs ohne Ende,
naja, wär es glaubt, ist selber schuld. Nur was für Reisewillige bzw. 
Umzugswillige und da muss man auch erst mal ne bezahlbare Bleibe finden.
> Arbeitsplätze werden an absolut überqualifizierte Leute vergeben. Und
> die, die wirklich in dieser Arbeit aufgehen würden, bleiben Arbeitslos.
> Es heißt doch immer Fachkräftemangel?! Wo denn?
Richtig müsste es wohl Bewerbermangel von jungen gut ausgebildeten
Fachkräften heißen, die naiv genug sind alles zu glauben und sich vor
den Karren spannen lassen.
> Kommt man generell mit einer Ausbildung nicht an einen Arbeitsplatz, wo
> man in der Hardwareentwicklung zu tun hat?
Mit Beziehungen und Beharrlichkeit schon. Gewußt wie, heißt die Lösung.
> Mach ich irgendetwas falsch? - Nach einem neuem Arbeitsplatz schaue ich
> mich schon seit meinem erstem Arbeitstag um. Aber Arbeitsplätze bei
> denen ich glücklich werden könnte, kann man hier oben an der Nordsee
> wohl vergessen...
Schauen allein reicht nicht, man muss sich spezialisieren und auch
eine Verkaufsstrategie konsequent verfolgen, sich zu vermarkten.
In deinem Alter fällt einem das noch sehr schwer wenn man noch ein
naives Weltbild von Arbeit und Beruf hat das einem mal eingetrichtert
worden ist.
> Bitte berichtet mir doch von euren Erfahrungen.
Reicht das?

von T. F. (tf2206)


Lesenswert?

Hallo Volker,

habe bei einem Automobilezulieferer eine Lehre zum Industrieelektroniker 
Fr. Gerätetechnik gemacht (02-06).
Nach meiner Lehre hätte ich in eine Entwicklungsabteilung kommen 
sollen/können. Dort hätte ich dann Versuchsaufbauten und 
Versuchsplatinen nach Vorgabe der Entwickler machen sollen... Da ich 
aber lieber der sein wollte/will der die Platinen und Aufbauten designt 
und entwickelt hab ich beschlossen weiter Schule zu machen (BK und nach 
paar Jahren Jobben dann Studium...)

Inzwischen werden bei meinem Lehrbetrieb die ausgelernten Azubis in der 
Produktion als Akkordarbeiter eingesetzt... Insofern hast du mit deinem 
Job noch Glück gehabt...

MfG Tobi

von Steel (Gast)


Lesenswert?

Hallo Volker,

leider muss ich Dir auch sagen, dass deine Vorstellung mit deiner 
Ausbildung nicht machbar ist. Für das was du machen willst werden 
ausschließlich Ingenieure angestellt.

von Volker (Gast)


Lesenswert?

>> - Vor 2 Monaten Fernstudium zum staatlich geprüftem Elektrotechniker
>> begonnen und gleichzeitig bei einer Firma als Elektroniker für Geräte
>> und Systeme angefangen.
>Mit 19? Verlangen die nicht mehr 5 Jahre Berufserfahrung? Zu meiner
>Zeit war das noch so.

Das ist auch immer noch so, jedoch wird jetzt die Ausbildungszeit mit 
angerechnet und man muss die Berufserfahrung erst am Prüfungstermin 
vorweisen.

>Zumindest haben die dann die Verantwortung. Karrieremäßig wird sich
>im Moment bei dir nicht viel tun, aber nutze den Job doch einfach
>um deinen Techniker fertig zu machen. Wenn der Job nicht so stressig
>ist, kann man sich doch ganz gut auf die Ausbildung konzentrieren was
>eine gute Benotung begünstigen dürfte. Das andere Extrem wäre da nämlich
>ungünstiger.

Leider ist das n ziemlich stressiger Job, weil ich zwischendurch auf 
irgendwelche Schiffe geschickt werde um die Schaltschränke dort 
weiterzuverdrahten...

>Inzwischen werden bei meinem Lehrbetrieb die ausgelernten Azubis in der
>Produktion als Akkordarbeiter eingesetzt... Insofern hast du mit deinem
>Job noch Glück gehabt...
Ne, ich hab da auch 30 Schränke liegen und zieh immer in jedem Schrank 
das gleiche Kabel und das alles so schnell wie möglich. :/

> Bitte berichtet mir doch von euren Erfahrungen.
>Reicht das?
 Ja, vielen Dank für deinen Post. :)

>> Bei der Bezeichnung bin ich fest davon ausgegangen, dass
>> nicht der klassische "Elektriker" gemeint ist. Irgendwo war er es auch
>>nicht. :)
>Ich fand das eigentlich nicht sehr spaßig, eher kriminell, aber man muss
>sich ja nicht alles gefallen lassen.
Ne, sollte eigentlich auch ein :( werden. :/


>Mit Meister(Altgeselle) kannst du auch selber eine Firma aufmachen und
>genau das tun was du willst - wenn es dafür Kunden gibt.
Ja, bin schon sehr oft am überlegen gewesen, jedoch mit 19 denke ich 
eher, dass ich nicht ernst genommen werde. Auch wenn ich mich ganz gut 
verkaufen kann.


Vielen Dank für eure ganzen Posts.

von Michael S. (technicans)


Lesenswert?

Volker schrieb:
> Das ist auch immer noch so, jedoch wird jetzt die Ausbildungszeit mit
> angerechnet und man muss die Berufserfahrung erst am Prüfungstermin
> vorweisen.

Na, die Ausbildung dauert 3,5 Jahre und damit fehlen dann noch
1 1/2 Jahre. Da hat man wohl wegen dem Fachkräftemangel wohl
großzügig drüber hinweg gesehen?

von Volker (Gast)


Lesenswert?

Michael S. schrieb:
> Volker schrieb:
>> Das ist auch immer noch so, jedoch wird jetzt die Ausbildungszeit mit
>> angerechnet und man muss die Berufserfahrung erst am Prüfungstermin
>> vorweisen.
>
> Na, die Ausbildung dauert 3,5 Jahre und damit fehlen dann noch
> 1 1/2 Jahre. Da hat man wohl wegen dem Fachkräftemangel wohl
> großzügig drüber hinweg gesehen?

Ne?
In meinem Fall ist es so, dass ich 3 Jahre Ausbildung genossen habe, da 
ich um ein halbes Jahr verkürzt habe.
Nach der Ausbildung habe ich mit dem Fernstudium zum Techniker 
angefangen, welches 2-4 Jahre geht, je nach dem wie viel Zeit man in die 
Sache investiert...
Und am Prüfungstermin habe ich dann min. 5 Jahre Berufserfahrung?!

Siehe: Studiengemeinschaft Darmstadt

von Wissender (Gast)


Lesenswert?

Michael S. schrieb:
> Na, die Ausbildung dauert 3,5 Jahre und damit fehlen dann noch
> 1 1/2 Jahre. Da hat man wohl wegen dem Fachkräftemangel wohl
> großzügig drüber hinweg gesehen?

Oh, das geht noch besser, nennt sich "Dualer Techniker" - in Anlehnung 
an "Duales Studium". Die machen Während ihrer Ausbildung nen Techniker 
in Teilzeit und sind nach 4 Jahren fertig mit Ausbildung UND Techniker. 
Berufserfahrung? Fehlanzeige!

von Volker (Gast)


Lesenswert?

Wissender schrieb:
> Michael S. schrieb:
>> Na, die Ausbildung dauert 3,5 Jahre und damit fehlen dann noch
>> 1 1/2 Jahre. Da hat man wohl wegen dem Fachkräftemangel wohl
>> großzügig drüber hinweg gesehen?
>
> Oh, das geht noch besser, nennt sich "Dualer Techniker" - in Anlehnung
> an "Duales Studium". Die machen Während ihrer Ausbildung nen Techniker
> in Teilzeit und sind nach 4 Jahren fertig mit Ausbildung UND Techniker.
> Berufserfahrung? Fehlanzeige!

Auf 4 Jahre Berufserfahrung im Strippen ziehen kannste doch sowieso...
Was bringt Berufserfahrung denn ,wenn du nicht wirklich den Job hast, wo 
Wissen gefragt wird? Eben, gar nichts. Außer das Wissen, dass man für 
blöd verkauft wird ohne Techniker-/Meister-/Ingenieurszeugnis.

von EGS_TI (Gast)


Lesenswert?

Und? Ist doch ein klasse System!

von Michael S. (technicans)


Lesenswert?

Volker schrieb:
> Und am Prüfungstermin habe ich dann min. 5 Jahre Berufserfahrung?!

Richtig, jetzt hab ichs verstanden.

Wissender schrieb:
> Berufserfahrung? Fehlanzeige!

Meinst du den Techniker in Teilzeit? Tagsüber arbeiten und abends 
lernen,
so wie ich das gemacht habe? Natürlich hat man hier Berufserfahrung,
kommt nur auf die Tätigkeit an. In der Regel dürfte beides konsistent
sein, aber ich hatte in meinem Jahrgang auch einige die eigentlich da
gar nicht rein passten, z.B. ein Zahnprotestentechniker und ein 
Handwerkselektromeister der Waschmaschinen reparierte.
Bei Vollzeit hat man zwar nur die halbe Studiumszeit (2Jahre) aber 
tatsächlich keine Berufserfahrung, weil man ja die zwei Jahre nur 
gelernt hat, quasi wie im Hochschulstudium. Da ist es auch Essig mit 
Berufserfahrung. Berufserfahrung ist ja ganz schön, aber wird oft 
überschätzt, weil in so manchem Betrieb manche Dinge ganz anders
gehandhabt werden als man es gewohnt ist. Wenn man da sich dann nicht
anpasst, ist man schnell der Loser.

von Lasst mich A. (ich_bin_durch)


Lesenswert?

Michael S. schrieb:
> Berufserfahrung ist ja ganz schön, aber wird oft
> überschätzt, weil in so manchem Betrieb manche Dinge ganz anders
> gehandhabt werden als man es gewohnt ist. Wenn man da sich dann nicht
> anpasst, ist man schnell der Loser.

So denke ich auch manchmal. Berufserfahrung ist ja schön und gut, aber 
wenn man wo anders hin kommt hat man sich schon auf eine Methode 
eingeschossen und etwas anderes lernen fällt umso schwerer.

Für den Händemangel kann ich Steel nur zustimmen. Ausgebildete 
Facharbeiter werden für Routinearbeiten eingesetzt, da kann man in der 
Ausbildung noch so tolle Projekte durchgezogen haben. Ich habe das auch 
gemerkt und mich nach der Ausbildung für ein Studium entschieden. Und 
jetzt kann ich sagen, ich könnte auf die eine oder andere Sache noch das 
Sahnehäubchen aufsetzen, etwas das mit Ausbildungswissen nicht möglich 
ist.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.