Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Regelung von Wechselrichtern -> RCP


von Al3ko -. (al3ko)


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Hallo,

dieser Beitrag dient dem Zweck, mehr Infos über Rapid Control 
Prototyping (RCP) einzuholen, da ich damit gerne in einem 
Universitätsprojekt arbeiten würde und deshalb meinen Betreuer 
überzeugen möchte, diesen Weg einzuschlagen. Vorweg, das Produkt hat 
keinen kommerziellen Hintergrund sondern ist akademischer Natur.

Dieser Post ist deshalb eher generell gehalten und hat noch keine 
konkrete Schaltung, Code oder sonst etwas. In anderen Worten, ich bin 
noch in der Findungsphase.

Zu meiner Projektbeschreibung:
Ich habe einen großen Energiespeicher (Batterie) und möchte eine 
Frequenzregelung im Netz realisieren. Wenn die Frequenz sinkt, soll 
Energie aus der Batterie ins Netz eingespeist werden. Wenn die Frequenz 
steigt, soll Energie aus dem Netz in der Batterie gespeichert werden. 
Somit soll versucht werden, die Frequenz im Netz größtenteils stabil zu 
halten.

Die Modellbildung, Simulation, Regelung etc. wird mit MATLAB/Simulink 
realisiert und soll im Labor messtechnisch verifiziert werden. Jetzt 
stellt sich die Frage, was günstiger/geeigneter/problemloser für das 
Projekt ist:

Option 1:
Ich suche nach einem fertigen Wechselrichter (SMA, Danfoss, Kaco new 
energy etc.) und muss "irgendwie" die Kommunikation zwischen Matlab und 
dem Wechselrichter herstellen.
Das hat den Vorteil, dass ich mir um den Wechselrichter selbst keine 
Sorgen machen muss und ihn als funktionsfähig/gegeben betrachten kann. 
Allerdings stelle ich mir die Schnittstelle zwischen Matlab und 
Wechselrichter kompliziert vor, da es ein kommerzielles Produkt ist und 
ich mich quasi an die Vorgaben des Herstellers halten muss 
(möglicherweise muss ich MATLAB/Simulink Ergebnisse erstmal in eine 
andere Sprache wie C# oder Java umwandeln, damit der Wechselrichter die 
Kommandos versteht).
Ferner betrachte ich das als eine recht kostspielige Lösung, da in dem 
Wechselrichter viel Know-How und "Schnick-Schnack" steckt und der 
Verkäufer ferner auch noch an dem Produkt verdienen möchte.

Option 2:
Den Wechselrichter werde ich selbst bauen (unter Aufsicht/Betreuung von 
unserem Leistungselektronikexperten), um keine Sicherheitsvorgaben o.ä. 
zu verletzen. Ich habe bereits einige Erfahrungen mit dem Design und der 
Inbetriebnahme von DC/DC Wandlern (3-8kW) sammeln können und würde 
persönlich mein Wissen gerne auf den Bereich Wechselrichter ausweiten. 
Mit dem Design eines eigenen Wechselrichters habe ich einen "direkten" 
Zugriff zum Ansteuersignal der IGBTs und bin quasi "selbst der Mann". 
Ich kann also das ganze Design nach meinen 
Wünschen/Vorgaben/Anforderungen ausrichten. Allerdings stehe ich auch 
hier vor der Herausforderung, MATLAB mit dem Wechselrichter 
kommunizieren zu lassen. Und genau hier kommt das RCP System ins Spiel. 
Ich habe schon auf der Homepage von Mathworks geschaut und versucht mich 
damit zurecht zu finden.

Meine Frage ist jetzt, ob ihr noch weitere Optionen kennt. Da ich 
frischer Absolvent bin, ist mein Wissen bezüglich der Möglichkeiten eher 
begrenzt, weshalb ich über andere/weitere Meinungen sehr dankbar bin.

Ferner würde ich gerne wissen, ob jemand von euch schon Erfahrungen mit 
RCP von Mathworks hat. Vor allem das Zusammenspiel Simulink - 
Zielhardware würde mich interessieren und ob es wirklich so 
einfach/reibungslos ist, wie Mathworks behauptet (Na klar behaupten die 
das, die wollen das Produkt schließlich verkaufen :D )
Ich kenne mich mit Matlab/Simulink gut aus, da ich im Studium viel damit 
gearbeitet habe. uC und C Programmierung hingegen sind nicht meine 
Stärken. Mathworks Meinung nach ist genau das der springende Punkt bei 
RCP, dass man nämlich nicht erst Wochen/Monate uC Programmieren muss, 
"nur" um eine Regelung zu verifizieren.

Mich würden Erfahrungsberichte und Meinungen von euch sehr 
interessieren. Ich weiß, dass es für euch sehr schwer einzuschätzen ist, 
allerdings würde mich auch interessieren, wie viel Zeit man für solch 
einen Wechselrichter im Eigenbau investieren sollte. Rein für das 
Design, Auswahl der Komponenten, Layout, Bau und Inbetriebnahme habe ich 
max. 5 Monate angesetzt. Ich denke, dass das innerhalb dieser Zeitspanne 
machbar sein sollte.

Vielen Dank.


MfG
Klaus

von Ingo (Gast)


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Was du suchst ist die Virtuelle Synchronmaschine, kurz VisMa.
Guck mal hier: www.iehw.de


Ingo

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Ob es sinnvoll ist, den Wechselrichter selber zu bauen, hängt auch sehr 
stark davon ab, was der können soll:

- Wie hoch ist die Batteriespannung?
- Ist eine galvanische Verbindung Batterie - Netz erlaubt bzw. 
erwünscht?
- Wie hoch muss der Wirkungsgrad sein?
- Ist das ein 3-phasiges Netz oder einphasig?

Wenn die Batteriespannung immer höher als der Scheitelwert der 
Netzspannung ist und keine galvanische Trennung gefordert ist, ist es 
relativ einfach. Dann wird die Batterie direkt mit dem Zwischenkreis des 
Wechselrichters verbunden. So etwas sollte sich innerhalb von 5 Monaten 
bauen lassen.

Wenn die Batteriespannung kleiner ist, brauchst du zusätzlich noch einen 
bidirektionalen DC/DC-Wandler, der die Zwischenkreisspannung auf die 
Batteriespannung umwandelt.

Wenn dieser DC/DC-Wandler dann auch noch eine galvanische Trennung haben 
soll, wird es sehr aufwendig. Speziell wenn Batterien mit Spannungen < 
60V eingesetzt werden sollen, würde ich das nur mit Potentialtrennung 
machen.

Das ist dann aber schon etwas für Fortgeschrittene; ich denke nicht, 
dass das in 5 Monaten geht, wenn man auf diesem Gebiet keine bzw. wenig 
Erfahrung hat.


Allerdings ist das mit fertigen Solar-Wechselrichtern auch nicht so 
einfach, weil die nicht für bidirektionalen Betrieb ausgelegt sind. Das 
muss schon genau geprüft werden, ob man mit so einem Gerät auch Leistung 
aus dem Netz entnehmen kann.

von Al3ko -. (al3ko)


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Hi,
danke schon mal für eure Antworten. Die virtuelle Synchronmaschine 
schaue ich mir bei Gelegenheit näher an. Ein erster Blick auf die von 
dir verlinkte Website hat schon mal Neugierde geweckt.

Johannes E. schrieb:
> - Wie hoch ist die Batteriespannung?
Batteriespannung wird definitiv über Scheitelspannung des Netzes (325V) 
liegen. Soll heißen >350V
> - Ist eine galvanische Verbindung Batterie - Netz erlaubt bzw.
> erwünscht?
Ich hatte es erstmal so angedacht, also ohne galvanische Trennung. Ich 
weiß von SMA Solar Technology AG Wechselrichtern, dass transformatorlose 
Wechselrichter (PV Feld, Hochsetzsteller, Inverter) direkt mit dem Netz 
verbunden werden.
> - Wie hoch muss der Wirkungsgrad sein?
Keine Vorgabe. Natürlich soll das Ding keine 15% haben :D Der 
Wechselrichter ist aber "nur" als Mittel zum Zweck gedacht; eine 
Optimierung hinsichtlich Wirkungsgrad würde den Zeitrahmen sicherlich 
sprengen.
> - Ist das ein 3-phasiges Netz oder einphasig?
Einphasig, ich dachte an einen simplen 2-Level Wechselrichter; also an 
eine simple H-Brücke
> Wenn die Batteriespannung immer höher als der Scheitelwert der
> Netzspannung ist und keine galvanische Trennung gefordert ist, ist es
> relativ einfach. Dann wird die Batterie direkt mit dem Zwischenkreis des
> Wechselrichters verbunden. So etwas sollte sich innerhalb von 5 Monaten
> bauen lassen.
So hatte ich es angedacht.
>
> Wenn die Batteriespannung kleiner ist, brauchst du zusätzlich noch einen
> bidirektionalen DC/DC-Wandler, der die Zwischenkreisspannung auf die
> Batteriespannung umwandelt.
Das würde die Sache verkomplizieren.
> Wenn dieser DC/DC-Wandler dann auch noch eine galvanische Trennung haben
> soll, wird es sehr aufwendig. Speziell wenn Batterien mit Spannungen <
> 60V eingesetzt werden sollen, würde ich das nur mit Potentialtrennung
> machen.
S.o.
> Das ist dann aber schon etwas für Fortgeschrittene; ich denke nicht,
> dass das in 5 Monaten geht, wenn man auf diesem Gebiet keine bzw. wenig
> Erfahrung hat.
Okay, diese Einschätzung werde ich zu Herzen nehmen.
>
> Allerdings ist das mit fertigen Solar-Wechselrichtern auch nicht so
> einfach, weil die nicht für bidirektionalen Betrieb ausgelegt sind. Das
> muss schon genau geprüft werden, ob man mit so einem Gerät auch Leistung
> aus dem Netz entnehmen kann.
Das stimmt. Da müsste man mal den Kontakt zu den Firmen aufnehmen.


Ich danke euch sehr.

Für weitere Meinungen/Erfahrungen hinsichtlich RCP wäre ich weiterhin 
sehr dankbar.


Gruß

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