Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik OP als 11x-Verstärker arbeitet nicht linear


von try (Gast)


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Hallo!

Für ein kleines Messinterface Typ Labjack U3-LV habe ich eine kleine 
Verstärkerschaltung gebaut, die theoretisch um den Faktor 11 verstärken 
sollte.

Mit einer 1,2V Batterie und einem Spindeltrimmer erzeuge ich kleine 
Spannungen und messe, was die Schaltung daraus macht. Der OP wird selber 
von einem einstellbaren Netzteil mit etwa 5V Spannung versorgt.

Diese verstärkt aber nicht linear:

(Spannungsangaben in mV)
V_in   V_out   Verstärkung
100,01  1078  10,78
50,06  531,5  10,62
10,02  92,71  9,25
5,17  39,2  7,58
4,11  27,63  6,72
0,99  0,05  ???

Ist das ein "Bug" oder eher ein "Feature"?
Liegt es am OP-Typ oder an der Schaltung?

: Verschoben durch Admin
von Morz Kerl (Gast)


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Der LM358 ist eine veraltete Schwarte. die hat unter Anderem einen 
happigen Offset.

von ArnoR (Gast)


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> Liegt es am OP-Typ oder an der Schaltung?

Es liegt an der Offsetspannung des OPV. Die Verstärkung ist immer 11.

von Stefan F. (sfrings)


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Schau DIr im Datenblatt des Operationsverstärker an, in welchem Bereich 
die Eingangsspannung liegen muss. Dazu kommt auch, dass der Ausgang 
nicht den vollen Bereich der Spannungsversorgung liefern kann.
Du brauchst für diese Anwendung eine positive und eine negative 
Spannungsversorgung, so dass weder Eingangsspannung noch 
Ausgangsspannung an diese Grenzen stoßen.

Pi mal Daumen sollte die Versorgungsspannung mindestens 2 Volt über der 
höchsten Signalspannung liegen und mindestens 2 Volt unter der 
niedrigsten Signalspannung liegen. Das ist natürlich bei jedem OP-Amp 
anders, aber als Faustregel reicht es.

von try (Gast)


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Hallo Ihr drei!

Ich habe eine Offsetspannung von 2mV laut Datenblatt.

Was ich damit machen soll, weiß ich nicht, dafür fehlen mir die 
Detailkenntnisse beim OP-Verstärker.

Eingangseitig und ausgangseitig liege ich weit über 2V unter der 
Betriebsspannung des OP-Verstärkers (siehe auch Tabelle oben).

Mir fehlt allerdings die negative Signalspannung von vielleicht -2V, die 
Stefan Frings erwähnt. Ich verstärke ja nur positive kleine 
Gleichspannungspegel.

Wie kann ich das Problem heilen, um auf eine konstante Verstärkung von 
Eingangspegeln von 0-300mV zu kommen?

von Morz Kerl (Gast)


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Der Ausgang des OpAmp kann die negative Speisung nicht ganz erreichen, 
da fehlen ein paar mV.

von Morz Kerl (Gast)


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Man kann auch einen RRIO OpAmp verwenden, oder so. zB einen MCP616

von Tom K. (ez81)


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Es sieht sehr nach Offsetspannung aus.

von Stefan F. (sfrings)


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Im Datenblatt stehen die richtigen Grenzwerte:

Input Voltage Range: 0 - (V+ -1,5V)
Bei 5V Spannungsversorgung also 0 bis 3,5 Volt. Dass der Chip bis 0 Volt 
runter geht, ist eine besondere Eigenschaft.

Leider habe ich im Datenblatt keine ANgabe zu "Output Voltage Range" 
gefunden. Am Schaltplan des Innenlebens kann ich allerding ablesen, dass 
der Bereich etwa 0,1 bis 3 Volt umfasst.

Der Ausgang wird keinesfalls unter 0,7 Volt kommen können. Bei deiner 
Messung siehst Du quasi zufällige Werte unterhalb von 0,7 Volt nur 
deswegen, weil am Ausgang R5 und R6 hängen.

Wie gesagt: Du brauchst eine symmetrische Spannungsversorgung.

von Stefan F. (sfrings)


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Eine Erklärung zum Offset:

Der OP-Amp verstärkt ja die Differenz zwischen den beiden Eingängen. Das 
wäre bei 0 Volt Offset so. Tatsächlich hat aber jeder OP-Amp einen 
Offset, der in der Regel auch ein Wenig von der Temperatur abhängt.

Die Angabe 2mV besagt, dass der Offset maximal 2mV beträgt.

Dass heisst, du musst damit rechnen, dass der OP-Amp Eingangsseitig +/- 
2mV Messfehler hat. Multipliziert mit der Verstärkung bekommst Du 
Ausgangsseitig einen Fehler von bis zu 22mV.

Also bei 200mV Eingangsspannung müsste der Ausgang im Idealfall 2,2 
Voltliefern. Unter Berücksichtigung des Offsets musst Du aber mit Werten 
im Bereich 178 - 222 mV rechnen.

Es gibt OP-Amps mit Eingängen zur Kompensation des Offsets, da schließt 
man dann ein Trimmpoti am. Der µA741 ist zum Beispiel so einer.

von try (Gast)


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Hallo Stefan!

Ich glaube, es verstanden zu haben. Ich behandele den Offset wie einen 
absoluten Meßfehler. Bei einem Verstärkungsfaktor von 11 wie in meiner 
Schaltung ergibt daß einen maximalen Messfehler von 2mV * 11 = 22mV
Das heißt, meine 200mV Eingangsspannung werden verstärkt zu Werten von

200mV * 11 =2200mV

Unter Berücksichtigung des Meßfehlers sehe ich dann aber Werte von
2178 bis 2222mV, aber keine 178-222mV wie Du schriebst.

Leider geht mein aktueler Meßbereich nur bis 20mV, da machen 2mV schon 
10% Messfehler aus. Ich werde mir einen "Edel-OP-amp" in 
rail-to-rail-Ausführung kaufen, und dann berichten...

Danke.
Martin

von Wolfgang (Gast)


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try schrieb:
> Ich werde mir einen "Edel-OP-amp" in rail-to-rail-Ausführung kaufen, und
> dann berichten...
Oder du denkst über dein Messprinzip nach.
Wenn du aufwechselnd den Offset und dein Signal misst, kannst du das 
auch rechnerisch korrigieren. Ein bisschen Abstand zur 0, der dann auch 
gleich dein Aussteuerproblem löst, kannst du dann gleich mit einbauen.

von MaWin (Gast)


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> Ich werde mir einen "Edel-OP-amp" in
> rail-to-rail-Ausführung kaufen, und dann berichten...

Der übliche bessere LM358 war der LT1013.

Nicht Rail-To-Rail, aber eben wie der LM358.

Rail-To-Rail:

AD8551 (1uV) LTC1250 (5uV chopperstabilisiert) AD8622 (10uV) AD8671 
(20uV)
OPA188 (25uV) LT1078 (35uV, 0.3mV max) AD820 (100uV, 1.2mV max) TS507 
(100uV),

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Damit der Ausgang näher an Null kommt, hilft beim LM358 oft ein 
Belastungswiderstand am Ausgang. Aber auf genau Null kommen auch 
Rail-to-rail OPs nicht.
Eine einfache Negativversorgung (drei Bauteile) geht mit dem ICL7660. 
Der macht aus +5V etwa -4,5V bei max. 10 mA.

von Udo S. (urschmitt)


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Christoph Kessler (db1uq) schrieb:
> Eine einfache Negativversorgung (drei Bauteile) geht mit dem ICL7660.
> Der macht aus +5V etwa -4,5V bei max. 10 mA.

Produziert aber hässliche Spikes auf der Ausgangsspannung. Ob die der 
358 ausregeln kann?
Evt. noch eine kleine Induktivität in Reihe.

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