Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Phasenprüferparadox


von Wiesowiesowieso (Gast)


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Folgendes Paradox geht mir nicht ein:

Ich Steh im Fitnessraum am Crosstrainer, an hab ich Schuhe mit 
Sportsocken und Gummisohle , der Crosstrainer hat Kunststoffschalen, 
Gumminoppen auf den Beinen, steht auf Zwei stück Teppich , zwecks 
Schalldämmung, darunter Laminatboden.
Wenn ich nun mit dem Phasenprüfer an die Lampenkontakte gehe leuchtet 
er.

Ich steh testhalber dann Barfuss am noch feuchten Fliesenboden im 
Badezimmer und halte den Phasenprüfer aussen an das zweipolige Kabel vom 
Fön.
Er leuchtet nicht.

Eigentlich sollte doch bei zweiterer Konfiguration weniger serieller 
Widerstand anfallen , da nur eine vergleichsweise dünne Schicht Isolator 
zwischen Phase und Erde (exklusive meinem Körper) steht, im Gegensatz zu 
erstem Fall, wo wasweissich wieviele Schichten dazwischen sind.

Wer hilft mir?

von Udo S. (urschmitt)


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Die Kapazität hängt vom Abstand und von der Flächengröße ab.
Dein Körper hat gegen das geerdete Zimmer schon eine durchaus messbare 
Kapazität. Deutlich mehr als das Kabel gegen deine Phasenprüfspitze.

Wenn ich Schuhe mit Gummisohlen anhabe, dann leuchtet ein Phasenprüfer 
mit Glimmlampe nur ganz schwach wenn ich ihn an eine Phase halte.

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Wiesowiesowieso schrieb:

> Ich steh testhalber dann Barfuss am noch feuchten Fliesenboden im
> Badezimmer und halte den Phasenprüfer aussen an das zweipolige Kabel vom
> Fön.

kurze Nachfrage: was bedeutet aussen? An die Isolierung des Kabels?

vlg
 Timm

von Wiesowiesowieso (Gast)


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Timm Reinisch schrieb:
> kurze Nachfrage: was bedeutet aussen? An die Isolierung des Kabels?

ja.


Udo Schmitt schrieb:
> Die Kapazität hängt vom Abstand und von der Flächengröße ab.


d.h. es handelt sich um einen vornehmlich Kapazitiven Effekt?

Also sollte man auf den Zehenspitzen stehen um die Fläche 
Fusssohle/Boden zu verkleinern?

von okokok (Gast)


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Hi Leute,

ja das mit den Phasenprüfern ist schon interessant. Da reicht die 
kapazitve Kopplung schon das er glimmt.

Bekommt man eigentlich einen Stromschlag wenn man isoliert die 230V 
anfasst? Für einen Stromschlag düfte die kapazitive Kopplung nicht 
ausreichen (paar pF, vll so um die 100pF wenns hoch kommt?)?

mfg

von Udo S. (urschmitt)


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Wiesowiesowieso schrieb:
> Also sollte man auf den Zehenspitzen stehen um die Fläche
> Fusssohle/Boden zu verkleinern?

Nein, selbst eine Kugel hat gegen Unendlich schon eine deutliche 
Kapazität.
Da wirst du mit auf die Zehen stellen wenig Unterschied feststellen.

Abhilfe schafft einen Duspol zum Messen nehmen, der lügt dich nicht so 
an wie ein Phasenschätzer.
:-)

von troll (Gast)


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okokok schrieb:
> Bekommt man eigentlich einen Stromschlag wenn man isoliert die 230V
> anfasst?
Ich kenne da einen Dozenten der zur Demonstration von isolierenden 
Matten mit blossen Händen an der 230V-Verteilerschiene im Schaltschrank 
rumfummelt. Er lebt noch.

Ergo: Vermutlich nicht (kein Stromschlag).

VON DER NACHAHMUNG WIRD AUSDRÜCKLICH ABGERATEN!

von Spannung muss sein! (Gast)


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Wiesowiesowieso schrieb:
> Timm Reinisch schrieb:
>> kurze Nachfrage: was bedeutet aussen? An die Isolierung des Kabels?
>
> ja.
>
>
> Udo Schmitt schrieb:
>> Die Kapazität hängt vom Abstand und von der Flächengröße ab.
>
>
> d.h. es handelt sich um einen vornehmlich Kapazitiven Effekt?
>
> Also sollte man auf den Zehenspitzen stehen um die Fläche
> Fusssohle/Boden zu verkleinern?

Was willst du mit dem Phasenprüfer a.k.a. Lügenstift/Witwenmacher 
überhaupt nachweisen?

von Udo S. (urschmitt)


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okokok schrieb:
> Bekommt man eigentlich einen Stromschlag wenn man isoliert die 230V
> anfasst?

Ich hatte einen Lehrer der hat das gemacht, gehört habe ich es schon von 
mehreren. Ich rate trotzdem NICHT das auszuprobieren.

von e- T. (_t0m_)


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Das hatten wir doch alles schonmal hier:
Beitrag "Warum bekommt man einen Stromschlag?"

Ich erinnere mich noch gut an folgende Annahme:

>> Nehmen wir mal an der Vogel hat eine Kapazität von ca. 10pF. Wenn der
>> auf einer 110kV Leitung sitzt, fließen bei 50Hz ungefähr 0,3 mA.

;-)

von amateur (Gast)


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Hinter einem Trenntrafo sieht's genauso aus.
Ich habe auch noch nie gehört, dass Vögel reihenweise vom Draht fallen.
Die man unten findet liegen dort, weil die Menschen etwas, was es in der 
Natur nicht gibt quer zu ihrer Zugrichtung gespannt haben. Im 
Allgemeinen haben die dann einen Genick- oder Flügelbruch. Den Rest 
erledigen dann die Fleischfresser.
Das stört aber höchstens Sonntags.

von Wiesowiesowieso (Gast)


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Also ich finde das ja immer noch höchstinteressant.
Vom Thereminbasteln weiss ich dass der menschliche Körper eine 
parasitäre Kapazität von maximal 10 pF bildet.

Wenn ich mir nun das Ersatzschaltbild Zeichne dann seh ich da zunächst 
einen Widerstand von 1MOhm des Phasenprüfers , dann der Mensch mit 10pF 
Kapazität parallel dazu ein zu vernachlässigend hoher ohmscher 
Widerstand parallel zu dieser Kapazität gegen Erde.

Gemessen wird nun welche Spannung am Widerstand Abfällt, also die 
Konfiguration ist ähnlich einem RC-Hochpass:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hochpass
Die Bezugsmasse beim Bild auf Wikipedia ist hier halt die Phase, da es 
sich um Wechselstrom handelt kann ich das einfach so annehmen. (?)

Bei einem C von 10pF und einem Widerstand des Phasenprüfers von 1Mohm 
komme ich auf eine Grenzfrequenz von ca 15kHz (= -3db). Darunter fällt 
es mit 3dB pro Oktave ab.

Wieso kommt da denn immer noch was durch?

von okokok (Gast)


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Udo Schmitt schrieb:
> okokok schrieb:
>> Bekommt man eigentlich einen Stromschlag wenn man isoliert die 230V
>> anfasst?
>
> Ich hatte einen Lehrer der hat das gemacht, gehört habe ich es schon von
> mehreren. Ich rate trotzdem NICHT das auszuprobieren.

Deshalb frage ich ja ;-)
Ich habe zwar schonmal eine gewischt bekommen, aber ich kann nicht 
ausschließn das ich da einen Erdkontakt gehabt habe.

von Wiesowiesowieso (Gast)


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Thomas Fr schrieb:
> Das hatten wir doch alles schonmal hier:
> Beitrag "Warum bekommt man einen Stromschlag?"

Da ackere ich mich gerade durch.
Weiss jemand welches buch das ist?
Beitrag "Re: Warum bekommt man einen Stromschlag?"

von Stefan F. (sfrings)


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Den Unterschied zwischen
a) Phase berühren, während man auf isoliertem Grund steht
b) Phase und Null gleichzeitig berühren
habe ich erlebt.

a) war nur kurz schmerzhaft, bei
b) ist ein Teil meiner Haut verbrannt, es hat gestunken und die Wunde 
ist heute (15 Jahre später) immer noch sichtbar.

Also: Probiert es lieber nicht aus, ist gar nicht gut.

von Ralph B. (rberres)


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Wiesowiesowieso schrieb:
> Darunter fällt
>
> es mit 3dB pro Oktave ab.

6db pro Oktave

von okokok (Gast)


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Stefan Frings schrieb:
> a) Phase berühren, während man auf isoliertem Grund steht
> a) war nur kurz schmerzhaft, bei

schon interessant das die paar pF für einen Stromschlag ausreichen. Ist 
wohl der Effekt das die Kapazität auch wenn sehr klein schnell geladen 
wird wenn man im Spannungsmaximum anfasst und danach unter die 
Wahrnehmschwelle sinkt?

von Kostprobe (Gast)


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Handnachbildung  220pF + 511Ω

von okokok (Gast)


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Kostprobe schrieb:
> Handnachbildung  220pF + 511Ω

Quelle? 220pF kommt mir sehr viel vor. 511Ohm bei 230V~ allerdings 
realisitsch.

von Kostprobe (Gast)


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Googeln -> "Handnachbildung", auch bei Hameg im HM 6050 enthalten.

von Wiesowiesowieso (Gast)


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okokok schrieb:
> schon interessant das die paar pF für einen Stromschlag ausreichen.

Naja ich dachte eben dass die Impedanz der gesamten Anordnung bei 50Hz 
noch ausreichend klein ist damit ein paar mA Strom fliessen.

Ralph Berres schrieb:
> 6db pro Oktave

mein Fehler, pardon

Kostprobe schrieb:
> Handnachbildung  220pF + 511Ω

das gilt ja nur bei Phase und Null und dazwischen Hand.
Was aber wenn man nur die Phase erwischt und dazu noch mit dem 
Phasenprüfer ran geht relevant ist ist Körper als Kugelkondensator zu 
geerdetem Zimmer (sagt Udo Schmitt). Jetzt bildet dieser aber einen 
Hochpass zusammen mit dem Innenwiderstand des Phasenprüfers...

von okokok (Gast)


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Wiesowiesowieso schrieb:
> Naja ich dachte eben dass die Impedanz der gesamten Anordnung bei 50Hz
> noch ausreichend klein ist damit ein paar mA Strom fliessen.

eher µA

Xc = 1/(2*pi*f*C)

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