Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Neuanfang mit Behinderung


von Sonntagsschreiber (Gast)


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Einen guten Tag an das Mikrocontroller-Forum und seine Teilnehmer

Ich bin jetzt 35 Jahre alt, stecke inzwischen tief in einer persönlichen 
Krise und bitte euch um eure Ratschläge wo und wie ich mich beruflich 
neu orientieren kann.


Elektronikbasteln war schon immer mein großes Hobby und ich hatte das 
Glück daß ich nach meiner Ausbildung auch sehr bald meine Traumstelle 
gefunden habe. In einem kleinem Handwerksbetrieb habe ich in der 
Werkstatt medientechnische Geräte repariert und Anlagen geplant und 
gebaut. Die Bezahlung war gering aber das Arbeitsklima prima und ich 
konnte meine Kenntnisse und Fähigkeiten voll entfalten. Meine besondere 
Fähigkeit ist daß ich mich sehr tief in in logische Zusammenhänge und 
Programmabläufe hineinversetzen kann. Ziemlich schnell hatte ich den Ruf 
daß ich jedes technische Problem lösen und jedes Gerät zum Funktionieren 
bringen konnte.

In den letzten Jahren hat sich der Wind gedreht und ich bin tief 
abgestürzt.

Mein Chef will sich nicht mehr mit der Komplexität der Geräte 
beschäftigen, will keinen großen Service mehr bieten und wimmelt Kunden 
ab die Arbeit bringen. Statt dessen sollen ausgewählte Kunden im 
aufpoliertem Laden exklusive Geräte kaufen.

Meine Verkaufserfolge sind praktisch Null weil ich die Kunden nicht wie 
er lenken und beeinflussen kann, kein Werbegeschwafel erzählen und sie 
zum Kauf eines Gerätes drängen kann.

Zugleich hat aber auch meine Arbeit in der Werkstatt stark gelitten. Ich 
werde dauernd unterbrochen und bin quasi in Rufbereitschaft um von einer 
Sekunde auf die andere alles liegen zu lassen und zu einem Kunden zu 
rennen. Entsprechend geht auch immer öfter was schief, ich vergesse 
Dinge oder verwechsle Kunden und Aufträge, baue Geräte unvollständig 
zusammen und verschussle Zubehör. Ganz allgemein kann ich mich auf 
nichts mehr konzentrieren, schiebe alles nur noch vor mir her und habe 
keine Konzentration und Antriebskraft mehr.

Dadurch bekomme ich noch mehr psychischen Druck und habe mittlerweile 
den sozialen Stand von einem Praktikanten oder Aushilfsarbeiter. Nachts 
finde ich keine Ruhe mehr, wache öfter auf und bin völlig fertig. Für 
Gespräche ist mein Chef nicht mehr erreichbar, ihm geht es selbst nicht 
mehr gut und da hat halt der Mitarbeiter "ein bißchen mehr" zu 
übernehmen um ihn zu entlasten.


Bevor ich ganz zusammenbreche werde ich jetzt sehr bald kündigen und 
brauche ein paar Monate Auszeit um hoffentlich wieder ein wenig zu mir 
selbst zurück zu finden. Zunächst muß ich aber noch auf verschiedene 
Arzttermine warten um meine Probleme grundlegender untersuchen zu lassen 
damit ich nicht "einfach so" beim Arbeitsamt erscheine sondern auch 
entsprechende Diagnosen und Bescheinigungen über meine Probleme habe.

Ein erstes überraschendes Ergebnis war dabei daß ich eine geistige 
Behinderung habe in deren Folge mir die "Antenne" für subtile Gesten und 
andere "weiche Faktoren" fehlt, umgekehrt wird mein Verhalten 
gelegentlich mißverstanden als ob ich ein Volltrottel wäre der nichts 
mitbekommt. Mit meinen akuten Problemen kommt dann warscheinlich noch so 
etwas wie ein "Burnout" dazu.

Zugleich bin ich aber hochbegabt für technische und wissenschaftliche 
Zusammenhänge und habe mit einem IQ von 130 vermutlich noch einiges 
Potential mich weiter zu entwickeln.


Lange Rede, kurzer Sinn: Ich möchte euch fragen was ihr mir für meine 
Zukunft raten würdet.

Da ich bisher nur handwerklich tätig war fehlt mir ein wenig der 
Überblick über mögliche Wege (außer einem Studium an Universität oder 
Fachhochschule) wie ich mich weiterbilden und höher Qualifizieren kann.

Was gäbe es noch an Bereichen wo ich weiterhin Schrauben und Löten aber 
auch mehr Forschen und Entwickeln kann aber nicht unter hohem 
Leistungsdruck stehe und meinen persönlichen Frieden finde.

von sda (Gast)


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Sonntagsschreiber schrieb:
> Lange Rede, kurzer Sinn: Ich möchte euch fragen was ihr mir für meine
> Zukunft raten würdet.

Das soll keine Beleidung oder Herabwürdigung sein:

Geh zu einem Arzt und lass dich bis zu dieser Zeit krankschreiben. 
Dieser wird dich an einem Psychiater und dieser folglich ein einen 
Psychotherapeuten ueberweisen. Zur Überbrückung kriegst du Tabletten.

Das ist alles keine Schande, es passiert nunmal wenn man die eigenen 
Anzeichen nicht ignoriert und auf die Nase fällt (dabie noch 10 Meter 
auf der Piste entlang gezogen wird).

Alles andere ist nur laienhaftes Herumgepfusche an der eigenen 
Gesundheit.

Bei einem "Burnout" sich eine Auszeit gönnen geht mit 100% 
Warscheinlichkeit nach hinten los, da du eine hohe durchschnittliche 
Stresslast nicht von jetzt auf nacher schlagartig abschalten kannst. Du 
wirst dich zu tote langweilen nach einem Tag und sofort in den alten 
Trott zurückfallen.

von -.- (Gast)


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Sonntagsschreiber schrieb:
> Ein erstes überraschendes Ergebnis war dabei daß ich eine geistige
> Behinderung habe in deren Folge mir die "Antenne" für subtile Gesten und
> andere "weiche Faktoren" fehlt, umgekehrt wird mein Verhalten
> gelegentlich mißverstanden als ob ich ein Volltrottel wäre der nichts
> mitbekommt.

Wie nennt sich das? So ganz allgemein habe ich nämlich das Gefühl, 
dieses Phänomen ist in Technikkreisen weit verbreitet. Würde mich sehr 
interessieren, wenn es darüber ernsthafte Literatur gäbe. (Autismus ist 
das ja noch nicht.)

von Rene H. (Gast)


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-.- schrieb:
> Wie nennt sich das?

Evtl. Asperger-Syndrom?

von Heiko (Gast)


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Schwierig.

Ein Studium ist meiner Meinung nach nicht die Lösung, weil das für einen 
Job in der Industrie vorbereitet. Dort ist die Situation noch kälter und 
der Druck ungleich höher als in einem Handwerksladen.

Ich denke im Handwark bist du schon gut aufgehoben, du musst einen Laden 
finden, wo du in Ruhe arbeiten kannst und von Kunden ferngehalten wirst. 
Was für eine Ausbildung hast du? Ich würde sonst eine Umschulung zum 
Radio- und Fernsehtechniker (der heute wohl anders heißt) empfehlen und 
dass du dir einen kleinen Laden suchtst wo du nur für Reparaturen 
zuständig bist.

Guck irgendwie dass der Chef dich kündigt und nicht umgekehrt. Sonst 
gibt es 3 Monate kein Geld.

von -.- (Gast)


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Rene H. schrieb:
> -.- schrieb:
>> Wie nennt sich das?
>
> Evtl. Asperger-Syndrom?

Es sind auf jeden Fall Asperger-Syndrome. Aber dort kommt noch deutlich 
mehr dazu. Ich schätze mal, diese "Krankheit" hat einen eigenen Namen?

von sda (Gast)


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-.- schrieb:
> Wie nennt sich das? So ganz allgemein habe ich nämlich das Gefühl,
> dieses Phänomen ist in Technikkreisen weit verbreitet. Würde mich sehr
> interessieren, wenn es darüber ernsthafte Literatur gäbe. (Autismus ist
> das ja noch nicht.)

Das nennt man "Apathie".

Wenn du täglich und vorallem oft mit Menschen zu tun hast, lernst du 
verdammmt schnell was sie mögen und was nicht.

Um mal das Klischee mit Maedels aus der Tasche zu holen:

Bringst du bei einer Frau einen dummen Spruch und sie rüpft danach die 
Nase

=> Gelernt, das oder so etwas ähnliches macht man nicht.

Unterhälst du sie gut und sie sucht deine Gegenwart

=> Kann nicht so falsch sein, richtiger Weg

So ist es in ähnlicher Weise auch mit Kunden, Kumpels als auch 
Vorgesetzen.

Man muss es halt auf die harte Tour lernen und auch das Risiko eingehen, 
mal unwiederruflich auf die Schnautze zu fallen um die Grenzen zu 
kennen.

von Bernhard R. (barnyhh)


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Sonntagsschreiber schrieb:
> Ein erstes überraschendes Ergebnis war dabei daß ich eine geistige
> Behinderung habe in deren Folge mir die "Antenne" für subtile Gesten und
> andere "weiche Faktoren" fehlt, umgekehrt wird mein Verhalten
> gelegentlich mißverstanden als ob ich ein Volltrottel wäre der nichts
> mitbekommt. Mit meinen akuten Problemen kommt dann warscheinlich noch so
> etwas wie ein "Burnout" dazu.

Zunächst einmal: "Hut ab!" Du hast trotz dieser Behinderung geschafft, 
auf Deinen eigenen Beinen zu stehen.

Der nächste Schritt wäre meiner Meinung nach:
Saubere Diagnose Deiner Behinderung - daran scheinst Du derzeit zu 
arbeiten.

Weiter:
- Entsprechende Selbsthilfegruppen - gibt es auch im www
- Schwerbehindertenausweis bedenken (Vorteile vs. Nachteile)
- Professionelle Hilfe holen (Psychologen, Verhaltenstherapeuten, 
Coaching)

Die Probleme mit Deinem derzeitigen Arbeitsplatz kommen natürlich als 
"Dicker Hammer" noch obendrauf. Hier stellt sich die Frage nach dem 
geringeren Übel: Kündigung und Arbeitslosigkeit vs. weiterem Abrutschen 
in den Burnout mit entsprechenden Begleiterscheinungen (z.B. 
Depression).

Als Anregung für eine berufliche Neuorientierung fällt mir so auf die 
Schnelle nur der Hochschulbereich (elektronische Werkstatt an einem 
Institut) ein. Derartige Stellen sind allerdings nicht gerade häufig.

Bernhard

von DrTech (Gast)


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-.- schrieb:
> Sonntagsschreiber schrieb:
>> Ein erstes überraschendes Ergebnis war dabei daß ich eine geistige
>> Behinderung habe in deren Folge mir die "Antenne" für subtile Gesten und
>> andere "weiche Faktoren" fehlt, umgekehrt wird mein Verhalten
>> gelegentlich mißverstanden als ob ich ein Volltrottel wäre der nichts
>> mitbekommt.
>
> Wie nennt sich das? So ganz allgemein habe ich nämlich das Gefühl,
> dieses Phänomen ist in Technikkreisen weit verbreitet. Würde mich sehr
> interessieren, wenn es darüber ernsthafte Literatur gäbe. (Autismus ist
> das ja noch nicht.)

Hallo,

genau dieses Themengebiet interessiert mich auch, da ich ebenfalls zu 
den gleichen Symptomen neige.

naja ich denke das ist, in gewissem Rahmen, das Asperger Syndrom - weiß 
jetzt aber nicht inwiefern sich der Unterschied zum Autismus bereit 
macht.

von Rene H. (Gast)


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DrTech schrieb:
> naja ich denke das ist, in gewissem Rahmen, das Asperger Syndrom - weiß
> jetzt aber nicht inwiefern sich der Unterschied zum Autismus bereit
> macht.

Hallo DrTech. Das Asperger-Syndrom ist eine leichte Form von Autismus.

Grüsse,
R.

PS: Siehe auch dazu: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Autismus#Asperger-Syndrom

von Wilhelm F. (Gast)


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Du siehst ein wenig nach "verheizt" aus.

Besprech die Dinge mit deinen Ärzten. Vielleicht bist du auch reif für 
eine psychotherapeutische Maßnahme, dort wird man dich weiter zu 
Möglichkeiten beraten. Evtl. bekommst du einen Behinderungsgrad 
anerkannt.

Es wird allerdings nicht leicht, den Anfang zu finden, du wirst erst mal 
alle gegen dich haben, die dich auch noch für einen Simulanten halten. 
Wenn du ja bis 35 einwandfrei "funktioniert" hast, und (noch) nicht 
sichtbar körperlich krank bist. Dann geht die Chose weiter und weiter, 
bis irgendwann weitere schwer wiegendere Krankheitssymptome ausbrechen. 
Also, bis wirklich erkannt wird, daß man eben nicht nur simuliert.

Mit einem Behinderungsgrad wird man bevorzugter im öffentlichen Dienst 
angestellt, oder Arbeitgeber erhalten für einen Arbeitsplatz mit auch 
geringfügigerer Arbeitsbelastung eine Förderung.

Einfach so kündigen ist schlecht. Beim Amt kommen sie dann erst mal mit 
der großen Klatsche. Ohne schriftliche Nachweise wie z.B. Krankenakte 
wird man dir dort kein einziges Wort glauben.

von Absolvent 0815 (Gast)


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Ich empfehle dir dich Krankschreiben zu lassen und eine Marihuana-Kur 
durchzuführen! Wenn du Nichtraucher bist, wirken auch Hasch-Cookies 
Wunder. Kein Scherz. Das ist alle mal besser als irgendwelche 
Psychopharmka zu nehmen, die dich kapput machen!

Gute Besserung wünch ich dir!

von -.- (Gast)


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sda schrieb:
> Das nennt man "Apathie".

Nein, Apathie ist definitiv etwas anderes.

> Wenn du täglich und vorallem oft mit Menschen zu tun hast, lernst du
> verdammmt schnell was sie mögen und was nicht.

Das ist natürlich auch Unsinn. Es gibt ja auch Menschen, die langsamer 
oder schneller lernen, und manche können etwas gar nicht, auch wenn sie 
noch so viel üben. Warum sollte es beim Sozialverhalten anders sein?

Toller Beitrag deinerseits übrigens, ich mag solche Leute, für die alles 
klar und alles einfach ist. "Das nennt man Apathie" - Nein. "...lernst 
du verdammt schnell..." Auch Nein. Aber hauptsache nen grossen Spruch 
machen.

von Rene H. (Gast)


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-.- schrieb:
> Ich schätze mal, diese "Krankheit" hat einen eigenen Namen?

Ich denke da muss uns Sonntagsschreiber helfen. Für mich klingt es auf 
alle Fälle in die Richtung. Wenn dem so ist, würde ich in erster Linie 
an eine Therapie ansetzen um möglichst "schnell" "Kraft" zu gewinnen für 
weitere Schritte.
Step by step.

Grüsse,
R.

von ldk (Gast)


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Die vom TO sehr präzise geschilderte persönliche Situation mit 
Aufzählung der unterschiedlichsten Symptome weist recht eindeutig in die 
Richtung Asperger-Syndrom. Dies war mir sogleich nach dem Lesen des 
Eingangspostings klar und erinnert mich an ein langjähriges "lebendiges 
Anschauungsobjekt" in Form meiner Nachbarin. Die hochintelligente 
freundliche junge Frau  weiss erst seit kurzem von ihrem "Anderssein". 
Sie ist beruflich sehr erfolgreich und arbeitet als promovierte 
Biochemikerin in der Pharma-Forschung.

Das Asperger-Syndrom kommt übrigens in vielen unterschiedlichen, mehr 
oder minder ausgeprägten Formen daher und kann durchaus einen milden 
Verlauf mit geringem Krankheitswert nehmen, der die Lebensqualität des 
Betroffenen kaum beeinträchtigt.

von studi (Gast)


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@Ferkes
Bist du denn nun offiziell behinder?

von Wilhelm F. (Gast)


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studi schrieb:

> @Ferkes
> Bist du denn nun offiziell behinder?

Das wird sich erst zeigen. Wie schon oben angedeutet, beginnen die 
Mühlen gaaaaanz langsam zu mahlen, erst mit vielen Widerständen von 
allen Seiten.

Erst zum Jahreswechsel stehen wieder größere Untersuchungen an, um im 
Krankheitsverlauf weitere Statistik zu machen. Z.B. stationärer 
Krankenhausaufenthalt mit Knochenpunktion für Laborproben. Zur Zeit 
wöchentliche Routinekontrollen mit Gegensteuerung, damit die 
Regelmechanismen nicht aus Grenzen heraus laufen. Täglich, macht das 
keinen Sinn und ergibt keine täglichen Neuerkenntnisse. Im neuen Jahr 
kommt der Amtsarzt dran.

Bis dahin habe ich provisorisch erst mal den "gelben" Schein.

von Wilhelm F. (Gast)


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MaWin schrieb im Beitrag #2857886:

> Halte uns hier bitte detailliert auf dem Laufenden.

Das kennst du doch von mir schon, oder??? ;-)

von MaWin (Gast)


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Der Psychopath, der seinen Namen nicht kennt und stattdessen MaWin ins 
Namensfeld schreibt, mal wieder:

> Autor: MaWin (Gast)
> Datum: 03.10.2012 17:27
> Autor: MaWin (Gast)
> Datum: 03.10.2012 17:12

von Ulrich S. (voodoofrei)


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MaWin schrieb im Beitrag #2857886:
> Halte uns hier bitte detailliert auf dem Laufenden.

Wenn es eine Bitte gibt, die überflüssig ist, dann...

von LALELU (Gast)


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Absolvent 0815 schrieb:
> Ich empfehle dir dich Krankschreiben zu lassen und eine Marihuana-Kur
> durchzuführen! Wenn du Nichtraucher bist, wirken auch Hasch-Cookies
> Wunder. Kein Scherz. Das ist alle mal besser als irgendwelche
> Psychopharmka zu nehmen, die dich kapput machen!
>
> Gute Besserung wünch ich dir!

Problem ist die Beschaffung. Konsum könnte auch über sogenannte 
"Vaporizer" erfolgen ;)

von Sonntagsschreiber (Gast)


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Ich danke euch für die vielen Antworten und versuche einmal näher darauf 
einzugehen.


An sda:
Noch habe ich keine feste Diagnose für alles, aber ich spüre intuitiv 
sehr deutlich daß ich eine Auszeit brauche um wieder zu mir selbst zu 
finden und neu anzufangen. Einen richtigen Urlaub hatte ich schon lange 
nicht mehr, immer nur eine Woche am Stück oder so und regelmäßig (wie 
heute) einzelne freie Tage verordnet bekommen um die gesammelten 
Urlaubstage abzubauen. Wenn ich frei habe dann schlafe ich oft nach dem 
Frühstück wieder ein und komme bis Mittag nicht mehr in Schwung. 
Vielleicht schaffe ich am Wochenende mal eine große Radtour um wieder 
auf etwas anderes zu kommen.


An -.-  promeus DrTech und ldk:
Es ist ein klar ausgeprägtes Asperger-Syndrom. Aber das Beiwort 
-Autismus scheint sehr mißverständlich zu sein weshalb ich es nicht 
benutzen möchte, das weckt Vorstellungen die überhaupt nicht zu meinen 
Problemen passen.


Weiter an -.-:
Mir wurde vom Psychologen bei der Besprechung der 
Untersuchungsergebnisse gesagt daß das Asperger-Syndrom meistens auch 
engbegrenzte Hochbegabungen mitbringt und solche Leute dadurch oft 
besonders gut für technische Berufe geeignet macht WENN sie die passende 
Umgebung finden.


An Heiko:
Ich bin der klassische Radio- und Fernsehtechniker und stolz darauf (die 
neue Version wäre irgendwas mit Informationselektroniker Fachrichtung 
Unterhaltungselektronik oder so ähnlich aber da wird Schaltungstechnik 
nur noch am Rande erwähnt).

Als ich in dem Laden angefangen habe war das exakt das was du mir 
empfielst, nur hat sich das eben in den letzten Jahren 
auseinanderentwickelt. Heute weiß ich daß es ein unabhängiger 
Reparaturbetrieb ohne Laden sein sollte, alle anderen sind nur noch 
Verkaufsstellen mit technischem Anhängsel. Auch sehr interresant wäre so 
etwas wie ein Museumsbetrieb in dem alte Geräte am Leben restauriert udn 
am Leben erhalten werden.


Meine Frage nach einer möglichen Weiterbildung stelle ich deswegen weil 
ich mir auch andere Wege vorstellen kann die ich gehen könnte, nicht 
unbedingt hauptberuflich sondern mehr so als Zusatzqualifikation für 
besondere Projekte. Deswegen frage ich ja gerade was es außer einem 
Studium an Uni oder FH noch für Möglichkeiten gibt sich weiter zu 
bilden.


Daß ich meine alte Stelle selbst kündigen will liegt daran daß es nicht 
so aussieht als ob ich in absehbarer Zeit rausfliegen würde (und 
provozieren will ich es auf keinem Fall).

Für die Firma bin ich immer noch wertvoll (und billig) genug um mich 
trotz der Probleme zu behalten, nur das Arbeitsklima ist im Keller und 
ich spüre klar daß ich nur "Durchgefüttert" und "Mitgezogen" werde. Mein 
Chef hat selbst Probleme und keine Nerven mehr, er steigert deswegen den 
Druck und versucht mich in die gewünschte Richtung zu biegen bis ich 
wieder nach seiner Laune funktioniere. Ich halte das nicht aus und 
zerbreche daran.

Wenn ich das ärztlich bestätigt bekomme daß ich in dem Klima keine 
Zukunft mehr habe und einen Neustart brauche dann sollte es mit dem 
Arbeitsamt keine so großen Probleme geben.


An barnyhh:
Ein Schwerbehindertenausweis wird wohl sinnvoll sein, als Zeichen dafür 
daß ich gewisse grundsätzliche Probleme habe. Zugleich kann ich ja mit 
Schulnoten; alten Fortbildungskursen; Gesprächen mit technischen 
Fachleuten und Privatprojekten beweisen daß ich an gewissen Stellen 
hohes geistiges Potential habe.


An Wilhelm Ferkes:
Ich denke im Rückblick daß die letzten jahre an der Schule und die 
ersten 10 Jahre im Beruf deswegen so gut funktioniert haben weil meine 
Kenntnisse und Fähigkeiten so nützlich waren daß meine persönlichen 
Probleme daneben weder für mich noch für die Firma ein Problem waren. 
Vielleicht ist es damals noch gar nicht aufgefallen, vielleicht wurde es 
bewußt ignoriert da es noch nicht gestört hat.

"Verheizt" ist ein guter Ausdruck, ich war damals noch jung und habe 
vieles mitgemacht. Es ging alles noch gut genug so daß mir Gedanken (wie 
ich sie mir heute mache) nicht aufkamen. Ich hatte noch nicht so viel 
Leidensdruck so daß ich mir immer nur gesagt habe daß ich "irgendwann 
aber noch nicht morgen früh" vielleicht mal eine bessere Stelle suche.

An Absolvent0815:
Ich lehne Drogen komplett ab und nehme auch Medikamente nur wenn ich von 
derem Nutzen überzeugt bin.



Schauen wir mal was sich bis Dezember bei weiteren anstehenden 
Untersuchungen ergibt.

von Sonntagsschreiber (Gast)


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Das neue Jahr fängt "gut" an.

Weil in den letzten Monaten die ankommenden Aufträge drastisch 
zurückgegangen sind hat mir mein Chef heute mündlich zum 1. Fenruar 
gekündigt. Meinem Kollegen vom Außendienst vermutlich auch.

Nächste Woche bespreche ich das mit meiner Integrationsberaterin wie so 
etwas geregelt abläuft und was da genau zu beachten ist.

Eine feste Diagnose und einen Schwerbehindertenausweis habe ich jetzt, 
das sollte einen wesentlichen Unterschied ausmachen.

von anonymous (Gast)


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> Mit einem Behinderungsgrad wird man bevorzugter im öffentlichen Dienst 
angestellt, oder Arbeitgeber erhalten für einen Arbeitsplatz mit auch 
geringfügigerer Arbeitsbelastung eine Förderung.

Leider ist das nur in der Theorie nur so. Ich hatte schon eine negative 
Erfahrung, wo ich vermutlich gerade wegen meiner Behinderung keine 
Stelle gekriegt habe (Uni). Ein Jahr später habe ich dieselbe Stelle 
doch gekriegt, weil diesmal andere Menschen über meine Qualifikation 
entschieden haben.

von fonsana (Gast)


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Sonntagsschreiber schrieb:
> Ich lehne Drogen komplett ab

Das oben angesprochene Kraut ist Medizin. Es wurde erst auf Betreiben 
der Amis zur "schlimmen" Droge erklaert.

fonsana

von Georg W. (gaestle)


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Sonntagsschreiber schrieb:
> ...hat mir mein Chef heute mündlich zum 1. Fenruar
> gekündigt.

Was ist eine Integrationsberaterin?

Eine Kündigung bedarf grundsätzlich der Schriftform. Und zum 1. Februar 
geht es schon gar nicht: http://dejure.org/gesetze/BGB/622.html
Darüber hinaus gibt es m.W. bei der Kündigung von Behinderten noch 
einige Bedingungen zu beachten. Dein nächster Weg sollte jetzt zur 
Arbeitsagentur führen. Die musst du unverzüglich über die neue Situation 
informieren und dich beraten lassen.

von Schorsch (Gast)


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Rechtsschutzversicherung besorgen, falls noch nicht getan

von Georg W. (gaestle)


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Georg W. schrieb:
> Und zum 1. Februar
> geht es schon gar nicht: http://dejure.org/gesetze/BGB/622.html

Grumpf, das war voreilig, in deinem Arbeitsvertrag könnte noch etwas 
anderes vereinbart sein, Siehe Abs. 5.2. Aber dann müsstest du die 
schriftliche Kündigung noch diese Woche erhalten.

von Georg W. (gaestle)


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Schorsch schrieb:
> Rechtsschutzversicherung besorgen, falls noch nicht getan

Zu spät.

von Kolophonium (Gast)


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>Rechtsschutzversicherung besorgen, falls noch nicht getan

Dir sollte bekannt sein, das Rechtschutzversicherungen nicht eintreten, 
wenn der Streitfall bereits in der Vergangenheit latent war.

Dein guter Vorsatz für das neue Jahr: erst denken, dann schreiben.

von Jörg E. (jackfritt)


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Evtl habe ich nen Job für dich. Meld dich per PN.

Gruss,
Jörg

von Michael S. (technicans)


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Georg W. schrieb:
> Grumpf, das war voreilig, in deinem Arbeitsvertrag könnte noch etwas
> anderes vereinbart sein, Siehe Abs. 5.2. Aber dann müsstest du die
> schriftliche Kündigung noch diese Woche erhalten.

Nicht unbedingt, denn man darf gewöhnlich nicht schlechter gestellt
gestellt werden als wie es das Gesetz vorsieht, ansonsten wäre so
eine Vereinbarung sittenwidrig und damit nichtig. Keine Rechtsberatung.

von Zottel (Gast)


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>Lange Rede, kurzer Sinn: Ich möchte euch fragen was ihr mir für meine
Zukunft raten würdet.


Du haettest studieren sollen. Solltest es immer noch. Eine Frage der 
Umstaende. Ich hab auch mit 30 nochmals studiert. Das ist gar nicht so 
unueblich. Man braucht einfach einen Sponsor...

von Gerd E. (robberknight)


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Zottel schrieb:
> Du haettest studieren sollen. Solltest es immer noch.

Hmm. Ganz so pauschal würde ich das nicht sagen.

Wenn ich mir z.B. Jobs für Ings in der Entwicklung oder im Service so 
anschaue, dann wird da meist in Teams gearbeitet. Da kommt es meiner 
Erfahrung nach auch manchmal zu knackigen Diskussionen mit den Kollegen. 
Dafür ist dann etwas dickeres Fell und Durchsetzungsfähigeit angesagt. 
Ansonsten zieht man immer den Kürzeren und das macht auf Dauer keinen 
Spaß.

Bei dem was der TO so schreibt ist das glaube ich nicht seine Stärke.

Ich finde Handwerk klingt gar nicht so falsch, der Trick ist nur die 
richtige Firma zu finden.

Nach nem Studium kann man nicht mehr so leicht zurück zu den 
"""einfachen""" (bitte die Anführungszeichen nicht übersehen, das ist 
nicht wertend gemeint) Jobs für die kein Studium erwartet wird. Man gilt 
dann als überqualifiziert und das wollen Personaler vermeiden, denn sie 
vermuten daß man sich dann auf der Stelle unzufrieden ist oder bald 
wieder wechselt.

von robocash (Gast)


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Leistungsdruck im Betrieb soll nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen. 
Leistet der Mitarbeiter nicht das Erwartete, dann müsste er 
betriebsbedingt gekündigt werden (gibt erstmal ALG 1 oder ALG 2). Geht 
der Betrieb deswegen Pleite, dann ist das auch nicht schlimm sondern 
BWL-wissenschaftlich beabsichtigt und man sollte es nicht herauszögern. 
Die bisher dort notwendige Produktion übernehmen andere Betriebe. Die 
Schwierigkeit besteht für den Arbeiter nur darin eine neue Arbeit zu 
finden oder die Lohnersatzleistungen zu erhalten. Auf diesem Gebiet 
herrschen muntere Abwimmel-Bewegungen.

Dieser sinnlose Mist wie flexibel, neue Herausforderung usw. erzeugt nur 
hektische, schnelle Arbeit, und zwar durch Druck. Das Arbeitsergebnis 
ist Schrottware, Panikproduktion, die zwar eine Firma vor dem Ende 
retten soll aber nicht kann. Der Käufer muss sich mit dem Mist rumquälen 
- wie die 99 Cent - Märkte zeigen, die nur nach Weichmacher stinken.

Wie sieht es mit dem "Schonvermögen" aus? Ca. 2500,-€ wenn 
arbeitsunfähig, sonst in bei Alter 30 Jahre Ca. 4500,-€. Das Arbeitsamt 
wird evtl. versuchen, den Autor des Beitrages "krankzuuntersuchen". Wer 
krank ist, kann kein ALG 1 bekommen, evtl. aber Krankengeld. Das 
Billigste für das Sozialsystem wäre eine Invaliden-Frühverrentung (mit 
Untersuchung durch das Arbeitsamt - siehe Haustelefon) und 
anschließender Grundsicherung. Die Berufsgenossenschaft könnte sich dann 
auch noch rausmogeln unter dem Motto: "Es war kein Betriebsunfall". Aber 
auch Grundsicherung ist nicht so schlimm, da zuletzt am Jahresbeginn 
wiedermal erhöht.

Ich würde es so versuchen:
==========================

- Integrationsamt muss betriebsbedingte Kündigung genehmigen, sonst 
ungültig.
- Klagerisiko gegen diese Kündigung trägt der Arbeiter.
- Bei Konflikten mit dem AG die IG-Metall um Rat fragen.
- Betriebsbedingte Kündigung durch den AG und deren Genehmigung durch 
das Integrationsamt abwarten.
- Konsequent Überstunden, Mehrarbeit und Mehrbelastung abbauen (Runter 
mit der Belastung!).
- Urlaub voll antreten, nie verfallen lassen.
- Auf dem Arbeitsamt konsequent zumutbare Arbeitsleistung anbieten 
(keine unzumutbare).
- Bei Untersuchungen redet am besten nur der Amtsarzt --- wenn man 
hingezwungen wird.
- Mündliche Kündigung ist schwammig, schriftlich wäre sicherer (mdl. 
könnte ich willkürlich ignorieren).
- Schriftliches qualifiziertes Arbeitszeugnis verlangen und darin nach 
Rechtschreibfehlern suchen.
- Fehler berichtigen lassen.

von Georg W. (gaestle)


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Michael S. schrieb:
> Nicht unbedingt, denn man darf gewöhnlich nicht schlechter gestellt
> gestellt werden als wie es das Gesetz vorsieht, ansonsten wäre so
> eine Vereinbarung sittenwidrig und damit nichtig.

Hast du den von mir verlinkten Gesetzestext, insbes. Abs. 5, gelesen?

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