Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Physiker und die Softwareentwicklung


von C. P. T. (jimpanse)


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Ist es nicht interessant, dass sich selten ein
Physiker darüber beschwert, ein anderer mache seinen Job?

Naja außer natürlich die ganzen Burgerschubser :-)

von Klaus Maus (Gast)


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loller schrieb:
> Der Haken bei Leuten die keine IT-Ausbildung insbesondere kein
> Informatikstudium absolviert haben liegt einfach darin das sie fachfremd
> verwendet werden, das ist aber normal.

Der Haken bei Leuten, die eine IT-Ausbildung und insbesondere ein 
Studium der Informatik absolviert haben liegt oft einfach darin daß sie 
einem zwar über "den Balzert" und "den Tanenbaum" erzählen können, aber 
niemals "den Stevens" oder "den Knuth" gelesen haben. Das Ergebnis davon 
ist, daß man sich mit diesen Leuten stundenlang überaus angeregt und 
interessant über Kryptografie, Künstliche Intelligenz, Cloud Computing, 
High Availability-, High Performance- und Softwarearchitekturen 
unterhalten kann, sie aber mit der praktischer Umsetzung betraut oft 
keine zehn Zeilen Code geradeaus schreiben können und zudem oft zum 
Überspezifizieren neigen.

Physiker tendieren hingegen häufig zum Herumspielen und zu einem 
robusten "Mach mal"-Ansatz, was im Grunde genommen zwar nicht schlecht 
ist, aber nicht selten zu Auswüchsen und Problemen bei Deployment, 
Wartung und Weiterentwicklung führt. Dabei neigt der Physiker dazu, erst 
einmal nur das gerade anstehende Problem zu lösen, ohne zu merken, 
welche anderen Schwierigkeiten diese seine Lösung in der Zukunft 
aufwerfen wird. Das geht zwar in kleineren Projekten häufig zunächst 
einmal gut, in größeren führt das aber gerne zu umfangreichen und 
zeitraubenden Refaktorierungsorgien.

Nach meiner ganz praktischen Erfahrung bin ich deswegen zu der 
Erkenntnis gelangt, daß vor allem die praktischen Problemchen der 
Entwicklung in der Ausbildung zu kurz zu kommen scheinen: Versions- und 
Lifecycle-Management, Integrations- und Deploymentstrategien, und eben 
einfach so Dinge wie: wie schreibe ich wartbaren, fehlertoleranten, 
performanten, wiederverwendbaren und erweiterbaren Code? Wo und wie 
ziehe ich Zwischenschichten und Punkte für das Andocken von 
Erweiterungen, Konsistenzprüfungen etc. ein, obwohl ich sie aktuell noch 
gar nicht benötige? Wie baue ich eine Software so auf, daß sie schnell 
und einfach deployt und konfiguriert werden kann? Wann gieße ich Logik 
in Code, in Vererbung, oder in eine Konfiguration?

Insofern ist die eigentliche Erkenntnis: saubere Softwareentwicklung und 
Programmierung sind primär eine Sache von Erfahrung und Teamfähigkeit. 
Die gewinnt man nur mit der Zeit, und Physiker, E-Techniker und 
Informatiker können das alle, wenn sie konstruktive Kritik annehmen und 
diese umsetzen können. Es kommt also weniger darauf an, welche 
Ausbildung die Leute haben -- denn wenn die mit dem Studium fertig sind, 
können die alle nicht sauber programmieren oder gar entwickeln. Viel 
wichtiger ist, daß die Leute dazu bereit sind, ihre guten und schlechten 
Erfahrungen zu reflektieren, daraus zu lernen, und den Rat von 
erfahreneren Leuten einzuholen und anzunehmen.

Damit scheiden die Helden mit ihrem übergroßen Ego und der überheblichen 
Überzeugung, daß nur die anderen schlechten Code schreiben, meistens 
ganz schnell aus. Aus denen werden nie auch nur gute Programmierer, 
geschweige denn gute Entwickler oder gar Architekten. Das ist aber 
weniger eine Frage der Ausbildung, als vielmehr eine der Persönlichkeit.

von Ulrich S. (voodoofrei)


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Klaus Wachtler schrieb:
> Die Vorstellung von "Praktikern" (also Leuten, die keine Theorie
> verstehen), daß Theoretiker praktisch nie eine Ahnung von der Praxis
> hätten, ist natürlich auch nur eine Theorie...

Du meinst die Leute, die "Theoretiker" als Schimpfwort benutzen und 
nicht wissen, was sie tun?

Das sind keine Praktiker, das sind Praktikanten!

von Haggedicht (Gast)


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Noch eine interessante beobachtung. Informatik kann man sowohl an der 
uni als auch als ausbildung erlernen (flach-informatiker). Bei physik 
geht das nicht. Ergo ist informatik um einiges einfacher. Ausserdem 
bauen bei informatik die fächer nicht wie in den naturwissenschaften 
aufeinander auf, sondern stehen nebeneinander. Daher sind diese fächer 
von geringerem schwierigkeitsgrad, sogar lehrlinge können das.

von Mathematiker (Tu 9 Uni) (Gast)


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Ich würde meinen Hintern verwettern, dass 98% der Leute hier entweder an 
der FH waren oder noch nie das Modulhandbuch des Informatik Studiums 
einer TU9 Uni angeschaut haben.

Zu den Elektrotechnikern:
Ich verstehe nicht, wie ihr euch auf euer Studium etwas einbilden könnt.
Da ich bei uns an der Uni sowohl Mathe und theo. Inf. Übungen als auch 
Übungen zu Mathe für E-Techniker betreue habe ich einen guten Überblick.
Die Mathe für E-Techniker ist im Vergleich zu der Mathematik der 
Informatiker _reines_ rechnen. Das kann man einem Affen beibringen.

DIe Informatiker hingegen sitzen in ihren Mathe Vorlesungen im selben 
Hörsaal wie die Mathematiker (lin. alg 1 und 2; ana 1 und 2,...). In 
Vorlesungen zu theo. Inf (an der Zahl 5 Module) werden die Informatiker 
angefangen bei Gruppen/Ringthorie über Modallogik bis hin zu .....

Daher finde ich Aussagen, wie
> Warum kapiert dieser Haro nicht, daß es für einen Physiker aufgrund
> seiner Grundlagenkenntnisse sehr einfach ist, sich IT-mäßig zu betätigen
> (und einen Informatiker darin in kurzer Zeit überholen kann), während es
> hingegen für einen Informatiker aufgrund mangelnder intellektueller
> Fähigkeiten schlichtweg unmöglich ist, sich naturwissenschaftlich zu
> betätigen.
einfach nur lachhaft. Setzt dich mal in die Post-Quantum Kryptographie 
Verlesung der Informatiker, dann reden wir weiter.

von Mathematiker (Tu 9 Uni) (Gast)


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Ich würde nur zu gern mal sehen, wie du dich in Logik höherer Stufen 
einarbeitest ohne je eine "vorbereitende" Vorlesung dazu gehört zu haben

von Haggedicht (Gast)


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Mathematiker (Tu 9 Uni) schrieb:
> Ich würde nur zu gern mal sehen, wie du dich in Logik höherer Stufen
> einarbeitest ohne je eine "vorbereitende" Vorlesung dazu gehört zu haben
darum gehts nicht, aber z.b. für datenbanken muss man nichts von 
compilerbau wissen, für rechnernetze nichts von logischer programmierung 
etc. Es steht also alles nebeneinander

von Mathematiker (Tu 9 Uni) (Gast)


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Dann scheinst du wohl noch keine Datenbankenvorlesung besucht zu haben.
Eine vernünftige Datenbanken Vorlesung setzt voraus, dass man solide 
Kenntnisse in lin. Algebra, Komplexität und Netzwerken hat.

Wie wärs, wenn du dir mal Modulhandbücher der Tu9 Unis anschaust und wir 
dann weiterreden? Oder hat man dir an deiner FH den SQL 
"Programmierkurs" als Datenbanken verkauft?

von Ulrich S. (voodoofrei)


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Mathematiker (Tu 9 Uni) schrieb:
> Zu den Elektrotechnikern:
> Ich verstehe nicht, wie ihr euch auf euer Studium etwas einbilden könnt.
> Da ich bei uns an der Uni sowohl Mathe und theo. Inf. Übungen als auch
> Übungen zu Mathe für E-Techniker betreue habe ich einen guten Überblick.
> Die Mathe für E-Techniker ist im Vergleich zu der Mathematik der
> Informatiker reines rechnen. Das kann man einem Affen beibringen.

Wird an jeder Uni anders gehandhabt. Am Schluss muss man dann aber nur 
rechnen können.

von (prx) A. K. (prx)


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Haggedicht schrieb:
> Noch eine interessante beobachtung. Informatik kann man sowohl an der
> uni als auch als ausbildung erlernen (flach-informatiker). Bei physik
> geht das nicht. Ergo ist informatik um einiges einfacher.

Das gilt natürlich genauso für die E-Technik. ;-)

von Mathematiker (Tu 9 Uni) (Gast)


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Ulrich S. schrieb:
> Mathematiker (Tu 9 Uni) schrieb:
>> Zu den Elektrotechnikern:
>> Ich verstehe nicht, wie ihr euch auf euer Studium etwas einbilden könnt.
>> Da ich bei uns an der Uni sowohl Mathe und theo. Inf. Übungen als auch
>> Übungen zu Mathe für E-Techniker betreue habe ich einen guten Überblick.
>> Die Mathe für E-Techniker ist im Vergleich zu der Mathematik der
>> Informatiker reines rechnen. Das kann man einem Affen beibringen.
>
> Wird an jeder Uni anders gehandhabt. Am Schluss muss man dann aber nur
> rechnen können.

Ahja, man lernt ja auf die Prüfung hin....
Rechnen kann auch mein Computer und das wesentlich effizienter und 
schneller als der gemeine E-Techniker. Das sind doch genau die Leute, 
die dann keine Jobs finden und hier im Forum rumheulen.
Ich denke dazu ist nun alles gesagt und das bashing kann aufhören;)

von Ulrich S. (voodoofrei)


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Mathematiker (Tu 9 Uni) schrieb:
> Ahja, man lernt ja auf die Prüfung hin....
> Rechnen kann auch mein Computer und das wesentlich effizienter und
> schneller als der gemeine E-Techniker.

Soso... Dann taugen deine E-Techniker nix.

Man sollte schon in der Lage sein, dem Computer das (richtige) Rechnen 
beizubringen.

von Cyblord -. (cyblord)


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Mathematiker (Tu 9 Uni) schrieb:
> Dann scheinst du wohl noch keine Datenbankenvorlesung besucht zu haben.
> Eine vernünftige Datenbanken Vorlesung setzt voraus, dass man solide
> Kenntnisse in lin. Algebra, Komplexität und Netzwerken hat.
>
> Wie wärs, wenn du dir mal Modulhandbücher der Tu9 Unis anschaust und wir
> dann weiterreden? Oder hat man dir an deiner FH den SQL
> "Programmierkurs" als Datenbanken verkauft?

full ack!

Hier muss wieder der arme Dunning und Co. herhalten. Wie sollen sie denn 
Wissen wozu man Informatik braucht, wenn sie gar keinen Einblick in das 
Fach haben?
Wenn ich die "Argumente" schon höre. Dann kann ich auch sagen: "Ich kann 
auch nen Brett sägen, wozu also nen Schreiner?", "Ich kann auch ne 
Lampenfassung anklemmen, wozu nen Elektriker?". Und das geht dann so 
weiter bis wir am Ende überhaupt keine Berufe mehr brauchen weil 
anscheinend jeder alles kann? Glaube ich nicht.

gruß cyblord

von Edson (Gast)


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Mathematiker (Tu 9 Uni) schrieb:
> einfach nur lachhaft. Setzt dich mal in die Post-Quantum Kryptographie
> Verlesung der Informatiker, dann reden wir weiter.

Lachhaft ist allenfalls dein bemüht wirkendes und auch etwas peinliches 
Name-dropping, das ohne jegliche Aussagekraft daherkommt. Da wird einem 
schon schwindlig, wenn Leute wie du andere Studenten betreuen...

> Ich denke dazu ist nun alles gesagt und das bashing kann aufhören;)

Immerhin siehst du selbst ein, in welche Kategorie deine Aussagen 
gehören.

von Edson (Gast)


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cyblord ---- schrieb:
> Wenn ich die "Argumente" schon höre. Dann kann ich auch sagen: "Ich kann
> auch nen Brett sägen, wozu also nen Schreiner?", "Ich kann auch ne
> Lampenfassung anklemmen, wozu nen Elektriker?". Und das geht dann so
> weiter bis wir am Ende überhaupt keine Berufe mehr brauchen weil
> anscheinend jeder alles kann? Glaube ich nicht.

Du findest es also in Ordnung, wenn hochqualifizierte Leute nur die 
Dinge tun, die andere für sie aufgearbeitet und vorbereitet haben? Den 
Begriff "Fachidiot" kennst du?

von Cyblord -. (cyblord)


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Edson schrieb:

> Du findest es also in Ordnung, wenn hochqualifizierte Leute nur die
> Dinge tun, die andere für sie aufgearbeitet und vorbereitet haben? Den
> Begriff "Fachidiot" kennst du?

Nein, aber zu behaupten die Informatik wäre nutzlos weil irgendwelche 
Physiker das an sich genauso gut (ja sogar besser) könnten ist einfach 
falsch. Es spricht nichts dagegen wenn ein Physiker SW Entwickelt. Nur 
ändert das nichts an der Daseinsberechtigung der Informatik.

gruß cyblord

von Marwin (Gast)


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Sebastian schrieb:

> Ist allerdings
> auch ein Bereich wo es weniger um hochtrabende Algorithmen geht, sondern
> mehr um das Verständnis von guten Architekturen, sauberen Schnittstellen
> und Objektorientierung. Dazu braucht man keine hochtrabende theoretische
> Informatik oder Mathematik, sondern einfach das richtige Interesse und
> Verständnis.

Das ist es. Das werden die meisten hier im Thread aber nie verstehen. 
Und es wird auch an keiner Hochschule vermittelt. Eine Kunsthochschule 
produziert genauso wenig gute Kuenstler wie ein Informatikstudium gute 
Softwareentwickler. Die geben einem viele Impulse und viel Ruestzeug 
mit, am Ende zaehlen Talent, Fleiss und ein kritischer Blick auf die 
eigene Arbeit.

von Edson (Gast)


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cyblord ---- schrieb:
> Nein, aber zu behaupten die Informatik wäre nutzlos weil irgendwelche
> Physiker das an sich genauso gut (ja sogar besser) könnten ist einfach
> falsch. Es spricht nichts dagegen wenn ein Physiker SW Entwickelt. Nur
> ändert das nichts an der Daseinsberechtigung der Informatik.

Ok, dann sind wir uns ja einig.

Marwin schrieb:
> Eine Kunsthochschule produziert genauso wenig gute Kuenstler wie ein
> Informatikstudium gute Softwareentwickler. Die geben einem viele Impulse
> und viel Ruestzeug mit, am Ende zaehlen Talent, Fleiss und ein kritischer
> Blick auf die eigene Arbeit.

Den Vergleich mit der Kunsthochschule finde ich recht gut. Der Rest ist 
auch einfach mal wahr.

von Frank M. (ukw) (Moderator) Benutzerseite


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Ich oute mich jetzt mal: Ich bin Physiker - und doch keiner.

Mein Physik-Studium begann ich 1980. Informatik-Studiengänge gab es 
damals noch nicht bzw. steckten noch in den Kinderschuhen. Nur deshalb 
hatte ich Physik gewählt... obwohl ich schon als (Oberstufen-)Schüler 
meinen TI59 aufgeschraubt habe, um die Tastaturmatrix mit Transistoren 
und LDRs anzuzapfen und den (Taschen-)Rechner über selbstgestanzte 
Lochkarten zu programmieren.

Als erstes belegte ich einen Fortran77-Programmierkurs am Rechenzentrum 
der Uni und beschäftigte mich privat mit CP/M- und anderen Z80-Systemen 
und machte "nebenbei" auch noch mein Physik-Grundstudium. Im 
Hauptstudium landete ich dann im "Institut für Kernphysik".... was 
lernte ich da? Richtig: Den richtigen Umgang mit Computern (VAXen und 
PDP11/70, VME-Bus-UNIX-Systeme). Ich lernte UNIX lieben und lernte dann 
auch ganz schnell die Programmiersprache C, schrieb dann Steuerprogramme 
für Millionen DM teure Detektor- und Elektronik-Systeme auf ECL- bzw. 
CAMAC-Crate-Basis. Auch wurde ich dann der Sysadmin des Instituts, der 
sich um die großen als auch um die kleinen Rechner gekümmert hat.

Was das eigentliche Physikstudium betraf, wurde ich von den 
Institutsleitern aufgrund meiner Computer- und Programmierfähigkeiten 
einfach so "durchgeschleust". Richtige Physik lernte ich eigentlich nie 
- jedenfalls nicht im Sinne eine Diplom-Physikers. Meine Diplomprüfungen 
schloss ich deswegen auch nur mittelmäßig ab. Danach wollte mich mein 
Prof. noch 2(!) Jahre als "Computerspezialisten" zwangsweise 
rekrutieren, bevor ich meine Diplomarbeit abgeben(!) durfte, obwohl ich 
die Diplom-Prüfungen bereits alle in der Tasche hatte und auch meine 
Diplomarbeit (natürlich ein Computer-Thema) längst fertig abgeschlossen 
hate.

Nun hatte es sich bereits rumgesprochen, dass ich mit Computern mehr 
Spaß hatte als mit beschleunigten Teilchen, die auf irgendein Target 
geschossen wurden.... und so wurde ich kurzerhand von einem Softwarehaus 
mit dem Ausblick auf ein kräftiges Gehalt "abgeworben". So hing ich die 
fertige Diplom-Arbeit an den Nagel und wurde dann innerhalb kurzer Zeit 
Entwicklungsleiter der Softwareschmiede. Dort blieb ich dann 15 Jahre 
und gründete dann eine Aktiengesellschaft - natürlich ein Softwarehaus 
;-).

Als sich dieses nach ein paar Jahren auf dem Markt etablierte und auf 
den eigenen Beinen stand (und auch ohne mich auskommen konnte), wurde 
ich kurzerhand für eine 6-stellige Ablösesumme [1] aus meiner Firma 
"rausgekauft" und arbeite nun als Leiter einer Abteilung "EDV 
Organisation" in einer Firma, deren Branche so gar nichts mit Computern 
zu tun hat.

Die Sprachen (Z80-)Assembler, Fortran, UNIX-Shell, C, C++, Java, PHP und 
div. andere habe ich alle nicht wegen meines eigentlichen 
Physik-Studiums gelernt, sondern waren allesamt nur Mittel zum Zweck: 
Software zu entwickeln. Die Open-Source-Projekte fli4l und eisfair 
gründete ich, weil mir die Computerei einfach Spaß machte. Auch diverse 
Buchprojekte (wie z.B. über Xen-Servervirtualisierung) hatten ihren Reiz 
- jedenfall mehr als irgendwelche schweren Teilchen auf eine Goldfolie 
zu schießen ;-)

Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2012 und ich glaube, dass ich mich 
als (gelernter, aber auch ungelernter) Physiker nicht hinter einem 
Informatiker zu verstecken brauche.

Gruß,

Frank

[1] Die Ablösesumme kassiert leider nicht ich, sondern meine alte Fa. - 
nicht, dass hier ein Missverständnis entsteht ;-)

von (prx) A. K. (prx)


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Yep, so kanns laufen. Ich kannte mal einen sicherlich gut bezahlten 
Spezialisten für hochverfügbare Serversysteme. Der hatte alte Sprachen 
und Archäologie studiert. Beste Voraussetzungen also. ;-)

von Frank M. (ukw) (Moderator) Benutzerseite


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A. K. schrieb:
> Yep, so kanns laufen. Ich kannte mal einen sicherlich gut bezahlten
> Spezialisten für hochverfügbare Serversysteme. Der hatte alte Sprachen
> und Archäologie studiert. Beste Voraussetzungen also. ;-)

Eigentlich ist der Studiengang egal. Hauptsache, man lernt zu lernen und 
sein Gehirn zu benutzen... und das wichtigste: sich für eine Sache zu 
begeistern.

von (prx) A. K. (prx)


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Wobei es manchmal schon hilfreich sein kann, wenn man das passende Thema 
studiert hat. Wenn man beispielsweise ernsthaft in Themen mit stark 
mathematischem Bezug wie Verschlüsselung oder Fehlerkorrektur einsteigt 
und nicht nur existierende Lösungen reproduziert, dann sind einem ohne 
Vorkenntnisse die in der Fachliteratur verwendeten Formalismen fremd und 
bei solchen Themen macht man als reiner Autodidakt garantiert fast alles 
falsch, was man nur falsch machen kann.

von Frank M. (ukw) (Moderator) Benutzerseite


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Du hast natürlich recht. Ich hatte damals halt den Vorteil, dass man 
gerade als Kernphysiker sehr viel mit Computer-Systemen zu tun hat. 
Damals wurden auch schon Terabytes von Daten aufgezeichnet. Die dafür 
nötigen Magnetbänder füllten ganze Keller im Institut. Man musste damals 
schon ganz pfiffige Algorithmen entwickeln bzw. sich in vorhandene 
Algorthmen reinarbeiten, um solche Datenmengen überhaupt mit der 
damaligen Hardware effizient auswerten zu können.

Wenn man bedenkt, dass heute 1 TB auf einer 3,5"-Scheibe ganz normal 
ist... früher musste man tagelang Bänder wechseln, um die Daten eines 
Experiments überhaupt ein einziges mal zu lesen. Heute macht man einfach 
einen Rewind auf der Datei, wenn man einen Fehler gemacht hat ;-)

P.S.
Aus diversen Postings habe ich auch schon rausgelesen, dass Du gelernter 
(Kern-)Physiker bist, oder?

von (prx) A. K. (prx)


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Frank M. schrieb:
> Aus diversen Postings habe ich auch schon rausgelesen, dass Du gelernter
> (Kern-)Physiker bist, oder?

Danke für das Kompliment, aber ich bin waschechter Uni-Informatiker, 
bereichert durch das Nebenfach Energietechnik mit ein paar Vorlesungen 
Kernenergietechnik.

von Frank M. (ukw) (Moderator) Benutzerseite


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A. K. schrieb:
> Danke für das Kompliment, aber ich bin waschechter Uni-Informatiker,

Jetzt muss ich echt lachen.

> bereichert durch das Nebenfach Energietechnik mit ein paar Vorlesungen
> Kernenergietechnik.

Dafür ist Deine Kompetenz im Thread "Sicherheit von AKWs bei Erdbeben" 
überraschend hoch bis herausragend. Hut ab.

von Edson (Gast)


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A. K. schrieb:
> Wobei es manchmal schon hilfreich sein kann, wenn man das passende Thema
> studiert hat.

Das wird keiner bestreiten, ganz im Gegenteil. Es gibt Menschen, deren 
Werdegang kein Studium beinhaltet und die sich bewusst sind, dass man 
immer etwas mehr Begeisterung und Interesse aufbringen muss um am Ball 
zu bleiben, als jemand mit akademischem Hintergrund und den passenden 
Vorlesungen.

> Wenn man beispielsweise ernsthaft in Themen mit stark
> mathematischem Bezug wie Verschlüsselung oder Fehlerkorrektur einsteigt
> und nicht nur existierende Lösungen reproduziert, dann sind einem ohne
> Vorkenntnisse die in der Fachliteratur verwendeten Formalismen fremd und
> bei solchen Themen macht man als reiner Autodidakt garantiert fast alles
> falsch, was man nur falsch machen kann.

Gerade als Autodidakt weiß ich, ob mir Terminologien und Formalismen 
bekannt sind oder nicht. Wenn ich dann feststelle, dass ich ein Thema 
überhaupt nicht beherrsche, werde ich mich nicht mit den Spezialisten 
vergleichen.
Klar, dein Beispiel ist richtig, mehr aber auch nicht.

von Andrew T. (marsufant)


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Und so ist doch am Beispiel von A.K belegt, das Leute hervorragend in 
Randgebieten arbeiten können.

Was, um zum Eingangspost zurückzukommen, die Schlußfolgerung nahelegt:

Das Physiker sofern sie keine Anstellung im Hauptthema finden sehr gut 
im Nebenthema, hier Programmierung, einzusetzen sind.

von Andreas H. (ahz)


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Frank M. schrieb:
> Elektronik-Systeme auf ECL- bzw.
> CAMAC-Crate-Basis

Omg, sind Dir auch soviel von diesen v+$(/& Kartzen abgebrannt, weil die 
ECL Logic die Leitungen auf den Camac Einschüben gegrillt hat ? Wie hies 
diese "interessante" italienische Bude ?

Da will man ja gar nicht mehr dran denken :-)

Grüße
Andreas

von Frank M. (ukw) (Moderator) Benutzerseite


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Andreas H. schrieb:

> Omg, sind Dir auch soviel von diesen v+$(/& Kartzen abgebrannt, weil die
> ECL Logic die Leitungen auf den Camac Einschüben gegrillt hat ? Wie hies
> diese "interessante" italienische Bude ?

Nö, an "Abbrennen" kann ich mich gar nicht erinnern, nur daran, dass ECL 
tierisch viel Strom zog ;-)

von Georg A. (georga)


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> Und so ist doch am Beispiel von A.K belegt, das Leute hervorragend in
> Randgebieten arbeiten können.

Als Informatiker abseits der Uni muss man in Randgebieten arbeiten 
können, sonst bleibt man kleiner Admin ;) Ohne die Grundlagen aus der 
E-Technik/Physik zur Realisierung von Computern wäre Informatik ein 
kleines Randgebiet der Mathematik geblieben...

Andererseits wären viele der "Hauptfächer" ohne informatische 
Hilfsmittel/methoden heutztage gar nicht so prominent, von daher fällt 
das Rumgehacke einiger auf die sinnlose und ach so simple Informatik 
genau auf die wieder zurück. Was würden die denn nur ohne Computer 
tun...

CAD, FEM, Schaltungsimulation, Erfassung/Auswertung der 
Kernphysikexperimente, selbst grosse Teile der Mathematik selbst (zB. 
Finanzmathe) basieren darauf, dass die Algorithmen (und auch die ganze 
Infrastruktur dahinter) effizient laufen. Und das entweder direkt, um 
Ergebnisse zu bekommen oder Methoden zu evaluieren.

Nur weil heute alles so locker-flockig interoperabel bunt networked und 
jeder Depp am PC rumklicken kann, ist das nicht vom Himmel gefallen. 
Egal ob Compiler, OS, DBs, Netzwerk, Grafik, da steckt viel 
Forschungsarbeit drin, die zu keinem der traditionellen Kernfächer 
gehört.

von Rollo (Gast)


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ich kann Schorsch A. nur beipflichten.

von DrTech (Gast)


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Witzige Geschichte, @Frank M.

Ich kenne es leider umgekehrt:

Hatte in meinen ehemaligen Dienstverhältnis in einer Firma als 
Arbeitskollegen einen studierten Physiker, der C Programme und GUIs 
entwickelte, der war halt sehr schüchtern und eigen und liess sich auch 
oft von nicht studierten Team- oder Abteilungsleitern auf der Nase 
rumtanzen..

Wie ich das sah, redete ich mal ein paar Wörter mit ihm (ich war neu in 
der Firma, er schon seit 8 Jahren dort), das Ergebnis war, dass er 
eigentlich gar nicht mehr wollte, er hatte sein festes Einkommen, Frau, 
Familie usw.

Ich sagte bloß, Mensch, mach doch was aus deinem Leben, du hast eine 
Universitätsausbildung genossen, und jetzt frickelst du unterbezahlt an 
C-Code rum.. naja , jeder wie er will.. in seiner Freizeit war der Typ 
Pastor/Pfarrer oder so als Hobby in der Kirchengemeinde tätig...

von haggedicht (Gast)


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Was mir von den Informatikern am besten in Erinnerung geblieben ist: Der 
Rechnerraum dieser Truppe war mit Abstand am versiffsten. Vor allem die 
Tastaturen dort konnte man ohne Desinfiktionsmittel nicht anfassen. 
Ekelalarm!

von Heiner (Gast)


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DrTech schrieb:
> Witzige Geschichte, @Frank M.
>
> Ich kenne es leider umgekehrt:
>
> Hatte in meinen ehemaligen Dienstverhältnis in einer Firma als
> Arbeitskollegen einen studierten Physiker, der C Programme und GUIs
> entwickelte, der war halt sehr schüchtern und eigen und liess sich auch
> oft von nicht studierten Team- oder Abteilungsleitern auf der Nase
> rumtanzen..


ja so einer bleibt auch kleiner Frickler. Ich arbeite in der IT 
Beratung, was aber trotzdem bedeutet dass ich zu 50 % entwickle, Rest 
ist Koordination, Abstimmung ( z.B. Schnittstellen zu Fremdsystemen ), 
Konzeption und Architektur.

So schüchterne Nerds haben bei uns keine Chance, die bestehen die 
Probezeit nicht. Wer bei einem Konzernkunden eingesetzt ist und dort 
sehr heterogene Systeme konsolidieren soll und es bei jedem System mit 
einem Lokalfürsten zu tun hat, muss sich durchsetzen können, sonst wird 
man von jedem dieser Leute über den Tisch gezogen und jeweils von 
Abteilung A nach B geschickt. DAS lernt man in keiner Vorlesung über 
Kryptografie oder theoretischer Informatik, auch nicht in SW 
Engineering. Wer zwar ein guter Entwickler ist, aber nicht in der Lage 
ist, Konzeptionen und Architekturen sauber abzustimmen und alle 
Beteiligten unter einen Hut zu bekommen, wird nie ein funktionsfähiges 
System zum laufen bekommen.

Allerdings sehe ich das aus der Brille von ERP Systemen, wo es eher 
selten um hochtrabende Algorithmen geht ( teilweise auch, gerade im 
Analyse Bereich, aber nicht so sehr wie z.B. bei FEM oder so )

von Anton H. (Gast)


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Heiner schrieb:
> Allerdings sehe ich das aus der Brille von ERP Systemen, wo es eher
> selten um hochtrabende Algorithmen geht ( teilweise auch, gerade im
> Analyse Bereich, aber nicht so sehr wie z.B. bei FEM oder so )
>

Naja, ERP ist reine Fleißarbeit ohne Hirn, Mathe oder komplizierte 
Algorithmen braucht man da nicht. Das kann sogar ein 
Informatiker-Geselle.

von kkk (Gast)


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Immer wieder hübsch Birnen zuerst mit Äpfeln und dann mit Kokosnüssen zu 
vergleichen :-P
Programmierer != Informstiker != Mathematiker != Physiker
Es gibt ja schon die nette "Grundsatzdiskussionen" das die Physiker 
zuerst da waren, dann die Mathematik erfunden haben und das dann auf 
Epsilon=1 herausläuft, oder wie ging der Witz ?
Das Hauptproblem im Berufsleben sind die "Manager" und "Personaler", die 
brauchen eigentlich "nur" einen Programmierer weil die ja von ganz 
alleine volle Lasten- und Pflichtenhefte hinbekommen OHNE das da was 
übersehen wurde (meist der Endnutzer) ...
Gute Qualität hängt mit Erfahrung zusammen, die hat man nach dem Studium 
nicht wohl aber das notwednige Werzeug selbständig vorgehen zu können.

von Heiner (Gast)


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Anton H. schrieb:
> Naja, ERP ist reine Fleißarbeit ohne Hirn, Mathe oder komplizierte
> Algorithmen braucht man da nicht. Das kann sogar ein
> Informatiker-Geselle.

ohne Hirn sicher nicht. Ansonsten wäre es ja ganz leicht eine SW 
Landschaft eines Konzerns mit ca. 10 tsd Datenbanktabellen pro System 
und zig verschiedenen heterogenen Systemen mit ganz unterschiedlichen 
Architekturen und Plattformen mal eben so zu konsolidieren. Da bringen 
auch keine physikalischen Formeln nichts. Komplex ist das, aber die 
Komplexität liegt nicht in den Algorithmen der Formeln sondern in der 
Komplexität der Daten und deren Zusammenhänge ! jemand der dagegen eher 
Anwendungen schreibt, die algorithmisch und mathematisch komplex sind, 
braucht häufig nicht solche komplexen Datenzusammenhänge, sondern hat 
lediglich einen kleinen Datenspeicher der auf einem kleinen Chip etc. 
läuft. Daher können solche Leute die Datenkomplexität vllt gar nicht so 
sehr nachvollziehen.

von Anton H. (Gast)


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Das ist reine Fließarbeit. Genauso stumpfsinnig wie Fließbandarbeit. 
Punkt aus.

von Edson (Gast)


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Anton H. schrieb:
> Das ist reine Fließarbeit. Genauso stumpfsinnig wie Fließbandarbeit.

Alles fließt, das wussten ja schon die alten Griechen.

von Heiner (Gast)


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Anton H. schrieb:
> Das ist reine Fließarbeit. Genauso stumpfsinnig wie Fließbandarbeit.
> Punkt aus.

na gut glaub Du das mal ^^ dann kann man also in Zukunft komplexe 
Unternehmenslandschaften von Fließbandarbeitern integrieren und 
konsolidieren lassen ^^ maaaaan müssen die Unternehmen doof sein, 
hochbezahlte Fachkräfte da ran zu lassen, statt einfach sich ein paar 
Ungelernte vom Arbeitsamt zu holen ^^

von Anton H. (Gast)


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Heiner schrieb:
> Anton H. schrieb:
>> Das ist reine Fließarbeit. Genauso stumpfsinnig wie Fließbandarbeit.
>> Punkt aus.
>
> na gut glaub Du das mal ^^ dann kann man also in Zukunft komplexe
> Unternehmenslandschaften von Fließbandarbeitern integrieren und
> konsolidieren lassen ^^ maaaaan müssen die Unternehmen doof sein,
> hochbezahlte Fachkräfte da ran zu lassen, statt einfach sich ein paar
> Ungelernte vom Arbeitsamt zu holen ^^

Naja, so abwegig ist das nicht. Gerade bei ERP-Systemen frickeln z.B. 
sehr viele vom Arbeitsamt Umgeschulte rum.

von info_entwickler (Gast)


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Wir sollen uns vielleich an Fakten halten:
- Soweit mir es bekannt ist, viele Studienabbrecher von E-Technik bzw. 
auch Maschinenbau studieren dann erfolgreich Informatik. Das würde 
heißen, dass für diesen Studenten Informatikstoff einfacher ist. Ich bin 
selber Dipl. Informatiker und bei uns auch einige dabei waren. Wobei ich 
selbst zuerst Maschinenbau studiert habe. Da ich dort Tech. Mechanik 
nicht geschafft habe, habe anschließend erfolgreich Informatik studiert. 
Info war für mich einfacher
- Es gibt mehr Quereinsteiger in der Softwareentwicklung als z.B. in der 
Maschinenbauentwicklung. Das bedeutet auch etwas
- Forschung in der Informatik, tja das wird eher von Mathematiker 
gemacht, Informatik ist eher Hilfswissenschaft
- Wie viele Informatiker machen Karriere d.h. ab Abteilungsleiter bis 
Management, bei großen Firmen ab 1000 Eingestellten, und zum Vergleich 
wie viele E-Techniker, Physiker, Maschinenbauer?
- IG-Metall, dort sind die besten Gehälter zu holen. Wer hat bei diesen 
Betrieben bessere Karriere Chancen? Informatiker oder doch Ings? Klar, 
es gibt noch Google etc. aber wie viele Beschäftigte hast bei google und 
z.B. bei VW oder BMW....

von Heiner (Gast)


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Anton H. schrieb:
> Naja, so abwegig ist das nicht. Gerade bei ERP-Systemen frickeln z.B.
> sehr viele vom Arbeitsamt Umgeschulte rum.

wo den ? vllt in Klitschen, nicht aber bei guten Beratungshäusern oder 
in Konzernen.

Man muss da differenzieren. Etwas bisschen Klicki Bunti Gui Entwicklung 
ist nichts wildes, das kann auch ein Umschüler. Aber wenn es um komplexe 
Architekturen oder Datenmodelle geht, braucht man dafür sehr viel 
Erfahrung. Diese kann auch ein Physiker, Informatiker oder Mathematiker 
sammeln. Trivial ist das wirklich nicht. Da gibt ER Modelle mit denen 
kann man in Schriftgröße 10 ein Hochhaus mit tapezieren, dazu zig 
Referenzen, Querverweise, Schnittstellen. Um in sowas erstmal Struktur 
zu bringen, braucht man viel Erfahrung, das kriegt nicht mal eben so ein 
Umschüler hin und auch kein Physiker mit einer Quantenmechanikformel.

Nicht umsonst wird in dem Bereich sehr gut bezahlt, die Stundensätze 
sind erheblich höher als z.B. für Freelancer die Mikrocontroller 
entwickeln !

von D. I. (Gast)


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info_entwickler schrieb:
> Wir sollen uns vielleich an Fakten halten:
> - Soweit mir es bekannt ist, viele Studienabbrecher von E-Technik bzw.
> auch Maschinenbau studieren dann erfolgreich Informatik. Das würde
> heißen, dass für diesen Studenten Informatikstoff einfacher ist. Ich bin
> selber Dipl. Informatiker und bei uns auch einige dabei waren. Wobei ich
> selbst zuerst Maschinenbau studiert habe. Da ich dort Tech. Mechanik
> nicht geschafft habe, habe anschließend erfolgreich Informatik studiert.
> Info war für mich einfacher

Und wieviele gibts die den umgekehrten Weg nahmen? Eben, auch 
entsprechend. Vllt kam euch Info auch einfacher vor weil es eher euren 
Neigungen / Fähigkeiten entsprach als das andere. Ich persönlich fände 
wahrscheinlich Medizin sehr schwer, weil mir Kampflernen nicht liegt.

> - Es gibt mehr Quereinsteiger in der Softwareentwicklung als z.B. in der
> Maschinenbauentwicklung. Das bedeutet auch etwas

Aha was soll das bedeuten?

> - Forschung in der Informatik, tja das wird eher von Mathematiker
> gemacht, Informatik ist eher Hilfswissenschaft

Quatsch, schau dir die üblichen Abschlüsse von WiMi an Inf.Lehrstühlen 
an, meistens ist das Dipl.-Inf. oder nun M.Sc in Computer Science.

> - Wie viele Informatiker machen Karriere d.h. ab Abteilungsleiter bis
> Management, bei großen Firmen ab 1000 Eingestellten, und zum Vergleich
> wie viele E-Techniker, Physiker, Maschinenbauer?

Ja hast du irgendwelchen belastbaren Zahlen oder laberst du nur wie 
davor auch schon?

> - IG-Metall, dort sind die besten Gehälter zu holen. Wer hat bei diesen
> Betrieben bessere Karriere Chancen? Informatiker oder doch Ings? Klar,
> es gibt noch Google etc. aber wie viele Beschäftigte hast bei google und
> z.B. bei VW oder BMW....

IG-Metall sind nun wahrlich nicht die besten Gehälter. Sie sind ok. Aber 
ja, für euch E-Ings. und ähnliche bleibt nichts besseres, am anderen 
Ende warten die Dienstleister. Und was hat die Beschäftigungszahl für 
eine Aussagekraft, sind das alles Entwickler?
Ich würde 1000 Mal lieber bei Google in Mountain View arbeiten wollen 
als bei irgendeinem x-beliebigen deutschen Furz-Großkonzern. Wenn ich 
einem Googler (selbst in München) von IG Metall erzählen würde, würde er 
mich wahrscheinlich einfach auslachen und/oder bemitleiden.
Ich bin nur froh dass dieses Forum kein repräsentativer Querschnitt des 
Ing./Inf.-Standes ist, soviel müsste man sich fremdschämen.

Eines lässt sich aber mit Bestimmtheit sagen: Jemand der wirklich was 
kann, abgesehen von dummer Scheiße in diesem Thread labern, hat immer 
gute Chancen es zu was zu bringen und da ist auch relativ egal was für 
ein Diplom er sich vorher ans Knie genagelt hat. Und so einer muss sich 
dann auch nicht mit einem vermeintlichen 
"Non-Plus-Ultra-Platz-an-der-Sonne"-IG Metall Gehalt begnügen.

von Edson (Gast)


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D. I. schrieb:
> Eines lässt sich aber mit Bestimmtheit sagen: Jemand der wirklich was
> kann, abgesehen von dummer Scheiße in diesem Thread labern, hat immer
> gute Chancen es zu was zu bringen und da ist auch relativ egal was für
> ein Diplom er sich vorher ans Knie genagelt hat. Und so einer muss sich
> dann auch nicht mit einem vermeintlichen
> "Non-Plus-Ultra-Platz-an-der-Sonne"-IG Metall Gehalt begnügen.

Ja, das gibt es wirklich, sogar mit vollständig "unbehauenen Knien".

von kein inscheniöhr (Gast)


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D. I. schrieb:
> ein Diplom er sich vorher ans Knie genagelt hat. Und so einer muss sich
> dann auch nicht mit einem vermeintlichen
> "Non-Plus-Ultra-Platz-an-der-Sonne"-IG Metall Gehalt begnügen.
Wundere mich auch immer wie sich die Leute hier freuen, wenn sie ein 
ERA-Tarifkonstrukt angeboten bekommen im deutschen "Superkonzern" und 
das dann begeistert in den entsprechenden Tabellen aufgedröselt wird. 
Das riecht ja schon nach Nepp, mit den ganzen Stufen, 
Sonder/Leistungs/Vollmond am 25. Zulagen ideal um die Leute zu 
verarschen. Danach kommt dann gleich der Dienstleister mit seinen 
Putzfrauentarifen und Sklavenbedingungen.

Wie man sich ernsthaft so eine Scheisse antun kann, werde ich nie 
verstehen, da muss man wohl waschechter Ing. sein, bei der hohen Anzahl 
an Alltagsversagern unter den - speziell deutschen - Ing. die ich kenne 
wundert mich das nicht, dass die nach Strich und Faden verarscht werden. 
Absolut kein Arsch in der Hose, schlucken jede Kröte die man ihnen 
anbietet. Man kann es mit ihnen machen also macht man es auch und die 
fühlen sich noch toll dabei -> ideale Opfer. Da passt wieder der alte 
Spruch: Man muss die Leute so über den Tisch ziehen, dass sie die dabei 
entstehende Reibungswärem als Nestwärme spüren.
Wer sich solchen Schwachsinn einredet wie es sei "eine Ehre für 
Firma/Uni/Institut XY zum Spartarif zu arbeiten" der hat doch nicht mehr 
alle Latten am Zaun, auch so eine speziell deutsche Inschenöhrstugend.

von Patt (Gast)


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Haro schrieb:
> Mir begegnen in meinem Berufsleben seit einiger Zeit immer mehr
> Physiker, die sich in der SW-Entwicklung festgesetzt haben, oftmals,
> ohne rudimentäre Strukturen und Methoden erlernt zu haben. Viele haben
> sich das Programmieren selber beigebracht - offenbar mangels
> Vorlesungen.
>
> Das Ergebnis sind nicht nur abstruse und aussergewöhnliche Lösungen,
> sondern auch ein chaotischer Programmier- und Arbeitsstil - von
> Dokumentation, die andere verstehen könnten, ganz zu schweigen.
>
> Das Schlimme ist, dass sie ihren output auch noch als intelligent
> einstufen und es für grossartig halten, wenn sie etwas Kompliziertes
> vollbracht haben, wobei es eigentlich nur künstlich kompliziert ist und
> mit mehr SW-Knowhow wesentlich einfacher und kürzer gegangen wäre.
>

Ich habe die gleiche Erfahrung gemacht. Meist wird unter dem Stichwort 
Kreativität ganz schlimmer Code, Pfriemel- und Frickellösungen, der 
schlimste vorzustellende Hack, abgeliefert. Funktionen/Methoden sind 
kilometerlang, Dokumentation ist gar nicht vorhanden, objektorientierte 
Konzepte sind gar nicht verstanden etc.

Dann wird sich beispielsweise eine Woche lang damit gebrüstet dass man 
keine Betriebssystemsemaphore einsetzen musste, sondern die eigene 
Lösung viel genialer ist und parallelen Zugriff verhindert ... bis es 
kracht.

Idome und Entwurfsmuster sind nur Mittel für Informatiker da diese ja 
als Hilfswissenschaftler relativ doof sind um echte Innovationen beim 
Code zu machen und sich deshalb alles merken müssen. Vorgehensmodelle 
sind auch unnötiger Ballast. Low Coupling ist nur was für jemanden der 
zu dumm ist die Übersicht zu bewahren und die eigenen verstrickten, 
selbstmodifizierenden Algorithmen sind das non-plus-ultra. UML, 
Statemachines sowie Unit-Tests blödsinniges Zeugs aus der Informatik die 
ohne die Elektrotechnik eh nix wäre.

Zur Verteidigung: nicht jeder Physiker oder Ingenieur ist so. Es gibt 
auch Informatiker die nur zum Schwafeln oder Admin taugen.

Der Physiker ist auch näher am Kern des Problems.
Wer ist denn Schuld an der ganzen Misere: die Informatiker die den 
Zugang so leicht gemacht haben dass jeder D..p meint er könne 
programmieren und hacken ist gleich Softwareentwicklung.

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