Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Wirkleistungsmessung am Stromnetz


von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Hallo zusammen,

ich möchte folgendes projekt angehen: Meiner Wärmepumpe Daten zur 
Leistungszahl (COP) entlocken.

Den Bereich der Wärmesenke hab ich mit Temperatur- und Durchflussmessung 
schonm im Griff, jetzt gehts also um die zugeführte elektrische Energie.

Messen/auswerten möchte ich zwei Umwälzpumpen (220V, ~90 Watt), das 
Gerät als Ganzes (220V, ~200 Watt da beide Pumpen mit dabei sind, die 
Differenz ist dann die Steuerung), und, last but not least, den 
Kompressor (Drehstrom, ~1000 Watt)

Die Ergebnisse soll dann ein AVR aufnehmen/weiterverarbeiten/darstellen 
etc.

Die Wirkleistungsmessung selbst möchte ich einem Spezial-IC überlassen 
(ADE7768 oder ähnlich, für den Kompressor dann halt ein mehrphasiges)

Dabei stellen sich mir folgende Fragen:

Impulsausgang (liefert dann nur Wirkleistung, aber mehr brauch ich 
eigentlich nicht) oder i2c/SPI/seriell (viel mehr daten, flexibler)? Die 
galvanische Trennung ist halt beim Impulsausgang viel einfacher zu 
realisieren (ein Optokoppler). Wie macht man das z.B. für I2C?

Wie nehme ich den Strom ab? Shunt? Woher kriege ich einen 
"Kleinleistungs-Shunt"? Die Shunts die ich gesehen habe beginnen so bei 
20A :-(

oder doch eher so ein Stromwandler? Lem? Sind die vernünftig für so 
kleine leistungen? Die wären dann zwar schon galvanisch getrennt, aber 
dashilft mir wenig, weil ich die Spannung ja auch noch abnehmen muss, 
und die krieg ich nicht so einfach galvanisch getrennt....


Vielleicht hat auch jemand sowas ähnliches schon mal gemacht, bin für 
jeden Hinweis dankbar!



sonnige Grüße aus der Steiermark, Michi

von tobi (Gast)


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Viel einfacher, nimm nen mechanischen 3-phasigen Zähler und werte die 
Umdrehungen optisch aus, sparst du dir das Gebastel mit Messaufnehmer, 
IC etc. und misst direkt die el. Wirkarbeit ohne gefährliche Spannungen 
auf deiner Platine.

Ansonsten schau dir die Messschaltung der billigen digitalen 
Arbeitsmessgeräte an, oft ist nur ein Stück Draht als Shunt verbaut. Der 
Absolutwert ist egal, solange der Widerstand temperaturstabil ist, in 
diesem Fall musst du natürlich eine Justierprozedur vorsehen.


Gruß

von Thomas R. (Gast)


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von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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bestehende Zähler mit S0-Ausgang hab ich jetzt schon, die will ich aber 
loswerden. ich mag das selbst machen :-) außerdem interessieren mich 
recht kurzfristige Werte (z.B. Anlaufphase des kompressors) dafür ist 
der S0-Ausgang idR viel zu zu ungenau, der ist eher für langfristige 
Auswertungen da.

z.B. liefert mein einphasiger Zähler 1000 Impulse pro kWh. bei 100 Watt 
Last krieg ich alle 6 Minuten einen Impuls.

von Jürgen (Gast)


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Thomas R. schrieb:
> Ich habe dafür Stromzähler mit S0-Ausgang genommen.
> Z.B.:
> Ebay-Artikel Nr. 160890882221
> Die gibt es auch für Drehstrom.

Bei der nächsten Buchbestellung für 16,90 Euro mitbestellen:

http://www.amazon.de/Swissnox-Wechselstromz%C3%A4hler-LCD-Stromz%C3%A4hler-50/dp/B005M9NMC2

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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@Thomas R.

Darf ich zum Photo genauere Infos haben? Vielleicht sogar einen 
Schaltplan?

Das ist nämlich eh schon ziemlich das was ich machen möchte.

von Matthias L. (Gast)


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von Thomas R. (Gast)


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Michael Reinelt schrieb:
> Darf ich zum Photo genauere Infos haben? Vielleicht sogar einen
> Schaltplan?

Die Schaltung ist so simpel, dass ich bis heute nicht mal einen 
Schaltplan gemalt habe:

Atmega128 an 3.3V mit folgendem dran:
PCF8583 mit Quarz und Trimmer lt. Datenblatt und 3V-Batterie am I2C-Bus
6 Stück DS18B20 am 1-Wire-Bus und 4.7kOhm Pull-Up
2 Interupt-Eingänge mit Pull-Up-Widerständen und Tiefpass für S0-Bus
2 Spannungsteiler zum Messen der 9V-Stützbatterie und der 12V-Versorgung
LCD-Display an einem Parallelport
SD-Karte am SPI
9V-Akku und 2 Festspannungsregler 5V und 3.3V
Versorgung mit externem 12V-Netzteil

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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@Thomas: Vielen Dank!

zwei Fragen noch:

Misst du (und wenn ja, wie?) den Durchfluss im Heizkreis?

Mit welcher (ungefähren) Frequenz kriegst du die impulse am S0-Ausgang?


Danke!

von Thomas R. (Gast)


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Der Durchfluss (WP->Kessel) wurde ein mal gemessen und ist konstant.
Der Durchfluss im Heizkreis wird nicht gemessen.
Die Frequenz der S0-Impulse ist natürlich von der sehr stark 
schwankenden Belastung der WP und des Durchlauferhitzers abhängig.
Die verwendeten Zähler liefern 800 Imp/kWh.
Es gibt aber auch bessere mit einstellbarer Frequenz - bis 25000 
Imp/kWh:
http://mueller-ziegler.de/html/ezd_prog.html
Die haben auch noch einen Wirkleistungs-Analogausgang (20mA)

von Ben _. (burning_silicon)


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Interessante Idee, solche Zähler als Messwandler zu verwenden.

Ansonsten halt wie gehabt, Spannung und Strom aller Phasen messen und 
unter Berücksichtigung des Blindstromes zusammenrechnen bzw. ausreichend 
hohe Abtastfrequenz wählen.

Ich würd das ganze mit Stromsensoren aufbauen, Auslegung bis 32A oder 
63A für Drehstrom. Die Spannung ist galvanisch getrennt etwas schwerer 
zu messen, am einfachsten dürfte es mit einem U/f-Wandler über 
Optokoppler gehen. Oder man ordnet die komplette Messchaltung auf der 
Netzspannungsseite an (wobei ich aber trotzdem Stromsensoren verwenden 
würde), dann kann man die Spannung über ADC messen und braucht nur das 
Ergebnis durch ein galvanisch getrenntes Interface zu schicken.

von tobi (Gast)


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Alternativ nen kleinen Stromwandler zur galv. Trennung. Es gibt auch 
schöne Rogowskis für Platinenmontage. Für die Spannungsmessung nen 
schönen Teiler aufbauen mit AD-Wandler am heißen Ende (oder das 
komplette Mess IC. Danach über Optokoppler galv. trennen.
Eigentlich musst du genau das nachbauen was in dem o.g. Zähler drin 
steckt. Mich würde nicht wundern wenn dort ein ähnliches IC eingesetzt 
wird. Achtung, bitte bei der Berechnung dann auch das Integral richtig 
berechnen und weder die 50Hz-Blindleistung noch Oberschwingungsströme 
oder -spannungen mit einbeziehen, das ist nicht trivial.

Gruß

von tobi (Gast)


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gleiches Prinzip mit Impuls-Ausgang gibt's auch für Gas- und 
Wasserzähler, somit kannst du nach dem gleichen Prinzip die 
Durchflussmenge bestimmen.

von Thomas R. (Gast)


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Wenn man sich die Zeit nimmt, um auf der Netzspannungsseite zu wirken, 
wäre der LTC4151 ein passender Chip:
http://www.linear.com/product/LTC4151

von Dieter W. (dds5)


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Michael Reinelt schrieb:

> z.B. liefert mein einphasiger Zähler 1000 Impulse pro kWh. bei 100 Watt
> Last krieg ich alle 6 Minuten einen Impuls.


Dann hast Du entweder einen defekten Zähler oder nicht richtig 
gerechnet.
Alle 6 Minuten einen Impuls gäbe es bei 10W.

von Didi (Gast)


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Wenn ich Strom und Spannung, wie auch immer, messen würde und einfach 
U*I integriere, was bekomme ich dann ? Wirkleistung?

von Ben _. (burning_silicon)


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> The LTC4151 is a high side power monitor that operates over a wide
> voltage range of 7V to 80V.
Au ja, das ist natürlich sehr geeignet für Netzspannung ...

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Dieter Werner schrieb:
> Michael Reinelt schrieb:
>
>> z.B. liefert mein einphasiger Zähler 1000 Impulse pro kWh. bei 100 Watt
>> Last krieg ich alle 6 Minuten einen Impuls.
>
>
> Dann hast Du entweder einen defekten Zähler oder nicht richtig
> gerechnet.
> Alle 6 Minuten einen Impuls gäbe es bei 10W.

Du hast natürlich recht, da ist mir irgendwo eine null verrutscht. Bei 
100W wären es alle 0.6 Minuten = 36 Sekunden.

Ist mir trotzdem zu grob.

von Thomas R. (Gast)


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Ben _ schrieb:
>> The LTC4151 is a high side power monitor that operates over a wide
>> voltage range of 7V to 80V.
> Au ja, das ist natürlich sehr geeignet für Netzspannung ...

Hoppsala, da hatte ich mich "vergriffen"!
Ich meinte den ADE7755.
http://www.analog.com/en/analog-to-digital-converters/energy-measurement/ade7755/products/product.html

von Helfer (Gast)


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> oder doch eher so ein Stromwandler
Pos.9005 bei Neuhold elektronik in der Sonder-Liste für 1,95 Euro
TALEMA ASM-010    1...10A

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Helfer schrieb:
> Pos.9005 bei Neuhold elektronik in der Sonder-Liste für 1,95 Euro
> TALEMA ASM-010    1...10A

heidenei, da muss ich ja heut gleich vorbeifahren :-)

von tobi (Gast)


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Wenn du U*I integriert und durch die Integrationszeit (z.B. 200ms) 
teilst ergibt das die Wirkleistung, vorausgesetzt du misst jeweils die 
Strangströme und -spannungen im 4-leiter Netz. Darin sind dann natürlich 
noch die Anteile der Oberschwingungen enthalten (Verzerrungsleistung), 
die können sowohl positive als auch negative Beträge haben.

von Matthias L. (Gast)


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>Wenn ich Strom und Spannung, wie auch immer, messen würde und einfach
>U*I integriere, was bekomme ich dann ? Wirkleistung?

Integriert über was? Die Luftfeuchtigkeit?

Oder die Zeit? Dann würde du den Scheinenergiebedarf bekommen....

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