Forum: Offtopic abbiegende Vorfahrtsstraße


von Walter R. (improv)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

kleines Rätsel:

Ich im blauen PKW, blinke rechts.
Grüner PKW kommt mir entgegen, blinkt nicht, ich fahre los (nach 
rechts).
Es kommt zu einem Unfall, da grüner PKW ohne Anzuzeigen links abbiegt.

Hat grüner PKW volle Schuld oder trägt blauer PKW Teilschuld?

Wenn Teilschuld, warum?

von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


Lesenswert?

Warum wendest du dich nicht an ein Forum über Verkehrsrecht?

http://www.forum.jurathek.de/forumdisplay.php?f=27&s=90d363e1807c19e83b451f533d78d464

von Sven P. (Gast)


Lesenswert?

Das würde mich in der Tat auch mal interessieren. Mit dem Blinken ist es 
da ja genau wie bei angeordnetem Fahrtrichtungswechsel (blaues, rundes 
Schild mit weißem Pfeil): Wer abbiegt, muss blinken. Egal, ob 
Vorfahrtstraße oder Schild, es wird abgebogen, also wird auch geblinkt.

Die Situation ist eigentlich wie bei einer gewöhnlichen Kreuzung. Du 
willst rechts abbiegen und der grüne PKW will augenscheinlich die 
Kreuzung geradeaus passieren, zieht dann aber ohne Ankündigung links ab.

von Michael H. (morph1)


Lesenswert?

Und im übrigen würde ich sagen du hast die volle Schuld, weder wirst du 
dem anderen beweisen können das er wirklich nicht geblinkt hat, noch 
wird er das zugeben.

Weniger als Teilschuld würde ich an deiner Stelle nicht erwarten. Aus 
meiner Sicht wirst du wahrscheinlich sogar voll dran sein :( blöde Sache 
sowas.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Walter Reiter schrieb:

> Hat grüner PKW volle Schuld oder trägt blauer PKW Teilschuld?

Ich würde eher sagen Teilschuld für grün, denn Vorfahrt verletzen
zählt höher als Blinken vergessen.
Gruss
Harald

von Peter ⛄ W. (Firma: Huddel und Brassel Ltd.) (jaffel) Benutzerseite


Lesenswert?

Harald Wilhelms schrieb:
> Ich würde eher sagen Teilschuld für grün, denn Vorfahrt verletzen
> zählt höher als Blinken vergessen.

Du warst aber schon mal in einer Fahrschule ?

Das ist eine stink normale abknickende Vorfahrt. Natuerlich hat Gruen 
zu blinken, weil er ja abbiegt, aber selbst mit Zeugen, wird das alles 
an Blau haengen bleiben. Er hat erstmal auf die Vorfahrt zu achten, egal 
ob da einer blinkt oder nicht.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Peter W. schrieb:

> Das ist eine stink normale abknickende Vorfahrt. Natuerlich hat Gruen
> zu blinken, weil er ja abbiegt, aber selbst mit Zeugen, wird das alles
> an Blau haengen bleiben.

Eine defensive Fahrweise ist die Lösung.

Ich habe genau so eine Kreuzung auch hier in der Gegend, und setze den 
Blinker. Gleichzeitig beobachte ich aber die Fahrzeuge, die in die 
Hauptstraße einfahren wollen, die sind eben unberechenbar. Auch wenn sie 
mir die Vorfahrt nehmen wollen: Besser als ein Unfall.

von A. $. (mikronom)


Lesenswert?

Harald Wilhelms schrieb:
> Walter Reiter schrieb:
>
>> Hat grüner PKW volle Schuld oder trägt blauer PKW Teilschuld?
>
> Ich würde eher sagen Teilschuld für grün, denn Vorfahrt verletzen
> zählt höher als Blinken vergessen.

Genau dazu gibt es viele Gerichtsurteile, die das bestätigen, also dass 
ein Vorfahrtsfehler deutlich schwerer wiegt als ein Blinkfehler.

Ich fahre wegen solcher Urteile NIE aus einer untergeordneten Straße 
raus, wenn es so wie oder ähnlich wie im Beispiel oben ist, selbst wenn 
die hinter mir meinen mich vollhupen zu müssen, weil ich aus deren Sicht 
ja fahren könnte.

von Christijan G. (christijan)


Lesenswert?

Ich denke auch dass das Problem wäre dass blau nicht beweisen könnte 
dass grün nicht geblinkt hat und somit alle Schuld an blau hängen bleibt 
obwohl er total im recht war.

Wenn es aber Zeugen gibt, dann hab ich mehrfach gelesen dass die 
Rechtsprechung sagt dass Blau trotzdem eine Teilschuld bekommt weil 
Blinken des anderen allein nicht ausreicht. Man muss sich trotzdem 
vergewissern wo er tatsächlich hin fährt.

von G. C. (_agp_)


Lesenswert?

Wer der abknickenden Vorfahrt folgt muss blinken. Nur verlasse ich mich 
darauf nicht (blinke selber auch nicht immer, fahre dafür defensiv und 
rechne stets mit der Dummheit des anderen ;)).

von Ulrich S. (voodoofrei)


Lesenswert?

Da der gewöhnliche Autofahrer nur zwei Hände hat, ist er nicht mehr in 
der Lage zu blinken. Von daher kann man nicht mehr mit der Benutzung des 
Fahrtrichtungsanzeigers rechen (Ist das überhaupt noch 
Serienausstattung?)

von Sven P. (Gast)


Lesenswert?

Das ist dann also so eine Situation von wegen 'Sie haben Recht und 
Schuld'.

Ein ähnliches Urteil habe ich mal zu Autobahnen gelesen: Wer da 
(erlaubterweise) schneller als X km/h fährt (130 dürften das gewesen 
sein, weiß ich nicht mehr so genau) trägt auch eine Mitschuld, wenn 
jemand einfach vom Beschleunigungsstreifen reinzieht und es dabei 
kracht.

Eigentlich lustig. Man macht alles vollkommen richtig und darf nachher 
blechen.

von Peter ⛄ W. (Firma: Huddel und Brassel Ltd.) (jaffel) Benutzerseite


Lesenswert?

Aus dem Grund heisst es ja auch Richtgeschwindigkeit und nicht das Du 
die dann auch fahren musst. Und ja es sind 130km/h.

Haben denn alle hier in der Fahrschule gepennt und sind nicht faehig 
etwas logisch zu denken ? Natuerlich muss ich mich an die Umgebung 
anpassen, so ist das nun mal im Leben, nicht nur im Strassenverkehr. Und 
natuerlich bin ich Schuld wenn ich mit 200 ueber die Bahn bretter und 
einem drauf fahre, aus welchem Grund auch immer. Ich muss mein Fahrzeug 
immer unter Kontrolle haben.
So auch wie oben an der Kreuzung. Furz egal ob da einer blinkt oder 
nicht, blau hat zu warten bis die Situation eindeutig ist. Aus diesem 
Grund haengen da Schilder.
Auch eine gruene Ampel heisst nicht "Augen zu und durch".

>Eigentlich lustig. Man macht alles vollkommen richtig und darf nachher blechen.

Einem Bekannten ist mal einer an einer Ampel mit 50 hinten drauf 
gekracht. Damals waren Kopfstuetzen noch kein Standard. Durch den 
Aufprall brach er sich das Genick und sitzt, vom Hals abwaerts gelaehmt, 
im Rollstuhl. Ja , der hat massig Kohle bekommen und der Verursacher hat 
einen auf den Latz bekommen. Ob die das auch so lustig finden ? War doch 
alles vollkommen richtig, mit 50 in der Stadt.

von Sven P. (Gast)


Lesenswert?

Nicht alles, was hinkt, ist aber ein Vergleich.

Wenn ich mit der Richtgeschwindigkeit 130 über die Autbahn fahre, und es 
zieht jemand deutlich langsameres plötzlich aus dem 
Beschleunigungsstreifen vor mir raus, dann tut das vermutlich genauso 
weh, wie wenn ich über Richtgeschwindigkeit mit 150 fahre und das 
gleiche passiert. Das (150) ist nun wirklich keine atemberaubende und 
schlecht einschätzbare Geschwindigkeit - bei Tempo 200 und mehr würde 
ich das ja sogar noch einsehen. In beiden Fällen jedoch nützt die 
Kontrolle über dein Fahrzeug gerade exakt garnichts, weil du effektiv 
keine Chance hat, da der andere ja in deinen Sicherheitsabstand 
reingefahren ist, den du eigentlich für genau solche Situationen zum 
Bremsen freihälst. Das wird also ein Auffahrunfall, für den du 
augenscheinlich überhaupt nichts kannst.
Nur einmal bist du (Teil-)Schuld, einmal nicht. Beide Male aber bist du 
im Recht. Zumal der Rempler ja noch deine Vorfahrt missachtet hat - das 
wiegt scheinbar schwerer, als manche anderen Delikte. Vermutlich wiegt 
das auch schwerer, als hypothetisch um 20km/h (130->150) überhöhte 
Geschwindigkeit, wenn da eine Geschwindigkeitsbegrenzung gewesen wäre.

Es gibt also klare Verkehrsregeln, die gelten aber ab und zu nicht ganz, 
sondern nur ein bisschen.

Nein, selbstverständlich heißt auch die grüne Ample nicht 'Augen zu und 
durch'. Aber du tastest dich auch nicht an jede Ampel ganz langsam 
heran, wie man es in der Fahrschule bei Rechts-vor-Links-Kreuzungen 
gelern hat, oder? Das wäre ja die Konsequenz, um dein Fahrzeug stets 
unter Kontrolle zu haben.
Ironischerweise kann es bei der praktischen Fahrprüfung (heute, so alt 
bin ich noch nicht) sogar ein Grund sein, um durchzufallen, wenn man 
auch vor übersichtlichen, gut einsehbaren Vorfahrt-gewähren-Schildern 
immer wieder anhält und wieder anfährt. Oder wenn man auf offener 
Landstraße stets deutlich unter 100km/h fährt. Aussage meines 
TÜV-Prüfers damals(tm).

Und nein, ich gehöre definitiv nicht zur Raserfraktion. Ich besitze 
nichtmal ein Fahrzeug, das schneller als 170 fährt - und selbst das auch 
nur bergab mit Rückenwind möglichst im Windschatten eines LKW.

Das Schicksal deines Verwandten ist zweifellos ein tragisches. Die 
einzige Möglichkeit aber, alle Gefahren zu vermeiden, ist, den Verkehr 
ganz zu verbieten. Solange das nicht funktioniert, gibt es 
Verkehrsregeln und Menschenverstand - wobei gerade letzterer ein knappes 
Gut geworden ist.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


Lesenswert?

Wenn man sowieso warten soll, bis man sich sicher ist ob der Kollege der 
abknickenden Vorfahrt jetzt folgt oder nicht, warum sollte der dann 
überhaupt noch blinken? Das ist doch dann praktisch überflüssig 
geworden.

von Michael K. (charles_b)


Lesenswert?

Simon K. schrieb:
> Wenn man sowieso warten soll, bis man sich sicher ist ob der Kollege der
> abknickenden Vorfahrt jetzt folgt oder nicht, warum sollte der dann
> überhaupt noch blinken? Das ist doch dann praktisch überflüssig
> geworden.

1. Wenns die Regel so will, muss man es so machen. Ansonsten kann man 
auch nachst an Ampeln mit Rot durchfahren - weil eh keiner da ist.

2. Ich würde mich auch nicht darauf verlassen, dass einer abbiegt WEIL 
er blinkt. Wenn ich also auf eine Vorfahrtstraße nach rechts einbiegen 
möchte und links einer kommt, der nach rechts blinkt und in meine Straße 
rein möchte.    Weiß der Teufel, vielleicht hat er den Blinker 
vergessen? Oder es fällt ihm ein, dass er doch nicht abbiegen möchte, 
aus welchen Gründen auch immer.

3. Für die abbiegende Vorfahrtsstraße ist es doch übersichtlich:
links blinken = der aV folgen
nicht blinken = die aV in gerader Richtung verlassen
rechts blinken = die aV nach rechts verlassen

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


Lesenswert?

> In beiden Fällen jedoch nützt die Kontrolle über dein Fahrzeug
> gerade exakt garnichts, weil du effektiv keine Chance hat,
> da der andere ja in deinen Sicherheitsabstand reingefahren
> ist, den du eigentlich für genau solche Situationen zum
> Bremsen freihälst.

Vorausschauendes Fahren beinhaltet das Rechnen mit solchen Situationen 
und also auch die Bereitschaft, langsamer zu werden, wenn man auf der 
rechten Spur an einer Auffahrt vorbeifährt, auf der offensichtlich 
gerade ein Auto unterwegs ist.

Auf mehrspurigen Autobahnen (was in Deutschland die Regel ist) sind 
vorausschauende Fahrer in solchen Situationen sogar in der Lage, vor dem 
Passieren der Auffahrt einen freiwilligen Spurwechsel auf eine weiter 
links liegende Fahrspur zu unternehmen.

Das war in der DDR explizit verboten, aber die DDR ist vorbei.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Sven P. schrieb:

> Wenn ich mit der Richtgeschwindigkeit 130 über die Autbahn fahre, und es
> zieht jemand deutlich langsameres plötzlich aus dem
> Beschleunigungsstreifen vor mir raus, dann tut das vermutlich genauso
> weh, wie wenn ich über Richtgeschwindigkeit mit 150 fahre und das
> gleiche passiert.

Du hast dann aber schon einen um ein Drittel längeren Bremsweg!
Gruss
Harald

von Michael K. (charles_b)


Lesenswert?

Rufus Τ. Firefly schrieb:
>> In beiden Fällen jedoch nützt die Kontrolle über dein Fahrzeug
>> gerade exakt garnichts, weil du effektiv keine Chance hat,
>> da der andere ja in deinen Sicherheitsabstand reingefahren
>> ist, den du eigentlich für genau solche Situationen zum
>> Bremsen freihälst.
>
> Vorausschauendes Fahren beinhaltet das Rechnen mit solchen Situationen
> und also auch die Bereitschaft, langsamer zu werden, wenn man auf der
> rechten Spur an einer Auffahrt vorbeifährt, auf der offensichtlich
> gerade ein Auto unterwegs ist.

Klar, manche Trödelnasen erkennt man und "ahnt" schon den nächsten 
Blödsinn.
Dennoch: Wer Auto fährt und sei es noch so vorausschauend: Manchmal kann 
es einfach doof laufen und man hat keine Chance, nen Unfall zu 
vermeiden.
Brauch ja nur mal ein Reifen zu platzen oder sonst was Irres passieren.


> Das war in der DDR explizit verboten, aber die DDR ist vorbei.

Fahrt nach Berlin im Käfer im Jahr 1980: Nach der Grenzkontrolle 
fädelten sich unser PKW auf die linke Spur ein, auf die rechte fädelte 
sich ein großer Bus ein, ziemlich langsam. Wir also erst neben dem Bus 
und dann dran vorbei.

Kurz danach: POLIZEI!

Wir hatten das durch den großen Bus natürlich verdeckte 
Überholverbotsschild übersehen und unerlaubt überholt... 40 DM waren es 
wohl damals.

Hätte der Bus UNS überholt, hätten sie ihn wg. Rechtsüberholen 
drangekriegt. Wären wir langsam neben dem Bus hergefahren, wäre es 
Verkehrsbehinderung gewesen.

Von daher: GUT, dass die DDR vorbei ist.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Peter W. schrieb:
> Ich muss mein Fahrzeug immer unter Kontrolle haben.
Fahr du mal bei Nacht mit Abblendlicht auf der Autobahn. Wie weit siehst 
du, dass da evtl. eine dunkel gekleidete Person telefonierend und 
verwirrt auf der Fahrbahn herumläuft?
Ein Witz und konstruiert?
Nein, tatsächlich passiert: ein Mädel hatte die Mittelleitplanke 
touchiert, dann rechts gehalten und irgendwas auf der Fahrbahn gesucht. 
Und der Fahrer, der mit moderaten 150 auf der relativ leeren Straße 
unterwegs war, hat sie überfahren war hinterher mit Schuld an Ihrem Tod. 
Fazit der anschließenden Gerichtsverhandlung: man darf prinzipiell nur 
so schnell fahren, dass man auch vor solchen Hindernissen anhalten kann. 
Mach mal einen Selbsttest. Dann bist du mit 80 auf der Autobahn 
unterwegs. Bei guter Sicht...

Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Auf mehrspurigen Autobahnen (was in Deutschland die Regel ist) sind
> vorausschauende Fahrer in solchen Situationen sogar in der Lage, vor dem
> Passieren der Auffahrt einen freiwilligen Spurwechsel auf eine weiter
> links liegende Fahrspur zu unternehmen.
"Nicht vorausschauende Fahrer(und -innen)" wechseln dann (weil wieder 
mal eine/r nicht weiß warum die "Einfahrt" eigentlich 
Beschleunigungsstreifen heißt und dass man sich im Zweifelsfall auch 
mit diesen weißen aufgemalten Linien nicht die Reifen kaputtmacht) im 
Falle der Fälle einfach mal abrupt. Deshalb finden sich bei und kurz 
nach Einfahrten gerne diese schwarzen 20cm breiten Striche quer auf der 
Fahrbahn...

Michael K-punkt schrieb:
> 2. Ich würde mich auch nicht darauf verlassen, dass einer abbiegt WEIL
> er blinkt.
Ich auch nicht. Ich fahre (notgedrungen) jeden Tag 15 mal durch 
Kreisverkehre und es ist unglaublich, wie blöd manche ihren Signalgeber 
betätigen oder auch nicht. Wenn ich einen Blinker sehe, dann bedeutet 
das für mich nur "die Lampe ist nicht kaputt". Dass dieses Leuchtsignal 
aber irgendwas mit der näheren Zukunft des zugehörigen Fahrzeuglenkers 
zu tun hat, das glaube ich nicht...

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


Lesenswert?

Lothar Miller schrieb:
> Deshalb finden sich bei und kurz
> nach Einfahrten gerne diese schwarzen 20cm breiten Striche quer auf der
> Fahrbahn...

Die sind dann von nichtvorausschauenden Schnellfahrern, die nicht damit 
rechnen, daß es gerade an Auffahrten zu Spurwechseln kommen kann.

von Michael K. (charles_b)


Lesenswert?

Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Lothar Miller schrieb:
>> Deshalb finden sich bei und kurz
>> nach Einfahrten gerne diese schwarzen 20cm breiten Striche quer auf der
>> Fahrbahn...
>
> Die sind dann von nichtvorausschauenden Schnellfahrern, die nicht damit
> rechnen, daß es gerade an Auffahrten zu Spurwechseln kommen kann.

Was MIR Stress macht: zweispurige Autobahnen, bei denen im Bereich einer 
Einfahrt in der Mitte eine durchgezogene Linie ist (mit unterbrochenen 
Streifen links davon), so dass man als Rechtfahrender NICHT nach links 
wechseln darf, um einem langsam einfahrenden Auto Platz zu machen.

Für die sich einfädelnden Neulinge gibt es natürlich auch keine 
Information, dass HIER eben keiner nach links fährt...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Da kenne ich eine solche Stelle auf der A7 bei Memmingen: der 
Beschleunigungsstreifen ist (schon immer) gut 1km lang, weil da 
schnelle KFZ von hinten kommen und so die Einfahrenden Gelegenheit zur 
Geschwindigkeitsanpassung haben.
Aber nein: jede/r 2. musste unmittelbar nach dem Ende des dicken 
durchgezogenen weißen Streifens auf die Autobahn wechseln. Schwarze 
Streifen und Unfälle waren die Folge. Auch eine 
Geschwindigkeitsbeschränkung half nichts.
Erst als mal einer mit einem Kübel weißer Farbe kam und den Strich bis 
kurz vor Ende des Beschleunigungsstreifens durchgezogen hat, kehrte Ruhe 
ein.

Michael K-punkt schrieb:
> Für die sich einfädelnden Neulinge gibt es natürlich auch keine
> Information, dass HIER eben keiner nach links fährt...
Ähmmm... da ist doch diese weiße Linie auf der Straße. Haben die 
Einfahrer keine Augen?


Aber es ist schon so, dass man mit dem Führerschein relativ leicht einen 
Schein für ein tödliches Gerät erhält. Und das "Weiterlernen" nach der 
Fahrschule nicht existiert.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Michael K-punkt schrieb:

> Was MIR Stress macht: zweispurige Autobahnen, bei denen im Bereich einer
> Einfahrt in der Mitte eine durchgezogene Linie ist (mit unterbrochenen
> Streifen links davon),

Das kenne ich aber nur genau umgekehrt, speziell bei Raststätten
bei denen viele LKWs rauskommen.
Gruss
Harald

von Michael K. (charles_b)


Lesenswert?

Lothar Miller schrieb:

> Michael K-punkt schrieb:
>> Für die sich einfädelnden Neulinge gibt es natürlich auch keine
>> Information, dass HIER eben keiner nach links fährt...
> Ähmmm... da ist doch diese weiße Linie auf der Straße. Haben die
> Einfahrer keine Augen?
>
Die weiße Linie grenzt nicht die Einfädelspur zur Autobahn ab, sondern 
befindet sich zwischen der linken Überholspur und der rechten Fahrspur. 
Dass da eine durchgezogenene Linie ist, ist für Einfädler nur schwer zu 
erkennen. Zum einen sind sie damit beschäftigt sich einzufädeln, zum 
anderen verdecken ja die auf der rechten Spur fahrenden Fahrzeuge die 
durchgezogene Linie zum Teil.

von Michael K. (charles_b)


Lesenswert?

Harald Wilhelms schrieb:
> Michael K-punkt schrieb:
>
>> Was MIR Stress macht: zweispurige Autobahnen, bei denen im Bereich einer
>> Einfahrt in der Mitte eine durchgezogene Linie ist (mit unterbrochenen
>> Streifen links davon),
>
> Das kenne ich aber nur genau umgekehrt, speziell bei Raststätten
> bei denen viele LKWs rauskommen.
> Gruss
> Harald

...dass man da nicht von links nach rechts wechseln darf. Ja, so was 
ergbt dann aber auch Sinn.

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Lothar Miller schrieb:
> Ich auch nicht. Ich fahre (notgedrungen) jeden Tag 15 mal durch
> Kreisverkehre und es ist unglaublich, wie blöd manche ihren Signalgeber
> betätigen oder auch nicht.

Energiesparende Fahrer setzen den Blinker im Zuge der Lenkerbewegung und 
keine Sekunde vorher. Sehr hilfreich. Andere erkennen diese 
Unsinnigkeit, und setzen ihn deshalb überhaupt nicht.

von Michael K. (charles_b)


Lesenswert?

A. K. schrieb:

> Energiesparende Fahrer setzen den Blinker im Zuge der Lenkerbewegung und
> keine Sekunde vorher. Sehr hilfreich. Andere erkennen diese
> Unsinnigkeit, und setzen ihn deshalb überhaupt nicht.

Blinker ist für viele eh blöd: geht - geht nicht - geht - geht nicht...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Michael K-punkt schrieb:
> Die weiße Linie grenzt nicht die Einfädelspur zur Autobahn ab, sondern
> befindet sich zwischen der linken Überholspur und der rechten Fahrspur.
Kenne ich, gibt es vereinzelt und verhindert die "schnellen" Unfälle, wo 
Tante Elvira ohne nach hinten zu sehen (vom plötzlichen Auftauchen eines 
Autos in einer Einfahrt überrascht) auf die linke Spur vor den Ferrari 
wechselt...

> Dass da eine durchgezogenene Linie ist, ist für Einfädler nur schwer zu
> erkennen.
Ja, da müssten die ja mal seitlich aus ihrem Auto rausschauen.
Aber es ist auch schnurzegal, was da irgendwo draufgemalt ist. Ich darf 
als Einfahrender erst von der Beschleunigungsspur auf die Autobahn 
wechseln, wenn da Platz ist. Und wenn da kein Platz ist und keiner Platz 
macht (oder machen kann), dann überlege ich mir bis zum Ende des 
Streifen mal was Neues. Und wenn danach eine Standspur kommt, kann ich 
das Problem noch weiter in die Zukunft verlegen...

Michael K-punkt schrieb:
> Blinker ist für viele eh blöd
Und dann "denken" die sich: wenn ich nichts mache, dann mache ich schon 
mal keinen Fehler...

von Michael K. (charles_b)


Lesenswert?

Lothar Miller schrieb:

> Ja, da müssten die ja mal seitlich aus ihrem Auto rausschauen.
> Aber es ist auch schnurzegal, was da irgendwo draufgemalt ist. Ich darf
> als Einfahrender erst von der Beschleunigungsspur auf die Autobahn
> wechseln, wenn da Platz ist.

...soweit die Theorie!

> Und wenn da kein Platz ist und keiner Platz
> macht (oder machen kann), dann überlege ich mir bis zum Ende des
> Streifen mal was Neues.

DU machst das so, die meisten zwängen sich kopfschüttelnd auf die 
Fahrbahn rein und meinen, man sei sturköpfig weil man nicht nach links 
gegangen ist.


P.S. Drum wechsel ich soweit möglich an solchen Stellen vorher auf die 
linke Bahn.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Michael K-punkt schrieb:
> P.S. Drum wechsel ich soweit möglich an solchen Stellen vorher auf die
> linke Bahn.
Ich auch. Aber ohne den Ferrari-Fahrer links drüben zur Vollbremsung zu 
nötigen...

von Sven P. (Gast)


Lesenswert?

Rufus Τ. Firefly schrieb:
>> In beiden Fällen jedoch nützt die Kontrolle über dein Fahrzeug
>> gerade exakt garnichts, weil du effektiv keine Chance hat,
>> da der andere ja in deinen Sicherheitsabstand reingefahren
>> ist, den du eigentlich für genau solche Situationen zum
>> Bremsen freihälst.
>
> Vorausschauendes Fahren beinhaltet das Rechnen mit solchen Situationen
> und also auch die Bereitschaft, langsamer zu werden, wenn man auf der
> rechten Spur an einer Auffahrt vorbeifährt, auf der offensichtlich
> gerade ein Auto unterwegs ist.

Vorausschauendes Fahren heißt aber auch für denjenigen auf der Auffahrt, 
zu bremsen oder Gas zugeben, denn er hat Vorfahrt zu gewähren. 
Insbesondere hat er sich dem fließenden Verkehr anzupassen, nicht 
umgekehrt. Das ist jetzt auch kein Grund, die Schuld umzuverteilen.

Dazu gibt es doch Gesetze und Regeln: um sich dran zu halten und daran 
zu urteilen, wenn es zum Streitfall kommt. Wenn dann aber doch wieder an 
jeder Regel irgendwie herumgebogen wird... tja dann kannst eigentlich 
auch gleich vor jede Einmündung Stoppschilder stellen. Weil es ja immer 
sein könnte, ...

Mit dem Autobahn-Beispiel: Ich halte mich jetzt nicht für blöde, ich 
reagiere dann auch und fahr notfalls auf die Überholspur, um Platz zu 
machen. Nur trage ich dann möglicherweise wieder die volle Schuld, wenn 
dabei was passiert[1].


...
[1] http://www.verkehrslexikon.de/Texte/BABEinfahren06.php

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Lothar Miller schrieb:

> Ich darf
> als Einfahrender erst von der Beschleunigungsspur auf die Autobahn
> wechseln, wenn da Platz ist.

Auf einer Autobahneinfahrt hatte ich mal einen schweren Unfall. Mir 
krachte einer hinten drauf, so daß das Heck ziemlich weg war. Dabei 
wurde ich noch auf die normale rechte Fahrspur geschoben. Wenn dort 
einer mit voller Geschwindigkeit gekommen wäre, ich darf gar nicht mehr 
daran denken...

Und zwar war durch eine Baustelle die Beschleunigungsspur weg, man mußte 
zum Einbiegen in die Autobahn wirklich stehen bleiben.

Der Typ hinter mir stieg aus, und begann plötzlich, mich wüst zu 
beschimpfen. Er wäre ungebremst in die Autobahn eingefahren, wenn ich 
ihn nicht gebremst hätte.

So, sagte ich, komm mit, ich zeig dir mal was. Wir gingen dann ein paar 
Meter die Einfahrt runter, und huch, da stand doch plötzlich ein Schild 
Vorfahrt achten. Es war dann sofort Ruhe, als die Verkehrsregeln geklärt 
waren. Natürlich bekam ich 100% Recht, und das Auto ersetzt, der Gegner 
machte im Folgenden auch keinerlei Anstalten mehr.

Glücklicherweise hatten die Autos schon seit einer Weile Kopfstützen, 
sonst wäre es mir auch so gegangen, wie dem Mann oben mit dem 
Genickbruch. Die Auffahrgeschwindigkeit war ungefähr 70km/h, die dort 
erlaubt waren.

von Stefan M. (derwisch)


Lesenswert?

Ein PKW der nicht blinkt ( obwohl er müsste ) ist kein Freibrief für 
andere ( blau ) einfach loszufahren!
Da liegt der Knackpunkt.
PKW blau kriegt eins auf die Mütze...

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Der Linksabbieger ist sogar dann in der Haftung, wenn er mit einem 
entgegenkommenden Fahrzeug zusammenstößt, das rechtswidrig bei Rot 
fährt:

http://www.focus.de/auto/ratgeber/recht/verkehrsrecht-linksabbieger-haftet-auch-bei-unfall-mit-ampelsuender_aid_670383.html

Fragt sich, ob in diesem Fall ein grüner Räumpfeil vorhanden war, denn 
Lichtsignale sind bekanntermaßen höher priorisiert als Vorfahrtsregeln.

von Maik F. (sabuty) Benutzerseite


Lesenswert?

Der grösste Fehler, den man als Verkehrsteilnehmer (egal ob Auto, 
Fahrrad, zu Fuss) machen kann, ist, davon auszugehen, dass sich auch nur 
ein einziger anderer Teilnehmer an die Verkehrsregeln hält.

Manchmal, aber selten, hilft es auch, sich vor einem potentiellen 
Wutausbruch klar zu machen, wie die anderen Verkehrsteilnehmer eine 
Situation eingeschätzt haben könnten. Nicht immer sind Ignoranz, 
Unfähigkeit oder Absicht am Werk.

Beim Thema Blinken bin ich mir manchmal nicht sicher, ob bewusst nicht 
geblinkt wird ("Man sieht ja, dass ich die Spur wechsel/abbiege/aus dem 
Kreisverkehr ausfahre/..."), die Aufmerksamkeit nicht da ist 
(telefonieren/Beifahrer/am Navi rumspielen/...) oder 
Ignoranz/Gleichgültigkeit ("Blinkerverschleiss kostet mich Geld!") der 
Grund ist.

Was bei mir dieses Jahr bisher am häufigsten zu brenzligen Situationen 
geführt hat: Ich auf der linken Spur schnell unterwegs (>200), 
zweispurige Autobahn, rechts zieht einer, der meine Geschwindigkeit 
vollständig unterschätzt, auf meine Spur, um an einem LKW 
vorbeizufahren. Dabei wird entweder gar nicht oder viel zu spät 
geblinkt. Ich bin schnell unterwegs und rechne damit, aber manchmal 
waren wirklich heftige Bremsungen von 220 auf 110 notwendig, damit es 
nicht kracht. Nun fragt man sich: Die Leute schauen nur einmal/keinmal 
in den Rück/Aussenspiegel? Können keine Geschwindigkeiten einschätzen, 
weil sie selbst nur mit 110 hinter dem LKW hinterherfahren? Sind absolut 
lebensmüde? Denken, ach, der wird mich schon reinlassen?... Dass die 
dabei ihr eigenes und auch mein Leben riskieren, soweit wird da wohl nie 
gedacht.

Nächstes Thema: 2 spurige Kreisverkehre in Deutschland. Bücher könnte 
man damit füllen.

Nach über 20000 km Autobahn dieses Jahr fahr' ich ab November wieder mit 
dem Fahrrad zur Arbeit, es reicht.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


Lesenswert?

Maik Fox schrieb:
> Was bei mir dieses Jahr bisher am häufigsten zu brenzligen Situationen
> geführt hat: Ich auf der linken Spur schnell unterwegs (>200),

Dieser Satzanfang reicht schon.

Damit hast Du genau das Problem auf den Punkt gebracht.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


Lesenswert?

Maik Fox schrieb:
> Nun fragt man sich: Die Leute schauen nur einmal/keinmal
> in den Rück/Aussenspiegel? Können keine Geschwindigkeiten einschätzen,
> weil sie selbst nur mit 110 hinter dem LKW hinterherfahren? Sind absolut
> lebensmüde? Denken, ach, der wird mich schon reinlassen?... Dass die
> dabei ihr eigenes und auch mein Leben riskieren, soweit wird da wohl nie
> gedacht.

Ganz einfach: Die Autobahn ist keine Rennstrecke und du hast die linke 
Spur nicht gepachtet. Du kannst nicht per se verlangen, dass alle 
anderen Verkehrsteilnehmer jetzt hinter LKWs herdödeln müssen.

Dass die Verkehrsteilnehmer dabei fahrlässig handeln, wenig/gar nicht 
blinken oder im letzten Moment herausziehen kann man denen natürlich 
ankreiden.
Man könnte aber genauso ankreiden, dass du in dieser Situation nicht 
automatisch langsamer wirst, sondern erwartest, dass die Anderen 
Teilnehmer dir "unterliegen".

von Maik F. (sabuty) Benutzerseite


Lesenswert?

Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Maik Fox schrieb:
>> Was bei mir dieses Jahr bisher am häufigsten zu brenzligen Situationen
>> geführt hat: Ich auf der linken Spur schnell unterwegs (>200),
>
> Dieser Satzanfang reicht schon.
>
> Damit hast Du genau das Problem auf den Punkt gebracht.

Ich detailliere das mal.

Sehr leere Autobahn (A94), bis auf den LKW und einen, der dem 
hinterherfährt. Währe ich mit der Richtgeschwindigkeit unterwegs 
gewesen, hätte ich in jedem Fall auch bremsen müssen. Man fragt sich 
nur, ob derjenige, der hinter dem LKW herfährt, nicht einfach 2 Sekunden 
warten kann...

von Maik F. (sabuty) Benutzerseite


Lesenswert?

Simon K. schrieb:
> Man könnte aber genauso ankreiden, dass du in dieser Situation nicht
> automatisch langsamer wirst, sondern erwartest, dass die Anderen
> Teilnehmer dir "unterliegen".

Du erwartest also, dass auf der jeweils linken Spur zu deiner immer so 
gefahren wird, dass du problemlos nach links wechseln kannst, weil ein 
Verkehrsteilnehmer vor dir (zB ein LKW) 5 km/h langsamer unterwegs ist, 
als du? Auch wenn auf der Strasse eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h 
gegeben ist? Wie soll denn da noch ein anständiger Verkehrsfluss 
zusammen kommen?

Ich erwarte im weiteren überhaupt nichts. Ich fahre rechts, wenn ich 
nicht überhole, und wechsle nach links, wenn ich wen überholen will. 
Dafür ist ein mehrspuriger Ausbau da.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Das war in der DDR explizit verboten, aber die DDR ist vorbei.

Allerdings waren DDR-Autobahnen eben auch nur 1/10 so voll, sodass
man das aus diesem Verhalten entstehende zusätzliche Risiko vermeiden
wollte, indem man dies gleich rundheraus verbietet.

Auf DDR-Autobahnen war es auch durchaus üblich, Auffahrten (von
untergeordneter Bedeutung oder an einem Parkplatz) zu haben, die
einfach nur mit einem Stoppschild versehen waren, sodass man ohne
Auffädelspur dann losfahren musste.  War bei der damaligen Belegung
und den durchschnittlich gefahrenen Geschwindigkeiten (die meisten
Fahrer haben da die zulässigen 100 km/h gar nicht ausgereizt, obwohl
selbst ein ordentlicher Trabbi das zumindest in der Ebene geschafft
hätte) kein Problem.

Wenn ich mir dem Motorrad 105 km/h durchgefahren bin (Tacho gegen die
Kilometrierung kontrolliert, der stimmte; die 105 waren so das Maß,
bei dem man bei einer Kontrolle nicht rausgewunken worden wäre), dann
hat mich damals keiner mehr überholt.  Hab' ich aber selten gemacht,
weil die Kiste bei 95 km/h deutlich weniger Benzin braucht, und selbst
dann wurde man eher selten überholt.

von Läubi .. (laeubi) Benutzerseite


Lesenswert?

Maik Fox schrieb:
> Wie soll denn da noch ein anständiger
> Verkehrsfluss zusammen kommen?
Staus entstehen nicht durch zu langsames sondern durch zu schnelles 
fahren... ~ 80 - 90 km/h ist die optimale Geschwindigkeit, weswegen bei 
Staugefahr auch die Geschwindigkeit an einigen Stellen per 
Elektronischen Schilder reduziert wird, sodass ein Gleichmäßiges 
vorankommen gewährleistet ist.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Maik Fox schrieb:

> Nächstes Thema: 2 spurige Kreisverkehre in Deutschland. Bücher könnte
> man damit füllen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Magic_Roundabout_%28Swindon%29

:-)

von Maik F. (sabuty) Benutzerseite


Lesenswert?

Läubi .. schrieb:
> Maik Fox schrieb:
>> Wie soll denn da noch ein anständiger
>> Verkehrsfluss zusammen kommen?
> Staus entstehen nicht durch zu langsames sondern durch zu schnelles
> fahren... ~ 80 - 90 km/h ist die optimale Geschwindigkeit, weswegen bei
> Staugefahr auch die Geschwindigkeit an einigen Stellen per
> Elektronischen Schilder reduziert wird, sodass ein Gleichmäßiges
> vorankommen gewährleistet ist.

In solchen Situationen wird dann sowieso von den Meisten auf den "ich 
überhole konsequent rechts, weil der Verkehr ist ja recht dicht und der 
Typ vor mir fährt ja nur 88"-Modus geschaltet.

Mein Extrembeispiel oben fand wirklich zum wiederholten Male auf der 
wirklich sehr sehr sehr leeren A94 statt. Und ich rechne ja wie gesagt 
auch damit, dass jemand auf meine Spur wechselt. Nur eben eigentlich 
nicht mehr, wenn ich quasi schon neben ihm fahre ;)

Ich halte sehr grosse Sicherheitsabstände ein und fahre "zügig 
defensiv". Bitte verwechslt mich nicht mit dem 
5m-Abstand-Xenonlicht-Lichthupe-Linksblinker, der wirklich die linke 
Spur gepachtet hat.

von Maik F. (sabuty) Benutzerseite


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> http://de.wikipedia.org/wiki/Magic_Roundabout_%28Swindon%29

:] Leider habe ich den noch nicht live gesehen.

Was ich aber live kenne, sind diese Teile hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kreisverkehr#Turbokreisverkehr
Speziell den auch erwähnten in Baden-Baden. Das Zitat "Turbo-Kreisel 
sollten einen Mindestdurchmesser von 60m haben, um einfahrenden 
Fahrzeugen ausreichende Sichtfelder für die Einfahrtsituation zu 
bieten." (Wiki) wurde dort gründlich missachtet. Das Teil in Baden-Baden 
ist mit einem grossen Hügel in der Mitte und Leitplanken, die die Sicht 
auf den Verkehr im Kreisverkehr komplett behindern, bis man komplett 
rangefahren ist, alles andere als ein Turbokreisel (wenn man von der 
anfänglichen Entwicklung der Unfallzahlen absieht...). Siehe auch auf 
dem Bild hier: http://www.tageblatt.de/main.cfm?DID=1671051

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Maik Fox schrieb:

> Zieht einer auf meine Spur, um an einem LKW vorbeizufahren.

...und Du hast den LKW nicht gesehen? Bei einer solchen Situation
sollten eigentlich sämtliche innere Warnlampen angehen. Ich achte
da z.B. immer aufs linke Vorderrad, weil man da einen Spurwechsel
zuerst sieht.
Gruss
Harald
PS: Spruch auf dem Grabstein: Hier liegt Emma, Sie hatte Vorfahrt.

von Maik F. (sabuty) Benutzerseite


Lesenswert?

Harald Wilhelms schrieb:
> Maik Fox schrieb:
>
>> Zieht einer auf meine Spur, um an einem LKW vorbeizufahren.
> ...und Du hast den LKW nicht gesehen? Bei einer solchen Situation
> sollten eigentlich sämtliche innere Warnlampen angehen. Ich achte
> da z.B. immer aufs linke Vorderrad, weil man da einen Spurwechsel
> zuerst sieht.

Wie soll man sich denn deiner Meinung nach auf einer normal gefüllten 
Autobahn wie der A5 oder der A8 verhalten?

Normal gefüllt heisst dabei, bei 3-spurigem Ausbau ist die rechte Spur 
zu 90% mit LKW gefüllt und die mittlere mit 30%. Bei 4-spurigem Ausbau 
eben die rechte und die erste Spur von rechts. Dort werden im 
Sekundentakt LKWs überholt, denen andere Autos hinterherfahren, und 
diese Autos auch wieder von anderen Autos auf den weiter inner liegenden 
Spuren überholt werden. Dabei ist die Geschwindigkeit auf der linken 
Spur tagsüber meist in Richtung 150 km/h.

Wenn man 130 fahren will, ist man also in einer Situation, dass alle 
inneren Warnlampen konstant leuchten (das sollten sie auch, und daher 
ist Autobahnfahren auch so stressig :D).

Wenn man 100 fahren will, hat man zumindest auf der A8 sehr schnell das 
Problem, dass man nicht zwischen den LWKs fahren kann, da die bei den 
vielen Steigungen deutlich unter 100 fahren.

Wenn man 80 fahren will, sieht man auf den Landstrassen deutlich mehr 
und kann zwischendurch auch mal zum Essen anhalten.

Statistisch sind allerdings die Landstrassen tödlicher.

Was ein dummes Dilemma :)
Daher für mich wieder Fahrrad.

Nebenbei: zB in Frankreich Autobahn fahren finde ich deutlich 
stressfreier. Tempomat auf 130 und ab und an mal Maut zahlen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Maik Fox schrieb:
> Daher für mich wieder Fahrrad.

In der Stadt ja gar kein Problem, man kommt eben nur nicht "mal
schnell" 100 km weit weg.  Wenn dann auch noch die Bahn ihre
Angebote immer weiter ausdünnt ...

> Nebenbei: zB in Frankreich Autobahn fahren finde ich deutlich
> stressfreier.

Es ist überall stressfreier als in Deutschland. ;-)  Als ich das
erste Mal in Dänemark war, kam ich mir vor wie auf einer DDR-
Autobahn. :-)  Alles total ruhig und gesittet (damals hatten sie
gerade vmax von 100 auf 110 km/h heraufgesetzt, fuhren aber nur
wenige).

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> Es ist überall stressfreier als in Deutschland.

Vom (mehr oder weniger ehemaligen) Ostblock habe ich anderes gehört, da 
scheinen noch deutlich derbere Sitten zu herrschen.

Für das südliche/nördliche und westliche Europa aber kann ich nur 
zustimmen. Auch auf Sizilien oder in Großbritannien ist es stressfreier 
als in Deutschland.

In Holland ist allerdings die extrem schlechte Ausschilderung der 
Autobahnen ein Ärgernis.


Gut, ich bin auch den Verkehr auf der A100 gewohnt, der nachgesagt wird, 
die am dichtesten befahrene Straße Europas zu sein, deswegen empfinde 
ich die M25 (das ist die Ringautobahn um London) oder auch die A86 (das 
Äquivalent davon in Paris) eher als entspannend.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Lesenswert?

Hauptunfallursache auf Autobahnen (aber teilweise auch auf anderen
Straßen) ist ja nicht die zu hohe Absolut-, sondern die zu hohe
Relativgeschwindigkeit.

Dewegen überhole ich auf Autobahnen grundsätzlich nur mit einem Δv von
30 km/h, in Ausnhamefällen auch mal 40 km/h, aber nie 100 km/h oder noch
mehr. Das maximal akzeptable Δv hängt aber stark vom seitlichen Abstand
zum Überholten ab:

Es kann auch 70 km/h betragen, wenn ich auf einer dreispurigen Autobahn
die linke Spur zu Überholen eines auf der rechten Spur fahrenden Fahr-
zeugs nutzen kann, so dass die mittlere Spur als Sicherheitsbereich
fungiert (natürlich nur, wenn auf der dritten Spur nicht schon ein
Schnellerer fährt).

Es kann aber auch auf 10 km/h oder noch weniger beschränkt sein, wenn
ich auf einer Landstraße mit Gegenverkehr einen Radfahrer überhole.

von Jeffrey L. (the_dude)


Lesenswert?

das funktioniert aber leider nur wenn Du auch in den "Unfallgegener" 
hinein fährst. Drängt er Dich in Richtung Leitplanke ab hast Du Pech, 
den diese hat Tempo 0!

Leider zeigt die Erfahrung dass der schreckhafte Autofahrer immer dazu 
neigt das Lenkrad zu vereisen wenn er sieht dass es von rechts zu einem 
Aufprall kommen könnte. :-(


Geht mir nicht anders, ich weiß nicht ob ich einem Schreckmoment noch 
rational denken könnte oder ob ich einfach anfange zu kurbeln
(toi, toi, toi)

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Jeffrey Lebowski schrieb:

> Dazu neigt, das Lenkrad zu vereisen.

Das passiert zum Glück nur im Winter. :-)
Meint
Harald

von Maik F. (sabuty) Benutzerseite


Lesenswert?

Yalu X. schrieb:
> Hauptunfallursache auf Autobahnen (aber teilweise auch auf anderen
> Straßen) ist ja nicht die zu hohe Absolut-, sondern die zu hohe
> Relativgeschwindigkeit.
>
> [Verfahrensbeschreibung]

Ok, seh' ich ein.

Jedoch dürfte dein Verfahren in der Praxis dazu führen, dass du auch ab 
und an überholt wirst. Hier kannst du die Δv allerdings nicht mehr 
kontrollieren.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


Lesenswert?

Harald Wilhelms schrieb:
>> Dazu neigt, das Lenkrad zu vereisen.
>
> Das passiert zum Glück nur im Winter. :-)

OT:
Woher stammt eigentlich die in letzter Zeit zunehmende Unfähigkeit, 
scharfe und weiche "s" korrekt zu schreiben? Ich sehe hier häufiger 
"Rießenprobleme" und "Zuweißungen", aber auch, wie hier, das "vereisen" 
anstelle von "Verreißen".
Hat das mit der ebenso ausgeprägten Unfähigkeit zu tun, "denn" und "den" 
(kurzes und langes 'e') auseinanderzuhalten?

Werde ich alt?

von Jeffrey L. (the_dude)


Lesenswert?

Harald Wilhelms schrieb:
> Jeffrey Lebowski schrieb:
>
>> Dazu neigt, das Lenkrad zu vereisen.
>
> Das passiert zum Glück nur im Winter. :-)
> Meint
> Harald

Ok, ich gebe ein "r" dazu und tausche das "s"gegen ein „ß“;-)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Werde ich alt?

Unbestritten. :-))

(Ich auch.  Alle anderen ebenso ...)

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Yalu X. schrieb:
> Hauptunfallursache auf Autobahnen (aber teilweise auch auf anderen
> Straßen) ist ja nicht die zu hohe Absolut-, sondern die zu hohe
> Relativgeschwindigkeit.

Wobei man erstaunlicherweise auf deutschen Autobahnen trotz fehlenden 
Tempolimits wesentlich sicherer fährt als in Ortschaften oder auf 
Landstraßen. Das belegt die Unfallstatistik. 2011 betrug der Anteil nur 
6% aller Unfälle mit Personenschäden und 12% der tödlichen Unfälle.

http://www.dvr.de/betriebe_bg/daten/unfallstatistiken.htm

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


Lesenswert?

Icke ®. schrieb:
> Wobei man erstaunlicherweise auf deutschen Autobahnen trotz fehlenden
> Tempolimits wesentlich sicherer fährt als in Ortschaften oder auf
> Landstraßen.

Naja, da kommen noch ein paar andere Faktoren hinzu; Autobahnen sind 
frei von Kreuzungen und Gegenverkehr.

Interessant wird der Vergleich also erst dann, wenn man bei den Unfällen 
in Ortschaften und auf Landstraßen nur die betrachtet, bei denen kein 
Gegenverkehr und keine Kreuzungen beteiligt waren.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

OT:
Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Werde ich alt?
Ich würde eher sagen: du hast Erfahrung... ;-)

Die Schlampigkeit kommt m.M. von der Hektik, in der das Ganze in die 
Selbstkorrektur von Smartphones eingehckt werden muss. Und hinterher ist 
keine Zeit für eine Nachbesserung. So kommt auch der allseits beliebte 
"wiederwärtige Wiederstand" zustande...

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Lesenswert?

Jeffrey Lebowski schrieb:
> das funktioniert aber leider nur wenn Du auch in den "Unfallgegener"
> hinein fährst. Drängt er Dich in Richtung Leitplanke ab hast Du Pech,
> den diese hat Tempo 0!

Das stimmt schon. Mit etwas Glück passiert dabei aber außer Blechschaden
nicht so arg viel, denn die Leitplanke ist ja — ihrem Namen entsprechend
— dafür gemacht, dass ein Fahrzeug ein Stück daran entlangschleift. Und
solange mich der Unfallgegner sanft dagegendrückt, brauch ich nicht
einmal Angst davor haben, ins Schleudern zu kommen ;-)

Maik Fox schrieb:
> Hier kannst du die Δv allerdings nicht mehr kontrollieren.

Das nicht, ich kann aber kontrollieren, wie aufmerksam ich vor einem
Spurwechsel nach mich überholenden Fahrzeugen Ausschau halte.

Wobei ich aber zugeben muss, dass mir die Einschätzung der Geschwindig-
keit bei einem schnellen Fahrzeugs schwerer fällt als bei einem lang-
samen, und zwar einfach deswegen, weil ich ein schnelles Fahrzeug schon
in sehr viel größerer Entfernung als schnell erkennen muss.

Kommt beispielsweise ein Bugatti mit 400 km/h von hinten angebrettert
(zum Glück noch nie erlebt), müsste ich dessen hohe Geschwindigkeit
schon erkennen, wenn er noch mindestens 1 km von mir entfernt ist. In
dieser Entfernung ist das Auto aber nur ein Pünktchen, da ist nicht
allzu viel mit Geschwindigkeitsschätzung.

Icke ®. schrieb:
> Wobei man erstaunlicherweise auf deutschen Autobahnen trotz fehlenden
> Tempolimits wesentlich sicherer fährt als in Ortschaften oder auf
> Landstraßen.

Ja, denn dort sind die Relativgeschwindigkeiten (leider oft unvermeid-
bar) häufig größer als auf Autobahnen. Beispiele:

  Auto <-> wartendes Auto an Einmündung: bis zu  80 km/h
  Auto <-> Fußgänger:                    bis zu 100 km/h
  Auto <-> entgegenkommendes Auto:       bis zu 200 km/h

Zudem sind die seitlichen Abstände meist geringer.

Wenn man aber bedenkt, welch winzige Lenkbewegung für die Dauer von nur
einer Sekunde ausreicht, um bei 100 km/h das eigene Auto in den Gegen-
verkehr zu steuern, wundert es einen schon, dass nicht sehr viel mehr
Frontalunfälle passieren.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Icke ®. schrieb:

> http://www.dvr.de/betriebe_bg/daten/unfallstatistiken.htm

Die überwiegend meisten Unfälle passieren auch heute noch innerorts, 
also bei Geschwindigkeiten bis 50km/h, ich hatte es schon befürchtet.

Bei der Post hatte ich als Fahrer mit Kundendienstfahrzeugen regelmäßig 
Verkehrsschulungen, und die verpufften bei mir auch nicht im Nirvana. 
Heute fahre ich defensiver.

Als zweithäufigste Unfallursache bekam ich immer einen Spurwechsel auf 
innerstädtischen Mehrspurenstraßen angegeben. Das hat sich bei mir als 
besonders beachtenswert eingefressen.

von Maik F. (sabuty) Benutzerseite


Lesenswert?

Yalu X. schrieb:
> Wobei ich aber zugeben muss, dass mir die Einschätzung der Geschwindig-
> keit bei einem schnellen Fahrzeugs schwerer fällt als bei einem lang-
> samen, und zwar einfach deswegen, weil ich ein schnelles Fahrzeug schon
> in sehr viel größerer Entfernung als schnell erkennen muss.
>
> Kommt beispielsweise ein Bugatti mit 400 km/h von hinten angebrettert
> (zum Glück noch nie erlebt), müsste ich dessen hohe Geschwindigkeit
> schon erkennen, wenn er noch mindestens 1 km von mir entfernt ist. In
> dieser Entfernung ist das Auto aber nur ein Pünktchen, da ist nicht
> allzu viel mit Geschwindigkeitsschätzung.

Der Trick ist hier, zwei Mal nacheinander in den Spiegel zu schauen. Das 
funktioniert mit etwas Übung sehr gut und lenkt einen auch nicht 
kontinuierlich vom Geschehen vor einem ab, während man 
Geschwindigkeitsabschätzungen für den annähernden Verkehr durchführt.

Eine langsame Veränderung (Grösse) lässt sich so besser kognitiv 
erfassen, man denke an Zeitrafferaufnahmen.

Yalu X. schrieb:
> Auto <-> entgegenkommendes Auto:       bis zu 200 km/h

Darüber habe ich mir gerade auf der Heimfahrt (Autobahn, 119 km/h 
Realgeschwindigkeit, mehr wäre mir zu teuer) Gedanken gemacht.

Man könnte sagen, dass 200 km/h auf einer leeren Autobahn ein ähnliches 
Gefährungspotential bieten wie 100 km/h auf einer Landstrasse mit 
Gegenverkehr (und potentiell überholendem Gegenverkehr).

Klar, gegen feststehende Hindernisse hat man auf der Autobahn damit auch 
200 km/h Aufprallgeschwindigkeit. Nur gibt es auf der Autobahn /in der 
Regel/ keine Bäume und Fussgänger, und die baulichen Gegebenheiten 
sollten auch sonstige Überraschungen vermeiden. Ein Restrisiko bleibt 
aber immer.

von Maik F. (sabuty) Benutzerseite


Lesenswert?

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Als zweithäufigste Unfallursache bekam ich immer einen Spurwechsel auf
> innerstädtischen Mehrspurenstraßen angegeben. Das hat sich bei mir als
> besonders beachtenswert eingefressen.

Finde ich plausibel. Innerstädtisch darf man ja prinzipiell rechts 
überholen. Wenn man das tut, muss man allerdings damit rechnen, dass der 
Überhohlte eben gerade nicht damit rechnet.

Der tote Winkel rächt sich gerade bei kleinen Δv, da die Zeit des 
Aufenthalts im kritischen Bereich dadurch verhältnismässig hoch ist. Und 
mein nicht so altes Auto hat zum Beispiel am rechten Aussenspiegel 
keinen asphärischen Bereich, der das abdecken könnte. Wer keinen 
routinemässigen Schulterblick macht, hat verloren. Un den machen 
erschreckend viele beim Spurwechsel nach rechts nicht...

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Maik Fox schrieb:
> Man könnte sagen, dass 200 km/h auf einer leeren Autobahn ein ähnliches
> Gefährungspotential bieten wie 100 km/h auf einer Landstrasse mit
> Gegenverkehr

Das lässt außer acht, dass die Geschwindigkeit mit dem Quadrat in die
Energie eingeht.  Die Energie ist nicht erst für die Folgen beim
Aufprall entscheidend, sondern auch beispielsweise für die Länge
des Bremswegs.

von Maik F. (sabuty) Benutzerseite


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> Maik Fox schrieb:
>> Man könnte sagen, dass 200 km/h auf einer leeren Autobahn ein ähnliches
>> Gefährungspotential bieten wie 100 km/h auf einer Landstrasse mit
>> Gegenverkehr
>
> Das lässt außer acht, dass die Geschwindigkeit mit dem Quadrat in die
> Energie eingeht.  Die Energie ist nicht erst für die Folgen beim
> Aufprall entscheidend, sondern auch beispielsweise für die Länge
> des Bremswegs.

Die 500 m Anhalteweg, die ich auf der leeren Autobahn bei 200 km/h haben 
mag, sehe ich aber normalerweise auch vollständig ein. Da sind keine 
Kurven im Weg, keine Bäume, kein Gegenverkehr, keine Einmündungen, kein 
Traktor, kein Radfahrer.

Deswegen sagte ich "ähnlich".

Relevant ist nur, dass man Autobahnen benutzen kann, Landstrassen aber 
benutzen muss.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Maik Fox schrieb:

> Finde ich plausibel. Innerstädtisch darf man ja prinzipiell rechts
> überholen. Wenn man das tut, muss man allerdings damit rechnen, dass der
> Überhohlte eben gerade nicht damit rechnet.

So, ich nannte mal die zweithäufigste innerstädtische Unfallurache.

Die Häufigste war Rückwärtsfahren, beim Rangieren, aus Ausfahrten 
heraus, was auch immer.

von Walter R. (improv)


Lesenswert?

Also fahrt vorsichtig, bei einem Unfall* gibt es keinen Gewinner. Beide 
Parteien erwischt es mehr oder weniger schwer. Danke für alle Beiträge, 
auch wenn sie teilweise leicht vom Thema schweiften.

Gruß,
der Threadstarter

* http://www.liveleak.com/view?i=b25_1351196351

von Dipl.- G. (hipot)


Lesenswert?

Walter Reiter schrieb:

> Ich im blauen PKW, blinke rechts.
> Grüner PKW kommt mir entgegen, blinkt nicht, ich fahre los (nach
> rechts).
> Es kommt zu einem Unfall, da grüner PKW ohne Anzuzeigen links abbiegt.
>
> Hat grüner PKW volle Schuld oder trägt blauer PKW Teilschuld?
>
> Wenn Teilschuld, warum?


Mein Fahrlehrer hat immer gesagt: "Du Ost-Schwein!", weil ich die 
"abknickende Vorfahrtsstraße" immer noch wie damals in der DDR 
"abbiegende Hauptstraße" nannte und in guter ostdeutscher Tradition 
nicht blinkte, denn jeder muß mir Vorfahrt lassen. Er sagte eindeutig, 
daß ich für diese Geschichte in der Prüfung auf der Stelle durch bin. 
Laut StVO der BRD muß geblinkt werden. Das heißt, das Auto auf der 
Hauptstraße ... Vorfahrtsstraße Verzeihung! bekommt höchstwahrscheinlich 
eine Teilschuld reingezimmert.



.

von Michael K. (charles_b)


Lesenswert?

Osten-Westen!

Bei vielen Beleuchtungs-Errungenschaften beim blauen C kann man ja lesen

Nicht im Bereich der StVZO zugelassen!

Sagt Achmet: Was weis isch stvzo? Wo is das? Ich fahr eh nur aldi und 
marzahn!

von A. $. (mikronom)


Lesenswert?

Maik Fox schrieb:
> Die 500 m Anhalteweg, die ich auf der leeren Autobahn bei 200 km/h haben
> mag,

Wenn ich bei 200 Sachen 500 m Anhalteweg brauchen würde, dann würde ich 
mich unter keinen Umständen überhaupt erst in das Auto setzen, denn ich 
oder das Auto wären kaputt! Also entweder du bist fahruntüchtig oder 
dein Auto ist es!

von A. $. (mikronom)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> Das lässt außer acht, dass die Geschwindigkeit mit dem Quadrat in die
> Energie eingeht.

Immer diese rundenden Schulphysiker mit ihren ungenauen Betrachtungen!

von Dipl.- G. (hipot)


Lesenswert?

Sven P. schrieb:

> Wenn ich mit der Richtgeschwindigkeit 130 über die Autbahn fahre, und es
> zieht jemand deutlich langsameres plötzlich aus dem
> Beschleunigungsstreifen vor mir raus

Derjenige hat Dir dann die Vorfahrt genommen, denn für 
Beschleunigungsstreifen gilt das dreieckige Schild "Vorfahrt gewähren" 
(auf BRD-Deutsch "Vorfahrt beachten" oder so) und "Vorfahrt gewähren" 
heißt auch, wenn ich keine Möglichkeit habe, vom Beschleunigungsstreifen 
auf die rechte Spur der Autobahn (die 130-km/h-Spur für langsamen 
Verkehr) zu kommen, ohne den Verkehrsfluß zu behindern, muß ich 
anhalten.

Wenn Du jemandem drauffährst, ist das also wie mit der abbiegenden 
Hauptstraße: eine Teilschuld, wobei das Vergehen des anderen (Vorfahrt 
genommen) schwerer wiegt.


Wenn ich aus den USA auf Heimaturlaub bin, muß ich sagen, daß die 
Deutschen insgesamt besser fahren und der Verkehr sehr viel effizienter, 
hierarchischer und autoritärer organisiert ist. Das ist sehr angenehm. 
Trotzdem gibt es genug Leuchten, vor allem in Südwestdeutschland, die 
keine Ahnung zum Fahren haben und in diesem deutschen 
Jetzt-komme-ich-System deutlich mehr Aggressionen verursachen. Hier in 
den Staaten bin ich - nachdem ich die ersten 6 Monate des 
Verkehrshorrors überlebt hatte - viel entspannter und rücksichtsvoller.

In Deutschland aus dem Flieger ab in den E-Klasse-Kompressor und nach 2 
Minuten schon kurz vor barbarischem Gebrülle und Wutausbrüchen, wenn auf 
der Autobahn wieder so ein seltendämlicher Hornochse mit Scheiß 160 auf 
der linken Spur herumzuckelt und eine gigantische Traube hinter sich 
herzieht. Freie Fahrt für freie Bürger, also schert euch von der 
mittlersten und der linken Spur fort, wenn ihr nicht zügig fahren wollt. 
Straßenkreuzen kann man bei 130 auf der rechten Spur machen. Dazu ist 
die nämlich vorhanden.


.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Dipl.- Gott schrieb:

> Mein Fahrlehrer hat immer gesagt: "Du Ost-Schwein!", weil ich die
> "abknickende Vorfahrtsstraße" immer noch wie damals in der DDR
> "abbiegende Hauptstraße" nannte und in guter ostdeutscher Tradition
> nicht blinkte, denn jeder muß mir Vorfahrt lassen.

Keine Ahnung, welche Traditionen du gepflegt hast, aber in der DDR war 
das Blinken an abbiegenden Hauptstraßen genauso Pflicht. Allgemein war 
die DDR-StVO wesentlich durchdachter als die bundesdeutsche, denn sie 
ließ keinen Raum für Auslegungen oder Mehrdeutigkeiten. Beste Beispiele 
sind die Vorfahrtsregelung an gleichrangigen Straßen (wer am weitesten 
von rechts kommt, hat Vorfahrt, egal wo er hinfährt) und das eindeutige 
Ende von Verboten/Tempolimits an der nächsten Kreuzung/Einmündung.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Andi $nachname schrieb:

> Wenn ich bei 200 Sachen 500 m Anhalteweg brauchen würde,

Vielleicht fährt er ja mit ner E-Lok. :-)
Gruss
Harald

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Lesenswert?

Icke ®. schrieb:
> Beste Beispiele sind die Vorfahrtsregelung an gleichrangigen Straßen
> (wer am weitesten von rechts kommt, hat Vorfahrt, egal wo er hinfährt)

War/ist das im Westen anders?

von Alex W. (Firma: FH) (olek)


Lesenswert?

Du bist schuld, grüner PKW hat vorfahrt.

Ähnliche Situation, du willst von einer Nebenstrasse auf eine 
Hauptstrasse, auf der Hauptstrasse kommt ein PKW und Signalisiert dir, 
er bigt vor dir ab, du fährst los, auf die Hauptstrasse, der kommende 
PKW ist, troz blinkens, weiter gefahren und dir voll rein, du bist aber 
schuld.

von J.-u. G. (juwe)


Lesenswert?

Alex W. schrieb:
> Du bist schuld, grüner PKW hat vorfahrt.
>
> Ähnliche Situation, du willst von einer Nebenstrasse auf eine
> Hauptstrasse, auf der Hauptstrasse kommt ein PKW und Signalisiert dir,
> er bigt vor dir ab, du fährst los, auf die Hauptstrasse, der kommende
> PKW ist, troz blinkens, weiter gefahren und dir voll rein, du bist aber
> schuld.

Wenn das tatsächlich stets so pauschal entschieden wird, stellt sich 
auch mir die weiter oben bereits angeführte Frage:

Wozu gibt es dann überhaupt Blinker am PKW?

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


Lesenswert?

J.-u. G. schrieb:
> Wozu gibt es dann überhaupt Blinker am PKW?

Um beim in-zweiter-Spur-Parken zum Warnblinken genutzt zu werden ... was 
widerum Geld kostet, wenn die Betriebsaufsicht vorbeikommt.

von Alex W. (Firma: FH) (olek)


Lesenswert?

Bliker ist nunmal nicht wirklich was verbindliches.
Es ist wie mit der Lichthupe, im falle einer will dich vorlassen und dir 
dann doch vollekanne reinfährt. Du stehtst in der Nachweispflicht!

Wenn in so einer Situation, jedoch viele Zeugen oder sogar ne 
Kameraaufzeichnung vorliegt, kann Teilschuld nachgewiesen werden oder 
sogar was zu deinem Gunsten(Kamera).

Dann wäre es nämlich schon ein Betrugsfall.... Jura ist scheisse, da 
jagt ein Fall den anderen aus verschiedenen Blickwinkeln -.-

von Läubi .. (laeubi) Benutzerseite


Lesenswert?

J.-u. G. schrieb:
> Wozu gibt es dann überhaupt Blinker am PKW?

Och Leute... Blinker hin oder her ist das kein Freifahrschein sondern 
man muss trotzdem mit der gebotenen Vorsicht Abbiegen! Ebenso wenn 
jemand bei Rot über die Straße läuft darfst du den trotzdem nicht 
einfach überbretzeln.

Da die Teilnahme am Straßenverkehr allein schon eine inhärente Gefahr 
mit Haftungsfolgen hat ist es für Kraftfahrzeuge halt auch 
vorgeschrieben eine Haftpflichtversicherung zu haben.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Yalu X. schrieb:

> War/ist das im Westen anders?

Ja, siehe diese Situation:

http://www.fahrtipps.de/frage/vorfahrt.php

Nach DDR-StVO hätte der Linksabbieger zuerst fahren müssen, weil er am 
weitesten von rechts kommt.

von A. $. (mikronom)


Lesenswert?

Icke ®. schrieb:
> Yalu X. schrieb:
>
>> War/ist das im Westen anders?
>
> Ja, siehe diese Situation:
>
> http://www.fahrtipps.de/frage/vorfahrt.php
>
> Nach DDR-StVO hätte der Linksabbieger zuerst fahren müssen, weil er am
> weitesten von rechts kommt.

Du solltest dabei erwähnen, dass in deinem Beispiel 
http://www.fahrtipps.de/frage/vorfahrt.php der blaue DDR-Fahrer hätte 
durchfahren müssen!

Die Westregelung ist allerdings auch eideutig lösbar, indem das blaue 
Auto in die Kreuzung fährt und dann abwartet, dass die anderen 
losfahren.

Die DDR-Regelung war aber auch kritisch, denn wenn rot und blau allein 
sind, dann hat rot Vorfahrt. Ist grün aber auch schon da, dann hätte 
blau zuerst fahren müssen. Wenn grün aber gerade ranrollt, dann könnte 
rot meinen grün ist noch nicht da (rot darf zuerst) und blau könnte 
meinen grün ist schon da (blau darf fahren). Und BUMS. Bei der 
Westregelung kann das nicht passieren.


Genau zu dem Thema (Änderung im Zeitverlauf) hätte ich auch noch was, 
jetzt mit Ampel:

Ich fahre heute morgen mit dem Fahrrad auf dem Radweg parallel zu einer 
Straße. Es kommt eine Kreuzung. Die Fahrradampel schaltet gerade auf rot 
(sie hat nur rot-grün). Ich hätte selbst mit einer Vollbremsung nicht 
rechtzeitig anhalten können, denn es geht auch noch leicht bergab und 
ich war sehr schnell unterwegs. Ich wäre wohl erst mitten auf der Straße 
zum stehen gekommen. Also bretter ich mit meiner Geschwindigkeit weiter.

Ein Porsche links auf der Straße parallel zu mir wollte an eben dieser 
Kreuzung nach rechts abbiegen, also genau durch meinen Fahrweg. Der 
meinte ganz offensichtlich, dass wenn er grün hat und er eine rote 
Fahrradampel sieht, dann hat er automatisch freie Fahrt auf dem 
Fahrradweg. Ich musste noch einen leichten Schlenker machen, um von ihm 
nicht abgeschossen zu werden, denn der ist zügig um die Kurve 
gebrettert. Wie es sich für einen echten Porschefahrer gehört hat er 
natürlich intensiv das in seine Genitalverlängerung eingebaute 
akustische Untertanenzurechtweisungsgerät benutzt, ich habe es noch 
gehört, als ich schon an der nächsten Kreuzung angekommen bin (wo ich 
sogar noch grün hatte).

Das ist jetzt noch viel schwieriger zu diskutieren: Möglicher 
Rotlichtverstoß des Radfahrers gegen Vorfahrtsfehler des Kfz-Nutzers.

Er hätte jedenfalls ganz schlechte Karten, wenn ich behaupten würde, bei 
mir war grün. Aber was wäre, wenn ich tatsächlich rot hatte, ich aber 
gar nicht so schnell hätte anhalten können?

Eine Gelbphase für Radfahrer wäre da wirklich hilfreich.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Andi $nachname schrieb:

> Er hätte jedenfalls ganz schlechte Karten, wenn ich behaupten würde, bei
> mir war grün.

Die Schuldfrage wird vor Gericht geklärt werden müssen. Wenn es keine 
weiteren Zeugen gibt, sieht es jedoch in der Tat schlecht für den 
Porschefahrer aus, denn als Abbieger is er gegenüber den 
Fußgängern/Radfahrern wartepflichtig.

> Aber was wäre, wenn ich tatsächlich rot hatte, ich aber
> gar nicht so schnell hätte anhalten können?

Ganz schlechtes Argument vor Gericht. Du darfst nur so schnell fahren, 
daß du bei Rot gefahrlos anhalten kannst. Der Richter wird dir was 
husten und deinen Schuldanteil höher einschätzen.

von Läubi .. (laeubi) Benutzerseite


Lesenswert?

Andi $nachname schrieb:
> Aber was wäre, wenn ich tatsächlich rot hatte, ich aber
> gar nicht so schnell hätte anhalten können?

Je nach Situation nicht angepasste Geschwindigkeit deinerseits. Der 
Autofahrer hat immer Teilschuld beim Unfall da Radfahrer der 
schwächere Verkehrsteilnehmer ist, Rotlicht-Verstoß wird es erst wenn du 
hättest anhalten können, andere Verkehrsteilnehmer müssen dir zumindest 
ermöglichen die Kreuzung zu räumen.

Andi $nachname schrieb:
> Eine Gelbphase für Radfahrer wäre da wirklich hilfreich

Auch Gelb heißt nicht "schnell durch" sondern "anhalten und auf nächstes 
Zeichen warten", bringt hier also kaum etwas, da du als Radfahrer 
natürlich auch den Straßenverhältnissen anpassen musst, also auch in 
angemessener Zeit anhalten falls die Ampel umspringt.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Andi $nachname schrieb:

> Du solltest dabei erwähnen, dass in deinem Beispiel
> http://www.fahrtipps.de/frage/vorfahrt.php der blaue DDR-Fahrer hätte
> durchfahren müssen!

Natürlich, der blaue ist ja der Linksabbieger.

> Die Westregelung ist allerdings auch eideutig lösbar, indem das blaue
> Auto in die Kreuzung fährt und dann abwartet, dass die anderen
> losfahren.

Das funktioniert in diesem Beispiel, jedoch nicht, wenn die Kreuzung 
sehr klein gebaut ist.

> Die DDR-Regelung war aber auch kritisch, denn wenn rot und blau allein
> sind, dann hat rot Vorfahrt. Ist grün aber auch schon da, dann hätte
> blau zuerst fahren müssen. Wenn grün aber gerade ranrollt, dann könnte
> rot meinen grün ist noch nicht da (rot darf zuerst) und blau könnte
> meinen grün ist schon da (blau darf fahren).

Nö, das war auch eindeutig geregelt. Die Vorfahrt war bereits zu 
gewähren, wenn sich das vorfahrtberechtigte Fahrzeug näherte, es mußte 
noch nicht direkt an der Kreuzung stehen.

> Bei der Westregelung kann das nicht passieren.

Praktisch nicht. Da die wenigsten Leute überhaupt einen Plan haben, wie 
sich an gleichrangigen zu verhalten ist, bleiben sowieso zunächst alle 
stehen und glotzen in die Runde. Anschließend fährt der Mutigste zuerst 
los. Manchmal haben mehrere gleich viel Mut und warten dann gemeinsam 
auf die Unfallbereitschaft, die ihnen letztendlich erklärt, wer Vorfahrt 
hatte.

von A. $. (mikronom)


Lesenswert?

> Andi $nachname schrieb:
>> Eine Gelbphase für Radfahrer wäre da wirklich hilfreich
>
> Auch Gelb heißt nicht "schnell durch" sondern "anhalten und auf nächstes
> Zeichen warten", bringt hier also kaum etwas,

Oh doch! Eine 3-Sekunden-Gelbphase gibt mir zwischen 10 und 30 Meter 
"Reaktionsweg". Bei nur-rot-grün habe ich 0,00 cm. Theoretisch dürfte 
ich mich bei nur-rot-grün nur mit 0 km/h bewegen, weil ich bei jeder 
anderen Geschwindigkeit einen Rotlichtverstoß begehen könnte.

von A. $. (mikronom)


Lesenswert?

Icke ®. schrieb:
>> Die Westregelung ist allerdings auch eideutig lösbar, indem das blaue
>> Auto in die Kreuzung fährt und dann abwartet, dass die anderen
>> losfahren.
>
> Das funktioniert in diesem Beispiel, jedoch nicht, wenn die Kreuzung
> sehr klein gebaut ist.

Naja, mit einem 40-Tonner wird es in der Tat kritisch.

>> Die DDR-Regelung war aber auch kritisch, denn wenn rot und blau allein
>> sind, dann hat rot Vorfahrt. Ist grün aber auch schon da, dann hätte
>> blau zuerst fahren müssen. Wenn grün aber gerade ranrollt, dann könnte
>> rot meinen grün ist noch nicht da (rot darf zuerst) und blau könnte
>> meinen grün ist schon da (blau darf fahren).
>
> Nö, das war auch eindeutig geregelt. Die Vorfahrt war bereits zu
> gewähren, wenn sich das vorfahrtberechtigte Fahrzeug näherte, es mußte
> noch nicht direkt an der Kreuzung stehen.

Welche "eindeutige Entfernung" zur Kreuzung zählt da als "bereits 
angenähert"? 10 Meter? 500 Meter?

>> Bei der Westregelung kann das nicht passieren.
>
> Praktisch nicht. Da die wenigsten Leute überhaupt einen Plan haben, wie
> sich an gleichrangigen zu verhalten ist, bleiben sowieso zunächst alle
> stehen und glotzen in die Runde. Anschließend fährt der Mutigste zuerst
> los.

Oder die Dämlichsten winken wild herum.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Lesenswert?

Icke ®. schrieb:
> Nach DDR-StVO hätte der Linksabbieger zuerst fahren müssen, weil er am
> weitesten von rechts kommt.

Ich meine, in der (westlichen) Fahrschule gelernt zu haben, dass die
Rechts-vor-Links-Regel (StVO §8 (1)) höhere Priorität als die Abbiege-
regel bei Gegenverkehr (StVO §9 (3)) hat, so dass auch im Westen der
Linksabbieger Vorfahrt hat(te).

Nachdem ich ein wenig im Internet recherchiert habe, bin ich mir dessen
aber überhaupt nicht mehr sicher. Allerdings sind die Aussagen, wie in
dieser Situation zu verfahren ist, widersprüchlich. Ich konnte in der
StVO auch keine Aussage über die Priorisierung der beiden Regeln finden.
Wenn man also beide Regeln gleichermaßen ernst nimmt, führt die Situa-
tion unweigerlich zu einem Deadlock der nicht aufgelöst werden kann, und
es bleibt eigentlich nur Aussteigen und zu Fuß weitergehen ;-)

Zum Glück tritt diese Situation selten auf (ich habe sie erst einmal
erlebt), und die allgemeine Verwirrung führt dazu, dass jeder erst
einmal anhält, so dass sie kaum eine Gefahr darstellt. In meinem Fall
war es dann so, dass ich nach längerer Ratlosigkeit aller Beteiligten
als Linksabbieger zuerst (vorsichtig) losgefahren bin. Auch die anderen
beiden schienen überzeugt davon zu sein, dass ich vorfahrtsberechtigt
sei.

Eine ähnliche Deadlock-Situation entsteht, wenn sich an einer Kreuzung
vier Fahrzeuge aus vier Richtungen begegnen. Dazu habe ich in der
Fahrschule gelernt, dass man sich dann durch Handzeichen verständigen
soll. Mit der Handzeichenmethode könnte man auch die obige Situation
auflösen. Aber auch zu diesem Vorgehen kann ich in der StVO nichts
finden.

Andi $nachname schrieb:
> Die Westregelung ist allerdings auch eideutig lösbar, indem das blaue
> Auto in die Kreuzung fährt und dann abwartet, dass die anderen
> losfahren.

... und damit das braune (von links kommende) Auto blockiere? Oder muss
ich so weit nach vorne fahren, dass das braune Auto hinter mir vorbei
fahren kann? Was ist aber, wenn das braune Auto ebenfalls nach links
abbiegen will? Dann muss ich es doch vor mir vorbeilassen und darf
deswegen nicht in die Kreuzung einfahren, was aber dazu führt, dass das
braune Auto ebenfalls warten muss, um nicht gegen die Rechts-vor-Links-
Regel zu verstoßen.

Wieso müssen eigentlich Gesetze immer so unpräzise, mehrdeutig und in
sich widersprüchlich formuliert sein? Sind die Gesetzgeber einfach nur
zu dumm dazu, oder befürchten sie, die Juristen als potentielle Wähler-
schaft zu verlieren?

von Läubi .. (laeubi) Benutzerseite


Lesenswert?

Andi $nachname schrieb:
> weil ich bei jeder anderen Geschwindigkeit
> einen Rotlichtverstoß begehen könnte
Also wenn du die Ampel erst in dem Moment erkennst wo sie direkt vor 
deiner Nase ist wäre eine Brille angebracht oder halt 0,000001 Km/h ;-)

Im Normalfall sieht man die Ampel aber vorher, und bei einer Rotdauer 
unter 3 Sekunden wird dir da auch keiner einen Rotlichtverstoß vorwerfen 
bei einer RRG Ampel eben weil die Gelphase fehlt. Man ist auch nicht 
gezwungen sich mit 30+ der Ampel zu nähern, und wenn man sich einer 
Ampel nähert, welche schon länger Rot zeigt muß man auch mit einem 
umspringen rechnen und seine Geschwindigkeit ggf. vorher etwa 
reduzieren.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Andi $nachname schrieb:

> Welche "eindeutige Entfernung" zur Kreuzung zählt da als "bereits
> angenähert"? 10 Meter? 500 Meter?

Das läßt sich schwer in Metern ausdrücken. Die Fahrschulweisheit sagt, 
daß eine Vorfahrtsverletzung bereits dann besteht, wenn das 
vorfahrtberechtigte Fahrzeug sein Tempo verlangsamen muß. Sprich, wenn 
er wegen dir vom Gas muß. Ein klein wenig Einschätzungsvermögen wird den 
Fahrern schon abgefordert, nicht alles läßt sich bis auf die 10. Stelle 
hinterm Komma per Gesetz regeln. Wenn man die Dummheit anderer 
kalkuliert und nicht starrköpfig die Vorfahrt erzwingt, dann hat man 
auch nicht so viel Streß mit Schadenabwicklungen.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Yalu X. schrieb:

> Nachdem ich ein wenig im Internet recherchiert habe, bin ich mir dessen
> aber überhaupt nicht mehr sicher. Allerdings sind die Aussagen, wie in
> dieser Situation zu verfahren ist, widersprüchlich. Ich konnte in der
> StVO auch keine Aussage über die Priorisierung der beiden Regeln finden.
> Wenn man also beide Regeln gleichermaßen ernst nimmt, führt die Situa-
> tion unweigerlich zu einem Deadlock der nicht aufgelöst werden kann, und
> es bleibt eigentlich nur Aussteigen und zu Fuß weitergehen ;)

Genauso ist es und deswegen war die DDR-Regelung besser, weil eindeutig.

So, wie die Auflösung in dem Link erklärt ist, also der Blaue bis Mitte 
Kreuzung, dann der Braune, dann der Rote, hatte ich das vor geraumer 
Zeit auch in einer Erläuterung des Bundesverkehrsministeriums gelesen. 
Ich find aber den Link jetz nich...

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.