Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik HYT Feuchtesensoren: Chlor empfindlich?


von Robert (Gast)


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Hallo,

war schon fast am verzweifeln warum ein zuvor funktioniernder Code zum 
Auslesen eines HYT-Feuchtesensors plötzlich nur noch Fehler liefert... 
Aber offensichtlich ist die Putzfrau schuld, die bei der Reinigung des 
Raumes ein chlorhaltiges Putzmittel verwendet hat. Es riecht nur leicht 
nach Chlor, aber offensichtlich langt das um die Sensoren Schachmatt zu 
setzen, denn nach ausgiebiger Lüftung funktioniert nun auch der Code 
wieder! Kann diese Überempfindlichkeit jemand bestätigen / begründen ???

Robert

von Robert (Gast)


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Getestet wurde übrigens ein HYT-271 und ein 221.
Auf www.hygrochip.com wird in der Doku zu diesen
Sensoren

http://www.hygrochip.com/fileadmin/user_upload/Produkte/Sensorelemente/Digitale_Feuchtesensoren/Kalibrierte_praezise_Feuchte_Sensoren_mit_I2C_Schnittstelle.pdf

(frech) behauptet:

"Hausgeräte: Das Bauteil ist auf die üblichen
Haushaltchemikalien im Küchen- und
Sanitärbereich (Haushaltsreiniger, Haarspray, etc)
getestet und ist langzeitstabil."

Der Artikel galt allerdings einem HYT939, aber ich vermute aufgrund der 
gleichen Bauweise ist das da auch nichts anderes !?

Robert

von Jürgen S. (jurs)


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Robert schrieb:
> Aber offensichtlich ist die Putzfrau schuld, die bei der
> Reinigung des Raumes ein chlorhaltiges Putzmittel verwendet hat.

Hast Du der Putzfrau über die Schulter gesehen?

Könnte es sein, dass sie mit der Chlorreiniger-Sprühflasche direkt auf 
den Sensor sprühen kann? Voll den Sprühstrahl auf den Sensor oder in das 
Gehäuse des Geräts?

Für Nasszellen gibt es Schaumreinigungsmethoden, da werden sämtliche 
gekachelten Flächen erstmal eingeschäumt, dann mit einem Wasserstrahl 
der Schaum abgespritzt. Sowas kann nicht auftreten?

Luftfeuchte-Sensoren sind zwar empfindlich gegen alles mögliche. Aber so 
teure Sensoren wie Du sie verwendest, die "chemical resistance" in der 
Produktbeschreibung des Herstellers stehen haben, sollten sich durch den 
"leichten Chlorgeruch" von chlorhaltigen Haushaltsreinigern in der Luft 
nach einer sachgemäßen Anwendung nicht aus dem Tritt bringen lassen.

Hast Du die Ausleseroutinen des Sensors durch den gesamten Messbereich 
getestet, von niedrigen Anzeigewerten bis zu gesättigter Luft mit mehr 
als 99% rF?

von Robert (Gast)


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Jürgen S. schrieb:
> Könnte es sein, dass sie mit der Chlorreiniger-Sprühflasche direkt auf
> den Sensor sprühen kann? Voll den Sprühstrahl auf den Sensor oder in das
> Gehäuse des Geräts?
>
> Für Nasszellen gibt es Schaumreinigungsmethoden, da werden sämtliche
> gekachelten Flächen erstmal eingeschäumt, dann mit einem Wasserstrahl
> der Schaum abgespritzt. Sowas kann nicht auftreten?

Das kann ich nach Rücksprache ausschließen. Sie war nur in einem 
angrenzenden Sanitärraum zugange. Es sei übrigens das Reinigungsmittel 
"biff Anti-Schimmel" gewesen.
Ja, es klingt schon erstaunlich. Der Sensor hat inzwischen schon einige 
Wochen unauffällig gearbeitet- bis eben gestern. Selbst heute, wo nur 
noch geringe Restmengen in der Luft sein dürften, funktioniert der 
Sensor nur in Frischluft am offenen Fenster.

Jürgen S. schrieb:
> Hast Du die Ausleseroutinen des Sensors durch den gesamten Messbereich
> getestet, von niedrigen Anzeigewerten bis zu gesättigter Luft mit mehr
> als 99% rF?

Nein. Was soll das in diesem Zusammenhang auch bringen?
Irgendwann wird ja nun mal die Raumluft "sauber" genug sein- dann werden 
wir weitersehen.

Robert

von Jürgen S. (jurs)


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Robert schrieb:
> Jürgen S. schrieb:
>> Hast Du die Ausleseroutinen des Sensors durch den gesamten Messbereich
>> getestet, von niedrigen Anzeigewerten bis zu gesättigter Luft mit mehr
>> als 99% rF?
>
> Nein. Was soll das in diesem Zusammenhang auch bringen?
> Irgendwann wird ja nun mal die Raumluft "sauber" genug sein- dann werden
> wir weitersehen.

Oder wieder "trocken genug".

Es könnte beispielsweise sein, dass die "conversion time" zwischen 
Anforderung und Bereitstellung des Messwertes einerseits abhängig vom zu 
messenden Wert ist und andererseits vom Programmierer zu knapp bemessen 
wurde.

Falls der Fall zutrifft, liefert der Sensor in einem bestimmten Bereich 
korrekte Meßwerte und in einem anderen Bereich keine Werte. Nur mal so 
als Beispiel.

Deshalb meine Frage, ob der Ausfall vielleicht von der Höhe der zu 
messenden Luftfeuchte abhängig ist.

von Robert (Gast)


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Hallo,

was soll ich sagen, seit heute funktionieren meine 3 Testsensoren wieder 
wie gehabt: einwandfrei. Nachdem ich gestern noch im Zweifel war, ob 
nicht vielleicht eine Temperatur- oder Feuchtedifferenz zur Außenluft 
eine Rolle spielte (am offenen Fenster funktionierten sie, sonst mal so 
mal so)  bin ich nun sicher, daß irgend etwas aus diesem Reiniger die 
Sensoren betäubte und passivierte. Und ich glaube dafür kommt nur das 
reaktive Chlor in Frage. Vielleicht hat nochmal jemand mal die 
Gelegenheit das zu testen, ich bin jedenfalls froh, das die wie schon 
erwähnt nicht ganz billigen Sensoren diesen Schock den Meßwerten nach 
gut überstanden haben!

Jürgen S. schrieb:
> Oder wieder "trocken genug".

Der Raum hatte stets zwischen 40 und 60% Luftfeuchte.

Jürgen S. schrieb:
> Es könnte beispielsweise sein, dass die "conversion time" zwischen
> Anforderung und Bereitstellung des Messwertes einerseits abhängig vom zu
> messenden Wert ist und andererseits vom Programmierer zu knapp bemessen
> wurde.

Als Programmierer habe ich gesten an allen möglichen Treiber-Parametern 
herumgefeilt, um eventuellen Bugs auf die Schliche zu kommen. So auch an 
der Conversion Time (ca. 100 ms). Hat alles nichts gebracht. Und vorher 
ging ja auch alles.
OK danke Jürgen S. für die Rückmeldungen, aber jetzt wär eher der 
Hersteller gefragt. Der stellt sich auf E-Mail Nachfrage bisher genauso 
taub wie vor Stunden noch meine Sensoren...

von Michael (Gast)


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Robert schrieb:
> war schon fast am verzweifeln warum ein zuvor funktioniernder Code zum
> Auslesen eines HYT-Feuchtesensors plötzlich nur noch Fehler liefert...

Kannst du das Fehlerbild für die Nachwelt vielleicht einmal beschreiben?

von Jürgen S. (jurs)


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Robert schrieb:
> Als Programmierer habe ich gesten an allen möglichen Treiber-Parametern
> herumgefeilt, um eventuellen Bugs auf die Schliche zu kommen. So auch an
> der Conversion Time (ca. 100 ms). Hat alles nichts gebracht. Und vorher
> ging ja auch alles.

Hast Du den Code zum Auslesen selbst zusammengestoppelt, anhand von 
Angaben im Datenblatt? Oder hast Du fertigen, getesteten Library-Code 
von irgendwoher übernommen?

Wenn fertiger Code übernommen wurde: Ist der übernommene Code für exakt 
dasselbe Sensormodell geschrieben worden oder nur für ein ähnliches?

Wenn Code anhand des Datenblatts selbst geschrieben: Wurde vielleicht 
irgendwo eine Kleinigkeit übersehen, z.B. Bits, die aus einem Byte nach 
dem Auslesen erst noch ausmaskiert und nicht zur Berechnung verwendet 
werden dürfen?

Irgendwie klingt es merkwürdig, dass der Sensor abhängig vom Chlorgeruch 
im Raum mal funktionieren und mal nicht funktionieren soll, und das bei 
Messwerten, die vor und nach dem Ausfall stets im Bereich von 40 und 60% 
Luftfeuchte anzeigen.

Hat der Sensor vielleicht eine maximale Ausleserate, die nicht 
unterschritten werden darf? Meine billigen chinesischen Feuchtesensoren 
(DHT22, AM2302) für mein Hobby-Wettermeßprojekt haben das: Obwohl die 
"conversion time" zum Erhalten eines Messwerts bei diesen billigen 
Sensoren unter 250 ms liegt, darf man diese Sensoren trotzdem nicht 
häufiger als einmal alle 2 s auslesen. Sonst besteht die Gefahr, dass 
beim Auslesen Nullwerte zurückgeliefert werden.

Also falls es auch für Deine Sensoren eine maximale Ausleserate gibt 
(keine Ahnung, ob das auf Deine teuren Sensoren auch zutrifft wie bei 
meinen billigen chinesischen), dann nicht nur auf die Korrektheit der 
Ausleseroutine achten, sondern auch darauf, dass ein bestimmter 
zeitlicher Mindestabstand zwischen zwei Auslesevorgängen des Sensors auf 
jeden Fall eingehalten wird.

von Robert (Gast)


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Hallo Jürgen, Gegenfrage: Warum sollte eine Software, die unverändert 
wochenlang funktionierte plötzlich nicht und dann wieder normal weiter 
funktionieren? Ohne daß dabei die Meßgrößen Temperatur und Feuchte 
sonderlich schwankten? Ohne daß an der Schaltung was geändert wurde? 
Geplant ist später der Einsatz in einem Wettersensor, bislang arbeitet 
der Prototyp aber wohlbehütet bei Zimmertemperatur.

Jürgen S. schrieb:
> Irgendwie klingt es merkwürdig, dass der Sensor abhängig vom Chlorgeruch
> im Raum mal funktionieren und mal nicht funktionieren soll, und das bei
> Messwerten, die vor und nach dem Ausfall stets im Bereich von 40 und 60%
> Luftfeuchte anzeigen.

Also ich stelle mir das so vor, daß aggressive gasförmige Stoffe das 
aktive Sensorpolymer passivieren und es bei "reiner" Luft erst nach und 
nach wieder "sauber" wird und (mit Glück) schließlich normal 
funktioniert. So würde es zu meinen Beobachtungen passen-  aber da bin 
ich natürlich Laie.

Jürgen S. schrieb:
> Hat der Sensor vielleicht eine maximale Ausleserate, die nicht
> unterschritten werden darf?

Nein, hat er lt. Datenblatt nicht. Ein "Zuviel" wird einfach mit einem 
Statusbit für "Wert seit der letzten Auslesung unverändert" angezeigt.

Michael schrieb:
> Kannst du das Fehlerbild für die Nachwelt vielleicht einmal beschreiben?

Ja das mache ich noch. In meiner Software habe ich einen Zähler für 
erfolgreiche TWI-Interrupts zur Fehlerdiagnose auf dem Bus eingebaut. 
Bei normalem Betrieb ist das ein Fixwert der im Fehlerfall einbricht auf 
unterschiedliche, geringere Werte. Es schaut so aus als ob der Sensor 
zeitweise in seiner Kommunikation streikt. Das möchte ich mir noch 
genauer anschauen. Wie ich heute festgestellt habe lässt sich der Fehler 
immer noch reproduzieren wenn der Sensor stärker erwärmt wird.

Robert

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