Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Open-Drain/Open-Source-Verständnis


von Markus (Gast)


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Hallo zusammen,

ich komme hierbei immer durcheinander und hoffe, dass ihr mir endgültig 
erklären könnt wie es richtig funktioniert. Es geht um die Bezeichnung 
eines Pins von z.B. einem µC.
Bei einem Pin der als open-drain gekennzeichnet ist, steht, dass man 
einen pull-up Widerstand zu VDD anschließen soll.
Ist es jedoch nicht so, dass aus dem Drain der Strom kommt (technische 
Stromrichtung)? Dann müsste man einen pull-down Widerstand verwenden 
oder irre ich mich?

Wie sieht es dann im Gegensatz beim open-source-Pin aus?

Ich bedanke mich im Voraus für eure Hilfe!

Gruß Markus

: Verschoben durch Admin
von (prx) A. K. (prx)


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Da die Physik sich nicht um willkürlich definierte technische 
Stromrichtungen dreht, sind Bezeichnungen wie Emitter und Source nicht 
wirklich als Quelle solcher Erkenntnis geegnet. Erst recht nicht, wenn 
man bedenkt, dass die Situation bei NPN/N-Kanal invers zu PNP/P-Kanal 
ist.

Die Bezeichnungen Open-Collector und Open-Drain sind aus realen 
Schaltungen abgeleitet und ohne Blick auf diese nicht wirklich 
verständlich.

Der Begiff Open-Source ist sowieso nur bei Software nennenswert 
verbreitet.

von Jürgen S. (jurs)


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Markus schrieb:
> ich komme hierbei immer durcheinander und hoffe, dass ihr mir endgültig
> erklären könnt wie es richtig funktioniert. Es geht um die Bezeichnung
> eines Pins von z.B. einem µC.
> Bei einem Pin der als open-drain gekennzeichnet ist, steht, dass man
> einen pull-up Widerstand zu VDD anschließen soll.
> Ist es jedoch nicht so, dass aus dem Drain der Strom kommt (technische
> Stromrichtung)? Dann müsste man einen pull-down Widerstand verwenden
> oder irre ich mich?

Ich habe mich auch erst vor kurzem für Mikrocontroller und deren 
Beschaltung interessiert und versuche mal das darzustellen, wie ich es 
verstanden habe: Ein "Open Drain" Ausgang ist dasselbe wie ein "Open 
Collector". Nur eine andere Bezeichnung.

Ein Open Collector (Open Drain) Ausgang ist zu sehen wie ein 
mechanischer Schalter, der entweder offen ("open") ist, oder der gegen 
Masse durchschaltet und dabei "Strom schluckt" ("Drain" wie Drainage).

An "offenen" Schaltausgängen kann ein Microcontroller allerdings keinen 
definierten Spannungspegel von z.B. +5V oder 0V feststellen, der Pegel 
ist undefiniert bzw. er springt im Zeitverlauf hin und her. Deshalb wird 
ein Pull-Up Widerstand an den offenen Ausgang gelegt, durch den 
Widerstand bekommt der offene Ausgang nun einen 5V-Pegel, solange der 
Schalter "offen" ist. Strom fließt dabei praktisch nicht (der Schalter 
ist ja "offen").

Wird nun der Schaltausgang geschlossen (gegen Masse durchgeschaltet), 
dann wird der vorher offene Schaltausgang dabei auf 0V-Pegel 
durchgeschaltet. Nun fließt entsprechend dem ohmschen Gesetz ein Strom 
über den Pull-Up-Widerstand und dabei wechselt der Pegel am Open-Drain 
Ausgang von 5V auf 0V/Ground.

D.h.:
1. offener "Open Collector" ==> am offenen Ausgang liegen die 5V an, die 
über den Pull-Up Widerstand geliefert werden.
2. durchgeschalteter "Open Collector" ==> am geschlossenen Ausgang wird 
der über den Pull-Up-Widerstand abfließende Strom "geschluckt", wegen 
des fließenden Stroms tritt ein Spannungsabfall am Pull-Up-Widerstand 
auf, der Pegel am geschalteten Ausgang beträgt 0V/Gnd.

Der fließende Strom im Zustand "durchgeschaltet" beträgt
I=U/R, z.B. I= 5 V / 10000 Ohm = 0,0005 A = 0,5 mA
Und je nachdem ob dieser Strom fließt (Schaltausgang geschaltet) oder 
nicht fließt (Schaltausgang offen), ändert sich der Pegel von 5V auf 0V 
und umgekehrt.

von Udo S. (urschmitt)


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Erster Treffer bei google Suche "open drain" erklärt es perfekt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Open-Collector-Ausgang

von Markus (Gast)


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Alles klar Jungs, vielen Dank für eure Erklärungen! Der open-drain ist 
mir jetzt klar :)
Ist wie  A. K. sagt, der open-source/emitter wirklich nur in der 
Software von Belangen? Was ist hierbei besonders, sodass er nur in der 
Software verwendet wird?

von (prx) A. K. (prx)


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Markus schrieb:
> Ist wie  A. K. sagt, der open-source/emitter wirklich nur in der
> Software von Belangen? Was ist hierbei besonders, sodass er nur in der
> Software verwendet wird?

Was wäre denn Open Source Logik im hier betrachteten Sinn? In CMOS wäre 
es einfach nur Unfug. Open Drain ist im üblichen Sprachgebrauch ein 
Pulldown- ohne Pullup-Transistor. Das Gegenstück, also ein Pullup ohne 
Pulldown, wäre genau was? Schau genau hin wie CMOS aussieht: Es wäre 
ebenfalls Open Drain. Nämlich der Drain vom P-Kanal Transistor. Nur bei 
TTLs wäre das Open Emitter, weil darin keine Komplementärtechnik 
eingesetzt wird, sondern ausschliesslich NPN.

Die eigentliche Frage ist also nicht Open Drain vs. Open Source, sondern 
weshalb Pulldown statt Pullup. Und das hat mit jener Technik zu tun, in 
der die Grundlagen der digitalen Elektronik wesentlich gelegt wurden: 
TTL nämlich. Bei der in hochintegrierten ICs zunächst führenden N-MOS 
Technik ist es aber auch nicht anders.

In diese beiden Techniken werden nur NPN bzw. N-Kanal Transistoren 
verwendet. Daraus ergibt sich, dass der Pulldown-Zweig der Logik 
wesentlich effektiver ist als der Pullup-Zweig. TTL Ausgänge sind stark 
asymmetrisch, sie ziehen viel stärker und weiter runter als hoch und der 
mittlere Pegel zwischen Low und High liegt deshalb mit ca. 1,5V ziemlich 
niedrig. Für eine sinnvolle Implementierung von Pullup ohne Pulldown 
sind das schlechte Voraussetzungen. Bei TTLs ist es zwar möglich und 
stromarm, einen Eingang per Widerstand hoch und gegen diesen aktiv 
runter zu ziehen. Die umgekehrte Richtung jedoch funktioniert nicht.

M.a.W: Bei TTLs war Open Emitter, aka Pullup ohne Pulldown, nicht 
sinnvoll. Bei N-MOS letztlich auch nicht. Nur in CMOS wäre eine 
vergleichbare Logik sinnvoll, es wäre aber kein Open Source.

von Rolf Magnus (Gast)


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Die Bezeichnungen "Source" und "Drain" haben doch nichts mit der 
Stromflussrichtung zu tun, sondern eher damit, daß der Source-Anschluß 
meist zur Quelle geht, der Drain-Anschluß zum Verbraucher.
Dementsprechend wäre "open-source" hier auch wenig sinnvoll.

von Jürgen S. (jurs)


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Markus schrieb:
> Alles klar Jungs, vielen Dank für eure Erklärungen! Der open-drain ist
> mir jetzt klar :)
> Ist wie  A. K. sagt, der open-source/emitter wirklich nur in der
> Software von Belangen? Was ist hierbei besonders, sodass er nur in der
> Software verwendet wird?

So, nun zum Verständnis von "Open Source" und "Open Source". Das ist 
zunächst mal ein Teekesselchen. Vielleicht habt ihr früher in der Schule 
mal Teekesselchen gespielt? Wenn nicht, siehe ggf. bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Teekesselchen

Also zwei Bedeutungen:
1. "Open Source Software" ==> quelloffene Software, freier Quellcode
2. "Open Source Ausgang" ==> zur Quelle offener Schaltausgang in einer 
Schaltung

Das hat zunächst mal genau so wenig miteinander zu tun wie eine "Bank" 
(zum drauf sitzen) und eine "Bank" (zur Kontoführung).

Deine Frage bezieht sich auf den Open Source Ausgang. Das ist ein eher 
wenig gebräuchlicher Typ von Ausgang, deshalb ist "Open Source" als 
Begriff im Zusammenhang mit quelloffener Software gebräuchlicher.

Als Ausgang ist der einfach zu verstehen, wenn Du den Open Drain Ausgang 
verstanden hast. Ist genau dasselbe, nur mit vertauschten Vorzeichen bei 
der Polung.

Während der Open Drain Ausgang ein offener Schalter gegen Ground ist, 
ist ein Open Source Ausgang ein offener Schalter gegen die 
Betriebsspannung, mal angenommen das seien 5V.

Open Source Ausgang als offener Schalter ==> Pegel nicht definiert
Open Source Ausgang als geschlossener Schalter ==> Pegel 5V

Damit Du diesen Ausgang in einer Digitalschaltung mit 0/5V-Logik 
verwenden kannst, mußt Du ihn im offenen Zustand auf einen definierten 
Pegel ziehen. Das macht man mit einem Pull-Down-Widerstand gegen Masse 
auf den Pegel 0V.

von (prx) A. K. (prx)


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Jürgen S. schrieb:
> Während der Open Drain Ausgang ein offener Schalter gegen Ground ist,
> ist ein Open Source Ausgang ein offener Schalter gegen die
> Betriebsspannung

Drain ist hier der Name des Anschlusses vom betreffenden Transistor und 
das ist auch in diesem Fall ein Drain. Nur eben der vom oberen P-MOS 
Transistor.

von Falk B. (falk)


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@  A. K. (prx)

>Was wäre denn Open Source Logik im hier betrachteten Sinn? In CMOS wäre
>es einfach nur Unfug.

Sicher, aber es gibt noch ECL, dort sind Open Emitter bisweilen 
vertreten.

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