Forum: Offtopic Spring bei so einer Lautstärke nicht der Plattenabnehmer aus der Rille?


von A. $. (mikronom)


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Ich bin gerade über dieses Video gestolpert:

https://www.youtube.com/watch?v=7LEHKLQUp4Y

Mal als Beispiel bei 11:00. Man muss gar nicht zuhören, man kann da 
stumm schalten. Es reicht wenn man beobachtet, wie die fest montierte 
Kamera vibriert, zum Beispiel indem man die Monitore/Anzeigen auf dem 
DJ-Tisch beobachtet.

Ich weiß, dass man heutzutage eher nicht mehr Vinylplatten auflegt. Aber 
früher war es doch so. Kann mir mal jemand erklären, wie bei diesen 
irren Vibrationen dafür sorgt, dass die Nadel des Abnehmers nicht 
permanent auf der Rille hüpft?

Klar, ist alles gedämpft, aber das hilft doch nur gegen Trittschall, 
aber der Schall in der Luft greift doch direkt an der Platte und am 
Tonabnehmer an.

von Wilhelm F. (Gast)


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Andi $nachname schrieb:

> Ich weiß, dass man heutzutage eher nicht mehr Vinylplatten auflegt. Aber
> früher war es doch so. Kann mir mal jemand erklären, wie bei diesen
> irren Vibrationen dafür sorgt, dass die Nadel des Abnehmers nicht
> permanent auf der Rille hüpft?

Die Information der Vinylplatten ist komprimiert, und wird in einem 
geeigneten Audiogerät entzerrt.

Die alten Schallplattenspieler waren auch im Chassis weich in Federn 
gelagert, so wie eine Waschmaschinenentrommel in der Waschmaschine. Ich 
habe noch einen DUAL 510, der so aufgebaut ist.

von A. $. (mikronom)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Die alten Schallplattenspieler waren auch im Chassis weich in Federn
> gelagert,

Wie ich schon schrieb, damit werden nur Vibrationen vom Untergrund 
isoliert, aber kein (per Luft übertragener akustischer) Schall, der wie 
in dem Video zu sehen schon die Kamera (und damit auch einen 
Plattenteller) in Vibrationen versetzt.

von Wilhelm F. (Gast)


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Andi $nachname schrieb:

> Wie ich schon schrieb, damit werden nur Vibrationen vom Untergrund
> isoliert, aber kein (per Luft übertragener akustischer) Schall, der wie
> in dem Video zu sehen schon die Kamera (und damit auch einen
> Plattenteller) in Vibrationen versetzt.

Was möchtest du denn jetzt genau wissen?

Was ich in dem Video sah, ist mir sehr ungewiß.

von A. $. (mikronom)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Was möchtest du denn jetzt genau wissen?

Warum vibriert die Schallplatte nicht so stark, dass die Nadel springt, 
wenn die Luft voll Akustik wummert?

von Stefan R. (stefripp)


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Der Trick als ich noch DJ war:
Die 1210er standen auf extra Metall-Sockeln die fest mit dem Beton des 
Bodens geschraubt waren. Die Platte in den der Mixer montiert war hatte 
also zwei Löcher. Es hat nur so ausgesehen, als ständen die Turntables 
auf dem Tisch. In Wirklichkeit standen die Teile praktisch auf dem 
Boden. Ich denke, das man es heute noch genauso macht.

von Karl H. (kbuchegg)


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Du weißt nicht, wie die Kamera montiert war. Wenn die auf einem relativ 
langen Ausleger sitzt, dann vibriert das ziemlich schnell. Ganz speziell 
dann, wenn man die Resonanzfrequenz trifft.

Bei einem Plattenspieler hast du am Ausleger nicht viel Volumen, 
genausowenig wie in der Platte. Ist eher unwahrscheinlich, dass man da 
genau die Resonanz trifft.

von Tim S. (Firma: tsx89) (freak_ts) Benutzerseite


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Schau es mal so an: Die Kamera ist "in Federn gelagert", und es bebt der 
ganze Rest.. Irgendwie (kurzzeitig) lustig.

von Wilhelm F. (Gast)


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Tim S. schrieb:

> Die Kamera ist "in Federn gelagert", und es bebt der
> ganze Rest.

Richtig. Nach mehrmaligem Schauen sieht man, z.B. an helleren Punkten 
weit im Hintergrund, daß das ganze Bild fibriert.

von Ben _. (burning_silicon)


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Hm, im Auto hab ich den gleichen Effekt und der MP3-Player springt auch 
nicht... ;)

Nee die Schallplatte hat mit diesen tiefen Frequenzen keine Probleme, 
bei höheren könnte vielleicht was anfangen rückzukoppeln. Das 
Abtastsystem ist eher für hochfrequente Töne geeignet, die Bässe müssen 
erst durch eine Frequenzgangkorrektur wieder angehoben werden 
(RIAA-Entzerrung, Deemphasis).

Und wenn man sich mal eine alte Schallplatte nimmt und den Tonabnehmer 
mit Absicht seitlich aus der Rille drückt wird man merken, daß dafür 
ganz schön Kraft nötig ist.

von A. B. (funky)


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Als DJ betreibt man sein Setup ja auch eher selten wie der 
Home-Audiophile, welcher den Tonarm genau austariert.
Da wird das Gegengewicht einfach ganz nach vorne geschraubt, auch wenn 
die Platten und Nadeln dann ein wenig schneller im Arsch sind.
Die DJ Nadeln liegen zudem ein wenig besser in der Rille, bei 
(angeblich) schlechterer Audioqualität(ich hör da keinen Unterschied).

Der Rest mit dem Aufbau des Plattenspielers kommt noch dazu

von A. B. (funky)


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ps: warum haben die gogos noch so viel an? :(

pps: der mixt übrigens mit cds und nicht mit turntables!

ppps: das oben gesagte gilt trotzdem.

von Harald W. (wilhelms)


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Andi $nachname schrieb:

> Wie ich schon schrieb, damit werden nur Vibrationen vom Untergrund
> isoliert, aber kein (per Luft übertragener akustischer) Schall, der wie
> in dem Video zu sehen schon die Kamera (und damit auch einen
> Plattenteller) in Vibrationen versetzt.

Durch die verhältnismäßig grobe Abtastung und die hohe Auflagekraft
des Tonarms dürfte Luftschall sich da kaum auswirken. Ich habe
früher Messungen mit einen AFM gemacht, da sah man schon, ob während
der Messung gesprochen wurde. Es ging da aber um Auslenkungen im
Nanometerbereich und Auflagekräfte im Nanonewton-Bereich.
Gruss
Harald

von Peter D. (peda)


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Ben _ schrieb:
> Nee die Schallplatte hat mit diesen tiefen Frequenzen keine Probleme,

Die tiefen Frequenzen werden außerdem noch gedämpft sowohl bei der 
Aufnahme, als auch bei der Wiedergabe.
Die Dämpfung bei der Aufnahme ist deshalb notwendig, weil sonst die 
Rille extrem breit werden müßte und damit die Spielzeit sehr kurz.
Und bei der Wiedergabe, weil das Rumpeln durch Unebenheiten der Platte 
sonst zu stark wäre (Rumpelfilter).

Eine Schallplatte hat daher nicht solche absurd unnatürlichen Bässe, wie 
leider viele moderne CDs.


Peter

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Peter Dannegger schrieb:
> Und bei der Wiedergabe, weil das Rumpeln durch Unebenheiten der Platte
> sonst zu stark wäre

Die RIAA-Kennlinie hebt bei der Wiedergabe den Bassbereich an und senkt 
die Höhen ab - und dadurch wird auch das Rumpeln verstärkt, was wiederum 
mit einem steilflankigen Hochpass kompensiert wird.

Das muss ja auch so sein, denn ansonsten würden der Bassbereich gleich 
zweimal gedämpft, bei der Aufzeichnung und bei der Wiedergabe.

von Wilhelm F. (Gast)


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Peter Dannegger schrieb:

> Die tiefen Frequenzen werden außerdem noch gedämpft sowohl bei der
> Aufnahme, als auch bei der Wiedergabe.

Einen Mikrofonieeffekt bekommt man aber sehr leicht mit der 
Heimstereoanlage trotzdem, auch bei geringer Lautstärke. Das war früher 
mit ein Grund, warum ich die Boxen abschaltete, als ich Vinylplatten auf 
Band überspielte.



Rufus Τ. Firefly schrieb:

> und dadurch wird auch das Rumpeln verstärkt, was wiederum
> mit einem steilflankigen Hochpass kompensiert wird

Sehr steilflankig waren Rumpelfilter allenfalls in Oberklasse- oder 
High-End-Geräten. Die Dämpfungskurve an meinem alten Verstärker hat bei 
zugeschaltetem Rumpelfilter die untere Grenzfrequenz (-3dB) etwa bei 
30Hz, sonst etwa bei 20Hz, und die Flankensteilheit beträgt 6dB/Oktave, 
also ganz simpler Hochpaß 1.Grades. Es genügte aber. Ein 
Mittelklasse-Plattenspieler hatte mal noch einen Reibradantrieb. Der 
rumpelte schon etwas stark gegenüber z.B. Riemenantrieben.

Der Rumpelfilter hat übrigens noch einen weiteren Grund: Und zwar läuft 
eine Rille nicht absolut rund, auch aus Kompressionsgründen. In den 
1950-ern entwickelte man ein Verfahren, ich glaube der Mann hieß Eduard 
Stein, wie 50% mehr Spielzeit auf eine Platte passen. Je nach Stärke der 
Tieftöne wurde die Rille beim Schneiden dynamisch verschmälert und 
verbreitert. Das führte zur Unrundheit, die man mit dem bloßen Auge 
jedoch kaum oder gar nicht erkennen kann. Mit Hilfe von Reglern wurde 
aber eine mittlere Rundheit erreicht, sonst hätten die letzten Rillen 
eher die Form eines Eies oder sehr seltsamen Gebildes gehabt.

von Hubert M. (hm-electric)


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Ich habe jetzt nicht alles durchgelesen.

Als ich meine erste Stereoanlage kaufte, hatte ich das Problem, dass 
wenn ich im Zimmer gelaufen bin (normal nicht gerannt; Holzfußboden) die 
Nadel gesprungen ist.
Abhilfe schaffte ich mir, dass ich die Anlage mit einem Regalbrett an 
die Wand befestigte...

von Wilhelm F. (Gast)


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Hubert Mueller schrieb:

> Als ich meine erste Stereoanlage kaufte, hatte ich das Problem, dass
> wenn ich im Zimmer gelaufen bin (normal nicht gerannt; Holzfußboden) die
> Nadel gesprungen ist.

Ja, der Trittschall war auch eine nicht zu vernachlässigende Sache. Die 
Aufhängung des Plattentellers an Federn dämpft nicht alle Frequenzen 
gleichermaßen, sondern die Dämpfung hat das Maximum eher zu höheren 
Schwingfrequenzen hin. Ist ungefähr wie bei Waschmaschine oder Auto, die 
schwingenden Teile haben auch eine Eigenfrequenz, die etwas höher liegt.

Teurere Plattenspieler hatten nicht mehr nur einfache Stahlfedern, 
sondern teils auch aufwändigere Flüssigkeitsdämpfer z.B. mit Silikonöl.

1980 waren wir hier in der Disco, es war ein gerade umgebauter Kuhstall, 
Boden mit schweren Holzdielen und hohlem Unterbau. So wie früher auch 
Holzböden in Wohnungen waren. Als wir etwas wild herum sprangen, hob 
beim DJ die Nadel ab, und es gab einen ordentlichen Rüffel, bei 
Wiederholung Hausverweis, ääh, Stallverweis... ;-)

> Abhilfe schaffte ich mir, dass ich die Anlage mit einem Regalbrett an
> die Wand befestigte...

Exakt so machte ich das auch, gegen Mikrofonie half es trotzdem nicht. 
Bei größerer Lautstärke begann es zu pfeifen, wie Rückkopplung in einem 
Mikro, wenn man in der Nähe der Lautsprecherbox ist. Deshalb: Oft 
Überspielung auf Band. Obwohl Band auch nur mit besseren Bandgeräten 
annehmbar klang. Heute bin ich aber nicht traurig darüber, daß 
Vinylplatte und Band ziemlich ausgestorben sind. Meine guten 
Vinylplatten bekamen trotz sorgfältigster Handhabung im Laufe der Jahre 
immer mal einen Kratzer oder Knackser, und das war ja ein irreversibler 
Schaden. In der Disco wurden die Platten oft einfach mit 
Geschirrspülmittel statt richtigem Naßabspielmittel eingepinselt. Besser 
als nichts. Die normale Schallplatte hat ja sonst trocken gespielt im 
Discobetrieb mit hoher Nadelauflagekraft schon die Verschleißgrenze bei 
unter 100 Abspielungen. Na ja, HiFi ist es in der Disco ja auch nicht.

von J.-u. G. (juwe)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Teurere Plattenspieler hatten nicht mehr nur einfache Stahlfedern,
> sondern teils auch aufwändigere Flüssigkeitsdämpfer z.B. mit Silikonöl.

Keine Ahnung ob der mit Silikonöl federt, aber so schnell wird bei dem 
hier nicht die Nadel springen:
http://www.fono.de/Plattenspieler/Transrotor/Transrotor-Artus-FMD

von Wilhelm F. (Gast)


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J.-u. G. schrieb:

> Wilhelm Ferkes schrieb:
>> Teurere Plattenspieler hatten nicht mehr nur einfache Stahlfedern,
>> sondern teils auch aufwändigere Flüssigkeitsdämpfer z.B. mit Silikonöl.
>
> Keine Ahnung ob der mit Silikonöl federt, aber so schnell wird bei dem
> hier nicht die Nadel springen:
> http://www.fono.de/Plattenspieler/Transrotor/Transrotor-Artus-FMD

Ooh ja, an den Namen Transrotor vor 30 Jahren erinnere ich mich noch. 
;-)

Mein Dual 510 hat schon einen Aluguß-Teller mit glaube ich 1,3kg Masse. 
Das war schon erheblich besser, als die sonst üblichen Quetschen für den 
normalen Hausgebrauch, die eher Pappteller hatten.

Damals als Azubi hätte ich gerne den Oberklasse Dual 710 gehabt, mit 
elliptischer Nadel statt sphärischer Nadel. Leider etwas zu teuer. Aber 
ich glaube, ich hätte den Unterschied gar nicht mehr so bemerkt.

von J. A. (gajk)


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Wilhelm Ferkes schrieb:

> Die Information der Vinylplatten ist komprimiert, und wird in einem
> geeigneten Audiogerät entzerrt.

Komprimiert kling so nach mp3. Der Frequenzganz der Aufnahme wurde vor 
dem Schneiden aus technischen Gründen "verbogen",

http://de.wikipedia.org/wiki/Recording_Industry_Association_of_America#RIAA-Kurve

klar, dass bei der Wiedergabe wieder eine Entzerrung notwendig ist. Es 
handelt sich aber nur um eine Frequenzgangkorrektur, nicht um das 
Wegschneiden von Informationen.

> Die alten Schallplattenspieler waren auch im Chassis weich in Federn
> gelagert, so wie eine Waschmaschinenentrommel in der Waschmaschine. Ich
> habe noch einen DUAL 510, der so aufgebaut ist.

Es gab (und gibt) solche und solche. Bei Thorens gab es Modelle mit 
Schwabbeleffekt und daneben konnte man mit nem Abbruchhammer arbeiten - 
Reaktion gleich Null!

Plattenspieler, bei denen man in den Lautsprechern hört, wenn jemand auf 
das Rack klopft, sind in meinen Augen eine Fehlkonstruktion. Da werden 
dann zwar wudu-Dämpfer angeboten, aber wie gesagt, das ist dan eben 
wudu.

von J. A. (gajk)


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Andi $nachname schrieb:

> Ich weiß, dass man heutzutage eher nicht mehr Vinylplatten auflegt. Aber
> früher war es doch so. Kann mir mal jemand erklären, wie bei diesen
> irren Vibrationen dafür sorgt, dass die Nadel des Abnehmers nicht
> permanent auf der Rille hüpft?
>
> Klar, ist alles gedämpft, aber das hilft doch nur gegen Trittschall,
> aber der Schall in der Luft greift doch direkt an der Platte und am
> Tonabnehmer an.

Die Vinyl-Sektion ist derzeit sogar auf einem Wachstumskurs, aber das 
nur Nebenbei. Damit die Nadel aus der Rille springt, muss natürlich die 
resultierende Gesamtkraft so groß sein und vor allem in EINE Richtung 
gerichtet sein, dass etwas passiert. Solange man aber nicht die 
Resonanzfrequenz des Tonarms trifft, werden sich die 
Schall-Wechselfelder wohl so schnell ändern, dass an der Nadel keine 
große effektive Beschleunigung zustande kommt.

Um die Abtastsicherheit zu erhöhen, stellen manche auch einfach die 
Auflagekraft höher ein. Das ist zwar für Platten und Nadel eine Qual 
aber wenn man sich vorstellt, was z. B. DJs bis vor kurzem noch mit den 
Schallplattengemacht haben, dann wird einem sowieso übel.

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