Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Fotodiodenschaltung - Schönes Rechtecksignal bei ~150 kHz


von Tarek T. (tarek_t)


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Hallo,

ich bastele gerade an einer Drehwinkelmessung für eine Maschinenspindel. 
Auf der Welle sitzt ein Mikrocontroller (AT32UC3C0512), der eine QEDC 
Einheit besitzt. Da wir noch etwas Platz für Elektronik haben, würde ich 
diese gerne nutzen um Drehrichtung, Winkelposition und Drehzahl der 
Spindel auswerten zu können. Nur für diesen Inkrementalgeber benötige 
ich ein schönes Rechtecksignal (siehe: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Inkrementalgeber). Ich habe mir gedacht, 
dass ich dieses Signal mit je einer Photodiode und Lichtquelle pro Kanal 
erzeugen kann. Ob ich eine Transparente Scheibe mit schwarzen 
Markierungen einsetze oder ein Schwarz-Weiß Raster beleuchte und 
auslese, weiß ich noch nicht.

Jedenfalls habe ich eine Transinpedanzverstärkerschaltung nach Artikel 
Lichtsensor / Helligkeitssensor aufgebaut und lasse eine Photodiode 
von einer sehr hellen weißen LED beleuchten. Die Photodiode ist eine 
BPX48. Die weiße LED ist an einem Funktionsgenerator angeschlossen und 
erzeugt Rechtecksignale. Das Signal, das ich am Ausgang des OPV messe 
ist bei kleinen Frequenzen ein schönes Rechtecksignal, wird aber bei 
steigenden Frequenzen zunehmend schlechter. Schlechter insofern, dass es 
kein Rechtecksignal mehr ist, sondern eine Sinusschwingung mit 
verschobener Nulllage und kleinen Amplituden.

Um bei einer Spindeldrehfrequenz von 400 Hz noch jedes Grad auflösen zu 
können, müsste das Signal definierte High und Low Pegel in Rechteckform 
mit einer Frequenz von 144.000 Hz liefern.

Nähere Informationen kann ich bei Bedarf morgen liefern, doch erst 
einmal die Frage: Was meint ihr? Ist so etwas möglich? Seht ihr 
vielleicht Schwierigkeiten?
Die Aufgabe ist Teil meiner Studienarbeit und ich bin gespannt auf eure 
Meinungen.

Viele Grüße

von Uwe (Gast)


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Im Datenbblatt steht :
Anstiegs- und Abfallzeit des Fotostromes
Rise and fall time of the photocurrent
RL = 1 kΩ; VR = 5 V; λ = 850 nm; Ip = 20 μA
tr, tf 500 500 ns
Hmmm
Sollte man irgendwie schon noch ein einigermaßen anständiges 
Rechtecksignal bei 144KHz hinbekommen.
ca. sowas


   +---------+
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--+           +----

Also Fehler ist warscheinlich in der falschen dimensionierung des TIA zu 
suchen.

von Falk B. (falk)


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@  Tarek T. (tarek_t)

>einmal die Frage: Was meint ihr? Ist so etwas möglich?

Sicher. Der OPV muss halt genügend Bandbreite haben, der LM358 aus dem 
Beispiel hat nur 1 MHz, das ist zu wenig. Man sollte hier nach 5-10 MHz 
Typen suchen. Das ganze hängt auch von der Signalstärke ab, bei starken 
Signalen kann man mit kleinem Rückkopplungswiderstand arbeiten und wird 
dadurch schneller.

von Reinhard Kern (Gast)


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Tarek T. schrieb:
> Ist so etwas möglich? Seht ihr
> vielleicht Schwierigkeiten?

Schön muss das Signal ja nicht sein, du musst es nur korrekt zählen 
können. Dazu reicht es, wenn sich die Flanken zeitlich nicht 
überschneiden (die Flanken von B müssen deutlich zwischen den Flanken 
von A liegen); da alle Flanken verzögert werden, gleichen sich dabei die 
Toleranzen sogar teilweise aus. Das kannst du mit dem Oszi gut 
überprüfen. Die Signalform selbst spielt eigentlich garkeine Rolle, 
solnge du keine Interpolation vornimmst, was ja mit Rechtecken sowieso 
nicht geht. Dafür bräuchtest du einen Sensor mit Sin/Cos-Ausgang, den 
kannst du mit ziemlicher Sicherheit sowieso nicht selbst bauen (aber 
z.B. bei Heidenhain kaufen).

Gruss Reinhard

von Christoph Z. (rayelec)


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Ganz allgemein: Maschinenspindel und Optoelektronik passen so nicht 
zusammen! Da ist immer Öl und Verschmutzung da und es ist eine Frage der 
Zeit, bis die Sache ausfällt. Mache das ganze magetisch mit 
Interpolation, dazu gibt's u.a. nette ICs von Austria Microsystems und 
IC-Haus mit bis zu 14 Bit Auflösung.

Gruss
Christoph

von Tarek T. (tarek_t)


Angehängte Dateien:

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Reinhard Kern schrieb:
> Schön muss das Signal ja nicht sein, du musst es nur korrekt zählen
> können.

Das stimmt insofern, dass ich die Kanäle auf ext. Interrupts führen 
müsste. Dann würde ich die Geschichte in Software aufbauen. Einfacher 
wäre es, die eingebaute QDEC Einheit gleich zu nutzen. Und diese 
funktioniert so, dass sie in äquidistanten Abständen das Signal an den 
Pins abtastet. Und da funktioniert es schon nicht mehr nur mit den 
Flanken, sondern benötigt ein Rechtecksignal (siehe Anhang QDEC.PNG).

Christoph Z. schrieb:
> Ganz allgemein: Maschinenspindel und Optoelektronik passen so nicht
> zusammen!

Das stimmt so nicht ganz. Selbst bei "künstlich" verdreckter Optik hat 
der Testaufbau die Daten zuverlässig übermittelt. Abgesehen davon, wird 
der Teil der Datenübertragung mit der induktiven Energieübertragung 
gekapselt, so dass grober Schmutz nicht eindringen kann. Außerdem sind 
wir hier an der Uni, da geht es zu allererst darum zu zeigen, was geht 
:) Der Vorteil optischer Datenübertragungsverfahren sind vor allem der 
günstige Preis, der niedrige Energieverbrauch und die hohe Datenrate. 
Der Testaufbau übermittelt knapp 15 MBit/s zuverlässig und das bei 400 
Hz Drehfrequenz. Schwieriger gestaltet sich da die Datenübertragung von 
15 MBit/s auf der stationären Seite an den Computer :/ aber das ist ein 
anderes Thema.

Im Anhang sind noch weitere Bilder. Interessant ist, dass die 
Flankensteilheit bei 5 kHz die gleiche ist wie bei 25 kHz. Diese macht 
mir nämlich bei höheren Frequenzen einen Strich durch die Rechnung, denn 
das "Low" verwäscht dabei zu stark. Ich habe die LM358P OPVs verwendet. 
Der Aufbau ist genau wie im Thema Lichtsensor / Helligkeitssensor 
gezeigt. Nur dass ich eine BPX48 Fotodiode verwende. Auch hat sich bei 
Änderung des parallel geschalteten Kondensators nichts gezeigt. Ich 
konnte den herausnehmen, durch andere Ersetzen, das Oszilloskop hat kaum 
eine Veränderung gezeigt. Dabei habe ich Werte von 2.2pF bis 6.8pF 
ausprobiert.

Hat jemand Tipps bezüglich der OPV Wahl bzw. Ähnliches schon einmal 
gemacht?

Viele Grüße

von Michael L. (Gast)


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Hallo Tarek,

> Im Anhang sind noch weitere Bilder. Interessant ist, dass die
> Flankensteilheit bei 5 kHz die gleiche ist wie bei 25 kHz. Diese macht
> mir nämlich bei höheren Frequenzen einen Strich durch die Rechnung, denn
> das "Low" verwäscht dabei zu stark. Ich habe die LM358P OPVs verwendet.
> Der Aufbau ist genau wie im Thema Lichtsensor / Helligkeitssensor
> gezeigt. Nur dass ich eine BPX48 Fotodiode verwende. Auch hat sich bei
> Änderung des parallel geschalteten Kondensators nichts gezeigt. Ich
> konnte den herausnehmen, durch andere Ersetzen, das Oszilloskop hat kaum
> eine Veränderung gezeigt. Dabei habe ich Werte von 2.2pF bis 6.8pF
> ausprobiert.
>
> Hat jemand Tipps bezüglich der OPV Wahl bzw. Ähnliches schon einmal
> gemacht?

Als OPV würde ich Dir folgendes Bauteil empfehlen:
http://www.ti.com/lit/ds/symlink/opa380.pdf

Damit die Schaltung auch bei den höheren Frequenzen funktioniert, 
solltest Du möglichst mit einer durchgängigen Massefläche und einer 
sauberen Spannungsversorgung (Linearregler mit 100µF||100nF und 100nF an 
jeder OPV-Spannungsversorgung) arbeiten.

Dieser OPV ist speziell für schnellere 
Transimpedanzverstärkerschaltungen gedacht (siehe Frequenzgänge im 
Datenblatt auf Seite 7). Ich habe ihn selbst schon in der Variante 
OPA2380 (zwei OPV in einem Gehäuse) in einer Schaltung eingesetzt. 
Erhältlich ist er bei Farnell und wahrscheinlich auch als Sample.

Der hohe Preis (6,10 €) sollte Dich nicht abschrecken. Schließlich 
handelt es sich bei Deinem Projekt um einen Prototypen. Ganz 
grundsätzlich sollte man beim Aufbau von Prototypen tendenziell die 
Bauelemente eine Stufe besser als unbedingt notwendig wählen. Das ist 
sehr gut investiertes Geld, da Dir dieses Vorgehen eine Menge Zeit bei 
der Fehlersuche erspart. Wenn anschließend eine Serienproduktion 
angedacht ist, kannst Du immer noch nach und nach billigere Bauelemente 
auswählen.



Viele Grüße
Michael

von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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ggf. solltest du hinter dem OpAmp noch einen Komparator nachschalten, 
der dir das Signal auf TTL-Pegel bringt.

von Reinhard Kern (Gast)


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Tarek T. schrieb:
> Dann würde ich die Geschichte in Software aufbauen. Einfacher
> wäre es, die eingebaute QDEC Einheit gleich zu nutzen. Und diese
> funktioniert so, dass sie in äquidistanten Abständen das Signal an den
> Pins abtastet. Und da funktioniert es schon nicht mehr nur mit den
> Flanken, sondern benötigt ein Rechtecksignal (siehe Anhang QDEC.PNG).

Solange die Flanken halbwegs richtig sind, macht dir ein Komparator ein 
Rechteck auch aus einem versauten Signal. Eigentlich sollte das ein 
eingebauter Decoder auch tun, es sei denn, er ist für 
Sinus/Cosinus-Signale gedacht. Die Abtastschaltung legt das nahe: S&H 
und ADC. Aber einen Sinus hast du nicht und kannst du auch nicht 
erzeugen.

Gruss Reinhard

von m.n. (Gast)


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Reinhard Kern schrieb:
> Solange die Flanken halbwegs richtig sind, macht dir ein Komparator ein
> Rechteck auch aus einem versauten Signal. Eigentlich sollte das ein
> eingebauter Decoder auch tun,

Das sehe ich auch so. Ein simpler 2-fach Komparator TLC372 liefert Dir 
saubere Rechtecksignale und bietet gegenüber µC Eingängen den Vorteil, 
dass man sich Hysterese und Schaltschwelle selbst einstellen kann.

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