Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Printtrafo wie absichern?


von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Hallo zusammen,

für ein kleines Netzteil baue ich einen kleinen (naja, mittelgroßen) 
Printtrafo 230V => 1x15V 10VA ein, zusammen mit Gleichrichter, 2x470uF 
Glättung, dahinter das übliche 78xx/LM317 Zeugs. Stromverbrauch sollte 
bei ca. 200-300 mA liegen.

laut Datenblatt ist der Trafo nicht kurzschlussfest (was bedeutet das 
eigentlich? explodiert er?), daher möchte ich ihn primärseitig mit einer 
kleinen Schmelzsicherung absichern.

Wie dimensioniert man diese Sicherung? 10VA/230V? Was ist mit dem 
Einschaltstrom für die Glättungselkos?

von M. K. (sylaina)


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Ich würde ihn sekundärseitig absichern mit wohl so 500 mA Feinsicherung.

von MaWin (Gast)


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Die einzig korrekte Sicherung für Trafos ist die eingebaute 
Temperatursicherung, so wie es in quasi allen japanischen Geräten 
gemacht wird.

Leider sind deutsche Hersteller zu geizig eine einzubauen (oder zu 
grierig und verlangen für den Einbau zu viel Aufschlag), so daß man hier 
mit Krücken arbeiten muß.

Du brauchst auf jeden Fall eine primäre Sicherung, damit der Trafo, wenn 
mehr und mehr Windungen einen Windungsschluss bekommen und damit die 
Sättigung immer stärker wird und seine Stromaufnahme und Temperatir 
steigt, woraufhin noch mehr Windungsschlüsse auf Grund weich gewordenem 
Isolierlack auftreten, nicht in Flammen aufgeht.

Einzig bei kleinen Leistungen und dünnem Draht der primären Wicklung 
kann man darauf verzichten, da ist der Draht schon die Sicherung, aber 
10VA ist zu viel, ich glaube so bei 5VA ist Schluss mit der Möglichkeit.

Bei nur einer sekundären Wicklung reicht die primäre Sicherung auch, 
denn man kann sie so auslegen, daß bei einem sekundären Kurzschluss 
(Gleichrichter oder Elko hat Schluss) die primäre Sicherung durchbrennt.

Hat der Trafo jedoch mehrere Wicklungen, kann es sein, daß trotz 
Kurzschluss einer Sekundärspannung die primäre Sicherung nicht auslöst, 
und man sie auch nicht so knapp auslegen kann, daß sie auslöst, weil sie 
sonst immer auslöst :-)

Dann braucht man auch sekundäre Sicherungen.

Gegen Kurzschluss auf Ausgang des Netzteils sind die jedoch nicht 
sinnvoll/nörig, denn dort begrenzen bereits die Spannungsregler, sogar 
mit fold back Kennlinie. Es ist also nicht sinnvoll, für 250mA gleich 
einen 1A Regler zu nehmen, ein 78M12 oder AN78N12 täte es besser.

Billiger und besser wäre es, gleich einen ordentlichen Trafo zu kaufen, 
denn dessen TempSicherung schützt gegen genau das was den Trafo kaputt 
macht, nämlich Überhitzung, und reagiert genau auf das was kaputte 
Trafos tun, nämlich heiss werden, und den Schrott ohne eingewickelte 
Temperatursicherung niemals den Anbietern abzukaufen, damit die endlich 
lernen, daß so was eine Selbstverständlichkeit sein muß.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Danke MaWin! ich fühle mich mit einer primärseitigen Sicherung auch 
wohler. Falls wichtig: Der Trafo ist ein "Block" (so heisst dir Firma) 
VC10/1/15, also nur eine sekundäre Wicklung.

Aber: welche Sicherung? (welcher Strom natürlich)

ist es zulässig, den Trafo kurzzeitig sekundärseitig kurzzuschließen, 
und den primärseitigen Strom zu messen, und dann die Sicherung auf 50% 
dieses Stroms zu dimensionieren?

von Michael R. (mexman) Benutzerseite


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Generell gilt:

Schmelzsicherungen werden - egal in welchem Bauteil, Geraet, Maschine - 
NICHT zum Schutz elektronischer Bauteile sondern im weitesten Sinne zum 
Schutz der Verkabelung eingesetzt!

Die Dimensionierung richtet sich also i.A. am Maximalverbrauch des 
Verbrauchers und der Auslegung der Zuleitung aus.

Gruss

Michael

von oldeurope (Gast)


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MaWin schrieb:
> Leider sind deutsche Hersteller zu geizig eine einzubauen (oder zu
> grierig und verlangen für den Einbau zu viel Aufschlag), so daß man hier
> mit Krücken arbeiten muß.

Es spricht nichts dagegen mit Montagekleber eine Temperatursicherung 63 
bis 85 Grad an den komplett vergossenen Trafo zu beppen. Ich habe das 
getestet und es funktioniert sehr gut* und unspektakulär. Ist dann auch 
problemlos reparabel, sofern der Trafo überlebt hat.

MaWin schrieb:
> nicht in Flammen aufgeht.
Michael Reinelt schrieb:
> (was bedeutet das
> eigentlich? explodiert er?),

Noch nie erlebt. Der Verguß ist flammhemmend. Das Kunststoffgehäuse 
bläht sich auf, stinkt und dann unterbricht die Primärwicklung. 
Leiterplatten können u.U. ankokeln. Da liegt vielleicht ein Brandrisiko. 
Der Trafo ist danach unbrauchbar. Dieses Brandrisiko bieten aber auch 
andere Bauelemente wie falsch montierte Widerstände, oder der 
Spannungsregler selbst.

Ein Trafo mit Thermosicherung im Verguss ist nach Ansprechen selbiger 
auch unbrauchbar und unreparabel. Die eingebaute Thermosicherung  kann 
auch zu früh ohne jeglichen Fehler ansprechen.
Es ist also kein Sicherheitsmangel wenn man, wie auf dem Trafo 
beschrieben, sekundär absichert.

Feinsicherungen für 50mAT gibt es aber auch noch.
Eine gute Alternative zur Feinsicherung sind in Deinem Fall 
Schmelzdraht-Sicherungswiderstände.
Das hat auch elektrisch einige Vorteile, solange Du noch genügend 
Spannungsabfall über dem Regler hast.

LG

* ! Das geht so nicht bei Trafos für NF-Verstärker die eine 
Thermoabsicherung an der Primärwicklung erforden. !

von Stefan (Gast)


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Bei den meisten Print-Travos ist aufgedruckt, für welchen Strom die 
Primäs-Sicherung ausgelegt werden soll.

Bedenke, sie schützt in der Regel nicht vor dauerhafter Überlast 
(Überhitzung), sondern vor Brand.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Stefan schrieb:
> Bei den meisten Print-Travos ist aufgedruckt, für welchen Strom die
> Primäs-Sicherung ausgelegt werden soll.

Oh Mann... Trafo angeguckt: tatsächlich da ist so ein komisches Symbol, 
längliches Rechteck mit Strich in der Mitte, und daneben steht so was 
kryptisches "0,63AT" :-)

Wieso ist das Offensichtliche manchmal so schwer zu erkennen?

Peinlich, peinlich... vielen Dank!

von El Prozzo (Gast)


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Eine Sicherung auf den Halben Kurzschlussstrom dimensionieren zu wollen 
laesst von geringer Ahnung ueber Sicherungen schliessen. Eine Sicherung 
ist so ausgelegt, den Nennstrom nahezu dauernd auszuhalten. Der doppelte 
Nennstrom ist aber auch schon eher lange aushaltbar. Die Sicherung kommt 
beim 10 fachen Nennstrom vernuenftig schnell. Dabei sind aber 
Laderstroeme von Kondensatoren beim Einschalten zu beruecksichtigen.
Eine Sicherung macht also nicht unbedingt das, was man auf den ersten 
Blick erwarten wuerde.

von MaWin (Gast)


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> Aber: welche Sicherung? (welcher Strom natürlich)

Genug, damit sie im Normalbetrieb nicht durchbrennt.
Wegen Einschaltstromstoss nimmt man träge Sicherungen.
So wenig, daß sie bei einem sekundären Kurzschluss sicher durchbrennt.

Es stand ja drauf :-)

> ist es zulässig, den Trafo kurzzeitig sekundärseitig kurzzuschließen

Das wäre der Test, ob die Sicherung nicht zu grosszügig dimensioniert 
ist.

Bei kleinen Trafos ist der Kurzschlussstrom aber nicht so viel höher. 
Das sind dann die Trafos, die ohne primärseitige Sicherung auskommen.

von MaWin (Gast)


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> Ein Trafo mit Thermosicherung im Verguss ist nach Ansprechen selbiger
> auch unbrauchbar und unreparabel.

Wenn der Trafo so heiss wurde, daß die interne TempSicherung auslöste, 
ist er überhitzt und dauerhaft geschädigt, die Isolierung in der Wärme 
geschmolzen und nicht mehr so dich wie nötig.

Egal warum, egal ob durch abgedeckte Kühlritzen, sekundäre Überlastung 
oder primären teilweisen Windungsschluss oder dauerhafte Überspannung.

Die TempSicherung reagiert auf alle den Trafo schädigenden Einflüsse 
genau richtig.

Daher ist es in Ordnung, dann den ganzen Trafo wegwerfen zu müssen.

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