Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Keine Innovationen mehr?


von Innovator (Gast)


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Hallo!

Ich habe berufsbedingt einen guten Überblick über aktuelle Entwicklungen 
und frage mich, ob es denn keine Innovationen mehr gibt?

Ich sehe, dass "die Chinesen" immer besser werden und es mittlerweile 
sehr wohl schaffen qualitativ hochwertige Produkte auf den Markt zu 
bringen.

Ingenieure werden von der Stange gekauft und Qualität zählt nicht mehr 
echt. Gehälter werden gedrückt, wo es nur geht und viele Firmen 
tendieren dazu Entwicklungsaufträge extern zu erledigen (wo wiederum 
unterbezahlte Ingenieure die Arbeit erledigen).

Investitionen in Innovationen = 0. Im Gegenteil: Wenn man grundlegende 
Verbesserungen in Produkten realisiert kann man froh sein wenn man mal 
ein positives WORT hört.

Der Job entwickelt sich zum "Spezifikationen schreiben" und andere 
arbeiten lassen und teils wird wichtige Erfahrung/IP auch nach aussen 
gegeben. Auf der Arbeit wird dann eigentlich nur noch gejammert wie 
schlecht alles ist => Chefs doof, Firma doof, alle doof. Ja, ich gehöre 
auch dazu und es nervt mich selber!

Gibt es keine Firmen mehr, die an grundlegend neuen Entwicklungen 
arbeiten?
Wo und wie sollen wir unseren Ruf als "Innovatoren" aufrechterhalten?

Zusammenhalt/Lobby gibt es in unserem Job auch keine wirkliche (z.B. wie 
bei den Ärzten, wurde hier schon oft diskutiert). Sollen wir demnächst 
alle für 40K/Jahr Endgehalt arbeiten? Wir sollten uns zusammenraufen und 
auf die Strassen gehen, Streiken, ... IN SCHAREN!

Ja, ich bin frustriert und frage mich oft, ob ich nicht lieber Maurer 
geworden wäre... Work/life balance wäre durchaus mehr gegeben und ärgert 
sich auf ganz anderem Niveau...

Grüße...

von Ulrich S. (voodoofrei)


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Innovator schrieb:
> Keine Innovationen mehr?

Natürlich nicht!

Jede Woche die selben Themen die hier durch die Mühle gedreht werden. 
Nichts Innovatives dabei!

Oder mit anderen Worten: So ein Thread hat dem Forum noch gefehlt!

von Wilhelm F. (Gast)


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Innovator schrieb:
> Hallo!
>
> Ich habe berufsbedingt einen guten Überblick über aktuelle Entwicklungen
> und frage mich, ob es denn keine Innovationen mehr gibt?

Na dann bring mal eine herbei.

Bevor:

> Ich sehe, dass "die Chinesen" immer besser werden und es mittlerweile
> sehr wohl schaffen qualitativ hochwertige Produkte auf den Markt zu
> bringen.

von Innovator (Gast)


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Ja, du hast völlig recht. Es geht mir selber auf die §$%.

Das deutet doch darauf hin, dass es viele Leute beschäftigt. Warum soll 
man nicht mal zusammen etwas daran unternehmen?

Irgendwie versuchen in den Medien darauf aufmerksam zu machen, dass es 
keinen Fachkräftemangel gibt. Sich gehör verschaffen, etc...

Das können doch andere Berufsgruppen auch.

von Christian B. (casandro)


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Es gibt schon noch ein paar solcher Firmen. IBM hat beispielsweise eine 
Forschungsabteilung. HP hat auch so was, die haben beispielsweise 
kürzlich die ersten Memristoren gebaut. Oder auch früher Xerox, die 
beispielsweise den Laserdrucker, GUIs wie wir sie heute kennen, Tablet 
PCs usw. erfunden haben. Gegen die Rechner die die damals in ihren 
Laboren hatten ist alles was wir heute haben ziemlicher Dreck.

Aber Firmen waren schon immer sehr selten innovativ. Die wahren 
Innovationen passieren in der Regel in der richtigen Forschung an 
Universitäten.

von Innovator (Gast)


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Das mit den Innovationen an den Universitäten hält sich auch stark in 
grenzen. Die wirtschaftlichen Interessen und Verknüpfungen sind da oft 
einfach verlockender.


Aber Leute:
Was können wir tun um gegen das verramschen von unseren Berufsstand 
vorzugehen?

Das Bild in den Medien versuchen geradezurücken?
VDI 2.0 gründen? :-)

Ich will etwas tun um mir luft zu machen. Es kann doch so nicht 
weitergehen!

von Prinz Prozac (Gast)


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Innovator schrieb:
> Ich habe berufsbedingt einen guten Überblick über aktuelle Entwicklungen
> und frage mich, ob es denn keine Innovationen mehr gibt?

Weil ISO9000 und Kreativität halt nicht zusammenpassen. ;O)

Und wenn ich dann eine Stellenanzeige sehe, wo ein kreativer 
Jungingenieur geworben wird, und die Firma selber mit ihrem lückenlosen 
ISO9000 QS System prahlt, kann ich mich nur noch wundern.

Ich habe die zuständige Stelle dann kontaktiert und gefragt, wie ich mir 
das denn vorzustellen hätte, mit ISO9000 UND Kreativität, und bekam 
lediglich die flapsige Antwort, das ich halt nicht geeignet für den 
Ingenieurberuf sei. ;O)

Das ich für nix zu gebrauchen bin, musste ich eh schon aktzeptieren. 
Aber vieleicht ist ja einer der mitlesenden Highperformer ja so nett, 
den Wiederspruch aufzuklären, rein interessehalber.

von Michael (Gast)


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Innovator schrieb:
> Ich habe berufsbedingt einen guten Überblick über aktuelle Entwicklungen
>
> und frage mich, ob es denn keine Innovationen mehr gibt?

Dein Satz belegt, dass du keinen Überblick hast :-)

von Thomas1 (Gast)


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Innovator schrieb:
> Das mit den Innovationen an den Universitäten hält sich auch stark in
> grenzen.


Grade in den Geisteswissenschaften wird nur nachgeplappert und 
wiedergekäut. Neues gibts da schon lange nicht mehr.

von Prinz Prozac (Gast)


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Innovator schrieb:
> Aber Leute:
> Was können wir tun um gegen das verramschen von unseren Berufsstand
> vorzugehen?
>

Nix.
Oder die Highperformer hätscheln, damit die den Job machen? Die haben 
doch sonst immer sonne große Klappe....

> Das Bild in den Medien versuchen geradezurücken?
> VDI 2.0 gründen? :-)

Das haben schon welche erfolglos versucht. Jeder Spielt halt solange 
mit, solange es noch einigermassen rundläuft.

>
> Ich will etwas tun um mir luft zu machen. Es kann doch so nicht
> weitergehen!

Tun kannst Du nichts. Und weitergehen wird es auch nicht. Jede Kultur 
ist irgendwann alt und verbraucht. Das ging dem römischen Reich so, das 
geht uns jetzt so, und irgendwann, in 100-200 Jahren, wird es den 
Chinesen auch so ergehen. Wer dann am Drücker sein wird, ist dann nicht 
mein Problem.

Glücklich ist, wer sein Scheitern aktzeptiert und nicht ewig gegen 
unüberwindbare Hürden anrennt.

von Kai S. (kai1986)


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Christian Berger schrieb:
> Die wahren
> Innovationen passieren in der Regel in der richtigen Forschung an
> Universitäten.

Dazu muss aber nach meinem Verständnis erst mal jemand einen Auftrag an 
die Uni geben. Vieles ist in den Unis wohl auch Grundlagenforschung, 
woraus nicht direkt inovative Produkte entstehen.

Großen Firmen arbeiten meist zielorientiert, sprich sie entwickeln nur 
vorhanden Prudukte weiter. Die wirkliche Inovationskraft steckt in 
talentierten Hobbybastlern (da sie nicht in den Standardwegen der Profis 
denken) und in kleinen Unternehmen, in denen die Ideen der Mitarbeiter 
eine bessere Chance haben umgesetzt zu werden und die Mitarbeiter wohl 
auch eher am Wohlergehen der Firma interessiert sind.

Weiterhin ist es meines Wissens auch eher schwer für einen Hobbybastler 
ein Produkt auf den Markt zu bringen, da eine ganze Reihe Dinge dazu 
nötig sind, was auch teils kostspielig ist. Korrigiert mich, wenn ich in 
dem Punkt nicht richtig informiert bin.

Angenommen, ich hätte eine tolle Idee für ein Produkt (das Elektronik 
enthält), dann kann ich es aber nicht einfach bauen und über das 
Internet vertreiben, da einiges mehr dazu nötig ist. In dem Punkt könnte 
z.B. versucht werden eine einfache/kostengünstige Produktprüfung 
(Sicherheitsvorschriften sollen ja weiterhin eingehalten werden) für 
Privatleute aufzubauen, das über die Prüfungskosten der Industrie 
finanziert wird.

Gruß Kai

von A. $. (mikronom)


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Innovator schrieb:
> Der Job entwickelt sich zum "Spezifikationen schreiben" und andere
> arbeiten lassen und teils wird wichtige Erfahrung/IP auch nach aussen
> gegeben. Auf der Arbeit wird dann eigentlich nur noch gejammert wie
> schlecht alles ist => Chefs doof, Firma doof, alle doof. Ja, ich gehöre
> auch dazu und es nervt mich selber!

Hast du kein Privatleben, in das es sich eher lohnt Zeit zu investieren? 
Du klingst wie ein Midvierziger, bei dem gerade seine Midlife-Crisis 
einsetzt.

Und was spricht dagegen einen neuen anspruchsvollen Job zu suchen?

Und überhaupt: Such dir eine wollüstige Freundin. Oder besser zwei!

Heiner schrieb im Beitrag #2952543:
> Innovator schrieb:
>>
>> Ich will etwas tun um mir luft zu machen. Es kann doch so nicht
>> weitergehen!
>
> Du hast wohl lange kein Rohr mehr verlegt.

Das hab ich mir bei ihm auch gedacht. Er sollte sich eine Freundin 
suchen und versuchen sie so lang durchzu*PIEP*, bis ihr das Gehirn zu 
den Ohren rausspritzt!

von lach (Gast)


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> Du klingst wie ein Midvierziger

> Und was spricht dagegen einen neuen anspruchsvollen Job zu suchen?

Mit 40 ist das hoffnungslos, da glaubt dir keine Firma mehr, dass du 
arbeitsfähig bist.

Prinz Prozac schrieb:
> Aber vieleicht ist ja einer der mitlesenden Highperformer ja so nett,
> den Wiederspruch aufzuklären, rein interessehalber.

Den was?

von Mark B. (markbrandis)


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Innovator schrieb:
> Ich habe berufsbedingt einen guten Überblick über aktuelle Entwicklungen
> und frage mich, ob es denn keine Innovationen mehr gibt?

Soll das jetzt das Thema sein, oder doch eher "Aufstand der Ingenieure"? 
Aus dem Eingangsposting wird man nicht so recht schlau.

von D. I. (Gast)


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Lebenskünstler schrieb im Beitrag #2952980:
> Selten mal einer dabei der
> Brauchbar ist.

Die die was draufhaben gehen auch nach Amerika ins Valley (und evtl. 
anschließend zurück und verdienen sich ne goldene Nase).

von Ich (Gast)


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Was sind / wären Innovationen?

Iphone?
Elektro-PKW serientauglich mit mehr als 400km Reichweite?
(...)?

Fallen uns Innovationen überhaupt noch auf?

von Würfelratte (Gast)


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Forschung ist für viele Unternehmen schlicht zu teuer. Ein Beispiel ist 
Carl Zeiss, die wirklich kein geringes Forschungsbudget haben. Aber auch 
die gehen neue Projekte oft nur an, wenn es Forschungsgelder vom Staat 
gibt und dann wird viel an Fraunhofer usw. ausgelagert. In der Tat 
geschieht die eigentliche Innovation an den wissenschaftlichen 
Instituten und den Unis. Die haben die Muße und können es sich auch 
leisten, mal zu scheitern, denn das gehört dazu. Für ein Unternehmen, 
das im Wettbewerb steht, wäre das zu riskant.

Der Konzerningenieur muß die Hintergründe der Forschung verstehen und so 
Projekte koordinieren können. Die Ausführung kann an externe vergeben 
werden, aber das Kernknowhow behalten die Unternehmen selbst.

Ich finde es enorm, was innerhalb der letzten 10 Jahre entwicklelt 
wurde. Wer das nicht sieht und nicht als Innovation begreift, kann fast 
kein Ingenieur sein. Mit immer schneller werdenden Computern haben wir 
heute die Möglichkeit, Berechnungen durchzuführen, die zu völlig neuen 
Produkten führen können, bzw. diese so effizient und recourcenschonend 
wie möglich zu gestalten. Man vergleiche nur die Fahr- und 
Verschleißeigenschaften eines heutigen Markenreifens mit einem Modell 
von vor 10 Jahren!

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, Innovator,

schau Dir doch mal die Curriculae für "Innovationsmanager" an. Was ich 
gesehen habe, das hat mit Innovation gar nichts zu tun, sondern mit 
Marketing, Ausschau halten nach Neuentwicklungen auf dem Markt, und dann 
das eigene Produkt hektischer auf den Markt bringen als der 
zweitschnellste.

Echte Innovation ist, wo der Entwicklungsleiter bei der Konkurrenz 
peinliche Fragen zu hören bekommt wie "warum haben wir das Tamagotchi 
verschlafen?" oder "warum hat unsere Konkurrenz mal wieder das 
Butter&Brot-Patent zuerst angemeldet?"

Echte Innovation entsteht nicht am Browser. Schon gar nicht mit einer 
Anfrage in www.mikrocontroller.net "ich habe ein Problem. Welche 
Lösungsvorschläge habt ihr?" Denn erstens habe ich da noch nichts 
patentwürdiges gelesen, zweitens wäre es nach Veröffentlichung nicht 
mehr patentwürdig, drittens liest im Zweifelsfall irgendeine Konkurrenz 
mit - und hat die noch bessere Lösung bald zum Patent angemeldet.

Echte Innovation entsteht auch nicht so richtig an der Uni. Denn erst 
meldet die ein Patent an, dann spricht sie die Firmen an, die es 
umsetzen könnten, dann beginnt deren Gerangel um die Auktion, während 
die Konkurrenz schon Umgehungspatente anmeldet...

Sondern echte Innovation entsteht im Gespräch mit dem Pilotkunden, der 
ein unlösbares Problem hat. Das nun gelöst wird, patentiert - und 
weitere Kunden findet.

Aber das erfordert kein Studium, sondern spitzenmäßige Fachkenntnisse, 
dass der Kunde mit dem Problem zu der Firma geht, von der er meint, es 
gelöst zu bekommen. Da sind eher die Könner im Labor gefragt als der 
fachkenntnisfreie Innovationsmanager. Der ist, wie sein Name sagt, eben 
nur zum Managen da.
Das erfordert auch Miteinander in der Firma. So sehr, wie echte 
Innovation riskant ist und sich der eine auf den anderen verlassen 
können muss. Wo gibt es das noch?

Innovationsmanager mit Marketingausbildung sind der direkte Weg zum 
Handelshaus, das chinesische Produkte verkauft.

Der Eiermanager in der Hühnerfarm legt auch nicht selber Eier, sondern 
sammelt sie ein, stempelt sie, registriert sie, optimiert den 
Legeprozess und verwaltet die Archivdaten.

Ciao
Wolfgang Horn

von A. $. (mikronom)


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Würfelratte schrieb:
> Man vergleiche nur die Fahr- und
> Verschleißeigenschaften eines heutigen Markenreifens mit einem Modell
> von vor 10 Jahren!

Genau da seh ich jetzt gerade überhaupt keinen signifikanten 
Unterschied. Mein Bremsweg war schon Anfang der 90er Jahre um die 40 
Meter bei 100 km/h.

ABS war in meinen Augen noch eine Innovation, aber bei Autoreifen sehe 
ich außer Preisanhebungen keine wirklichen Veränderungen.

von Stilz & Rumpel (Gast)


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>Ich habe die zuständige Stelle dann kontaktiert und gefragt, wie ich mir
das denn vorzustellen hätte, mit ISO9000 UND Kreativität, und bekam
lediglich die flapsige Antwort, das ich halt nicht geeignet für den
Ingenieurberuf sei. ;O)


Nee. ISO 9000 ist fuer die Qualitaet in der Produktion. Da wird einmal 
ein Ablauf minutioes genau festgehalten und dann nur noch genau so 
ausgefuehrt. Das macht so schon Sinn.

Alles andere ist Muell und Marketing. Wir haben hier Spitaeler, die 
werben mit ISO 9000. Bei genauerem Hinschauen sieht man dann das ISO 
9000 bezieht sich auf die Kueche, keinesfalls auf den medizinischen 
Teil.

Also irgendwer muss ja das ISO 9000 fuer die Produktion aufsetzen. Das 
macht in der Regel ein Ingenieur. Dabei geht es auch um 
Eingangskontrolle und Qualitaetssicherung des Produktes. Das ist jetzt 
eher nicht der Job fuer den schnellen Entrwickler, eher fuer Leute gegen 
60, die noch ein paar Jahre abreissen muessen, und auch deren Erfahrung 
einbringen koennen.

von Kai S. (kai1986)


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Stilz & Rumpel schrieb:
> ISO 9000 ist fuer die Qualitaet in der Produktion. Da wird einmal
> ein Ablauf minutioes genau festgehalten und dann nur noch genau so
> ausgefuehrt. Das macht so schon Sinn.

Ja, und wenn der festgelegt Ablauf auch noch so sinnfrei ist, er ist 
wenigstens zertifiziert.

Sorry, ich halte im Allgemeinen viel von Normen, da sie teils sehr 
nützlich sind, aber das ganze zertifizieren ist einfach nur quatsch. Es 
kostet viel Geld, macht viel arbeit und bringt rein garnichts. Das Geld 
in ne gut ausgebildete Arbeitskraft gesteckt oder die Mitarbeiter besser 
bezahlt bringt da sicher mehr.

Gruß Kai

von Michael S. (technicans)


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Innovator schrieb:
> Was können wir tun um gegen das verramschen von unseren Berufsstand
> vorzugehen?

Ausdünnen, notfalls ein paar Wraith Bescheid sagen, die das übernehmen.
Paar tausend Ingenieure mehr oder weniger fällt gar nicht auf.

von Stilz ohne Rumpel (Gast)


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Innovation? Lieber das Unternehmen schnell aussaugen, an die Wand 
fahren, dann eine tolle Abfindung kassieren und next...

Leider kann man als Einzelner im stillen Kaemmerlein nur kleine 
Trivialitaeten zusammenkloppen. So baut man nie einen Flugzeugtraeger.

Aber besser was Kleines bauen als Jammern.

von Arsch G. (arschgwaf)


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Also ISO9000ff und Kreativität ist mal absolut keine gegenseitige 
Einschränkung. Die ISO9000ff Reihe spezifiziert ja nur die Anforderung 
die ein QM-System erfüllen muss. Wenn das in deiner Firma die 
Kreativität vernichtet, dann liegt das nicht an der ISO9000 sondern 
daran, dass euer QM scheiße ist.

Die Entwicklungsprozesse legt nicht die ISO9000 fest sondern das QM. 
ISO9000 sagt nur, dass es einen festgelegten Prozess mit bestimmten 
Kriterien geben muss.

Das QM hat dafür zu sorgen, dass das was du entwickelst ordentlich 
dokumentiert wird und nicht, dass du nichts entwickelst. Bei uns in der 
Firma klappt das gut (ich sage nicht, dass unser QM die Heiligen sind. 
Wenn dann mal ein 300 Seiten Dokument wegen Formfehlern abgelehnt wird 
nervt das schon, aber ist halt ihr Job), wenn das bei euch in der Firma 
nicht klappt ist nicht die ISO9000 schuld.

von Ich (Gast)


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Arsch Gwaf schrieb:
> Also ISO9000ff und Kreativität ist mal absolut keine gegenseitige
> Einschränkung.

In manchen Bereichen, zB.: der Bahntechnik, muss (DIN EN 50155) die 
Entwicklung von elektronischen Einrichtungen nach ISO9001 erfolgen.

Die Entwicklung muss u.a. auditierbar sein.

Also du muss dokumentieren können an welche Normen, RoHS, etc. Du dich, 
bzw. die Lieferanten sich gehalten haben.
Das sollte kein Problem darstellen, es sei den du bastelst nur vor dich 
hin.

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, "Arsch Gwaf",

> Also ISO9000ff und Kreativität ist mal absolut keine gegenseitige
> Einschränkung.
Einverstanden.

> Wenn das in deiner Firma die Kreativität vernichtet, dann liegt das nicht
> an der ISO9000 sondern daran, dass euer QM scheiße ist.

Der Entwicklungsleiter ist zunächst mal verantwortlich für Qualität und 
Produktivität des Innovationsprozesses.
Er sollte wissen, wie die Probleme der Kunden zu seinen Könnern 
gelangen, wie die Informationen der Zulieferer über neue Produkte und 
wie die Ideen von der Haus-Universität mit dem Professor, der schon 
mitdenkt.
Er sollte auch wissen, wie er in diesem Prozess eine Entwicklungkultur 
nach diesem Muster schafft und bewahrt:

„Wenn die Leute nicht immer per wir in Geschäftsangelegenheiten 
sprechen, nicht Gelegenheit haben, sich bei Ehren und Sorgen des 
Geschäfts beteiligt zu fühlen, so kann man kein treues Festhalten, auch 
in trüberen Zeiten, verlangen und erwarten.“ (Werner von Siemens)

Deshalb wird der gute QM ihn fragen, wenn es um die Prozesse geht, die 
im Qualitätsmanagementhandbuch stehen sollen.

Aber viel zu oft befindet sich der Entwicklungsleiter in dieser Lage:
"Mögen hätten wir schon wollen, aber dürfen haben wir uns nicht getraut" 
(Karl Valentin)

Das heisst, er ahnt wohl, was notwendig wäre, damit er die ihm 
delegierte Aufgabe gut erledigen kann - aber ihm fehlen die Argumente, 
wo der Controller knallharte, und gut gemeinte Vorschläge zur 
Verschlimmbesserung der Prozesse an die Wand projiziert.
Da sollen die Entwickler dann nur entwickeln, was der Produktmanager 
spezifiziert hat, obwohl allein die Kollegen aus dem Vertrieb mit den 
Kunden sprechen dürfen, erstens immer nur die Einkäufer erwischen und 
zweitens vom Bezirzen der Sekretärinnen mehr verstehen als von den 
Problemen ihres Endkunden.
"Verschlimmbesserung des Ganzen durch Optimierung der Teilprozesse bei 
voller Eng- und Kurzsichtigkeit" ist kein neues Problem.

Verschlimmert wird das noch, wenn "Innovavationsmanager" fertig von der 
FH kommen, die zwar exzellent umgehen mit Browser und 
Tabellenkalkulation, von der eigentlichen Aufgabe und den Sackgassen der 
Entwicklung überhaupt keine Ahnung haben, dafür neu aufgelegte Träume 
vom Stein der Weisen und dem Perpetuum mobile - und die wirklich 
wichtigen Informationsströme kappen.

Ciao
Wolfgang Horn

von Mark B. (markbrandis)


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Ich schrieb:
> In manchen Bereichen, zB.: der Bahntechnik, muss (DIN EN 50155) die
> Entwicklung von elektronischen Einrichtungen nach ISO9001 erfolgen.
>
> Die Entwicklung muss u.a. auditierbar sein.
>
> Also du muss dokumentieren können an welche Normen, RoHS, etc. Du dich,
> bzw. die Lieferanten sich gehalten haben.
> Das sollte kein Problem darstellen, es sei den du bastelst nur vor dich
> hin.

Muhahaha. Da kennst Du Siemens und Bombardier schlecht, wenn Du meinst 
dass dies "kein Problem darstellen sollte" ;-)

von Würfelratte (Gast)


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Andi $nachname schrieb:
> Genau da seh ich jetzt gerade überhaupt keinen signifikanten
> Unterschied. Mein Bremsweg war schon Anfang der 90er Jahre um die 40
> Meter bei 100 km/h.
>
> ABS war in meinen Augen noch eine Innovation, aber bei Autoreifen sehe
> ich außer Preisanhebungen keine wirklichen Veränderungen.

So eine Antwort würde ich von jemandem erwarten, der vllt. in einer 
Versicherung arbeitet. Wer ein bisschen Ahnung in F&E hat, und wie 
dieser Prozess in großen und mitteleren Unternehmen läuft (z.B. in der 
Reifenentwicklung), der wird in Innovationen problemlos erkennen.

Was erwartet man denn von Reifen? Um einen Vorteil von nur 10% 
rauszuholen sind beim heutigen Entwicklungsstand jahrelange Forschung 
und Erfahrung notwendig.

Die erste Dampfmaschine hatte einen Wirkungsgrad von 1%. Die nächste 
Generation hatte 2% und damit doppelte Leistung. Dagegen mag eine 
Wirkungsgradsteigerung von 80 auf 82% für Nichtingenieure keine 
Innovation sein.

von Ich (Gast)


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Mark Brandis schrieb:
> Muhahaha. Da kennst Du Siemens und Bombardier schlecht, wenn Du meinst
> dass dies "kein Problem darstellen sollte" ;-)

OK Siemens und Bombardier.
Große Namen, in manchen Fällen (nicht überall) Bastelbuden.
Beide Unternehmen haben große Probleme mit dem was die Kommunikation und 
die Dokumentation angeht.

Bombardier bastelt sicher noch am Doors rum, Siemens hat toller ARIS (?) 
Ablaufdiagramme auch keinen Durchblick.

Wobei, es SOLLTE (eigentlich, deoretisch) kein Problem darstellen, 
stimmt doch.

Da fällt mir eine Stellenbeschreibung bei Siemens ein.
Englisch, Französich + eine weitere europäische Fremdsprache fließend.
Gute Verständigung auf Kroatisch, Slowenisch und portugiesich notwendig.

Bei den ganzen Leihbuden und Werkvertragsfirmen kein Wunder.

Da braucht man schon ab und zu innovative Ideen da durchzuschauen.

von A. $. (mikronom)


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Würfelratte schrieb:
> Andi $nachname schrieb:
>> Genau da seh ich jetzt gerade überhaupt keinen signifikanten
>> Unterschied. Mein Bremsweg war schon Anfang der 90er Jahre um die 40
>> Meter bei 100 km/h.
>>
>> ABS war in meinen Augen noch eine Innovation, aber bei Autoreifen sehe
>> ich außer Preisanhebungen keine wirklichen Veränderungen.
>
> So eine Antwort würde ich von jemandem erwarten, der vllt. in einer
> Versicherung arbeitet. Wer ein bisschen Ahnung in F&E hat, und wie
> dieser Prozess in großen und mitteleren Unternehmen läuft (z.B. in der
> Reifenentwicklung), der wird in Innovationen problemlos erkennen.

Ich erkenne da nichts. Aber wenn du da was erkannt hast, dann könntest 
du ja mal Quellen dazu nennen, etwa wie sehr der Verschleiß eines 
Reifens in den letzten 10 Jahren nachgelassen hat (natürlich bei sonst 
nicht schlechteren anderen Eigenschaften des Reifen).

> Die erste Dampfmaschine hatte einen Wirkungsgrad von 1%. Die nächste
> Generation hatte 2% und damit doppelte Leistung.

Wirkungsgrad ungleich Leistung!

> Dagegen mag eine
> Wirkungsgradsteigerung von 80 auf 82% für Nichtingenieure keine
> Innovation sein.

Richtig.

Im Motorenbau waren zum Beispiel TDI-Motoren eine Innovation. Da wurde 
die klassische Dieseltechnik (laut, träge) mit einem großen Sprung nach 
vorn gebracht. Aber sonst wird in der Automobilbranche eher gekleckert.

von Arsch G. (arschgwaf)


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Wolfgang Horn schrieb:
> [...]

Ja genau diese Probleme sehe ich. Die fangen dann aber auch schon beim 
Controller der einfach ein unrealistisches Konzept ausarbeitet an.

Bei uns läuft das Gott sei Dank anders. Da kam letztens einer der 
QM-Beauftragen zu mir und meint: "Hey, ich bin gerade dabei die 
Definition des Entwicklungsprozesses zu überarbeiten. Zeig mir doch mal 
wie du deine Doku erstellst, damit ich einen lebbaren Prozess definieren 
kann."

Wir haben uns dann 2h zusammengestezt und sind ein Beispieldokument 
durchgegangen. Dabei sind mir einige Punkte klargeworden, die für mich 
bis jetzt nur nervig waren und ich habe eingesehen warum sie trotzdem 
notwendig sind. Er hat dabei einen Einblick in meinen Arbeitsablauf 
bekommen und festgehalten wie sich das auf Papier bringen lässt. Diese 
2h werden in Zukunft viele mehr sparen.

Als Entwickler darf man bei der Doku nie vergessen, dass ein Auditor der 
abolut 0 Ahnung vom System hat nachverfolgen muss ob ich bei der 
Entwicklung alles Wichtige beachtet habe. Und wenn dort alle Punkte zu 
ihren Anforderungen verfolgbar sind, muss man schonmal weniger Fragen 
vom Auditor beantworten, weil man eifnach sagen kann, da stehts doch. 
Damit habe auch ich ein einfacheres Leben.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Innovator schrieb:
> Ich habe berufsbedingt einen guten Überblick über aktuelle Entwicklungen
> und frage mich, ob es denn keine Innovationen mehr gibt?

Innovation benötigt einige Rahmenbedingungen um sich entfalten zu 
können.
Neben wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, ist vor allem 
eine exzellente Bildung notwendig. Damit meine ich ausdrücklich nicht 
verschulte Bachelor- und Masterstudiengänge mit maximalem 
Industriefähigkeitsoutput. Innovationen benötigen kreative Denker. 
Kreative Denker haben ein sehr fundiertes, sehr breites Grundlagenwissen 
und sind zudem in der Lage sich zurückzulehnen und das Problem mit dem 
notwendigen Abstand zu betrachten. Sie erkennen übergeordnete 
Zusammenhänge und kennen sich dennoch im Detail gut aus. Diese Denkweise 
wird weder in der Schule noch an Hochschulen und Universitäten 
systematisch gelehrt. Die heutige Ausbildung lässt sich in dieser 
kleinen kurzen Geschichte zusammenfassen:

Ein Mathematiker, ein Physiker und ein Maschinenbauer sollen das Volumen 
eines kleinen roten Gummiballs herausbekommen.

Der Mathematiker misst den Durchmesser und rechnet dann das Volumen aus. 
Der Physiker taucht den Ball in einen Eimer voll Wasser und schaut nach 
was für eine Wasserverdrängung er hat. Und der Maschinenbauer schaut in 
der "DIN für kleine rote Gummibälle" nach!

von genervt (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Der Mathematiker misst den Durchmesser und rechnet dann das Volumen aus.
> Der Physiker taucht den Ball in einen Eimer voll Wasser und schaut nach
> was für eine Wasserverdrängung er hat. Und der Maschinenbauer schaut in
> der "DIN für kleine rote Gummibälle" nach!

Mathematiker messen? Eher die Physiker ;).

Der Ing. wird in dem Fall wohl nur auf 4*klein³ vereinfachen.

von genervt (Gast)


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genervt schrieb:
> Der Ing. wird in dem Fall wohl nur auf 4*klein³ vereinfachen.

Korrektur: Da zumindest der Mathematiker von Durchmesser geredet hat, 
muss es konsequenter Weise 4*(klein/2)³ lauten.

Für "klein" wird einfach ein geschätzter Wert angenommen.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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genervt schrieb:
> Der Ing. wird in dem Fall wohl nur auf 4*klein³ vereinfachen.

Das gilt jedoch nur für den „Alt-Ing.“ Der heutige Bachelor oder Master 
vergibt, wen er die DIN erfolglos durchblättert hat, die Berechnung an 
eine externe  Firma.

von genervt (Gast)


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Ich dachte heutzutage fragt man zuerst bei Mathworks eine Matlab-Toolbox 
für keine rote Gummibälle an.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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@Joe G.:
Weia, das war böse - aber schmunzeln musste ich doch :-}

Grundsätzlich meint aber wohl jede Generation (ich bin 41), dass die 
nachfolgende weniger kann, fauler ist usw.

Wenn schon Papa Halbaffe zum Sohn, der vom Baum steigen wollte, sagte: 
"Du wirst es zu nichts bringen!" - dann fragt man sich schon, wie wir es 
bis zum heutigen Technologiestand geschafft haben ;-)

Man muss einfach auch mal sehen, welche Flut an Neuentwicklungen (um zum 
Thema zurückzukehren) auf heutige Studenten einströmt. Die Zyklen für 
Spezialwissen werden kürzer, weil Neuerungen alte Technologien 
überflüssig machen.

Gleichzeitig soll man weltoffen sein, möglichst viel von der Welt 
gesehen haben.

Ich beneide meine Nachfolger im Studium nicht.

Ich bezweifele, dass der OP den "Überblick" über alle technischen 
Innovationen hat - ich halte das schon im Bereich der E-Technik für 
unmöglich.

Unserer Erfahrung nach werden Innovationen hauptsächlich an Unis 
(einfach mal das Risiko eingehen, in einer Sackgasse zu landen) und 
kleinen Unternehmen mit Leuten, die Ideen haben, entwickelt.

Und gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen sind wir hier in DE 
richtig gut aufgestellt.

Chris D.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Chris D. schrieb:
> Ich beneide meine Nachfolger im Studium nicht.

Ein derzeitiger Trend in den Ingenieurwissenschaften geht tatsächlich zu 
einer immer stärkeren Spezialisierung. Aufgabe eines Hochschulstudiums 
ist es jedoch Grundlagen zu schaffen, die in möglichst vielen 
Teildisziplinen der Ingenieurwissenschaften gleichsam angewendet werden 
können. Besonders in der Hochschulausbildung ist die Erfassung 
gemeinsamer Merkmale sehr wichtig. Nur so kann mit der rasanten 
technischen Entwicklung Schritt gehalten werden ohne das Niveau zu 
senken oder die Studienzeit zu verlängern

von (prx) A. K. (prx)


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Nachfolgende Generationen haben das Problem, dass mit jeder Generation 
die echte Innovationen tendentiell komplexer werden. Die einfachen 
Sachen sind alle schon da. Das macht die Möglichkeiten nicht geringer, 
aber es erhöht den Aufwand (und die Anzahl beteiligter Patentanwälte).

Andererseits kann man, wenn man will, die Anzahl der Innovationen und 
Erfindungen nach den Anzahl Patentanmeldungen berechnen, und da wird 
heute erfunden was das Zeug hält und das Patentamt verkraftet. Nur muss 
man dann eben auch das Öffnen von Schiebefenstern schon als Innovation 
sehen, bloss weils mit dem Finger auf dem Touchscreen statt mit der Hand 
am Hebel geschieht.

Übrigens ist Steve Jobs tot, also was soll man schon noch erwarten. ;-)

von Wolfgang H. (Gast)


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Hi, "Arsch Gwaf"

>> [...]>
> Ja genau diese Probleme sehe ich.
Danke.

> Die fangen dann aber auch schon beim Controller [an], der einfach ein
> unrealistisches Konzept ausarbeitet an.
Der ist auch kein schlechter Mensch. Sondern hat sich spezialisiert.
Ich erinnere an den Schnack, was denn wohl ein Elefant sei, und viele 
Weise stehen mit verbundenen Augen um einen solchen herum. Jeder hat was 
zu erzählen:
1. Von Vorne: "Fast wie eine Schlange."
2. Von unten-vorne-links: "Fast wie eine Säule"
Und so weiter.
Unser menschlicher Intellekt begreift nur Teile eines Unternehmens. Also 
spezialisieren wir uns und hoffen, uns lohnend spezialisier zu haben.

Der Controller lernt in seiner Ausbildung nur die monetären Aspekte der 
Unternehmung sowie mit seinen Instrumenten sehr schlagkräftige Argumente 
dafür. Der Reinhold Würth müßte dankbar sein, damals, als er den 
elterlichen Kleinteilehandel übernehmen mußte, keinen ausgebildeten 
Controller gehabt zu haben, der ihm seine Sicht der Dinge aufdrückte.

Deshalb: Controller sind auch keine geborenen Sündenböcke, sondern tun 
ihr Bestes - aus ihrer Sicht.

Natürlich hast Du trotzdem Recht - menschliche Unzulänglichkeitn schaden 
besonders da, wo der Mensch unbestechliche Analysinstrumente hat und 
eine unschlagbare Rhetorik gelernt.
Sollen die anderen ihm doch nacheifern in der Qualität ihrer jeweiligen 
Instrumente.

> Bei uns läuft das Gott sei Dank anders. Da kam letztens einer der
> QM-Beauftragen zu mir und meint: "Hey, ich bin gerade dabei die
> Definition des Entwicklungsprozesses zu überarbeiten. Zeig mir doch mal
> wie du deine Doku erstellst, damit ich einen lebbaren Prozess definieren
> kann."...
Das klingt ja fast wie Paradies.
Ich kenne weniger Unternehmen als Finger an meiner Hand, wo die Leute so 
einsichtig sind.

> Als Entwickler darf man bei der Doku nie vergessen, dass ein Auditor der
> abolut 0 Ahnung vom System hat nachverfolgen muss ob ich bei der
> Entwicklung alles Wichtige beachtet habe.
Sorry, Wermutstropfen: Diese Leistung kann kein Auditor bringen. Nur in 
Bezug auf das, was er selber sieht.

> Und wenn dort alle Punkte zu ihren Anforderungen verfolgbar sind...
> Damit habe auch ich ein einfacheres Leben.
Tja, eine der schwersten Lektionen dazu ist die Vereinfachung der 
täglich Arbeit durch Überwindung der Angst vor den Mühen und Gefahren 
der anfänglichen Investition. Das lernt aber schon der Bub, der endlich 
seine Ängste vor Schürfwunden überwunden hat, sich in den Sattel seines 
Zweirades geschwungen - und nun seinen Spielkameraden davon fährt.
(wikipedia, Draisine: "Da die Leute Angst vor dem Balancieren hatten, 
griffen sie lieber auf mehrspurige Velozipede zurück...")

Letztlich: Glückwunsch zu Deiner Unternehmensleitung. Sie hat sich einen 
guten QMB ausgesucht oder gut "erzogen".

Ciao
Wolfgang Horn

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Es gibt zwar eine interne Innovation, aber als Kunde merkt man nicht 
viel davon. Ein heutiges Auto braucht auch noch so viel Sprit wie eins 
vor 20 Jahren. Eigentlich sollte heute ein Geländewagen nur 1 l Diesel 
auf 100 km brauchen. OK, es gibt ABS, ESP, Night-Vison, Top-View, 
Einparkhilfen, Fahrspur-Assistenten, aber das ist alles relativ einfach 
realisierbare Technik, viel Hard- und Software. Sprit sparen und 
trotzdem viel Platz im Kofferraum + hohe Endgeschwindigkeit sind nun mal 
technisch anspruchsvoll. Da muss die Luftreibung minimiert werden, 
natürlich mit speziell strukturierten Spezialfolien. Die Bremsenergie 
muss fast vollständig zurück gewonnen werden, bis zum Stand. Der 
Reifenschlupf muss auch sehr klein sein. Technisch ist das alles sicher 
möglich, aber kein Kunde will dafür Geld bezahlen.

Als nächstes liegt noch viel Innovationspotenzial im Minimal-Prinzip. 
Heute basiert vieles auf dem Maximal-Prinzip. Man hat gegebene Kosten 
für Entwicklung usw. und muss eine möglichst große Anzahl an Kunden 
erreichen um wettbewerbsfähig zu sein. Es muss aber auch mal umgekehrt 
gehen. Es wird nur ein bestimmtes Produkt produziert, das sehr komplex 
ist. Die Entwicklung darf aber nichts kosten.

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