Hallo! Ich habe berufsbedingt einen guten Überblick über aktuelle Entwicklungen und frage mich, ob es denn keine Innovationen mehr gibt? Ich sehe, dass "die Chinesen" immer besser werden und es mittlerweile sehr wohl schaffen qualitativ hochwertige Produkte auf den Markt zu bringen. Ingenieure werden von der Stange gekauft und Qualität zählt nicht mehr echt. Gehälter werden gedrückt, wo es nur geht und viele Firmen tendieren dazu Entwicklungsaufträge extern zu erledigen (wo wiederum unterbezahlte Ingenieure die Arbeit erledigen). Investitionen in Innovationen = 0. Im Gegenteil: Wenn man grundlegende Verbesserungen in Produkten realisiert kann man froh sein wenn man mal ein positives WORT hört. Der Job entwickelt sich zum "Spezifikationen schreiben" und andere arbeiten lassen und teils wird wichtige Erfahrung/IP auch nach aussen gegeben. Auf der Arbeit wird dann eigentlich nur noch gejammert wie schlecht alles ist => Chefs doof, Firma doof, alle doof. Ja, ich gehöre auch dazu und es nervt mich selber! Gibt es keine Firmen mehr, die an grundlegend neuen Entwicklungen arbeiten? Wo und wie sollen wir unseren Ruf als "Innovatoren" aufrechterhalten? Zusammenhalt/Lobby gibt es in unserem Job auch keine wirkliche (z.B. wie bei den Ärzten, wurde hier schon oft diskutiert). Sollen wir demnächst alle für 40K/Jahr Endgehalt arbeiten? Wir sollten uns zusammenraufen und auf die Strassen gehen, Streiken, ... IN SCHAREN! Ja, ich bin frustriert und frage mich oft, ob ich nicht lieber Maurer geworden wäre... Work/life balance wäre durchaus mehr gegeben und ärgert sich auf ganz anderem Niveau... Grüße...
Innovator schrieb: > Keine Innovationen mehr? Natürlich nicht! Jede Woche die selben Themen die hier durch die Mühle gedreht werden. Nichts Innovatives dabei! Oder mit anderen Worten: So ein Thread hat dem Forum noch gefehlt!
Innovator schrieb: > Hallo! > > Ich habe berufsbedingt einen guten Überblick über aktuelle Entwicklungen > und frage mich, ob es denn keine Innovationen mehr gibt? Na dann bring mal eine herbei. Bevor: > Ich sehe, dass "die Chinesen" immer besser werden und es mittlerweile > sehr wohl schaffen qualitativ hochwertige Produkte auf den Markt zu > bringen.
Ja, du hast völlig recht. Es geht mir selber auf die §$%. Das deutet doch darauf hin, dass es viele Leute beschäftigt. Warum soll man nicht mal zusammen etwas daran unternehmen? Irgendwie versuchen in den Medien darauf aufmerksam zu machen, dass es keinen Fachkräftemangel gibt. Sich gehör verschaffen, etc... Das können doch andere Berufsgruppen auch.
Es gibt schon noch ein paar solcher Firmen. IBM hat beispielsweise eine Forschungsabteilung. HP hat auch so was, die haben beispielsweise kürzlich die ersten Memristoren gebaut. Oder auch früher Xerox, die beispielsweise den Laserdrucker, GUIs wie wir sie heute kennen, Tablet PCs usw. erfunden haben. Gegen die Rechner die die damals in ihren Laboren hatten ist alles was wir heute haben ziemlicher Dreck. Aber Firmen waren schon immer sehr selten innovativ. Die wahren Innovationen passieren in der Regel in der richtigen Forschung an Universitäten.
Das mit den Innovationen an den Universitäten hält sich auch stark in grenzen. Die wirtschaftlichen Interessen und Verknüpfungen sind da oft einfach verlockender. Aber Leute: Was können wir tun um gegen das verramschen von unseren Berufsstand vorzugehen? Das Bild in den Medien versuchen geradezurücken? VDI 2.0 gründen? :-) Ich will etwas tun um mir luft zu machen. Es kann doch so nicht weitergehen!
Innovator schrieb: > Ich habe berufsbedingt einen guten Überblick über aktuelle Entwicklungen > und frage mich, ob es denn keine Innovationen mehr gibt? Weil ISO9000 und Kreativität halt nicht zusammenpassen. ;O) Und wenn ich dann eine Stellenanzeige sehe, wo ein kreativer Jungingenieur geworben wird, und die Firma selber mit ihrem lückenlosen ISO9000 QS System prahlt, kann ich mich nur noch wundern. Ich habe die zuständige Stelle dann kontaktiert und gefragt, wie ich mir das denn vorzustellen hätte, mit ISO9000 UND Kreativität, und bekam lediglich die flapsige Antwort, das ich halt nicht geeignet für den Ingenieurberuf sei. ;O) Das ich für nix zu gebrauchen bin, musste ich eh schon aktzeptieren. Aber vieleicht ist ja einer der mitlesenden Highperformer ja so nett, den Wiederspruch aufzuklären, rein interessehalber.
Innovator schrieb: > Ich habe berufsbedingt einen guten Überblick über aktuelle Entwicklungen > > und frage mich, ob es denn keine Innovationen mehr gibt? Dein Satz belegt, dass du keinen Überblick hast :-)
Innovator schrieb: > Das mit den Innovationen an den Universitäten hält sich auch stark in > grenzen. Grade in den Geisteswissenschaften wird nur nachgeplappert und wiedergekäut. Neues gibts da schon lange nicht mehr.
Innovator schrieb: > Aber Leute: > Was können wir tun um gegen das verramschen von unseren Berufsstand > vorzugehen? > Nix. Oder die Highperformer hätscheln, damit die den Job machen? Die haben doch sonst immer sonne große Klappe.... > Das Bild in den Medien versuchen geradezurücken? > VDI 2.0 gründen? :-) Das haben schon welche erfolglos versucht. Jeder Spielt halt solange mit, solange es noch einigermassen rundläuft. > > Ich will etwas tun um mir luft zu machen. Es kann doch so nicht > weitergehen! Tun kannst Du nichts. Und weitergehen wird es auch nicht. Jede Kultur ist irgendwann alt und verbraucht. Das ging dem römischen Reich so, das geht uns jetzt so, und irgendwann, in 100-200 Jahren, wird es den Chinesen auch so ergehen. Wer dann am Drücker sein wird, ist dann nicht mein Problem. Glücklich ist, wer sein Scheitern aktzeptiert und nicht ewig gegen unüberwindbare Hürden anrennt.
Christian Berger schrieb: > Die wahren > Innovationen passieren in der Regel in der richtigen Forschung an > Universitäten. Dazu muss aber nach meinem Verständnis erst mal jemand einen Auftrag an die Uni geben. Vieles ist in den Unis wohl auch Grundlagenforschung, woraus nicht direkt inovative Produkte entstehen. Großen Firmen arbeiten meist zielorientiert, sprich sie entwickeln nur vorhanden Prudukte weiter. Die wirkliche Inovationskraft steckt in talentierten Hobbybastlern (da sie nicht in den Standardwegen der Profis denken) und in kleinen Unternehmen, in denen die Ideen der Mitarbeiter eine bessere Chance haben umgesetzt zu werden und die Mitarbeiter wohl auch eher am Wohlergehen der Firma interessiert sind. Weiterhin ist es meines Wissens auch eher schwer für einen Hobbybastler ein Produkt auf den Markt zu bringen, da eine ganze Reihe Dinge dazu nötig sind, was auch teils kostspielig ist. Korrigiert mich, wenn ich in dem Punkt nicht richtig informiert bin. Angenommen, ich hätte eine tolle Idee für ein Produkt (das Elektronik enthält), dann kann ich es aber nicht einfach bauen und über das Internet vertreiben, da einiges mehr dazu nötig ist. In dem Punkt könnte z.B. versucht werden eine einfache/kostengünstige Produktprüfung (Sicherheitsvorschriften sollen ja weiterhin eingehalten werden) für Privatleute aufzubauen, das über die Prüfungskosten der Industrie finanziert wird. Gruß Kai
Innovator schrieb: > Der Job entwickelt sich zum "Spezifikationen schreiben" und andere > arbeiten lassen und teils wird wichtige Erfahrung/IP auch nach aussen > gegeben. Auf der Arbeit wird dann eigentlich nur noch gejammert wie > schlecht alles ist => Chefs doof, Firma doof, alle doof. Ja, ich gehöre > auch dazu und es nervt mich selber! Hast du kein Privatleben, in das es sich eher lohnt Zeit zu investieren? Du klingst wie ein Midvierziger, bei dem gerade seine Midlife-Crisis einsetzt. Und was spricht dagegen einen neuen anspruchsvollen Job zu suchen? Und überhaupt: Such dir eine wollüstige Freundin. Oder besser zwei! Heiner schrieb im Beitrag #2952543: > Innovator schrieb: >> >> Ich will etwas tun um mir luft zu machen. Es kann doch so nicht >> weitergehen! > > Du hast wohl lange kein Rohr mehr verlegt. Das hab ich mir bei ihm auch gedacht. Er sollte sich eine Freundin suchen und versuchen sie so lang durchzu*PIEP*, bis ihr das Gehirn zu den Ohren rausspritzt!
> Du klingst wie ein Midvierziger > Und was spricht dagegen einen neuen anspruchsvollen Job zu suchen? Mit 40 ist das hoffnungslos, da glaubt dir keine Firma mehr, dass du arbeitsfähig bist. Prinz Prozac schrieb: > Aber vieleicht ist ja einer der mitlesenden Highperformer ja so nett, > den Wiederspruch aufzuklären, rein interessehalber. Den was?
Innovator schrieb: > Ich habe berufsbedingt einen guten Überblick über aktuelle Entwicklungen > und frage mich, ob es denn keine Innovationen mehr gibt? Soll das jetzt das Thema sein, oder doch eher "Aufstand der Ingenieure"? Aus dem Eingangsposting wird man nicht so recht schlau.
Lebenskünstler schrieb im Beitrag #2952980: > Selten mal einer dabei der > Brauchbar ist. Die die was draufhaben gehen auch nach Amerika ins Valley (und evtl. anschließend zurück und verdienen sich ne goldene Nase).
Was sind / wären Innovationen? Iphone? Elektro-PKW serientauglich mit mehr als 400km Reichweite? (...)? Fallen uns Innovationen überhaupt noch auf?
Forschung ist für viele Unternehmen schlicht zu teuer. Ein Beispiel ist Carl Zeiss, die wirklich kein geringes Forschungsbudget haben. Aber auch die gehen neue Projekte oft nur an, wenn es Forschungsgelder vom Staat gibt und dann wird viel an Fraunhofer usw. ausgelagert. In der Tat geschieht die eigentliche Innovation an den wissenschaftlichen Instituten und den Unis. Die haben die Muße und können es sich auch leisten, mal zu scheitern, denn das gehört dazu. Für ein Unternehmen, das im Wettbewerb steht, wäre das zu riskant. Der Konzerningenieur muß die Hintergründe der Forschung verstehen und so Projekte koordinieren können. Die Ausführung kann an externe vergeben werden, aber das Kernknowhow behalten die Unternehmen selbst. Ich finde es enorm, was innerhalb der letzten 10 Jahre entwicklelt wurde. Wer das nicht sieht und nicht als Innovation begreift, kann fast kein Ingenieur sein. Mit immer schneller werdenden Computern haben wir heute die Möglichkeit, Berechnungen durchzuführen, die zu völlig neuen Produkten führen können, bzw. diese so effizient und recourcenschonend wie möglich zu gestalten. Man vergleiche nur die Fahr- und Verschleißeigenschaften eines heutigen Markenreifens mit einem Modell von vor 10 Jahren!
Hi, Innovator, schau Dir doch mal die Curriculae für "Innovationsmanager" an. Was ich gesehen habe, das hat mit Innovation gar nichts zu tun, sondern mit Marketing, Ausschau halten nach Neuentwicklungen auf dem Markt, und dann das eigene Produkt hektischer auf den Markt bringen als der zweitschnellste. Echte Innovation ist, wo der Entwicklungsleiter bei der Konkurrenz peinliche Fragen zu hören bekommt wie "warum haben wir das Tamagotchi verschlafen?" oder "warum hat unsere Konkurrenz mal wieder das Butter&Brot-Patent zuerst angemeldet?" Echte Innovation entsteht nicht am Browser. Schon gar nicht mit einer Anfrage in www.mikrocontroller.net "ich habe ein Problem. Welche Lösungsvorschläge habt ihr?" Denn erstens habe ich da noch nichts patentwürdiges gelesen, zweitens wäre es nach Veröffentlichung nicht mehr patentwürdig, drittens liest im Zweifelsfall irgendeine Konkurrenz mit - und hat die noch bessere Lösung bald zum Patent angemeldet. Echte Innovation entsteht auch nicht so richtig an der Uni. Denn erst meldet die ein Patent an, dann spricht sie die Firmen an, die es umsetzen könnten, dann beginnt deren Gerangel um die Auktion, während die Konkurrenz schon Umgehungspatente anmeldet... Sondern echte Innovation entsteht im Gespräch mit dem Pilotkunden, der ein unlösbares Problem hat. Das nun gelöst wird, patentiert - und weitere Kunden findet. Aber das erfordert kein Studium, sondern spitzenmäßige Fachkenntnisse, dass der Kunde mit dem Problem zu der Firma geht, von der er meint, es gelöst zu bekommen. Da sind eher die Könner im Labor gefragt als der fachkenntnisfreie Innovationsmanager. Der ist, wie sein Name sagt, eben nur zum Managen da. Das erfordert auch Miteinander in der Firma. So sehr, wie echte Innovation riskant ist und sich der eine auf den anderen verlassen können muss. Wo gibt es das noch? Innovationsmanager mit Marketingausbildung sind der direkte Weg zum Handelshaus, das chinesische Produkte verkauft. Der Eiermanager in der Hühnerfarm legt auch nicht selber Eier, sondern sammelt sie ein, stempelt sie, registriert sie, optimiert den Legeprozess und verwaltet die Archivdaten. Ciao Wolfgang Horn
Würfelratte schrieb: > Man vergleiche nur die Fahr- und > Verschleißeigenschaften eines heutigen Markenreifens mit einem Modell > von vor 10 Jahren! Genau da seh ich jetzt gerade überhaupt keinen signifikanten Unterschied. Mein Bremsweg war schon Anfang der 90er Jahre um die 40 Meter bei 100 km/h. ABS war in meinen Augen noch eine Innovation, aber bei Autoreifen sehe ich außer Preisanhebungen keine wirklichen Veränderungen.
>Ich habe die zuständige Stelle dann kontaktiert und gefragt, wie ich mir
das denn vorzustellen hätte, mit ISO9000 UND Kreativität, und bekam
lediglich die flapsige Antwort, das ich halt nicht geeignet für den
Ingenieurberuf sei. ;O)
Nee. ISO 9000 ist fuer die Qualitaet in der Produktion. Da wird einmal
ein Ablauf minutioes genau festgehalten und dann nur noch genau so
ausgefuehrt. Das macht so schon Sinn.
Alles andere ist Muell und Marketing. Wir haben hier Spitaeler, die
werben mit ISO 9000. Bei genauerem Hinschauen sieht man dann das ISO
9000 bezieht sich auf die Kueche, keinesfalls auf den medizinischen
Teil.
Also irgendwer muss ja das ISO 9000 fuer die Produktion aufsetzen. Das
macht in der Regel ein Ingenieur. Dabei geht es auch um
Eingangskontrolle und Qualitaetssicherung des Produktes. Das ist jetzt
eher nicht der Job fuer den schnellen Entrwickler, eher fuer Leute gegen
60, die noch ein paar Jahre abreissen muessen, und auch deren Erfahrung
einbringen koennen.
Stilz & Rumpel schrieb: > ISO 9000 ist fuer die Qualitaet in der Produktion. Da wird einmal > ein Ablauf minutioes genau festgehalten und dann nur noch genau so > ausgefuehrt. Das macht so schon Sinn. Ja, und wenn der festgelegt Ablauf auch noch so sinnfrei ist, er ist wenigstens zertifiziert. Sorry, ich halte im Allgemeinen viel von Normen, da sie teils sehr nützlich sind, aber das ganze zertifizieren ist einfach nur quatsch. Es kostet viel Geld, macht viel arbeit und bringt rein garnichts. Das Geld in ne gut ausgebildete Arbeitskraft gesteckt oder die Mitarbeiter besser bezahlt bringt da sicher mehr. Gruß Kai
Innovator schrieb: > Was können wir tun um gegen das verramschen von unseren Berufsstand > vorzugehen? Ausdünnen, notfalls ein paar Wraith Bescheid sagen, die das übernehmen. Paar tausend Ingenieure mehr oder weniger fällt gar nicht auf.
Innovation? Lieber das Unternehmen schnell aussaugen, an die Wand fahren, dann eine tolle Abfindung kassieren und next... Leider kann man als Einzelner im stillen Kaemmerlein nur kleine Trivialitaeten zusammenkloppen. So baut man nie einen Flugzeugtraeger. Aber besser was Kleines bauen als Jammern.
Also ISO9000ff und Kreativität ist mal absolut keine gegenseitige Einschränkung. Die ISO9000ff Reihe spezifiziert ja nur die Anforderung die ein QM-System erfüllen muss. Wenn das in deiner Firma die Kreativität vernichtet, dann liegt das nicht an der ISO9000 sondern daran, dass euer QM scheiße ist. Die Entwicklungsprozesse legt nicht die ISO9000 fest sondern das QM. ISO9000 sagt nur, dass es einen festgelegten Prozess mit bestimmten Kriterien geben muss. Das QM hat dafür zu sorgen, dass das was du entwickelst ordentlich dokumentiert wird und nicht, dass du nichts entwickelst. Bei uns in der Firma klappt das gut (ich sage nicht, dass unser QM die Heiligen sind. Wenn dann mal ein 300 Seiten Dokument wegen Formfehlern abgelehnt wird nervt das schon, aber ist halt ihr Job), wenn das bei euch in der Firma nicht klappt ist nicht die ISO9000 schuld.
Arsch Gwaf schrieb: > Also ISO9000ff und Kreativität ist mal absolut keine gegenseitige > Einschränkung. In manchen Bereichen, zB.: der Bahntechnik, muss (DIN EN 50155) die Entwicklung von elektronischen Einrichtungen nach ISO9001 erfolgen. Die Entwicklung muss u.a. auditierbar sein. Also du muss dokumentieren können an welche Normen, RoHS, etc. Du dich, bzw. die Lieferanten sich gehalten haben. Das sollte kein Problem darstellen, es sei den du bastelst nur vor dich hin.
Hi, "Arsch Gwaf", > Also ISO9000ff und Kreativität ist mal absolut keine gegenseitige > Einschränkung. Einverstanden. > Wenn das in deiner Firma die Kreativität vernichtet, dann liegt das nicht > an der ISO9000 sondern daran, dass euer QM scheiße ist. Der Entwicklungsleiter ist zunächst mal verantwortlich für Qualität und Produktivität des Innovationsprozesses. Er sollte wissen, wie die Probleme der Kunden zu seinen Könnern gelangen, wie die Informationen der Zulieferer über neue Produkte und wie die Ideen von der Haus-Universität mit dem Professor, der schon mitdenkt. Er sollte auch wissen, wie er in diesem Prozess eine Entwicklungkultur nach diesem Muster schafft und bewahrt: „Wenn die Leute nicht immer per wir in Geschäftsangelegenheiten sprechen, nicht Gelegenheit haben, sich bei Ehren und Sorgen des Geschäfts beteiligt zu fühlen, so kann man kein treues Festhalten, auch in trüberen Zeiten, verlangen und erwarten.“ (Werner von Siemens) Deshalb wird der gute QM ihn fragen, wenn es um die Prozesse geht, die im Qualitätsmanagementhandbuch stehen sollen. Aber viel zu oft befindet sich der Entwicklungsleiter in dieser Lage: "Mögen hätten wir schon wollen, aber dürfen haben wir uns nicht getraut" (Karl Valentin) Das heisst, er ahnt wohl, was notwendig wäre, damit er die ihm delegierte Aufgabe gut erledigen kann - aber ihm fehlen die Argumente, wo der Controller knallharte, und gut gemeinte Vorschläge zur Verschlimmbesserung der Prozesse an die Wand projiziert. Da sollen die Entwickler dann nur entwickeln, was der Produktmanager spezifiziert hat, obwohl allein die Kollegen aus dem Vertrieb mit den Kunden sprechen dürfen, erstens immer nur die Einkäufer erwischen und zweitens vom Bezirzen der Sekretärinnen mehr verstehen als von den Problemen ihres Endkunden. "Verschlimmbesserung des Ganzen durch Optimierung der Teilprozesse bei voller Eng- und Kurzsichtigkeit" ist kein neues Problem. Verschlimmert wird das noch, wenn "Innovavationsmanager" fertig von der FH kommen, die zwar exzellent umgehen mit Browser und Tabellenkalkulation, von der eigentlichen Aufgabe und den Sackgassen der Entwicklung überhaupt keine Ahnung haben, dafür neu aufgelegte Träume vom Stein der Weisen und dem Perpetuum mobile - und die wirklich wichtigen Informationsströme kappen. Ciao Wolfgang Horn
Ich schrieb: > In manchen Bereichen, zB.: der Bahntechnik, muss (DIN EN 50155) die > Entwicklung von elektronischen Einrichtungen nach ISO9001 erfolgen. > > Die Entwicklung muss u.a. auditierbar sein. > > Also du muss dokumentieren können an welche Normen, RoHS, etc. Du dich, > bzw. die Lieferanten sich gehalten haben. > Das sollte kein Problem darstellen, es sei den du bastelst nur vor dich > hin. Muhahaha. Da kennst Du Siemens und Bombardier schlecht, wenn Du meinst dass dies "kein Problem darstellen sollte" ;-)
Andi $nachname schrieb: > Genau da seh ich jetzt gerade überhaupt keinen signifikanten > Unterschied. Mein Bremsweg war schon Anfang der 90er Jahre um die 40 > Meter bei 100 km/h. > > ABS war in meinen Augen noch eine Innovation, aber bei Autoreifen sehe > ich außer Preisanhebungen keine wirklichen Veränderungen. So eine Antwort würde ich von jemandem erwarten, der vllt. in einer Versicherung arbeitet. Wer ein bisschen Ahnung in F&E hat, und wie dieser Prozess in großen und mitteleren Unternehmen läuft (z.B. in der Reifenentwicklung), der wird in Innovationen problemlos erkennen. Was erwartet man denn von Reifen? Um einen Vorteil von nur 10% rauszuholen sind beim heutigen Entwicklungsstand jahrelange Forschung und Erfahrung notwendig. Die erste Dampfmaschine hatte einen Wirkungsgrad von 1%. Die nächste Generation hatte 2% und damit doppelte Leistung. Dagegen mag eine Wirkungsgradsteigerung von 80 auf 82% für Nichtingenieure keine Innovation sein.
Mark Brandis schrieb: > Muhahaha. Da kennst Du Siemens und Bombardier schlecht, wenn Du meinst > dass dies "kein Problem darstellen sollte" ;-) OK Siemens und Bombardier. Große Namen, in manchen Fällen (nicht überall) Bastelbuden. Beide Unternehmen haben große Probleme mit dem was die Kommunikation und die Dokumentation angeht. Bombardier bastelt sicher noch am Doors rum, Siemens hat toller ARIS (?) Ablaufdiagramme auch keinen Durchblick. Wobei, es SOLLTE (eigentlich, deoretisch) kein Problem darstellen, stimmt doch. Da fällt mir eine Stellenbeschreibung bei Siemens ein. Englisch, Französich + eine weitere europäische Fremdsprache fließend. Gute Verständigung auf Kroatisch, Slowenisch und portugiesich notwendig. Bei den ganzen Leihbuden und Werkvertragsfirmen kein Wunder. Da braucht man schon ab und zu innovative Ideen da durchzuschauen.
Würfelratte schrieb: > Andi $nachname schrieb: >> Genau da seh ich jetzt gerade überhaupt keinen signifikanten >> Unterschied. Mein Bremsweg war schon Anfang der 90er Jahre um die 40 >> Meter bei 100 km/h. >> >> ABS war in meinen Augen noch eine Innovation, aber bei Autoreifen sehe >> ich außer Preisanhebungen keine wirklichen Veränderungen. > > So eine Antwort würde ich von jemandem erwarten, der vllt. in einer > Versicherung arbeitet. Wer ein bisschen Ahnung in F&E hat, und wie > dieser Prozess in großen und mitteleren Unternehmen läuft (z.B. in der > Reifenentwicklung), der wird in Innovationen problemlos erkennen. Ich erkenne da nichts. Aber wenn du da was erkannt hast, dann könntest du ja mal Quellen dazu nennen, etwa wie sehr der Verschleiß eines Reifens in den letzten 10 Jahren nachgelassen hat (natürlich bei sonst nicht schlechteren anderen Eigenschaften des Reifen). > Die erste Dampfmaschine hatte einen Wirkungsgrad von 1%. Die nächste > Generation hatte 2% und damit doppelte Leistung. Wirkungsgrad ungleich Leistung! > Dagegen mag eine > Wirkungsgradsteigerung von 80 auf 82% für Nichtingenieure keine > Innovation sein. Richtig. Im Motorenbau waren zum Beispiel TDI-Motoren eine Innovation. Da wurde die klassische Dieseltechnik (laut, träge) mit einem großen Sprung nach vorn gebracht. Aber sonst wird in der Automobilbranche eher gekleckert.
Wolfgang Horn schrieb: > [...] Ja genau diese Probleme sehe ich. Die fangen dann aber auch schon beim Controller der einfach ein unrealistisches Konzept ausarbeitet an. Bei uns läuft das Gott sei Dank anders. Da kam letztens einer der QM-Beauftragen zu mir und meint: "Hey, ich bin gerade dabei die Definition des Entwicklungsprozesses zu überarbeiten. Zeig mir doch mal wie du deine Doku erstellst, damit ich einen lebbaren Prozess definieren kann." Wir haben uns dann 2h zusammengestezt und sind ein Beispieldokument durchgegangen. Dabei sind mir einige Punkte klargeworden, die für mich bis jetzt nur nervig waren und ich habe eingesehen warum sie trotzdem notwendig sind. Er hat dabei einen Einblick in meinen Arbeitsablauf bekommen und festgehalten wie sich das auf Papier bringen lässt. Diese 2h werden in Zukunft viele mehr sparen. Als Entwickler darf man bei der Doku nie vergessen, dass ein Auditor der abolut 0 Ahnung vom System hat nachverfolgen muss ob ich bei der Entwicklung alles Wichtige beachtet habe. Und wenn dort alle Punkte zu ihren Anforderungen verfolgbar sind, muss man schonmal weniger Fragen vom Auditor beantworten, weil man eifnach sagen kann, da stehts doch. Damit habe auch ich ein einfacheres Leben.
Innovator schrieb: > Ich habe berufsbedingt einen guten Überblick über aktuelle Entwicklungen > und frage mich, ob es denn keine Innovationen mehr gibt? Innovation benötigt einige Rahmenbedingungen um sich entfalten zu können. Neben wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, ist vor allem eine exzellente Bildung notwendig. Damit meine ich ausdrücklich nicht verschulte Bachelor- und Masterstudiengänge mit maximalem Industriefähigkeitsoutput. Innovationen benötigen kreative Denker. Kreative Denker haben ein sehr fundiertes, sehr breites Grundlagenwissen und sind zudem in der Lage sich zurückzulehnen und das Problem mit dem notwendigen Abstand zu betrachten. Sie erkennen übergeordnete Zusammenhänge und kennen sich dennoch im Detail gut aus. Diese Denkweise wird weder in der Schule noch an Hochschulen und Universitäten systematisch gelehrt. Die heutige Ausbildung lässt sich in dieser kleinen kurzen Geschichte zusammenfassen: Ein Mathematiker, ein Physiker und ein Maschinenbauer sollen das Volumen eines kleinen roten Gummiballs herausbekommen. Der Mathematiker misst den Durchmesser und rechnet dann das Volumen aus. Der Physiker taucht den Ball in einen Eimer voll Wasser und schaut nach was für eine Wasserverdrängung er hat. Und der Maschinenbauer schaut in der "DIN für kleine rote Gummibälle" nach!
Joe G. schrieb: > Der Mathematiker misst den Durchmesser und rechnet dann das Volumen aus. > Der Physiker taucht den Ball in einen Eimer voll Wasser und schaut nach > was für eine Wasserverdrängung er hat. Und der Maschinenbauer schaut in > der "DIN für kleine rote Gummibälle" nach! Mathematiker messen? Eher die Physiker ;). Der Ing. wird in dem Fall wohl nur auf 4*klein³ vereinfachen.
genervt schrieb: > Der Ing. wird in dem Fall wohl nur auf 4*klein³ vereinfachen. Korrektur: Da zumindest der Mathematiker von Durchmesser geredet hat, muss es konsequenter Weise 4*(klein/2)³ lauten. Für "klein" wird einfach ein geschätzter Wert angenommen.
genervt schrieb: > Der Ing. wird in dem Fall wohl nur auf 4*klein³ vereinfachen. Das gilt jedoch nur für den „Alt-Ing.“ Der heutige Bachelor oder Master vergibt, wen er die DIN erfolglos durchblättert hat, die Berechnung an eine externe Firma.
Ich dachte heutzutage fragt man zuerst bei Mathworks eine Matlab-Toolbox für keine rote Gummibälle an.
@Joe G.: Weia, das war böse - aber schmunzeln musste ich doch :-} Grundsätzlich meint aber wohl jede Generation (ich bin 41), dass die nachfolgende weniger kann, fauler ist usw. Wenn schon Papa Halbaffe zum Sohn, der vom Baum steigen wollte, sagte: "Du wirst es zu nichts bringen!" - dann fragt man sich schon, wie wir es bis zum heutigen Technologiestand geschafft haben ;-) Man muss einfach auch mal sehen, welche Flut an Neuentwicklungen (um zum Thema zurückzukehren) auf heutige Studenten einströmt. Die Zyklen für Spezialwissen werden kürzer, weil Neuerungen alte Technologien überflüssig machen. Gleichzeitig soll man weltoffen sein, möglichst viel von der Welt gesehen haben. Ich beneide meine Nachfolger im Studium nicht. Ich bezweifele, dass der OP den "Überblick" über alle technischen Innovationen hat - ich halte das schon im Bereich der E-Technik für unmöglich. Unserer Erfahrung nach werden Innovationen hauptsächlich an Unis (einfach mal das Risiko eingehen, in einer Sackgasse zu landen) und kleinen Unternehmen mit Leuten, die Ideen haben, entwickelt. Und gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen sind wir hier in DE richtig gut aufgestellt. Chris D.
Chris D. schrieb: > Ich beneide meine Nachfolger im Studium nicht. Ein derzeitiger Trend in den Ingenieurwissenschaften geht tatsächlich zu einer immer stärkeren Spezialisierung. Aufgabe eines Hochschulstudiums ist es jedoch Grundlagen zu schaffen, die in möglichst vielen Teildisziplinen der Ingenieurwissenschaften gleichsam angewendet werden können. Besonders in der Hochschulausbildung ist die Erfassung gemeinsamer Merkmale sehr wichtig. Nur so kann mit der rasanten technischen Entwicklung Schritt gehalten werden ohne das Niveau zu senken oder die Studienzeit zu verlängern
Nachfolgende Generationen haben das Problem, dass mit jeder Generation die echte Innovationen tendentiell komplexer werden. Die einfachen Sachen sind alle schon da. Das macht die Möglichkeiten nicht geringer, aber es erhöht den Aufwand (und die Anzahl beteiligter Patentanwälte). Andererseits kann man, wenn man will, die Anzahl der Innovationen und Erfindungen nach den Anzahl Patentanmeldungen berechnen, und da wird heute erfunden was das Zeug hält und das Patentamt verkraftet. Nur muss man dann eben auch das Öffnen von Schiebefenstern schon als Innovation sehen, bloss weils mit dem Finger auf dem Touchscreen statt mit der Hand am Hebel geschieht. Übrigens ist Steve Jobs tot, also was soll man schon noch erwarten. ;-)
Hi, "Arsch Gwaf" >> [...]> > Ja genau diese Probleme sehe ich. Danke. > Die fangen dann aber auch schon beim Controller [an], der einfach ein > unrealistisches Konzept ausarbeitet an. Der ist auch kein schlechter Mensch. Sondern hat sich spezialisiert. Ich erinnere an den Schnack, was denn wohl ein Elefant sei, und viele Weise stehen mit verbundenen Augen um einen solchen herum. Jeder hat was zu erzählen: 1. Von Vorne: "Fast wie eine Schlange." 2. Von unten-vorne-links: "Fast wie eine Säule" Und so weiter. Unser menschlicher Intellekt begreift nur Teile eines Unternehmens. Also spezialisieren wir uns und hoffen, uns lohnend spezialisier zu haben. Der Controller lernt in seiner Ausbildung nur die monetären Aspekte der Unternehmung sowie mit seinen Instrumenten sehr schlagkräftige Argumente dafür. Der Reinhold Würth müßte dankbar sein, damals, als er den elterlichen Kleinteilehandel übernehmen mußte, keinen ausgebildeten Controller gehabt zu haben, der ihm seine Sicht der Dinge aufdrückte. Deshalb: Controller sind auch keine geborenen Sündenböcke, sondern tun ihr Bestes - aus ihrer Sicht. Natürlich hast Du trotzdem Recht - menschliche Unzulänglichkeitn schaden besonders da, wo der Mensch unbestechliche Analysinstrumente hat und eine unschlagbare Rhetorik gelernt. Sollen die anderen ihm doch nacheifern in der Qualität ihrer jeweiligen Instrumente. > Bei uns läuft das Gott sei Dank anders. Da kam letztens einer der > QM-Beauftragen zu mir und meint: "Hey, ich bin gerade dabei die > Definition des Entwicklungsprozesses zu überarbeiten. Zeig mir doch mal > wie du deine Doku erstellst, damit ich einen lebbaren Prozess definieren > kann."... Das klingt ja fast wie Paradies. Ich kenne weniger Unternehmen als Finger an meiner Hand, wo die Leute so einsichtig sind. > Als Entwickler darf man bei der Doku nie vergessen, dass ein Auditor der > abolut 0 Ahnung vom System hat nachverfolgen muss ob ich bei der > Entwicklung alles Wichtige beachtet habe. Sorry, Wermutstropfen: Diese Leistung kann kein Auditor bringen. Nur in Bezug auf das, was er selber sieht. > Und wenn dort alle Punkte zu ihren Anforderungen verfolgbar sind... > Damit habe auch ich ein einfacheres Leben. Tja, eine der schwersten Lektionen dazu ist die Vereinfachung der täglich Arbeit durch Überwindung der Angst vor den Mühen und Gefahren der anfänglichen Investition. Das lernt aber schon der Bub, der endlich seine Ängste vor Schürfwunden überwunden hat, sich in den Sattel seines Zweirades geschwungen - und nun seinen Spielkameraden davon fährt. (wikipedia, Draisine: "Da die Leute Angst vor dem Balancieren hatten, griffen sie lieber auf mehrspurige Velozipede zurück...") Letztlich: Glückwunsch zu Deiner Unternehmensleitung. Sie hat sich einen guten QMB ausgesucht oder gut "erzogen". Ciao Wolfgang Horn
Es gibt zwar eine interne Innovation, aber als Kunde merkt man nicht viel davon. Ein heutiges Auto braucht auch noch so viel Sprit wie eins vor 20 Jahren. Eigentlich sollte heute ein Geländewagen nur 1 l Diesel auf 100 km brauchen. OK, es gibt ABS, ESP, Night-Vison, Top-View, Einparkhilfen, Fahrspur-Assistenten, aber das ist alles relativ einfach realisierbare Technik, viel Hard- und Software. Sprit sparen und trotzdem viel Platz im Kofferraum + hohe Endgeschwindigkeit sind nun mal technisch anspruchsvoll. Da muss die Luftreibung minimiert werden, natürlich mit speziell strukturierten Spezialfolien. Die Bremsenergie muss fast vollständig zurück gewonnen werden, bis zum Stand. Der Reifenschlupf muss auch sehr klein sein. Technisch ist das alles sicher möglich, aber kein Kunde will dafür Geld bezahlen. Als nächstes liegt noch viel Innovationspotenzial im Minimal-Prinzip. Heute basiert vieles auf dem Maximal-Prinzip. Man hat gegebene Kosten für Entwicklung usw. und muss eine möglichst große Anzahl an Kunden erreichen um wettbewerbsfähig zu sein. Es muss aber auch mal umgekehrt gehen. Es wird nur ein bestimmtes Produkt produziert, das sehr komplex ist. Die Entwicklung darf aber nichts kosten.
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