Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 7805 bei niedriger Temperatur


von Johannes (Gast)


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Guten Nachmittag,

Ich bastel gerade an einer Schaltung mit Mikrocontroller.
Ich verwende auch einen 7805 als Spannungsversorgung für den uC.

Habe gestern abend die Schaltung draußen gelassen. Dabei musste sie 
-10°C aushalten. Heute hab ich sie eingeschaltet und es ist nichts 
passiert.
Schaltung habe ich daraufhin untersucht und festgestellt, dass der 7805 
bei 12V eingangsspannung nur noch 0.3V ausgibt.

Gestern hat es noch einwandfrei funktioniert. Kann der 7805 tatsächlich 
durch niedrige Temperaturen zerstört werden?

Im Datenblatt steht auch Operating Junction Temperature: 0~+125

Ich finde bei Reichelt keinen 7805, der auch bei unter 0 Grad läuft.

Kennt sich jemand damit aus?

lg Johannes

von Martin S. (tungl)


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Womit kommt die Spannung fuer den 7805 denn ueberhaupt her?

von spess53 (Gast)


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Hi

>Ich finde bei Reichelt keinen 7805, der auch bei unter 0 Grad läuft.

Bei den L78xx von ST geht der Bereich von -55...150°C. Die L78xxC sind 
auf >=0°C beschränkt.

MfG Spess

von Mw E. (Firma: fritzler-avr.de) (fritzler)


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Du wunderst dich, dass der bei -10grad in Eimer geht wenn im DB was von 
minimal 0grad steht?

Nimmste nen LF50, der langt für Mitteleuropäische Außentemps.

von (prx) A. K. (prx)


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LF50 beispielsweise. 0,5A max. Cout beachten.
Achte aber auch auf die Elkos.

von Klaus (Gast)


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Johannes schrieb:
> Habe gestern abend die Schaltung draußen gelassen. Dabei musste sie
> -10°C aushalten. Heute hab ich sie eingeschaltet und es ist nichts
> passiert.

War das Gerät eingeschaltet? Wenn nicht, gehts ja um die Lagertemperatur 
und nicht die Betriebstemperatur.

Martin Wende schrieb:
> Du wunderst dich, dass der bei -10grad in Eimer geht wenn im DB was von
> minimal 0grad steht?

Steht im Datenblatt, daß er kaputt geht, oder daß er die Specs nicht 
einhält?

MfG Klaus

von Dietrich L. (dietrichl)


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Martin Wende schrieb:
> Du wunderst dich, dass der bei -10grad in Eimer geht wenn im DB was von
> minimal 0grad steht?

Kaputt geht der Regler nach Spezifikation aber nicht (s. Absolute max. 
Ratings), nur die Funktion ist unter 0°C nicht garantiert.

@Johannes:
Unabhängig von dem Temperaturbereich kann auch der Reif ein Problem 
sein. Beim Auftauen können durch das Wasser (je nach Verschmutzung) 
hochohmige Verbindungen entstehen, die die Funktion der Schaltung 
beeinträchtigen können. Da hilft dann nur vergießen, lackieren ...

Gruß Dietrich

von oszi40 (Gast)


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Johannes schrieb:
> Habe gestern abend die Schaltung draußen gelassen.

Thermischer Stress führt gelegentlich zu Haarrissen.
Falls ein Kfz-Netz im Spiel war, könnte auch Überspannung zum 
Schaltkeistod geführt haben. 
http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.23

von (prx) A. K. (prx)


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Apropos: Wurde sie bei den -10° eingeschaltet oder bloss gelagert? Tippe 
aber bei sauberer Eingangsspannung auch eher auf ein mechanisches 
Problem, oder Kondensatbildung. Letzteres kann schnell passieren, wenn 
man sauhaltes Zeugs ins Zimmer nimmt und einschaltet bevor es sich 
akklimatisiert hat.

von Johannes (Gast)


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OK danke für die Antworten.

Ich habe das gerät die Nacht über nur gelagert. Spannung kommt von nem 
akku, der abgeklemmt war. Heute Mittag, als ich das gerät eingeschaltet 
habe, war der 7805 wohl schon kaputt oder ist so schnell kaputt 
gegangen, dass die LED am ausgang der 5V für mein Auge zu schnell 
ausgegangen ist.


Ich besorg mir dann mal einen mit erweiterten Temperaturbereich.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Johannes schrieb:
> Heute Mittag, als ich das gerät eingeschaltet
> habe, war der 7805 wohl schon kaputt oder ist so schnell kaputt
> gegangen,

Ich sagte schon: bei Lagerung und Betrieb unter 0°C sollte der Regler 
nicht kaputt gehen, höchstens nicht richtig funktionieren. Ich vermute 
deshalb eher eine Schwachstelle in Deiner Schaltung, nach der Du mal 
suchen solltest.

Gruß Dietrich

von Pinguin (Gast)


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spess53 schrieb:
> Bei den L78xx von ST geht der Bereich von -55...150°C. Die L78xxC sind
> auf >=0°C beschränkt.

Uuups! Das hätte ich nun nicht vermutet, dass solche Teile bereits um 
den Gefrierpunkt schlapp machen.

Was macht diese Teile so empfindlich?

Man lernt ja nie aus?!

von oszi40 (Gast)


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Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

Pinguin schrieb:
> Was macht diese Teile so empfindlich?

Alles was einen unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten hat, bekommt 
bei ständigen Temperaturwechsel Stress. Plaste-Metall??

von amateur (Gast)


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Schau mal unter den Begriff: Taupunkt nach.
Ein "Normales" Gerät nach einer Nacht bei -10°, kann man nicht einfach 
reinholen und einschalten.

von asd (Gast)


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> Was macht diese Teile so empfindlich?

Das Datenblatt. "Consumer" geht von 0-70°C. Wenn man die Funktion unter 
0° garantiert haben will muß man den Preis der "Industrial" Variante 
zahlen, -40 bis 85°C (das variiert). Unterschied gibts vermutlich oft 
genug keinen. Ist für Pflichtenheftschreiber. Wenn man bis -55°C runter 
will bekommt man einen heftigen "Military" Preisaufschlag. (Obwohl: bei 
-40/-55°C ist oft der Sprung vom Plastik- zum Keramik-Gehäuse, so 
gesehen ist der Preisunterschied dann gerechtfertigt.)
Ich vermute aber auch stark dass das Teil an was anderem als den -10°C 
kaputt gegangen ist. Tauwasser oder Zufall.

von Pinguin (Gast)


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asd schrieb:
>> Was macht diese Teile so empfindlich?
>
> Das Datenblatt.

Selten so gelacht! Aber danke für die restliche Info.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ein kommerzieller Baustein geht auch bei -10 Grad unter Spannung nicht 
kaputt! Sonst hätte ich mit Kältespray schon viele Bauteile 
kaputtgemacht... :-o

von Wilhelm F. (Gast)


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Hmmm, sehr merkwürdig.

Ich glaube nicht so recht daran, daß ein 7805 auch bei 10°C unterhalb 
der Betriebsspezifikation stirbt.

Erst recht nicht wegen Materialspannungen, denn die treten ja auch in 
wärmeren Gefilden bis zur Maximaltemperatur auf.

von Klaus (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Erst recht nicht wegen Materialspannungen, denn die treten ja auch in
> wärmeren Gefilden bis zur Maximaltemperatur auf.

z.B. beim Löten im Reflow-Ofen, sowie unterhalb der Minimaltemperatur 
beim Transport auf dem ungeheizten Postfahrrad.

MfG Klaus

von Paul B. (paul_baumann)


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>Erst recht nicht wegen Materialspannungen...

Die soll er doch ausregeln, schließlich haben ihn seine Eltern zum
Spannungsregler ausbilden lassen.

;-)

MfG Paul

von Adam Riese (Gast)


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Gute Geschäftsidee mit der Storage Temperatur: -65 bis 150°C.

von Kai K. (klaas)


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>Kann der 7805 tatsächlich durch niedrige Temperaturen zerstört werden?

Ja, wenn du den "operating temperature range" verläßt, kann der Chip 
tatsächlich zerstört werden!

Hier sind "operating", "specified" und "storage temperature range" 
einmal schön erklärt:

http://ez.analog.com/thread/9464

von HildeK (Gast)


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Kai Klaas schrieb:
> Ja, wenn du den "operating temperature range" verläßt, kann der Chip
> tatsächlich zerstört werden!

Das wird aber bei einem commercial 78xx nicht passieren, wenn er mal bei 
-10°C betrieben wird.
Der TO hat imho jedoch ein anderes Problem, zumal er nach seinem 
Bekunden das Teil nur bei -10°C gelagert hat. Das ist in Spec.

von hw45zw4h (Gast)


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"Ich besorg mir dann mal einen mit erweiterten Temperaturbereich."

Suche lieber den eigentlichen Fehler, sonst kannst Du das Bauteil
noch mehrfach tauschen.

von Kai K. (klaas)


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>Das wird aber bei einem commercial 78xx nicht passieren, wenn er mal bei
>-10°C betrieben wird.

Natürlich passiert das nicht immer und auch nicht schlagartig bei exakt 
0°. Aber die Ausfallrate soll deutlich erhöht sein, wenn man den 
"operating temperature range" verläßt und man muß tatsächlich mit einer 
Zerstörung rechnen.

Leider geben die Hersteller keinerlei Informationen, warum das so ist. 
Auf den ersten Blick erscheint es hirnrissig, daß von zwei Reglern, die 
exakt gleich aufgebaut sind, der eine unter 0°C krepieren soll. Aber 
vielleicht sind die ja nicht identisch hergestellt? Vielleicht läßt man 
ein paar Prozeßschritte weg oder verwendet billigere Materialien?

Tatsache ist jedoch, daß der "operating temperature range" bei den 
"absolute maximum ratings" steht, also ein auch nur kurzzeitiges Unter- 
oder Überschreiten grundsätzlich verboten ist.

Wir hatten bei einem Kunden mal Probleme mit Ausfällen. Wir meinten, daß 
die Sonde zu heiß wurde, was der Kunde verneinte. Wir gaben ihm dann 
eine präparierte Sonde mit einem Temperatursensor, der bei Erreichen 
einer bestimmten Temperatur einen dauerhaften Farbumschlag zeigt. Wie 
wir dann feststellten, wurde die Sonde dann tatsächlich zu heiß und wir 
mußten keinen Schadensersatz leisten...

>Der TO hat imho jedoch ein anderes Problem, zumal er nach seinem
>Bekunden das Teil nur bei -10°C gelagert hat. Das ist in Spec.

Bei der trockenen Luft im Winter sollte man auch an ESD denken. Ist aber 
nur ein Thema, wenn der TE jeglichen Cap am Eingang des Reglers 
weggelassen hat.

>Spannung kommt von nem akku, der abgeklemmt war.

Was für ein Akku? Welche Spannung? Hast du einen Cap am Eingang des 
Reglers? Hast du eine Rückspeisungsdiode über dem Regler? Äh, was 
schreibe ich denn hier... Poste mal einen Schaltplan!

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