Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Uralte Batterie aus Opas Kriegszeiten - schonmal jemand gesehen?


von Dennis (Gast)


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Hi Leute,

ich habe im Keller meines Opas diese Batterie gefunden, die noch aus 
seiner Armee-Zeit zu stammen scheint. Die Spannung ist mit 28,8V 
angegeben. Auf jeden Fall ein sehr interessantes Fabrikat, leider keine 
Angabe über die Kapazität. Wiegt fast 1 Kilo.

Hat schonmal jemand von euch so ein Teil gesehen? Vielleicht ein älteres 
Semester hier? Mich würde mal interessieren, wofür diese Dinger 
eingesetzt wurden. Der Produktionsaufwand ist für eine Batterie auf 
jeden Fall immens hoch ;-) Auch ein sehr eigentümlicher Stecker.

Nur mal so zur allgemeinen Unterhaltung...

von Alex B. (Firma: Ucore Fotografie www.ucore.de) (alex22) Benutzerseite


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Ein bisschen Googlen führt dazu, dass diese Batterien in den 1960'er 
Jahren für Flugzeuge und Hubschrauber eingesetzt wurden*. Anschließend 
wurde die Firma Gulton von SAFT übernommen.

*)Was auch die Aufwändige Konstruktion erklären würde.

Gruß,
Alex

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Google liefert mit "gulton industries metuchen" u.a.:

http://ntrs.nasa.gov/archive/nasa/casi.ntrs.nasa.gov/19640006098_1964006098.pdf

die haben immerhin die NASA beliefert, in den Explorer oder 
Pioneer-Raumsonden wurden Produkte von Gulton eingesetzt

http://www.sdfo.org/stl/Explorer6/pdfs/Contractors%20Gulton%20Explorer%20VI.pdf

Auch Transistorradios haben sie gebaut
http://www.radiomuseum.org/r/gulton_ever_play_pr_1266.html

von Peter D. (peda)


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Wo war denn Dein Opa 1960 im Krieg?


Peter

von troll (Gast)


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Liefert das Ding noch Spannung/Strom?

von ReinRalle (Gast)


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Hallo,

würde mal nach der contract no. suchen (leider nicht ganz zu sehen).

Sieht mir nach Armeebestand aus
.

Ralf R.

von Dennis (Gast)


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Peter Dannegger schrieb:
> Wo war denn Dein Opa 1960 im Krieg?

Jetzt nagelt mich mal nicht auf dem Threadtitel fest...;-) Das sollte 
soviel wie sehr sehr alt heißen + Military.

troll schrieb:
> Liefert das Ding noch Spannung/Strom?

Nein, ein paar mV sind noch zu messen. Das Teil ist platt.

von Dennis (Gast)


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ReinRalle schrieb:
> würde mal nach der contract no. suchen

DA-29-040-AMC-625(R)

von Harald W. (wilhelms)


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Dennis schrieb:

> Nein, ein paar mV sind noch zu messen. Das Teil ist platt.

Ich würde einfach mal versuchen, das Teil einige Tage mit niedrigen
trom aufzuladen. Ältere NiCd-Akkus sind recht robust.
Gruss
Harald

von Dennis (Gast)


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Alex Bürgel schrieb:
> Ein bisschen Googlen führt dazu, dass diese Batterien in den 1960'er
> Jahren für Flugzeuge und Hubschrauber eingesetzt wurden*.

Wo hast du das denn gefunden, bzw. nach was hast du gesucht? Ich finde 
das nicht.

von ReinRalle (Gast)


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hm, die Akte scheint unter Verschluß - tippe auf "Philadelphia 
Experiment" ..hahaha ;-)

Neee, man kann einige Contract Nummern finden, diese allerdings nicht 
;-(


Entweder Firmennachfolger anschreiben oder bei der US. Army anfragen. 
Ist aber wohl mehr eine aufwendige Recherche-

Ralf

von Dennis (Gast)


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ReinRalle schrieb:
> Ist aber wohl mehr eine aufwendige Recherche-

Das stimmt wahrscheinlich und soo wichtig isses nun auch nicht - hätte 
ja sein können, dass schonmal jemand so'n Teil in den Händen hatte.

von ReinRalle (Gast)


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Die Firma hat auch Satellitentechnik und meteorologische Geschichten 
gemacht.

von Dennis (Gast)


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Vielleicht war es auch die Energieversorgung von Supermans Schiff als er 
auf die Erde kam...man weiß es nicht.

von Michi (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Ältere NiCd-Akkus sind recht robust.

Ja das stimmt, aber es ist kein Akku.

von Harald W. (wilhelms)


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Michi schrieb:
> Harald Wilhelms schrieb:
>> Ältere NiCd-Akkus sind recht robust.
>
> Ja das stimmt, aber es ist kein Akku.

Du meinst, es wäre eine NiCd-Primärbatterie? Dann wäre sie wirklich
ein echter Exot.
Gruss
Harald

von Dennis (Gast)


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Hab sie grad mal geöffnet, is Kryptonit drin.

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

Dennis schrieb:
> Alex Bürgel schrieb:
>> Ein bisschen Googlen führt dazu, dass diese Batterien in den 1960'er
>> Jahren für Flugzeuge und Hubschrauber eingesetzt wurden*.
>
> Wo hast du das denn gefunden, bzw. nach was hast du gesucht? Ich finde
> das nicht.

Das mit den Flugzeugen usw. hat er wohl aus diversen Veröffentlichungen 
zu dem Thema wo es um Tests für den Einsatz von "Sealed NiCd Batterys" 
für Luftfahrtanwendungen geht wo explizit auch gulton genannt ist.

Beispielsweise:
http://www.davi.ws/avionics/TheAvionicsHandbook_Cap_10.
Speziell hier Seite 2 oben
ZITAT:
> In the late 1960s and early 1970s, an extensive development program was
> conducted by the U.S. Air Force and Gulton Industries to qualify sealed
> nickel-cadmium (SNC) aircraft batteries for military and commercial
> applications [McWhorter and Bishop, 1972].
> This battery technology was successfully demonstrated
> on a Boeing KC-135, a Boeing 727, and a UH-1F helicopter. Before the
> technology could be transitioned into production, however, Gulton
> Industries was taken over by SAFT and a decision was
> made to terminate the program.

Oder auch hier:
http://naca.larc.nasa.gov/search.jsp?R=19640006189&qs=Ns%3DPublication-Date|0%26N%3D4294914913

Ich denke aber nicht das dies hier in der Form zutrifft, denn für eine 
Bordbatterie(Akku?) ist das Ding einfach zu klein. Ausserdem gibt es 
noch einen anderen starkten Gegenhinweis (siehe unten)

Wobei aber grundsätzlich zu sagen ist das 28,8 V keine so ungewöhnliche 
Spannung sind. Es ist beispielsweise einfach die Ladeschlussspannung von 
2 in reihe Geschalteten 12V Autobatterien - und damit beispielsweise 
auch in jedem größeren LKW anzutreffen.
(Tatsächlich scheint in der Typenangabe ja auch von eine 24V 
Nominalspannung im Betriebsfall ausgegangen worden zu sein...)
Was nun aber tatsächlich zutrifft und wie das realisiert wurde ist aber 
nicht eindeutig, alleine schon weil Blei-Säure Batterien und NiCd ja 
andere Spannungswerte haben... Man müsste öffnen und die Zellen zählen!

Zur Vertragsnummer:
Speziell zu dieser Nummer mag nichts zu finden sein, allerdings kann man 
einige Dinge daraus ableiten, da diese ja nich tWillkürlich sind. 
Allerdings ist das eine sehr alte Form!
DA-29-040-AMC-625(R)

Das DA stejt für Defense Agency und ist im Sinne der alten Bezeichnung 
eher als Synonmym für DoD (=Verteidigungsministerium) zu verstehen und 
meint keine der heutigen dem DOD untergeordneten Defence Agencies mit 
ihren jeweils speziellen Aufgaben.

Die Nummern mit DA wurden in der zweiten häfte der 50er Jahre bis Anfang 
der 1960er JAhre verwendet und dann durch andere Prefixe ersetzt - Aber 
auch das Schema hat sich geändert.

Die 29-040-AMC stellt dann die Kennung der Unterzeichnenden Dienststelle 
(also des Auftraggebers) da. "29-040-AMC" ist hierbei -in genau dieser 
Kombination (mit gewisser unsicherheit) wohl die Purchasing and 
Contracting Division, ("ausenstelle") White Sands Missile Range, New 
Mexico. (Also Army)

Mit diesem Anfang, also DA-29-040-AMC sind eine Menge verträge -auch 
Forschungsaufträge- dieses Armeestützpunktes verbunden. (White Sands 
ist ja ein Millitärisches Raketenforschungs- und Testgelände. Als dieses 
aber auch viel mit Wetterbeobachtung und Telemetry beschäftigt - auch 
deren Erfoschung/Erprobungs usw.) In White Sands haben ja bereits "von 
Braun &Co. mit der V2 nach Ihrer Ausreise in die USA ihre ersten 
Arbeiten im Dienste der USA verrichtet. (Nicht weit davon ist auch die 
Hollomon Air Force Base wo "unsere" Luftwaffe einen, mittlerweile sogar 
eigenständigen, Ausbildungsstandort betreibt)

Wenn man diese Infos nun verknüpft so ist mir am wahrscheinlichsten die 
Verwendung als Stromquelle in einer Wettersonde. Für die verwendung ist 
Flugzeugen ist es einfach zu früh - mal ganz davon abgesehen das die ja 
zu klein ist. Ausserdem gab es davon ja nur wenige Muster.
Für die Verwendung in (ballistischen) Raketen würde ich mal behaupten 
das dort wohl auch nichts benutzt wurde was gerade erst am Anfang der 
Entwicklung stand - 1961 wurden ja gerade erst die Versuchsvorhaben  für 
die Millitärische und zivile Luftfahrt konkretisiert. (Auch spricht 
dagegen das dann so ein Ding hier in DL im Keller auftaucht...)

Natürlich ist auch die Verwendung als Hilfsstromquelle beispielsweise in 
Rettungsausrüstung denkbar... Aber diese wurden in der Regel ja nicht in 
White Sands getestet bzw. unter dessen Federführung in dienst gestellt.

Und für die Nachrichtenübermittlung (Funkgeräte im tgl. dienst) waren zu 
der Zeit "normale" Zellentypen einerseits sinvoller und andererseits 
währe a eher das "us army signal corps" Federführender Vertragspartner, 
dieses hat aber wiederrum eine andere  - eigene - registriernummer
Beispielsweise das US Army Signal Research and development Laboratory in 
Ft.Monmouth mit der Nr. DA 36-39-SC-xxxx die mir als Funksammler schon 
öfter mal über die Füße gelaufen ist...

Die Verwendung als WEttersonde würde auch eine gute ERklärung liefern 
wieso diese Battery bzw. Akku in einem Keller liegt ohne das noch jemand 
weiß was es damit auf sich hat...
Einerseits haben die Stromquellen aus Wettersonden generell nur einen 
kurzen Nutzungszyklus - selbst wenn die Sonde geborgen wird und die 
Quelle wiederaufladbar ist.
Andererseits werden lange nicht alle Sonden wieder geborgen (teilweise 
ist das bereits beim Start so beasichtigt, teilweise kommt man einfach 
nicht mehr dran) so das es passieren kann das beim Waldspaziergang ein 
unbeteiligter so ein Ding findet... manchmal erst nach Jahren, manchmal 
noich am Tag des Runterkommens.

Da selbst heute noch das starten von Wetterballons absolute Routine ist 
und dies ja nicht nur eine Stelle durchführt sondern sowohl zivile wie 
auch die verschiedenen Millitärischen UND es zu zeiten des Kalten 
Krieges UND gleichzeitig vor der Verfügbarkeit hochauflösender 
Satelliten und Wetterradartechnik noch vielfach häufiger war - dürfte es 
den einen oder anderen zivilen Fund gegeben haben. Auch von US-Ballons, 
denn diese wurden damals sicher mehrmals pro Tag von den großen US Basen 
in Süddeutschland gestartet.
(Wobei der "Vertragspartner ARMY" ja nicht zwingend bedeutet das diese 
Batterie mal Army eigentum war - es kann auch AirForce oder gar Marine 
sein, lediglich der Rahmenvertrag wurde von der Army-Dienststelle 
ausgehandelt in der Regel weil es sich dabei um die Dienststelle mit dem 
höchsten Bedarf und/Oder der fachlich besten Eignung handelte...)

Ein Mitbringsel aus dem Dienst hingegen könnte es aber nur sein wenn der 
"Opa" entweder Zivilangestellter bei den US Streitkräften war - oder 
aber in einer Truppe dienst tat die mit den US Jungs zusammen dienst 
tat.

Aber wie gesagt - alles nur Vermutungen, wenn auch schon mit erhärtenden 
Fakten!

Gruß
Carsten

von Peter D. (peda)


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Michi schrieb:
> Ja das stimmt, aber es ist kein Akku.

Würe mich mal interessieren, woran ihr erkennt, daß das kein Akku ist.

"Sealed Nickel Cadmium" klingt doch eindeutig nach Akku.

"battery" sagt nichts über die Ladbarkeit aus.
Eine Batterie sind einfach nur mehrere Zellen in Reihe geschaltet.


Peter

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Denke auch, das es ein Akku ist/war. Zumindest habe ich noch nie was 
NiCd-Primärzellen gehört. Und die 28,8V passen auch, 24 Zellen mit den 
typischen 1,2V Zellenspannung.

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