Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Lautsprecherwand


von juergen (Gast)


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Eine Frage an die Audio-Spezialisten :

Ich kann einige 100 Stck. einfache Breitband-Lautsprecher ca. 10 cm/8 
Ohm aus einer Fertigungs-Restmenge umsonst bekommen.

Wenn ich 100 Lautsprecher auf einer Schallwand ca. 1x1 m anordne und als 
8 Ohm zusammenschalte, kann mir jemand sagen, ob das einen brauchbaren 
Klang ergibt?

J.

von immer noch wartend (Gast)


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juergen schrieb:
> kann mir jemand sagen, ob das einen brauchbaren
> Klang ergibt?

Ja, wird es. Viel leicht bewegliche Membranfläche. Vergess die Dämmwolle 
nicht, mach ein geschlossenes Gehäuse und bleibe maximal bei so 10% der 
rechnerischen Leistung in der Ansteuerung. Die Membrane werden nicht für 
sehr hohen Druck ausgelegt sein und verschleißen sonst recht schnell.

von Alexander V. (knecke)


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Ich glaube das es zu vielen Inteferenzen des Schalls zwischen den 
Lautsprechern kommt und sich das ganze je nach Aufenthaltsort im Raum 
nicht sonderlich gut anhört.

Ich hab es selbst aber noch nicht ausporbiert, und lasse mich gern eines 
besseren belehren.

von ArnoR (Gast)


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> Wenn ich 100 Lautsprecher auf einer Schallwand ca. 1x1 m anordne und als
> 8 Ohm zusammenschalte, kann mir jemand sagen, ob das einen brauchbaren
> Klang ergibt?

So wird das nix. Schon mal was von "akustischem Kurzschluss" gehört?. Du 
brauchst ein geschlossenes Gehäuse. Willst du Lautsprecher im kW-Bereich 
bauen?

Was sind das für Chassis? Vielleicht wär es besser die billig zu 
verkaufen und sich für das Geld einen richtig guten Breitbänder zu 
leisten. Such mal nach Alpair10 2.Gen.

von MaWin (Gast)


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Sie werden nicht besser als ein einzelner.

Bose dachte 1978 auch mal an das was du heute denkst,
heute bauen sie Lautsprecher anders.

von juergen (Gast)


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Dass man eine Schallwand hinten daemmen und schliessen sollte, ist mir 
schon klar.
Es kam mir bei der Frage auf die Vergroesserung der Membranflaeche durch 
die parallel angesteuerten Lautsprecher an.

Das Ganze ist als Experiment gedacht. Ich bin eigentlich kein 
HiFi-Fanatiker.

J.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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MaWin schrieb:
> Sie werden nicht besser als ein einzelner.

Das ist ohne weitere Begründung, ein sehr schwaches Argument. In der 
richtigen mechanischen und elektrischen Verschaltung, gibt es sehr wohl 
eine Klangverbesserung.

http://www.youtube.com/watch?v=7ysoyEWQdzc

von Christian B. (casandro)


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Das Problem wird sein, dass Du dadurch eine sehr große schwingende 
Fläche hast. Sprich das Teil strahlt gebündelt ab. Das ist nicht immer 
günstig.

Was man früher gemacht hat ist eine Kugel zu verwenden und die 
Lautsprecher darin zu montieren, so wie in dem Bild von der Bose Box. 
Dadurch hast Du näherungsweise einen Rundstrahler.

von Christian B. (casandro)


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MaWin schrieb:
> Bose dachte 1978 auch mal an das was du heute denkst,
> heute bauen sie Lautsprecher anders.

Das wahrscheinlich nichts mit der Qualität zu tun hat, ein Lautsprecher 
und ein wenig Plastik rum sind einfach um Größenordnungen billiger als 
so viele Lautsprecher.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Christian Berger schrieb:
> Das Problem wird sein, dass Du dadurch eine sehr große schwingende
> Fläche hast.

Die Einzelsysteme werden nicht phasengleich angesteuert.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Die Bose 901 hat vorne 8 Breitbandlautsprecher und hinten noch 2 
Passivschwinger und einen Bass. Klingt recht gut.
http://hificollector.blogspot.de/2009/11/speakers-bose-901-series-vi.html
Die 901 benötigt normalerweise noch eine aktive Vorverzerrung, um das 
viel zu kleine Gehäuse auszugleichen.

Viele kleine Lautsprecher sind gar keine schlechte Idee. Wir haben im 
Theater mal 20 Stück kleine JBL (150mm) in zwei Zeilen eingebaut (musste 
in die Bühnendeko passen), ingesamt also 40 Stück, und die Dinger hatten 
einen richtig guten Klang. Geschlossenes Gehäuse empfiehlt sich 
allerdings und es sollte nicht zu klein sein. Ich möchte auch mal dran 
erinnern, das die SVT 810E Bassbox von Ampeg mit 8 Lautsprechern 
ausgerüstet ist:

http://www.ampeg.com/products/classic/svt810e/
Erklärung steht daneben.

von oszi40 (Gast)


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Ob 100 schlechte Lautsprecher besser sind als ein guter, will ich hier 
nicht beurteilen. Bevor jedoch eine Membran in Bewegung kommt, muß ein 
gewisser mechanischer Widerstand überwunden werden. Dafür wird bei 100 
Lautsprechern wahrscheinlich ein höherer Engergieeinsatz nötig sein. 
Außerdem sollte die Wand mit den 100 Löchern eine ausreichende 
Stabilität aufweisen um NICHT in Resonanz zu kommen. Reicht 2cm dickes 
Sperrholz?

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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von oszi40 (Gast)


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Joe G. schrieb:
> einfach mal lesen

Gelesen. Der im Link bezeichnente Flachlautsprecher ist ab 100Hz. Damit 
wird kaum ein schöner Bass erzeugt.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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oszi40 schrieb:
> Damit wird kaum ein schöner Bass erzeugt.

Ja, ist auch nicht die Aufgabe.

oszi40 schrieb:
> Reicht 2cm dickes Sperrholz?

Diese Frage wird dort beantwortet.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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oszi40 schrieb:
> Bevor jedoch eine Membran in Bewegung kommt, muß ein
> gewisser mechanischer Widerstand überwunden werden.

Das gilt aber nur, wenn die Lautsprecher defekt sind (kratzen). 
Ansonsten muss eben wie immer die mechanische Masse der 
Membran+Schwingspule+Sicke bewegt werden. Wie gut das geschieht, hängt 
vom Wirkungsgrad des Lautsprechers und von der aufgewendeten Energie ab.

Mein Rat wäre, da die Lautsprecher nichts kosten, es einfach zu 
probieren. Vllt. nicht gleich alle hundert - sondern 16 oder 25 Stück im 
4*4 bzw. 5*5  Feld. Und wenn die Lautsprecher alle auf einer Ebene 
liegen, sollten sie alle phasengleich angesteuert werden, da es sonst 
Auslösch- und Kammfiltereffekte gibt.

Joe G. schrieb:
> oszi40 schrieb:
>> Reicht 2cm dickes Sperrholz?
>
> Diese Frage wird dort beantwortet.

Je verwindungssteifer, desto besser. Multiplex ist auch gut geeignet.

von Stefan M. (derwisch)


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Meine Vermutung wäre, dass sich die ungünstigen Eigenschaften ( 
unlinearer Frequenzgang ) der vielen einezelnen Chassis addieren.

Wenn es bei dem Chassis also eine Überhöhung z.B. bei 1,2 khz gibt, dann 
bleibt die auch erhalten.

D.h. dein Klang wird nicht besser, sondern nur die Gesamtleistung höher, 
wenn man denn einen entsprechenden Verstärker hat.

Die Idee funktioniert IMO nur, wenn man ganz viele verschiedene Chassis 
in eine Schallwand baut, deren Frequenzgang sich dann im Durchschnitt zu 
einem annähernd linearen Verlauf "addiert".

Am i wrong?

von allu (Gast)


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juergen schrieb:
> Ich kann einige 100 Stck. einfache Breitband-Lautsprecher ca. 10 cm/8
>
> Ohm aus einer Fertigungs-Restmenge umsonst bekommen.
>
>
>
> Wenn ich 100 Lautsprecher auf einer Schallwand ca. 1x1 m anordne und als
>
> 8 Ohm zusammenschalte, kann mir jemand sagen, ob das einen brauchbaren
>
> Klang ergibt?

Mein Vorschlag: Baue 2 Schallwände etwa in der Größe 70cm breit und 
130cm hoch. (Auf keinen Fall quadratisch). Keine Dämpfung, kein Gehäuse 
und im Ständer leicht nach hinten geneigt. Aufstellung: 60cm bis 100cm 
schräg vor einer Wand entfernt, auf den Hörer ausgerichtet.

Je 4 Reihen a 9  Lautsprecher übereinander - Jede Reihe 3 LS parallel 
schalten und die 3 Gruppen in Reihe = 8Ohm) davon auf eine offene 
Schallwand. Die Reihen nicht gleichmäßig verteilen. Etwa in der Art: 
Reihe 1, 2,  Abstand, 3 ,Abstand, 4. Dann je 2 Reihen parallel schalten 
und diese Gruppen wieder parallel.

Etwas ähnliches habe ich mal mit 15 Stück 16cm Breitbändern aufgebaut. 
Die Schallwände hatten einen sehr guten Wirkungsgrad und eine gar 
unglaubliche Dynamik und Basswiedergabe. Sie hörten sich vollkommen 
„frei“ und nicht wie meine vorherigen Lautsprecher „aus dem Kasten“ an. 
Darüber mal ein Schlagzeugsolo hören! HiFi-Qualität haben die sicher 
nicht erreicht, haben aber beim Hören unheimlich viel Spaß gemacht.

Verbessern lässt sich sowas noch mit einer Frequenzweiche um die Höhen 
über nur eine Reihe  wiederzugeben.

Gruß    allu

von Shuzz (Gast)


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Was soll das Ding wiedergeben? Nur Bass oder den kompletten 
Frequenzbereich?

Sofern nur Bass gewünscht ist funktioniert das wunderbar und nennt sich 
"URPS" (Under Resonance Principle Subwoofer). Die Chassis werden dabei 
ausschliesslich unterhalb ihrer Resonanzfrequenz im jeweiligen Gehäuse 
betrieben.
Bei diesem Konzept braucht allerdings auch jedes Chassis sein eigenes 
Gehäuse(!!!) und Du musst bei der Ansteuerung das Signal elektronisch 
entzerren. Ausserdem brauchst Du wirklich kräftig Leistung an den 
Klemmen damit das was wird.

Bei höheren Frequenzen wird's zunehmend schwieriger da sich die 
Schallanteile der einzelnen Chassis gegenseitig auslöschen/aufaddieren, 
je nach Frequenz und Bauweise eben anders. Das kann man im Voraus 
praktisch nicht berechnen und somit wird's schwer da ne passende Box zu 
konstruieren.

von A-Freak (Gast)


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Gut wird das Ergebnis sicherlich nicht sein, aber zumindest etwas besser 
als bei einem einzelnen Lautsprecher.

Der Vorteil von so einem Gruppenstrahler liegt darin daß die Resonanz 
vom Lautsprecher bedämpft und der Wirkungsgrad in den Tiefen wesentlich 
verbessert wird. Die Luft kann schlechter seitlich ausweichen 
(Blindleistung) sondern muß sich stärker in Längsrichtung bewegen 
(Wirkleistung).

Der Nachteil für Musikwidergabe wird die starke Bündelung. Der Schall 
wird nur noch in einem engen Winkel senkrecht zur Schallwand vernünftig 
abgestrahlt weil sich nur in dieser Richtung alles Phasenrichtig 
addiert. Seitlich gibt es Interferenzen und der Frequenzgang wird sehr 
wellig und insgesamt absinken.

von Bochum (Gast)


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Ein geschlossenes Gehäuse simuliert doch nur eine ideale, unendlich 
grosse Schallwand...

Ich habe mit solchen Schallwänden und preiswerten Phillips Breitband 
Deckenlautsprechern in den 70' ern die genialsten Partys mit Supersound 
veranstaltet.....

Mag sein, dass die diversen Tüten mit nepalesischem Tempelshit unser 
Wahrnehmungsvermögen verändert hatten.

Aber es war sooooo geil ;-)!

von Raimund R. (corvuscorax)


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juergen schrieb:
> Eine Frage an die Audio-Spezialisten :
>
> Ich kann einige 100 Stck. einfache Breitband-Lautsprecher ca. 10 cm/8
> Ohm aus einer Fertigungs-Restmenge umsonst bekommen.
>
> Wenn ich 100 Lautsprecher auf einer Schallwand ca. 1x1 m anordne und als
> 8 Ohm zusammenschalte, kann mir jemand sagen, ob das einen brauchbaren
> Klang ergibt?
>
> J.

Um mal wieder auf die Originalanfrage zurückzukommen, kann ich folgendes 
anmerken:

a)   Eine Zusammenschaltung aller Chassis (oder evtl. nur ein Array von 
8x8=64 Stk.) auf eine 1m x 1m großen planen Schallwand mit der 
Möglichkeit auch Mitten und Höhen vernünftig abzustrahlen (und eben 
nicht extrem stark gebündelt) bedarf es der Verschaltung der Chassis 
nach einem Bessel-Array (Google ist Dein Freund ;-) ).
Ansonsten, d.h. bei gleichphasiger Ansteuerung, ist es nur für den Bass 
tauglich (aufgrund der abgestrahlten Wellenlänge).
Eine gute Heranführung an dieses Thema gibt es z.B. hier:
http://www.angelfire.com/sd/paulkemble/soundf.html
Dort gibt es z.B. ein 7x7-Array mit lediglich 36 Chassis, wobei 13 
Chassis ein 'Gewichtung' von "0" haben und damit nicht benötigt werden, 
aber die geometrische Anordnung der restlichen Chassis so ausgelegt 
werden muss, als ob sie da wären.

b)   Eine weitere Variante wäre das Line-Array, wo mehrere (oder eben 
beliebig viele) Chassis in einer Linie vertikal angeordnet werden. Diese 
Anordnung strahlt über einen relativ großen horizontalen aber einen sehr 
kleinen vertikalen Winkel den Schall ab und vermindert dadurch störende 
Reflexionen an Boden und Decke. Wer es auf die Spitze treibt, kann 
dieses Line-Array vom Boden bis zur Decke mit vielleicht 16...32 Chassis 
machen (je nach Deckenhöhe und Chassis-Durchmesser).

von juergen (Gast)


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Dank fuer die interessanten Antworten.

Es hat mich ueberrascht, dass da so viel Wissenschaft hinter steckt. 
Insbesondere den Paul Kemble muss ich mir mal genauer ansehen.

J.

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