Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Tests und Kontrolle


von Stephan (Gast)


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Hallo,
vielleicht ne blöde Frage, aber wie ist das eigentlich im Berufsalltag, 
wenn man als Ingenieur z.B etwas programmiert oder berechnet hat, wird 
das dann am Ende oder zwischendurch nochmal von jemand anders 
kontrolliert? Mal angenommen man schreibt ein Programm für eine SPS. 
Gucken dann vorher der Vorgesetze oder irgendwelche Kollegen nochmal 
drüber bevor das Programm übertragen wird, falls eine Simulation/Test 
nicht möglich sein sollten.
Ich bin selber noch nicht im Berufsleben daher sind mir die genauen 
Arbeitsabläufe noch nicht so bekannt.

gruß

von Stephan (Gast)


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Vielleicht noch als Ergänzung. Ich meine nicht die Tests wenn etwas 
schon gebaut wurde, sondern die Berechnungen und Programme vorher.

von Stock (Gast)


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Vielleicht. Es gibt anwendungen, da macht das Sinn. Oft aber nicht, denn 
dazu fehlt die Redundanz.

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Also ganz rein theoretisch ist das so:

Es gibt eine Testabteilung und eine Entwicklungsabteilung. Die 
Entwicklung muss dann den Test bestehen. Da wird jedes Modul, die 
Baugruppe usw. getestet, vom Feinen zum Groben. Manchmal wird auch eine 
externe Zertifizierungsfirma beauftragt.

In der Praxis sieht das anders aus:

Deine SPS hängt an einem Produktivsystem und du bist der Praktikant, der 
was frickeln soll. Du wirst an einen verstaubten Windows95-PC gesetzt, 
der ohne Passwortschutz etc. da herum steht. Dieser hängt direkt an der 
SPS. Auf dem PC, der ohne Virenscanner am Internet hängt, sind viele 
Spiele, Pr0n und Keygens drauf. Wenn du einen Fehler machst steht die 
Produktion. Das interessiert aber keinen, da so viele Zwischenfälle 
auftreten, dass das gar nicht ins Gewicht fällt.

Solltest du etwas versaut haben, dann flüchte lieber nicht heimlich zum 
nahegelegenen Notausgang, denn du müsstest erst die ganzen Rümpelkisten 
wegschieben, um rauszukommen. Die stehen aber nicht ohne Grund da. Die 
Treppe am Notausgang ist kaputt und bricht beim Betreten durch.

So jetzt weist du wie Praxis funktioniert ;)

von ja klar (Gast)


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Stefan Helmert schrieb:
> So jetzt weist du wie Praxis funktioniert ;)

und wieviel Berufserfahrung hast du schon?

von Georg W. (gaestle)


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Das ist etwas überspitzt, aber in der Praxis läuft es oft in diese 
Richtung, vor allem wenn bei der IBN noch schnell etwas anzupassen ist. 
Und das mit dem Rechner ist nicht sehr weit hergeholt, Stuxnet lässt 
grüßen.

Testabteilungen gibt es wenige. Oft geht das neue Produkt direkt von der 
Entwicklung zur Fertigung, die ganzen zertifizierten Abläufe stehen auf 
dem Papier und das ist bekanntlich geduldig.

von Schorsch (Gast)


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Häufig dient der Kunde als Tester, manchmal ohne dass er es weiß ;-)

von fonsana (Gast)


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Schorsch schrieb:
> manchmal ohne dass er es weiß ;-)

Ja, es gibt auch heute noch solche naive Kunden.

fonsana

von Axel L. (axel_5)


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Das ist ganz einfach:
Am Anfang wird jede Menge Zeit für Verifikation eingeplant.

Wenn das so pünktlich fertig ist, dass noch Zeit ist, wird noch 
getestet, oder irgendwer gebeten, sich das noch mal anzusehen. Der macht 
das dann oder auch nicht.

Normalerweise ist keine Zeit mehr, dann geht es so raus und man hofft, 
dass es gut geht. Wenn noch Fehler bekannt sind, gibt es Nachtschicht 
und dann geht das so raus.

Es gibt auch tolle Tools, die die Tests bei automatisierten Tests 
verifizieren. Dann geht es vor allem darum, dass diese Testtools nicht 
mehr meckern. Das muss dann nichts damit zu tun haben, ob das läuft, 
aber man ist sauber.

Aber grundsätzlich erwartet man natürlich schon von einem Ing., dass der 
halbwegs fehlerfrei arbeitet.

Gruss
Axel

von Konsumverzichter (Gast)


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Schorsch schrieb:
> Häufig dient der Kunde als Tester, manchmal ohne dass er es weiß ;-)

Hat sich schon rumgeprochen. Nur die Dümmsten glauben noch, dass 
Neuerungen auch immer Verbesserungen sind.

von Kontrolleur (Gast)


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Stephan schrieb:
> vielleicht ne blöde Frage, aber wie ist das eigentlich

.. so ist es, wenn man so beginnt.

von Arschgwaf (Gast)


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Das kommt aber auch stark auf den Bereich an.

Wenn du die State-Machine für einen Getränkeautomaten bastelst ist wohl 
ziemlich egal wie robust und gut dein Code ist, wenn es funktioniert. Da 
wird jede Funktion getestet und das wars. DAnn noch kurze Beschreibung 
der Software und fertig.

In stark reglementierten Bereichen ist halt alles strenger. Also 
Luftfahrt, Automobil (grad wenn es um sicherheitsrelevante Sachen geht), 
Medizin oder Überwachung für Kraftwerke oder sonstiges....

Da hast du normalerweise stark kontrollierte Entwicklungsprozesse. Also 
bei Software z.B. Pair-programming oder vorgeschriebene unabhängige 
Code-reviews. Die Algorithmen die du programmierst musst du auch 
dokumentieren. Diese Dokumente werden auch gereviewed von jemandem der 
Ahnung hat und dann vom Vorgesetzten freigegeben. Die ganze Software 
wird dann natürlich getestet und die Tests dokumentiert.
Dass du diese Sachen einhälst wird dann auch von Zeit zu Zeit durch 
Audits geprüft. Die Prüfer können z.B. von der Auftraggeber-Firma sein. 
Das können aber auch Behörden sein, oder Audits die deine Firma selbst 
in Auftrag gibt um zu zeigen, dass alles gut läuft (z.B. LGA / TÜV). 
Oder interne Audits durch die eigene Firma um Missstände aufzudecken, 
bevor es jemand anderes tut.

Grundsätzlich braucht man aber auch da keine Angst vor haben, denn 
kleine Fehler können jedem mal passieren und grobe Fehler sollten 
(müssen) durch die Reviews und Audits auffallen. Solange du nicht 
vorsätzlich Mist baust dreht dir auch keiner nen Strick.

Fazit: Es kommt einfach drauf an ob du einen Kaugummi-Automaten oder ein 
Beatmungsgerät programmierst.

PS. Für Elektronik schauts natürlich genauso aus...

von Schorsch (Gast)


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Schorsch schrieb:
> Häufig dient der Kunde als Tester, manchmal ohne dass er es weiß ;-)

Diese Aussage war positiv gemeint. Manche Kunden tun sich halt schwer 
damit, sich Ihrer Anforderungen bewusst zu werden und sie dann auch noch 
zu spezifizieren. Wenn Sie dann das fertige Produkt vor sich haben, 
wollen Sie dann das ein oder andere plötzlich ganz anders...

Viel einfacher ist es, wenn man Ihnen was vorsetzt, dass Sie 
anschauen/ausprobieren können und wo Sie konkret Feedback geben können. 
Ich denke, das ist einer der Unterschiede zwischen Wasserfall-Modell und 
agiler Softwareentwicklung.

Selbst die besten Programmierer müssen an Ihrem Code Änderungen 
vornehmen im Laufe der Zeit. Deswegen gibt es Versionsmanagement. Aber 
deswegen kann man den Programmierern nicht vorwerfen, sie würden 
grundsätzlich nicht  fehlerfrei arbeiten ;-)

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