Forum: Offtopic Holz richtig verleimen


von Alex B. (Firma: Ucore Fotografie www.ucore.de) (alex22) Benutzerseite


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Hallo zusammen.
Sicher, sehr "offtopic", aber dennoch:
Ich habe am Wochenende einen kleinen Schrank aus Akazie-Stabholz gebaut. 
Alle Verbindungen sind verdübelt und geleimt. Beim Lösen der 
Schraubzwingen, mit denen ich die Verbindungen über Nacht verspannt 
hatte, hat der Schrank an mehreren Stellen ein bisschen geknirscht und 
geknackt.
Daher stellt sich mir die Frage: Sind alle Verbindungen korrekt 
verleimt? Ist das "normal"?
Einem "Belastungstest" hielt der Schrank stand (= draufsetzen).
Vielleicht kann mir ein erfahrener Heimwerker etwas dazu schreiben...

Viele Grüße,
Alex

von Michael B. (laberkopp)


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Wahrscheinlich hast du keine Akazie, das sind nämlich kleine Sträucher 
und Bäume kleiner als Olivenbäume,
sondern Robinie welche den Leuten gern vorsätzlich gelogen als 
angebliche Akazie untergeschoben wird.

Egal, sowohl Akazie als auch Robinie lassen sich mit PVAc Weißleim 
schlecht kleben, daher verwendet die Industrie keine Robinie, man 
braucht PUR Leim.

Dein knacken weist darauf hin, daß einige Leimnähte wieder aufgeplatzt 
sind.

von Alex B. (Firma: Ucore Fotografie www.ucore.de) (alex22) Benutzerseite


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Hallo Michael,
das klingt, als hättest du viel Erfahrung damit.
Nun Robinie oder Akazie kann ich nicht beurteilen.
Verwendet habe ich gewöhnlichen Ponal aus dem Baumarkt. Vermutlich ist 
das der von die angesprochene PVAc Weißleim und kein PUR-Leim, oder?

>Dein knacken weist darauf hin, daß einige Leimnähte wieder aufgeplatzt
>sind.

Das war auch meine Befürchtung, weshalb ich den Beitrag hier eröffnet 
habe. Schade...

von Robert L. (lrlr)


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>das sind nämlich kleine Sträucher
>und Bäume kleiner als Olivenbäume,

was ja jetzt nicht heißt, dass man daraus nicht "Stabholz" machen könnte 
?!

von Harald W. (wilhelms)


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Michael Bertrandt schrieb:

> man braucht PUR Leim.

Was wäre da ein typischer Handelsname, und ist der auch als
"Universal-Holzleim" geeignet?
Gruss
Harald

von Markus R. (maggus)


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Mindestens genauso wichtig wie die Frage nach dem richtigen Leim ist die 
Frage nach der Konstruktion der Verbindung. Eine Verleimung auf Hirnholz 
ist deutlich instabiler als eine Verleimung, bei der die Fasern der 
Holzteile parallel verlaufen.

Dashier wird als PUR Leim angeboten, vll. meint Michael sowas?
http://www.henkel.de/cps/rde/xchg/henkel_de/hs.xsl/marken-12245.htm?countryCode=de&BU=cons_crafts&parentredDotUID=0000000KFA&redDotUID=000000PLIV

Warum lässt sich Robinie nicht mit "normalem" Holzleim kleben? Zu 
ölhaltig?

von Alex B. (Firma: Ucore Fotografie www.ucore.de) (alex22) Benutzerseite


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Ich hatte heute ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit einem 
Baumarkt-Mitarbeiter. Er hat alle Ausführungen von Michael Bertrandt 
(laberkopp) bestätigt.

Bei der im Baumarkt angebotenen Akazie handelt es sich - streng genommen 
- um Robinie. Da das Holz behandelt ist müsste man für die Verleimung 
mit "gewöhnlichem" Leim ca. 0,5 mm abhobeln. Alternativ kann man PU- 
bzw. PUR-Leim verwenden, den Baumärkte aber nicht führen, da er als 
"gesundheitsbedenklich" gilt. Bei der Verarbeitung soll man Handschuhe 
tragen (was für Beize ja z.B. auch gilt und sogar für div. 
Reinigungsmittel).

Ich werde mein Glück morgen mal im Fachhandel versuchen.

Vielen Dank an alle und schöne Grüße,
Alex

von David .. (volatile)


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http://www.youtube.com/watch?v=14Mkc63EpMQ Vielleicht auch hilfreich...

von Bernd F. (metallfunk)


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Kleine Richtigstellung:

Sowohl Akazie als auch Robinie " falsche Akazie " wachsen in unseren
Breitengraden und entwickeln Bäume mit mehr als 40 cm Stammdurch-
messer.

Die Unterscheidung ist nicht einfach, da Rinde und Blattform
sehr ähnlich sind.

Die Stacheln der Akazie sind eindeutig heftiger. ( ca 30 mm lang
und dichter angeordnet.)

Dennoch schwierig auf den ersten Blick zu unterscheiden.
( Ich habe beide Sorten in meinem Garten stehen, da ist der
Vergleich einfach )

Hauptverwendungszweck: Dünnere Äste ergeben perfekte Stiele
für Werkzeuge, weil unglaublich zäh.

Grüße Bernd

von Alex B. (Firma: Ucore Fotografie www.ucore.de) (alex22) Benutzerseite


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Alex Bürgel schrieb:
> Ich werde mein Glück morgen mal im Fachhandel versuchen.

Man fasst es nicht: Der Fachhandel rückt das Zeug nur an "Fachbetriebe" 
raus. Als Privatperson bekommt man dort auch nur den gewöhnlichen Ponal 
bzw. "Ponal Super 3" (oder so), der jedoch auch ein PVAc-Weißleim ist...

Die Sache gestaltet sich komplizierter als erwartet.

von Robert L. (lrlr)


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nimm doch einfach schrauben ;-)

von Alex B. (Firma: Ucore Fotografie www.ucore.de) (alex22) Benutzerseite


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Robert L. schrieb:
> nimm doch einfach schrauben ;-)

Zitat aus Wikipedia:
>>Metallschrauben wurden erst mit der industriellen Revolution in größerem
>>Maße verwendet. Am Anfang wussten die meisten Handwerker wenig damit
>>anzufangen. So wurden die Schrauben mit dem Hammer weitestgehend
>>eingeschlagen und erst dann mit dem Schraubendreher „festgezogen“. Noch
>>1895 moniert ein Fachbuch: „Mit dem Hammer eingeschlagene Schrauben
>>wirken wie Nägel, […], was einem nutzlosen Unfug gleichkommt.“



Ich habe jetzt einen Online-Shop gefunden, der das Zeug gegen Kopie des 
Personalausweises verschickt...

von Uhu U. (uhu)


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Alex Bürgel schrieb:
> Kopie des Personalausweises

Der neue Perso darf nicht kopiert werden.

Schön skurril ist auch schön...

von Vn N. (wefwef_s)


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Alex Bürgel schrieb:
> Robert L. schrieb:
>> nimm doch einfach schrauben ;-)
>
> Zitat aus Wikipedia:
>>>Metallschrauben wurden erst mit der industriellen Revolution in größerem
>>>Maße verwendet. Am Anfang wussten die meisten Handwerker wenig damit
>>>anzufangen. So wurden die Schrauben mit dem Hammer weitestgehend
>>>eingeschlagen und erst dann mit dem Schraubendreher „festgezogen“. Noch
>>>1895 moniert ein Fachbuch: „Mit dem Hammer eingeschlagene Schrauben
>>>wirken wie Nägel, […], was einem nutzlosen Unfug gleichkommt.“

Du sollst sie ja auch nicht mit dem Hammer einschlagen, meine Güte.

von Daniel F. (df311)


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Alex Bürgel schrieb:
> Man fasst es nicht: Der Fachhandel rückt das Zeug nur an "Fachbetriebe"
> raus.

frag doch einfach mal nett beim nächsten tischler an ob er dir eine tube 
pur-leim organisieren könnte (evtl. ein hopfenfrühstück mitbringen)?

von Alex B. (Firma: Ucore Fotografie www.ucore.de) (alex22) Benutzerseite


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Daniel F. schrieb:

> frag doch einfach mal nett beim nächsten tischler an ob er dir eine tube
> pur-leim organisieren könnte (evtl. ein hopfenfrühstück mitbringen)?

Klar, ich weiß, dass die das machen. Ich kenne hier im Ort einen 
Tischlereibetrieb ein bisschen. Da lasse ich manchmal meine Hölzer 
sägen, wenn ich komplizierte Schnitte brauche. Oder Fräsungen. Was man 
im Baumarkt halt nicht machen lassen kann. Die würden das bestimmt 
machen. Ich habe jetzt, wie gesagt, online bestellt...

von Georg A. (georga)


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> Alternativ kann man PU- bzw. PUR-Leim verwenden, den Baumärkte
> aber nicht führen, da er als "gesundheitsbedenklich" gilt.

Ist vermutlich derselbe Unsinn, warum PU-Schaum im Baumarkt hinter 
Gitter ist. Der Pattex-PU-Schaum (doppelt so teuer) ist frei zugänglich, 
die üblichen Gefahrensymbole sind aber genauso drauf... Man könnte ja 
fast meinen, dass die Leute sich das Zeug früher durch die Nase gezogen 
haben ;)

von Alex B. (Firma: Ucore Fotografie www.ucore.de) (alex22) Benutzerseite


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So, inzwischen sind die Arbeiten abgeschlossen. Ich möchte meine 
Erfahrungen hier mitteilen, in der Hoffnung, dass sie jemand anderem 
irgendwann helfen mögen.

Also, bekommen habe ich den PU-Leim letztlich hier: 
www.handwerker-versand.de
Der Leim ist wunderbar geeignet um die ("falsche") Akazie zu leimen. 
Insgesamt macht die Verbindung den Eindruck, dass sie "bombenfest" ist.

Was ich jedoch unterschätzt habe: Auf der Packung steht der Hinweis 
"[...] schäumt beim aushärten aus [...]", sowie "[...] ausgehärtetes 
Produkt kann nur noch mechanisch entfernt werden [...]". Unbedingt 
Handschuhe tragen!

Beide Sachen stimmen definitiv! Der Leim ist beim auftragen noch 
transparent und hat kleine Lufteinschlüsse. Ich habe ihn, wie bei 
normalem Leim, dünn aufgetragen, die Verbindung gefügt und verpresst und 
den ausquillenden Überschuss abgewischt - und habe das dann über Nacht 
trocknen lassen. Leider hätte ich wohl nach ein paar Minuten noch mal 
gucken sollen. Der Leim quoll noch ganz mächtig nach, so dass überall 
weiße Wulste aus den Fugen quollen. Diese ließen sich in der Tat nur 
noch mit einem Bastel-Skalpel abschneiden/abschaben! Dies unbedingt 
berücksichtigen.

Schöne Grüße,
Alex

von Timm T. (Gast)


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Dein "Akazien"holz ist Robinie (Robinia pseudoacacia), weil echte 
Akazien als Bastelholz nicht bezahlbar wäre. Auch "Akazien"-Gartenmöbel 
sind Robinie. Macht aber nichts, Robinie ist gerade im Aussenbereich 
sehr beständig.

Robinie ist giftig, auch der Staub beim Sägen kann zu 
Vergiftungserscheinungen führen. Robinienholz sollte nicht für 
Pferdekoppeln oder Pferdeboxen verwendet werden, weil die Pferde dran 
rumknabbern. Und damit natürlich auch nicht für Kinderspielzeug.

Bernd Funk schrieb:
> Ich habe beide Sorten in meinem Garten stehen, da ist der
> Vergleich einfach

Ist es möglich, dass das zweite in Deinem Garten eine Gleditschie 
(http://de.wikipedia.org/wiki/Amerikanische_Gleditschie) ist? Die haben 
ähnliche Blätter und seeehr lange Dornen (keine Stacheln, Stacheln haben 
Rosen).

von Uhu U. (uhu)


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Alex Bürgel schrieb:
> Was ich jedoch unterschätzt habe: Auf der Packung steht der Hinweis
> "[...] schäumt beim aushärten aus [...]"

Deswegen ist das Wundermittelchen auch nicht geeignet, z.B. lose 
Parkettlamellen wieder anzukleben...

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