Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Selbständig nach Studium


von .... (Gast)


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Ich schliesse bald mein Studium in Elektrotechnik ab. Ich kann mir kaum 
vorstellen, danach mein Leben lang von 8-17 Uhr in einem Büro zu sitzen. 
Viel lieber würde ich projektebasiert arbeiten, wo man mal mehr, mal 
weniger arbeitet und regelmässige Abwechslung hat. Und natürlich eine 
gewisse Freiheit, zumindest wenns finanziell passt.

Nun - hat man eine Chance nach dem Studium direkt als 
Freelancer/Selbständiger zu arbeiten?

1. Wie kommt man grundsätzlich an Ausschreibungen und Interessenten 
heran?
2. Kann man sich mit Mitte zwanzig und wenig Erfahrung überhaupt bei der 
Vergabe durchsetzen?

von Erfahrung (Gast)


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ich würde erstmal Erfahrung nach dem Studium sammeln. Weil welche 
praktischen Kenntnisse oder Projekte kannst Du jetzt schon vorweisen ? 
ich kenne in paar die sich direkt nach dem Studium selbständig gemacht 
haben, dann aber eher im Bereich IT, waren meist Leute die schon seit 
der Jugend sich damit befasst haben und schon im Studium selbständig 
waren.

Im Bereich ET würd ich erstmal Erfahrung sammeln. Es gibt ja auch 
Unternehmen mit flexiblen Arbeitszeiten und unterschiedlichen Projekten, 
teils auch an unterschiedlichen Standorten. Vllt. wäre sogar ein 
Dienstleister was für dich, es gibt auch einige gute, die ganz anständig 
bezahlen. Dann, mit Erfahrung und einigen Kontakten, kann man sich 
selbständig machen.

Ein erfolgreicher Selbständiger hat meist immer deutlich mehr Geld als 
ein erfolgreicher Angestellter. Natürlich darf man nicht einen 
mittelmäßigen Selbständigen oder gar erfolglosen Selbständigen mit einem 
erfolgreichen Angestellten vergleichen. Es kommt einfach auch stark auf 
die Persönlichkeit darauf an. Jedenfalls ich bin noch angestellt, möchte 
mich aber in einigen Jahren auch selbständig machen. In meinem Bereich 
kenne ich einige die das sehr erfolgreich gemacht haben und bei meiner 
Firma nun als Freelancer tätig sind.

Jedenfalls im Schnitt ist für die erfolgreichen Macher die 
Selbständigkeit langfristig  meist immer ein Gewinn. Wenn man sich die 
Vermögensverteilung in D anschaut sieht man ganz eindeutig, wer mehr 
hat.

Auch wenn man mal einen Händler von Luxusautos fragt wie viele 
Angestellte er so als Kunden hat, wird der dir eine sehr kleine Zahl 
nennen.

Bin selbst ein großer Autofreak. Ein Bekannter von mir arbeitet bei 
einem Nobelautohaus, die nur Luxusmarken vertreiben. Er kennt so durch 
den üblichen Verkäufer Small Talk die Hintergründe der Käufer. Daher 
sagte er mir, ein Angestellter habe in den letzen 4 Monaten kein Auto 
bei ihm gekauft, dennoch liefen die Geschäfte sehr gut.

von D. I. (Gast)


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Direkt nach dem Studium ist es etwas heftig, erstmal etwas BE sammeln 
und in den Branchen ankommen.
Aber meiner Meinung nach sollte für einen Inf / Ing der was drauf hat 
und es persönlich packt das Ziel sein selbstständig zu werden. 40 Jahre 
Arbeitnehmer sein? Das ist doch eine kotzige Vorstellung.

von STK500-Besitzer (Gast)


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D. I. schrieb:
> Direkt nach dem Studium ist es etwas heftig, erstmal etwas BE sammeln
> und in den Branchen ankommen.
> Aber meiner Meinung nach sollte für einen Inf / Ing der was drauf hat
> und es persönlich packt das Ziel sein selbstständig zu werden.

Würde der denn auch solch banale Fragen stellen?

.... schrieb:
> 1. Wie kommt man grundsätzlich an Ausschreibungen und Interessenten
> heran?
> 2. Kann man sich mit Mitte zwanzig und wenig Erfahrung überhaupt bei der
> Vergabe durchsetzen?

Zu 1. Such dir jemanden, vom dem Du meinst, dass er deine Dienste 
gebrauchen könnte.
Solche Kontakte kann man meist schon während des Studiums knüpfen.

Zu 2.: Klar. Wenn man dem Kunden das richtig verkauft und möglichst noch 
Referenzen zu bieten hat, man den Kunden privat kennt oder hat einen 
Fürsprecher (Vitamin B).

.... schrieb:
> Nun - hat man eine Chance nach dem Studium direkt als
> Freelancer/Selbständiger zu arbeiten?

Manche Ing.-Dienstleister bieten neben der Arbeitnehmerüberlassung auch 
Projektanstellungen an - quasi als Zuhälter. Die bekommen die Anfragen 
für externe Werkaufträge und würden die dann weiter delegieren bzw. den 
Kontakt zum Kunden herstellen.
Xing und so sind auch genau für sowas gedacht.

von Antidepressiva (Gast)


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.... schrieb:
> Nun - hat man eine Chance nach dem Studium direkt als
> Freelancer/Selbständiger zu arbeiten?

Du hast EINEN entscheidenden Vorteil, wenn Du das direkt nach dem 
Studium machst:
Du bist es nicht gewohnt Geld im Hosensack zu haben!
Dein Lebensstandart ist i.d.R. deutlich unterhalb H4. Also musst Du hier 
schon mal keine Abstriche machen. Denn Du wirst i.d.R. sehr viel Geduld 
brauchen, bis Du finanziell über dem Berg bist. Aber ein paar Jahre 
später, Talent und kein Unglück vorausgesetzt, wirst Du nie mehr was 
anderes wollen.
Ich habe mich auch direkt nach dem Studium mit Mitte 20 selbständig 
gemacht. Meine Kommilitonen hatten alle nach spätestens einem Jahr eine 
mehr oder weniger tolle Stelle, so dass ich meinen Schritt anfangs schon 
fast bereut hatte. Aber ich habe die Hundsjahre längst hinter mir und 
würde nun niemals mehr mit einem Angestellten tauschen.
Das schlimmste am Selbständigsein ist für mich die immer mehr ausufernde 
Bürokratie, aber alles hat eben seinen Nachteil. Die Freiheit, die 
Arbeit nach der eigenen Vorstellung einteilen zu können, ist dafür 
unbezahlbar.

von ttl (Gast)


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Wenn du was kannst was gefragt ist sollte es gehen. Wenn du nur die 
Kenntnisse aus dem Studium hast kannst du es vergessen.

Was kannst du den auf einem professionellen Level?

Ich suche noch einen embeddet Entwickler mit guten Hardwarekenntnissen.
Wenn du was kannst, kann ich dir hier freiberuflich Aufträge geben.

von Ruepel (Gast)


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Es ist weniger eine Frage der Durchsetzungskraft. Eher von Koennen und 
schnell & erfolgreich durchziehen. Dann gibt es immer die, die eine 
Aufgabe unterschaetzen und daher zu guenstig offerieren. Der duemmliche 
Kunde nimmt dann den Guenstigsten. Der hat dann 4 Mal laenger wie 
angenommen, wenn er's denn schafft. Das kann dem Auftraggeber aber egal 
sein, ausser er hst Termindruck. Am guenstigsten offeriert immer, der am 
Wenigsten Ahnung hat. Mit etwas Glueck s haft er's dann auch und hat am 
meisten gelernt. Hat aber schliesslich fuer ein Butterbrot, ohne 
Marmelade gearbeitet.

von Michael (Gast)


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Ich persönlich halte das direkt nach dem Studium für groben Unsinn. Also 
wenn ich sehe mit was für Erfahrung und Wissen ich aus dem Studium 
laufen werde, dann halte ich micht nicht für kompentent genug um den 
doch hohen Anforderungen der Industrie gerecht zu werden. Ich meine ich 
kann auch recht gut mit PICs umgehen, mach das auch schon ewig. Aber es 
ist ein Unterschied ob ich einen Computerreparraturbetrieb aufmache oder 
ob ich Entwicklung anbiete. Es wird an Zertifizierungen und Standarts 
mangeln. Wenn du Baugruppen ohne Erfahrung entwickelst, dann brauchst du 
vielleicht 10 Versuche im EMV Labor von denen jeder ein paar Tausend 
Euro kostet. Mach das lieber bei einer Firma durch, sammle 
Praxiserfahrung und spar was an. Dann tust du dir auch mit Krediten / 
Darlehn bei der Bank leichter. Ohne gesichteres Einkommen (zumindest in 
der Vergangenheit) wirst du da nicht viel bekommen. Vor allem aber 
brauchst du (und das kannst du auch entwickeln während du arbeitest) 
einen Buisnessplan. Und zwar einen guten. Du brauchst Produkte, du 
brauchst einen existetnen Markt, eine Idee, Werbung, Marketing. Oder 
einen Einstieg in die Sache. Wenn du dich z.B. in deinem Job hart 
spezialisierst und dann aus der Firma aussteigst und wenn möglich dir 
gleich deine Kunden / Aufträge mitnimmst und als Zulieferer für diese 
Firma arbeitest. So kannst du da Fuß fassen. Ansonsten lies mal hier: 
http://www.dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.20

von Ruepel (Gast)


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Aeh. Ja. Kredite gibt's eh keine. Eine Bank will Sicherheiten, die die 
Kreditsumme uebersteigen... zB ein Haus. Das wird schwierig nach dem 
Studium.

von LanceFreeer (Gast)


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Michael schrieb:
> Du brauchst Produkte,

Braucht er nicht zwingend. Er kann auch Dienstleistungen anbieten. Die 
meisten Freelancer auf diesem Gebiet tun das.

von Antidepressiva (Gast)


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Ruepel schrieb:
> Dann gibt es immer die, die eine
> Aufgabe unterschaetzen und daher zu guenstig offerieren.

Es ist am Anfang normal, dass man sich immer zu billig verkauft. Aber 
daraus lernt man sehr schnell.

von Arbeitstier (Gast)


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Antidepressiva schrieb:
> Es ist am Anfang normal, dass man sich immer zu billig verkauft. Aber
> daraus lernt man sehr schnell.
Das geht auch fast nicht anders, sonst bekommt man kaum einen Fuss in 
die Türe. Wenn man mal den ersten Auftrag hatte und überzeugte gibt es 
Folgeaufträge und hebt langsam den Preis. So habe ich es auch gemacht.

von Holger Ried (Gast)


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Selbstständig ja/nein? Immerwieder dieselbe Frage.
Hier mal eine grobe Hochrechnung, die die Entscheidung sehr erleichtern 
dürfte:
Ja, unbequem, aber trotzdem mal vom Ende her aufgezäumt:
Angenommen Du willst mit 60 in Rente gehen, dann hast Du noch ca. 20 
Jahre zu leben.
Monatlich brauchst Du, um halbwegs ordentlich leben zu können aktuell 
ca. 3.000,-- EUR.(Ohne Pflegefall zu werden!),
macht für  20 Jahre 720 000,-- EUR Rente, die Du mit 60 auf der Kante 
haben mußt. Zuvor hast Du
sagen wir mal mit 30 angefangen, also 30 Jahre gearbeitet, in den 30 
Jahren auch von rel. bescheidenen 3.000,--
pro Monat netto gelebt, macht EUR 1.080 000,-- gesammt als 1.800 000,-- 
EUR.
Private Krankenkasse für die ganzen 50 Jahre EUR 500,--/ Monat macht 
nochmal EUR 300 000,--
sind wir damit bei 2.200 000,-- EUR und alles NACH Steuern. Vor Steuern 
bestimmt  3.000 000,-- bis 4.000 000,--
für relativ bescheidene (wenn mit Familie, sogar armseligen) 3.000,-- 
EUR netto pro Monat. Inflationsraten noch garnicht berücksichtigt. Und? 
Mit wem oder was willst Du die nächsten 3 Jahrzehnten 3- 4 Millionen
Umsatz machen?

von Mine Fields (Gast)


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Holger Ried schrieb:
> Mit wem oder was willst Du die nächsten 3 Jahrzehnten 3- 4 Millionen
> Umsatz machen?

Absolute Milchmädchenrechnung, das stimmt vorne und hinten nicht:

1. 3k netto ist sicher weder bescheide noch armselig, sondern richtig 
viel Geld. Vor allem im Alter, wenn die Immobilien schon lange abbezahlt 
sind. Wenn Familie vorhanden, kann die Frau auch arbeiten gehen (zur Not 
im eigenen Betrieb mithelfen).

2. Ein Selbstständiger wird mit 60 auch kaum komplett aufhören.

3. Kapitalerträge sind auch noch nicht einkalkuliert, die liegen bei 
etwas Geschick deutlich über der Inflation.

4. Auch ein Selbstständiger kann steuerbegünstigt in eine 
Rentenversicherung einzahlen.

5. Ein durchschnittlicher, nicht selbstständiger Ingenieur schafft in 
30-40 Berufsjahren schon locker 2 Mio. brutto. Ein selbstständiger muss 
selbstverständlich etwas mehr erwirtschaften. Aber der Weg ist nicht 
weit.

von Holger Ried (Gast)


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1) Ach eine Immobilie hat er auch noch erarbeitet? Macht dann, je nach 
Finanzierung derselben rd. 4-5 Millionen, die er verdienen muß.
Mutti läßt sich nach 10 Ehejahren scheiden, macht dann rd.ges. 4,5- 5,5 
Millionen wg. Unterhaltsansprüche für sie und die beiden Kinder.

2) O.k, akzeptiert: Er arbeitet bis 70, nimmt dann seinen letalen 
Herzinfakt (überarbeitet), sind wir wieder bei ca. 3- 4 Millionen.

3) Nenne mir bitte sichere Kapitalanlagen, die heute nach Steuern und 
Inflationsrate noch netto was übrig lassen (für den Anleger, nicht für 
die Bank!)

4) Klar doch, informier Dich mal über Riester- Renten, wer daran 
verdient!

5) Welche Arbeitsbiographie läuft heute noch oder gar in Zukunft 30- 40 
Jahre
kontinuierlich?

von Mine Fields (Gast)


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Holger Ried schrieb:
> 1) Ach eine Immobilie hat er auch noch erarbeitet? Macht dann, je nach
> Finanzierung derselben rd. 4-5 Millionen, die er verdienen muß.
> Mutti läßt sich nach 10 Ehejahren scheiden, macht dann rd.ges. 4,5- 5,5
> Millionen wg. Unterhaltsansprüche für sie und die beiden Kinder.

4-5 Millionen für die Immobilie? Nunja, wenn er die Villa in der 
Münchner Innenstadt möchte, muss er natürlich etwas mehr verdienen. 
Ansonsten reicht locker 1 Mio, dann sind aber auch locker 50 Jahre Miete 
gespart.

Und wenn du die Scheidung gleich mit kalkulierst, solltest du vielleicht 
besser auf heiraten und Kinder kriegen verzichten.

Holger Ried schrieb:
> O.k, akzeptiert: Er arbeitet bis 70, nimmt dann seinen letalen
> Herzinfakt (überarbeitet), sind wir wieder bei ca. 3- 4 Millionen.

Wer keinen gesunden Lebensstil hat, wird auch als Arbeitnehmer schnell 
drauf gehen. Ich kenne einige Selbsständige, die locker ohne Stress bis 
80 gearbeitet haben und weit über 90 geworden sind. Mit der richtigen 
Einstellung kann Arbeit richtig fit halten.

Holger Ried schrieb:
> Nenne mir bitte sichere Kapitalanlagen, die heute nach Steuern und
> Inflationsrate noch netto was übrig lassen (für den Anleger, nicht für
> die Bank!)

Ein vernünftiges Aktienportfolio, sorgfältig ausgewählte Immobilien, die 
eigene Firma, Beteiligungen von Firmen der Geschäftspartner. Da gibt es 
genügend Möglichkeiten. Wer eine Bank braucht, hat schon verloren.

Holger Ried schrieb:
> Klar doch, informier Dich mal über Riester- Renten, wer daran
> verdient!

Natürlich ist eine Riesterrente nicht das lukrativste, aber es ist ein 
Baustein.

Holger Ried schrieb:
> Welche Arbeitsbiographie läuft heute noch oder gar in Zukunft 30- 40
> Jahre
> kontinuierlich?

Wer redet denn von kontinuierlich?

von A. $. (mikronom)


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.... schrieb:
> Ich schliesse bald mein Studium in Elektrotechnik ab. Ich kann mir kaum
> vorstellen, danach mein Leben lang von 8-17 Uhr in einem Büro zu sitzen.
> Viel lieber würde ich projektebasiert arbeiten,

Ja mach das mal, dann bleiben für Leute wie mich, die bei "Projekt" 
schon einen Brechreiz bekommen, die 8-17-Uhr-Büro-Arbeitsplätze übrig.

Aber mach dir nix drauß, als ich so jung war wie du wollte ich auch 
lieber die Freiheit genießen, heute würde mir nicht noch einmal 
einfallen, mich als Unternehmer in überlaufene Märkte zu stürzen.

> wo man mal mehr, mal
> weniger arbeitet

Träum weiter! Das geht nur noch mal mehr, mal mehr, mal mehr, ...

Den Teil "mal weniger" kannst du als "unbezahlt frei" deklarieren.

> Und natürlich eine
> gewisse Freiheit, zumindest wenns finanziell passt.

Woher nimmst du das Wissen zu Geschäftsführung, Marketing (man muss sich 
auch selber verkaufen, auch wenn man nur Dienstleister ist), 
Finanzbuchhaltung, Kosten-Leistung-Rechnung, etc. pp.?

Erfahrung schrieb:
> Jedenfalls im Schnitt ist für die erfolgreichen Macher die
> Selbständigkeit langfristig  meist immer ein Gewinn.

Alle hoffen zu denen zu gehören!

> Wenn man sich die
> Vermögensverteilung in D anschaut sieht man ganz eindeutig, wer mehr
> hat.

Um dir gleich mal den Kopf zu waschen: Kleine Einzelunternehmer sind das 
bestimmt nicht! Reich wird man nur dann, wenn man Hundertschaften für 
sich arbeiten lässt.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Wenn Du das wirklich willst: mach es!

Wichtig ist eine gute Vorbereitung:
Insbesondere solltest Du Dich mit der Buchführung und sonstigen Aufgaben 
eines Kaufmanns vertraut machen.
Glaub mir: das ist das Wichtigste, der Kern des Unternehmens!
Dazu benötigt man nur die vier Grundrechenarten.

Ich würde nicht nur für andere arbeiten: um unabhängig von anderen zu 
sein, solltest Du nach und nach eigene Produkte entwickeln.
Ohne Deadline sind diese dann auch ausgereift und dementsprechend 
hochwertig.

Irgendwann benötigst Du dann gar keine externen Aufträge mehr (so wie 
wir :-)

Lass Dich auf keinen Fall von irgendwelchen Bedenkenträgern 
verunsichern, die das selbst nie durchgezogen haben und irgendwelche 
Zahlen addieren, die mit der Realität nichts zu tun haben.

Und: natürlich kannst Du auch als Kleinunternehmen sehr, sehr 
ordentliches Geld verdienen. Suche Dir eine Nische (die gibt es 
massenweise!) und füll sie gut aus. Geld war für mich nie die Motivation 
- aber die Kunden sind sehr dankbar und zahlen gut.

Mach es so wie ich: mach Dein Hobby zum Beruf - dann musst Du nie wieder 
arbeiten :-)

Bei mir war es eine der besten Entscheidungen meines Lebens: unkündbar, 
ich entscheide, wann ich was mache. Und wenn ich eines Tages etwas 
vollkommen anderes machen möchte, dann mache ich das einfach :-)

Chris D.

von Mine Fields (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Insbesondere solltest Du Dich mit der Buchführung und sonstigen Aufgaben
> eines Kaufmanns vertraut machen.
> Glaub mir: das ist das Wichtigste, der Kern des Unternehmens!
> Dazu benötigt man nur die vier Grundrechenarten.

Ein guter Buchhalter ist aber noch lang kein guter Kaufmann oder 
Unternehmer. Mit "sonstigen Aufgaben" meinst du wohl Gespür für den 
Markt und die eigenen Finanzen (inkl. Kalkulation) - die reine 
Buchhaltung ist ja nur Handwerkszeugs und das kann man relativ leicht 
auslagern.

von A. $. (mikronom)


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Mine Fields schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Insbesondere solltest Du Dich mit der Buchführung und sonstigen Aufgaben
>> eines Kaufmanns vertraut machen.
>> Glaub mir: das ist das Wichtigste, der Kern des Unternehmens!
>> Dazu benötigt man nur die vier Grundrechenarten.
>
> Ein guter Buchhalter ist aber noch lang kein guter Kaufmann oder
> Unternehmer. Mit "sonstigen Aufgaben" meinst du wohl Gespür für den
> Markt und die eigenen Finanzen (inkl. Kalkulation) - die reine
> Buchhaltung ist ja nur Handwerkszeugs und das kann man relativ leicht
> auslagern.

Belege buchen kann man sicher auslagern. Aber leider machen viele 
Unternehmer den Fehler und heften die Unterlagen, die vom Büroservice 
zurückkommen, ungeprüft ab. Die merken dann gar nicht, dass sie seit 
Monaten pleite sind oder Verluste machen.

Es ist wirklich wichtig, sich mit der Fibu zu befassen. Man sollte 
wissen wie sich der Umsatz zusammensetzt und wie sich der Gewinn ergibt, 
nicht nur theoretisch, sondern ganz konkret für das eigene Unternehmen.

von Nordtiroler (Gast)


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Ich habs vor einigen Jahren gewagt. Es hat sich aber quasi aus meiner 
Werkstudententätigkeit ergeben.

Deine Gründe kann ich voll verstehen! Zumal vielerorts Motivation und 
Output durch unterirdische Arbeitszeitmodelle kaputtgemacht werden.

Es hilft natürlich ungemein, ein paar Kontakte als "Standbeine" zu 
haben. Nicht zu viele, denn man muss natürlich auch Zeit für die Kunden 
haben. Das ist schon ein gewisser Spagat.

Wichtig ist, die laufenden Kosten im Griff zu halten und Rücklagen 
aufzubauen.
"Ich bin selbständig, ich brauch was zum Absetzen" - das sind meistens 
die Kandidaten die sich in dicken Autos von Monat zu Monat hangeln.

1000,- nicht getätigte Betriebsausgabe sind immerhin 600,- netto in der 
Tasche!

Da im Forum viele Halbwahrheiten kursieren:

Als Dienstleister der keine Waren verkauft braucht man nicht mal einen 
Gewerbeschein! Es gilt das simple Zu-/Abflussprinzip für alle 
Rechnungen.
Allerdings darf man dann nicht mal einen Netzwerkswitch für 20,- mit 
anbieten.

Umsatzsteuer, EÜR und der ganze Krams ist halb so wild.

Und eine 100% finanzierte ETW zur Kapitalanlage habe ich auch als 
Freelancer bekommen.

-just my 2 cents-

von A. $. (mikronom)


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Nordtiroler schrieb:
> Wichtig ist, die laufenden Kosten im Griff zu halten und Rücklagen
> aufzubauen.
> "Ich bin selbständig, ich brauch was zum Absetzen" - das sind meistens
> die Kandidaten die sich in dicken Autos von Monat zu Monat hangeln.

Eine typisch deutsche Krankheit: Man arbeitet nicht um Geld zu verdienen 
oder den Gewinn zu erhöhen, sondern um Steuern zu sparen.

> 1000,- nicht getätigte Betriebsausgabe sind immerhin 600,- netto in der
> Tasche!

Das hängt ja doch vom individuellen Steuersatz ab, so pauschal ist es 
falsch.

> Da im Forum viele Halbwahrheiten kursieren:
>
> Als Dienstleister der keine Waren verkauft braucht man nicht mal einen
> Gewerbeschein!

Das ist falsch, womit du dir mit dem "Da im Forum viele Halbwahrheiten 
kursieren" ein Eigentor geschossen hast.

Richtig ist: Freiberufler brauchen die Ausübung eines Gewerbes nicht 
anzuzeigen (§ 14 GewO), weil sie kein Gewerbe ausüben. Ein Dienstleister 
(im Regelfall Einkünfte aus gewerblicher Tätigkeit) ist aber noch lange 
kein Freiberufler (Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit)! Solltest du 
Dienstleister und nicht Freiberufler sein dann begehst du einerseits 
eine Ordnungswidrigkeit (§ 146 Abs. 2 Nr. 2 GewO), die mit bis zu 1000 
Euro Bußgeld geahndet werden kann (§ 146 Abs. 3 GewO) und ggf. auch noch 
Steuerhinterziehung (weil du vielleicht keine Gewerbesteuer zahlst, 
obwohl du Gewerbetreibender bist). Ich würde also nicht gerade damit 
prahlen Dienstleister zu sein und steuerrechtlich einen auf Freiberufler 
zu machen!

Ja, so ist das mit den kursierenden Halbwahrheiten, man glaubt sich 
auszukennen und weiß eigentlich zu viel falsches.

> Es gilt das simple Zu-/Abflussprinzip für alle
> Rechnungen.

Auch das hat damit nichts mit freiberuflicher oder gewerblicher 
Tätigkeit zu tun, denn Gewerbetreibende können das (bis zu bestimmten 
Gewinn/Umsatzgrenzen) auch nutzen.

> Umsatzsteuer, EÜR und der ganze Krams ist halb so wild.

Ja, nur muss man es ordentlich machen (lassen). Und man sollte wissen, 
wann man eine Steuerhinterziehung begeht, gelle!

> Und eine 100% finanzierte ETW zur Kapitalanlage habe ich auch als
> Freelancer bekommen.

In welchem Jahr war das?

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Andi $nachname schrieb:
> Nordtiroler schrieb:
>> Wichtig ist, die laufenden Kosten im Griff zu halten und Rücklagen
>> aufzubauen.
>> "Ich bin selbständig, ich brauch was zum Absetzen" - das sind meistens
>> die Kandidaten die sich in dicken Autos von Monat zu Monat hangeln.
>
> Eine typisch deutsche Krankheit: Man arbeitet nicht um Geld zu verdienen
> oder den Gewinn zu erhöhen, sondern um Steuern zu sparen.

Nein, die Krankheit befällt offenbar alle Unternehmer. Den Wahn treffe 
ich in China ebenso wie in den USA, Frankreich oder jüngst sogar in 
Tansania an :-)

Man sollte seine unternehmerischen Entscheidungen davon nicht abhängig 
machen.

> Richtig ist: Freiberufler brauchen die Ausübung eines Gewerbes nicht
> anzuzeigen (§ 14 GewO), weil sie kein Gewerbe ausüben. Ein Dienstleister
> (im Regelfall Einkünfte aus gewerblicher Tätigkeit) ist aber noch lange
> kein Freiberufler (Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit)! Solltest du
> Dienstleister und nicht Freiberufler sein dann begehst du einerseits
> eine Ordnungswidrigkeit (§ 146 Abs. 2 Nr. 2 GewO), die mit bis zu 1000
> Euro Bußgeld geahndet werden kann (§ 146 Abs. 3 GewO) und ggf. auch noch
> Steuerhinterziehung (weil du vielleicht keine Gewerbesteuer zahlst,
> obwohl du Gewerbetreibender bist). Ich würde also nicht gerade damit
> prahlen Dienstleister zu sein und steuerrechtlich einen auf Freiberufler
> zu machen!

Wobei ich nicht verstehe, warum sich so viele gegen ein Gewerbe sperren. 
Zunächst einmal ändert sich für einen kleinen Unternehmer nichts. Bis 
50k€ Gewinn und 500k€ Umsatz darf er EÜR betreiben. Und für 50000€ 
Gewinn nach Steuern muss man sich schon ganz schön strecken.

Gewerbesteuer zahlt man erst für die Euros ab 24500€ - ist also für 
Leute, die gerade erst starten auch meist kein Thema.

Dafür darf man dann den großen Vorteil, eigene Produkte herstellen und 
verkaufen zu dürfen, und damit dann irgendwann unabhängig von anderen zu 
werden.

>> Umsatzsteuer, EÜR und der ganze Krams ist halb so wild.
>
> Ja, nur muss man es ordentlich machen (lassen). Und man sollte wissen,
> wann man eine Steuerhinterziehung begeht, gelle!

Wobei das eigentlich auch nicht schwer ist, wenn man sich an ein paar 
Regeln hält.

... und im Zweifel direkt beim FA nachfragt, wie man das handhaben 
soll!

Viele schieben das vor sich her und bei der Betriebsprüfung heisst es 
dann: "Oh, wusste ich nicht!".

Für den OP: die Jungs und Mädels vom FA sind nicht unsere Feinde - mit 
denen kann man reden und die helfen auch mal weiter. Der Ton macht auch 
hier die Musik :-)

Chris D.

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