Forum: HF, Funk und Felder 868 MHz (ETSI 863-870 MHz): Mischbetrieb Duty Cycle und LBT+AFA


von Marcel W. (Gast)


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Hallo zusammen,

meine Geräte möchten möglichst viele Daten in kurzer Zeit untereinander 
im 868 MHz SRD Band übertragen. Die aktuellen ETSI-Regeln (EN 300 220-1 
v 2.4.1) definieren zwischen 863-870 MHz unterschiedliche, sich z.T. 
auch überlappende Frequenzbänder. Man darf in den Bändern senden, wenn 
man unterschiedliche Regeln einhält: z.B. Duty Cycle, LBT+AFA, 
Sendeleistung, Spektrale Bandbreite etc.

Um möglichst nahe an 100% Duty Cycle heranzukommen, möchte ich LBT+AFA 
mit >35 Kanälen (wegen der 100s/Stunde je 200 kHz Regel) umsetzen. Damit 
alle Geräte beim Start der Übertragung aus dem Low Power aufwachen 
können, sende ich zu Beginn der Übertragung für z.B. 400ms 
kontinuierlich auf einem Kontrollkanal ein Aufwecksignal mit dem 
Hinweis, auf welchem Kanal als nächstes weitergesendet wird. Meine 
Frage, die mir auch mein Labor nicht beantworten kann:

Darf ein Gerät (mit einem Transceiver) sowohl auf einer Frequenz (dem 
Kontrollkanal) nach der Duty Cycle-Regel und auf den anderen Frequenzen 
nach der LBT+AFA arbeiten? Mein Labor meint, man dürfte entweder auf 
allen Frequenzen DC ODER LBT+AFA aber nicht kombiniert arbeiten. Sein 
Argument ist, dass man ja ein Gerät bauen könnte, dass mit mehreren 
Transmittern gleichzeitig auf jedem Duty Cycle regulierten 
Frequenzbereich den vollen DC Bereich ausschöpft und damit mehr als 100% 
Gesamtbelegung erzeugt und z.B. mit FHSS konforme Geräte stören könnte.

Was meint Ihr?
Vielen Dank für Eure Einschätzung

von Sascha (Gast)


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Hallo Marcel,
ich entwickle gerade auch für meine Firma eine Anwendung mit 868 MHz 
Modem.
Also 100% ED darsft du im Oberen Band, aber nur mit 5mW. Ob du dort 35 
Kanäle unterbeckommst weis ich nicht.
Soweit das Gesetz nicht klar definiert ist, würde ich es so machen.
Ich sehe auch das Problem, das wenn eine Störung ansteht LBT natürlich 
versagt. Also wechsle ich dann auch meinen Modus zu Duty Cycle und hoffe 
das was durchkommt. Bei LBT sind es immerhin -97dBm als Schwelle der 
Kanal frei Erkennung. Die Regelung gilt aber nur pro Device (Gerät), was 
die Summe der Geräte machen ist dabei nach Gesetz nicht definiert. Ich 
nehme LBT und wenn ich einen höheren Traffic feststelle wechsle ich den 
Kanal. Da ich sozusagen einen Master habe und viele Slaves wird die 
Sache auch etwas komplexer. Nach dem Gesetz ist es in der Tat eine reine 
interpretationssache. Aber es geht nun einmal darum, das auch andere die 
Frequenz nutzen dürfen. Und mit LBT ist dies auch der beste Ansatz.

Gruß Sascha

von Karlo Karl (Gast)


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Hi,

Sascha schrieb:
> Soweit das Gesetz nicht klar definiert ist, würde ich es so machen.

Nach deiner Definition. FHSS ist ganz klar definiert.


Verwirrte Grüße.

von michael_ng (Gast)


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Die Sache ist eigentlich eindeutig und das Labor sollte das auch sauber 
klären können. Ohne zu weit ins Detail zu gehen:
Es ist erst einmal unerheblich wie viele physische Sender dein Gerät 
hat.

Ich kann auch mit nur einem Sender auf mehreren Frequenzen gleichzeitig 
Senden (DSSS ist reguliert und spezifiziert), alles eine Frage des 
Aufwands.
Dutycycle schlägt LBT, das ergibt sich schon aus der Definition, also 
entweder oder. Eine Lücke gibt es nur bei, nennen wir es mal, 
Werkskonfigurationen. Also ab Werk mit Dutycycle oder LBT. Dann hat man 
zwei Modelvarianten, auch in der Zulassung.

Vorsicht bei Mehrkanalbetrieb über mehrere Subbänder ohne LBT gilt 
7.10.3 (0,1%/Ch.).
Und dann die LBT+AFA Definition mal näher ansehen, das 868 SRD-Band ist 
mit der 300220 nicht (mehr) für die Übertragung von großen Datenmengen 
in kurzer Zeit konzipiert. Viel Glück bei den 100% DC ;-) ...

von Sascha (Gast)


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Ja in der Tat, es ist sehr verwirrend. Was mich dabei stört ist der 
simple Betrieb mit Duty Cycle. Der Aufwand von LBT wird dabei unter den 
Tisch geschmissen. Somit ist das wieder einmal eine Regulierung für low 
cost Geräte.
Gruß Sascha

von Sascha (Gast)


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Noch eine Überlegung zum Gesetzlichen LBT oder LBT+AFA.
Die Grenze für LBT liegt bei -96dBm, nun ist das ja nicht unbedingt 
viel, was da an Signal vorhanden sein muss, damit der Kanal als belegt 
gilt.
Existieren also in der Umgebung Geräte die den Noise-Floor des 
Empfängers anheben, so wird streng nach Vorschrift gesehen nicht mehr 
gesendet.
Somit ist es zwingend notwendig entweder einen freien Kanal zu finden 
oder auf Duty Cycle umzustellen. Ich sehe an dieser Stelle etwas 
Nachbesserungsbedarf der Vorschriften. Sonst macht nur noch jeder Duty 
Cycle und am besten gleich mit 500mW Sendeleistung. Dann ist der Salat 
perfekt wie auf anderen Funkfrequenzen schon längst der Fall ist. Es 
sollte also erlaubt sein eine Bewertung der Kanäle durchzuführen und 
gegebenenfals seinen Empfänger zu testen (Antenne über Antennenschalter 
abschalten, somit muss auch das Signal abfallen) und dann auf Duty Cycle 
umstellen.
Ich rede hier natürlich nicht von den low cost Varianten sondern eher 
von schmalband Systemen, wie auch Klasse 1 Transceiver. Der Vorteil 
würde auch den Anderen Teilnehmern zu gute kommen, weil man mit LBT 
sofort die Lücke (Sendepause) einhält, damit auch andere Nutzer der 
Frequenz ihre Nachrichten durchbekommen.
Wird aber LBT eher bestraft so ist man gezwungen auch Duty Cycle zu 
machen.

Oder habe ich da etwas falsch verstanden ?

Gruß Sascha

von Marcel W. (Gast)


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Hallo Zusammen,

erst einmal vielen Dank für Eure Antworten. Leider ist meine Frage 
bisher noch nicht beantwortet, was allenfalls an meiner komplizierten 
Beschreibung liegt. Ich versuche mal ein einfaches Beispiel, was ich 
gerne tun möchte:

Auf den Kontrollkanal sende ich Kontrollsequenzen, nachdem ich via LBT 
geschaut habe, dass der Kanal frei ist. Wenn er belegt ist, warte ich 
ab. Ich führe beim Senden genau Buch und beachte den geltenden Duty 
Cycle im Frequenzband (z.B. 10% bei 869,400 MHz to 869,650 MHz)

Bei einer Datenübertragung wechsle ich mittels LBT+AFA zwischen 
verschiedenen Kanälen in einem anderen Band, z.B. 863,000 MHz to 870,000 
MHz. Wegen LBT+AFA muss ich keinen Duty Cycle einhalten.

Das Gerät ist 1. entweder schlafend (RX), oder 2. sendet auf dem 
Kontrollkanal (LBT+DC) oder 3. sendet in den Kanälen der 
Datenübertragung (LBT+AFA)

@Sascha: Clause 7.10.3 (0.1% DC je Band) würde nicht gelten, da ich auch 
auf dem Kontrollkanal LBT einsetze, stimmt das so?

Wäre das insgesamt nach Eurer Einschätzung normkonformes Vorgehen?

Gruß Marcel

von Sascha (Gast)


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Hallo Marcel,
ich hänge derzeit auch noch mit meinem Projekt mit verschiedenen 
Strategien fest. Aber ich meine bei LBT+AFA gibt es auch eine Limitation 
siehe EN300220-1 Kapitel 9.2.5.2.3
Also je mehr ich die DIN lese um so weniger verstehe ich.
Manches wiederspricht sich doch?
Und einiges ist gar nicht klar geregelt.

Also wenn ich LBT+AFA nehme, was ist dann das Duty Cycle pro Kanal?

Mein Problem ist ich habe einen Master und 30 Slaves, wenn alle 1 Minute 
von den Slaves Nachrichten kommen die der Master bestätigen muss, so ist 
sein Duty Cylce überfällig.
Bei LBT+AFA müssen die Slaves den Master halt erst suchen, gibt noch 
mehr Stress aber damit könnte man hinkommen.
Meine Slaves arbeiten mit Batterie und bekommen den Frequenzwechsel des 
Masters nicht mit.
Bleibe ich nach DIN300220 Konform verursache ich mehr Traffic der dann 
andere Stört, als wenn ich einfach nur den anderen ausweiche.

Oh jeh
 Gruß Sascha

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