Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Sieb-Elko im Systron Donner Netzteil hochgegangen


von Dietmar S. (Gast)


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Am Silversterabend ging bei meinem Systron Donner Labornetzteil einer 
der Siebelkos hoch. Ich dachte schon meine 5er-Kracher hätten sich 
selbständig gemacht... Das Teil aufgeschraubt, beim einen Elko war das 
Sicherheitsventil rausgeflogen und die (PBC?) Brühe im Gerät verteilt, 
der andere war glühend heiß.

Ich habe heute neue eingebaut. Doch bevor ich wieder einschalte, warum 
haben die sich überhaupt beide gleichzeitig verabschiedet? Lag es 
einfach am Alter? Einen anderen Grund kann ich mir grad nicht erklären. 
Vielleicht übersehe ich was.

Die Gleichrichter kann ich mir jetzt auch nicht vorstellen. 25A Dinger 
für 1A Ausgangsstrom. Leider kann ich nicht dran messen, da ich mein 
altes Oszilloskop verkauft habe und das neue noch nicht da ist.

Die Elkos: FELSIC CO 39, kein date code drauf, aber das Netzteil ist ca. 
35 Jahre alt.

von Stefan (Gast)


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Überspannung? Vor geraumer Zeit wurde die Netzspannung um etwa 5% 
angehoben. Vielleicht waren die Elkos zu knapp bemessen.

von Dietmar S. (Gast)


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Stefan schrieb:
> Überspannung? Vor geraumer Zeit wurde die Netzspannung um etwa 5%
> angehoben. Vielleicht waren die Elkos zu knapp bemessen.

Hmm...die Ausgangsspannung ist 30 Volt, die sollte ich tatsächlich mal 
messen, kann mir aber kaum vorstellen, daß da mehr als 60 Volt am 
Eingang anliegen. Deswegen bin ich auf die Idee auch noch gar nicht 
gekommen die zu messen. Das Netzteil war gerade mal 1 Minute an, als das 
passierte.

von Andreas D. (rackandboneman)


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"beide gleichzeitig verabschiedet"

Da bleibt doch eigentlich nur der Gleichrichter als Erklärung.

"die (PBC?) Brühe im Gerät verteilt"

PCB ist in Elektrolytkondensatoren unüblich, und auch in anderen 
Kondensatoren nach 1979 (von nordamerikanischer Herkunft des Gerätes 
ausgehend).

von Michael M. (technikus)


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Andy D. schrieb:
> "beide gleichzeitig verabschiedet"
>
> Da bleibt doch eigentlich nur der Gleichrichter als Erklärung.

Klingt für mich auch nach Gleichrichter: Wenn eine der Dioden 
durchlegiert ist (=Kurzschluß), dann arbeiten Elko und Netztrafo jeweils 
eine Halbwelle gegeneinander, also Kurzschluß von + nach -. So ein 
gewaltiger Brummstrom kann einen Elko schon zerlegen.
Ich hatte mal ein Netzteil mit Zweiwegegleichrichtung mit zwei diskreten 
Dioden. Eine ist nach 20 Jahren durchlegiert. Die Elkobank (reichlich 
dimensioniert) hat es überlebt, die stromführenden Leiterbahnen haben 
die Platine verkohlt und der Netztrafo ist durchgebrannt.

Servus
Michael

von oszi40 (Gast)


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> Brühe im Gerät verteilt

...ist noch der harmlose Fall. Bösartiger ist sibernes Konfetti.
Wenn das Gerät recht lange unbenutzt herúmgestanden hat, könnten die 
Elkos auch an Alterschwäche (verlorene Formierung) gelitten haben?

von Ben _. (burning_silicon)


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> Systron Donner Labornetzteil
Dieses Netzteil hält, was es verspricht... ;)

von mhh (Gast)


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Dietmar S. schrieb:
> beim einen Elko war das
> Sicherheitsventil rausgeflogen und die (PBC?) Brühe im Gerät verteilt,
> der andere war glühend heiß.

Auch das lässt auf den schon erwähnten defekten Gleichrichter schließen. 
Unter Wechselspannung sind die Elkos recht schnell gar.

von Andreas D. (rackandboneman)


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Es könnte auch ein Kaskadenfehler sein wenn zB der erste Elko mit einem 
spontanen Kurzschluss ausfiel und dadurch den anderen derart schlagartig 
entlud dass es ihm auch gleich den Rest gab...

Aber wahrscheinlicher ist der Gleichrichter.

von Dietmar S. (Gast)


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Achso, also das ist ein Dreifach-Netzteil. 0-8V/3A und 2 x 0-30V/1A. Für 
die 8V ist ein 10000uF drinnen und für die 30V je ein 3300uF (jetzt 
4700uF). Die beiden 3300uF waren glühend heiß bzw. der eine ja 
hochgegangen. Ich hab alle drei ausgetauscht.

Und wie gesagt, da sind solche Leistungsgleichrichter drinnen. Ich 
tausche sie jetzt einfach aus, kosten ja nix. Können ja auch Schaden 
durch die defekten Elkos genommen haben. Aber ich heb sie mal auf und 
werde mir die Spannung ansehen, wenn mein Oszi da ist, interessiert mich 
einfach.


Andy D. schrieb:

> PCB ist in Elektrolytkondensatoren unüblich, und auch in anderen
> Kondensatoren nach 1979 (von nordamerikanischer Herkunft des Gerätes
> ausgehend).

Das beruhigt mich ungemein :)


Als ich noch als Fernsehtechniker arbeitete, meinte mal ein Azubi mir 
einen dummen Streich spielen zu müssen und mir an einem Tapedeck den 
Spannungswähler auf 110V umzuschalten. Ich wunderte mich noch kurz über 
das Zischen aus dem Gerät, das mit Ein- und Ausschalten des Geräts 
jeweils langsam begann und langsam wieder aufhörte, bis ich Sekunden 
später nur noch einen Tinnitus im Ohr vernahm. Natürlich wollte niemand 
von den Burschen es gewesen sein.

von Elo (Gast)


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Zum Prüfen ob die Graetzbrücke noch i.O. ist brauchst du unbedingt ein 
Oszi?
Sowas macht man mit´nem Duspol, aber den haben FS-Techniker wohl nicht? 
;-)

von Michael_ (Gast)


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Ein Fernsehtechniker, der nicht weiss, wie man einen Gleichrichter 
prüft?
Die armen Fernsehkunden von damals bedaure ich heute noch.

von Stefan (Gast)


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Wenn die neuen Kondensatoren schon drin sind und das Gerät beim 
Einschalten nicht gleich wieder explodiert ist, sind die Gleichrichter 
wohl nicht defekt, würde ich mal sagen.

von A.Max S. (amf)


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Stefan schrieb:
> Wenn die neuen Kondensatoren schon drin sind und das Gerät beim
>
> Einschalten nicht gleich wieder explodiert ist, sind die Gleichrichter
>
> wohl nicht defekt, würde ich mal sagen.

Warum mißt der TE als erfahrener TV-Techniker nicht einfach unter 
Belastung?

Und wenn der TE mal ein Oszilloskop benutzt und schaut, ob die Frequenz 
des "ripple" an den Elkos 50 Hz (schlecht) oder 100 Hz (gut!) beträgt, 
dann erspart er sich das ggfs. unnötige Auslöten der Gleichrichter.

von Dietmar S. (Gast)


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Elo schrieb:
> Zum Prüfen ob die Graetzbrücke noch i.O. ist brauchst du unbedingt ein
> Oszi?

Schon mal einen Gleichrichter mit dem Ohmmeter unter Belastung gemessen? 
So ein Ohmmeter will ich auch.


Max S. schrieb:
> Warum mißt der TE als erfahrener TV-Techniker nicht einfach unter
> Belastung?

Wie schon zweimal erwähnt, hatte der TE einige Tage keins zur Hand.


Max S. schrieb:
> Und wenn der TE mal ein Oszilloskop benutzt und schaut, ob die Frequenz
> des "ripple" an den Elkos 50 Hz (schlecht) oder 100 Hz (gut!) beträgt,
> dann erspart er sich das ggfs. unnötige Auslöten der Gleichrichter.

Aha. Es gibt auch noch Dinge zwischen Unterbrechung, Normalfunktion und 
Kurzschluß. Davon hatte ich als Fernsehtechniker genug gesehen.


Ach man, abwink...

Netzteil funktioniert wieder. Ich habe die Gleichrichter getauscht, da 
waren welche von Semikron drinnen, also raus damit.

von Ben _. (burning_silicon)


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> Schon mal einen Gleichrichter mit dem Ohmmeter
> unter Belastung gemessen?
Wahrscheinlich hat das Ohmmeter danach ein paar Ohm mehr als vorher.

> So ein Ohmmeter will ich auch.
Ja, damit kann man auch problemlos die Ampere einer Steckdose messen! ;)

von Harald W. (wilhelms)


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Ben _ schrieb:

> Ja, damit kann man auch problemlos die Ampere einer Steckdose messen! ;)

...auch, wenn sie vorher hochgeskillt wurden? :-))
Gruss
Harald

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