Forum: PC Hard- und Software IP-Location / GEO-IP / Lokalisierte Werbung, wie funktionierts?


von PC-User (Gast)


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Hi.
In letzter Zeit bekomme ich immer häufiger lokalisierte Werbung.
Zum Beispiel in den Suchergebnissen bei Google.
Und zwar nicht nur bei den "Anzeigen", sondenr auch bei den normalen 
Suchergebnissen.
Wenn ich bei Google z.B. Testweise nach "Pizza" suche, bekomme ich auf 
der ersten Seite schon überwiegend Ergebnisse aus meiner Region 
(Lieferdienste)

Auch auf Webseiten bekomme ich sehr oft Lokalisierte Werbung von 
Geschäften, die man entfernungsmäßig auch tatsächlich besuchen könnte.
Also alles regional bzw max 1-2 Autostunden entfernt.

Es geht sogar noch weiter. Es ist nicht nur regionalisiert, sondern auch 
an die Interessen angepasst.

Sehr oft bekomme ich Werbung von Conrad. Da werden mir dann sehr häufig 
PC Teile angeboten. Manchmal sogar mit Hinweis auf die Filale in Bonn.

Oft bekomme ich auch Werbung von "Atelco". Diese Firma ist in unserer 
Region sehr stark vertreten. Von 23 Filialen ist die Hälfte noch als 
"Nach dem Feierabend mal hin" Autofahrt zu erreichen.


Die regionalisierte bzw personalisierte Werbung bekomme ich auch, wenn 
ich im "Privatmodus" surfe. Also ohne Cookies, Java usw.
Da muss also noch etwas anderes sein.

Den Ort bekommt man ja über diverse GeoIP Dienste raus. (Woher haben die 
eigentlich die Informationen ursprünglich her, welche IP z.B. zu meiner 
Stadt gehört)
Für die Personalisierung nach Interessen muss außer Cookies und co auch 
noch eine andere "Datenquelle" vorhanden sein. Aber was?

von adsf (Gast)


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Alles "Theorie", ich weiß nicht welcher Anbieter nun wirklich was 
benutzt, aber so würde ichs machen ;)
PC-User schrieb:
> Den Ort bekommt man ja über diverse GeoIP Dienste raus. (Woher haben die
> eigentlich die Informationen ursprünglich her, welche IP z.B. zu meiner
> Stadt gehört)
Grobe Zuordnung über die IP-Zuteilungen bzw die Routen zu deiner IP, evt 
rücken das auch die Anbieter gegen Kohle raus?  Oder wenn von einem 
IP-Bereich oft nach Dingen in Bezug auf eine Stadt gesucht wird und es 
halbwegs passt spricht viel dafür dass die IP dahin zeigt. Google z.b. 
kann da einiges an Daten aus verschiedensten Quellen zusammenführen.
> Für die Personalisierung nach Interessen muss außer Cookies und co auch
> noch eine andere "Datenquelle" vorhanden sein. Aber was?

IP + Browserfingerprint (d.h. alle Daten die man so sammeln kann als 
Webseite, da kommt so einiges zusammen) benutzen einige Werbenetzwerke.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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PC-User schrieb:
> Die regionalisierte bzw personalisierte Werbung bekomme ich auch, wenn
> ich im "Privatmodus" surfe. Also ohne Cookies, Java usw.
> Da muss also noch etwas anderes sein.
>

z.B. das was der Browser sendet. Das ist wie ein Fingerabdruck.
Da steht nicht nur die Browserversion und Betriebssystem, sondern auch 
welche NET-Versionen du installiert hast.
Insgesamt alles eindeutig, wenn die Gegenstellen als Werbepartner diesen 
Abdruck dann hinter deinem Rücken zental zusammenführen.


> Den Ort bekommt man ja über diverse GeoIP Dienste raus. (Woher haben die
> eigentlich die Informationen ursprünglich her, welche IP z.B. zu meiner
> Stadt gehört)
> Für die Personalisierung nach Interessen muss außer Cookies und co auch
> noch eine andere "Datenquelle" vorhanden sein. Aber was?

Gibt viele Quellen. Z.B. geben User die sich irgendwo registrieren auch 
ihren Ort an. Und mit der Anmeldung dann auch die IP.

von (prx) A. K. (prx)


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Wie gut eine Umsetzung einer dynamischen IP-Adresse zum Ort 
funktioniert, hängt davon ab, wie dezentral oder zentral der Provider 
arbeitet. Denn bei einem DSL-Anschluss werden die Daten zunächst über 
ATM an einen Übergabepunkt transportiert und diese ATM-Strecke ist 
ausserhalb des Providers nicht sichtbar. Die IP-Adresse wird am 
Übergabepunkt vergeben, nicht am Wohnort. Wenn dies zentral erfolgt, 
dann wird man an dieser zentralen Stelle verortet, bei mir stets 
hunderte km falsch.

Wer also, wie in http://www.geoiptool.com, nur die IP-Adresse auswertet, 
kann ziemlich daneben liegen. Andere Methoden sind wesentlich genauer, 
müssen dazu aber Charakteristika des Browsers nutzen. Oder - wie bei 
Smartphones - direkt die auf Funkzellen und WLANs oder gleich GPS 
basierende Funktion des Browsers/Geräts verwenden.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Du bist ja auch ein Exot oder Terrorist ;-)

Da ein Großteil der DSL-er direkt oder indirekt bei der Telekom ist, ist 
die IP-Lokalisierung aufgrund deren Netzstruktur genau genug für 
+/-50km. Bei der <einzigen echten> Konkurrenz müßte ich nochmal näher 
nachdenken. Die haben eh nur ein eigenes Netz in den lohnenden Städten. 
Auf dem Land schalten die über die Telekom und nennen das dann gegenüber 
dem Kunden "Technikbereitsteller" oder so ähnlich. Komme jetzt nicht auf 
den genauen Wortlaut.

Da gibts ja diverse Varianten der Aufschaltung.

Mobilfunk läuft etwas anders wie A.K. beschrieb.

Diese 50km sind halbwegs genau genug für die meisten Werbeformen - wenn 
man davon ausgeht, daß ein potenter Kunde (an anderen sind BWLer eh 
nicht interessiert!) auch ein Auto besitzt.


Oh, da haben wir noch Kabel-DSL vergessen. Die haben meist quasi-feste 
IPs. Also noch einfacher.


Und bei den ganz kleinen Providern wie tal.de kann der Fehler dann 
schonmal 700km sein ;-)

von DirkB (Gast)


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Hast du dir die Ausgaben von tracert oder pathping (Konsolenprogramme 
von Windows) mal angesehen. Die Knotennamen enthalten meist in 
irgendeiner Form die Städtenamen. Sei es als KFZ-Zeichen oder 
ausgeschrieben.

von Maik M. (myco)


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PC-User schrieb:
> Den Ort bekommt man ja über diverse GeoIP Dienste raus. (Woher haben die
> eigentlich die Informationen ursprünglich her, welche IP z.B. zu meiner
> Stadt gehört)

Das geschieht über GeoIP Datenbanken, darin steht im Prinzip, welche 
IP-Bereich zu welchem ISP gehört. Genauer steht darin sogar, welcher 
IP-Bereich zu welchem Einwahlknoten des ISP gehört. Der Standort des 
Einwahlknoten ist recht nah ein deinem Wohnort besonders in dicht 
bevölkerten Gebieten, auf dem Land ist's eher ungenau (bei mir liegen 
sie teilweise 75km daneben).
Zu den GeoIP-Daten gibt es dann noch Orts-Datenbanken, die dir genau 
sagen, wo ein Ort liegt (mit Land, Bundesland, Region, 
Höhe+Breitengrad), damit kann man genau den nächstmöglichen 
"Werbekandidat" ermitteln. Kommerzielle GeoIP-Anbieter kombinieren diese 
beiden Datenbanken schon von sich aus.


PC-User schrieb:
> Für die Personalisierung nach Interessen muss außer Cookies und co auch
> noch eine andere "Datenquelle" vorhanden sein. Aber was?

Das nennt sich Re-Targeting. Das funktioniert so: Du gehst in einen 
Online-Shop und siehst dich um. Der Shop meldet jeden deiner 
Seitenaufrufe an einen Werbedienstleister, der "dropt" dir einen Cookie, 
in dem steht, welche Produkte/Produktkategorieren dich in dem Shop 
interessiert haben. Diese Werbeanbieter arbeiten meist mit anderen 
größeren Werbenetzwerken zusammen (wie zB. Adsense). Wenn zB. Adsense 
von denen einen Banner ausliefert, sendest du denen dein Cookie und die 
wissen dann genau wofür du dich interessiert hast, und da sie mit dem 
Shop zusammenarbeiten (und für diesen Werben), können die dir genau die 
passende Werbung schicken.
Diese Technik ist übrigens sehr fragwürdig bezüglich Datenschutz, ich 
denke in naher Zukunft wird das verschwinden.

von (prx) A. K. (prx)


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Abdul K. schrieb:
> Bei der <einzigen echten> Konkurrenz müßte ich nochmal näher nachdenken.

Keine Ahnung was du unter echter Konkurrenz verstehst, aber in meinem 
Fall ist das 1&1 über QSC.

Die Leitungen selbst sind nicht der Punkt, denn wenn andere Provider die 
Leitungen der Telekom via ATM-Netz übernehmen entscheidet die Dichte der 
ATM/IP-Übergange des Providers, nicht der Telekom.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Natürlich 1&1 gemeint.

Die Kapselung gibts aber in diversen Varianten und damit unterscheiden 
sich die Übergabestrategien und -orte. Kann man alles bei Wikipedia 
nachlesen.


Ist ja nun eigentlich alles erklärt. Ciao.

von Heinz (Gast)


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Setzen die eigentlich für Werbezwecke auch Flashcookies?

von Uhu U. (uhu)


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Heinz schrieb:
> Setzen die eigentlich für Werbezwecke auch Flashcookies?

Ja klar, wo die doch den Vorteil haben, von den Browsern ignoriert zu 
werden, wenn man kein entsprechendes Addon installiert hat...

von adsf (Gast)


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Bestimmt. Hat da google nicht mal von einer Datenschutzbehörde Haue 
dafür bekommen, weil sie für Leute die normale Cookies abgeschaltet 
hatten halt Flashcookies benutzt hatten? (damals gabs noch keine Browser 
die Flashcookies kontrolliert haben)
Ansonsten is das noch ein Kriterium für den Fingerprint.

von Sam P. (Gast)


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Hier ein Beispiel, was so alles möglich ist. Er beschreibt das sehr 
schön. Das ist schon beeindruckend.

http://samy.pl/evercookie/

Und dann noch das hier:

https://panopticlick.eff.org/

Auf dem 25C3 (glaube ich, kann auch +/- 1 gewesen sein) gab es zu dem 
Thema auch noch einen schönen Vortrag. Man braucht sich keine Illusionen 
machen, dass irgendwer anonym surft. Man ist wiedererkennbar. Das reicht 
vielleicht nicht für strafrechtlich relevante Fälle, aber für die 
Werbewirtschaft ist die Genauigkeit mehr als ausreichend.

von Heinz (Gast)


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"one in 663,491 browsers have the same fingerprint as yours"  da 
erschreck ich schon ein wenig.

"only one in 3,636 browsers have the same fingerprint as yours" mit user 
agent = Internet Explorer 8

hmmm

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Tja, M$ eben. Endlich mal wichtig sein, ist doch auch schön.

Die Werbewirtschaft bzw. deren Kunden glauben geradezu dogmatisch an den 
Erfolg von aufdringlicher Werbung.


Nicht ganz das Gleiche, aber der unsichtbare VPN IPv6 Tunnel nach 
Engeland (Der Kaiser möge mich schützen vor Wind und Dingen aus 
Engeland, oder so) der auf jedem Win7-Rechner automatisch im Hintergrund 
läuft, ist doch auch nett.

von nix und n. (nixundnul)


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letztens habe ich in einer Zeitung einen Datenschutzbericht gelesen, 
allerdings zu allgemein für hier. Es waren aber die Links dabei:
ip-check.info
Dein-Ip-Check.de
browsercheck.pcwelt.de
Der letztere brachte auf Anhieb die nächste Mittelgroß-Stadt(15km) in 
Opera und FF.
Im nächsten Schritt hat FF um Erlaubnis gebeten, und dann kam die 
richtige Straße (!) und Hausnummer+2 mit dem Vermerk Radius 50m, wlan.
Provider ist bei mir Vodafone, PC absolut frisch installiert mit Kubuntu 
(Platte dabei formatiert).
Irgendwie stehen da noch weitere Versuche dabei an.... (andere PC,Proxy, 
TOR). Denn so stehen mir durchaus die Haare zu Berge, dabei habe ich 
keine  mehr auf dem Kopf. (8-!

von troll (Gast)


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nix und nul schrieb:
> Der letztere brachte auf Anhieb die nächste Mittelgroß-Stadt(15km) in
> Opera und FF.
> Im nächsten Schritt hat FF um Erlaubnis gebeten, und dann kam die
> richtige Straße (!) und Hausnummer+2 mit dem Vermerk Radius 50m, wlan.
Hm. Erstmal geht da bei mir nichts, also mal JS an gemacht. Die Stadt 
stimmt, aber wenn man der HTML5-Lokalisierung glaubt wohne ich irgendwo 
im Atlantik vor der Küste Afrikas... :-)

von (prx) A. K. (prx)


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Dort dürfte es recht lebendig zugehen, denn da werden nicht nur wir 
beiden durchs Meer schwimmen. Lies: Das ist der Ort Weissnix.

Die IP-Lokalisierung liegt wie üblich einige 100km falsch, teils in 
Landau (Reinland Pfalz), teils in Frankfurt.

von unwissender (Gast)


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zur identifzierung:
ich weis nicht ob google das einsetzt, aber technisch ist es möglich 
einen user eindeutig zu identifizieren wenn er einen suchbegriff in die 
Suchzeile eintippt.

Bei uns an der Uni kann man so vergessene Passwörter zurücksetzen 
lassen, einfach einen Satz tippen und dann das neue Passwort vergeben.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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unwissender schrieb:
> zur identifzierung:
> ich weis nicht ob google das einsetzt, aber technisch ist es möglich
> einen user eindeutig zu identifizieren wenn er einen suchbegriff in die
> Suchzeile eintippt.
Anhand welcher Kritieren denn?

> Bei uns an der Uni kann man so vergessene Passwörter zurücksetzen
> lassen, einfach einen Satz tippen und dann das neue Passwort vergeben.
Wie soll das funktionieren?

von zagge (Gast)


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Wie schon weiter oben erwähnt kann man einzelne Geräte unabhängig von 
Cookies und privacy-mode im Allgemeinen recht leicht wieder 
identifizieren.
Die obengenannten Links fragen nur einen Bruchteil der offenen
, per JS verfügbaren Infos ab.
Das geschickt gesammelt (und in Masse) funktioniert.

Große Sammelportale kriegen auch ohne Cookies und Co. eine 
Wiedererkennung > 98% +x hin. Im Allgemeinen liegen die Raten eher über 
99,irgendwas

von unwissender (Gast)


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de.wikipedia.org/wiki/Psylock

von Icke ®. (49636b65)


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unwissender schrieb:
> de.wikipedia.org/wiki/Psylock

Dieses Verfahren setzt aber voraus, daß die Tastenanschläge in Echtzeit 
übermittelt bzw. analysiert werden. Bei Eingaben im Browser genügt es 
schon, Javascript zu deaktivieren, dann werden bspw. Eingaben in Googles 
Suchleiste erst nach Klick auf den Suchen-Button abgeschickt. Paranoiker 
schreiben den Text halt im Editor und kopieren ihn über die 
Zwischenablage.

von Aussetziger (Gast)


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Your browser fingerprint appears to be unique among the 2,660,308 tested 
so far.

:(

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