Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Softwarearchitektur


von Frank (Gast)


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Hallo,

ich lese in Stellenangeboten immer wieder das Wort 
"Softwarearchitektur". Was ist damit gemeint? Ich programmiere seit fast 
10 Jahren Mikrocontroller, sehe mich aber nicht als Architekt :-)


Gruß
Frank

von (prx) A. K. (prx)


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Ein Architekt denkt erst nach, dann baut oder programmiert er. Bei 
Gebäuden endet die umgekehrte Reihenfolge ziemlich filmreif. Bei 
Software ist es etwas subtiler.

von Frank (Gast)


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Das man vor Arbeitsbeginn erst nachdenkt ist mir schon klar. Gibt es 
denn irgendwelche speziellen Herangehensweisen auf dem Gebiet? Meist 
wird ja eh schon immer so gearbeitet. Es wird dann nur irgendwann mal 
total wichtig bezeichnet, damit keiner mehr weis worum es geht :-)

von (prx) A. K. (prx)


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http://de.wikipedia.org/wiki/Software_Engineering

> Meist wird ja eh schon immer so gearbeitet.

Ach?

von avr (Gast)


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Frag mal Tante G. OOGLE nach "TOP Down" und "Bottom UP".

Sollte für den Anfang einen Einstieg bieten;)

avr

von BG (Gast)


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Google-Suche: "software design patterns" könnte auch hilfreich sein.

von W.S. (Gast)


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Frank schrieb:
> Das man vor Arbeitsbeginn erst nachdenkt ist mir schon klar.

So?

Wenn ich hier in diesem Forum mal so in diverse Quellcodes schaue, dann 
zeigt sich mir das komplette Gegenteil. Da wird erstmal lustig 
drauflosprogrammiert und dann erst nachgedacht. Ganz häufig sehe ich 
hier Beiträge, wo sich Leute verrannt haben und lediglich nach einer 
Lösung für ihr nächstbestes Detail suchen - ohne jemals zuvor 
strategisch über ihr Projekt nachgedacht zu haben. Das tägliche "vor 
Arbeitsbeginn erst nachdenken" ist zu wenig. Wenn es was werden soll, 
dann braucht es zuvor etwas, das ich hier mal ein "strategisches 
Konzept" nennen möchte.

Bei diversen 'Profis' verhält es sich leider auch nicht anders als hier 
bei den Bastlern. Guck dir mal die tolle "STM Standard Peripheral 
Library" von ST an. Das ist ein gutes Beispiel dafür, was dabei 
herauskommt, wenn Leute eben so drauflos programmieren und von einer 
vernünftigen Softwarearchitektur keinen blassen Schimmer haben: 30 MB 
angefüllt mit Schaumschlägerei.

W.S.

von (prx) A. K. (prx)


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W.S. schrieb:
> Bei diversen 'Profis' verhält es sich leider auch nicht anders als hier
> bei den Bastlern. Guck dir mal die tolle "STM Standard Peripheral
> Library" von ST an.

Ob das wirklich erfahrene Profis waren? Wirkt eher wie ein Produkt der 
"Generation Praktikum".

von Hans (Gast)


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schau dir an wie unix funktioniert. das ist software-architektur.
alles ist möglichst gleich zu bedienen und nutzt (intern) möglichst 
einheitliche wege.

typische mikrocontroller-projekte sind "nur" brain-to-terminal, ab einer 
gewissen größe funktioniert das aber nur äußerst suboptimal.

im "mythos vom mann monat" (frederik brooks) wird daher öfter vom 
"ärzte"-team gesprochen, bei dem eben der architekt vorgibt, wie das 
system zu funktionieren hat (bei unix wäre das z.b "alles hat eine datei 
zu sein")

ist etwas abstrakt das thema, aber um entwickeln zu können notwendig... 
sonst programmiert man einfach nur (großer unterschied!).

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von gassit (Gast)


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Design Patterns != Softwarearchitektur

von Läubi .. (laeubi) Benutzerseite


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A. K. schrieb:
> Ein Architekt denkt erst nach, dann baut oder programmiert er. Bei
> Gebäuden endet die umgekehrte Reihenfolge ziemlich filmreif. Bei
> Software ist es etwas subtiler.

Siehe hier: http://www.mikrocontroller.net/attachment/53023/sw_engin.pdf 
;-)

von Marx W. (Gast)


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Frank schrieb:
> "Softwarearchitektur". Was ist damit gemeint?

Mach dir keine grauen Haare, ist so eine Mode.
Wie "validieren und verifizieren", wenn du auf ne Stellenanzeige 
triffst, guck halt auf deren HP was die unter den genannten Begriffen 
verstehen. Im Bewerbungsschreiben bettest dann deren Def.  runter!

Na, alles klar!

von Achim M. (minifloat)


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Marx W. schrieb:
> Im Bewerbungsschreiben bettest dann deren Def.  runter!

Es gibt sogar ein paar Normen dazu, was man darunter zu verstehen hat.

Verifizierung =
Haben wir es richtig gemacht? Ist es so wie geplant umgesetzt worden? 
Stimmen die Anforderungen mit dem Ergebnis überein?

Validierung =
Haben wir überhaupt das Richtige gemacht? Decken sich die Anforderungen 
mit dem, was tatsächlich gebraucht wird? Ist das Ergebnis für den 
vorgesehenen Einsatzzweck nutzbar?

mfg mf

PS @Läubi: Sehr genial! Aber so läuft es leider oft...

von Marx W. (Gast)


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Joachim минифлоть schrieb:
> Es gibt sogar ein paar Normen dazu, was man darunter zu verstehen hat.

Höh, wer liest den im "Management" Normen?

von Martin (Gast)


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Es gibt sehr viele unterschiedliche Definitionen was ein 
Softwarearchitekt
ist und macht. Jede Firma versteht darunter etwas anderes. Vielleicht 
auch deshalb, weil Softwarearchitekten lediglich die erfahrenen 
Softwareentwickler sind welche an den "wichtigen" Themen arbeiten. Und 
die Themen sind in jeder Firma andere.

Martin Fowler hat mal einen netten Artikel dazu geschrieben:
http://www.in-ag.eu/uploads/media/whoNeedsArchitect.pdf

Gruß,
Martin

von Top-Softwarearchitekt (Gast)


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Softwarearchitektur ist das, was Leute wie mich von euch Ing-Fricklern 
unterscheidet.

von Michael S. (technicans)


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Läubi .. schrieb:
> Siehe hier: http://www.mikrocontroller.net/attachment/53023/sw_engin.pdf
> ;-)

Schön blöd, wenn man die Innenwände gleich starr einplant. Änderungen
sind dann so gut wie ausgeschlossen. Günstiger ist es wenn das Gebäude
(über die Außenwände) freitragend oder mit ein begrenzte Anzahl
Stützpfeiler realisiert wird. Dann ist das viel flexibler.
Ich hab mal in einer Firma gearbeitet, wo ganze Büroetagen auf die Art
konstruiert wurden und wenn sich die Räumlichkeiten ändern sollten,
war das ruck-zuck erledigt und kein Thema mehr. Der Wohnungsbau ist
da scheinbar noch nicht so auf den richtigen Nenner gekommen.

Was das Thema Software-Architektur angeht kann ich nur zustimmen
das das mal ziemlich komplex werden kann, bis man irgendwann
schlimmstenfalls den Überblick verliert. Da muss man schon ziemlich
fit sein um das gebacken zu bekommen.

von Udo S. (urschmitt)


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Michael S. schrieb:
> Ich hab mal in einer Firma gearbeitet, wo ganze Büroetagen auf die Art
> konstruiert wurden und wenn sich die Räumlichkeiten ändern sollten,
> war das ruck-zuck erledigt und kein Thema mehr.

Nennt sich dann Großraum-Wohnung. Trennwände sind 1,8m hoch, 
Stoffbespannt und können umgestellt werden. :-)

von (prx) A. K. (prx)


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Udo Schmitt schrieb:
> Stoffbespannt

Deshalb heisst das wohl "Soft"ware-Architektur.

von Michael S. (technicans)


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Udo Schmitt schrieb:
> Nennt sich dann Großraum-Wohnung. Trennwände sind 1,8m hoch,
> Stoffbespannt und können umgestellt werden. :-)

Nicht ganz, die Firma hat sich sogar den Luxus geleistet einen
eigenen Bautischler zu beschäftigen der die Wände vom Fußboden
bis zur Decke zog, alles Leichtbau. Da kann jeder Großraumbüro-
geschädigter nur von träumen. Jedenfalls hatte der Tischler
immer gut zu tun.

von Udo S. (urschmitt)


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Michael S. schrieb:
> Nicht ganz, die Firma hat sich sogar den Luxus geleistet einen
> eigenen Bautischler zu beschäftigen der die Wände vom Fußboden
> bis zur Decke zog, alles Leichtbau.

Mal im Ernst. Das ist normal. Ich sitze in so einem Gebäude, und die 
Firma nebenan hat 2 Bürogebäude gebaut die genauso aufgebaut sind.
Stahlbetongerüst, meist nur Decke und tragende Säulen, dann noch die 
Treppenhäuser und evt. die Toiletten in Massivbauweise, die komplette 
Aussenverkleidung ist dann Metall/Glas und die Innenraumtrennung 
Metallständer mit Gipskarton einfach beplankt.

Dabeim wollte ich das nicht unbedingt.

von adsf (Gast)


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gassit schrieb:
>       Design Patterns != Softwarearchitektur
klar, aber
Du wirst in Literatur zu Softwarearchitektur sehr oft was zu den 
Patterns finden, weil sie die Kommunikation extrem vereinfachen. Ein 
Architekt sagt auch nicht "vorstehende Betonplatte mit Geländer und 
Wasserablauf", sondern benutzt den Namen des Entwurfsmusters, "Balkon" 
und jeder auf dem Gebiet weiß sofort, was da alles dazu gehört und zu 
beachten sein könnte ;)

von Michael S. (technicans)


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Udo Schmitt schrieb:
> Mal im Ernst
Ich kenne keinen Ernst.

> Dabeim wollte ich das nicht unbedingt.
Dann musst du, auch im ernst, die Unflexibilität hin nehmen
oder du suchst dir eine Wohnung oder Haus das deinen Wünschen
entspricht. Nur wer hat so viel Geld, so viel Pinke-Pinke, sich
das alles leisten zu können? Sicher nicht jeder.

von Marx W. (Gast)


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Michael S. schrieb:
> Der Wohnungsbau ist
> da scheinbar noch nicht so auf den richtigen Nenner gekommen.

Schon mal die Unterschied von tragenden und nichtragenden Wänden von der 
Kostenseite betrachtet?

von Marx W. (Gast)


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Udo Schmitt schrieb:
> Nennt sich dann Großraum-Wohnung. Trennwände sind 1,8m hoch,
> Stoffbespannt und können umgestellt werden. :-)

HeHeHe, wandernde Wände! Der Nachbar schiebt Morgens und Abends immer 
ein paar Millimeter nach aussen!

von Udo S. (urschmitt)


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Michael S. schrieb:
> Nur wer hat so viel Geld, so viel Pinke-Pinke, sich
> das alles leisten zu können? Sicher nicht jeder.

Hast du mal ausgerechnet was es dich kostet so ein "Haus" umzubauen?
Alte Wände rausreißen
Neue Wände reinstellen
Alter Bodenbelag raus
Alte Decken ggf. raus
Neuer Bodenbelag
Neue Decken
Neuer Boden
Neue Elektrikinstallation
Neue Türen
neue Tapeten

-> weitere Nachteile
schlechte Schallisolation
wenig Stabilität
schlechte Möglichkeiten was an der Wand zu befestigen (Rigips)
wenig Wärmekapzität
kaum Feuchtigkeitsregulation


-> wenig praktikabel
Zumal Küche und Bad wegen der Installation und der Feuchtigkeit so nicht 
gut zu bauen sind.

Macht also nicht unbedingt Sinn

p.s. Was nicht heisst das man das für einzelne Umbauten und zusätzliche 
Trennwände nicht trotzdem machen kann, aber nicht als generelles Konzept 
beim Hausbau.

Wir sind übrigens ziemlich offtopic :-)

von Michael S. (technicans)


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Udo Schmitt schrieb:
> Michael S. schrieb:
>> Nur wer hat so viel Geld, so viel Pinke-Pinke, sich
>> das alles leisten zu können? Sicher nicht jeder.
>
> Hast du mal ausgerechnet was es dich kostet so ein "Haus" umzubauen?
Sicher ist das nicht umsonst, aber darum geht es primär ja nicht,
sondern um die Machbarkeit und Flexibiltät.
> Alte Wände rausreißen
> Neue Wände reinstellen
Da in der Regel Metallständerwerk verbaut wird, ließe sich einiges
Material wieder verwenden.
> Alter Bodenbelag raus
Wenn man durchgängigen Bodenbelag hat, muss man, wenn man keine
Vorkehrungen trifft Teile davon sanieren. Ist aber nicht immer möglich.
Bei Fliesen kann man z.B. sauber in die Fugen bohren und später wieder
zu spachteln.
> Alte Decken ggf. raus
Kommt wirklich aufs Deckensystem an. Betondecke gestrichen oder
tapeziert dürften da kaum große Probleme bringen. Ist die Decke
dagegen vertäfelt, dann sollte man hoffen das man noch Nachschub
bekommt. Bei Wegnahme wäre es dann wurscht.
> Neuer Bodenbelag
Kann ja auch ein Teppich sein, was man mag.
> Neue Decken
> Neuer Boden
> Neue Elektrikinstallation
Es heißt zwar Elektroinstallation, aber das macht die wenigste Mühe
weil es für Hohlwände entsprechende Systeme gibt. Einzig über eine
flexible Zuführung muss man sich Gedanken machen, was über eine
abgehängte Gibskartondecke leicht zu realisieren sein sollte.
> Neue Türen
Man kann die alten Türen meist wieder verwenden. Es gibts sogar 
Türensanierer wie Portas die sich darauf spezialisiert haben die
wieder her zu richten, vor allem wenn es edle Stücke sind.
> neue Tapeten
Ist auch wirklich soooo teuer, aber zumindest etwas was auch ein
wenig begabter Heimwerker noch hin bekäme. Manche machen das sogar 
absichtlich alle paar Jahre.
> -> weitere Nachteile
> schlechte Schallisolation
Kann durch Beplankung und Schalldämmmatten kompensiert werden was
innerhalb einer Wohnung oft ohnehin unerheblich ist.
> wenig Stabilität
Kann durch Verstärkungsprofile erreicht werden die dann auch schwere
Lasten, wie Hängeschränke tragen.
> schlechte Möglichkeiten was an der Wand zu befestigen (Rigips)
Dafür muss man nur die geeigneten Befestigungssysteme nehmen dann kann
man auch eine Schwein an die Wand hängen.
> wenig Wärmekapzität
Ist im Innenbereich auch nicht nötig. Da kommst eher auf gute Dämmung
nach Außen hin.
> kaum Feuchtigkeitsregulation
Gibskarton kann vergleichsweise und verhältnismäßig genug Feuchtigkeit
aufnehmen und auch wieder abgeben. Das Problem der Taupunktbildung
tritt im Innenbereich so nicht auf.

> -> wenig praktikabel
> Zumal Küche und Bad wegen der Installation und der Feuchtigkeit so nicht
> gut zu bauen sind.
Das ist tatsächlich eine Einschränkung, aber man verschiebt solche
Räume in aller Regel sowieso nie, aber man kann die verkleinern
oder vergrößern. Gipskarton ist Nässeempfindlich, aber es gibt
dagegen imprägnierte Platten, die genau für diesen Zweck im
Nassbereich konstruiert wurden. Knackpunkt sind da immer die
offenen Schnittkanten, die man gegen Nässe versiegeln müsste.

> Macht also nicht unbedingt Sinn
Macht schon Sinn, wenn man das ganze versteht und zu Montieren fähig
ist.
> p.s. Was nicht heisst das man das für einzelne Umbauten und zusätzliche
> Trennwände nicht trotzdem machen kann, aber nicht als generelles Konzept
> beim Hausbau.
Kommt eben darauf an ob man es bei der Hausplanung gleich 
berücksichtigt.
Gemauerte Wände sind meist in der Regel für die Ewigkeit und damit 
unflexibel.
> Wir sind übrigens ziemlich offtopic :-)
Stört mich nicht die Bohne. Auch im Bereich Software gibts Analogien wo
solche Prinzipien Anwendung finden können. Die Wände symbolisieren dann
Objekte. Türe und Fenster die Inputs/Outputs. Die Streams die 
Versorgung, etc.

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