Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Temperaturmessung mit ADC und LM335


von Christopher J. (christopher_j18)



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Servus Leute,

ich möchte für einen MSP430 einen externen Temperatursensor konstruieren 
um die Außentemperatur zu messen.

Dazu habe ich mir folgendes zusammengewurstelt:

Primäre 5V Spannungsversorgung soll ein altes Handyladegerät übernehmen.

Als Temperaturfühler möchte ich einen LM335 verwenden und daher den µC 
mit 3,3V versorgen, welche aus einem 3,3V LDO kommen.

Somit kann Vcc gleich Vref sein und ich benötige keinen zusätzlichen 
Shunt o.Ä.

Rein rechnerisch kann ich damit bis 330 K, also ca. 60°C messen, was mir 
(nicht nur) für unsere Breitengrade durchaus als ausreichend erscheint 
;)

Die Genauigkeit liegt dann mit dem integrierten 10bit ADC bei ca. 3mV, 
was wiederum ca. 0,3°C entspricht und auch wieder absolut ausreicht.


Nun habe ich natürlich auch noch ein paar Fragen:

1. Aus dem Datenblatt des LM335 geht ziemlich eindeutig hervor, dass der 
einen Rückwärtsstrom von mindestens 0,3 mA braucht, wobei ein typischer 
Ir von 1 mA angegeben ist.

Wie muss ich jetzt R2 dimensionieren? 3,3V(Vcc)-3V(LM335) = 300mV und 
dann 300mV / 1mA = 300 Ohm? Das kommt mir halt recht wenig vor.


2. Im Datenblatt des LM335 ist für die Kalibrierung ein 10k Poti 
angegeben.

Ich hab jetzt hier einen ganz brauchbaren 20K rumfliegen. Das sollte 
doch genauso funktionieren, weil die Sache doch einfach nach dem Prinzip 
Spannungsteiler funktioniert, oder irre ich da?

3. Wie stabil sind solche LDO, wenn nur geringe Lasten dranhängen? 
Könnte man die LED auch weg lassen?

4. Macht es sinn, die Versorgung für den Sensor durch den mC zu 
übernehmen und jeweils nur kurz vor den Messzeitpunkten bis kurz danach 
den LM335 zu versorgen um die Eigenerwärmung zu reduzieren? Das sind 
doch nur 1mA bei 3V, also 3mW, oder nicht?



Viele Grüße

von Anja (Gast)


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Christopher Johnson schrieb:
> Wie muss ich jetzt R2 dimensionieren?

Normal würde man eine Konstantstromquelle mit LM334 nehmen wenn die 
Versorgung so gering ist.

Christopher Johnson schrieb:
> Wie stabil sind solche LDO,

Der LP2950 braucht keine Mindestlast.

Christopher Johnson schrieb:
> doch nur 1mA bei 3V, also 3mW, oder nicht?

Bei 200K/W sind das geschmeidige 0.6 Grad Temperaturschwankung zwischen 
Windstille und Windboe.

Gruß Anja

von Werner (Gast)


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Christopher Johnson schrieb:
> Somit kann Vcc gleich Vref sein und ich benötige keinen zusätzlichen
> Shunt o.Ä.

Wenn der Sensor seinen Messwert als Spannung ausgibt (10mV/K), ist es 
grundsätzlich erstmal der falsche Ansatz, als Referenzspannung für den 
ADC die (mehr oder weniger) unstabile VCC zu verwenden. Das ist nur für 
eine ratiometrische Messung sinnvoll, i.e. wenn VCC als 
Proportionalitätsfaktor in die zu wandelnde Spannung eingeht.

Man muss sehr genau prüfen, ob die Stabilität von VCC so gut ist, dass 
die Verwendung von VCC als VRef mit der angestrebten Messgenauigkeit 
vereinbar ist. Mindestens eine anständige Entkopplung wird nötig sein.

von Christopher J. (christopher_j18)


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Anja schrieb:
> Normal würde man eine Konstantstromquelle mit LM334 nehmen wenn die
> Versorgung so gering ist.

Das wäre natürlich auch möglich, nur muss der dann an die 5V, weil beim 
LM334 bis 0,8V Spannungsabfall am IC nix passiert und wenn der LM335 
sich schon 3V nimmt, bleiben von den 3,3V eben nur noch die 300mV übrig.

Hab aber trotzdem mal nen Plan mit LM334 an 5V gemacht.


Anja schrieb:
> Bei 200K/W sind das geschmeidige 0.6 Grad Temperaturschwankung zwischen
> Windstille und Windboe.

So hab ich das noch nicht betrachtet aber danke für den Hinweis.


Werner schrieb:
> Wenn der Sensor seinen Messwert als Spannung ausgibt (10mV/K), ist es
> grundsätzlich erstmal der falsche Ansatz, als Referenzspannung für den
> ADC die (mehr oder weniger) unstabile VCC zu verwenden. Das ist nur für
> eine ratiometrische Messung sinnvoll, i.e. wenn VCC als
> Proportionalitätsfaktor in die zu wandelnde Spannung eingeht.

Ich weiß schon das es nicht die feine englische Art ist aber woher soll 
denn die Referenz genauer sein, als von dem LDO, wo das einzige Bauteil 
was seine Last ändert wirklich nur der Mikrocontroller ist, der irgendwo 
im µA-Bereich liegt.

Prinzipiell hast du jedoch sicher recht. Ich werds einfach mal 
ausprobieren.

Ich werd mir einfach mal ein paar Breadboards schnappen und was 
zusammenbasteln. Hoffentlich bin ich hinterher schlauer ;)

von Anja (Gast)


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Christopher Johnson schrieb:
> Das wäre natürlich auch möglich, nur muss der dann an die 5V, weil beim
> LM334 bis 0,8V Spannungsabfall am IC nix passiert
Ein Widerstand ist da auch nicht besser der braucht auch mindestens 1-2V 
Reserve damit der Strom von -20 Grad nach +60 Grad nicht so arg durch 
den Sensor schwankt.

Meine Strategie wäre den LP2950 nur für die Referenzspannung zu 
verwenden und die 5V (gut gesiebt) für den Prozessor und die durch einen 
Prozessorpin geschaltete Konstantstromquelle.

Gruß Anja

von 16Bit (Gast)


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Christopher Johnson schrieb:
> Als Temperaturfühler möchte ich einen LM335 verwenden

Steckt da ein besonderer Grund dahinter? Nimm doch gleich einen 
digitalen Sensor, das macht die Sache einfacher.

von Christopher J. (christopher_j18)


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Anja schrieb:
> Ein Widerstand ist da auch nicht besser der braucht auch mindestens 1-2V
> Reserve damit der Strom von -20 Grad nach +60 Grad nicht so arg durch
> den Sensor schwankt.

Das ist wohl leider wahr. Sind ja schließlich 0,8V Differenz.


> Meine Strategie wäre den LP2950 nur für die Referenzspannung zu
> verwenden und die 5V (gut gesiebt) für den Prozessor und die durch einen
> Prozessorpin geschaltete Konstantstromquelle.

Der Prozessor verträgt leider nur max. 3,6V, Aber eine Lösung wäre es 
die Stromquelle über einen Transistor zu schalten. Gute Siebung für die 
5V sind dann aber trotzdem bestimmt nicht verkehrt.


16Bit schrieb:
> Steckt da ein besonderer Grund dahinter? Nimm doch gleich einen
> digitalen Sensor, das macht die Sache einfacher.

Das wäre zu einfach :D

Nein, mir geht es um den Lerneffekt und den Spaß an der Sache. Die 
beiden LMs hab ich auch schon in meiner Bastelkiste und das einzige 
Bauteil was noch fehlt ist der LP2950.

Apropos LP: Stattdessen hatte ich erst einen einfachen LM317 angedacht 
aber das hab ich wieder verworfen, weil das einfach Murks ist, von 5V 
auf 3,3V. Zieht man zu wenig, funktioniert er nicht genau und zieht man 
einen Hauch zu viel wird der Dropout zu hoch und er regelt wieder nicht 
anständig.
Das es aber auch gut gehen kann zeigt Dave ja in seinem EEV-Blog. 
http://www.youtube.com/watch?v=ICQXqVy3Hpc

In meinem Besitz befindet sich aber leider nur ein LM317 dessen 
Kennlinie wesentlich ungünstiger ist. Deshalb der LDO.

Ich werd aber wenn ich Lust und Laune habe auch mal versuchen einen 
Aufbau mit dem LM317 zu machen.

Viele Grüße

Chris

von Anja (Gast)


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Christopher Johnson schrieb:
> Ich werd aber wenn ich Lust und Laune habe auch mal versuchen einen
> Aufbau mit dem LM317 zu machen.

Das kannst Du dir sparen.
Der LP2950A ist ein Präzisionsregler mit 1% Anfangsgenauigkeit und der 
Temperaturstabilität einer normalen Bandgap-Referenz. (Sofern man das 
Original von NS/TI kriegt und nicht die Billigversion TS2950 mit >2% von 
Taiwan Semiconductor wie bei Reichelt).

Das Poti würde ich übrigens weg lassen und eine Über-Alles Kalibrierung 
mathematisch mit einem Kalibrierwert im EEPROM.

Gruß Anja

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