Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik USB-Spannung für XT-Tastaturkonverter mit AVR - Stepup-Wandler nötig oder nicht?


von Lucas H. (Gast)


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Guten Abend,

im Moment bin ich dabei einen Tastaturkonverter zu basteln, mit dem man 
eine Tastatur für einen IBM PC XT per USB an einem heutigen Rechner 
weiternutzen kann.
Die ganze Sache funktioniert soweit auch ganz gut und es macht richtig 
Spaß auf einer alten Model F in die Tasten zu hauen, doch ein Problem 
begleitet mich seit ich mit dem Projekt angefangen habe. Doch der Reihe 
nach:

Ein ATMega168A übernimmt mithilfe von V-USB die ganze Logik. Er läuft 
auf den 5V vom USB, für D+ und D- sind zwei Zenerdioden verbaut.
Die Tastatur benötigt 5V Spannung und ist parallel zum Controller 
geschalten, holt sich also ihre Versorgungsspannung ebenfalls vom USB.

Nun ist es aber leider so, dass die Spannung augenblicklich von ca. 4,9V 
auf 4,3V abfällt sobald ich die Tastatur anschließe, was der Tastatur 
eindeutig zu wenig ist, woraufhin sie den Dienst verweigert. Bisher habe 
ich mir als Übergangslösung damit beholfen die Tastatur am Konstanter zu 
betreiben, doch jetzt sollte das ganze natürlich schon über USB laufen.

Was ich gemacht / geprüft habe:
- Die Tastatur benötigt am Konstanter bei 5V ca. 108mA
- Mein USB-Gerät meldet sich als 200mA-Verbraucher beim Host an und wird 
als solcher auch erkannt.
- Ich schließe die Tastatur stets nach der USB-Enumeration an (später 
wird das natürlich z.B. über einen Transistor geschalten, doch ich 
wollte die Schaltung jetzt mal bewusst einfach halten).
- Ist die Tastatur mitsamt Controller nach der USB-Enumeration 
angeschlossen, zieht die gesamte Schaltung ca. 108mA.
- Der USB-Host ist in der Lage, mehr als 100mA zu geben (mit 
18Ohm-Widerstand auch ohne Enumeration 151mA).

Meine Vermutung/Befürchtung nach längerer Recherche ist, dass ich 
möglicherweise einen Step-up-Regler brauche, wie zum Beispiel den 
MC34063. Bevor ich mich allerdings als mehr-oder-weniger Anfänger in 
dieses Abenteuer stürze, wollte ich hier einmal um Rat fragen, ob ich 
nicht vielleicht etwas übersehen habe.

Viele Grüße
Lucas H.

von Gerd E. (robberknight)


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Lucas H. schrieb:
> Nun ist es aber leider so, dass die Spannung augenblicklich von ca. 4,9V
> auf 4,3V abfällt sobald ich die Tastatur anschließe

Wo hast Du das gemessen? Direkt am Eingang in Deine Schaltung oder an 
der Buchse für die Tastatur?

Hast Du vielleicht irgendwelche nennenswerten Widerstände oder 
Transistoren im Strompfad?

Ansonsten sind die 4,3V glaube ich gerade noch so am Rande der 
USB-Spezifikation. Hab ich jetzt nicht genau im Kopf, kannst Du ja mal 
bei der usb.org nachschlagen wenn es Dich interessiert. Geht aber 
ziemlich weit runter der erlaubte Wert.

Mein Vorschlag: Häng nen USB-Hub mit eigener Spannungsversorgung davor 
oder nimm ne separate Versorgung mit ner simplen Wandwarze für die 
Schaltung.

Wenn Du das nicht möchtest brauchst Du tatsächlich nen Stepup. Beachte 
allerdings daß Du direkt ans USB keine größeren Kondensatoren hängen 
darfst. Auch hier fällt mir der genaue Wert nicht ein, glaube irgendwo 
so um die 20µF sind erlaubt. Siehe auch hier usb.org.

Für nen Stepup brauchst Du aber ordentliche Eingangskondensatoren, 
LowESR, für kräftigen Ripple spezifiziert und gut µF. Du brauchst also 
zusätzlich zum Stepup noch ne Schaltung, die nach Freigabe der 
Stromanforderung durchs USB die Kondensatoren mit definiertem Strom 
lädt. Der Stepup darf erst aktiviert werden, wenn die Kondensatoren 
ausreichend geladen sind.

Du brauchst also einen Stepup mit Enable-Eingang. Hat der 34063 nicht 
direkt, musst Du über den Feedback ranpfriemeln. Vielleicht doch lieber 
nen moderneren IC nehmen.

> - Der USB-Host ist in der Lage, mehr als 100mA zu geben (mit
> 18Ohm-Widerstand auch ohne Enumeration 151mA).

Wie weit bricht denn die Spannung am USB ein, wenn Du nur den 18 Ohm 
ranhängst (also komplett ohne Deine Schaltung)?

von Lucas H. (Gast)


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Hallo Gerd,
erst einmal vielen Dank für die ausführliche und hilfreiche Antwort.

Gerd E. schrieb:
> Wo hast Du das gemessen? Direkt am Eingang in Deine Schaltung oder an
> der Buchse für die Tastatur?
>
> Hast Du vielleicht irgendwelche nennenswerten Widerstände oder
> Transistoren im Strompfad?

Die Spannung habe ich am Eingang in meine Schaltung gemessen.
Habe die Tastaturbuchse direkt an 5V und GND vom USB angeschlossen, 
parallel zu meiner restlichen Schaltung. Es sind keine Widerstände oder 
Transistoren zwischen Tastatur und USB.
Eigentlich dürfte es also in diesem Sinne keinen Unterschied machen, ob 
ich direkt an der Buchse oder am Eingang messe. :)

Gerd E. schrieb:
> Wie weit bricht denn die Spannung am USB ein, wenn Du nur den 18 Ohm
> ranhängst (also komplett ohne Deine Schaltung)?

Die Spannung bricht auf 3,78V ein.

Gerd E. schrieb:
> Mein Vorschlag: Häng nen USB-Hub mit eigener Spannungsversorgung davor
> oder nimm ne separate Versorgung mit ner simplen Wandwarze für die
> Schaltung.

Jo, darauf wirds wohl hinauslaufen.
In Anbetracht einer 2 Kilo schweren Model F sind Mobilität und Platz 
auch nicht ganz so wichtig ;)

Gerd E. schrieb:
> Du brauchst also einen Stepup mit Enable-Eingang. Hat der 34063 nicht
> direkt, musst Du über den Feedback ranpfriemeln. Vielleicht doch lieber
> nen moderneren IC nehmen.

Was käme denn da so in Frage, insbesondere was Verfügbarkeit und Preis 
betrifft?

von Gerd E. (robberknight)


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Lucas H. schrieb:
>> Wie weit bricht denn die Spannung am USB ein, wenn Du nur den 18 Ohm
>> ranhängst (also komplett ohne Deine Schaltung)?
>
> Die Spannung bricht auf 3,78V ein.

Das ist jetzt definitiv nicht mehr innerhalb der USB-Spec. Da ist also 
mit Deinem Rechner was faul.

Ist nicht unwahrscheinlich daß dann auch die Lösung mit dem Stepup nicht 
funktioniert. Der muss natürlich mehr ziehen um ne höhere Spannung zu 
liefern, außerdem hat er ja noch Verluste. Dann bricht die Spannung am 
Rechner noch mehr ein, der Stepup zieht noch mehr,...

>> Du brauchst also einen Stepup mit Enable-Eingang. Hat der 34063 nicht
>> direkt, musst Du über den Feedback ranpfriemeln. Vielleicht doch lieber
>> nen moderneren IC nehmen.
>
> Was käme denn da so in Frage, insbesondere was Verfügbarkeit und Preis
> betrifft?

Der MCP1640 ist gut verfügbar, billig und einfach aufzubauen. Könnte 
allerdings an seine Leistungsgrenze kommen, musst Du ausrechnen.

Ansonsten Deinen Lieblingslieferanten nehmen, Step-up in die Suche 
eingeben, nach Preis aufsteigend sortieren und die Datenblätter 
durchschauen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Probier doch bitte nochmal einen anderen USB Port und evtl. einen 
gespeisten Hub, ehe du das Risiko eingehst, mit einem Stepup Regler das 
Model F zu grillen. Nach der Enumeration sollte ein USB Port die 
benötigten 140-160mA locker liefern. Ist evtl. das USB Kabel ein 
superdünnes?
Etwas mehr Kabelsalat, aber du könntest deinen Konverter auch mit einem 
kleinen 5 Volt Netzteil speisen und wärst das Problem los.

Mein Tektronix-Tablett auf USB Konverter muss ich z.B. eh so betreiben, 
weil das Tablett einfach zu viel Strom zieht.

von Lucas H. (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
> Probier doch bitte nochmal einen anderen USB Port und evtl. einen
> gespeisten Hub

Ich habe den Konverter an meinem Monitor mit USB-Hub angeschlossen und 
da bekomme ich 4,99V ohne angeschlossene Tastatur bzw. 4,36V mit 
angeschlossener Tastatur, was für die Tastatur gerade so reicht hat um 
zu funktionieren (im Gegensatz zu den 4,3V vorher). Mit 18Ohm gibt es 
auch wieder ca. 3,8V.

Außerdem habe ich es auch noch mit einem anderen PC versucht, jedoch 
waren dabei die Messergebnisse exakt gleich zu meiner ersten Messung.

Gerd E. schrieb:
> Das ist jetzt definitiv nicht mehr innerhalb der USB-Spec. Da ist also
> mit Deinem Rechner was faul.

Da bin ich mir jetzt nach fast identischen Messergebnissen bei 3 Hosts 
gar nicht mal so sicher. Wahrscheinlich messe ich entweder falsch oder 
es ist ein Problem mit meinem Konverter.

Matthias Sch. schrieb:
> Ist evtl. das USB Kabel ein
> superdünnes?

Da bin ich noch gar nicht draufgekommen und daran könnte es tatsächlich 
liegen :) Habe eine kaputte USB-Maus geschlachtet und deren Kabel bisher 
für den Konverter verwendet, es hat tatsächlich sehr dünne Drähte.
Ich werde es bei nächster Gelegenheit einmal mit einem dickeren Kabel 
probieren.

von eProfi (Gast)


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Oft haben USB-Buchsen einen PTC (Polyfuse) drin, damit bei einem 
Kurzschluss nicht gleich Rauchzeichen kommen. An denen fällt auch 
Spannung ab!
Deshalb werden bei externen HDDs oft Y-Kabel verwendet, die man in 2 
USBs einsteckt --> 2 PTCs parallel --> weniger U-Abfall.

Das Kabel ist sicher auch schuld!

Oder hast Du noch einen 5V-Ausgang am Rechner (PS2 oder Gameport)?
Evtl. selbst einen dranbauen.
Zusatznetzteil sollte nicht notwendig sein, oder?
Im Rechner sind 5V x A vorhanden.

von Lucas H. (Gast)


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Habe es heute mit einem dickeren Kabel probiert und messe mit 
angesteckter Tastatur 4.83V. Es lag also tatsächlich am zu dünnen Kabel.
Euch allen vielen Dank für die schnelle und gute Hilfe!

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