Hallo, hat jemand mal gehört was Telekommunikationsanbieter mit ihrer alten (inzwischen ersetzten) Hardware anstellen? Ich meine so etwas wie alte DSLAMs, ATM-Kram, Mobilfunkstationen, etc. Wird das alles einfach verschrottet oder wo kommt das hin? Bei eBay scheint es jedenfalls nicht zu landen, leider.
Landet ziemlich sicher direkt im eMüll-Container. Es lohnt sich für Firmen oft nicht, alte Hardware per ebay zu vertickern, weil der zu erwartende Restwert vom Aufwand aufgefressen wird. Zumal dank gewerblichem Handel u.U. auch noch Gewährleistung fällig würde.
Es gab mal massig Rubidium-Zeitnormale auf Ebay. Angeblich stammten diese aus alten Basissatationen. Für Elektroschrott (so er nicht aus Consumer-Geräten stammt) wird von den Verwertern gut gezahlt. Da sind viele Rohstoffe zu "ernten". Diese müssen sich oft vertraglich verpflichten die Geräte tatsächlich zu vernichten. Das wird normalerweise nicht verkauft um die Konkurrenz vor dem darin enthaltenen Fachwissen zu schützen oder möglichen neuen Konkurrenten den Markteintritt zu erschweren. Die Hersteller haben auch ein Interesse den Gebrauchthandel einzudämmen.
Stefan P. schrieb: > Bei eBay scheint es jedenfalls nicht zu landen, leider. Man würde sich ja selbst auch noch Konkurrenz machen, wenn der alte Kram über einen Umweg wieder zur Verwendung käme. Manch einer, der ein altes Gerät irgendwo findet, kauft dann nichts neues, was für das Unternehmen ja ein Schaden ist. Einiges bekam ich vor 20 Jahren bei Post/Telekom mit. Alte Anlagen, die beim Kunden abmontiert wurden, wurden immer bei einem regionalen Zentrallager (FZA, Fernmeldezeugamt) gesammelt. Man konnte dort teils die Apparate noch zum Kilopreis kaufen, z.B. eine W1/1 mit Relais. Kilopreis 2 DM. Ich weiß nicht mehr ganz genau, ob das nur für Angestellte oder für alle Bürger war. Manches ging auch noch in gemeinnützige Projekte, z.B. ins Ausland, dritte Welt. Abrisse von alten mechanischen Vermittlungsstellen sah ich auch schon. Das Zeug ist aber schrottreif, und mit sowas macht niemand mehr was. Der Aufwand wäre zu immens, so eine Anlage wieder aufzubauen. Man achtete gar nicht auf Beschädigungen während des Abrisses. Da knallte schon mal ein Wählergestellrahmen mit der Vorderseite gegen eine Wand, Türrahmen, Betonpfeiler, oder gegen den Kipper des LKW. Manche Vermittlungsstellen hatten für solche Austausche auch schon gleich eine Laufkatze mit Flaschenzug fest im Haus eingebaut. Keine Ahnung, ob Leute diese Gestellrahmen noch weiter zerlegten. Im Grunde konnte man sie auch gleich ganz in den Schmelztiegel stecken, da 90% Eisen, und der Rest NE-Metalle. Elektronische Geräte und Einschübe gab es aber auch. Da lötete ich mir manchmal ein paar Transistoren für Basteleien runter. Z.B. 2N2222 mit Kühlstern, konnte man noch mal gut gebrauchen.
Wilhelm Ferkes schrieb: > Abrisse von alten mechanischen Vermittlungsstellen sah ich auch schon. > Das Zeug ist aber schrottreif, und mit sowas macht niemand mehr was. Der > Aufwand wäre zu immens, so eine Anlage wieder aufzubauen. Zu DDR-Zeiten 1980 habe ich auch mal das erlebt. Eine fast neue GWN wurde abgebaut und in einem anderen Betrieb wieder aufgebaut. Der erste Betrieb bekam dafür eine hochmoderne ATZ. Der Betrieb mit der ATZ war der super hochwichtige Zentralrat der FDJ (Egon Krenz), der andere war nur ein Produktionsbetrieb, also völlig unwichtig. Vom Aufwand her war das natürlich Schwachsinn. Der Produktionsbetrieb hat sich trotzdem gefreut, überhaupt eine Nachkriegs-Nebenstellenanlage zu bekommen. In einem anderen Betrieb hab ich sogar noch eine Handvermittlung gesehen. Und in Mahlsdorf eine Vermittlung mit Strowger-Wählern (System22).
Peter Dannegger schrieb: > Und in Mahlsdorf eine Vermittlung mit Strowger-Wählern > (System22). In unseren Nachbarländern gab es bis kurz vor 2000 noch ganz andere vollautomatische Vermittlungen, nicht dekadisch, und gar nicht mit Schrittschaltwerken. Entwicklung von 1910. Man muß sich das mal vor stellen, was die da machten, da hatte noch niemand Radio, geschweige denn Fernsehen. Das kannte ich bis vor ein paar Wochen noch gar nicht mal. War aber in den Ländern erfolgreich. Z.B. die Rotary 7A.
Peter Dannegger schrieb: > Der erste Betrieb bekam dafür eine hochmoderne ATZ. Ja, modern gegenüber der Hebdrehwähler-Technik. Aber zu dieser Zeit auch schon >15 Jahre alt. Was bei uns noch ganze Räume füllte, paßte im Westen bereits in einen mittelgroßen Schrank. Dabei mangelte es der DDR sicher nicht an Erfindungsreichtum, sondern lediglich an Umsetzung in die Produktion. Während der langen Dienstnächte in der NVA-Nachrichtenwerkstatt heckte ich zusammen mit meinem Spannemann (welcher zivil Telefontechniker bei der Post war) Pläne aus, wie man die üblichen Nebenstellenanlagen mittels damals verfügbarer TTL-Bausteine vollelektronisch aufbauen könnte. Theoretisch hätte es funktioniert, praktisch fehlte natürlich das Material. Wenn wir zwei Hobbybastler das hinbekamen, wären die Profis bei der Post erst recht dazu in der Lage gewesen.
Stefan P. schrieb: > Hallo, > hat jemand mal gehört was Telekommunikationsanbieter mit ihrer alten > (inzwischen ersetzten) Hardware anstellen? > Ich meine so etwas wie alte DSLAMs, ATM-Kram, Mobilfunkstationen, etc. > Wird das alles einfach verschrottet oder wo kommt das hin? Ich meine ein Teil davon wird ins Ausland verkauft, wo man mit der alten Technik noch was anfangen kann.
Das richtet sich vor allem nach den Kriterien wie groß die Anlage ist, wie hoch ihr Materialwert ist und wie schnell sie weg muß. Bei großen Rechenzentren zB. muß es sehr schnell gehen. So schade wie's ist aber alle Rechner fliegen in kurzer Zeit direkt und unsanft in den Recycling-Container, alle Festplatten werden vor Ort aus Datenschutzgründen geschreddert. Also nicht via Software, sondern via Malwerk. Da bleibt nichts übrig, was größer als ein 2-Euro-Stück ist. Anschließend wird der Materialwert (bei sauberem Computerschrott ist das eine ganze Menge) einkassiert. Was anderes ist es bei einer guten Infrastruktur, etwa wenn die Serverschränke ansich über viele Generationen gleich bleiben. Dann werden nur die Einschübe (die einzelnen Rechner) ausgetauscht und die alten werden oft als kompletter Posten verkauft. Solche Rechner kann man durchaus als Privatmann von solchen Posten-Händlern kaufen, die "erkennt" man an den fehlenden Festplatten. Da stehen ganze Mannschaften und retten die Festplatten-Einschübe vor dem Schredder... Ein Sonderfall ist heute das Mieten bzw. Leasing solcher Rechner-Einschübe. Die werden eine festgeschriebene Zeit von einer anderen Firma übernommen. Diese Firma kümmert sich meistens auch um die Wartung während der Betriebszeit und nimmt sie nach deren Ablauf auch zurück. Der Betreiber muß sich also um nichts materielles mehr kümmern. Bei besonders ortsfesten Großanlagen wie beispielsweise 1400MW-Turbogeneratoren aus Kernkraftwerken wird ein Käufer gesucht (Marktprüfung). Meistens wird gar keiner gefunden, obwohl die Anlagen teilweise unter Materialwert abgegeben werden (Hauptsache schnell weg halt). Niemand kann ohne den zugehörigen Dampferzeuger einen 1400MW-Turbosatz sinnvoll betreiben (man braucht dafür mindestens um die 3500MW thermische Leistung), niemand verbaut eine alte Turbine in einem neuen Atomkraftwerk - die neue hat 0,5% mehr Wirkungsgrad, oder die Transportkosten überschreiten den Wert der Anlage (ein 1400MW Turbosatz mitsamt Blocktransformator wiegt einiges und ist so groß wie ein Häuserblock). Zumal sind viele dieser Anlagen Einzelanfertigungen, wo alle Komponenten des kompletten Kraftwerks einschließlich der Bauwerke aufeinander abgestimmt sind. Sowas kann man nicht mal eben austauschen. Defekte an solchen Anlagen führen zu monatelangem Stillstand oder Aufgabe des kompletten Kraftwerkblocks weil kein Ersatz verfügbar ist. Das endet also damit, das diese Anlagen vor Ort zerschnitten und verschrottet werden. Bei kleinen, evtl. leichter verkäuflichen Anlagen wird oft noch während der Betriebszeit nach Käufern gesucht, die diese nach dem Ende ihrer oftmals von Anfang an festgeschriebenen Betriebszeit übernehmen. Wird keiner gefunden -> Verschrottung. Bei Privatpersonen kommt oftmals noch hinzu, daß Großgeräte weit mehr Materialwert haben als man bezahlen kann und der Transport auch mitbedacht werden muß. Also mit genügend dickem Konto kann man sich problemlos eine ausgemusterte BR103 oder Ludmilla in den Vorgarten stellen... Weiteres Problem bei Privatpersonen - Wie sieht's mit der Betriebssicherheit aus, darf eine Privatperson eine bestimmte Anlage überhaupt besitzen und in Betrieb setzen? Okay, wenn ich von meiner Diesellokomotive im Vorgarten gelegentlich mal den Motor starte damit die Akkus geladen werden und sich das Ding nicht totsteht kann ich das unter dem ängstlichen Blick der Nachbarn problemlos machen (außerhalb der Ruhezeiten). Wenn ich mir ein paar Meter Gleis von vorne nach hinten in den Garten legen lasse dürfte ich das Ding darauf sogar hin und her fahren wenn ich den Diesel dafür bezahlen kann. Bei einer Gaszentrifuge zur Urananreicherung oder einem kleinen Schwimmbad-Forschungsreaktor sieht das aber anders aus. Sowas darf ich weder haben, noch in Betrieb setzen. Bei Privatpersonen stellt sich auch immer die Frage was wollen die damit? Meine, ich bin wirklich technik-begeistert und hätte durchaus Spaß daran eine größere Lokomotive auf ein paar Metern Privatgleis zu fahren... aber was soll ich mit einem DSLAM oder einer Mobilfunkstation? Sowas kann ich doch ohne die dahinterstehende Infrastruktur gar nicht betreiben. Aber im Prinzip ist es kein Problem, an sowas dranzukommen wenn man den richtigen Schrotthändler kennt und heutzutage genug Geld auf dem Konto hat. Den Schrotthändlern ist auch egal was Du haben willst - wenn sie ihren Materialwert bezahlt bekommen kannst Du denen alles vom Hof tragen. Egal ob das eine Lokomotive, nur der Motor davon, ein Windrad, eine Alufelge oder alte Vermittlungstechnik ist. Schrotthändler haben allerdings keinen Sinn für Sentimentalitäten, die meisten kennen nur eine Richtung - nämlich ab in den Schredder damit. Angenommen da liegt ein uraltes und noch voll funktionsfähiges Mainboard am Boden, was einem Liebhaber viel Geld und Herzblut wert wäre, haben die gar kein Problem damit, mit dem Gabelstapler drüberzufahren wenns gerade im Weg liegt... Für die ist das alles Schrott, du mußt als schnell sein wenn du sowas funktionsfähig haben willst und es möglichst retten bevor es dreimal von einem Container in einen anderen gekippt wurde.
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