Forum: Offtopic Was machen Provider mit alter Hardware?


von Stefan P. (form)


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Hallo,
hat jemand mal gehört was Telekommunikationsanbieter mit ihrer alten 
(inzwischen ersetzten) Hardware anstellen?
Ich meine so etwas wie alte DSLAMs, ATM-Kram, Mobilfunkstationen, etc.
Wird das alles einfach verschrottet oder wo kommt das hin?

Bei eBay scheint es jedenfalls nicht zu landen, leider.

von (prx) A. K. (prx)


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Landet ziemlich sicher direkt im eMüll-Container. Es lohnt sich für 
Firmen oft nicht, alte Hardware per ebay zu vertickern, weil der zu 
erwartende Restwert vom Aufwand aufgefressen wird. Zumal dank 
gewerblichem Handel u.U. auch noch Gewährleistung fällig würde.

von Georg W. (gaestle)


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Es gab mal massig Rubidium-Zeitnormale auf Ebay. Angeblich stammten 
diese aus alten Basissatationen. Für Elektroschrott (so er nicht aus 
Consumer-Geräten stammt) wird von den Verwertern gut gezahlt. Da sind 
viele Rohstoffe zu "ernten". Diese müssen sich oft vertraglich 
verpflichten die Geräte tatsächlich zu vernichten. Das wird 
normalerweise nicht verkauft um die Konkurrenz vor dem darin enthaltenen 
Fachwissen zu schützen oder möglichen neuen Konkurrenten den 
Markteintritt zu erschweren. Die Hersteller haben auch ein Interesse den 
Gebrauchthandel einzudämmen.

von Wilhelm F. (Gast)


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Stefan P. schrieb:

> Bei eBay scheint es jedenfalls nicht zu landen, leider.

Man würde sich ja selbst auch noch Konkurrenz machen, wenn der alte Kram 
über einen Umweg wieder zur Verwendung käme. Manch einer, der ein altes 
Gerät irgendwo findet, kauft dann nichts neues, was für das Unternehmen 
ja ein Schaden ist.

Einiges bekam ich vor 20 Jahren bei Post/Telekom mit. Alte Anlagen, die 
beim Kunden abmontiert wurden, wurden immer bei einem regionalen 
Zentrallager (FZA, Fernmeldezeugamt) gesammelt. Man konnte dort teils 
die Apparate noch zum Kilopreis kaufen, z.B. eine W1/1 mit Relais. 
Kilopreis 2 DM. Ich weiß nicht mehr ganz genau, ob das nur für 
Angestellte oder für alle Bürger war. Manches ging auch noch in 
gemeinnützige Projekte, z.B. ins Ausland, dritte Welt.

Abrisse von alten mechanischen Vermittlungsstellen sah ich auch schon. 
Das Zeug ist aber schrottreif, und mit sowas macht niemand mehr was. Der 
Aufwand wäre zu immens, so eine Anlage wieder aufzubauen. Man achtete 
gar nicht auf Beschädigungen während des Abrisses. Da knallte schon mal 
ein Wählergestellrahmen mit der Vorderseite gegen eine Wand, Türrahmen, 
Betonpfeiler, oder gegen den Kipper des LKW. Manche Vermittlungsstellen 
hatten für solche Austausche auch schon gleich eine Laufkatze mit 
Flaschenzug fest im Haus eingebaut. Keine Ahnung, ob Leute diese 
Gestellrahmen noch weiter zerlegten. Im Grunde konnte man sie auch 
gleich ganz in den Schmelztiegel stecken, da 90% Eisen, und der Rest 
NE-Metalle.

Elektronische Geräte und Einschübe gab es aber auch. Da lötete ich mir 
manchmal ein paar Transistoren für Basteleien runter. Z.B. 2N2222 mit 
Kühlstern, konnte man noch mal gut gebrauchen.

von Peter D. (peda)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Abrisse von alten mechanischen Vermittlungsstellen sah ich auch schon.
> Das Zeug ist aber schrottreif, und mit sowas macht niemand mehr was. Der
> Aufwand wäre zu immens, so eine Anlage wieder aufzubauen.

Zu DDR-Zeiten 1980 habe ich auch mal das erlebt. Eine fast neue GWN 
wurde abgebaut und in einem anderen Betrieb wieder aufgebaut. Der erste 
Betrieb bekam dafür eine hochmoderne ATZ.
Der Betrieb mit der ATZ war der super hochwichtige Zentralrat der FDJ 
(Egon Krenz), der andere war nur ein Produktionsbetrieb, also völlig 
unwichtig. Vom Aufwand her war das natürlich Schwachsinn.
Der Produktionsbetrieb hat sich trotzdem gefreut, überhaupt eine 
Nachkriegs-Nebenstellenanlage zu bekommen.
In einem anderen Betrieb hab ich sogar noch eine Handvermittlung 
gesehen. Und in Mahlsdorf eine Vermittlung mit Strowger-Wählern 
(System22).

von Wilhelm F. (Gast)


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Peter Dannegger schrieb:

> Und in Mahlsdorf eine Vermittlung mit Strowger-Wählern
> (System22).

In unseren Nachbarländern gab es bis kurz vor 2000 noch ganz andere 
vollautomatische Vermittlungen, nicht dekadisch, und gar nicht mit 
Schrittschaltwerken. Entwicklung von 1910. Man muß sich das mal vor 
stellen, was die da machten, da hatte noch niemand Radio, geschweige 
denn Fernsehen. Das kannte ich bis vor ein paar Wochen noch gar nicht 
mal. War aber in den Ländern erfolgreich. Z.B. die Rotary 7A.

von Icke ®. (49636b65)


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Peter Dannegger schrieb:
> Der erste Betrieb bekam dafür eine hochmoderne ATZ.

Ja, modern gegenüber der Hebdrehwähler-Technik. Aber zu dieser Zeit auch 
schon >15 Jahre alt. Was bei uns noch ganze Räume füllte, paßte im 
Westen bereits in einen mittelgroßen Schrank. Dabei mangelte es der DDR 
sicher nicht an Erfindungsreichtum, sondern lediglich an Umsetzung in 
die Produktion. Während der langen Dienstnächte in der 
NVA-Nachrichtenwerkstatt heckte ich zusammen mit meinem Spannemann 
(welcher zivil Telefontechniker bei der Post war) Pläne aus, wie man die 
üblichen Nebenstellenanlagen mittels damals verfügbarer TTL-Bausteine 
vollelektronisch aufbauen könnte. Theoretisch hätte es funktioniert, 
praktisch fehlte natürlich das Material. Wenn wir zwei Hobbybastler das 
hinbekamen, wären die Profis bei der Post erst recht dazu in der Lage 
gewesen.

von A. $. (mikronom)


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Stefan P. schrieb:
> Hallo,
> hat jemand mal gehört was Telekommunikationsanbieter mit ihrer alten
> (inzwischen ersetzten) Hardware anstellen?
> Ich meine so etwas wie alte DSLAMs, ATM-Kram, Mobilfunkstationen, etc.
> Wird das alles einfach verschrottet oder wo kommt das hin?

Ich meine ein Teil davon wird ins Ausland verkauft, wo man mit der alten 
Technik noch was anfangen kann.

von Ben _. (burning_silicon)


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Das richtet sich vor allem nach den Kriterien wie groß die Anlage ist, 
wie hoch ihr Materialwert ist und wie schnell sie weg muß.

Bei großen Rechenzentren zB. muß es sehr schnell gehen. So schade wie's 
ist aber alle Rechner fliegen in kurzer Zeit direkt und unsanft in den 
Recycling-Container, alle Festplatten werden vor Ort aus 
Datenschutzgründen geschreddert. Also nicht via Software, sondern via 
Malwerk. Da bleibt nichts übrig, was größer als ein 2-Euro-Stück ist. 
Anschließend wird der Materialwert (bei sauberem Computerschrott ist das 
eine ganze Menge) einkassiert.

Was anderes ist es bei einer guten Infrastruktur, etwa wenn die 
Serverschränke ansich über viele Generationen gleich bleiben. Dann 
werden nur die Einschübe (die einzelnen Rechner) ausgetauscht und die 
alten werden oft als kompletter Posten verkauft. Solche Rechner kann man 
durchaus als Privatmann von solchen Posten-Händlern kaufen, die 
"erkennt" man an den fehlenden Festplatten. Da stehen ganze Mannschaften 
und retten die Festplatten-Einschübe vor dem Schredder...
  Ein Sonderfall ist heute das Mieten bzw. Leasing solcher 
Rechner-Einschübe. Die werden eine festgeschriebene Zeit von einer 
anderen Firma übernommen. Diese Firma kümmert sich meistens auch um die 
Wartung während der Betriebszeit und nimmt sie nach deren Ablauf auch 
zurück. Der Betreiber muß sich also um nichts materielles mehr kümmern.

Bei besonders ortsfesten Großanlagen wie beispielsweise 
1400MW-Turbogeneratoren aus Kernkraftwerken wird ein Käufer gesucht 
(Marktprüfung). Meistens wird gar keiner gefunden, obwohl die Anlagen 
teilweise unter Materialwert abgegeben werden (Hauptsache schnell weg 
halt). Niemand kann ohne den zugehörigen Dampferzeuger einen 
1400MW-Turbosatz sinnvoll betreiben (man braucht dafür mindestens um die 
3500MW thermische Leistung), niemand verbaut eine alte Turbine in einem 
neuen Atomkraftwerk - die neue hat 0,5% mehr Wirkungsgrad, oder die 
Transportkosten überschreiten den Wert der Anlage (ein 1400MW Turbosatz 
mitsamt Blocktransformator wiegt einiges und ist so groß wie ein 
Häuserblock). Zumal sind viele dieser Anlagen Einzelanfertigungen, wo 
alle Komponenten des kompletten Kraftwerks einschließlich der Bauwerke 
aufeinander abgestimmt sind. Sowas kann man nicht mal eben austauschen. 
Defekte an solchen Anlagen führen zu monatelangem Stillstand oder 
Aufgabe des kompletten Kraftwerkblocks weil kein Ersatz verfügbar ist. 
Das endet also damit, das diese Anlagen vor Ort zerschnitten und 
verschrottet werden.

Bei kleinen, evtl. leichter verkäuflichen Anlagen wird oft noch während 
der Betriebszeit nach Käufern gesucht, die diese nach dem Ende ihrer 
oftmals von Anfang an festgeschriebenen Betriebszeit übernehmen. Wird 
keiner gefunden -> Verschrottung.

Bei Privatpersonen kommt oftmals noch hinzu, daß Großgeräte weit mehr 
Materialwert haben als man bezahlen kann und der Transport auch 
mitbedacht werden muß. Also mit genügend dickem Konto kann man sich 
problemlos eine ausgemusterte BR103 oder Ludmilla in den Vorgarten 
stellen...

Weiteres Problem bei Privatpersonen - Wie sieht's mit der 
Betriebssicherheit aus, darf eine Privatperson eine bestimmte Anlage 
überhaupt besitzen und in Betrieb setzen?
 Okay, wenn ich von meiner Diesellokomotive im Vorgarten gelegentlich 
mal den Motor starte damit die Akkus geladen werden und sich das Ding 
nicht totsteht kann ich das unter dem ängstlichen Blick der Nachbarn 
problemlos machen (außerhalb der Ruhezeiten). Wenn ich mir ein paar 
Meter Gleis von vorne nach hinten in den Garten legen lasse dürfte ich 
das Ding darauf sogar hin und her fahren wenn ich den Diesel dafür 
bezahlen kann.
 Bei einer Gaszentrifuge zur Urananreicherung oder einem kleinen 
Schwimmbad-Forschungsreaktor sieht das aber anders aus. Sowas darf ich 
weder haben, noch in Betrieb setzen.

Bei Privatpersonen stellt sich auch immer die Frage was wollen die 
damit? Meine, ich bin wirklich technik-begeistert und hätte durchaus 
Spaß daran eine größere Lokomotive auf ein paar Metern Privatgleis zu 
fahren... aber was soll ich mit einem DSLAM oder einer Mobilfunkstation? 
Sowas kann ich doch ohne die dahinterstehende Infrastruktur gar nicht 
betreiben.

Aber im Prinzip ist es kein Problem, an sowas dranzukommen wenn man den 
richtigen Schrotthändler kennt und heutzutage genug Geld auf dem Konto 
hat. Den Schrotthändlern ist auch egal was Du haben willst - wenn sie 
ihren Materialwert bezahlt bekommen kannst Du denen alles vom Hof 
tragen. Egal ob das eine Lokomotive, nur der Motor davon, ein Windrad, 
eine Alufelge oder alte Vermittlungstechnik ist. Schrotthändler haben 
allerdings keinen Sinn für Sentimentalitäten, die meisten kennen nur 
eine Richtung - nämlich ab in den Schredder damit. Angenommen da liegt 
ein uraltes und noch voll funktionsfähiges Mainboard am Boden, was einem 
Liebhaber viel Geld und Herzblut wert wäre, haben die gar kein Problem 
damit, mit dem Gabelstapler drüberzufahren wenns gerade im Weg liegt... 
Für die ist das alles Schrott, du mußt als schnell sein wenn du sowas 
funktionsfähig haben willst und es möglichst retten bevor es dreimal 
von einem Container in einen anderen gekippt wurde.

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