Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Lastkompensierte OpAmp Endstufe für hi-speed DAC


von stefan s. (stef89)


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Hallo,

ich habe mit einer bipolaren Versorgung, einem AD9751 300MSPS 
current-steering DAC, einem THS3202 OpAmp (unity gain BW 2 GHz) als 
current-to-voltage converter und 4 stacked THS3091 OpAmps (BW 210 MHz 
bei G=2) eine DAC Endstufe aufgebaut.

Aktuell wird im Bereich -1V .. 10V bei max 750mA in eine resistive 13,3 
Ohm Last getrieben.
In den SPICE Simulationen geht das auch bei über 200MHz sehr gut, jedoch 
bricht mir klarerweise mit steigener (resistiver) Last die Spannung 
zusammen (siehe AMP_OUT_U im Bild).

So werden bei 750mA die 10V nicht mehr erreicht und die maximale 
Spannung erreicht nur mehr ca. 6V.
Passe ich den Gain der stacked OpAmps etwas an, so sind wieder 10V 
Maximalspannung möglich.
Wird die Last jedoch kleiner, so führt dies dann zu mehr als 10V 
Maximalspannung.

Das ganze ist bedingt durch die Ausgangswiderstände der stacked OpAmps.
Jeder einzelne OpAmp kann maximal 250mA treiben. Ohne Stromlimitierung 
würden die OpAmps kaputt gehen. Zudem ist laut Datenblatt ein 
Ausgangswiderstand notwendig um auch kapazitive Lasten treiben zu 
können.

Aktuell ist der Ausgangswiderstand bei jedem der stacked OpAmps 40 Ohm.
Bei 10V ergibt dies einen Strom von I=10/40 = 250mA.
Dadurch ist der effekive Spannungsabfall bei ca 200MHz jedoch dann euch 
bei fast 5V.
Klar, je mehr Strom, deso mehr Spannung fällt auch am Widerstand ab :(


Um das ganze zu entschärfen bräuchte ich also eine bipolare 
Strombegrenzung für jeden stacked OpAmp, an der möglichst wenig Spannung 
abfällt.

* Gibt es dazu Rezepte, die auch noch bei ~200MHz funktionieren ?

von Martin (Gast)


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Opamp stacking : gerade mal  nachgegoogelt was das überhaupt ist.

Als  transistor-level Analogelektroniker  musste ich erstmal schaudern.

Verschiedene OPAMPs  haben verschiedene offsets.
Nehmen wir mal an ein OPAMP hat eine  offsetspannung  von 10uV  und der 
andere  -30uV.

Und einen DC gain  von 10000, d.h, aus -30uV offset macht der eine
-0.3V  und der andere +0.1V.

Schalte  ich diese beiden OPAMPs  parallel so werden sich die
Ausgangsspannungen (bevor ich auch die parallel schalte) dieser beiden 
OPAMPs immer  um  0.1 - -0.3 = 0.4V
unterscheiden. Das gilt auch wenn ich  die feedback-loop schliesse:
dann sind zwar die Eingangsspannungen beider OPAMPS  gleich,  aber ihre 
Ausgangspannungen differieren durch die verschiedenen offsets immer noch 
um 0.4V.


Was passiert also  wenn die eine Ausgangsstufe versucht  1V auf die Last 
zu  geben und der Andere versucht 1.4V auf  die Last  zu geben?

Genau:  der 1.4V OPAMP wird  eine Menge Strom liefern den der 1V OPAMP 
dann schluckt. Dieser Strom wird bestimmt durch die Ausgangsimpedanz der 
OPAMPs.  Je neiderohmiger der Ausgang  desto höher der Querstrom.

Bei der Last kommt von diesem Querstrom dann nix  an.

OPAMP stacking: Finger wech.

von Martin (Gast)


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Nachtrag:

bei  TI heisst  stacking: ich nehme  einen +1 Verstärker
und einen -1 Verstärker und nehme  das Differenzsignal, das dann einen 
2x grösseren Hub hat.

http://www.ti.com/lit/an/snoa600a/snoa600a.pdf

Hat aber mit OPAMP-Parallel-Löten  nichts zu tun.

von stefan s. (stef89)


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Wenn du schon in TI Datenblätter schaust, dann schau doch auch mal ins 
THS3091 Datenblatt [1] gleich auf die erste Seite im PDF.
Der "typical arbitrary waveform generator output drive circuit" macht 
genau das, was ich in meinem Design auch habe. Etwas detaillierter gibt 
es das ganze dann nochmals auf Seite 20 in Figure 68.

Professionell wird das auch verwendet: Schau dir etwa in [2] auf Seite 
175 den Schaltplan des Agilent 33220A Waveform Generators an. Hier 
werden 4 THS3001 OpAmps, genau wie auch im THS3091 Datenblatt, parallel 
geschalten um mehr Strom liefern zu können.

Dieselbe Technik wird auch von Intersil nochmals hier [3] beschrieben.

Ebenfalls beschrieben ist das ganze nochmals von TI in der AppNote 446 
hier [4].
Siehe Seite 4, Figure 6, "Paralleling the outputs of two op amps. The 
power amplifiers, A2 and A3, are wired as followers and connected in 
parallel with the outputs coupled through equalization resistors."


Wie du siehst wird das ganze besonders im hi-frequency Bereich von 
mehreren Herstellern sowohl in ihren Datenblättern wie auch in ihren 
Application Notes beschrieben. Desweiteren wird es auch so in der Praxis 
von AWG Herstellern so verwendet wie das Beispiel des Agilent 33220A 
Waveform Generators zeigt.


Mit einfach OpAmps aufeinander löten hat das also nichts zu tun, da kann 
ich dich beruhigen.

Übrigends noch eine Anmerkung zu meinem Design:
Mein Aufbau entspricht weitestgehend der Figure 68 aus dem THS3091 
Datenblatt [1], jedoch sind meine Widerstände anders dimensioniert.
Mein Ausgangswiderstand ist aufgrund der hohen Maximalausgangsspannung 
40 Ohm was den hohen Spannungsabfall verursacht.
Um das zu kompensieren, greife ich das OpAmp Feedback nicht wie im 
Datenblatt vor dem Ausgangswiderstand, sondern erst danach ab.
Dadurch wird der Spannungsabfall (auf Kosten der Bandbreite) 
kompensiert. Bei einem grossen Spannungsabfall geht der OpAmp jedoch in 
die Sättigung (ca. 12V), sodass auch der Spannungsabfall nicht mehr 
kompensiert werden kann. Die Bandbreite geht dadurch natürlich emebso in 
den Keller.
Mehr als bipolare +/- 15V Versorgungsspannung geht laut Datenblatt auch 
nicht.

Aus diesem Grund bin ich auf der Suche nach Alternativlösungen.

lg,
Stef



[1] http://www.ti.com/lit/ds/symlink/ths3091.pdf
[2] http://cp.literature.agilent.com/litweb/pdf/33220-90012.pdf
[3] 
http://www.intersil.com/content/dam/Intersil/documents/an11/an1111.pdf
[4] http://www.ti.com/lit/an/snoa718/snoa718.pdf

von Glubsch (Gast)


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Die erwartete Ausgangsspannung und Strom ist voellig ueberzogen. Was 
will man mit 10Vp und 750mA ? Dafuer benoetigt man eine eigene Endstufe, 
deren Einsatz gerechtfertigt sein sollte. Ein paar OpAmps gegeneinander 
laufen zu lassen ist Murks.

von MaWin (Gast)


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> Das ganze ist bedingt durch die Ausgangswiderstände der stacked OpAmps.

OpAmp stacking mit Ausgangswiderständen ist ok, wenn man sowieso einen 
definierten Ausgangswiderstand bekommen will, z.B. 50 Ohm. Dann ist auch 
ein Spannungseinbruch unter Last vorgesehen. Gerade bei so hohen 
Frequenzen will man definierte Ausgangswiderstände und arbeitet mit 
Leistungsanpassung. Die ist halt so, daß die Spannung halbiert wird, 
wenn man den Ausgang richtig abschliesst, und es ist auch so, daß der 
Abschlusswiderstand nur die Impedanz des Kabels ist, nicht der 
Gleichspannungswiderstand. Bei Gleichspannung hat man also wieder die 
volle Ausgangsspannung.

> Um das ganze zu entschärfen bräuchte ich also eine bipolare
> Strombegrenzung für jeden stacked OpAmp

Normale OpAmps haben eine eingebaute Strombegrenzung.

von Alex (Gast)


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Du darfst die Gegenkopplung nicht nach den Widerständen machen!
Denn 1. versuchen die OPAs die Ausgangsimpedanz - trotz 
Ausgangswiderständen - auf 0 Ohm zu bekommen (sind IN der Gegenkopplung)
und 2. arbeiten sie dann doch wieder gegeneinander, wenn verschiedene 
Offsets verstärkt werden.
Deshalb halte dich an die TI-Schaltung. Nur so ergibt sich ein 
definierter Ausgangswiderstand aus der Parallelschaltung der 
Ausgangswiderstände.

von stefan s. (stef89)


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MaWin schrieb:
> Normale OpAmps haben eine eingebaute Strombegrenzung.

Ich lese diesbezüglich gerade noch im THS3091 Datenblatt nach.

Im Falle, dass der Strom intern begrenzt ist, könnte ich dann die 
Ausgangswiderstände evt. kleiner machen (so wie in der Beispielschaltung 
im Datenblatt), sodass auch der Spannungsabfall an den 
Ausgangswiderständen geringer ist ?

Die Last hinter der OpAmp Endstufe ist leider nicht fix (ist keine HF 
Anwendung bzw. Transmitter).
Mit der Endstufe sollen integrierte Schaltkreise (ICs) versorgt werden.
Über den DAC wird dann ein "Stimulus" generiert.
Die Last ist somit grundsätzlich leider auch kapazitiv.

lg

von stefan s. (stef89)


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Alex schrieb:
> Du darfst die Gegenkopplung nicht nach den Widerständen machen!
> Denn 1. versuchen die OPAs die Ausgangsimpedanz - trotz
> Ausgangswiderständen - auf 0 Ohm zu bekommen (sind IN der Gegenkopplung)

Der OpAmp bekommt doch am (-) Eingang die Feedbackspannung von seinem 
Ausgang, wobei die durch den Spannungsteiler R_f/R_g angepasst wird, 
sodass der Verstärkungsfaktor eingestellt werden kann.
Mit anderen Worten: Man verfälscht absichtlich die Ausgangsspannung über 
den Feedback-Spannungsteiler, wodurch überhaupt erst eine Verstärkung 
durch den OpAmp entsteht.
Der OpAmp will ja die Differenzspannung an seinen Eingängen auf 0 
halten.

Wenn ich nun die Feedbackspannung hinter dem Ausgangswiderstand 
abgreife, dann ändere ich auch lediglich die Feedbackspannung (und 
dadurch den Verstärkungsfaktor).

Intern ist die Ausgangsimpedanz 0, weshalb der Ausgang überhaupt erst 
beliebige Lasten treiben kann.
Und genau deshalb brauche ich auch eine Stromlimitierung, weil der OpAmp 
sonst abfackelt, wenn ich dahinter zu viel Strom ziehen würde.


> und 2. arbeiten sie dann doch wieder gegeneinander, wenn verschiedene
> Offsets verstärkt werden.

Weshalb sollten sie gegeneinander arbeiten und die Offsets verschieden 
sein ?
Die Gesamtlast wird doch durch die Parallelschaltung in gleichem Maß auf 
alle OpAmps aufgeteilt. Und durch die Ausgangswiderstände ist der 
maximale Strom pro OpAmp auf den maximal zulässigen Wert limitiert.

> Deshalb halte dich an die TI-Schaltung. Nur so ergibt sich ein
> definierter Ausgangswiderstand aus der Parallelschaltung der
> Ausgangswiderstände.


Das würde ich gerne machen, jedoch bekomme ich am Ausgang nicht die 
eingestellte Spannung heraus, sondern um ein Vielfaches weniger weil so 
viel Spannung an den stromlimitierenden Ausgangswiderständen abfällt :(

Ebensowenig habe ich am Ausgang der Schaltung eine feste Last (wie z.B. 
50 Ohm).
Stattdessen werden quasi FETs damit angesteuert (kapazitive Last).


Wenn jemand einen Ausweg kennt wäre ich sehr dankbar ;)

von stefan s. (stef89)


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MaWin schrieb:
> Normale OpAmps haben eine eingebaute Strombegrenzung.

Weder der THS3202 noch der THS3091 haben eine eingebaute 
Strombegrenzung. Zumindest steht nichts davon im Datenblatt.

von stefan s. (stef89)


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Noch ne Idee am Rande:

Ist es evt. eine bessere Idee z.B. eine Gegentakt FET Endstufe 
aufzubauen anstatt die OpAmps, wie im Datenblatt, parallel zu schalten ?

von ArnoR (Gast)


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stefan s. schrieb:
> Aktuell wird im Bereich -1V .. 10V bei max 750mA in eine resistive 13,3
> Ohm Last getrieben.

stefan s. schrieb:
> Ebensowenig habe ich am Ausgang der Schaltung eine feste Last (wie z.B.
> 50 Ohm).
> Stattdessen werden quasi FETs damit angesteuert (kapazitive Last).

Ja was denn nun? Wieder andere Bedingungen und so wenig Infos wie nur 
möglich und dann perfekte Hilfe erwarten.

Kapazitive Lasten sind bei niedrigen Frequenzen schon lästig, bei sehr 
hohen Frequenzen (für OPVs) sind sie ein echtes Problem, wenn man wie du 
ideales Verhalten der Schaltung verlangt. Deine Forderungen sind aus 
meiner Sicht auch überzogen.

stefan s. schrieb:
> Intern ist die Ausgangsimpedanz 0

Nein, das ist die nicht. Schau mal ins DB des THS3202 Fig.45. bzw. 
Fig.36 beim THS3091: Ausgangsimpedanz bei 200MHz etwa 25Ohm.
Du kannst bei solchen Frequenzen den OPV nicht mehr "gleichstrommäßig" 
betrachten.

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