Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Geheime Kostenstellen; merkwürdiges Verhalten von Kollegen und Chefs


von Phil R. (philipp-)


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Hallo,
ich arbeite seit ca. 2 Jahren in der Elektronik-Entwicklung in einer 
mittelständischen Firma und komme ganz gut zurecht. Nur mit den 
Kostenstellen für die Verbuchung der Arbeitszeit komme ich nicht 
zurecht:

Offiziell gibt es für jedes Projekt und für jede Tätigkeit 
Kostenstellen, auf die man seine Arbeitszeit buchen kann, auch 
minutengenau. Selbst Projekte, die noch in der Aquise sind, haben solche 
Kostenstellen. Wenn mir jemand eine neue Aufgabe gibt, frage ich also 
immer nach der richtigen Kostenstelle, selbst wenn der Aufwand nur ein 
oder zwei Stunden beträgt. Nun habe ich aber schon oft erlebt, daß ich 
auf diese Frage keine Antwort kriege. Manchmal werden die Leute sogar 
richtig pampig, wenn ich nach der richtigen Kostenstelle frage. Als ob 
die Kostenstelle geheim wäre. Häufig hat sich die Aufgabe danach auch 
plötzlich erledigt, das Arbeitspaket gibt es also plötzlich nicht mehr. 
Selbst bei meinem direkten Vorgesetzten ist mir das schon passiert.

Andeutungsweise habe ich erfahren, daß manche Kollegen sehr viel Zeit 
auf ein bestimmtes Großprojekt buchen, selbst wenn sie kaum für dieses 
Projekt arbeiten. Ich arbeite die meiste Zeit für genau dieses 
Großprojekt. Ich kann also ganz "legal" meine Zeit in dieses Projekt 
verbuchen. Wenn ich für andere Projekte arbeite, möchte ich diese Zeit 
aber trotzdem korrekt verbuchen.

Welche Gründe kann es haben, wenn sich Vorgesetzte und andere Leute so 
verhalten? Mir kommt es vor, als würde ich den Hintergrund zur 
Stundenverbuchung in der Firma nicht verstehen...

Vielen Dank und viele Grüße!

von B. (Gast)


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Logisch: Keiner will Kosten haben und schon garniemand will 
Allkgemeinkosten auf seinem Konto haben. Einzige Lösung:

Du schreibst Dir selber alle Zeiten auf und fragst dann den Vorgesetzen, 
wie Du sie verbuchen sollst. Auch die allgemeinen Sachen wie Rechner 
plfege, Installation, Putzen, Warten, Reisen -

ALLES AUFSCHREIBEN!!!!

Allerdings dosiert weitergeben und niemals entgegen der Stratgie des 
Vorgesetzten. Der muss sich mit den Projektleitern prügeln, wie er seine 
Zeiten unterbekommt.

von Rudi Radlos (Gast)


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> Mir kommt es vor, als würde ich den Hintergrund zur
> Stundenverbuchung in der Firma nicht verstehen...

Manchmal braucht Buchhaltung mehr Zeit als sie Nutzen bringt. Deshalb 
scheint es Leute zu geben die das nicht so genau nehmen? Es ist aber 
keine Schande ehrlich zu arbeiten.

von Phil R. (philipp-)


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Wir habe auch eine Kostenstelle für Allgemeinkosten, und Rechnerpflege 
usw. buche ich natürlich auch dorthin!

Komischerweise rücken auch mein Gruppenleiter und mein Abteilungsleiter 
nur widerwillig, wenn überhaupt, mit Projektnummern raus...

von fonsana (Gast)


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Phil R. schrieb:
> Komischerweise rücken auch mein Gruppenleiter und mein Abteilungsleiter
> nur widerwillig, wenn überhaupt, mit Projektnummern raus...

Vermutlich ist denen das auch zuwider und zusammen mit

Phil R. schrieb:
> verhalten? Mir kommt es vor, als würde ich den Hintergrund zur
> Stundenverbuchung in der Firma nicht verstehen...

wird es eben kompliziert.
Versuch deinen Chef in einer guenstigen Minute unter vier Augen danach 
zu fragen, vielleicht noch ganz am Anfang sagen, dass Dir klar ist, dass 
dieses Gespraech vertraulich ist.

fonsana

von amateur (Gast)


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Das System der Kostenstellen ist extrem unübersichtlich.

Das resultiert u. A. daraus das sich jeder der die Nummer kennt sich 
darauf Einbuchen DARF.

Insbesondere bei Projekten, die über eine längere Zeit laufen ist eine 
nachträgliche Kontrolle nicht möglich.

Aus Sicht der Verursacher liegt die Sache noch einfacher:
Jeder möchte glänzen. "Chef: Ich habe den Kostenrahmen sogar 
unterschritten". Klingt gut, vor allem wenn ich das Maximum an möglicher 
Zeit auf die Allgemeinkonten abwälzen konnte, oder sogar auf Dein Konto.

Unterm Strich läuft das Ganze darauf hinaus, wer sich am Besten auskennt 
- nicht bei der Arbeit sondern bei der Zeitverteilung - steht am Ende 
auch am Besten da. Das Stichwort hierzu lautet ganz einfach: Egoismus.
"Hier hast Du 'ne Kostenstelle von dem Doofen Neuen".

Also mach's wie die Anderen: Halte Dein Passwort und deine Kostenstelle 
geheim.
Und noch was: Frage bei jedem unklaren Scheiß deinen Vorgesetzten "Wohin 
mit dem Mist".

von KostenSchieben (Gast)


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ich arbeite in einem Konzern und bin sowas gewöhnt. Da kommt zum 
Monatsende der Chef und sagt einem ob man nicht 40 h von diesem Monat 
von Projekt X auf Projekt Y umbuchen kann, weil dieses Projekt noch mehr 
Budget für diesen Monat hat und so das Budget für Projekt X etwas 
geschont wird.

Bei uns ist das vermutlich so, dass die Abteilungsleiter ihre Ziele ( 
für den Bonus ) auch darauf haben, wie profitabel die Mitarbeiter 
gearbeitet haben.

von KostenSchieben (Gast)


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Marx W. schrieb im Beitrag #3083355:
> KostenSchieben schrieb:
>> ich arbeite in einem Konzern und bin sowas gewöhnt. Da kommt zum
>> Monatsende der Chef und sagt einem ob man nicht 40 h von diesem Monat
>> von Projekt X auf Projekt Y umbuchen kann, weil dieses Projekt noch mehr
>> Budget für diesen Monat hat und so das Budget für Projekt X etwas
>> geschont wird.
>
> Was mal wieder das Controlling ins Absurde führt!

Richtig. Das ist Konzernsozialismus. Viele Entscheider, die z.B. 
Projektbudgets aushandeln, arbeiten nicht mit ihrem Geld bzw. haben 
fachlich wenig Ahnung und lassen sich von manchem findigen Projektleiter 
über den Tisch ziehen so dass für ein Projekt viel zu viel Budget 
fließt. Damit werden dann andere Projekte querfinanziert, wo es z.B. zu 
einem Budgetstop kam, aber wo dennoch weiter entwickelt werden muss.
Wenn nun das Projekt mit dem zu hohen Budget dennoch sich wirtschaftlich 
lohnt, fällt es nicht so sehr auf. Aber das Controlling ist dann dennoch 
wenig aussagekräftig.

von i-Troll (Gast)


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Man kann's auch anders sehen. Es gibt kunden die werden durch 
ueberhoehte Rechnungen abgezockt. Und andere, die am Stunk machen sind 
werden gschont.

von Phil R. (philipp-)


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amateur schrieb:
> Das resultiert u. A. daraus das sich jeder der die Nummer kennt sich
> darauf Einbuchen DARF.

Ich habe mich falsch ausgedrückt: Die Kostenstellen sind nicht geheim, 
die Leute tun aber so, als ob sie geheim wären.

Nur manchmal läßt sich von Arbeitspaketen nicht direkt auf die 
Kostenstelle schließen. Ich frage aber der Vorsicht halber immer, wo ich 
die Zeit hinbuchen soll.

von DrTech (Gast)


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Ganz genau, es ist doch einfach so..

jeder Projektleiter hat ein Budget mit dem er nicht auskommt, verschiebt 
da und dort Budgets von anderen ihm zugeteilten Projekten das dann 
unterm Strich er gut dasteht..

Die Controller verschiebens dann nochmal irgendwie.. einfach ein 
Verschieben von Zahlen.. mit ein Grund warum ich nicht Bwler geworden 
bin sondern Ingenieur (promoviert).

Euer
Dr Tech

von An U. (ananas)


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Ich arbeite auch im Konzern und bei uns ist genau so. Am Anfang des 
Jahres werden mehrere Projekte genehmigt, am meisten wird Budget sehr 
willkürlich zwischen Projekten aufgeteilt. Dann sagt der Chef jedem wie 
viel er im Laufe des Jahres für bestimmte Kostenstelle buchen darf. Und 
dabei ist es fast egal für welchen Projekt du tatsächlich was gemacht 
hast. Am Ende des Jahres werden die Summen noch ein Mal abgeglichen und 
ggf. korregiert/umgebucht, damit alles am Ende schön stimmt und die 
Gelder für nächstes Jahr wieder ungekürzt genehmigt werden.

Mann muss sich nicht viel Gedanken darüber machen. Ich habe am Anfang 
auch gewundert, weil es alles total sinnlos und nur Zeitverschwendung 
ist. Aber jetzt wundere ich mich nicht mehr und frage einfach den Chef, 
was ich mit den Stunden machen soll.

von Konzern_Mitarbeiter (Gast)


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Marx W. schrieb im Beitrag #3083588:
> Artem U. schrieb:
>> damit alles am Ende schön stimmt und die
>> Gelder für nächstes Jahr wieder ungekürzt genehmigt werden.
>
> Nennt sich dann Zielerreichung "100%"!

genau ! in einigen Konzern gibt es sogar ganz krasse Dinge, die man 
ansonsten als "sozialistische Misswirtschaft" bezeichnen würde. Nämlich 
wenn das Budget  nicht zu 100 % genutzt wurde, dann wird es gekürzt. 
Darum kann es auch sein, das der Chef sagt, man soll ja vor Jahresende 
schön auf Projekt X buchen statt Y weil sonst im nächsten Jahr bei 
Projekt X gekürzt wird, da man ja mit weniger ausgekommen ist

von Steel (Gast)


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Herzlichen Glückwunsch, Sie habe sich mit Ihrer Buchhaltermentalität bei 
den Kollegen unbeliebt gemacht.

Vermutlich sehen die die Angelegenheit pragmatisch und lassen auch mal 
5e gerade sein. Normalerweise hat man eh besseres zu tun als dem 
unnützen Controller-Volk ihre Datenbasis möglichst genau zu leifern.

von Michael S. (technicans)


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Dies ganze Gelumpe ist so mies, das man dabei leicht seinen Job
riskiert, wenn man nicht schlüssig nachweisen kann, ob man überhaupt
für das eine oder andere Projekt tatsächlich tätig war wofür
man Stunden aufschreibt und für viele Aktionen gibts einfach keine
Kostenstellen, selbst wenn man nach fragt. Da mogeln sogar die
Vorgesetzten, nur das deren Stuhl nicht so schnell wackelt, als wie
bei einem Projektmitarbeiter. Der letzte Sch..ß.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Auf diese Weise werden Dumme gesucht welche Arbeiten ausführen aber 
nicht das Projekt belasten sollen für welches die Auftrageber mutmaßlich 
verantwortlich zeichnen.

Bei soetwas  wird gern gemauschelt.

Wenn man  das mit den eigenen Konten macht nennt man das 
Mischkalulation.

Wenn man die Konten anderer belastet um die eigenen zu entlasten geht 
das in Ordnung solange eine Hand die Andere wäscht, ansonsten zieht man 
den Betroffenen über den Tisch, in der Hoffnung dass der das nicht 
merkt.

In dem du sie auflaufen lässt (mit deiner Nachfrage) sinkt der Kreis 
derer mit denen du eventuell koalieren kannst .... Schlau wäre es, wenn 
du eine Gegenleistung forderst, die zu erbringen den Betroffen leicht 
fällt, mindestens aber ein Guthaben bei ihnen als moralischen Kredit in 
Anrechnung stellst.

"Klar kann ich machen, ich hab was gut bei dir. ;)"
"Ja kein Problem, könntest du mir im Gegenzug bei "dem und dem" Problem 
helfen wenn du etwas luft hast?

So bildet man Koalitionen mit dem organisieren von WinWin-Effekten.

Du willst "alles richtig machen" und mauserst dich dadurch zum 
Tüpfelescheißer. Das hält zwar Belästigungen fern, macht dich aber nicht 
gerade teamfähig.

Toll ein Anderer machts.

Namaste

von Bundi (Gast)


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Konzern_Mitarbeiter schrieb:
> wenn das Budget  nicht zu 100 % genutzt wurde, dann wird es gekürzt.

Das ist ja wie bei der Bundeswehr. Da durfte auch keine Munition von der 
Übung zurückgebracht werden, weil ansonsten bei der nächsten weniger 
ausgegeben wird. Also steht man dann am letzten Tag wie Rambo im Wald 
und siebt die Platzpatronen Magazinweise in die Luft bis der Lauf glüht.

von Joe (Gast)


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Jedem Auftrag ist eine Kostenstelle zugeordnet. Je nach Vertragsform 
zahlt der Kunde die Kostenstelle.
Mitarbeiter müssen über diese Zuordnung von Kostenstellen nicht 
informiert sein.

Alles klar!

von F. F. (foldi)


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amateur schrieb:
> Und noch was: Frage bei jedem unklaren Scheiß deinen Vorgesetzten "Wohin
> mit dem Mist".

Nicht fragen, schreiben!!!
Immer alles und jedes schriftlich und mit nach Hause nehmen.

von Dr Tech (Gast)


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@Winfried

und genau solche Machenschaften habe ich in früheren Firmen erlebt und 
bin gegangen. Vor allem in solchen kleinen/KMU Firmen. Da wird nicht auf 
Professionalität und Können geachtet, sondern nur auf 
"Freunderlwirtschaften" und ob deinem Chef deine Nase passt.

Für mich ein No Go bin gegangen nach 2 Jahren, die wollten mich hier 
behalten habe aber dankend abgelehnt, bin jetzt wieder in einem Konzern, 
fühl mich da einfach wohler.

von Jaja (Gast)


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Sowas kommt immer von Leuten, die Defizite im Bereich der 
zwischenmenschlichen Beziehung haben.

Gute Besserung!

von Dr Tech (Gast)


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Jaja schrieb:
> Sowas kommt immer von Leuten, die Defizite im Bereich der
> zwischenmenschlichen Beziehung haben.
>
> Gute Besserung!

Ich hoffe du meinst nicht mich. Ich hasse nämlich Arschkriecher, 
Schleimer, sogenannte "Kollegen", und Chefs die dich nur mögen weil du 
denen in den A.. kriechst oder die Nase passt.

Ich bin Ing. (promoviert) und stehe dazu. Ich hasse solche, fast 
"kreinkriminelle" Machenschaften.

Ich argumentiere rational, mit Fakten, stehe dazu wenn etwas nicht läuft 
und rede es nicht schön. Dabei versuche ich mich immer emotional zu 
distanzieren (so weit wie möglich auf Sachebene). Dann sage ich auch 
ehrliche Sachen über die eigene Firma, zB beim Kunden, was natürlich die 
Chefs missbilligen. Ich wäre zu "ehrlich" für den Job.. (War mal in der 
IBN und da ist eine Anlage fast 2 Jahre lang nicht gelaufen und da lasst 
man natürlich schon mal seinen Aerger oft freie Luft).. die Firma wirds 
auch bald nicht mehr geben.. bin bis in die Geschäftsleitung gegangen..

von Heiko (Gast)


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>Ich bin Ing. (promoviert) und stehe dazu.

Du mußt dich nicht dafür entschuldigen, jeder hat seine Macke.

von Dr Tech (Gast)


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Dr Tech ist ein emotionaler Krüppel und natürlich gesellschaftlich nicht 
erfolgreich.

Er lebt die meiste Zeit in seinem Zimmer, ganz allein.

von Dr Tech (Gast)


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Heiko schrieb:
>>Ich bin Ing. (promoviert) und stehe dazu.
>
> Du mußt dich nicht dafür entschuldigen, jeder hat seine Macke.

Ja, eine Macke, auf die man stolz sein kann :)

Dr Tech schrieb:
> Dr Tech ist ein emotionaler Krüppel und natürlich gesellschaftlich nicht
> erfolgreich.
>
> Er lebt die meiste Zeit in seinem Zimmer, ganz allein.

emotional Krüppel - ist falsch, weiters eine Beleidigung und eine 
subjektive Einschätzung deinerseits.

Im Zimmer alleine? Ja, freiwillig und auch gerne um mal einfach zu 
entspannen, abzuschalten und das kann ich am besten alleine, und ja ich 
bin introvertiert. Etwas Xbox zocken schadet ja auch nicht und kann ganz 
schön spannend und entspannend sein :)

von Electronics'nStuff (Gast)


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Du: Chef, wohin mit den Stunden
Chef: Auf dieses Konto
Du: Ich habe aber nicht für dieses Projekt gearbeitet
Chef: Aha
Du: Wohin mit diesen Stunden
Chef: Grmbl.. auf dieses Konto.

Das Gespräch sollte so laufen:

Du: Chef wohin mit den Stunden
Chef: Auf dieses Konto
Du: Ok

Dann hast du 1. nichts zu befürchten und 2. deinen Chef nicht genervt.

von F. F. (foldi)


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Electronics'nStuff schrieb:
> Du: Chef, wohin mit den Stunden
> Chef: Auf dieses Konto
> Du: Ich habe aber nicht für dieses Projekt gearbeitet
> Chef: Aha
> Du: Wohin mit diesen Stunden
> Chef: Grmbl.. auf dieses Konto.
>
> Das Gespräch sollte so laufen:
>
> Du: Chef wohin mit den Stunden
> Chef: Auf dieses Konto
> Du: Ok
>
> Dann hast du 1. nichts zu befürchten und 2. deinen Chef nicht genervt.

Jein!

Du hast natürlich recht, du musst es so machen wie angeordnet.
Ich habe auch so meine Probleme damit und fühle mich schon immer Unwohl 
damit, "gegen die Regeln" zu handeln. Oft ändern sich diese "nur im 
Sprachgebrauch aufgestellten Regeln" wieder ganz schnell (gerade noch 
erlebt) und mit dem Papier kann man dich fest nageln.

Den Fragesteller kann ich deshalb sehr gut verstehen, aber er wird damit 
leben müssen einen Mittelweg für sich zu finden.

@Dr Tech
Lass dich nicht provozieren, das machen die hier immer so. Sobald du 
eine Fläche bietest, springen alle drauf.

Früher war es doch so in den Firmen: "Achtung, der Chef kommt!" Heute 
ist es eher so: "Achtung, da kommt gerade ein Kollege!"

Man muss schon vorsichtig sein und auf der Hut. Selbst die besten 
Kollegen fallen einem im Zweifel in den Rücken.

Nochmal an den Threadsteller:
Bisher geben sie dir ja immer ein Konto und wenn du das bei behältst, 
dann werden sie sich sicher irgendwann daran gewöhnt habe. Allerdings 
entstehen so nie "Seilschaften" und du wirst dich dann nicht wundern 
müssen, dass der andere, nicht du, diese oder jene Aufgabe bekommt.

Man kann nur einen Tod sterben.

von Projektcontroller (Gast)


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Aus der Sicht eines Projektcontrollers:

Ganz allgemein: Niemand von euch bucht Stunden auf irgendeine 
Kostenstelle, sondern immer nur auf einen Kostenträger. Der Kostenträger 
kann Auftrag, Projekt oder sonst wie heißen. Über die Kostenträger 
werden dann Leistungen zwischen den einzelnen Kostenstellen verrechnet.

Jeder Projektleiter ist ergebnisverantwortlich. Also hat er ein großes 
Interesse daran, dass möglichst wenig Stunden auf sein Projekt gebucht 
werden. Gerade bei kleinen Projekten oder bei Projekten deren Budget 
überzogen wurde, wird sehr genau darauf geachtet, dass da nicht Hans und 
Franz darauf rumbucht.

Auch wenn ich u.a. dafür verantwortlich bin, dass alle Aufwände korrekt 
verrechnet werden und somit eine vernünftige Projektsteuerung möglich 
ist, kann ich es absolut verstehen, wenn in diesem Punkt zum Teil massiv 
gemauschelt wird. Es turnen zum Teil Leute in der Firma rum, die jeden 
noch so kleinen Handschlag zurück melden (inkl. der Zeit am 
Kaffeeautomaten und den persönlichen Verteilzeiten). Die versucht man 
natürlich vom Projekt fern zu halten.

Auf der anderen Seite steht der Kostenstellenverantwortliche der 
Leistungserbringer (Entwicklung, Konstruktion o.ä.) der für eine hohe 
Auslastung (=hohe Rückmeldequote) seiner Leute verantwortlich ist. 
Sollten allerdings seine Leute Projekte durch zu hohe 
Stundenrückmeldungen ergebnistechnisch absaufen lassen, gibt es 
ebenfalls Druck von oben. Also hält er den Ball bei Projekten deren 
Kennzahlen nicht prickelnd sind auch eher flach.

ALSO, die Lösung des Problems ist schlicht und ein einfach gesunder 
Menschenverstand: Nicht mehr oder weniger zurückmelden als die Kollegen 
und auf keinen Fall zu viel auf irgendwelche Grundlastkostenträger (wird 
nicht an andere Kostenstellen verrechnet). Und einfach mal umhören, wie 
die Kollegen das ganze so handhaben. Wenn es da einen Tanker gibt, 
dessen Kennzahlen durch ein paar Stunden mehr oder weniger nicht 
beeinflusst werden, und alle darauf rumbuchen, dann sollte man 
vielleicht auch einen Teil(!) der Stunden für notleidende Projekte 
daraufhin umbuchen. Alle sind happy: Projektleiter, Chef, Kollegen.

Wichtig ist nur, dass man es nicht anders macht als die Kollegen. Wer es 
anders macht, fällt bei den regelmäßigen Projektstundenauswertung auf.

von lüsterklemme (Gast)


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Phil R. schrieb:
> Welche Gründe kann es haben, wenn sich Vorgesetzte und andere Leute so
> verhalten? Mir kommt es vor, als würde ich den Hintergrund zur
> Stundenverbuchung in der Firma nicht verstehen...

Vielleicht haben die auch einfach keine Lust für jeden kleinen Furz eine 
Kostenstelle anzulegen/zu beantragen. Deswegen der Unmut.

von J. A. (gajk)


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KostenSchieben schrieb:
> ich arbeite in einem Konzern und bin sowas gewöhnt. Da kommt zum
> Monatsende der Chef und sagt einem ob man nicht 40 h von diesem Monat
> von Projekt X auf Projekt Y umbuchen kann, weil dieses Projekt noch mehr
> Budget für diesen Monat hat und so das Budget für Projekt X etwas
> geschont wird.

So kenne ich den Sch... auch. Erst wird wild gefuchtelt, dass alles 
1000% genau erfasst und controllered wird - und dann wird geschoben wie 
bei Müllers beim Umzug.

Der ganze Buchhaltungskram verschlingt so mehr Zeit und Kosten als er 
eigentlich einsparen sollte.

>
> Bei uns ist das vermutlich so, dass die Abteilungsleiter ihre Ziele (
> für den Bonus ) auch darauf haben, wie profitabel die Mitarbeiter
> gearbeitet haben.

Genau, drum ist jeder darauf bedacht, dass die MA ihre Stunden beim 
Projekt des Kollegen aufs Projekt schreiben und nicht aufs eigene.

Dass mit solchen gefremdländerten Daten kein Mensch irgendetwas 
conrollern oder steuern kann dürfte selbstverständlich sein.

von Matthias (Gast)


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Projektcontroller schrieb:
> Ganz allgemein: Niemand von euch bucht Stunden auf irgendeine
> Kostenstelle, sondern immer nur auf einen Kostenträger. Der Kostenträger
> kann Auftrag, Projekt oder sonst wie heißen. Über die Kostenträger
> werden dann Leistungen zwischen den einzelnen Kostenstellen verrechnet.

????? Ist das nicht doch eher umgekehrt: Ich buche zunächst auf 
Kostenstellen und am Ende wird dies auf einzelne Kostenträger verteilt.
War zumindest in unserer Vorlesung über Kosten- und Leistungsrechnung 
so.

von konservativer_Geschäftemacher (Gast)


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Matthias schrieb:
> ????? Ist das nicht doch eher umgekehrt: Ich buche zunächst auf
> Kostenstellen und am Ende wird dies auf einzelne Kostenträger verteilt.
> War zumindest in unserer Vorlesung über Kosten- und Leistungsrechnung
> so.

beides ist möglich, da muss man differenzieren um welche Art der Kosten 
es sich handelt. Wenn man was direkt auf ein Kundenprojekt abrechnet, 
dann bucht man es direkt darauf. Wenn das aber nicht möglich ist, dann 
bucht man auf eine Kostenstelle, die später dann z.B. über einen 
Verteilerschlüssel, auf einzelne Kostenträger verteilt wird. Zum Schluss 
muss ja alles auf einen Kostenträger.

Klassisches Beispiel : Putzkosten. Werden z.B. erstmal auf eine 
Kostenstelle gebucht, dann z.B. nach QM Anzahl auf einen bestimmen 
Kostenträger.

von J. A. (gajk)


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konservativer_Geschäftemacher schrieb:

> beides ist möglich, da muss man differenzieren um welche Art der Kosten
> es sich handelt.

Klar kann man jedes Haar noch mal spalten. Tatsache ist doch, dass die 
irgendwohin geschriebenen Stunden in der Regel in keinster Weise dem 
tatsächlichen Zeitaufwand entsprechen.

Es ist "doppelte" Buchführung im wahrsten Sinne des Wortes. Gewinner ist 
der, der so grantig ist, dass sich keiner traut, auf dessen Projekt was 
zu schreiben.

von Projektcontroller (Gast)


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Matthias schrieb:
> ????? Ist das nicht doch eher umgekehrt: Ich buche zunächst auf
> Kostenstellen und am Ende wird dies auf einzelne Kostenträger verteilt.

Gibt ja verschiedene Systeme der Kostenstellenrechnung. Aber ganz 
allgemein:
Kostenstellen bilden die organisatorische Struktur des Betriebes ab, 
Kostenträger Projekte oder ähnliches. Jedem Kostenträger ist immer eine 
Kostenstelle zu geordnet. Die ganzen Aufwände müssen ja am Ende des 
Tages für die Gewinn- und Verlustrechnung auch irgendwie saldiert werden 
und dazu werden eben die Kostenstellen aufsummiert und nicht die 
Kostenträger.

Es gibt Kostenstellen die sich zum Monatsende per Verteilungsschlüssel 
komplett auf Null abrechnen z.B Reinigungskräfte, Gebäudeabschreibungen, 
Verwaltung u.ä. Mir fällt ehrlich gesagt kein Grund ein warum sich eine 
Gemeinkostenstelle auf einen Kostenträger abrechnen sollte, da die 
Kosten eh auf der dem Kostenträger zugeordneten Kostenstelle landen. 
Dann kann man auch gleich direkt auf die Kostenstelle buchen.

Hat aber alles nichts mit mehr Ausgangsfrage zu tun.

Grüße
Jan

von Matthias L. (Gast)


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>Der ganze Buchhaltungskram verschlingt so mehr Zeit und Kosten als er
>eigentlich einsparen sollte.

Ja ist mir letztens so gegangen. Ein Lösungsvorschlag für ein 
technisches Problem gebracht. Das PRoblem war, es hat mehr Zeit gekostet 
in diversen Meetings die nötigen Leute zu überzeugen, als die Lösung 
eigentlich dauert...

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