Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Mittleren Stromverbrauch messen


von Michael S. (msb)


Lesenswert?

Für ein komplexes batteriebetriebenes Gerät möchte ich den mittleren 
Stromverbrauch über einen längeren Zeitraum messen und mitteln um einen 
Nachweis zur Batterielebensdauer zu haben. Problem sind Schwankungen von 
250 nA im sleep mode, bis 250mA wenn ein Verbraucher gepulst wird, mit 
allen möglichen  Zwischenwerten, wenn z.B. ein RF Tranceiver ab und zu 
betrieben wird. Das Timing ist nicht regelmässig. Der uC wacht in 
unterschiedlichen Zeitintervallen oder über RF Ereignisse auf. Berechnen 
ist schwierig und nicht als Nachweis geeignet.

Meine grundsätzliche Idee ist das Gerät über einen Kondensator zu 
speisen, diesen über eine Kostantstromquelle zu laden und die Ladezeiten 
zu addieren, was nach Abzug der Kondensator Leckverluste (experimentell 
ermittelt) proportional zum mittleren Stromverbrauch sein sollte. 
Allerdings erwarte ich so manchen Teufel im Detail.

Der Plan ist diese Schaltung auf eine Platine zu bringen, da ich 
mindestens 10 Geräte parallel testen muss. Ein 10 KEUR Messgerät kann 
ich also nicht benutzen

Gibt es hier schon etwas bewährtes? Eine Schaltung oder gar ein fertiges 
Gerät? Oder auch gute Ratschläge?

Mike

von Karlo Ramirês (Gast)


Lesenswert?

Ja gibt es. Was du suchst nennt sich GAS GAUGE. Diese sind eigentlich 
zur Batterieüberwachung gedacht, aber für Langzeitmessungen an 
Schaltungen auch zu empfehlen. Das einzige Problem ist wohl dein 
Messbereich, der ist ziemlich groß.


Gruß.

von Erich (Gast)


Lesenswert?

Es gibt den STC3100 von ST dafür.
Sogar mit einer EV Platine STEVAL-ISB009V1  (leider teuer).
Gruss

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Alle Theorie ist grau. Mit ein paar nA reicht eine Batterie ewig, mit 
einigen hundert mA wesentlich kürzer. Miß den maximalen Strom und schau 
mal ins DATENBLATT Deiner konkreten Batterie. Bei AA könnte man z.B. 
etwa 2500mAh entnehmen WENN Dein Gerät bei der Endspannung noch 
spielt...

1. Größten Stromverbrauch provozieren, messen und dann hochrechen
2. Praktischer Test und Restmenge über Entladeschaltung bestimmen.
3. Interessant wäre der Punkt, wo die Funktion aussetzt.
4. Je nach Tempertur und Lagerzustand der Batterien können die 
Ergebnisse von Hersteller zu Hersteller sehr verschieden sein!!

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

Danke für den Hinweis auf die Gas Gauge chips. Sind echt interessante 
Dinger. Allerdings reicht die Auflösung wohl nicht für meine 
Messaufgabe.

So einfach wie Du (oszi40) das darstellst ist es nicht. Meine 3V 
Lithiumbatterie muss 10-12 Jahre halten und da kommt es auch auf das 
letzte Quäntchen Energie an, da ich nur max 1 Tag lang messen möchte.

Ich glaube ich muss die von mir zuvor beschriebene Kondensatormethode 
weiter verfolgen, was aber nicht so trivial ist. Vielleicht kennt ja 
jemand von Euch eine funktionierende Schaltung.

von Kai S. (kai1986)


Lesenswert?

Hallo,

einfach messen dürfte bei dem Messbereich (6 Größenordnungen) schwierig 
werden. Das einzige vielleicht hilfreiche, was ich in die Richtung mal 
gesehen hab ist das hier.

http://www.youtube.com/watch?v=1ihszfJAECk

Vorschlag zum Berechnen:
- Leistungsaufnahme für die einzelnen Betriebsmodi bestimmen
- Abschätzen/Messen, wie häufig der jeweilige Modus verwendet wird
- Mit statistischen Methoden Energieverbrauch einschließlich 
Unsicherheiten bestimmen

Damit sollte sich zuverlässig abschätzen lassen, welche Energiemenge 
über die Lebendsdauer benötigt wird.

Die statistischen Überlegungen solltest du sowieso anstellen, auch wenn 
du die mittlere Leistungsaufnahme über einen bestimmten Zeitraum misst, 
da du die Unsicherheiten anders nicht abschätzen kannst. Tritt z.B. das 
RF Ereignis nur einmal pro Tag auf und du misst einen Tag, so ist die 
statistische Unsicherheit 100%. Wenn das dann z.B. 30% vom 
Tagesenergieverbrauch ausmacht gibt das schon eine beachtliche 
Unsicherheit für die Vorhersage der Lebensdauer.

Gruß Kai

von Bernd (Gast)


Lesenswert?

Michael S. schrieb:
> Der Plan ist diese Schaltung auf eine Platine zu bringen, da ich
> mindestens 10 Geräte parallel testen muss. Ein 10 KEUR Messgerät kann
> ich also nicht benutzen

Es wäre auch absolut nicht sinnvoll, 10 Geräte jeweils an einem eigenen 
Verbrauchsmonitor zu betreiben. Für die Verbrauchsabschätzung wäre es 
eher sinnvoll, viele Geräte asynchron und parallel aus der selben 
Versorgung zu betreiben, um den Mittelungseffekt zu nutzen. Das 
Verhältnis von Leckströmen zu Laststrom und die zeitliche Verteilung der 
Lastspitzen wird damit deutlich günstiger. Wie wäre es mit Gold-Caps als 
Speicher?

Bei der Analyse des Verbrauchs interessiert die Höhe des Spitzenstromes 
eigentlich nicht, solange deine Li-Batterie mitsamt Pufferkondensator 
damit klar kommt. Entscheidend ist die Ladung, die während so einer 
Lastspitze fließt.

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

Bernd Du hast recht, ich brauche nur den gemittelten Wert. Allerdings 
wegen des Nachweises schon pro Gerät, was dann auch ermöglicht die 
Streubreite zwischen den Geräten zu sehen.

Wie stellst Du dir das mit dem GoldCap vor?
Würde der permanent nachgeladen?

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Michael S. schrieb:
> Wie stellst Du dir das mit dem GoldCap vor?
> Würde der permanent nachgeladen?

Der Energieerhaltunssatz gilt auch teuere Kondesatoren/Goldcap. 
http://de.wikipedia.org/wiki/Superkondensator  Vom Himmel fällt der 
plötzliche Nachladestrom nicht und wenn Du ihn durch einen zusätzlichen 
Widerstand diesen begrenzen möchtest, wird wertvolle Energie im Wärme 
umgewandelt. Zeige uns doch erst mal das Datenblatt Deiner Batterie. 
Eine handelsübliche CR2032 kann es bei diesem Strom nicht sein. Falls 
Deine Geräte nicht für den Marsflug sind, scheint es mir sinnvoller, die 
Batterien gelegentlich zu erneuern. 
http://batteryuniversity.com/partone-german.htm

Erst mal ergründen zu welchen Gelegenheiten der Stromverbrauch Deiner 
Erfindung in die Höhe schießt. Evtl.kann man da auch was optimieren? 
Dann könnte man hochrechenen und das bittere Ende praktisch nachmessen 
wo die Funktion aussetzt.

von Bernd (Gast)


Lesenswert?

oszi40 schrieb:
> Evtl.kann man da auch was optimieren?

Bei Langzeitanwendungen ist das meist die Datenübertragung mit dem

Michael S. schrieb:
> ... RF Tranceiver

Bei Einsatz eines Transceiver hat man den Stromverbrauch des Empfängers 
als zusätzlichen Verbraucher, auch wenn der nur für den Hand-Shake 
eingeschaltet ist. Eine genügend gesicherter Übertragungcode (FEC, 
Time-Diversity) mit einem reinen Sender kann energiemäßig oft günstiger 
sein.

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

Ungefähr so eine Batterie ist es, allerdings etwas kundenspezifisch 
abgewandelt
http://www.panasonic.com/industrial/includes/pdf/Panasonic%20Lithium%20CR2-3AZ.pdf

Nur zur Info,  das Produkt existiert schon 2 Jahre, wird in hoher 
Stückzahl produziert und wir haben den Stromverbrauch durch 
Batteie-Entladungsversuche nach einem Jahr positiv verifiziert. Die 
Batterie hält dannach 12 Jahre.

Was ich suche ist eine schnellere Möglichkeit den theoretisch 
ermittelten Stromverbrauch nach Softwareänderungen experimentell zu 
bestätigen.

Nachdem der Messbereich sehr gross ist und die Spitzen sehr kurz sind 
scheidet ein Sampling des Stroms wohl aus. Das wäre zu ungenau oder zu 
aufwendig.

Mein momentanes Konzept ist:
- Versorgung des Geräts aus einem "guten" Kondensator
- Nachladen des Kondensators mit schaltbarem Konstantstrom um mit etwas 
Hysterese eine einstellbare Spannung am Kondensator zu halten
- Einschaltzeiten des Nachladens addieren
- Wert um Selbstentladung korrigieren
- Selbstentladung in gleicher Weise ermitteln, halt ohne das Gerät 
anzuschliessen

Klingt das sinnvoll und machbar? Gibt es da schon ein ähnliches Projekt?

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Bernd schrieb:
> ... RF Tranceiver

Wenn es der ist, dann würde ich gleich eine Prüfroutine für die Spannung 
im Gerät vorsehen und den Status der Batterie zu diesem Zeitpunkt der 
größten Belastung messen und mitsenden. Je nach Kälte kann die 
verfügbare Batteriekapazität wesentlich geringer sein als berechnet!!

von Walter S. (avatar)


Lesenswert?

oszi40 schrieb:
> Der Energieerhaltungssatz gilt auch teuere Kondesatoren/Goldcap.

lies einfach erst Mal den Thread, von einem perpetuum mobile hat der TO 
nicht geträumt, im Gegenteil: er will mithilfe des 
Energieerhaltungssatzes seine Messung machen.

von Bernd (Gast)


Lesenswert?

Michael S. schrieb:
> Klingt das sinnvoll und machbar?

Warum nicht.
Statt einer Konstantstromquelle zum Nachladen könnte man auch über einen 
Schaltregler nachdenken, bei dem die Energie in Portionen von "eine 
Speicherspule voll" nachgeliefert wird. Dann kann man einfach die 
Schaltzyklen zählen. Die Ripple wären die gleichen wie bei der KSQ.

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

Bernd, das ist eine interessante Idee mit den Energieportionen. Ich 
frage mich allerdings ob das genau genug dosierbar ist.

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Eure Kondensatorlösung finde ich durchaus interessant. Bei mir bleibt 
jedoch die Frage, ob der C am Ende die schwächliche Batterie mit 
erhöhtem Innenwiderstand ausreichend simuliert.

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

Die Batterie ist sehr niederohmig, da kann man locker über 1 A ziehen, 
aber das brauch ich ja gar nicht. Denke das ist kein Problem.

von oszi40 (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Wenn es bloß darum ginge, die SW auf Verbrauch zu prüfen wäre die 
"Löffelweise" Aufladung eines Cs durchaus eine schöne Testmethode. So 
haben wir füher schon in Physik Kondensatoren aufgeladen.  Heute würde 
ich versuchsweise einen MOSFET nehmen und wohl dosiert Impule zum 
Aufladen schalten. Die kann man wunderbar zählen und die bekannten 
Verluste kompensieren.

Michael S. schrieb:
> locker über 1 A ziehen,

Wenn sie neu ist, glaube ich das bei Lithium-Mn. Such Dir ein fast 
entladenes Exemplar für die Gegenprobe. Interessant für Euch ist ja das 
Ende der Lebensdauer.

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

Hallo,
ich möchte euch mitteilen dass das Gerät inzwischen funktioniert. Es 
kann Spannungen bis 6V erzeugen (wir benutzen 3V) und Ströme von 200nA 
bis 200mA messen, was  über die oben beschriebene Kondensatormethode 
gemittelt wird. Durch einen automatischen Kalibrierlauf ohne Verbraucher 
und an zwei bekannten Präzisionswiderständen werden Leckströme, 
Stromquellentoleranzen, Stromeeinschwing- und -abschaltverhalten 
kompensiert. Die Genauigkeit der Kondensatorkapazität spielt keine 
Rolle.
Es wird momentan eine Genauigkeit von ca. 2% erreicht.

Danke nochmal für Eure Hilfe.

von Alexander Schmidt (esko) (Gast)


Lesenswert?

Hallo Michael,

Michael S. schrieb:
> ich möchte euch mitteilen dass das Gerät inzwischen funktioniert. Es
> kann Spannungen bis 6V erzeugen (wir benutzen 3V) und Ströme von 200nA
> bis 200mA messen

Glückwunsch zur erfolgreichen Realisierung.
Kannst du mal grob skizzieren, wie ihr die Schaltung realisiert habt und 
welche Bauelemente ihr verwendet. Ist es ein Folienkondensator? Wie oft 
wird der Kondensator nachgeladen?

Viele Grüße

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

Den Schaltplan kann ich leider nicht dranhängen weil der in der Firma 
entstanden ist, aber beschreiben kann ich es.

Einstellbare Konstantstromquelle bis 200mA lädt über MOSFET geschaltet 2 
parallel geschaltete 100uF von WIMA auf. Ein PIC misst in kurzen Zyklen 
(AD Wandlungszeit, knapp 20us) die Spannung und schaltet über den MOSFET 
den Strom ein und aus. Vereinfacht gesagt stellt das Verhältnis von 
Einschalt- zu Gesamtzyklen mal eingespeistem Konstantstrom den mittleren 
Strom des Verbrauchers dar. Wie in meiner vorherigen Ausführung erwähnt 
wird noch einiges kalibriert und kompensiert.

Nur über die monumentalen WIMA 600V Kondensatoren bin ich nicht so 
glücklich. Aber ich habe sonst nichts kleineres mit konstantem Leckstrom 
gefunden.  Evtl. reduzieren wir noch auf einen WIMA, was allerdings 
bisher noch nicht ermittelten Einfluss auf die Genauigkeit hätte.

Da wir selbst und einige Kunden das benötigen, werden wir daraus wohl 
ein Laborgerät mit Display und Schnittstelle für automatische Abläufe 
(CAN, plus Ethernet oder USB) machen.

von Michael S. (mikel_x)


Lesenswert?

Also kurz:
Integration der Einschaltzeiten einer Konstantstrom-PWM zur Erhaltung 
eines Spannungs-Sollpegels...
...incl. Selbstkalibrierung zur Fehlerminimierung der Leckströme, etc. 
...?

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Michael S. schrieb:

> Den Schaltplan kann ich leider nicht dranhängen weil der in der Firma
> entstanden ist, aber beschreiben kann ich es.

Schaltpläne sind normalerweise nicht schützenswert. Urheberschutz
gibts nur auf das Bild das Schaltplans. Malst Du diesen Schaltplan
ab, hast Du ja ein anderes Bild. :-)
Gruss
Harald

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

Grob könnte man das so sagen. Ist eigentlich eher ein Zweipunktregler 
als eine PWM.

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

@Harald: Ja deshalb haben wir wohl die Policy, dass mühsam erarbeitete 
Schaltpläne nur nach Freigabe durch die GL veröffentlicht werden dürfen. 
Sonst malt das jemand einfach ab ;)

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Michael S. schrieb:

> @Harald: Ja deshalb haben wir wohl die Policy, dass mühsam erarbeitete
> Schaltpläne nur nach Freigabe durch die GL veröffentlicht werden dürfen.
> Sonst malt das jemand einfach ab ;)

Natürlich kann da jede Firma eigene Bestimmungen haben. Es ist ja so,
das für neue Schaltungen oft gar kein Patentschutz mehr gesucht wird,
weil sonst jeder abmalen könnte. :-)
Allerdings ist Deine Schaltung wohl auch irgendwo abgemalt und hat
keine besondere Erfindungshöhe.
Gruss
Harald

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

Hm. Versteh ich nicht so ganz. Dein Verbraucher wird also nicht mit 
konstanter Spannung wie üblich, sondern mit Konstantstrom und damit sich 
selbst suchender Betriebsspannung betrieben? Weil so beschreibst du es! 
Was soll das für ein Teil sein? Ein Sensor?

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

> so haben wir füher schon in Physik Kondensatoren aufgeladen
...
> Schaltung kann ich leider nicht dranhängen weil...

Modern ist jetzt, daß Löffel durch MOSFET ersetzt wurde
und Messung über PIC erfolgt. Dazu braucht man keine großen Pläne.

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

@Abdul: Nein so beschreibe ich es nicht. Schau mal auf den Titel des 
Threads, es geht um eine Strommessung. Und zwar um Ströme die von 200nA 
bis 200mA schwanken.
Mehr Details siehe oben.

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

@Harald: Natûrlich ist dies keine weltbewegende Erfindung, aber trotzdem 
sind da am Ende locker 2 Wochen Ingenieurleistung im Prototyp drin, was 
unsere Firma sicher 5000 EUR kostet. Abkopieren kostet nur einen 
Bruchteil. Ich verstehe deshalb die Policy unserer Firma.

Das Prinzip habe ich ja allen mitgeteilt, damit alle was davon haben, 
oder?

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

Michael S. schrieb:
> @Abdul: Nein so beschreibe ich es nicht. Schau mal auf den Titel des
> Threads, es geht um eine Strommessung. Und zwar um Ströme die von 200nA
> bis 200mA schwanken.
> Mehr Details siehe oben.

Ich habe das alles gelesen, sonst würde ich nicht fragen (außer der 
Thread hätte mehrere Seiten).

Also diese Konstantstromquelle ist nicht genau und wird deshalb 
nachgemessen? Ist das nun richtig?

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

Ja, der genaue Strom wird im Kalibrierlauf ermittelt. Und zwar durch 
einen Präzisionswiderstand als Verbraucher. Das ist viel einfacher als 
eine einstellbare Stromquelle absolut genau zu machen.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

Erinnert mich irgendwie an einen Zweirampen-ADC. Vielleicht ist es auch 
nicht das Gleiche. Aber danke, also eine Stromquelle, keine 
Konstantstromquelle.

von Frank M. (frank_m35)


Lesenswert?

So wie ich es verstanden habe, wird die Schaltung mit variierender 
Spannung (vermutlich im mV Bereich) betrieben.
Kondensator wird mit konstanten Strom aufgeladen, danach entladen und 
die Spannung gemessen, ab unterschreiten eines Sollwerts wird wieder mit 
konstantem Strom nachgeladen, gewartet bis die Spannung des Kondensators 
wieder gefallen ist, nachgeladen, ...
Die Zeiten zwischen dem Nachladen wird gemessen und darauß der 
Stromverbraucht berechnet.

Alternativer Vorschlag:
Angenommen deine Schaltung hat 3.3V. Dann nimmst du zwei SuperCaps in 
Reihe, macht 2.7V*2= 5.4V. Diese lädts du schön voll auf und kannst 
durch eine Kalibrationsmessung deren Leckstrom in Abhängigkeit der Zeit 
durch Messung der Spannung bestimmen.
Die Spannung regelst du runter auf konstante 3.3V durch einen LDO, von 
dem du aus dem Datenblatt (oder nachmessen) den Eigenstromverbrauch 
kennst.
Nun musst du nur noch die Spannung der Caps am Anfang, Caps-Spannung am 
Ende der Messung und die verstrichene Zeit messen. Dadurch kannst du den 
mittleren Strom bestimmen, subtrahierst davon den Leckstrom der Caps 
sowie den Leckstrom des LDO, fertig.

Das stelle ich mir deutlichst einfacher und zuverlässiger vor als deine 
beschriebene Methode, die doch sehr aufwändig zu sein scheint.

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

@Abdul: Es ist eine einstellbare Konstantstromquelle!

@Frank: Ja das ist schon etwas aufwendig, aber ich muss den Strom über 
einen sehr langen Zeitraum mitteln können. Meine Schaltung könnte locker 
einen ganzen Monat mitteln. Und ich möchte auch nicht jedes Exemplar des 
Messgerätes von Hand kalibrieren.

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Frank M. schrieb:
> Das stelle ich mir deutlichst einfacher und zuverlässiger vor als deine
> beschriebene Methode, die doch sehr aufwändig zu sein scheint.

Wieso aufwändig? Er legt bekannte Meßwiderstände an und zählt die 
Ladeimpulse zur Kalibrierung. Anschließend zählt er die Ladeimulse für 
das unbekannte Gerät. Fraglich scheint mir eher wie er die Alterung der 
Batterie simulieren kann wenn der Innenwiderstand höher wird.

von Frank M. (frank_m35)


Lesenswert?

Michael S. schrieb:
> @Frank: Ja das ist schon etwas aufwendig, aber ich muss den Strom über
> einen sehr langen Zeitraum mitteln können. Meine Schaltung könnte locker
> einen ganzen Monat mitteln. Und ich möchte auch nicht jedes Exemplar des
> Messgerätes von Hand kalibrieren.

Jup, da hast du recht, deine Methode erlaubt dir eine dauerhafte 
Messung.

Aber auch mit so einem Goldcap, wenn der bspw. 50F hat, und du zwei in 
Reihe schaltest, also 25F hast, von 5.4V auf 4V misst und mit einem 
mittlerem Entladestrom von 10mA rechnest (was vermutlich sehr viel sein 
dürfte) so kannst du schon eine Stunde lang messen. Bei 1mA sind's schon 
10h.
Bei deiner Methode musst du ja anscheinend einiges kalibrieren, hier 
würde ein Wert für die Goldcaps und ein Wert aus dem Datenblatt für den 
LDO vermutlich schon reichen um reproduzierbar genaue Ergebnisse zu 
erhalten.

Man könnte auch sagen man misst den mittleren Strom der Schaltung im 
Bereich von 3.1V-3.3V direkt vom Caps ohne LDO (Bei deiner Methode 
schwankt ja auch die Spannung, weiß natürlich nicht ob sie um  200mV 
schwankt oder weniger). Bei 1mA mittlerem Stromverbrauch und 25F wären 
das immer noch eine Betriebsdauer von über einer Stunde, sozusagen eine 
Idiotensichere Messung. Beginn der Zeitmessung bei 3.3V, stopp der 
Zeitmessung bei 3.1V. Leckstrom des Caps (einmal einen Wert für diese 
Baureihe bestimmt) rausgerechnet, fertig.

Hauptsächlich ging es dir ja auch darum sehen zu können ob eine 
Programmänderung eine Verbesserung oder Verschlechterung der 
Betriebsdauer verursacht, somit musst du vermutlich gar nicht genau 
wissen wieviel Strom im Mittel geflossen ist, sondern nur ob's länger 
oder kürzer als vorher läuft, also könnte dir der Leckstrom des Caps 
sogar noch egal sein.

Zwar ist deine Lösung sicherlich sehr flexibel und wenn ihr darauß dann 
auch ein Vertriebsfertiges Produkt macht könnt ihr die investierte Zeit 
vielleicht wieder in Form von Geld rausholen, aber ein bisschen über's 
Ziel seid ihr vermutlich hinausgeschossen :-D

Und falls andere hier mitlesende so etwas messen wöllten, ist die Caps 
Lösung denke ich zu bevorzugen.

von Frank M. (frank_m35)


Lesenswert?

oszi40 schrieb:
> Frank M. schrieb:
>> Das stelle ich mir deutlichst einfacher und zuverlässiger vor als deine
>> beschriebene Methode, die doch sehr aufwändig zu sein scheint.
>
> Wieso aufwändig? Er legt bekannte Meßwiderstände an und zählt die
> Ladeimpulse zur Kalibrierung. Anschließend zählt er die Ladeimulse für
> das unbekannte Gerät. Fraglich scheint mir eher wie er die Alterung der
> Batterie simulieren kann wenn der Innenwiderstand höher wird.

Naja, wenn ich's mit dem Caps messen würde könnte ich das sogar noch von 
Hand messen. Einfach ein Spannungsmessgerät anschließen und die Zeit 
stoppen die gebraucht wird um den Caps 100mV zu entladen, schon bin ich 
fertig und habe ein brauchbares Resultat.

Zudem hat er schon einen Langzeitversuch von einem Jar mit einer 
Batterie durchgeführt. Was er nun nur noch wollte war:
"Was ich suche ist eine schnellere Möglichkeit den theoretisch
ermittelten Stromverbrauch nach Softwareänderungen experimentell zu
bestätigen." (Michael S.)
Also nur ob eine Softwareänderung besser oder schlechter sich auf den 
mittleren Stromverbrauch auswirkt.

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

Frank M. schrieb:
> Einfach ein Spannungsmessgerät anschließen und die Zeit
> stoppen die gebraucht wird um den Caps 100mV zu entladen,

Michael kann genauer sagen: statt 718 Impulsen hat die neue SW heute 566 
Impulse gebraucht. Egal ob es über 5 Minuten läuft oder über Nacht...
Franks Variante braucht dagegen einen Aufpasser.

von Frank M. (frank_m35)


Lesenswert?

oszi40 schrieb:
> Michael kann genauer sagen: statt 718 Impulsen hat die neue SW heute 566
> Impulse gebraucht. Egal ob es über 5 Minuten läuft oder über Nacht...
> Franks Variante braucht dagegen einen Aufpasser.
Und wer zählt bei Michaels Variante die Impulse? Etwa kein Aufpasser ;-)

Keine Frage, Michales Variante ist, von der Zeitlichen Messung 
betrachtet, die flexiblere.
Dennoch kann man jederzeit aus einer Spannungsmessung den mittleren 
Stromverbrauch berechnen, also man muss es nicht von der Spannung 
abhängig machen wann man den Stromverbrauch berechnet, sondern kann auch 
immer mal wieder ziwschendrin Messungen durchführen.
Wählt man einen Caps, so muss man sich davor überlegen wie lange man 
maximal! messen will da der Entladestrom und die Kapazität dies 
beschränken. D.h. man kann nicht einfach mal 1 Woche lang durchmessen.

Dafür hat Michal S. eine Spannungsschwankung drin durch das Auf- und 
Entladen der Kondensatoren, desto stärker desto höher der 
Spitzenverbrauch ist. Das muss er beachten und führt zu einem ständigen 
Fehler in der Messung, wenn ich sein Prinzip nicht falsch verstanden 
habe. Seine gewählten Kondensatoren funktionieren in seinem Fall, aber 
nicht unbedingt bei anderen Geräten die vielleicht mehr kurzzeitig 
Verbrauchen und im schlimmsten Fall dann die Spannung so weit einbricht, 
so dass das Gerät sich resettet.
Die Nachladeschaltung muss sehr flott reagieren können und 
dementsprechend kann die Spannung der Kondensatoren auch nicht mit einer 
sehr hohen Präzission gemessen werden was zu einem weiteren periodisch 
auftretenden Fehler führt.
Zudem ist seine Methode eben recht komplex, besteht aus vielen Teilen 
und Prozessen die wieder versteckte Fehler und nicht vorhersagbare 
Ströme verursachen können.
Alles in allem denke ich, dass es recht aufwendig war zu realisieren und 
viel Arbeit reingesteckt werden musste, bis es zuverlässig 
funktionierte.

Und ob's am Ende genauer als mit den Caps ist, wage ich mal zu 
bezweifeln, da seine Methode einfach viel mehr Möglichkeiten bietet 
einen Fehler einzuschleusen als die Methode mit einem Caps.

von Michael S. (mikel_x)


Lesenswert?

Michael S. schrieb:
> Meine 3V
> Lithiumbatterie muss 10-12 Jahre halten und da kommt es auch auf das
> letzte Quäntchen Energie an, da ich nur max 1 Tag lang messen möchte.

Das dürfte wesentlich mehr zur Unsicherheit beitragen, als die exakte 
Strommessung. Ich habe hier noch einen LCD u/d-Counter (40-poliger CMOS 
+ 2 diskrete CMOS-Nand-Chips als Richtungsdiskriminator) liegen, mit 
einer 3,6V Lithiumbatterie. Vor über 20 Jahren für eine Kleinserie 
entwickelt. Die Anzeige zeigt immer noch klar und deutlich 0000 an. 
Andere dieser übriggeblieben Platinen sind schon seit über 10 Jahren 
batteriemässig tot, obwohl alle im statischen Zustand nur herumlagen und 
die Batttereien aus der selben Lieferung stammen.... Auch zwei 
unbenutzte Li-Batt. aus dieser Charge habe ich vor einigen Jahren schon 
entsorgt, weil sie absolut tot waren.

Die Streuung der Bat.-Kapazität und Lebensdauer dürfte die 
Präzisionsmessung um Grössenordnungen übersteigen. Beim Kunden haben sie 
damals im täglichen Einsatz um die 2-4 Jahre gehalten, was mich selbst 
überraschte.

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

@Frank:
Auch Deine Methode könnte man auf Dauerbetrieb auslegen. Leider ändern 
sich die Kapazitätswerte der SuperCAP mit der Temperatur und auch durch 
Alterung. Ich glaube nicht, dass das präzise genug ist. Bei meiner 
Lösung müssen lediglich die zur automatischen Kalibrierung 
Präzisionswiderstände genau sein, und das ist einfach.

Noch ein paar Infos:

Die Spannung wird auf +-100mV gehalten. +-50mV funktioniert auch, macht 
aber das Nachladeintervall etwas kurz.

Das Batterieverhalten ist ziemlich gut vorhersagbar und nachdem wir da 
ca. 1 Mio im Jahr davon einsetzen haben wir einen besonders guten Draht 
zum Hersteller.
@Michael Sch.: Und in den letzten 20 Jahren sind Batterien auch besser 
geworden.

Es wird 3 Testarten geben, a) Kurzzeit (sagen wir mal 10 Minuten bis 1h) 
mit dem der Softwareentwickler Dinge einfacher optimieren kann. b) 
Stichproben aus der Serie was wohl 1 Tag Messdauer sein wird.  c) Test 
vor Freigabe eines Releases, wo die Messung dann 1 Woche bis 1 Monat 
dauern kann.
Zumindest für b) und c) scheiden alle Methoden mit manuellem Eingriff 
aus.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

10 bis 12 Jahre ist für eine Lithium-Zelle schon ziemlich sportiv. Dem 
Endkunden in der heutigen Zeit einen Totalaustausch des Gerätes zu 
vermitteln, finde ich persönlich auch unpassend. Oder ist die Batterie 
austauschbar? Ich denke hier an die Negativbeispiele dieser 
Wärmemengenzähler.

5 Jahre bei Zimmertemperatur außerhalb direkter Sonneneinstrahlung und 
eine (über die Zeit nutzbare) Restkapazität von 50% des Anfangswertes 
ist ein guter Designeinstieg für CR2032 und Co.

von Gerd E. (robberknight)


Lesenswert?

Michael S1. schrieb:
> Es wird momentan eine Genauigkeit von ca. 2% erreicht.

Wie hast Du das gemessen?

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

Durch wiederholte Messung von zwei verschiedenen bekannten Verbrauchern 
haben sich knapp 1,x% ergeben. Das habe ich dann auf 2% aufgerundet.

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

@Abdul:
Mit der von uns eingesetzten Batterie schaffen wir die 12 Jahre. Wir 
haben hunderte Batterien mit verschiedenen Szenarios getestet,
Und das haben auch Zwischentests von Kundengeräten nach 2 Jahren 
gezeigt.

Welches elektronische Gerät läuft heute länger als 12 Jahre?
Ein Refurbish wäre übrigens möglich, wenn die Kunden dann nicht doch 
lieber was neues haben wollen.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


Lesenswert?

Ist es eine stinknormale Batterie oder extra für euch? Habt ihr die 12 
Jahre real getestet oder extrapoliert? Rein informativ, denn an einer 
'Diskussion' habe ich kein Interesse. Wie hast du nach 2 Jahren die 
Restkapazität ermittelt?

Ein Gerät mittels Lithiumzelle versorgt und möglichst mehr als 10 Jahre 
Laufzeit. Hm. Momentan fällt mir nur der Thermostat ein. An einem 
Autoschlüssel oder Taschenrechner ist das ja kein Argument, da diese 
meist ein Batteriefach haben.

von Michael S. (msb)


Lesenswert?

Nein, 12 Jahre kommt von Hochrechnungen und garantierten Mindestspecs.

Die Batterie ist kundenspezifisch modifiziert. Ich kenne aber keine 
Details.

Die Restkapazität kann man nur durch entladen ermitteln.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.