Angeregt durch einige Beiträge über die Kapazität von Keramikkondensatoren in Abhängigkeit von der angelegten Spannung, habe ich heute verschiedene Kondensatoren vermessen. Die Ergebnisse fand ich sehr interessant. Deshalb wollte ich sie euch nicht vorenthalten. Die blaue Kurve zeigt die angelegte Spannung und die rote Kurve die berechnete Kapazität. (Der Kondensator wird mit konstantem Strom geladen. Die Kapazität wird mit der Formal C = I / (dU/dt) berechnet.)
Hi, die Messungen sind (m.E.) nicht aussagekräftig, da hier "Äpfel mit Birnen" verglichen werden. Warum schaut man sich einen 63V C im Bereich 0-16V an? dC/C hätte ich als (zusätzliche) Skalengröße für gut befunden. Des weiteren fehlt der Testaufbau und teilweise das Material. Gruß Christian
Das soll kein wissenschaftlicher Fachartikel sein. Ich habe die Kondensatoren genommen, die ich grad zur Verfügung hatte. Das ist auch der Grund warum ich z.B. bei dem Scheibenkondensator nicht weiß, aus welcher Keramik der ist. Was meinst du mit fehlendem Testaufbau? Ich hab geschrieben der Kondensator wird mit einem konstantem Strom geladen. Da gibt es nicht viele sinnvolle Anschlußmöglichkeiten bei einer Stromquelle und einem Kondensator mit jeweils zwei Beinchen. Es ist klar, das man bei den wenigen Kondensatoren und der Auswahl quantitativ kaum sinnvolle Aussagen machen kann. Aber ich denk qualitativ ist ersichtlich, wie sich die unterschiedlichen Kondensatortypen verhalten und das man das unbedingt beim Einsatz in Schaltungen beachten sollte. Wie ich gelesen habe, besagt ja "X5R" noch lange nicht, das es die gleiche Keramik ist. Der Kondensator kann sich deshalb auch anders verhalten. Ich bin im Moment auf der Suche nach dem "besten" bezahlbaren 10uF Kerko in der Bauform 1206. Deshalb hab ich mit den Messungen angefangen. Ich will mir in Kürze eine Auswahl von solchen Kerkos bestellen und die alle durchtesten.
Im Grunde steht dies ales in den Datenblättern der Hersteller, allerdings muß man meist schon ein wenig suchen. Gerade bei den hochkompakten SMD-Kondensatoren ist praktisch nur NP0 weitgehend unbedenklich, schon X7R hat eine deutliche Änderung bei Nennspannung und Z5U ist teilweise nur 10% der Nennkapazität bei Nennspannung. Messung: Ein Resonanzkreis und ein Spektrumanalysator mit Trackinggenerator, 2 Kondensatoren antiparallel und die Spannung in der Mitte der beiden eingespeist, geht sehr präzise!
Auf jeden Fall interessant. Bei den Kerko-Messungen zeigt sich das erwartete Verhalten. Vermesse doch mal einen C0G-Kerko (identisch NP0).
@Jochen Mein Fehler war, das ich früher bei den Kerkos mit Angaben wie +/-10% davon ausgegangen bin, das das für den ganzen angegebenen Spannungsbereich gilt. Ich bin gar nicht erst auf die Idee gekommen nach solchen Angaben im Datenblatt zu suchen. Erst nach dem ich etwas darüber im Internet gelesen hatte. Da steht leider kein Sternchen dabei mit "bitte lesen sie das Kleingedruckte". Eigentlich wollte ich ja auf einer Platine alle 10uF Tantal Kondensatoren durch 10uF Kerkos ersetzen. Bei 2.5V kein Problem, bei 15V siehts ja gar nicht so gut aus.
Die Sache ist halb so schlimm, wenn man nur eine konstante Versorgung filtern möchte, man muß dann nur mehr Kapazität einplanen. Benutzt man so ein Teil in einer Schaltung, beispielsweise mit Audiosignalen mit einiger Spannung, dann hat man ein stark nichtlineares Verhalten ähnlich eines Mischers mit Varicap. Es gibt nicht wenige Audiobastler, denen das sehr komisch vorkommt, die aber die Ursache kaum ahnen. Ein Kondensator hat die und die Kapazität - steht doch eh' außen drauf. Es gibt noch mehr Schmutzeffekte bei Kondensatoren, wie Aufladung der Folien bei den sonst sehr hochwertigen Folien-Cs, das steht dann nicht einmal mehr im Datenblatt, das lernt man meist nur durch Probieren oder Messen mit hochwertigem Equipment.
Hallo, interessante Messungen. Allerdings befürchte ich, dass die benutzte Methode sehr anfällig für Leckströme ist. Besser wäre eine Kleinsignalmessung mit DC offset. Das Verhalten einiger Kondensatoren erscheint schon sehr merkwürdig. Bei den meisten dielektrischen Materialien nimmt die Polarization mit steigendem Feld ab - man würde sinkende Kapazität bei hoher Spannung erwarten.
Ja stimmt, an den Leckstrom hab ich nicht gedacht. Das würde auf jeden Fall den großen Kapazitätsanstieg bei dem Elko erklären und auch den Anstieg bei dem Tantalkondensator.
@T.B. Welchen Grund gibt es, deiner Meinung nach, die Tantals durch Keramik zu ersetzen? (Außer einem ethnischen) Temperatur? In vielen Datenblättern, wo eine Wahl zwischen Elektrolyt, Tantal und Keramik "gelassen wird", kommt man bei Verwendung von Tantal mit teilweise um den Faktor Zehn kleineren Kapazitäten aus. Bezieht sich auf Siebung und/oder die Verwendung in Schaltwandlern. Gruss Christian
> Der Kondensator wird mit konstantem Strom geladen. > Die Kapazität wird mit der Formal C = I / (dU/dt) berechnet Falscher Ansatz. Du ignorierst auf diese Art die dielektrische Absorption und den Leckstrom. Du musst schon die Kapazität messen per kleienr überlageter Wechselspannug auf der ansonsten als Vorspannung verwendeten Gleichspannung.
Der Knalleffekt der Tantals ist ein weiterer Grund. Durch zu hohes dI/dt haben sich bei mir schon einige Tantals mit Feuer und Gestank verabschiedet. Die maximal zulässige Spannung muss dabei nicht überschritten werden. Ist das eine Spezialität von Tantals, oder gibt es das auch bei Keramik? Wie sieht es bei den Ersatzstoffen wie Niob aus?
T. B. schrieb: > Angeregt durch einige Beiträge über die Kapazität von > Keramikkondensatoren in Abhängigkeit von der angelegten Spannung, habe > ich heute verschiedene Kondensatoren vermessen. Die Ergebnisse fand ich > sehr interessant. Interessant wäre es natürlich auch, in wie weit diese Kurven reproduzierbar sind. Also ob man diesen Effekt ähnlich wie bei Kapazitätsdioden für spezielle Schaltungen, z.B. Wienbrücken- generatoren nutzen kann. Gruss Harald
MaWin schrieb: >> Der Kondensator wird mit konstantem Strom geladen. >> Die Kapazität wird mit der Formal C = I / (dU/dt) berechnet > > Falscher Ansatz. > Du ignorierst auf diese Art die dielektrische Absorption > und den Leckstrom. > > Du musst schon die Kapazität messen per kleienr überlageter > Wechselspannug auf der ansonsten als Vorspannung verwendeten > Gleichspannung. Also grundsätzlich falsch ist der Ansatz nicht. Es gibt durchaus die Möglichkeit, den Leckstrom bei dieser statischen C-V Messung zu korrigieren. Dieses ist z.B. im Agilent 4156C implementiert. Ohne die korrektur ist die Messung allerdings nicht zu gebrauchen.
ChristianW. schrieb: > Welchen Grund gibt es, deiner Meinung nach, die Tantals durch Keramik zu > ersetzen? (Außer einem ethnischen) Meinst du vielleicht ethisch? Zur Ethnie von Tantals fällt mir im Moment nichts ein. Ich verwende Tantals an Versorgungsspannungen nicht mehr, höchstens mit extrem überdimensionierter Nennspannung. Die Ausfälle waren nicht dramatisch, aber statistisch signifikant. Gruss Reinhard
Nur zur Info, weil ich das Thema auch grade noch mal bearbeite. Hier eine gute Erklärung zum Kapazitätsverlust bei DC-Bias: http://www.murata.com/support/faqs/products/capacitor/mlcc/char/0005
Ich finde den Test sehr interessant, auch wenn ich die Spannungsanfälligkeit von hochkapazitiven KerKos bereits aus der Literatur kannte. Aber die Kurve vom Tantal iat ebenfalls krass! Auch wenn ich keine Tantals verwende, aber gesetzt den Fall, man will 5V in einer Logikschaltung puffern, nimmt mehr als einen 6,3V der Ausfallsicherheit wegen und hat vielleicht gerade 25V da, dann greift man voll ins Klo, weil der gerade da sein Minimum hat. KerKos kaufe ich immer mit der höchsten verfügbaren Spannung in der entsprechenden Bauform. Z.B. Bauform 1210 100µF gab es in 6,3 und 10V. So bleibe ich aber mit höherer Wahrscheinlichkeit noch in einem Bereich, wo der Kapazitätsschwund noch nicht so hoch ist. Was auch noch der Fall ist, das alte große ScheibenKerKos, die noch nicht Mehrschicht waren, sich wie Pizoscheiben verhalten können. In einem Phasenanschnittdimmer hat mal ein KerKo gefiept! :-)
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