Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ist ein Balancer für ein Li-ION Akkupack mit 2 Zellen wirklich nötig?


von H. G. (ledi)


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Hallo,

ich möchte meine Gartenleuchte mit einem 2-Zellen Li-ION oder LiFePO4 
Akkupack umbauen. Die Zellen werden seriell verbunden.
Geladen werden die Zellen mit einem externen Ladegerät.

Ist es bei zwei Zellen wirklich schon empfehlenswert diese mit einem 
Balancer zu versehen?

von Jens (Gast)


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Ja ist es. Aber du kannst das ganz eifach machen. Schalte eine OP 
zwischen die beiden Zellen und versorgen den mit der Gesamtspannung. 
Dann beschaltest du den OP so, dass er in der Mitte der Zellen die halbe 
Spannung bereit stellt. So ist dann immer sicher gestellt, dass die 
beiden Zellen die gleiche Spannung haben. So eine Schaltung war mal in 
der Elektor. Findest du hier:
http://www.elektor.de/jahrgang/2010/mai/auto-balancer.1322193.lynkx
Dann musst du nur noch mit dem Ladegerät aufpassen, dass du nicht über 
die maximale Spannung kommst. Ich würde dir dann LiFePo4 Akkus 
empfehlen. Die sind recht gutmütig und die explodieren nicht einfach so.

Gruß, Jens

von Wusel D. (stefanfrings_de)


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Muss man dabei nicht den Strom begrenzen?

von Εrnst B. (ernst)


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Stefan Frings schrieb:
> Muss man dabei nicht den Strom begrenzen?

Beim so aufgebauten Balancer? Nein.

Die "üblichen" 10-Cent-OpAmps (LM358 z.B.) sind kurzschlussfest und 
liefern nur wenige 10 mA. Genug um kleine Kapazitätsunterschiede 
auszugleichen, zu wenig um dem Akku zu schaden.

von Stimmy (Gast)


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Als OpAmp würde ich einen TLC271 empfehlen: Der braucht entsprechend 
beschaltet (Low-Bias-Mode; siehe Datenblatt) nur ca. 10µA Strom; und 
weil er sehr hochohmige Eingänge hat kann auch der Spannungsteiler sehr 
hochohmig sein (z.B. aus 2 10 MOhm Widerständen).
Recht günstig ist dieser OP auch.

von MaWin (Gast)


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> Die "üblichen" 10-Cent-OpAmps (LM358 z.B.) sind kurzschlussfest und
> liefern nur wenige 10 mA.

Die "üblen" 10-cent-OpAmps wie LM358 brauchen so viel Strom für sich 
selber, daß der teure LiIon Akku in kurzer Zeit nicht nur leer, sondern 
tiefentladen und damit kaputt ist.

Man sollte schon einen Microleistungs-OpAmp wie OP90 oder ICL7611 
(Pollin) nehmen.

von rio71 (Gast)


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noch viel einfacher... TLE2426

von MaWin (Gast)


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150uA wären mir zu viel, 6uA (+6uA für 680k+680k Spannungsteiler) sind 
besser.

von amateur (Gast)


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Allzu tief habe ich mich ehrlich gesagt noch nicht in die Problematik 
der Li-Ionen Akkus eingearbeitet, aber bei der obigen Diskussion drängt 
sich mir folgende Frage auf: Sind Li-Ionen Akkus wirklich so genau?

Ich beziehe mich hierbei auf die Spannung, in welchem Ladezustand auch 
immer.

Ein Spannungsteiler als Referenz bedeutet doch, dass ich dies als 
gegeben annehme.

Auf der anderen Seite ist mir bekannt, dass gerade die letzten Prozente, 
an Ladespannung (oder Strom) sehr viel ausmachen können.
Ein Balancer soll doch gerade diese herauskitzeln.

von Εrnst B. (ernst)


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MaWin schrieb:
> Die "üblen" 10-cent-OpAmps wie LM358 brauchen so viel Strom für sich
> selber, daß der teure LiIon Akku in kurzer Zeit nicht nur leer, sondern
> tiefentladen und damit kaputt ist.
>
> Man sollte schon einen Microleistungs-OpAmp wie OP90 oder ICL7611
> (Pollin) nehmen.

100% ACK, wenn der Balancer dauerhaft an der Zelle bleiben soll.

Wenn's als "Teil des Ladegerätes" gedacht ist, ist der Eigenverbrauch 
des Balancers natürlich recht egal.

amateur schrieb:
> Ein Spannungsteiler als Referenz bedeutet doch, dass ich dies als
> gegeben annehme.
>
> Auf der anderen Seite ist mir bekannt, dass gerade die letzten Prozente,
> an Ladespannung (oder Strom) sehr viel ausmachen können.

Klar, der Spannungsteiler muss präzise sein. Wenn die Zellen-Spannung um 
ganze Prozente voneinander abweicht: Widerstände besser selektieren oder 
notfalls niederohmigen Trimmer dazwischen.

Und nein: ganz so furchtbar präzise sind Li-Ion Akkus nicht. Wegen "ein 
bischen" Überladung gehen die auch nicht sofort in Flammen auf. Deswegen 
schalten "viele"/"manche"/"einige" Schutzbeschaltungen erst bei 4.225V, 
4.275V, 4.3V ... ab.

Trotzdem: Für optimale Sicherheit & Lebensdauer einfach an das halten, 
was der Zellenhersteller in sein Datenblatt geschrieben hat.

von Thomas W. (wagneth)


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Technisch zwingt mich doch keiner einen kleinen Sicherheitsabstand zur 
sicheren Ladeschlussspannung einzuhalten ?

Man würde zwar nicht die volle Kapazität nutzen, bekähme aber doch eine 
höhere Lebensdauer.
Zwischen 20 und 80% degenerieren die LiPos doch am wenigsten ?

von Harald W. (wilhelms)


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Thomas W. schrieb:

> Technisch zwingt mich doch keiner einen kleinen Sicherheitsabstand zur
> sicheren Ladeschlussspannung einzuhalten ?
>
> Man würde zwar nicht die volle Kapazität nutzen, bekähme aber doch eine
> höhere Lebensdauer.
> Zwischen 20 und 80% degenerieren die LiPos doch am wenigsten ?

Ich habe als Richtwert mal gelesen, das 0,1V etwa 15% Kapazitäts-
unterschied bringen. Und ab ca 4,3V gibts wohl einen deutlichen Verlust
an Lebensdauer. Was natürlich ganz im Sinne der Hersteller ist. :-)
Gruss
Harald

von Εrnst B. (ernst)


Angehängte Dateien:

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Thomas W. schrieb:
> Man würde zwar nicht die volle Kapazität nutzen, bekähme aber doch eine
> höhere Lebensdauer.

Du kannst auch die Spannung etwas überschreiten, für mehr Kapazität und 
weniger Lebensdauer.

Im Anhang dazu ein Schnipsel von 
http://batteryuniversity.com/learn/article/how_to_prolong_lithium_based_batteries

Nokia hat früher z.B. seine Handy-Akku-Lader auf 4.15V getrimmt, die 
Akkus haben auch ewig gehalten, auch bei Täglichen Zyklen.

von MaWin (Gast)


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> Nokia hat früher z.B. seine Handy-Akku-Lader auf 4.15V getrimmt, die
> Akkus haben auch ewig gehalten, auch bei Täglichen Zyklen.

Und warum hab ich dann für alle Leute mit Nokia-Handys neue Akkus 
bestellen müssen ?

Du verbreitest doch Humbug.

Ganz allgemein ist die Ladeschlussspannung von Lithiumakkus in den 
letzten Jahren gestiegen, von 4.2 auf 4.3V (mit Notabschaltungen der 
protection  Chips bei 4.25 und 4.35V), weil die Hersteller den Prozess 
besser im Griff haben und die Akkus besser einschätzen können.

Die Lebensdauer ist trotz gestiegener Spannung laut Datenblatt gleich 
geblieben oder hat sich sogar erhöht.

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