Hallo, derzeit ist die gängige Praxis ja das man alte Satelliten mit dem letzten Rest Treibstoff in eine Friedhoffsumlaufbahn schiesst, oder diese in der Atmosphäre verglühen lässt. Ist das sinnvoll? Die Satelliten bestehen doch durchweg aus vergleichsweise kostbaren Materiel, das unter enormen Energieaufwand in den Orbit gebracht wurde. Wäre es vielleicht nicht sinnvoller diese an der IIS anzukoppeln und sei es nur als zusätzlicher Schutz gegen Strahlung und Weltraumschrott? Langfristig könnten diese sicher auch als Quelle für Material oder im Notfall als Ersatzteillager dienen. Das im Orbit Recycling ist derzeit sicher noch utopie, aber langfristig bestimmt machbar. Gruß, Sascha
>vergleichsweise kostbaren Materiel,
du kannst auch 5kg 1000€ Scheine an die ISS liefern
dass ist auch vergleichsweise kostbar
(nur helfen wird es ihnen nix...)
Du bräuchtest halt eine Menge des kostbaren Satellitentreibstoffes (der ja am Ende der Lebensdauer fast alle ist) um den Sat auf eine ISS kompatible Umlaufbahn zu bringen. Das erfordert neben dem Treibstoff auch noch hochpräzises Navigieren von Sat und ISS. Das lohnt sich nicht und es besteht auch noch Kollisionsgefahr. Und wie soll dann der Sat eingefangen werden? Hubble kreist sehr niedrig und war für den Onboard Service vorbereitet mit Halterungen für den Canada-Arm, aber die ganzen kommerziellen Telekom- und Wettersatelliten haben das nicht.
Geostationäre Satelliten wie z.B. Telekommunikations- und Fernsehsatelliten sind von der ISS sehr, sehr weit entfernt (Höhe über Erdoberfläche im einen Fall etwa 30000 km, im anderen 400 km).
Sascha Fleiss schrieb: > Wäre es vielleicht nicht sinnvoller diese an der IIS anzukoppeln und sei > es nur als zusätzlicher Schutz gegen Strahlung und Weltraumschrott? Abgesehen vom extrem begrenzten Nutzen befinden sich grad jene Satelliten, die sich am Ende in Friedhofsbahnen verdrücken, auf der geostationären Umlaufbahn in 35000km Höhe, die ISS jedoch in grad mal 400km Höhe. Unpraktisch.
> bestehen doch durchweg aus vergleichsweise kostbaren Materiel,
Eher nicht. Das Zeug ist nur so schweineteuer, weil es Einzelstückweise
und mit einem unheimlichen Test/Qualifikationsaufwand gefertigt wird.
Sowohl technisch als auch von den Rohstoffen her hat das eher den Wert
eines 20 Jahre alten Autos...
Hier ist ein sehr interessanter Podcast dazu: http://raumzeit-podcast.de/2011/01/21/rz007-weltraumschrott/ Zusammengefasst: Man ist sich des Problems bewusst und arbeitet an mehreren Fronten. Erstens die Verbesserung von eben den Friedhofssystemen, kontrollierter Absturz etc. Das war vor 20 Jahren noch nicht üblich das Satelliten Treibstoffvorräte hatten um den Orbit nochmal zu wechseln. Zweiterns arbeitet man an Systemen Satelliten die ansich noch funktionieren, oder solche die Defekt sind, mit einer Art abschleppdienst entweder weiter zu Lageregeln wenn Transponder etc. noch laufen, oder eben bei toten Satelliten diesen zu fangen und seinen Orbit zu ändern (Absturz oder Friedhof). Es sind ja auch Positionen von Satelliten besetzt die nichtmehr gesteuert werden können und eben nur die Position blockieren. Schwierig ist, neben anderen dingen, das andocken an einen alten Satelliten, der dafür ja nich gebaut ist. Man kann den ja nicht einfach anfassen, zumindest nicht praktisch jeden beliebigen Satelliten. Eine mögliche Lösung besteht darin dem Sat quasi in den Hintern zu fassen, denn die Dinger haben praktisch alle einen Apogäumsmotor, also eine Düse, die stabil angebracht ist und im Prinzip immer weitgehend gleich angebracht ist. Halbwegs in der Längsache durch den Schwerpunkt. Naja, mehr hab ich mir nicht gemerkt, wer es genauer will muss selber hören ;o)))) bye uwe
Uwe R. schrieb: > denn die Dinger haben praktisch alle einen Apogäumsmotor Aus Kostengründen ist der Apogäumsmotor oft nur dafür ausgelegt, ein einziges Mal zu feuern, nämlich genau dann, wenn der 36000 km Orbit erreicht ist und der Satellit tangential beschleunigt wird. Danach wird dieser Motor nie wieder benutzt, sondern nur noch die kleinen Korrekturdüsen. Ob der Motor am Ende der Lebensdauer nochmal zündet, selbst wenn er dafür ausgelegt ist, ist eine andere Frage. Dieser Motor ist aber der einzige, der in der Lage wäre, den Orbit signifikant zu ändern, sei es richtig weit weg, oder eben in die Erdatmosphäre. Das sich daran was ändern muss ist klar, aber die Betreiber wollen natürlich den letzten Euro rausquetschen.
Matthias Sch. schrieb: > Ob der Motor am Ende der Lebensdauer nochmal zündet, > selbst wenn er dafür ausgelegt ist, ist eine andere Frage. Naheliegenderweise verwendet man bei solchen Motoren zur Förderung des Treibstoffs Druckgas. Wenn man einen Neustart nach jahrelanger Pause nicht eigens vorgesehen hat, dann wird von dem Gas wohl kaum noch etwas da sein. > ein einziges Mal zu feuern Oder mehrfach innerhalb relativ kurzer Zeit. So ein Triebwerk ist kein schwerer Oschi mit viel Schub, sondern ein schwaches leichtes Triebwerk mit langer Brenndauer. Da kann eine mehrfache Zündung jeweils im Apogäum nötig sein, bis aus der Ellipse ein Kreis wird.
Matthias Sch. schrieb: > der Apogäumsmotor oft nur dafür ausgelegt, ein > einziges Mal zu feuern Es ging auch darum, den Sat an dieser Düse packen zu können, da sie relativ zentral, fest und eventuell baugleich ist. Ich wäre ja für ein großes Netz, um den Schrott einzufangen. ;-)
Timm Thaler schrieb: > Es ging auch darum, den Sat an dieser Düse packen zu können, da sie > relativ zentral, fest und eventuell baugleich ist. > > Ich wäre ja für ein großes Netz, um den Schrott einzufangen. ;-) Ja, aber du musst doch den Sat erstmal in eine Umlaufbahn bekommen, die man einigermassen kostengünstig erreichen kann. Der beliebte 24h Orbit ist verdammt weit draussen im Vergleich zu dem, was ISS, Proton oder Verne erreichen können und deswegen kostet es eine Menge Treibstoff, Hohmannbahn hin oder her, diesen zu ändern. Einer der wenigen Satelliten, die sowas mal geschafft haben, war Artemis, ein Komm-Sat der ESA, der in einem niedrigen Orbit 'gestrandet' war wegen Defektes an der Trägerrakete. Glücklicherweise hatte Artemis als Versuchssatellit ein elektrisches (Ionen-)Triebwerk und konnte in monatelanger Kleinarbeit langsam auf seinem Sollorbit gebracht werden: http://de.wikipedia.org/wiki/Artemis_%28Satellit%29 Die Jungs haben damals sogar einen Preis dafür bekommen. Aber die kommerziellen Sats haben alle einen wohlbemessenen Treibstoffvorrat, der gerade mal die 10-12 Jahre geplante Lebensdauer reicht und dann das 'nach mir die Sintflut' Denken der Betreiber.
Matthias Sch. schrieb: > Timm Thaler schrieb: >> Es ging auch darum, den Sat an dieser Düse packen zu können, da sie >> relativ zentral, fest und eventuell baugleich ist. Genau. Wie die Räder beim Auto, die sind immer unten, aus Gummi und Rund. > Ja, aber du musst doch den Sat erstmal in eine Umlaufbahn bekommen, die > man einigermassen kostengünstig erreichen kann. Der beliebte 24h Orbit > ist verdammt weit draussen im Vergleich zu dem, was ISS, Proton oder Tja, leider. Allerdings kann der "Traktor" den Satelliten vielleicht Lageregeln und dieser seine Transponder dann weiter betreiben. Lebensdauerverlängerung sozusagen. > Aber die kommerziellen Sats haben alle einen wohlbemessenen > Treibstoffvorrat, der gerade mal die 10-12 Jahre geplante Lebensdauer > reicht und dann das 'nach mir die Sintflut' Denken der Betreiber. Zumindest in der Vergangenheit, die sich hier halt noch einige Jahrtausende Auswirken wird. Wenn ein Betreiber eine Position hat und dort nun den 5., 6. oder 7. Satelliten positioniert, von denen nur noch 3 in Betrieb sind, wird er merken das es zweckmässig ist die alten irgendwie zu entsorgen, bzw. die neuen entsorgbar zu machen um bei 7 Stück bleiben zu können. Das spricht sich schnell rum. Dazu gibt es im verlinkten Podcast auch Zahlen. Letztlich ist es wie auf der Erde. Wenn ich mir noch ein Auto kaufe, muss ich irgendwann man damit anfangen eins zu verschrotten. Irgendwann ist jede Garage voll. bye uwe, der aber garkein auto hat ;o))
Uwe R. schrieb: > und dieser seine Transponder dann weiter betreiben. > Lebensdauerverlängerung sozusagen. Wäre der Satellit nach der normal geplanten Lebensdauer noch gut funtionsfähig, würden die Betreiber ihn ja mit mehr Treibstoff ausrüsten, um noch mehr Lebensdauer rauszuquetschen. Aber nach 12 Jahren in dem 'ungesunden' Umfeld des 24h Orbit ist da einfach zu viel kaputt. Die Solarzellen sind von Sonnenwind und kosmischer Strahlung zertrümmert, einige Reservetransponder vermutlich schon in Betrieb, die Lageregelung und sonstiger Pipapo sind einfach unzuverlässig geworden und nicht mehr profitabel zu betreiben. Der Van-Allen Strahlungsgürtel liegt ja leider genau dort mit Maxima in ungünstigen Zeiten und zermanscht die Hightech gerne mal. Insofern ist es schon eine beachtenswerte technische Leistung, die Satelliten so lange am laufen zu halten. http://de.wikipedia.org/wiki/Van-Allen-G%C3%BCrtel In den Zeiten des analogen Sat-TV konnte ich mit meinem Grundig die abfallende Leistung des ersten Astra (1A) gut beobachten. 1990 erreichte er auf dem Instrument eine '7' (Skala von 0-10) und um 1999 war es nur noch eine '5', meine Anlage war dabei unverändert.
Mal angenommen man könnte die Satelliten irgendwie fangen, dann fehlt immer noch der Wertstoffhof, der die Materialien wieder verwertbar macht. Das wird eine größere Einrichtung werden die vermutlich alleine so groß ist wie eine ISS. Das ist mit jetztigen Mitteln garantiert ineffektiv, und ich bin ehrlich gesagt pessimistisch ob sich in den nächsten 50 Jahren etwas daran ändert.
Der Restwert eines Schrott-Satelliten besteht ausschliesslich in seinem Platz. Den er in der Geostationären mitsamt Sicherheitsabstand anderen Satelliten weg nimmt. Eine kostenintensive Materialverwertung ist daher reichlist sinnlos. Ausnahmen wären gescheiterte Raumsonden mit Radionuklidbatterien oder die früher von den Soviets eingesetzten Satelliten mit Kernreaktoren. Aber nicht aufgrund des Restwerts.
A. K. schrieb: > Der Restwert eines Schrott-Satelliten besteht ausschliesslich in seinem > Platz. Den er in der Geostationären mitsamt Sicherheitsabstand anderen > Satelliten weg nimmt. Genau, alle noch nutzbaren Geräte sind Zugabe und können für Apfel+Ei genutzt werden, sofern man den Platz nicht heute braucht sondern kommendes Jahr braucht. Ohne die Platzverwertung wartet man ja Jahrhunderte. bye uwe
Wie sehr mag so ein Satellit strahlen wenn er 12 Jahre ständig der kosmischen Strahlung ausgesetzt war?
Robert L. schrieb: >>vergleichsweise kostbaren Materiel, > > du kannst auch 5kg 1000€ Scheine an die ISS liefern > dass ist auch vergleichsweise kostbar > (nur helfen wird es ihnen nix...) Naja, 1000€-Scheine sind nicht wirklich kostbar, da es offiziell maximal 500€-Scheine gibt ;)
Die Geschwindigkeiten im Orbeit liegen alle um die 8km/s. Zum Einfangen ist die Differenzgeschwindigkeit wichtig, welche zwischen Null und 16km/s sein kann. Ohne Puffer und Knautschzone wuerde ich schon 1m/s (3.6km/h) als genuegend heftigen Aufprall betrachten. Zudem ist der Satellitenguertel im Orbit ein excellenter Schutzschild gegen Aliens.
Uwe R. schrieb: > Genau. Wie die Räder beim Auto, die sind immer unten, aus Gummi und > Rund. Ach komm. Wenn man eine 20 Jahre alte russische Marssonde mit der einem Roboter geklauten Batterie starten kann, und mit der Sonde denn wieder in den Orbit gelangt, wird man wohl so eine blöde Düse packen können.
Timm Thaler schrieb: > Uwe R. schrieb: >> Genau. Wie die Räder beim Auto, die sind immer unten, aus Gummi und >> Rund. > > Ach komm. Wenn man eine 20 Jahre alte russische Marssonde mit der einem > Roboter geklauten Batterie starten kann, und mit der Sonde denn wieder > in den Orbit gelangt, wird man wohl so eine blöde Düse packen können. Ähm, zwar weiss ich jetzt nicht was mit der alten russischen Marssonde gemeint ist, aber natürlich wird man den Satelliten an der Düse packen können, davon rede ich ja. Wie der Aufladeabschlepper das Auto an den Rädern packt. bye uwe
Timm Thaler schrieb: > wird man wohl so eine blöde Düse packen können. Einmal haben die Shuttle Jungs das ja mal gemacht und ihr werdet euch erinnern, was das für ein Aufwand war. Der Canada-Arm hat die Tonne nicht packen können und schlisslich haben sich 3 Austronauten im Kreis aufgestellt und das Dings am Rand zu fassen gekriegt. Der Satellit war zwar nagelneu, aber selbst dafür war der Aufwand unverhältnismässig hoch und wohl mehr als Machbarkeitsstudie gedacht. Zu allem Überfluss waren die Pläne des Satelliten ja anders als der Satellit. Und die Bodenstation hat gezittert, das keiner der Jungs sich verletzt, vor dem Einsatz gabs ein langes hin und her.
@ Uwe: Bei der alten Marssonde und dem Roboter gehts um den Film Red Planet.
Matthias Sch. schrieb: > schlisslich haben sich 3 Austronauten im Kreis > aufgestellt Die haben sich aufgestellt? Worauf denn? ;-) Das ist wie im Spiegel-Artikel gestern zum letzten ISS-Transfer: Die Fahrt dauert 6 Stunden statt 3 Tage, der Nachteil sei, dass die Kosmonauten* nicht zwischendurch aufstehen und sich die Füße vertreten können. *) Wenn sie mit einer russischen Sojus fliegen, müssten es ja Kosmonauten sein. Wenn es aber Amerikaner sind, wären es vielleicht doch eher Astronauten? Also waren dass dann zwei Kosmonauten und ein Astronaut? Ich bin verwirrt...
Timm Thaler schrieb: > Die haben sich aufgestellt? Worauf denn? ;-) Hier ist ein bisschen Video von STS-51A, die Nummer mit dem Einfangen: http://www.youtube.com/watch?v=jDGOti82TIM http://www.youtube.com/watch?v=HTy0dQidPGM
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