Forum: Platinen Chemisch verzinnen aber wie macht man es richtig?


von Holger P. (Gast)


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Hallo,

Ich wollte meine Platinen mal chemisch verzinnen. So schaue ich mir auf 
YouTube diesen Film an http://www.youtube.com/watch?v=MGbxrRmP-Zs

Mein Vater brachte mir über die Firma das Zeug mit. Also ran ans Werk. 
Doch wurde die Platine lange nicht so glänzend wie in dem Film.

Leider habe ich keine Platine da die ich hier zeigen könnte. Wollte aber 
über das Wochenende wieder welche machen und frage deswegen was man da 
falsch machen kann.

Bei mir ist Zinn drauf halt nur total matt und nicht glänzend.
Das einzige was ich denke ist die Temperatur. Ich stelle die Flasche 
zwar in ein Wasserbad mit 45 Crad aber die Flüssigkeit wird natürlich 
nicht so warm.

Könnte es daran liegen?

von herbert (Gast)


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Kommt darauf an von welchem Hersteller das ist. Es gibt günstiges von 
Octamex zum selber ansetzen aus verschiedenen Chemiekalien. Das ist aber 
so stumpf und eher matt.Meiner Meinung nach ist das Seno Glanzzinn das 
beste, kostet aber etwas mehr.Qualität hat halt seinen Preis.Das Bad 
wird nach Vorschrift angesetzt.Ich würde die Menge halbieren und dafür 
zweimal ansetzten um die Haltbarkeit zu strecken.Die zu verzinnende 
Platine wir mit dem Seno Block eine Art Radiergummi für Leiterplatten 
gesäubert,kurz mit Wasser abgespült um den Schleifstaub zu entfernen und 
noch nass im Zinnbad vesenkt.Nach fünf bis sechs Minuten wird die 
Platine zuerst mit etwa einem Liter heißem Wasser gespült und dann noch 
in handwarmen ein paar Minuten.Danach sollte eine helle saubere und 
glänzende Zinnschicht drauf sein.Sehr sauber wird es mit Zahnpasta und 
leichten Druck von einem Schwämmchen.Immer nur in eine Richtung 
wischen.Aber nicht zuviel sonst kommt das Kupfer wieder zum vorschein.

von Jo Kurt (Gast)


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Ich verzinne meine Platinen mit einer selbst angemischten Lösung*, da 
wird's aber auch mal glänzend und mal matt. Vermutlich ist da 
hauptsächlich die Kupferoberfläche die Ursache.

Wenn sich die Verzinnung gut löten lässt, sollte es eigentlich egal 
sein, ob matt oder glänzend.

*Rezept:

500 ml destilliertes Wasser
50g Schwefelsäure 35% zugeben

!Vorsicht! - Schutzbrille, Handschuhe!
Immer die Säure in viel Wasser, nie umgekehrt,
Schwefelsäure wird beim Verdünnen heiß!

5g Zinn(II)chlorid-Dihydrat in der verdünnten Schwefelsäure auflösen
50g Thioharnstoff zugeben

mit destilliertem Wasser auf 1 Liter auffüllen

von Holger P. (Gast)


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herbert schrieb:
> Kommt darauf an von welchem Hersteller das ist.

Ich benutze das wie im Video gezeigte Bungard Sur Tin. Gereinigt habe 
ich die Platine nur mit Aceton aber ich denke sehr gründlich.

von Holger P. (Gast)


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Jo Kurt schrieb:
> Ich verzinne meine Platinen mit einer selbst angemischten Lösung

Woher beziehst Du die ganzen Chemikalien?

von Jo Kurt (Gast)


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>Woher beziehst Du die ganzen Chemikalien?

Neuber's Enkel in Wien

http://www.neubers-enkel.at/de/produkte/chemikalien/

Als glücklicher Ösi hat man weniger Probleme beim Chemikalienkauf als 
der Rest der deutschsprachigen Welt. Allerdings weiß ich nicht, ob die 
auch verschicken, als Wiener hole ich mir die Chemikalien immer 
persönlich im Laden ab.

von Holger P. (Gast)


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Jo Kurt schrieb:
> Neuber's Enkel in Wien

Und wie teuer sind die 1,5 Liter im Endeffekt, bei euch.

von herbert (Gast)


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Holger P. schrieb:
> Ich benutze das wie im Video gezeigte Bungard Sur Tin. Gereinigt habe
> ich die Platine nur mit Aceton aber ich denke sehr gründlich.

Ja , das sollte nicht schlecht sein außer es ist überaltert oder schon 
verbraucht. Hast das ja geschenkt bekommen. War das schon angesetzt und 
wenn ja wie lange schon ? Schon benutzte Lösung kann auch verbraucht 
sein was auch schlechte matte Ergebnise ergibt. Versuch mal ob es mit 
Zahnpaste schöner wird, aber bei einer schlechten Lösung bringt das 
nicht so viel....

von Jo Kurt (Gast)


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>Und wie teuer sind die 1,5 Liter im Endeffekt, bei euch.

Kann ich dir jetzt aus dem Stegreif gar nicht sagen. Ich kaufe immer 
"größere" Mengen Chemikalien auf Vorrat ein, der letzte 
Zinnchlorid-Einkauf ist schon einige Zeit her.

Eine Abfüllung von z.B. 5 Gramm Zinnchlorid wäre sehr unwirtschaftlich, 
weil ja immer auch Verpackung und Abfüllpauschale bezahlt werden muss. 
Mindestmenge ist normalerweise 10 Gramm von irgendwas, die füllen alle 
Chemikalien selber aus großen Gebinden ab. Ich habe z.B. das Zinnchlorid 
immer zu 100 Gramm gekauft, andere Chemikalien entsprechend mehr.

Ruf' halt einfach bei Neuber's Enkel an, die geben dir sicher auch 
telefonisch Auskunft über Preis und Versandmöglichkeiten.

von Holger P. (Gast)


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herbert schrieb:
> War das schon angesetzt und
>
> wenn ja wie lange schon ?

Nee es war noch verpackt aber wie alt kann ich Dir nicht sagen.
Ich habe nun alles angesetzt in zwei verschiedenen Flaschen eine kleine 
die ich gerade benutze und sollte die fertig sein wollte ich wieder 
etwas umfüllen. Gelagert wird es bei Zimmertemperatur.

von Holger P. (Gast)


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@ Jo Kurt Danke für Deine Informationen.

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

Jo Kurt schrieb:
> *Rezept:
> 500 ml destilliertes Wasser
> 50g Schwefelsäure 35% zugeben
>
> !Vorsicht! - Schutzbrille, Handschuhe!
> Immer die Säure in viel Wasser, nie umgekehrt,
> Schwefelsäure wird beim Verdünnen heiß!
>
> 5g Zinn(II)chlorid-Dihydrat in der verdünnten Schwefelsäure auflösen
> 50g Thioharnstoff zugeben
>
> mit destilliertem Wasser auf 1 Liter auffüllen

Dies entspricht wohl weitestgehend dem Bungard SUR-TIN... Ob jetzt aufs 
Gramm genau müsste ich selbst nachsehen, aber die Grundsubstanzen und 
ungefähre Mengen sehen schon recht passend aus.

Holger P. schrieb:
> Ich habe nun alles angesetzt in zwei verschiedenen Flaschen eine kleine
> die ich gerade benutze und sollte die fertig sein wollte ich wieder
> etwas umfüllen. Gelagert wird es bei Zimmertemperatur.

Das ist gut! Mit dieser Verfahrensweise holt man wohl am meisten 
Lagerzeit heraus. Meine Erfahrung ist das "benutzte" VErzinnungslösung 
innerhalb weniger Wochen verdirbt, wohl aufgrund der eingebrachten 
Fremdkörper - "unbenutzte" aber angesetzte Lösung kann man bei dunkler 
und MÄßIG WARMER *(um die 20C, also Zimmertemperatur) Lagerung -nach 
meinen erfahrungen- noch nach weit über einem Jahr Verwenden. Auch wenn 
mein Jetziger 18 Monate alter Ansatz schon sehr stinkt und einiges an 
weißem Schleim Ausgefallen ist, so funktioniert er noch hervorragend- 
vermute aber die Ergibigkeit pro ml ist daeutlich geringer als bei 
frischer Brühe neu.

Kombiniert man das mit kleiner Ansatzmenge (bei KAuf einer SUR-TIN 
Packung z.B. durch dreiteilung der Chemie) kommt man als Hobbyist sehr 
lange mit wenig Kapitalansatz aus.
Die Grundchemikalien lassen sich natürlich sehr viel länger als der 
fertige Ansatz ohne merklichen Qualitätsverlust lagern. Für diesen 
Einsatzzweck spielen eine Handvoll Jahre keine echte Rolle.

Aber zu der Eigendlichen Frage:
Das Sur TIN braucht bei der Anwendung NICHT erhitzt werden!!! 
Zimmertemperatur (ab 20C) reicht völlig aus! Lediglich beim Ansetzen 
sollte das dest. Wasser auf ca. 50C Vorgewärmt werden.

Nach dem Bad sind die Platinen aber immer etwas Stumpf. Erst durch die 
Nachbehandlung werden die Platinen glänzend! In der Bedienungsanleitung 
steht dazu auch das die Platinen nach dem Bad erst unter heißem Wasser 
gründlich abgespült werden sollen und danach ist kräftiges Abreiben mit 
Papiertüchern nötig.

Zitat SUR-Tin Anleitung
> Nach der Verzinnung wird die Platine nochmals unter kräftigem, heißem
> Wasserstrahl gründlich gespült und dann mit saugfähigem Papier kräftig
> abgerieben.

Gruß
Carsten

* P.S.: Wegen der LAgerung liest man hier verschiedene Meinungen -einige 
schreiben kühl, andere warm-, für das Sur-TIN bzw. der entsprechenden 
selbstangesetzten Lösung gilt aber definitiv das dieses WARM (und 
Dunkel) gelagert werden muss und KEINESFALLS kühl:
Dies steht auch so im BungardPapier
> Aufbewahrung
> Die gebrauchsfertige Lösung ist wiederverwendbar und mehrere Monate
> haltbar. Sie soll in einem deutlich gekennzeichneten, verschlossenen
> Gefäß bei mind. 20 °C und im Dunkeln aufbewahrt werden.

von Marian E. (lamem_g)


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Carsten Sch. schrieb:
> * P.S.: Wegen der LAgerung liest man hier verschiedene Meinungen -einige
> schreiben kühl, andere warm-, für das Sur-TIN bzw. der entsprechenden
> selbstangesetzten Lösung gilt aber definitiv das dieses WARM (und
> Dunkel) gelagert werden muss und KEINESFALLS kühl:
> Dies steht auch so im BungardPapier
>> Aufbewahrung
>> Die gebrauchsfertige Lösung ist wiederverwendbar und mehrere Monate
>> haltbar. Sie soll in einem deutlich gekennzeichneten, verschlossenen
>> Gefäß bei mind. 20 °C und im Dunkeln aufbewahrt werden.

In der Lösung bilden sich bei zu kühler Lagerung Kristalle. Das ist aber 
nicht weiter schlimm, weil man durch Erwärmen des Ganzen auf ca. 35°C 
die Kristalle wieder gelöst bekommt.

Marian

von herbert (Gast)


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Seno Glanzzinn ist das beste aber auch das teuerste was ich je benutzt 
habe. Da glänzt das wirklich ohne Nachbearbeitung.Die müssen da noch 
einen Trick mit dabei haben... Im übrigen gilt wie schon gesagt,nicht 
angesetzte Chemie hält unbegrenzt. Ich habe die von Octamex mit meiner 
Digiwaage gedrittelt. Günstig im Preis ,erreicht aber das aussehen von 
Seno nicht.Ich poliere halt vorsichtig mit Zahnpasta nach.das aber nicht 
zu lange sonst kommt das Kupfer wieder zum Vorschein.Ach ja, alte 
verzinnte Sachen kann man nach einer Zahnpastabehandlung nachverzinnen 
falls sich auf Grund der Lagerzeit eine schlechte Lötbarkeit einstellt.

von Jo Kurt (Gast)


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Mir erschließt sich immer noch nicht, warum die Zinnschicht denn 
unbedingt glänzend sein soll. Der Hauptzweck ist doch, die Lötbarkeit zu 
verbessern, da ist es doch völlig wurst, ob's matt oder glänzend ist.

Viele meiner verzinnten Bauteile (z.B. Spannungsregler in TO220) sind 
vom Werk aus matt verzinnt und trotzdem sehr gut lötbar.

von herbert (Gast)


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Jo Kurt schrieb:
> Mir erschließt sich immer noch nicht, warum die Zinnschicht denn
> unbedingt glänzend sein soll. Der Hauptzweck ist doch, die Lötbarkeit zu
> verbessern, da ist es doch völlig wurst, ob's matt oder glänzend ist.

Es gibt auch noch andere Sachen die erschließen sich auch nicht jeden. 
Auto waschen, Fenster putzen, Staub saugen etc....
Es schaut einfach besser aus und manche brauchen das um sich wohl zu 
fühlen. Ich übrigens auch...

von MaWin (Gast)


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> Mir erschließt sich immer noch nicht, warum die Zinnschicht denn
> unbedingt glänzend sein soll.

Eine matte Oberfläche ist eine Berg- und Talbahn aus kleinen Kristallen 
"verklebter Sand" mit entsprechend grosser Oberfläche.

Wenn man die Oberfläche glanzpoliert hat, beispielsweise durch 
drüberreiben mit einem Leinenlappen der das weiche Zinn verdichtet aber 
nicht runterrubbelt, hat dieselbe Materialmenge viel weniger Oberfläche, 
und damit viel weniger Angriffsfläche für Luftsauerstoff zur Oxidation.

Die Oberflächen sind also weniger oxidiert und damit besser lötbar bzw. 
bleiben länger lötbar.

von herbert (Gast)


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MaWin schrieb:
> Eine matte Oberfläche ist eine Berg- und Talbahn aus kleinen Kristallen
> "verklebter Sand" mit entsprechend grosser Oberfläche.

Richtig MaWin, das ist auch der Grund warum sandgestrahlte Stahlteile 
schneller rosten als polierte....

von DarkSu (Gast)


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Hätte da nur eine Frage zum Chemischen Verzinnen. Hab mir das Set nun 
von Octamex bestellt. Verzinnt man nun wohl am besten vor dem bohren 
oder dannach ?

Gruß DarkSu

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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DarkSu schrieb:
> Hätte da nur eine Frage zum Chemischen Verzinnen. Hab mir das Set nun
> von Octamex bestellt. Verzinnt man nun wohl am besten vor dem bohren
> oder dannach ?

immer vor dem länger liegen lassen jedenfalls!

Wenn Du auch Nachts werkelst, aber nicht mehr bohren willst, oder die 
Möglichkeit besteht, dass dein Weibchen dazwischen funkt, oder die 
Eltern, oder du häufiger mal den Bohrer abbrichst dann würde ich vor dem 
Bohren verzinnen.

Naja, und wenn du beim Bohren auf das Kupfer packst würde ich auch 
vorher verzinnen.

Chemisches verzinnen geht am schönsten, wenn das Kupfer frisch, blank 
und sauber ist.

So vielleicht?

vlg
 Timm

von DaGra (Gast)


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Jo Kurt schrieb:
> *Rezept:
>
> 500 ml destilliertes Wasser
> 50g Schwefelsäure 35% zugeben
>
> !Vorsicht! - Schutzbrille, Handschuhe!

Der Chemielehrer würde jetzt sagen:

ERST DAS WASSER, DANN DIE SÄURE!


Also schön so, wie es da steht!!!
Wenn man es andersrum macht, kann einem durch die stark exotherme 
Reaktion die Säure von Wasserdampf getrieben um die Ohren fliegen.

von herbert (Gast)


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DarkSu schrieb:
> Hätte da nur eine Frage zum Chemischen Verzinnen. Hab mir das Set nun
> von Octamex bestellt. Verzinnt man nun wohl am besten vor dem bohren
> oder dannach ?

Natürlich nach den bohren ....ist doch klar. Je sauberer und 
unverkratzter die Oberfläche ist umso schöner das Ergebnis. Wer auf 
Optik keinen Wert legt kann es machen wie er will.

von Ulrich K. (chattermark)


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Hast Du die Lösung denn mit destilliertem Wasser angesetzt oder mit 
Leitungswasser?

von Dieter J. (fossi)


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Steht doch im 3.Beitrag !!!

Gruß
fossi

von Ulrich K. (chattermark)


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Da schreibt Jo Kurt, daß er es so macht, aber der OP hat dazu 
nirgendwo Stellung genommen. Daran kann es aber liegen, daß er so 
unglänzende Ergebnisse hatte. Ich hatte das schon vor meinem Posting 
durchgelesen...

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